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Beilage »u Nr. 185 de« Auer Tageblatt» und An,einer» si>* da« Erzgebirge Mittwoch, d« 20. Juli 1910. wurde der Vorsteher de» ^Petersburger Mäterialdeopt», Inten, dänt Oberst Glotow, im Arbeitskabinett verhaftet und direkt in» Gefängnis abgeführt. — Da» Kriegsministerium hat eine strenge Durchsicht aller Dokumente und Abrechnungen angsord- yet, die sich auf die Erbauung und Unterhaltung der Festung Port Arthur in Ostasten beziehen. * Gros,, Zollunttrschlagungen. Die Regierung der ver. einigten Staaten wurde nach Entdeckungen, die man jetzt machte, in den letzten Jahren um mehr als eine Million Dollar« durch junge kaufmännische Angestellte in der Wallstreet in Neu- york und anderen Bankhäusern geschädigt. Diese haben stempel, pflichtig« Quittungen mit alten, bereits abgestempelten Marken beklebt, und man hat jetzt herausgefunden, daß dabei für mehr als eine Million Dollars alte Marken verwandt worden sind. * Selbstmord einer Krankenschwester. In der Kleiststraße in Berlin sprang vorgestern abend die Krankenschwester Golchert von einem im vierten Stock gelegenen Balkon eines Privatpflegr- rinnenheims, in dem sie wohnte, auf die Strotze, wo sie mit zer schmetterten Gliedern liegen blieb. Bei der Überführung nach der Rettungsstation starb das Mädchen. Es hätte wenig ge fehlt, so wäre eine Dame durch den herabstürzenden Körper ge troffen worden. Die Dame sank vor Schreck in Ohnmacht. Schwer« Unwetter und Wolkenbrüche. * Köln, 19. Juli. Der Mittelrhein wurde gestern nachmittag und heute morgen von einem Unwetter heimgesucht, wie es sel ten erlebt worden ist. Ein plötzlich niedergehender Wolkenbruch hetzte die niedrig gelegenen Stadtteile von Bonn unter Wasser, so datz die Feuerwehr zur Hilfeleistung herangezogen werden mutzte. Im Vorgebirge stehen weite Strecken Landes unter Wasser. Der Verkehr auf der VorgÄbirg^bahn war auf längere Zeit unterbrochen. * Heringsdorf, 19. Juli. Durch ein Unwetter wurden die Straßen durch Wasser bis zu 4V Zentimeter hoch über schwemmt. * Wien, 19. Juli. In Oesterreichisch-Schlesien und in Süd tirol haben gestern nachmittag schwere Unwetter grotzen Scha den angerichtet. Die Ernte ist beinahe vollständig zerstört. Zahl reiche Bäume wurden entwurzelt und die Schindeln von den Dächer» gerissen. * Brüssel, 19. Juli. Ein Gewitter von furchtbarer Gewalt entlud sich gestern nachmittag über Antwerpen. Der Blitz schlug in den Turm der grotzen Käthe dr ale und hüllte diese vollständig in ein elektrisches Flammenmeer. Ein Uhrmacher mit seinem Gehilfen, der hoch oben im Turme die große Uhr regu lierte, wurde abgeschleudert und erlitt schwere innere V e r- letzungen. In der ganzen Stadt wurden durch das Gewitter die elektrischen Lichtleitungen gestört. " London, 19. Juli. Heftige Regengüsse haben gestern eine Ueberflutung mehrerer Straßen in der Lity verursacht. In manchen Kellern stand das Wasser mehrere Fuß hoch. Der Be trieb der elektrischen Bahn von Vattersea nach Clapham Funk tion glich einem reißenden Strome. Auch auf dem Bahnhof von Kingston an der Themse standen zwei Fuß Wasser. GerichtLsaal. Landgericht Zwickau, Ferienstrafkammer II. H Wegen Rückfallsbetrugs und Unterschlagung hatte sich am Dienstag vor dem Landgericht Zwickau der 37 Jahre alte viel fach vorbestrafte Former Karl Max Lenk aus Schönheide zu verantwortlichen, der sich am 17. Februar d. I. unter der falschen Vorspiegelung, datz er am nächsten Tage bei einer Werkzeug- und Maschinenfabrik in Aue in Arbeit treten werde, bei der Schnitzers ehefrau Sp. in Aue einmietete, andern Tags aber ohne sein Kost end Logisgeld zu bezahlen verschwand. Vorher unterschlug er noch «in Zweimarkstück und ein Marktnetz das ihm die Frau Sp. zur Besorgung eines Einkaufs übergeben hatte. Das Geld ver jubelte er, das Marktnetz verkaufte er. Lenk wurde unter An nahme mildernder Umstände zu drei Monaten einer Woche Gefängnis und drei Jahren Ehrenrecht<s- verlust verurteilt. Von der Gefängnisstrafe erachtete man vier Wochen als durch Untersuchungshaft verbüßt. Zl Gefälschte Bestellscheine benutzte der 28 Jahre alte, ein mal vorbestrafte Kellner und Provisionsreisende Paul Friedrich Ma rfchall au» Lößnitz, al» er für den Buchhändler Rötzler in Glauchau tätig war und Bestellungen auf Bücher aufsuchte. Di« Bestellscheine fälschte er, um sich zu Unrecht in den Besitz der ver, einbarten Provision zu setzen, wa» ihm auch in mehreren Fällen gelang. Vom Landgericht Zwickau wurde er am Dienstag wegen Urkundenfälschung und Betrugs, außerdem noch wegen einer Unterschlagung zu sechs Wochey drei Tagen Gefängni» verurteilt. * Beleidigungsprozeß gegen di« Gräfin Pfeil. Die wieder holt schon genannte Gräfin Stephanie v. Pfeil und Klein-Ellguth wird sich demnächst an Eerichtsstelle zu verantworten haben. Auf Antrag des Kommandierenden Generals des 17. Armeekorps Mackensen (Danzig) ist nämlich gegen die Gräfin und ihren Rechtsbeistand Notar Dr. Sprenger (Bremen) durch die Staatsanwaltschaft in Danzig einöffentlichesStrafver- fahren wegen Beleidigung eingeleitet worden. Als beleidigt kommt das Kriegsgericht in Thorn in Betracht, das über den ehemalige» Gatten der Gräfin seinerzeit zu Gericht gesessen hat. Die Beleidigung des Kriegsgerichts wird in einem Tele gramm und einer schriftlichen Eingabe der Gräfin und ihres Rechtsbeistandes an den Eerichtsherrn des 17. Armeekorps Gene ral v. Mackensen erblickt. In dem Telegramm wird General Mackensen von der Gräfin ersucht, gegen das Urteil des Kriegsge richts, durch das Graf Pfeil von der gegen ihn erhobenen Anklage freigesprochen wurde, auf alle Fälle Revision einlegen zu wollen und das Material einer Prüfung zu unterziehen, mit Rücksicht auf die überaus schweren Folgen, die ein definitiver Freispruch des Angeklagten für die Gräfin in ihrem Prozesse zur Wiwrerlang- ung ihrer Kinder haben würden. BorstandGtzung des Erzzevirgsvereins. Um sich vom Fortgänge und Erfolge der Vauarbeiten auf Sachsens höchstem Berge zu überzeugen, versammelte sich am Sonnabendnachmittag der Vorstand des Hauptvereitzs im Fich- telberghause, das in seiner neuen Ausdehnung und im Schmucke seiner stattlichen Ausgestaltung weit hinausleuchtet in das Land. Der Vorsitzende, Seminaroberlehrer Möckel-Schnee- berg, eröffnete die Sitzung, zu der 11 Herren aus Schneeberg, Leipzig, Chemnitz, Zwickau, Freiberg, Eibenstock, Zwönitz und Oberwiesenthal erschienen waren. Er gedachte zunächst des jähen Hinscheidens des verdienten langjährigen Kassierers des Gesamtvereins, Stadtrats Härtel-Schneeberg. Die Ord nung der Kassengeschäfte, der sich der Vorsitzende mit unterzogen hat, hat die Gewissenhaftigkeit des Heimgegangenen aufs neue bewiesen. Der Kassenbericht umfaßt die Haupt-, die Fichtelberg- Haus- und die Auer?l>erghauskaffe. Einnahmen und Ausgaben der Hauptkasse betrugen 17 499,85 .ti, Unter den Ausgaben stehen an der Spitze die Kosten für Herausgabe des Glückauf (5945 .lt). Beim Fichtelberghaus (alte Gestalt) beliefen sich 1909 die Einnahmen und Ausgaben auf 13 581 Unter den Einnahmen stehen 4012 für Post karten, 1965 .L für Tourenkarten, 2600 .L Pacht. Das alte Haus ist noch mit 16 000 .L. Schulden belastet bei einem Werte von 38 048 Für den neuen großen Queranbau (1909/10) sind bis jetzt 72 794 angezahlt worden. Die Summe wird 80000 übersteigen. Zur Aufbringung der Summe für Erhöhung des alten Hauses und des Turmes fehlen nach 8000 Weitere Summen sind nötig um den Prinzenweg so auszubauen und zu verbreitern, daß Automobile fahren können. Es folgte sodann die Festsetzung des Preises für Uelbernachtung im Fichtelberghaus«. Man bHtimmt für 1 Brtt in den Zimmern 2 .L, in den Schlafsälen 1,25 !^. Für Schüler wird der Preis auf 75 L erniedrigt. Die Auersberghauskaffe weist 10 400 Märk Einnahme und Ausgabe auf. Die Schuldenlast dep Hau ses «beziffert sich auf 32139 K das Vermögen auf 54 472 Da der Pacht abläuft, ist man gewillt, dem Hauptverein vorzuschla gen, dem Bergwirt Heinz unter entsprechender Erhöhung des Pachtes die Verwaltung wieder zu übertragen. Es wird sich die baldige Errichtung eines großen Wirtschaftsgebäudes auf dem Auersberg nötig machen. — Die eingegangenen Unterstützung^gesuche der Zweigvereine Johanngeorgenstadt (SchülerherLerge), Burkhardtsdorf (Ankauf und Erschließung des Niklasberges), Dorfchemnitz bei Zwönitz (Wegebauten und dergleichen), Um sprung (desgleichen) werden vom Vorstand« aus den ihn» zu» Verfügungen stehenden Kaffen, und Stiftungsgeldern bewilligt. Da der Grzgebirgsverein mit in den Vorstand de» Lundes Deut scher Verkehr^svereine berufen worden ist, überträgt man die Ver tretung dem Vorsitzenden Oberlehrer Möckel. Auf dem Verbands tage Deutscher Wander- und Gebirgsvereine in Neustadt a. d. Haardt werden Pfarrer Löscher-Zwönitz und Redakteur KaLWi Leipzig den Eesamtverein vertreten. Man nimmt Stellung zur Tagesordnung, die außer laufenden Geschäften auch eine Reihe Anträge des Erzgebirgsvereins aufwetst über Teilnahme an de» Berliner internationalen Ausstellung für Touristik (1911), über Förderung des Jugendwandern-r, betr. Errichtung einer Aus tauschstelle für touristische Publikationen der Verbandsvereine im In- und Auslands, betr. Veranstaltungen von Ausstellungen touristischer Veröffentlichungen, und betr. Entscheidung über die Aufnahme deutsch-böhmischer Vereine. Die diesjährige Hauptversammlung de» Erzgebirgsoerein» wird am 1. und 2. Oktober inCh « mnitz stattfinden, verbunden mit der Feier des 25-jährigen Jubiläums des Chemnitzer Erz- gäbirgszweigvereins. Für die Abgeordnetenversammlung am 1. Oktober stellt der Vorsitzende des Preßau,sschuffes, Redakteur Kabisch-Lcipzig, wichtige Anträge. Für die Ausstellung für Tou ristik in Berlin 1. April bis 20. Juni 1911 soll vom Erzgebirge ein möglichst großer Raum belegt werden. Man beschließt dem gemäß; und will Anschluß an den in Dresden bereits znsammenge- trctenen Ausschuß suchen. Auch soll für diese Zwecke vom Preß ausschuß eine in großer Auflage umsonst zu verbreitende Reklame schrift mit Bildern herausgegeben werden. Die neue Auflage von Wegemarkierungskarten mit den beschlossenen Verbesserung soll ebenfalls bis dahin erscheinen. Ferner beantragt der Genannte, daß mehr wie bisher die Einzelvereine wie der Hauptoerein die Einrichtung non Schülerreisen durch das Erzgebirge fördern möchten. Diese Beratungen nahmen am Sonntag vor mittag ihren Fortgang, nachdem das Haus in allen seinen Teilen besichtigt worden war. Nach Vollendung der Bauten soll am ersten Ferientag des Herbstes eine schlichte Weihefeier stattfinden. (Schluß de» redaktionellen Teil».) übe 11 linyeliiksl von üen üsnr. u. it3lisn. <»l3Stt Isksk-kegien . unä 8ämtliciie lleäarks- artilrel nur erster for men ru Orißinaipreisen em pfe Irlen krltt r Lo. IlrM., Aus, iViarkt 5. kackmänniseke Oeclisnuiix! Illustrierte Preisliste gratis unä franko. das sagt Alvar sich mit stiller Freude. Er ist so sonderbar er regt, sein Blut pulsiert ihm in Len Adern. Er hat einige Gläser Wsein getrunken und sehnt sich nach der erfrischenden Kühle, die die Halbaffen« Verandatür hereinströmt. Luise tritt er hinaus und lehnt sich über die niedere Brüstung. Er denkt plötzlich an sein schlichtes Elternhaus, und seine Lieben stehen lebhaft vor feinen Augen. „So in Gedanken," sagt Vronis neckende Stimme. Sie ist, von ihm nicht bemerkt, hinausgekommen und lehnt nun neben ihm auf der Brüstung. Und drunten am Teiche schlägt eine Rohrdommel, ein Märchenzauber umspielt die beiden jungen Menschen, die sich erst so kurze Zeit kennen und sich magnetisch angezogen fühlen. ,Moran dachten Sie?" fragte Vroni nach einer ganzen Weile. Da beginnt Alvar, ihr von seinem glücklich?» Heim zu er zählen, er nennt die Namen seiner Lieben, und sein warmes Herz bebt durch jedes Wort. .Mir gehen im Herbst auf einige Tage nach Berlin," sagt Vroni, „ich freue mich, dann die Ihrigen kennen zu lernen. Papa sagt, daß er jedenfalls seine alte Flamme besuchen will, Sie wissen doch, datz s» Ihre Mutter war?" Alvar fühlte sich durch die burschikose Art abgestoßen. Vroni aber wartete keine Antwort ab und fuhr fort: „Werden Tie dann auch in Berlin sein, Vetter?" „Ja, ich hoffe Urlaub zu bekommen." „O, das ist schön'" Sie klatschte wie ein Kind in die Hände. „Wann werden Sie Offizier werden?" lautete die nächste Frage. „Ich weiß noch nicht, ob ich überhaupt weiter dienen werde," «widerte er gepreßt, „es «ar früher nicht vorgesehen, aber ich hab« da» Reiterleben so lieb gewonnen, datz ich gern Soldat bliebe." „Da» verstehe ich!" rief Vroni begeistert, „ich heirate auch nur einen Leutnant," fügte fie hinzu. Der feurige Blick, den fie dabet unter den langen Wimpern auf Alvar warf, sagte mehr, al« fie selbst glaubte. — Wie in einem Rausch fühlte er sich in ihrer Nähe; sein klare, Urteil war getrübt. Er wußte es schon an jenem ersten Abend, datz « sich rettungslos verliebt hatte. Und diese» Gefühl wnch» riesengroß in den Tagen, die er in Rechlinghausen verbrachte; es drohte, über ihm zusammenzuschlagen, ihm jeden Gedanken erfüllend. Vroni freute sich ihrer Macht; sie übte sie aus und versengte sich dabei selbst die Flügel. Einmal machte ihre Mutter ihr Vor stellungen, aber das junge Mädchen sagte lachend: „Schilt nicht, Mutterle, er ist doch mein Vetter, and wir sind beide so jung, es hat nichts zu bedeuten." Der Tanzabend bei Brendows vereinte die ganze Nachbar schaft. Offiziere aller Waffengattungen waren eingeladen, und heitere Geselligkeit unterhielt alle bis zur späten Stunde. Alvar und Vroni tanzten viel zusammen, aber man legte dem keinen Wert bei. Die Verwandtschaft war bekannt, und beide waren noch halbe Kinder; obgleich Alvar schon zweiundzwanzig Jahre zählte, betrachtete man ihn noch nicht als fertigen Mann. Am zweiten Tage war wieder Manöver; schon früh rückten die Herren Offiziere mit ihren Soldaten aus. Obgleich Vroni für gewöhn lich eine große Langschläferin war, stand sie heute doch schon auf der Treppe. Sie sah in dem Hellen Morgenkleide so frisch wie eine Rosenknospe aus, und ihre Augen leuchteten förmlich, als fie Alvar ein fröhliches: „Eulen Morgen" zurief. „Um zwölf kommen wir mit dem Frühstück," sagte sie lustig. «Auf Wiedersehen, Coufinchen," gab Alvar zurück. Dann sprengte er davon, das feurig« Pferd trug den stattlichen Reiter davon. Vroni lächelt« vor sich hin. Sie blieb noch ein« Weile, in Gedanken verloren, stehen; ein seltsam entschlossener Zug zuckte um ihren Mund. Heute fuhren die Damen im Landauer zum weiter entfern ten Manöverterroin hinaus. Auch Vilmas Kinder waren mit genommen worden. Die Herren folgten im -weiter. Wagen, und endlich kamen die Speiseoorräte und Erquickungen für die Offi ziere und Soldaten. Ein Vetter Karl-Detleffs des älteren, ein Sechziger, der Frei. Herr Kunz von Rechlinghausen, hatte sich feit gestern zu einem feiner Dauerbesuche «ingefunden. Er halt« sein Vermögen in jungen Jahren durchgebracht und lebte nun auf den verschiedenen Gütern seiner wohlhabenden Verwandten das ganze Jahr hin durch. Ei-, übertriebene« Standesbowußtsein verbot es ihm, Arbeit anzunehmen, di« sich wohl geboten hätte, die «r aber nicht mit der Würde «ine» Freiherrn von Rechlinghausen vereinbar fand. Eine kleine Pension aus einer Familienstiftung warf das nötigste für die persönlichen Bedürfnisse ab und sein Schmarotzer leben in den Häusern der Freunde und Verwandten machten den alten Lebemann satt. Dabei war Kunz überall beliebt, denn er war ein sogenannter „guter Kerl", der es sich angenehm zu machen wußte und manche kleine Demütigung herunterschluckte, die er am Anfänge bitter empfunden hatte, an die er sich aber mit der Zeit gewöhnen mußte. Seine Hauptbeschäftigung be stand darin, Ahnentafeln zu malen, die er an seine jeweiligen Wirtz: verteilte. — Heute bot das Manöverseld wieder dasselbe prächtige Bild, wie am ersten Tage, und auch heute wimmelte es von Zuschauern. Die Gutsbesitzer hatten inzwischen di« Herren Offiziere kennen ge lernt, und die liebenswürdigen Schwerenöter sollten erquickt werden. Mehr als ein zartes Band knüpft sich an in solchen Tagen, durch die eine frohe Feststimmung geht, auf die man sich schon lange vorher freut. Vilma und Vroni standen hinter dem improvisierten Tisch, der aus einem riesigen Eichenstumpf bestand, über den eine feine Damastserviette gedeckt war, und reichten den herzudrängenden Offizieren die Gläser mit schäumendem Bier, das Ernst und Onkel Kunz verzapften. Wein und Früchte labten die müden Krieger, und Frau von Rechlinghausen und rhr Mann packten immer neu« Ehvorräte aus, die hochwillkommen waren. Auch die Soldaten umdrängtcn die Tonnen mit leichtem vier und sprachen den derben Butterbroten tüchtig zu. Dazu spielten die Regimentskapellen abwechselnd und die bald ernsten, bald heiteren Weisen weckten da» im Walde schlum mernde Echo. Vroni trug heute die Farben der littautschen Dragoner, rin duftige» Kleid von derselben klauen Farbe mit weitzrn Aufschlä gen und einen ebenso gehaltenen großen Strohhut. Auf di« Er laubnis seine» Leutnant» wartend, stand Alvar bescheiden in eint, ger Entfernung; erst als ihm Karl-Detlefs freundlich winkte, trat er hinzu. Die Musik spielte dben «in Potpourri aus dem ,Mettel student", da» Lied: „Nur das «ine bitt' ich dich, liebe mich —< liebe mich." Alvar und Vroni sahen sich an; « «ar ihnen, al, sprächen sie die Worte. Schnell füllte fie «inen Krtstalllelch mit purpurnem Wein« und tat Mannerheim lachend Bescheid, dabet tief in sein« Augen blickend. /Fortsetzung folgt.