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Auer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge : 19.07.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-07-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735684481-191007194
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735684481-19100719
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735684481-19100719
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-07
- Tag 1910-07-19
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Monat
1910-07
-
Jahr
1910
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Nr. 164. Auer Tageblatt und Anzeiger für da« Erzgebirge. Dienstag, den IS. Juli 1910. wesene Minister nicht. Im Gegenteil, sie stürzen sich erst recht in den Strudel des politischen Lebens und es verschlügt keines, wrgs etwa», wenn sie sich auf die Seite der Opposition stel len und dieser zum Segen zu verhelfen sich bestreben. Zweifellos wird einem Etaatjswesen durch eine derartige Betätigung viel genützt, wenngleich sich nicht verkennen läßt, datz leicht zu einer Politik ad irato getrieben wird. Eine Ausnahme machte bei uns in Deutschland lediglich Fürst Bismarck, der recht oft in kräftigen Worten seinem Mißfallen über den nach seinem Rücktritt eingeschlagenen Regterungskur» Ausdruck gab und oft genug seine Stimme warnend schallen ließ. Seine Nachfolger waren anders geartet. Taprivi schwieg ganz und gar, er starb auch bald nach seinem Sturze und hinterließ keinerlei Memoiren, die vielleicht doch manchen interessanten Einblick hätten bringen können. In dieser Richtung verfuhr auch sein Nachfolger F ür st Hchenlohe, dessen bald nach dem Ableben durch seinen älte sten Sohn veröffentlichten Memoiren sich freilich in der Haupt sache auf höfischen und diplomatischen Klatsch beschränkten. Des Reiches vierter Kanzler, der in der Vollkraft der Jahre in folge der veränderten politischen Konstellation seinen Abschied nehmen mutzte, hielt sich, wie all die kleinen Götter, vom poli tischen Getriebe vollständig fern und mag wohl von seinem fer nen Heim aus mit Lächeln die in Deutschland eingerissene Ver- Verwirrnis beobachtet haben. Das Wort ergriff er aber nicht. Es mag ihm dies verschiedentlich hoch angerechnet werden, im In teresse des Staates wäre es aber doch, wenn gerade solche Persön lichkeiten in der einen oder anderen Weise uns erhalten blei ben könnten. Fürst Bülow ist zwar Mitglied de? preutzischen Herrenhauses, auch andere ehemalige Minister gehören zu besten Mitgliedern, wie beispielsweise Graf Posadowski. Aber auch dort schweigen sie und dieses preußische Oberhaus wäre wohl auch kaum eine geeignete Stätte für eine wirklich segensreiche Wirksamkeit. Man hat seinerzeit den Fürsten Bismarck in den Reichstag gewählt, sein Mandat hat er aber nicht ein einziges Mal ausgeübt, son dern grollend von fern zugesehen. E? wäre erfreulich, wenn man mit dieser Praxis endlich brechen würde und die Wähler sich hie und da einigen, um solchen Persönlichkeiten ihr Vertrauen in einer Mandatsübertragung auszudrücken, in dem Gedanken, daß hierdurch dem Staatswohl gedient würde. Solche Persönlich keiten brauchten keineswegs in das Parteigetriebe hineingezogen zu werden, es wäre sehr wohl möglich, daß die Gesamtheit derbürgerlichenWählerschaftdes einen oder anderen Wahlkreises ihm die höchste Würde anvertraute, die da? Volk vergeben kann und es stände wohl außer Zweifel, daß ein solches Vertrauen sich glänzend rechtfertigen und daß dem Reiche da mit in vieler Hinsicht gedient würde. Politische Tagesschau. «ne, 19. Juli. * Ein Wechsel im Unterstaatssekretariat des preutzischen Äi- nifteriums der öffentlichen Arbeiten. Der UnterstaatSsekretär im preutzischen Ministerium der öffentlichen Arbeiten Fleck, der in den Sechzigern steht, denkt, nach dem Lok.-Anz., an seinen Rück tritt. An seine Stelle wird, so verlautet, Ministerialdirektor Offenbach berufen werden. * Die neuen Minister in Pose». Landwirtschaft»«! ister Frhr. v. Schorlemer und Finanzimnister Dr. Lentzc trafen am Sontaq abend um 7 Uhr in Posen em. In ihrer Begleitung waren UnterstaatSsekretär Günther, Geheimrat Dr. Ganse vom Landwirtschaftsministeiium sowie Geheimer Finanzrat Busch. Nach ihrer Ankunft wurden ihnen die heroorragensten Mitglieder der Anstedlungskomm stion und der Regiernng vorgestcllt. Am Montag vormittag 9 Uhr fuhren die Minister unter Führung des Präfi. denten der Ansiedlungskommisiion in die Ansiedlungsdörfer bet Posen. Am Nachmittag reisten die Herren nach Ostrowo weiter. — Di« Stcllung der badischen Sozialdemokraten zum Bud. 8«t. Der Badische Volksfreund kündet an, er werde den Beweis führen, Satz der vom Vorwärts vertretene Standpunkt gegen die Budgetbewilligung der badischen Sozialdemokraten absolut unhaltbar sei und daß bezüglich der Frage, was für die badi schen Sozialdemokraten gegenüber ihrer Haltung in der Landes- oolitik von Ausschlag sein müsse, vernünftigerweise nur der badische Parteitag endgültige Entscheidungen treffen könne. Denn nur die badischen Genossen seien in der Lage, alle mich sorgen, daß es nach Ihrem Wunsche geht. Ich eile zum König und rufe Sie alsbald. Die Königin wandte sich zur Tür. An der Schwelle blieb sie noch einmal stehen und sah sich nach dem Minister um, den de? Gatten schroffer Widerstand aus seinem Amt getrieben hatte und den er nun auf ihr Betreiben erneut in seinen Dienst nahm, den fähigsten Mann in Preußen, den Retter. Sie hatte den Glauben an ihn, und sie traute sich zu, den zögernden Willen und Widerspruch ihres übellaunigen Gemahls ganz zu besiegen, zum Heile Preußens, denn jener Mann dort, das fühlte sie tief in ihrer Seele, war von Gott gesandt zur Rettung des Vater landes. Wie er stolz, ja hoheitsooll dastand, glich er einem . . . Wem glich er doch? — — Eines Mannes erinnerte sie sich, den sie einst auf ihrem Brautzugs gesehen hatte, in Weimar, Goethe. Dem glich er. Beseelt von diesem Gedanken, trat Luise in das Kabinett ihres königlichen Gemahls. Er war allein. Stein ist da! rief sie Hm, froh und besorgt zugleich, entgegen.— Mag er warten! — Sie trat neben den König: Daß du es wissest, mein Gemahl, dieser Mann ist nicht gewohnt, zu warten. Er ist gekommen mit dem festen Willen, uns und dem Volke Be, freiung zu bringen. Gott schickt ihn. Darum dürfen wir ihm nicht in den Arm fallen und kleine Geister, zaghafte Köpfe zwi schen ihn und sein Werk stellen. Latz ihm den Weg zu dir jede Stunde offen, mein Gemahl. — Sie berührte den König mahnend an der Schulter. Gr wollte sich unwirsch abwenden, hielt aber unter ihrem Blick inne und gab gekränkt zur Antwort: Ich mag ihn nrcht, du weißt es, liebe Luise, er ist mir zu schroff und steif. Schick' mir den Hardenberg; der weiß sich vor seinem König zu geben und Vernunft anzunehmen. Stein ist ein Steifnacken. Er will Herr sein. — Fritz, er ist da. Das ist Gottes Sendung, glaub' es meinem Herzen. Datz er so ist, das ist nun mal sein« Art. Du mutzt das ertragen. Du mußt, Lieber. — Nun gut, mag er sich mit Beyme in» Benehmen setzen. — Da» tut Stein nicht, mein Gemahl. Wollen sehen, was Beyme dazu sagt Sie rührte dir Glocke auf dem Tische. Der Diener trat ein. Wo ist Beyme? Er trat ein und hörte sie Königin ihre Werte wiederholen. — Eure Majestät bitte ich, mir huldvollst mein« Entlassung au» dem Kabinett zu gewähren, macht« Beyme al». Gründe recht zu würdigen, die die Fraktion zu ihrem Entschlüsse bewogen hat. Es sei keinen Augenblick daran zu zweifeln, datz der Vortwärt» nur die badischen Arbeiter in der sozialdemokratt. schen Landespolitik verwirren müsse, und datz er die Stellung der badischen Genossen durchaus falsch beurteilt habe. — Da» Deutschtum im Kreise Apenrad«. Die Staats, «gierung hat den reichlich 76 Hektar großen Hof de» LandmanncS Jacobsen-Oberterp angekauft und mü der bereit« bestehenden Staats« domäne Oberterp vereinigt, die jetzt somit 220 Hektar umfaßt. Dadurch hat das Deutschtum im westlichen Teile de« Kreise» Apenrade einen sicheren Stützpunkt erlangt. Der bisherige Bkfitzer war ausgesprochen dänisch gesinnt. Da» dänische Blatt Hejndel nennt den Verkauf einen unersetzlichen Verlust * Zur Russlfizlerung der Ostseeprovinzen. In die Feier der 200jährigen Zugehörigkeit der Ostseeprovinz Livland zu Ruß land fällt Mißton auf M'ßton. Die Petersburger Regierung hat beschlossen, den Deutschen in den baltischen Provinzen ihre Schulen und ihre Vereine zu neh men und dort eine Landschaft einzuführen (Prooinzparlament), die den Deu schen die Vorherrschaft entziehen, den Let.en und Esthen das Uebcrgewicht einräumen und den wenigen Russen die Führerschaft überantworten soll. Diese dcutschseindlichc Politik Stolypins, die durch die Hal tung der deutschen Duma-Abgeordneten gegen die Finnland- und gegen die Westgeb etvorlaqe eine Verschärfung erfuhr, findet in der nationalistischen Presse rücksichtslose Unterstützung * Zur deutschen Polenpolitik. Die Meldung von einer Aenderung de» Kurses in Polen ist unbegründet. Au» dem Telegramm des Reichskanzlers an die Vertreter des Ostmarkenoerein» in Osterode geht deutlich hervor, daß eine KurS- veränderung in der deutschen Polenpolitik vom Reichskanzler nie mals zuaelaffen wird. * Ministerwechsel in Mecklenburg Schwerin? Dem Lok.- Anz. wird aus Mecklenburger parlamentarischen Kreisen geschrieben: In Schwerin wird nächstens ein großer Personenwechsel im Mini sterium als auch in den ersten Beamtenst.llen des GroßherzoztumS stattfinden. Bestimmt auftretende Gerüchte, denen man Glauben schenken muß, besagen zunächst, daß der Staatsminister Graf Karl B a s s e w i tz-Levetzow von seinem Posten zurücktreten und durch den seitherigen Vorstand des Justizministeriums Staatsrat Dr. Ad. Langfeld ersetzt werden wird. Als Nachfolger Dr. Langfelds wird der derzeitige Schweriner ObellandeSgerichtspräsidenr Dr. Brückner genannt. Auch das drille Mitglied des Slaatsmini- sterium», der Vorstand des Finanzwcsens Staatsrat Ad. v. Pres se nt in, soll die Absicht haben, von seinem Amte zurückzutreten Wie es heißt, wird der Herr v. Oertzen, der längere Zeit mecklenburgischer Gesandter am Berliner Hofe war, von dem Posten als Chef der großherzoglichen Haushaltsbehörde ablösen. Aus ihren Aemtern scheiden weiter der Kammerpräsident v. Schuck mann und der Geheime Kommerzienrat Baller, für deren Nachfolger verschiedene Persönlichkeiten in Frage kommen. * Frankreich in Marokko. Wie El Liberal aus Oran meldet, haben sich die Marokkaner mit etwa 200 Verwundeten süd lich des Mulujaflusses zurückgezogen, wo sie Verstärkungen der benachbarten Stämme erwarten. Die Unzufriedenheit gegen die französische Invasion sei eine außerordentlich tiefgehende. In allen Stämmen wird zu einem Entscheidungskainpf der Marokkaner gegen Frankreich fieberhaft agitiert. * Di« Kamrruner llnruhrn. An amtlicher Stelle fehlt ü er die gemeldeten Unruhen in Kamerun auch heute noch jede Nach richt. Die beunruhigenden Meldungen werden für übertrieben, wenn nicht für ganz erfunden bezeichnet. — Man wird diese Mitteilung mit Reserve aufzunehmen haben, da der amtliche Apparat erfahrungsgemäß bei der Ueb-rmittelung unangenehmer Nachrichten langsam arbeitet. — Zu den Unruhen in Lanea. Wie die türkischen Blätter melden, hat die Regierung wegen der letzten Schlägereien in Canea zwischen Griechen und Mohamevanern von den Behörden in Canea ernste Schritte gefordert zur Aufrechterhaltung und Wiederherstellung der Ordnung. * Zum Thronwechsel in England. Präsident Fallidres emp fing gestern den Marquis of Northampton, der die Thronbestei gung Georg V. zur Kenntnis brachte. In der Notifikation betont der König, er werde sich glücklich schätzen, das herzliche Ein vernehmen zwischen Frankreich und England andauernd wachsen zu sehen. Präsident Fallitzres erklärte, die französische Regierung werde nichts außer Acht lassen, das Einvernehmen unablässig zu kräftigen. bald der Sache ein Ende und ging aus dem Zimmer. Vorläufig bleibe Er! rief der König ihm nach. Luise sah jetzt alles schei tern, was sie kühn erträumt zum Heile Preußens. Entschlossen ging sie zur Tür und winkte dem Freiherrn von Stein, einzu treten. — Eure Majestät haben die Gnade gehabt, mich wieder in Euer Majestät Dienste zu berufen. Nehmen Eure Majestät allezeit meine ganz« Kraft für Preußen in Anspruch. Ob und wie Gott helfen wird, wer kann es jetzt schon wissen? — Helfen Sie uns, Stein! Der König gab ihm die Hand. — Das will ich, Majestät! — Die Königin stand stolz zwischen beiden Männern, und dieser Händedruck gab ihrem bekümmerten Herzen den Mut und die Kraft der Jugend wieder. Rettung sah sie und Heilung für alle Not und Schmach. Hört meinen Plan, rief fie jugendlich ermutigt aus: Jetzt ist es Zeit. Was ich in Tilsit umsonst getan, will ich wiederholen. Ich gehe selber nach Paris, ja, ich, mein Gemahl, und r ill den harten Sinn jenes Mannes ohne menschlich' Herz d.ä, noch erweichen. — Stein sah sie staunend an. Niemals, Luise! schnitt der König ty: die Rede äb. Warum niemals. Majchät? entgegnete Stein geniessen: Der Entschluß Jbrer Majestät lemmr meinen Plänen nahe. Sagen mir also: Noch nicht. — Davon ein andermal, Stoin. Sucht jetzt Er.»r Quartier auf. Morgen wollen wir weiter sehen, was für Bot schaft aus Pari» kommt. Stein war entlassen. Die Königin geleitete ihn bis in Len Vorsaal. Geben Sie nach, Stein! Ich beschwöre Sie um König und Vaterland, um meiner Künder und meiner selbst willen. Geben Sie dem Könige ein wenig nach! Stein nickte wortlos und küßte der Königin zum Abschied ehrerbietig die Hand. Es war wie ein« Huldigung vor ihrer Größe und Willenskraft, datz dieser stolze Mann, höfischer Art so abhold, sich verehrungsvoll vor ihr neigte. Mit einer solchen Königin im Bunde sah er den In« trigen und Kämpfen um den König mutig entgegen. Als Stein aus dem Hause de.» Kaufmann» Eonsentius trat, sprang ihn der tosende Eeesturm an, der die Welt ring» erzittern machte. Heber ihm in Lüften zerriß da» geballte Gewölk und ließ einen lichten Strahl der Sonn« frei. Diese Stund« hatte den neuen Grund zu Preußen» Größe gelegt. Königin Luise war di« Hilfe Gotte» in tiefster Rot ihre» Lande». — Au» d«m spanisch«» Parlament. Daily Telegraph mel- det au» Madrid: Ministerpräsident Canaleja» erklärt« in den EorteS, die Regierung denke nicht daran, die militärischen Ope rationen im Riefgebiete weiter sortzusetzen. Er ersuche die Abgeordneten, sowie die Vertreter der Presse, ihr Möglichste» zu mn, um die umlaufenden Gerüchte bezüglich der Rispolitik der Regierung zu dementieren. — Zur Anerkennung de» Präsidenten Madriz. Die Aner kennung de» Präsidenten Madriz von N caragua hat hohe poli- tische Bedeutung, d» der ganze Strich zwischen New-Ocleau», Mobile und Bluefield» unter norwegischer Flagge steht. Da nun Madriz gegen Bluefield» die Blokade verhängt hat, so ist der ganze Orr bezüglich Nahrungsmittel uud Munition vollständig abgeschnitten. — Der Rachfolg«r Ehauviere». Bei der Nachwahl für den verstorbenen Sozialisten Ehauviere wurde in Paris derkonser - vative Daramont mit 6542 Stimmen gewählt gegen den Sozialisten De Pressense, der nur 5030 Stimmen erhielt. Die Radikalen haben größtenteils für Daramont gestimmt. * Der Internationale Sozialistenkongretz wird bekanntlich in diesem Jahre inKopenhagenim August abgehalten. Auf seiner Tagesordnung stehen folgende Gegenstände: 1. die Bezie hungen zwischen den Gewerkschaften und den politischen Parteien; 2. die Arbeitslosigkeit; 3. das internationale Schiedsgericht und die Abrüstung; 4. die internationalen Ergebnisse der Arbeiter- Gesetzgebung; 5. Organisation einer internationalen Kundgebung gegen dis Todesstrafe; 6. das Verfahren zur raschen Ausführung der Beschlüsse der internationalen Sozialistenkongresse; 7. Orga nisation der internationalen Solidarität. , -, Aus -e« Königreich Sachsen. Der sächsische Lehreroerein und dao konservative Vaterland. Einei kräftigen Hieb führt der Vorstand des Sächsischen Lehrervereins gegen das Vereinsorgan der Konservativen, das Dresdener Vaterland, für das Generalsekretär Kunze, ein ehemaliger Lehrer, verantwortlich zeichnet: Die in Massenauflage vsrb eitcte Nr. 12 der konservativen Zeitschrift: Da» Vaterland enihält agitatorische Hetzartikel, die im einzelnen zu widerlegen der Sächsische Lehreroerein für unnötig hält. Die Hetzartikel richten sich also gegen die Lehrerschaft, die mit all ihren Be mühungen kein anderes Ziel verfolgt, als, wie ein sächsischer Unterrichtsminister sagt, die gewerbliche und industrielle Tüchtig keit eines Volker, die Leistungsfähigkeit unsere- Staates in dem Konkurrenzkampf der Völker durch zeitgemäße, gründliche Bildung der Jugend zu fördern. Die Lehrerschaft ruft das Gerechtig keitsgefühl aller billig Denkender in allen Kreisen und Par teien an Sie mögen entscheiden, ob die bisherigen Leistungen und Bestrebungen der Lehrerschaft sich mit Bezeichnungen wie Helfer der schwarzen Reaktion, Totengräber unserer Freiheit, Ze-störer des Bodens, auf dem unser wirtschaftlicher Wehlstand ruht charakterisieren lassen. Sie mögen auch beurteilen, wie kon sequent das Vaterland handelt, wenn es in derselben Nummer dem Ultramontanismus unselige Ve quickung von Religion und Politik vorwirft, mit der gleichen Nummer aber eine Broschüre deS Eoang.-luth. Schulvereins verbreitet, der gegen die Reform des Religionsunterrichtes kämpft. Dem Vaterland ist es Vorbe halten gewesen, eine Angelegenheit, die von der Lehrerschaft >mit heiligem Ernste betrieben worden ist, herabzudrücken auf den Ton der Kaplanpresse. Es ist aber in keinem Artikel nur im ent ferntesten bewiesen worden, daß es falsch ist, 1. wenn die Lehrer auch den Religionsunterricht der Natur des Kindes entsprechend anschaulich betreiben wollen; 2. wenn sie den Memorirstoff wesent. lich kürzen wollen, weil sie den Wert des Auswendiglernens für die Entwicklung eines religiös-sittlichen Charakters nicht allzu hoch einschätzen; 3. wenn sie im Religionsunterrichte das Leben der Gegenwart und Heimat mehr als bisher berücksichtigen wollen. — Zahlreiche Sympathiekundgebungen beweisen der sächsischen Lehrer schaft, daß sie mit diesen Bestrebungen sich auf dem richtigen Wege befinden. * » Grnmvach i. «., 19. Juli. Zu der Blitzschlagkata- strophe, bei der ein junges Mädchen den erlösenden Tod fand, dem infolge von Blutvergiftung ein Bein amputiert worden war, während die Amputation des anderen Beines Levorstand, ist noch zu melden, daß die Bedauernswerte die Blutvergiftung sich bei der Arbeit in einer Fabrik zuzog, indem sie sich einen Nagel in den Fritz trat. Nun ist die Unglückliche von ihren Lei den erlöst worden, das ihr das Leben zur Qual machen mußte... * Ruppertsgrün, 18 Juli. VerhafteterDeserteur. Gestern abend gegen 10 Uhr wurde ein Deserteur von der 2. Kom pagnie des 133. Infanterie-Regiment, namens F. M., von der hiesigen Schutzmannschaft verhaftet und d-m Amtsgericht Werdau zugeführt. * Reitzenhain, 18. Juli. Vom Blitz erschlagen. Bei dem Gewitter am Freitag traf auf einer Miese bet dem nahe» Natzschung der Blitz in eine mit dem Heumachen beschäftigt« Arbeitertruppe und Mete ein junges Mädchen mit Namen Ge nau ck. Die übrigen Personen kamen mit einer Betäubung davon. * Zschopau. 18- Juli. Der ReichstagSwahlkampck in Zschopau-Marienberg. Oberförster Puschel in Reitzen hain hatte kürzlich zu einer Versammlung nach WildhauS ringe- laden zu dem ausgesprochenem Zweck«, die Gründung eine» Kon servativen Verein» für Kühnhaide-Reitzenhain oorzunehmen. Gegen 60 Personen waren erschienen, aber zur Vereinsgründung kam «» nicht. — Die Sozialdemokratie hat 'ihren Anhängern verboten, die Versammlungen des reformerischen Kandidaten Fritzsche zu besuchen. — Der fortschrittliche und der nattonalliberale Par teisekretär nehmen vorübergehend ihren Wohnsitz vom 18. Juli ab im 20. Wahlkreis, um die Wahl des fortschrittlichen-national- liberalen Kandidaten Brodaus nachhaltiger fördern zu können. Neben Kops ch-B:rlinshat auch Dr. Stresemann zugesagt, in Wählerversammlungen für di« Kompromißkandidatur tätig zu sein. * Freiberg, 18 Juli. Der Sächsische Pestalo zzi- verein hält Anfang Oktober hier «ine a«ßerord«ntliche Bezirks- vorsteher-Lersammtung ab, die namentlich über mehrere notwendig gewordene Satzungsänderungen Beschluß fasse» soll. Ferner soll die Versammlung den Rechenschaftsbericht und verschiedene Wahlen erledigen, sowie über di« Verwandlung der bisherigen Hauptkaff« in eine selbstständige Stiftung im Sinne von tz 80 de» Bürger- ichcn Gesetzbuch» für da» Deutsche Reich unter dem Namen Zu« chußkaffe beschließe». Voraufichtlich wird infolge dieser Versa««- ung die im Jahre 1911 geplante ordentliche BezirkSvorfteher-Ver« ämmlung «e-fallen.
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