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Nr. 168. »un Tageblatt und Sn,eign für da» Erzgebirge. Montag, den 18 Jult 1S10 s. sechs, grelsserttirnertuni«« i« Zittau. In Zittau findet gegenwärtig da» 3. Sächsischer KreiSvor- turnerturnen statt, bei dem auch das obere Erzgebirge stark ver treten ist. Von Aue nehmen der Alla. Tnrnvere in und der Verein Turnerschaft von 1878 'eil, der letztere mit 12 Mann, der erstere mit noch einer größeren Zahl. Am Sonn- abend verließen die Teilnehmer in den Vormittagsstunden unsere Stadt, um sich nach Zittau zu begeben. Dort bildete der gestrige Festsonntag den Haupttag, der rege turnerische Arbeit brachte, die ja immer den Hauptinhalt der Turnfeste bilden soll. Auf das Aua« de» Zuschauer» wirken Massenvorführungen am besten, darum mußte jeder Turngau Sachsen» geschlossen auftreten und in seiner Gesamtheit sein turnerische Können zeigen. - Allgemeine Stab übungen, Geräteturnen, volkstümliche Uebungen gaben ein Bild vom gegenwärtigen Stand de» deutschen Turnen, und es muß den Gauen nachgesagt werten, daß sie sich den gestellten Aufgaben mit großem Srnst und regem Eifer hingegeben haben. Der Fest platz lag außerordentlich günstig, umrahmt von hohen Baum beständen. Di« Turnplätze waren von hohen, breiten Promenaden dämmen umfriedet, lagen etwa einen Meter tiefer und gewährten so einen trefflichen Ueberblick über die Gesamtleistungen. Das Wetter war zum Turnen prächtig, kühl, bei teilweisem Sonnenschein. Bei ungünstiger Witterung würde bei der räumlich beschränkten Fest halle eine Durchführung des Turnens der Gaue unmöglich geworden sein. Die dreißig Gaue turnten in zwei Gruppen am Vormittag und ebenso am Nachmittag nach erfolgtem Festige und den all gemeinen Stabübungen auf der großen Festwiese neben der Rad rennbahn. Der Festzug, der pünktlich mittags 1 Uhr begann, stellte in drei Gruppen, die sich auf dem Marktplatze zu einem großen Ganzen vereinigten. Nach erfolgter offizieller Begrüßung auf dem Markte bewegte sich der Festzug direkt nach Weinau. Die ver schiedenen Turnertrachten der Gaue, reicher Fahnenschmuck und einige Festwagen boten dem Auge Abwechslung. Unmittelbar nach dem Festzuge wurden die allgemeinen Stabübun- gen ausgeführt. Die Turner marschierten dazu in großen Säulen mit den vorangetragenen Fahnen auf und zeigten darnach turnerisch vollendete Bilder. Die allgemeinen Stabübungen mit ihrem turnerisch reichen Inhalte wurden zum Teil zügig, das ist lang sam und kraftvoll, andernteils im Takte geturnt und dabei mit einer peinlichen Genauigkeit ausgeführt, daß die durch die große Masse schon bedingte Wirkung sich noch hob und steigerte. Die seit dem Hamburger Turnfeste getroffene Vorschrift, daß jederiKreis, oder hier jeder Gau, geschloffen austreten und Frei- oder Handgeräteübungen als Gemen libung vorführen muß, ist von größter Wirkung für die Belebung der Turnfeste geworden. Es war tatsächlich das Auge nicht imstcu-' ^ jederzeit all die turnerischen Darbietungen übersehen zu können^-and doch war wiederum jeder Festbesucher völlig be friedigt wegen der Vielgestaltigkeit der Darbietungen, wozu am Nachmittag auch noch das Turnspiel trat. Bewunderungswürdig bleibt immer die genau programmäßige Abwickelung des Arbeits programms. Die Organisation war so umfassend, der gesamte weitverzweigte Apparat arbeitete so genau, daß jeder Gau, jede Riege mit minutiöser Pünktlichkeit auftrat, ein Stück Arbeit der Kreisleitung und des 130 Mann starken Kampfgerichts, das dem Laien wie dem Fachmann Bewunderung einflößen mußte. Am Festabend fanden im Festzelte verschiedene Vor führungen statt, darunter ein Festspiel in lebenden Bildern. Die Spitzen der Stadt waren zu diesen Vorführungen am offiziellen Begrüßungsabend erschienen, darunter die Herren Oberbürger meister Oertel, Bürgermeister Mietzsch, Stadtrat Landtagsabge- ordncter Schwager, Stadtoerordnetenoorsteher Prof. Neumann, Oberst von Linsingen, zahlreiche Offiziere u. a. — Der Vorsitzende der Deutschen Turnerschaft, Geh. Sanitätsrat Dr. F. Goetz- Leipzig, der wegen Vorarbeiten zur Sitzung deß Ausschusses der Deutschen Turnerschaft in Straßburg am Erscheinen verhindert war, sandte ein Begrüßungsschreiben an die Vorturner Sachsens, das ihre Arbeit würdigte. Von GtM MA Limtz. * Gedenktatze am 18. Juli: 1870 Die Unfehlbarkeit des Papstes wird proklamiert. 1876 Karl Simrock, Dichter, -f Bonn, 1897 Karl Vqgel, Kartograph, f Gocha. 1898 Otto Ribbeck, ausgezeichneter Philolog, -f Leipzig. MnerberiM vsm ir. Mi. — 7 Ukr morgen». Station; -jName Barometer. Stand Temperatur nach Celsius Feuchtig keitsgehalt Max. Min. ! wind, richtung Wetterhäuschen König Albert. Brücke Aue 727 -s- 18 72 4-87° c 4-14« c 8>V «ne, den 18. Jult. -!°l-.druck u-I-ttr Lokaln-lt,,., dt« durch «i» it» nelp.n d «» , ,«t<-«» kinntlich irmacht lind, — Ist auch Im,Nu«zu« - nur mU grnaurr Quellenangabe gestattet. ' Versetzung des Herrn Amtshauptmann» Demmering. Am 1. November wird, wie bereits erwähnt, der Stellvertreter des Kreishauptmanns in Leipzig, Geh. Regierungsrat Dr. Grünler, in den Ruhestand treten. Sein Nachfolger wird der Geh Regierungi rat Dr. Ayrer bei der Kreishauptmannschaft Zwickau. Stell vertreter des Kreishauptmanns in Zwickau wird der AmtShaupt- mann Dr. Süß milch in Zwickau unter Ernennung zum Ge heimen Regierungsrat. Dessen Nachfolger wird am 1. Dezember Amtshauptmann Demmering in Schwarzenberg. Zum Amts- Hauptmann in Schwarzenberg ist der Regierungsrat Dr. Wfimmer im Ministerium de» Innern auserseh-n. Für ihn tritt am 1. Januar 1911 Regierungsamtmann Dr. Wolf bet der Amtshauptmann- schast Chemnitz al» Hilfsarbeiter in das Ministerium des Jnnem ein. Zur Amtshauptmannschaft Chemnitz wird der Regierungsrat S chäffer bei der Amtshauptmannschaft Plauen und nach Plauen der Assessor Dr. Scheiche, in Auerbach unter Ernennung zum Regierungsaffeffor versetzt «erden. * Auer Schützentage. Von dem schon first sprichwörtlichen Wetterglück Aue» begünstigt, konnte gestern bei herrlichstem Wet ter unsere Schützengild« ihr diesjährige» Vogelschießen «beginnen. Unsere Stadtkapelle lockte mit einer von Herrn Stadtkapellmeister Sättler komponierten schneidigen Schützenmusik gestern früh die Schläfer, aus den Betten, um jedermann kund zu tun, daß das Schützenfest beginnt. Unter Beteiligung einer großen Zahl von Ehrengästen, unter ihnen Herr Stadtrat Schu bert, als Vertreter der Stadt, wurde die Schiitzenmajestät König Paul feierlich abgeholt und nach einem Umzug durch die Straßen der Stadt der Festplatz ausgesucht, wo in der neu vorge richteten Festhalle das Königs-Frühstück eingenommen wurde. Der derzeitige Direktor der Schützengilde, Herr Dr. med. Rosenthal, eröffnete die Reihe der Trinksprüche mit einer Begrüßungsansprache. Hervorzuheben ist aus ihr die Mitteilung, daß entgegen dem Gebrauch der letzten Jahre in Zukunft nur der jenige Schützenkönig wird, der auch wirklich selbst den Schutz getan hat. Durch diesen Beschluß hofft die Schützengilde die bis, her vorhanden gewesene Furcht vor der Königswürde beseitigt zu haben, sodaß sich wieder Freunde und Gönner für die gute Schützensache finden werden. Ein Hoch auf unfern Landesherrn, König Friedrich August, als den Protektor der Schützengilde, schloß die längere Rede des Direktors. Als treuer Freund, alter Verbsran und Mitbegründer der Schützengilde ergriff sodann das Wort Herr Ernst P a pst und gab seiner Freude darüber Aus druck, daß wirklich wieder neues Leben in die Schützen gekommen ist. Er wünschte der Gilde weitere gedeihliche Entwicklung und er freute die Schützengilde durch eine Schenkung. Schützenkönig Paul dankte feinen Untertanen für die ihm während seiner Regent schaft geleisteten treuen Dienste und gab seinem Bedauern Aus druck, daß seine Tage als König gezählt seien. Von seinen beab sichtigten Regierungsgeschäftim müßten daher viele unerledigt bleiben. Zum Beispiel die Einrichtung einer Luftschiff-Station in Aue, die Einverleibung Schneebergs mit Aue, die Verlegung des Auer Bahnhofs nach Alberoda und anderes mehr. Auf die Schützengilde, insbesondere auf die anwesenden früheren Könige: Ernst I. (Herr Papst), Wilhelm I. (Herr Schreiber) Paul l. (Herr Baumann), sprach Herr Stadtrat Schubert, auf den derzeitigen Direktor der Schützengilde Herr Schreiber. Verlesen wurde ein von dem in Swinemünde zur Kur weilenden Herrn Bürgermeister Dr. Kretzschmar einzcirusenes Arle gramm, welchem später ein Begrüßungstelegramm geschickt wurde, und ein Brief von Herrn Franz Caßler, welcher der Gilde einen silbernen Pokal als Preis gestiftet hat. Zwei von Herrn Johannes Walther (Leutnant der Schützengilde) verfaßte Tafel liede c, sowie das aus der Küche des Wirtes, Herrn Albert Modes, gelieferte vorzügliche Essen taten das übrige zur Belebung der Feststimmung. Nach einem Rundgang durch die Schaubuden des Festplatzes begann um 4 Uhr das Schießen auf den Vogel, wel ches lebhafte Beteiligung fand. Durch das schöne Wetter begün stigt, sind auch alle Aussteller und Wirte auf ihre Rechnung ge kommen, es wogte den ganzen Tag über eine gewaltige Men schenmenge auf dem Fvstplatze. Eine Ueberräschung brachte im Laufe des Nachmittags ein von Schwarzenberg kommender Luft ballon, welcher deutlich sichtbar in majestätischer Ruhe über den Festplatz in der Richtung nach Schneeberg hinwegzog. Hof fentlich verlaufen auch die übrigen Festtage so schön wie der gestrige, welcher wirklich mal wieder den Eindruck eines Volks festes machte, wie es das Schützenfest eben sein soll. * Städtischer Schlacht- und Biehhof Aue. Auftrieb am 18. Juli 1910: 75 Rinder, 40 Kälber, 36 Schafe, 244 Schweine. PreiSnotierunae«: Vchsen . . . . Süllen . . . . Kalben und Kühe Kälber . . . . Schafe . . Schweine . . . I. 80 78 78 5s 46 69 76 75 78 53 45 66 72 7S 50 42 65 Geschäftsgang: schleppend. «isenbahuunfall. - Graz 18. Juli. Auf dem hiesigen Hauptbahnhof «nt- gleiste ein Güterzug infolge Versagen« der Bremsen. Di« Lokomotive und vier Wagen stürzten um. Zwei Maschinisten wurden schwer verletzt. Mn« Entgleis»»» auf einer Einschienenbahn. * Pari», 18. Juli. Ein Zug der Einschienenbahn, der di« Verbindung zwischen Baxton-Tity-Jsland herstellt, ist nach einem Telegramm des Neuyork-Herald au» Neuyork gestern mittag ent« gleist. Es war die» der erste Zug auf dieser Linie. Er war mit zirka hundert Personen besetzt, von denen fünfzehn, da« runter einige schwer, verletzt wurden. Der Unfall ist auf den Bruch eines Kabel» zurückzuführen. Schwer erkrankt. * Belgrad, 18. Jult. Wie das Blatt Zvona meldet, muß sich Prinz Georg einer Darmoparation unterziehen, «lemeneeau und die Pariser v«»dächtig»»ge«. * Buenos-Aires, 18. In«. Der ehemalig« franzöfi« sch« Ministerpräsident Llrmenceau erzählt« einem Zeit»ng»korre« spondenteiy er hab« weder mit Brevet nach mit einer ander«, Person über die Angelegenheit Rochett« gesprochen. RtzemalB habe er in dieser Angelegenheit ein Wort gesagjt und niemals habe er, ««der mit dem Gericht noch mit irgend sonst jemanden, hier« über korrespondiert. Al» das Geücht «mstauchte, daß er auf da» Gericht in der Rochette-Asfäre «inen Druck auszuüben versuchte, beauftragte er den Polizeipriisrktrn Lepine, die Angelegenheit strickte zu verfolgen .ohne sich von irgend welchem anderen Be weggrund« leiten zu lassen, Llemenceaus Wunsch sei, daß di« Angelegenheit ohne Einfluß von dritter Seite strickte durchgefvhet werde ohne daß das private Ansehen oder die Orjfenklichteit ge schädigt «erde. , Neue sranzöfische Unterseeboote. * Cherbourg, 18. Jult. Die französische Marineverwaltung hat drei neue Unterseeboote in Auftrag gegeben, die einen Ge halt von nur 1000 Tonnen haben sollen. Diese Boote sollen mit einem Aufbau ausgestattct werden, in welchen sich im Falle eine» Unfalles die Besatzung eventuell retten kann. Dieser Aufbau soll so hergestellt werden, daß er vom Unterseeboote losgelöst und an die Oberfläche des Wassers gebracht werden kann. Grausig« Mordtat. * London, 18 Jult. Seit einigen Tagen häufen sich in Eng land die Kapitalverbrechen Nach dem geheimnisvollen Verschwinden der Frau Crippen hat gestern in Newcastle ein 19jähriger junger Mensch namens Gastburg, der zu kurzem Besuch im Eltern haus eingctroffen war, seine dreijährige Schwester mit einem Rasiermesser ermordet und seinen hinzukommenden Vater durch einen Revolverschuß niedergcstreckt. Dann töte sich der junge Mörder selbst. Brand der Neuyork« Landungsbrücke. * London, 18. Juli. Zu einem Brande der Neuyorker Landungsbrücke wird berichtet: Der Brand entstand wahrschein lich durch die Unvorsichtigkeit eines Rauchers. DaS Feuer dehnte sich mit rasender Schnelligkeit aus, so daß die etwa SM Meter lange mit Waren und Menschen überfüllte Brücke binnen 10 Minuten in Brand stand. Viele Personen die flüchteten, wurden schwer verletzt. Die gesamte Brücke, mehrere schwere Flöße und viele leichte Fahrzeuge wurden zer stört. Der gesamte Verkehr auf dem Flusse erlitt große Störungen. Der Schaden beträgt 10 Millionen. * Neuyork» 18. Juli. Die auf dem Docks der Metropo- litain-Dampfschiff-Company ausgebrochene Feuersbrunst ist schwer zu bekämpfen. Es ist auch ein der Gesellschaft As- höriger Dampfer von hem Brande vernichtet worden. Einige Personen werden vermißt, von denen man befürchtet, daß sie in den Flammen umgekommen sind. Letzte LeLiMEMe «KZ FsrssprschWLwrmgM. Ein Marquis als Heiratsschwindler. * Berlin, 18. Juli. In einer Weinstube in der Friedrichstadt wurde der Marquis Pardolfi verhaftet, gegen den mehrere Anzeigen gegen ß 1 7 5 d. R. Str. G. B. vorliegen. Bevor er nach Deutschland kam, hielt er sich in Oesterreich-Ungarn auf, von wo er nach Hinterlassung bedeutender Schulden nach hier flüchtete. Ein tragisches Schicksal. Elberfeld, 18. Juli. Von einem tragischen Schicksal ist die Familie des am Mittwoch durch Absturz tätlich verun glückten Lustschiffers Erbs lö h betroffen worden. Bei dem Leichenbegängnis des Verunglückten raffte der Tod den Vater des Verstorbenen dahin. Die Geretteten der Zech« Prinz-Regent. * Bochum, 18 Juli. Gestern nachmittag S Uhr bracht« der Förderkorb der Zeche Prinz-Regent die beiden verschüttet gewese nen Bergleute zu Tage, die gleich nach ihrer Befreiung unten im Schacht in «arme Decken gehüllt «orden waren. Nachdem ihnen bereits unten einig« Erfrischungsgetränk« gereicht worden waren, gab ihnen der Knappschastsorzt, nachdem er beide untersucht und feftgestellt hatte daß sie zwar dnrch den rangen Aufenthalt in der Finsternis etwa» geschwächt, aber sonst gesund g«, blieben find, verschieden, Stärkungsmittel. Gleich nachdem di« Lridrn Bergleute oben angekommen waren, wurden Ihnen klein« Portionen Milch und Mineralwasser verabreicht. Die bei. den Gerettete» wurden dann mittel» Krankenwagen in da» Kran» kenhaus gebracht, wo sie «egen Innehaltung geeigneter Diät einige Tag« »erbringen müssen. Im ganzen waren dtt beiden verunglückten, di« am Dienstag nachmittag zur Schicht gefahren waren, 123 Stunde« cingrschlossen. (Schluß de- redakttonellen Teils.) in tsäellvsen, reellen Huslitüten kür Kranke unci Kosuacka empfehlen Ar vo. Z^uv, mapkß 8. Lpevislitsten Ssict - fix - Lki cieäncucsi lionetk, KMiuIeil etc. Kauft man preiswert lm HovGSttK«»» Aiuv, 18. Z»sss-8Iu1 Kotwoin pUM'" klulnrmen, Kranken unä keconvalesceolen Srrllicv empkodlen Verkaufsstellen bei H ! ' 1. K. kftecdtner, Kurt lAetinert, Lmll Kickt »lelzer, Oustav pewpes, OeoiU vxecdsel, Krleckrlcll Kettel, Kaul^vojsvr.