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und Anzeiger Mr das Erzgebirge verantwortlicher Redakteur - VN» Kn»d-lll. Für di« Inserat» verantwortlich: w»N«r sirerr. Beide in Au« i. Lrzgeb. mit der wöchentlichen Unterhaltungsbellage: Illustriertes Sonntagsblatt. Sprech stund« d«r R«daV<v. mit Ausnahme der Sonntag« nachmittag» von st—li Uhr. — Telegramm-Aireff«: Tageblatt Au«. — Fernsprecher Mr vnvrrlangt ring«sandt« Manuskript« kann S«wLhr nicht g«l«ist«t iverben. Druck und v«rlag: Kner vru» ». verlU-rgtltl'IchuN m. d. ff. in Au« i. Erzgeb. Bezug,prei,: Durch unser« Bote« fr«i in, ffau» monatlich so pfg. V«t d«r SrschLfwstell« adg«holt monawch sto. pfg. und wdch«ntlich ,o pfg. — B«t d«r Post b«st«llt und selbst abgeholt vierteljährlich ,.ro Mk. — Durch den Briefträger frei in, Sau, vierteljährlich ,.gr Mk. — Einzeln« Nummer lo pfg. — Deutscher postzriMng» katalog. — Erscheint täglich in d«n Mittagsstunden, mit Ausnahme von sonn- ond Feiertagen. Annahme von Anzeigen bi» spätesten» Uhr vormittag». 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Der russische Minister» at hat beschlossen, Finnland in einen russischen Militärbezirk zu verwandeln, an dessen Spitze ein russischer General gestellt wird. <d Der russi sch-japanischeVertrag hat in Japan große Mißstimmung hervorgerusen. * Die kleine Stadt G u in e s ch - K l e i n t e p e an der Küste des Kaspischen Meeres wurde von russischen Kriegs schiffenbombardiert. Die ganze Stadt soll zerstört worden sein. IE- Mutmaßliche Mittelung am 18. Juli: Schwacher Nord westwind! veränderlich, «arm, trocken, Gewitterneigung. -Wc Politische Brmmenvergijtung. Die Kieler Neuesten Nachrichten melden aus Berlin: Deutschland ermächtigte den Botschafter in Washington, den Originaltext des deutschen Kaiserbriefes an den Präsi denten Madriz der Regierung der Bereinigten Staaten zur Kenntnis zu bringen. Es ist nicht das erstemal, daß in London eine Mine aufflattert, in der Absicht, die verhaßten Deutschen zu schädigen. In den letzten Jahren ist dies allerdings seltener geworden, weil unter der liberalen Regierung — freilich ohne Zutun jener Elemente — eine Besserung der Beziehungen zwischen Eng land und Deutschland zu verzeichnen war. Immerhin aber hat man trotz allerdem zeitweilig versucht, «ine erneute Trübung herbeizuführen, wobei man in der Wahl der Mittel, nach eng lischer Manier, oft recht skrupellos verfuhr. Der Thronwech sel in England scheint jenen Leuten eine günstige Gelegen heit geboten zu haben, ec aufs neue zu versuchen, und diesmal glauibte man es ganz besonders fein eingefädelt zu haben. Eine absolut harmlose Sache benutzte man zu einer enormen Aufbauschung, indem man in der bekannten Art und Weise Wahres und Falsches mischte und eine neue Affäre zu konstruieren versuchte. In Erinnerung an Len Brief des Kaiser Wilhelms an Lord Tweedinouth, der vor zwei Jahren so enormes Aufsehen erregte und auch in Deutschland schwere innerpolitische Folgen Heraufbeschwor, trat man mit einem neuen Kaiser- brief hervor, in der Hoffnung, damit abermals eine böse Saat auszustreuen. Ein offiziellesStaats schreiben mußte dazu herhalten, als ein persönlicher Akt Kaiser Wilhelms angegeben zu werden, um Deutschland bei den Amerikanern zu verdächtigen. Man fabelte, wie gemeldet ,von einem Handschrei ben des Kaisers an den Präsidenten von Nicaragua — ausgerech net! — und malte bei dieser Gelegenheit das Gespenst einer deutschen Invasion in die amerikanischen Gewässer an dis Wand. Man hat damit zunächst Glück gehabt. Die sofort in alle Welt gekabelte Sensationsnachricht verfehlte ihre Wirkung nicht, und in Nordamerika zeigte man sich von dem Vorfälle nicht ge rade angenehm berührt. Lügen haben zum Glück aber kurze Beine und es ging diesmal sehr schnell, den wahren Sachverhalt aufzuklären und zu zeigen, wie man englischerseits aus einer Mücke einen Elefanten gemacht hatte. Es handelte sich lediglich um einen reinen Höflich! ei tsakt beim Amtsantritte des Präsidenten von Nicaragua, wobei man auch nicht «in Tipfel chen von den bet derartigen Gelegenheiten in der Diplomatie üblichen Formen abgewichen ist. Um die Sache noch schmackhafter zu gestalten, hat man engltschrrseits noch hinzugefügk, daß DeutsHland eine Kohlrnstativn in den englischen Gewässern anstrebe, ein Märchen, das man nach längerer Zeit wieder einmal aus der Rumpelkammer hervorgeholt hatte, in der Hoff nung, daß es vielleicht doch haften würde. Man verfährt ja bekanntlich jenseits des Kanals mit besonderer Vorliebe nach dem Grundsätze, daß man ruhig verleumden könne, da doch im mer etwas hängen bliebe. Daß man cnglischerscits versucht, die Beziehungen zwischen Deutschland und Nordamerika zu trüben, hat seinen guten Grund. In Nordamerika ist in den letzten Jahren ersichtlich ein Umschwung in der Gesinnung gegenüber Deutschland eingetreten, der -in diesem Jahre auch seinen Ausdruck auf wirtschaft lichem Gebiete fand. Nichts aber geht den geschäftstüchtigen Engländern mehr an die Nieren, als wenn sie sehen, daß dem deutschen Konkurrenten die Wege geebnet werden, und so griff man denn jetzt eine passende Gelegenheit 'beim Schopfe, um so in den Vereinigten Staaten eine Mißstimmung hervorzurufen, die möglicherweise auch auf wirtschaftlichem Gebiete Folgen zei tigen würde. Zum Glück war es möglich, die englischen Karten sehr schnell aufzudocken, um einer Übeln Wirkung vorzubeugen und zu verhindern, daß eine derartige politische Brunnenvergif tung schwere Schäden mit sich bringt. Der Untergang der Ervswh Das Jahr 1910 ist kein glückliches für die deutsche Luftschiff fahrt; es hat schon viele schwere Opfer an Manschen und Ballons gefordert. Und gestern ist, wie schon gemeldet, unweit Burscheid der Lenkballon Erbslöh der Rheinischen Motor-Luftschiffahrts- Gesellschaft völlig vernichtet worden, wobei fünf bewährte Luft schiffer einen jähen, entsetzlichen Tod fanden. Aus einer Höhe von Hunderten von Metern stürzte Erbslöh, der deutsche Sieger des amerikanischen Eordon-Bennett-Rennens, stürzten die Luftschiffer Telle, Krautz, Höpp, Spicks zermalmt zur Erde. Ein widriges Geschick, tückischer Nebel brachten den tapferen deutschen Männern den Tod. Der Ballon stieg kurz vor 10 Uhr auf und ist nach halbstün diger Fahrt aus bisher noch nicht aufgeklärte Weise in einer Höhe von 800 Metern über Pattscheid explodiert. Mpn ver mutet über die Ursache folgendes: Der Ballon war vor dem Auf stieg sehr stark ungefüllt. Infolge Ueberdrucks, der sich durch den verhältnismäßig großen Höhenunterschied erklären läßt, ist die Ballonhülle zerrissen. Die Luftschiffer haben anscheinend das Ventil nicht rechtzeitig gezogen. Ob es ihnen durch Nichtfunktionieren der Ventilleine nicht gelungen ist, oder ob ein Versehen vorliegt, wird wohl nie aufgeklärt wer den können. Die Reibbahn des Ballons war ebenfalls nicht auf gerissen. Eine Motorexplosion scheint vollständig ausgeschlossen. Im Momente der Katastrophe war das Luftschiff in dichten Nebel gehüllt, es sauste wie ein Pfeil zu Boden. Der Aufschlag auf den Boden war fürchterlich, die Glieder der Luftschiffer waren zerschlagen, die Schädeldecken zertrümmert, die Gondel hatte sich tief in den Boden eingebohrt. An der Unfallstelle erschienen so fort Feuerwehren zur Hilfeleistung, sie konnten jedoch nur Noch die Leichen der Verunglückten bergen. Die Leichen werden vor aussichtlich in die Heimat der Toten übergeführt werden. An eine Wiederherstellung des Ballons ist nicht zu denken. Eine Eerichtskommission hat sich nach der Unfallstelle, an der Hunderte von Menschen weilen, begeben. Von anderer Seite wird dazu noch telegraphiert: Die Hülle des Luftballons Erbslöh war in ihrem Hinterteil noch mit Gas gefüllt, während der Vor derteil aufgerissen war. Die Ursache wird wohl schwerlich mit Sicherheit festgestellt werden können, weil wegen des dichten Nebels die Beobachtung vom Boden aus unmöglich war und die Zeugen tot sind. Der Lenkballon Erbslöh der Rheinischen Motor-Luftschiff-Gesellschaft ist schon immer ein Unglücksballon gewesen. Als er am 12. Dezember v. I., am Jahrestage der Gründung der Gesellschaft, getauft worden war, unternahm man mit dem Luftschiff die erste größere Fahrt, die schon tragisch endete. Mährend der Fahrt stellte sich ein Motordefekt ein, der das Luftschiff zu einer Zwischenlandung bei Reusrath zwang. Da,s Luftschiff wurde auf freiem Felde verankert und erst am folgenden Tage trat man die Rückreise nach Leichlingen an. Aber man sollte nicht soweit kommen, denn durch einen plötzlich hereinbrechenden Sturm wurde das Luft schiff zur Landung zwischen Newerk und M-Gladbach gezwun gen. Hier wurde der Sturm aber noch heftiger, und es ereignete sich jene bekannte Katastrophe, bei der das Luftschtff platzt« und seine Hülle von dem Sturm 200 Kilometer weit fortgeführt wurde. Wie eine Ironie des Schicksals mutet es an, wenn die Frkf, Ztg. in der Ausgabe, die gerade zur Stunde der Katastrophe er schien, schreibt: Die Rheinisch-Westfälische Motorluftschiff-Gesell schaft will, nachdem sie mit dem Luftschiff Erbslöh am Sonntag erfolgreiche Aufstiege gemacht hat, in den nächsten Tagen Passa- gier fahrten für die Mitglieder der Gesellschaft ausführen. Der Preis beträgt für die Person 100 Mark. Am Luftschiff wur den einige Aenderungen vorgenommen. Zum Betriebe des Bal- lonetts wurde ein kleiner einzylindriger Motor eingebaut. Die Ballonhülle wurde vergrößert, so daß der Ballon jetzt 3200 odoa Inhalt hatte und das Luftschiff sechs Personen tragen kann. Uever die Ursache der Katastrophe ist sich die Luftschiffahrtgesellschaft, wie der Berl. Lok.-Anz. er fährt, noch nicht klar, und es dürfte wohl auch kaum jemals Ge wißheit zu verschaffen sein. Man neigt zu der Annahme, daß die Bestrahlung durch die Sonne, nachdem das Luft schiff eine dichte Nebelschicht durchflogen hatte, so plötzlich und intensiv wirkte, daß die Ventile angesichts des Gegendrucks des Gases versagten und auf diese Weise das Unglück entstand. Meldungen aus Leichlingen über die Katastrophe des Ballons Erbslöh zufolge wird von Leuten, die Zeuge des entsetzlichen Vor ganges waren, erklärt, daß augenscheinlich die Gondel zu seh r belastet war, so daß sie einknickte. Der Ballon selbst führte beim Absturz noch ziemlich viel Gas bei sich. Einer der Abgestürzten seufzte noch, als Leute an die Trümmer des Ballons herantraten, gab aber ibaL darauf seinen Geist auf. Wie die Luftschiffgesellschaft in Leichlingen mitteilt, ist das Unglück da durch entstanden, daß ein großer Riß in der Ballon hülle entstand, wodurch der Ballon jäh aus ziemlicher Höhe auf die Erde hinabschoß. Die Leichen der Verunglückten wurden sofort in die Leichlinger Ballonhalle geschafft, wo sich beim Ein treffen der Verwandten der Getöteten herzzerreißend« Szenen abspielten. Der Anblick der Unsallstell« ist grauenerregend. Drähte, Teile der Motoren, Fetzen der Bal lonhülle, Taue, Instrumente und Netze bilden ein wirres Durch einander. Die Bauern bekunden übereinstimmend, daß sie di« markanten Töne der Propeller in großer Entfernung gehört haben, aber trotz aller Beobachtungen nichts von dem Luftschiff wahrnehmen konnten. Plötzlich sei das Luftschiff aus den Wol ken herabgesaust, mit der Spitze nach vorn. Die Leichen der Ver unglückten sind so verstümmelt, daß man sie kaum wkedererkennen kann. Das Gesicht des Führers Erbslöh ist total zerquetscht und bildet eine unförmliche Masse. Die Leichen der übrigen Luft schiffer zeigen eibenfalls grauenerregende Verletzungen. Auffallen derweise sind allen die Schuhe von den Füßen gerissen. Ihre Hände sind krampfhaft zusammengeballt, so daß man annimmt, daß die Opfer der Katastrophe kurz vor dem Unglück einige ent setzliche Sekunden durchgemacht haben. Auch die Kleider der Ver unglückten sind völlig in Stücke zerrissen. Einem der Ingenieure ist ein großes Stück Eisen mitten durch die Brust gebohrt, einem anderen sind die Augen aus dem Kopfe gerissen. Politische TagEschE. Au-, 14. Juli. * Ein« Verständigung üb«r da» Arbeitskammergesetz scheint nun doch noch zustande zu kommen. Man rechnet damit, daß der Reichstag den Beschluß der Kommission, auch die Eisen bahnarbeiter den Arbeitskammern zu unterstellen, mit Rücksicht auf die Stellung der preußischen Regierung aufhebt. Dafür soll die Reichsregierung geneigt sein, bezüglich der Wählbarkeit der Arbeitersekretäre ein Entgegenkommen zü zeigen. Sie soll geneigt fein, einen Vermittlungsvorschlag anzunehmen, der dahin geht, daß zwar bei den ersten Wahlen zu den Arbeitskam mern die Arbeitersekretäre ausgeschlossen sein sollen, daß ihre Wahl jedoch bei allen weiteren Wahlen zulässig ist, sofern Arbeit geber und Arbeitnehmer dieser Kammern damit einverstanden sind. * Da» Programm de» Premierminister» Botha. Aus Jo hannesburg wird der Deutschen Kabelgramm-Gesellschast gemel det: Premierminister Botha entrollte vor Tausenden von Ein wohnern Johannesburgs sein Regierungsprogramm. Botha, der sich in seiner Rede zum ersten Male in Südafrika der engli schen Sprache bediente, versprach, daß die beiden Sprachen bei der Erziehung die gleiche Stellung haben sollten. Botha sprach ferner die Erwartung aus, daß die Bergwerks indu- strie Anstellung von Weißen in größerem Amfange vornehmen werde. Botha verurteilte dann scharf den Rassen haß. Der Bergbauminister Smuts teilte mit, daß der Betrieb de- geplanten Regi erungsmusterbergwercks ausschließlich durch weiße Arbeiter geschehen werde. * Kein Wahlbündnis zwischen den Nattonalliberal«» und dem Bund« der Landwirt«. Die Nattonallib. Korresp. schreibt: Durch die Presse geht die Nachricht, daß der Provinzialausschuß der Nationalliberalen Partei in Schleswig-Holstein, Lauenburg und Lübeck einstimmig einem Abkommen mit dem Bunde der