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-—-— M »SS b- tzft« »««MM» «G ft, d— «q,««r«e. Dien«««, d« IS. Jul« IV10. »»«ischteS (Schluß des redaktionell«» Teils.) in iMUWUWW äWWWWWMWWDWWW hi«rüder, Lrsucht« er mehräe Schankwir^hasten und begab sich nacht» gegen 2 Uhr nach Kü« zurück. Unterwegs macht« er sei« nem Unwillen darllter, dich man ihn a Plötzlich wurde er von Hütten, gepackt und waren O. und E. O. «nutzte ein«, sogenannten Totschläger (einen gefüllten Gummischlauch), E. einen Spazierstock. Wäh rend de» Zuschlägen» fiel B. hin, er stand aber gleich wieder auf und lief fort. O. lief ihm aber nach und versetzte ihm noch einige Schläge mit der Hand und stieß ihn an ein Hau». B. er litt von den Mißhandlungen verschiedene Hautabschürfungen, blut unterlaufene Stellen und stark« Schmerzen. Der Vorfall hatte zur Folge, daß O. und E. vom Schöffengerichte Schneeberg wegen gefährllchrr Körperverletzung je zu zweihundert Mark Geldstrafe. «v«nt. «inen Monat Gefängnis, O. außerdem wegen unbefugten Waffentragen» zu einer Mark Geldstrafe, event. einem Tage Hast, verurteilt wurde. Gegen diese» Urteil «endeten sowohl die Verurteilten als auch die Staatsanwaltschaft Berufung ein, letztere deshalb, weil ihr die Strafen zu niedrig erschienen. Die Ergebnisse der am Montag vor dem Landgerichte stattgesundenen Berufung-Verhandlung ließen es ihr aber an gezeigt erscheinen, ihre Berufung wieder zurückzuziehen. Im übrigen wurde die Strafe Eberts, dessen Beteiligung an der Mißhandlung Bachmann,» sich etwas milder herausstellte, auf dessen Berufung auf hundert Mark Geldstrafe oder zwei Wochen Gefängnis herabgesetzt. Bei der Bestrafung Ottos verblieb es aber, da dessen Berufung verworfen wurde. SiinBli. VIsiki'NHittVl bester Lesckakkenkeit Mr ftineivi» uncl Li-unaol,»«»« empleklen knien L Vo. Ziuv, Hantt S. GerichtSsaal. Landgericht Zwickau, Strafkammer I. Gemeinschaftliche Mißhandlung. Einer gemeinschaftlichen Mißhandlung des Maurers B. in Niederschlema »achten sich in der Nacht zum 27. Febraur d. I. der Restaurateur Oswald Otto in Schneeberg und der Gußputzer August Max Ebert daselbst schuldig. B. hatte früher mit E. in dem O'schen Hause gewohnt, dort aber oft Anlaß zu Streitigkeiten gegeben. Er hatte sich dann in Au«, wo er In Arbeit stand, Unterkunft verschafft und kehrte nur Sonnabends in seine Wohnung bei O. zurück, in der seine Familie noch wohnte. Sonnabend, den 26. Februar d. I. kam er abends gegen 9 Uhr nach Hause, fand aber die Haus tür verschlossen und wurde auch nicht eingelassen. Ungehalten einigen Jahren in einer rheinischen Großftcht «inen.gewisfUr Betrag zu empfangen, der, auf Heller und Pfennig ausgerechnet, ' mir nach erfolgter Quittung ausbezahtt wurd«. Soweit war alle« richtig — meinte ich; aber wie erstaunte ich daß mi, nach-r. einiger Zett, al» ich wieder einmal S«ld erhalten hatte, «in großer, zum Teil bedruckter, zum weitaus größeren Teile aber beschriebener Bogen überreicht wurde mit dem ernsten Bemerken, ich möchte ihn mal durchlestn. Und da stand nun haarklein au», geführt, wa» ich früher zu empfangen gehabt hätte, meinetwegen — ich weiß die genau« Zahl wirklich nicht genau mehr — di« und di« Beträge für da» und da», in Summa Mark 119,37. In Wirklichkeit hätte ich aber Mark 119,38 quittiert und auch aus bezahlt erhalten, mithin Mark —-01, da» ist «tn « n Pfennig zuviel, den ich also zurückerjstatten müsse. Nun folgte «in langer geschriebener Absatz, d«n ich zu unterschreiben hatte und in dem ausgeführt war, daß ich mich mit der Richtigkeit vorstehender Rechnung einverstanden erklärte usw. usw., wap ich denn auch ganz geknickt in dem Bewußtsein tat, einige Wochen hindurch unrechtmäßiger Weise im Besitz« einer so erheblichen Geldsumme gewesen zu sein, daß ein solcher Apparat in Bewegung gesetzt werden mußte, um die Rechtmäßigkeit wieder herzustellen. Wie Htz- ich an den verschiedenen Unterschriften feststellen konnte, war da bewußte Schriftstück zur Beglaubigung oder Richtigstellung in verschiedenen Händen gewesen. Gott sei Dank! sagte der städti sche Kassenrendant, als ich ihm den Bogen ordnungsmäßig au», gefüllt nebst dem bewußten deutschen Reichspfennig überreichte: Mtz Gott sei Dank ,daß wir den Pfennig doch endlich wieder haben! Wer hat da» vier erfunden? Auf diese interessante Frage glaubt eine italienische Zeitung, gestützt auf historische Dokumente, überraschend genug antworten zu können: Das Bier scheint von den altonAegyptern er funden zu sein, und die Erfindung dürfte aus dem 26. Jahr hundert v. Christi stammen. Mian nannte das Bier in jener grauen Vorzeit Pelusisches Getränk, weil die altägyptischk Äadt Pelusium das Hauptzcntrum der Bietfabrikation war. Der grie chische Geschichtsschreiber Herodot erzählt eine Geschichte, die die Erfindung des Viere- dem Ästris zuschreibt: eine andere Legende nennt als die erste Bierbrauerei die Göttin Ceres, von deren Namen man den lHeiNischer Ausdruck für Bier, oerevesiu, ab leiten will; dieser Ausdruck, Heu zuerst Plinius anwandte, ent spricht dem italienisches eorvkftia und dem spanischen eervera. Von Aegypten kam Las Bier' nach Griechenland. Archilochuck^, (720 v. Chr.s, Aeschylus und Sophokles berichten von Eerstenwei» (Zythos). Von Griechenland übernahmen es Italien, Gallien, - Spanien und EermaniW. In Rom war das Bier, nach Plau- * tus bet den CWsfesteN gebräuchlich. Nach einer alteren deut schen Sage, die man auch Lei den Galliern findet, wäre ein nur dem Gebiet des Märchen.angchhörender König Gambrinus al» Erfinder des Bieres SUzusehen, und er gilt auch bei den Brauery als Schutzpatron. Die Herkunft des Namens Gambrinus ist un bekannt. Die Annahmsf daß La» Wort aps Jan Primu-, Her« zog von Brabant (12H1—1294)7 entstanden sein konnte, gilt für falsch. Nach der Letzende soll dieser Gambrinus von Brabant wegen seiner unsterblichen Verdienste um die Bierbrauerei vom Papste unter dem Namen Arnold kanonisiert worden sein! IN Deutschland wurde schon früh das Bier gepflegt, besonders in Len Klöstern, wo man angeblich schon im 16. Jahrhundert starkes Bier für die Patres und schwaches Bier für den Konvent braute. ' Amtlich ge,Hb«»tt Aus Stuttgart wird geschrieben: Linen buchstabengetreuen AmDrichter besitzt das Msige Amtsgericht. Vor einiger Zeit war der Beobachter «egen Beleidigung verurtzült, und gleichzeitig war, wie Mich, ausgesprchym worden, dich bi- beleidigende Stell« — 7 Zeilen unbrauchbar zu Wichen sei. Ausgeführt wird dieser Teil der Strafe sonst nieyrah^ Diesmal aber wachte ei» strenger Amt-dichter über die geMMr Erfüllung des Urteils. Er beauftragte einkn Fahnder-Er Btadtpolizeiamts, etwa noch vor handene, zum Verkauf Gsftßimte Exemplare zu konfiszieren. Es finden sich zwar keine mtzhr, aber der Verleger des Blattes machte darauf aufmerksam, daß tm Handexemplar noch eine Nummer vorhanden sti. Der Fahnder geht und kehrt wieder mit dem Auftrag, die schrecklichen Zeilen zu vertilgen. Der Verleger stellt zwar das Exemplar zW Verfügung, aber mit dem Vorbehalt d,aß wirklich nur die siebsn Zeilen uubräüchbar gemacht, sonst aber kein Buchstabe beschädigt werden dürfe. Der Fahnder geht, und der Chemiker des Stadtpolizeiamts erhält den Auftrag, Ver suche im Schwärzen augustellen. Sie hatten glänzende Erfolge. Das Stadtpolizeiamt ersucht den Amtsrichter, nochmals ganz ge nau die sieden Zeilen zu bezeichnen. Das geschieht. Ein Amt mann des Etadtpolizeramts holt sich die Zustimmung des Beob achters, daß die Prozedur im chemischen Laboratorium durchge führt werde. Sie wird gern gewährt, und wieder kehrt der Fahn der zurück, holt das Exemplar und trägt es in Laboratorium, wo endlich die sieben Zeilen unbrauchbar gemacht werden. So gelangt der Band wieder in die Hände des Beobachters, der — neben die geschwärzte Nummer eine ungeschwärzte einfügt, die ihm ein Freund unter Eigentumsvorbehalt geliehen hat. Da,s Ansehen der Justiz aber ist — gerettet. Vom heiligen Bureaukratius. Man schreibt der Frkf. Ztg.: Nicht nur in staatlichen, sondern auch in städtischen Betrieben liefert der heilige Bureau- kratius zuweilen recht ansehnliche Leistungen, von denen ich eine kleine Geschichte hier mitteilen will, die sich jedenfalls mit den früher mitgeteilten messen kann. Daß sie wahr ist, dafür kann ich bürgen, denn sie ist mir selber passiert. Hatte ich da vor Sport. " D«r Sieger de» Lanzpreise». Auf dem Johannisthaler Flugfeld« gewann gestern abend der deutsche Aviatiker Eör- ner mit einem Monoplan eigener Konstruktion den Lanzpreis in Höh« E 3VV9 und sicherte sich gleich darauf vor der Sport- kemmission des Berliner Verein für Luftschifffahrt das amtliche Kührerpatent. Außerdem wurden von verschiedenen Aviatikern mit Wrightapparateg mehrere Höhen- und Ueberlandflüge aus geführt. Auch der bekannte Wtyziers stieg mit seinem An- toinettenapparat auf untz erreichst eine Höhe von achtzig Metern. Vsvlcv mit Kss! Wer mit Sos bäckt, SPWNÜ »SgUoK Kndwtt «Nil fecles Lacinverlr Icsmi voblscbmeckenä unci vorrügllck äurcd <ile gvnnn» kinstzvllnng feäes Las- baclc-^pparates bei glsivttrnüssigei- ftitzrv kergestellt vercieo. GeKirnfchktzge betroffen ultberttE Ma» ft Atztet, daß auch de» deutsch» K«ch»lat»«iWpPMlß» Knüll, de, vermcht wird, ertrun. ftn ist. * »I«r T«^»—MltM. IStther raunten die seit Donnerttag auf der Atchk L-fruwinkcl bet vochum verschüttete« beiden Br-der Neuhau»-noch nicht geborgen »erden. So«nab»nd vormittag hörte «an Klopfzeichen der Verschüttete«. Ma« «ar ihnen schon ganz naß«, aft pfttzklch ein gewaltiger Rach. Sur, «folgte. Trvtzdn» bat «an dir Hoffnung, die Bergleutt ,u retten, «och nicht aufg-gede». ' v-rtzängui-MK» «ebentfch. Im »eil« bet Zell (Kan. ton Luzern) wurde da« ftrrghau« de« LandwittS Sättig durch «inen Erdrutsch verschüttet. Zwei Frauen und zwei Kin der wurden getötet, zwölf Stück Vie« sind umgekommen. * DK Cholera in Peteehof. In Prtcrhof, der Gommer residenz de« Aaren, sind d r e i Chvlerafälle konstatiert. Unter de« Erk.ankten befindet sich et« Rechttauwalt Seeler. der eben au« Rostow -urückgekehrt «ar, wo er mit Professor Sabolotny« Maß nahmen gegen die Seuche getreffen halte. * Dl« Rächer Ltatoeus». Sonntag Rocht erfolgten im Hallenviertel von Pari» nach der Verhaftung der drei Apachen, die den Tod Li.boeuss ast den Gitleopolizistrn des Ouariier» rächen wollten, Zusammenstöße der Dchutzwarmschast mit Apachen, «ine Bande von diesen hatten einen wahren Kriegsplan ausge heckt. Dre Zivilschutzleutp sollten durch Prostituierte in eine Falle gelockt, dort mittel« Lasso» abgefangcn und ^drosselt werden. Drei der Burscht n wurden nach heftigem Kampfe in einer Schenke der Nve Aubry l« Boncher, in der dec Kampf Liaboeuf» mit der Poli er' staltgrsunden halte überwältigt. Sin wütender Kampf mit Messern und Revolvern entspann sich bald danach, wobei vier Polizisten schwer verwundet wurden. Die Apachen ergriffen, als neue Polizeimannschaft «iniras,ll>ie Flucht. * Märtyrer der Wissenschaft. I» London LarL am Sonn abend der Gelehrte HarryEos an Röntge«strahren-Hautentzün- tzung im 46. Lebensjahre Er war einer der ersten Erforscher der geheimnisvollen Strahlen nach ihrer Entdeckung durch den Prae fessor RSntgen vor ungefähr 15 Jahren gewesen. ZwEi Jahre d» chlch zog er sich die gefürchtete Krankheit dadurch zu, daß er zu fällig eine Röntgenröhre dichkanseinEesicht hielt. Seit dem litt er ununterbrochen an den qfualvolletz Schmerzen, di, so übermäßig 'h:ftig waren, daß selbst MorphMmpräparate keine Linderung brachten. Ein anderer englischer Gelehrter, Hall Ed - Svard -s, leidet ebenfalls seit Jahren an der. furchtbaren und unheilbaren Krankheit. * Grausiger Fund. EegenübU' dem Hause Holsteiner User 5 wurde in Berlin einbekleidetesFrauenbein ans der Spree gezogen. Nach dem Augenschein handelt es sich um das Bein einer Selbstmörderin, das von einer Dampferschraube ab gerissen worden ist. »ryptzuvepidemie. Wie berichtet wird, ist in Oberhessen eine schwere Typhusepidomie ausg-brocheu, Die Krankheit wird auf schlechtes Trinkwasser zueückgeführg, Bis jetzt sind ein Todesfall und 66 Erkrankungen zu verzeichnen. * Auf de» Schienen. An der Eisenbahnstrecke Altdamm-Star gard wurde zwischen Len Gleisen die vollständig verstifm- melteLeiche eines Mannes gefunden. An der Maschine des gestern abend 10 Uhr in Stettin eingetroffenen Zuges hatte man ein blutiges Vorhemd gefunden. Ob eiw Selbstmord oder llnglücksfall vorliegt, ist zweifelhaft. * Giftige Pilze. Nach dem Genuß giftiger Pilze sind, wie man telegraphiert, in Neisse sechs Personen schwer erkrankt. Ein siebenjähriges Mädchen ist bereits gestorben. hätte. In einer glänzenden Gesellschaft war es. Da sah sie ihn plötzlich unter den Gästen, und scheu und verlangend blickte sie immer nach ihm hin. Aus ihrem Sinnen schreckte sie Lothar erst auf: „Erinnere dich meiner Worte! Einen nähere« Verkehr mit Rolf will ich nicht haben! Wir wollen ihn begrüßen wie jeden anderen! Ver stehst du?" Sie nickte, unfähig, ein Wort zu erwidern. Als sie auf dem spiegelglatten Parkettboden neben Nordeck hinschritt, war es ihr. als versagten ihr die Miße den Dienst. „Guten Abend, Vetter! Es freut mich, dich hier zu treffen," hörte sie den Gatten plötzlich rufen. Sie sah, wie sich die Hände der beiden Männer berührten. Da stammelte auch sie ein paar Worte, aber die Augen wagt« sie nicht zu erheben. Die Unter redung dauerte nicht lange. Rolf verabschiedete sich sehr bald und Lothar führte seine Frau in ein anderes Zimmer. Dort saß sie müde und in sich gekehrt, froh, daß niemand ihr« EÄurnken störte. Künstler von Ruf betraten das kleine Podium und ihre Kunst entzückte die Zuhörer. Angutas Aufmerksamkeit wurde nicht gefesselt. Sie empfand es nur als Wohltat, daß niemand auf sie achtete. Nur «in Lied schreckte si< auf. Ein schwermüti ges Volkslied, das Katinka ihr in trüben Stunden immer vorgesungen. So traurig schlich die Melodie, und ging allmählich erst in wilde» Klagen über. Als kämpfte eine verzweifelte Menschen seele mit dem Geschick als verginge sie in Schnsucht und unge- gestilltem Verlangen! Es jagte ihr das Blut durch die Adern Da begegneten ihre Augen den Augen Rolf». Auch sein Blick war traurig, auch sein Antlitz war bleich. Dann war er plötzlich verschwunden. Anguta sah ihn diesen Abend nicht mehr. Als die jungen Ehegatten zu Hause angelangt waren, machte Lothar ihr Vorwürfe: „Fehlt dir denn jede gesellschaftlich« Form? Es mußt« ja geradezu auffallen, wie stumm und ver legen du dich meinem Vetter gegenüber benommen hast. Wußtest du wirklich nicht» mit ihm zu reden?" „Sei froh, daß ich es nicht getan. Dann wenn ich einmal mit ihm reden würde, ich könnte ihm wahrhaftig mehr sagen, al» für uns alle gut wäre. Du behandelst mich übrigens seit einiger Zeit, wie ich es nicht gewohnt bin. Vergiß die Achtung nicht, die du mir schuldig bist." Dann wandte sie ihm den Rücken. Auf den Arm der Dienerin gestützt, ging sie aus dem Zimmer. Bald darauf hörte man das Oeffnen und Schließen der Haustür. Lothar ging, die Zigarette im Munde, noch in ein Nachtrestaurant, wo er fröhliche Gesellschaft zu finden hoffte. Achtzehntes Kapitel. Immer leidenschaftlicher stürzte sich Anguta in die schäumen den Wogen der Geselligkeit. Die erste Begegnung mit Rolf hatte sie noch erregt und verwirrt, nun traf sie ihn schon ruhiger. Fast überall, wo das junge Paar verkehrte war auch Rolf geladen. Er näherte sich der Baronin nicht, und nahm auch von seinem Vetter nur insoweit Notiz, als es die allgemeine Höflichkeit un bedingt erforderte. Anguta befand sich jetzt wie in einem Lösen Taumel. Ihr Gesicht wurde täglich schmaler und blasser. Die blauen Augen aber strahlten In Hellem Glanze und verliehen ihr eine seltene Schönheit. Auch die alte Fröhlichkeit schien wiedergekehrt, nur in erhöhtem Grade. Anguta lachte, scherzte und wurde gefeiert: aber ihre Fröhlichkeit hatte etwas Unnatürliches, Ueberreiztep. Lothar bemerkte es nicht. Seine Aufmerksamkeit war durch «ine löbenslustige junge Witwe gefesselt, di« den Winter in Ber lin verbrachte und in die vornehmsten Gesellschaftskreise einge führt worden war. Lucie von Wertheim war Weltdame im voll sten Sinne des Wortes. Sie wußte zu blenden und hatte stets einen Kreis von Bewunderern um sich versammelt. Die unab hängige Stellung, die sie etnnachm, gestattete ihr, ein großes Haus zu führen und viele bewarben sich deshalb um ihre Gunst. Doch konnte sich niemand einer besonderen Auszeichnung rühmen. Zu Lenen, an deren Unterhaltung sie am meisten Gefall«« fand, gehörte Lothar von Nordeck. Er versäumte deshalb auch nie, an ihrem Empfangsab«nd zu erscheinen. Wi« man ihn denn überhaupt recht häufig in ihrer Nähe sah. Luci« und Anguta besuchten sich zuweilen, empfanden aber wenig Sympathie für einander. Es war, al» fühlt« jede von beiden, Laß ihr die andere nicht gut gesinnt sei. Die beiden Ehegatten gingen schon getrennte Wege. Lothar begleitete seine Frau immer seltener. Trotz seiner ausgesproche nen Neigung zur Eifersucht ließ er sie aus den Augen. Anguta war ihm gleichgültig geworden, s«it Lucie seine Sinne und sein Herz beherrschte. U Bald gewöhnte man sich daran, die junge Baronin ohne ihren Gatten in der Gesellschaft zu sehen. Als sie eines Tages wieder allein auf einem Ball war, weil Frau von Wertheim Lothar eingeladen hatte, trat plötzlich Rolf auf sie zu. In einem kleinen Nebenzimmer war es, in dem sie sich ermattet nieder- gelassen hatte. ,, „Anguta, so darf es nicht fortgehen. Du richtest dich zu Grunde," begann Rolf das Gespräch. Sie sah ihn traurig an und erwiderte: Ich amüsiere mich. Du lieber Gott, wozu bin ich sonst auf der Welt!" „Aber die Vernunft und die Rücksicht auf dich selbst müssen dir doch " ,Di« Vernunft? — Ich hatte nie mit ihr zu rechnen. Da weißt du ja — und die Rücksicht auf mich selbst? Die läßt mich ja eben das Leben genießen, so weit ich nur kann." „Würdest du einen Rat von mir annehmen?" „Wozu? Ich muß ja so leben." „Aber wenn ich dich darum bitte, herzlich Litte! Sieh, ich beobachte dich schon lange, Juta. Dieses ganze Treiben ist Eist für dich!" „Aber ein süßes," erwiderte sie lächelnd. „Oh, sei doch ernst," gab er zurück. .Versprich mir, daß du morgen mach Schmettau zurückkehrst." „Ich kann es nicht. Die Eintönigkeit dort würde mich töten!" „Aber di«ses tolle Leben kann es noch weit eher!" „Meinst du?" „Ich bin Lessen gewiß!" „Oh, dann laß mich so weiterleLen . . ." „Du darfst nicht so reden. Du bist noch so jung! Hast du denn niemand, der — dem —" „Nein." „Dein Gatte?" Sie lachte auf. „Er zu allerletzt." , /Fortsetzung folgt.