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Betlage zm« Auer Tageblatt. 12 IM «r. 158 1SM SS Amtliche Bekanntmachungen. (Lll »mlllchen »ekanntmachungn, werden, soweit ft, UN« nicht von den »«Hörden . unmittelbar zugesulli werden, den «miedidx.ro eninommen > Aus Blatt 1l6 de» hiesigen, slüher beim Künigl. Amisgerichte Echneebreg für die Städie Aue und Neusiäviel und die Vorüchaften geführten Handelsregister, die I rma Earl Fischer in Aue betn ittheute lingetragen worden: Derbi h riae Inhaber, Herr Fabrikant Emil Julius Fischer in Aue. in infolge Mietens ausgeicki den. Inhaberin ist Frau Auguste Amalie verw. Fischer geb. B itrr in Aue. Königliches Amtsgericht Aue. Herr Brandversicheiungs-Jnspektor Fricke in Schwar-enberg ist vom 18. Juli bi» mit >3. August 19lO beurlaubt. Seine Vertretung erfolgt durch Herrn Inspektorats-Assistent Steinbach. Schwarzenberg. Königliche Amtahauptmannschaft. Die Beweisaufnahme über den Tod Johann Orths. Der in Linz wohnende Neffe Johann Orths, Erzherzog Josef Ferdinand, hat, wie berichtet, beim gerichtlichen Senat des kaiserlichen und königlichen Oberhofmarschallamts in Men angesucht, daß sein Oheim für tot erklärt werde. Die Schick sale Johann Orths (Erzherzogs Johann Salvator) sowie der Inhalt der Eingabe wurden bereits mitgeteilt. Es sei hier nach dem Berliner Tageblatt nur einiges aus dem Gesuche mitgeteilt, das auf die Psychologie Johann Orths Bezug hat. In dem Schriftstück heißt es unter anderem: Johann Orth war in erster Linie eine Natur die ihren Ehr geiz darin setzte, im Daseinskampf auf eigenen Füßen zu stehen, eine selbständige, aller Augen auf sich ziehende Leistung zu voll bringen. Schon unterwegs war er, wie den Angaben seines Kapi täns Sodich zu entnehmen ist, mit diesem und auch dem zweiten Offizier in Konflikt geraten, weil er Maßnahmen traf, die ein erfahrener Seemann nicht billigen konnte. Aus welchen Gründen hatte der Erzherzog seine Offiziere entlasten, wenn nicht aus dem, auf den, Schiffe eigener Herr zu sein und unbehindert durch die ihrer Verantwortlichkeit bewußten Offiziere schalten und walten zu wollen?! Die Krankheit des Kapitäns Sodich, der angeblich an Blattern schwer daniederlag, kann deshalb nicht erheblich ge wesen sein, weil Sodich kurz nach seiner Ausschiffung mit einem Dampfer nach Europa zurückfuhr und dort auch alsbald im Pro zesse gegen den von der St. Margarete in London ohne Verschul den angerannten Dampfer Jeviot für Johann Orth auftrat. Auch der zweite Offizier Sucich hat sich bekanntlich kurz nach dem Ein treffen in Buenos-Aires ausschiffen lasten, weil er, wie aus ver läßlicher Quelle durch Leutnant v. Jedina festgestellt wurde, wegen der aus England zur Reserve mitgenommenen Zement fässer mit Johann Orth in Meinungsverschiedenheiten geraten war. Nach dem Bruch mit Sucich, der allerdings noch weiter mit dem Besitzer der Margarete in freundlichen Beziehungen blieb und Johann Orth mit Rat und Tat zur Seite stand (so warnte er ihn vor der geplantes: Fahrt und sorgte auch für die sach gemäße Verstauung des Sandballastes). schlug Johann Orths tat kräftige Stimmung in eine weit schmerz! ich gedrückte um.. Johann Orth hatte mit einer Firma in Valparaiso einen bis zuM 1. Oktober 1890 gültigen und erfüllbaren Vertrag ge schlossen, bis zu der gedachten Zeit eine Ladung Salpeter zu übernehmen. An die pünktliche Einhaltung des Vertrages und an die glückliche Vollbringung der Fahrt knüpfte der Erzherzog weitgehende Hoffnungen für sein auf eigener Arbeitsleistung aufgebautcs neues bürgerliches Leben. Er hätte sich gerührt, wenn er gelebt hätte. Die Gewissenhaftigkeit Johann Orths in wirtschaftlichen Fragen ist auch ersichtlich aus der ganzen Art, wie er sich auch in Einzelheiten um seine Vermögensverwaltung kümmerte. Noch in seinem letzten Briefe, geschrieben auf der Reede von Porto La Plata, clv «lato 12. Juli 1890 .beschwert er sich seinem Anwalt gegenüber, aus Gmunden keine Briefe erhal ten zu haben. Dort habe sich ein Streit bezüglich der erzherzog lichen Grenze längs der neuen Jschler Straße erhoben — eine Angelegenheit rein lokaler Natur. Im gleichen Briefe spricht er auch vom Verkaufe des ihm gehörigen Hause», Wien, Gold, schmidtgasse 4. und trifft Anordnungen, wie der hoffentlich er zielte Erlös im einzelnen zu verwenden sei. Schon diese» Schrei ben allein hätte genügen müssen, um allen Nachrichten über ein gewolltes Verborgenleben des Erzherzogs die Spitze abzubrechen. Ein Mann, der in Vermögensangelegenhetten die Gewissenhaftigkeit selbst ist und der auch in einer Lebensäuße- rung vor Antritt gefahrvollster Fahrt in der Hauptsache von kleinwirtschaftlichen Dingen spricht, wird nicht zwanzig Jahre hindurch ein Millionenvermögen, für dessen Verwen dung er bei seinem Idealismus ein starkes Verantwortlichkeits gefühl besaß, sich selbst überlassen. Wsir haben au» dem Munde seines Bruders gehört und wissen dies auch von anderen Seiten, daß der Erzherzog außerordentlich an seiner greisen Mutter hing und es nicht versäumte, auf Reisen von jeder Station, die er machte, ihr telegraphisch Nachricht von seinem Befinden zu geben. Johann Orth liebte es, sich einen weiteren Wirkungskreis zu suchen. Hatte er bei der Besetzung des bulgarischen Thrones aus politischer Rücksichtnahme aus sein Vaterland seinem Vetter Ferdinand nachstehen müssen, so hatte er doch den Gedanken gehabt und auch verwirklichen wollen, als Armeeorga nisator in die Dienste Ferdinands, mit dem er nicht einmal sehr gut stand zu treten. Ein Mann mit solchen Ambitionen bleibt nicht zwei Dezennien hindurch weltfern und still. Ein Mann, welcher die Broschüre über den von ihm entlarvten Spiri tisten Bastian publizierte und welcher ebenso (in dem Bal lett Assassinen) seine religiösen wie (in militär-wissenschaftlichen Schriften) seine Ansichten als Soldat und Feldherr mit Tempera ment nobi <-t ei'bi zur Kenntnis brachte, verurteilt sich nicht ohne jeden ersichtlichen Grund zu vollster Weltabgeschiedenheit. Johann Orth schweigt, weil ihn das nasse Grab deckt. — Eine kurze Zusammenfassung der Beweisgründe ' ergibt, daß 1. Johann Orth bestimmt von Buenos-Aires zur See abgefahren ist und auch eine Zwischenlandung außer dem Bereich jeder Wahrscheinlichkeit liegt; 2. daß die St. Margarete dann unter Führung eines Kapi ¬ täns, der seine ersteFahrt aufdem offenen Ozean machte, in eine Gegend ging, die selbst den erfahrensten Schiffs führern unter normalen Verhältnissen ganz außerordentliche Schwierigkeiten bereitet; . . " - 8. daß dieses Schiff dort unter ganz unvorhersehbaren me teorologischen Erscheinungen von einem vernichtenden Sturm erfaßt wurde, der bei der Art, wie das Schiff Ballast führte, und wie es Len Umständen nach Segel gesetzt haben mutzte, unbedingt eine Katastrophe im Gefolge haben mußte; 4. daß das Schiff, selbst wenn es diesem nach aller Men- . schenberechnung. unentrinnbaren Verhängnis entgangen wäre, in eine Sturmzone gelangt wäre, die, nicht minder gefähr lich, die Wahrscheinlichkeit eine» Entrinnens auf hoher See unbedingt ausschloß; 8. daß keine der vielen Hilfsexpeditionen an einer der vielen angelaufenen Stellen von einem der Schiffsinsassen auch nu" eine Spur von Schiff und Mannschaft entdecken -konnte; 6. daß von den Insassen der St. Margarete und ihrem Kapitän Johann Orth, wiewohl er Nachrichten haben und Nachrichten geben wollte und sicherlich gegeben hätte, keine Botschaft mehr gekommen ist; 7. daß die Persönlichkeit des Johann Orth keinen Anhalts punkt dafüc bietet, warum er zwanzig Jahre von sich nichts hätte hören lassen, daß vielmehr seine Kindes- und Verwand tenliebe und sein reger Sinn für die Welt und ihre Lebens äußerungen sowie für sein Vermögen ihn zu Mitteilungen ver anlaßt hätten; 8. daß alle Persönlichkeiten, welche Johann Orths Schick sal interessierte, von seinem Heimgange überzeugt waren und sind. Die Erledigung des gerichtlichen Senats des Obersthofmar schallamtes erging dem Anträge gemäß. Das Verfahren wegen Beweises des Todes Johann Orths wurde eingeleitet. «e«e» a«S «Ser Welt. * Fräutein Morgan heiratet. We' halbamtlich aus zuver. lässiger Quelle mitgeteitt wirb, soll demnächst die-Tochter des amerikanischen Milliartzar» Piprpont Morgan sich mit dem spa. nischey Throüprätendenten Don James du Bourbon verheiraten. Die beiden D«lobt;n sollen sich zum ersten Mal« im vorigen Jahre in Versailles gelegentlich eines Abendfestes gesehen und kennen gelernt, haben. * Ein Schreckschuß auf den Frankfurter Polizeipräsidenten. Großer Anfug wurde Sonntag.nachmittag in Frankfurt am Main dadurch verübt, daß man aüf den. Fenstersims der Wohnung de» Polizeipräsidenten einen Gegenstand .letzt«, der Bomben sehr ähnelte, die von den Leiden Friedberger Attentätern verwandt worden sind. Es handelte sich Um zwei Büchsen, die zu- sammengebunden waren upd auf tzereck Deckel sich eine Metall- schraube befand, während unten eine Zündschnur angebracht war. Der Gegenstand wurde vorsichtig im Polizeipräsidium geöffnet, und es zeigte sich, daß der Inhalt aus Kohlenstaub und Sand bestand. Dec Täter ist unbekannt. * Ein Segelschiff in schwerem Sturm«. Das Segelschiff Anna von Hamburg nach Stockholm unterwegs, ist in schwerem Sturme auf See wrack geworden. Die drei Man» der Besatzung wurden über Bord gespült; der Kapitän ertrank, die Leiden übrigen Leute trieben,44 Stunden aus Schiffstrümmern und wurden dann voiri Schooner Ida in völlig erschöpftem Zu stande gerettet. . * Schweres Automobilunglück. Ein Automobil das sich auf der Fahrt von Karlsbad nach Teplitz befand, erlitt in der Nähe von Saatz einen schweren Unfall. Auf einer abschüssigen Straße brach aus noch unbekannter Ursache das eine Vorderrad. Der Wagen überschlug und schleuderte seine fünf Insassen her aus. In dem Wagen befanden sich ein Fabrikdirektor mit Frau aus Teplitz, ein Gutsbesitzer, ein Fräulein aus Teplitz und der Chauffeur. Die Verletzungen der Insassen sind zum Teil schwe r. * Hochwasser in der Schweiz. Infolge heftiger Gewitter regen in der Nacht zum Sonntag ist an verschiedenen Orten der Schweiz neuerdings schwerer Hochwasserschaden eingetreten. Es kamen DirmmLrüche und Uebexschwemmungen bei Zell und Lu zern vor. "Der Vauerhof des Landwirts Pättig wurde verschüt tet, wobei v i e>L. P e.rsonen, zwei Frauen und zwei Kinder, umkamen und das gesamte Vieh zugrunde ging. * Feuersbrünste. Wie nunmehr festgestellt ist, wurden bei dem Brande auf den» Dampfer LowkyaM 9. d. M. drei Perso nen sofort getötet, während 14 infolge der Brandwunden starben. 32 Personen sind verwundet. — Das Warenlager der russischen Handelsschiffahrt-Eesellschaft in Rostow am Don ist durch Groß feuer zerstört tvorden. Der Schaden ist sehr bedeutend. — Im Staate Wisconsin richteten große Maldbrände beträchtlichen Schaden an. ' * Einsturz. In der Ortschaft Mühlhausen Lei Heidel berg ereignete sich gestern nachmittag infolge des anhaltenden Regens der letzten Tag- ein Einsturz. Eine Felswand stürzte in einer Länger von ISO Metern zusammen und begrub drei- Wohnhäuser mit Stallungen und Nebengebäuden unter sich. Vier andere Wohnhäuser sind dem Einsturz nahe. Men schen wurden nicht verletzt. * Im Schacht verunglückt. Im Mäxschachte bei Stockheim (Oberfranken) verunglückten drei Bergleute bei der Ausfahrt aus dem Schachte. Infolge zu raschen Anfahrens wurde einer aus dem Korbe geschleudert und versank in dem 60 Meter tiefer liegenden Sumpfe. Ein Weiter brach Arme und Beine. Der dritte wurde leichter verletzt. * Zu den Abstürzen bei der Berglihütte. Die Bergung der Leichen der sieben bei der Berglihütte verunglückten Berg steiger ist durch 42 Bergführer vollzogen worden. Sie war äußerst schwierig und gefährlich, da den ganzen Tag Lawinen nieder gingen. * Der schiefe Turm in Pisa streikt, da ihm die unausgesetzte schiefe Haltung offenbar zu sauer wird. Wie eine Kommission her vorragender Architekten ermittelte, wäre der schiefe Turm in Pisa ernstlich bedroht. Zunächst sollen die schweren Glocken beseitigt werden, die den Türm beim Läuten täglich erschüttern. * Ertrunken. Der deutsche Konsul Hermann Hel- m i ch wurde, als er in der See bei Algorta badete, von einem MKVMWAMMMMMEMWEMMEV Ls gibt eine Menge kleiner Rücksichtslosigkeiten und Unarten AA die an und füc sich nichts bedeuten, aber furchtbar sind als Renn- Zeichen der Beschaffenheit der Seele. 3^ M. v. Lbner-Lschenbach. ZertveteitSS Glück. Original-Roman von B. Torony. sl8. Fortsetzung.) tNachdruck oerbolen.) „Die Sache ist mir zu unwichtig, um darüber noch erst Streit anzufangen," erwiderte Lothar. „Es handelt sich um deine Zofe, also tue, was dir beliebt." Da» nervös- Zucken um seine Mundwinkel verriet, daß er die Unwahrheit sprach. In Wahrheit sah er das Mädchen nur ungern aus dem Hause scheiden. '' 17. Kapitel. Sommer und Herbst zogen vorüber, ohne daß Rolf in das Gebirgsstädtchen zurückgekehrt wäre. Er weilte in der Residenz und gab sich dort ganz seinem Beruf und seinen Studien hin. Freilich waren damit die Erinnerungen nicht getötet. Rolf aber bezwang sich mit eiserner Willenskraft. Weit schwerer hatte es Anguta. In ihrer ländlichen Einsamkeit kamen ihr fortwährend Gedanken an Rolf. Wo sie ging und stand, tauchte sein Bild vor ihr auf, und die blassen Züge ihres Antlitzes zeigten deut lich, wie sie darunter litt. „Deine Frau hat ihre frühere Munterkeit vollkommen ver loren," sagte der alte Freiherr eines Tag,» zu seinem Sohn. „Du mußt ihr Zerstreuung verschaffen! Bringt den Winter in der Stadt zu und macht dort die Saison mit." Anguta lehnte es fast ängstlich ab: „Nein, nein, Papa! Du meinst es gut, ich danke dir dafür, aber ich bleibe lieber auf Schn-"— Eg gibt hier so viel zu beaufsichtigen." Der Gedanke, Rolf wiederzusehen, jagte ihr einen tiefen Schrecken ein. Sie zitterte davor, als brächte es ihr ein neues Unheil. „Unsinn, Unsinn — oder wenn dir das nicht paßt . . . ver lebt ein paar Monate in Paris oder in Italien," fuhr der Frei herr fort. „Nach Italien, o ja. Da möchte ich gerne hin. Oder lieber noch weiter fort, nach Aegypten, nach dem Orient!" rief Anguta mit ihrer früheren Lebhaftigkeit. „Warum nicht lieber gleich nach Afrika? Ich bevorzuge die deutsche Reichshauptstadt," bemerkte Lothar. „Meine Reise ist auch schon längst bestimmt. Ich kann sie nicht wieder rückgängig machen. Ich habe Verabredungen mit meinen besten Freunden und Einladungen, die ich längst angenommen habe. Soll ich das alles wieder abändern? Wenn du aber durchaus willst, dann allerdings —" „Ich will nichts. — Was kommen soll, das kommt ja doch!" „Aber Abwechselung ... die wird dir jedenfalls gut tun," sagte Lothar. „Du bist ja schon durch und durch sentimental. Die Einsamkeit taugt nicht für dich!" „Also gut," erwiderte sie. „llebersiedeln wir in die Haupt stadt. Gibst du mir Maritza mit, Mama?" „Ach ja, tu es doch, Mütterchen! Ich würde mich so sehr darüber freuen," jauchzte das junge Mädchen. „Keineswegs, erwiderte Mila barsch. „Du bist noch viel zu jung für das gesellschaftliche Leben. Nein, Anguta, das Kind gebe ich dir nicht mit!" „Papa, lege doch ein gutes Wort für mich ein!" bat die Maritza den alten Freiherrn. „Ich denke, man könnte ihr die Freude ruhig gönnen," sagte er. „Du hast natürlich zu entscheiden, aber ich Lin durchaus dagegen." „Aber sage mir, Frau, warum soll man ihr so ein unschul diges Vergnügen verwehren?" „ Warum? Die Gründe lassen sich nicht erklären. Jedenfalls, mit meiner Einwilligung begleitet Maritza die' Schwester nicht." Der Freiherr rückte nervös auf seinem Stuhl hin und her. „Ja Töchterchen, wenn die Mama will, dann mußt du dich schon fügen." Ihm schien es selber nicht gerecht. Schmollend eilte Maritza aus dem Zimmer. Sie setzte sich in eine Fensterecke und weinte. Als aber der Forstreferendar von Wilneck aus dem nahen Walde trat, da trocknete sie schnell die Tränen und bemühte sich, die Spuren zu verwischen. Er sah grüßend hinüber und ging dann langsam vorbei. Maritza lächelte still vor sich hin. Schließlich — konnte der Winter auch hier . . . sehr viel des Angenehmen bieten. — — , Auf Schmettau wurden Vorbereitungen für die Abreise ge troffen. Anguta befand sich in einem Zustande fieberhafter Un ruhe. Zwei Empfindungen stritten in ihrer Seele: die unbezähm bare Sehnsucht nach Rolf und die bange Furcht vor seiner Näh«. Zum Glück wurden sie ein wenig durch Toilettenangelegen heiten in den Schatten gedrängt. Herr von Nordeck liebte es, wenn seine Gattin die anderen Damen der vornehmen Gesell schaft ausstach. Trotz der ungeheueren Summen, die sie dafür brauchte, legte er deshalb ihrer Verschwendungssucht kein Hin dernis in den Weg. Zum Schluß kam ja doch einmal die Erb schaft, und Suwarew war alt und gebrechlich. Sein Vermögen aber zählte, wie der alte Freiherr wissen wollte, nach Millionen. Dieser Punkt war für den jungen Baron, der viel verbrauchte und selber sehr kostspieligen Neigungen frönte, sehr ausschlag gebend. - Zn der Residenz wurden die ersten Tage nach ihrer Ankunft ganz durch die Besuche in Anspruch genommen. Das Neue und Ungewohnte beschäftigte die junge Frau lebhaft. Sie nahm alle Einladungen, wie es Lothars Wunsch war, an und berauschte stch förmlich in dem ihr fremden Leben in der Großstadt. Stundenlang stand sie ost vor dem Spiegel und putzte sich. Für wen? — Nicht für ihren Mann und nicht für die große Menge. Für Len einzigen nur, an den sie nicht denken durfte, und der doch immer vor ihrer Seele stand. Was sie tat, geschah für ihn. Gr sollte sie schön finden, sein Auge sollte sie mit bewyn« dernden Blick suchen. So oft Anguta in eine Gesellschaft käm, bangte sie davor, ihn wiederzusehen, und war doch enttäuscht, -wenn sie ihn nicht fand. Und Wochen und Wochen gingen so dahin, ohne da» Rolf die Wege der jungen Baronin gekreuzt