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Auer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge : 12.07.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-07-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735684481-191007121
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735684481-19100712
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735684481-19100712
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-07
- Tag 1910-07-12
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Monat
1910-07
-
Jahr
1910
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' . :- ' ' ' ' -» Nr. 158, trollte«« den Höbe! der Maschine, die man amerikanische» Ee- schäftsleben nennt. Werden die Bremsen dieser Maschine jo plötzlich und kriistig angezogen wie im Jahre 1907, so müssen die Folgen so gespürt werden, wie das in dem erwähnten Jahre allenthalben der Fall war. Diese Beobachtung zog die Aufmerk samkeit vieler auf die neue Machtstellung, die die Vereinigten Staaten in der Reihe der Industrie- und Finanzmächte der Welt einnimmt. Seit damals hat sich eine bemerkenswerte Schwenkung in der Haltung der ausländischen Finanziers und der Presse gegenüber den Vereinigten Staaten vollzogen. Von nahezu jedem Teile der Erde wurden nähere Beziehungen mit der Union gewünscht und angeknüpft. Noch niemals vorher wur den die europäischen Börsen von den Vorgängen auf dem Par- quett Wallstreets so beeinflußt als seither. Ausländische Ge schäftsleute verfolgen die Vorgänge in Amerika mit größerer Aufmerksamkeit als die im Heimatlande, weil sie wissen, daß unsere riesenhaften industriellen Organisationen in jedem Augen blick eine Politik aufnchmen können, die ähnliche Geschäftszweige in der Heimat unmittelbar berühren kann. Der anlagesuchende Kapitalist ohne Rücksicht auf seine Nationalität hält es nicht mehr als einen Akt der Vorsicht, amerikanische Anlagewerte aus seinem Kassenschrank auszuschließen. Der gegenwärtige Kampf zwischen Kapital und Kapitol, zwischen Reichtum und Wa shington, zwischen den Schaffenden und den Regulierenden, wird mit riesigem Interesse von allen Kreisen, von dem Besitzenden und dem Mann der Theorie, verfolgt. Die Exploitationen un serer Finanziers in Europa befinden sich, gemäß ihren eigenen Auslassungen, noch in den Kinderschuhen. Sie wirken vorläufig nur als Pioniere, beabsichtigen aber in der alten Welt die selbe unaufhaltsame Energie auszuüben die ihnen dazu ver halfen hat, die Vereinigten Staaten auf ihre gegenwärtige indu strielle Machtstellung zu Hetzen. Sie haben nirgends ihresglei chen. Obgleich von Tag zu Tag mehr und mehr durch gesetz geberische Maßregeln eingeschränkt, sind sie bei weitem stärker als die Negierung. d'V' EE" -AKMNDR > Arre, 12. Juli. * Zum Rücktritt des Erbprinzen Hohenlohe. Die Frkft. Ztg. meldet noch zum Rücktritt des Erbprinzen Hohenlohe-Langenburg von seinem Vizepräsidentenposten: Der Brief des Erbprinzen ist ohne Datum veröffentlicht worden. Es stellt sich heraus, daß dieser zu dieser Zeit bereits zchnbiszwölfTagealt war. Man erinnert sich dabei auch, daß der Erbprinz für seinen Rück tritt Gründe anführte, die durch die Entwicklung überholt sind oder doch nicht mehr die frühere Bedeutung haben .Es wird auch versichert, daß die V o r r o m ä u s - E n z y k l i ka mit ihren Fol gen vornehmlich den Anstoß zum Rücktritt gegeben hat. * Fürst Bülow und Bethmann Hollweg. Fürst Bülow wird auf seiner Reise nach Norderney am 15. Juli in Berlin eintres- fen. Reichskanzler von Bethmann-Hollweg wird an diesem Tage von seinen. Gute Hohen-Finow nach Berlin zurückkehren und mit seinem Amtsvorgänger zusammentreffen. * Der Personenwechsel im Auswärtigen Amt. Wie der B.rliner Lok.-Anz. erfährt, wird der ueaernannte Staa!Lsckre!är v. K i n d e r l en - W ä ch i e r in den ersten Tagen d:S August d^e Leitung des Auswärtigen Amtes übernehmen. Nachdem Frhr v. Schoen die Geschäfte seinem Amtsnachfolger übergeben hat, besichtigt er Zeinen diesjährigen Urlaub cmzntreten, um sich rach d, ssen Ablauf Anfang Ok-ober auf seinen Pariser Botschaflerposten zu begeben. Auf der Reise von Bukarest nach Wien wird Herr v. Kinderlen Wächter eine Zusammenkunft mit dem Grasen Aehrcu- tbal auf dessen böhmischen Besitzungen haben. Fürst Nado- l in, der bisherige Vertreter Deutschlands bei der französischen Regierung, dürfte erst nach seiner Rückkehr vom Urlaub dem Prä sidenten Falliöres sein Abberufungssch.eiben überreichen. * Nachklänge zur Wahl in Friedberg-Büdingen. Aus einer Feststellung des Offenbacher Zentrumsorgans geht hervor, daß bei der Stichwahl in Friedberg-Büdingen auch sonst recht kon servativ gesinnte Kreise durch W ah l e n t h a l t u n g den Sozialdemokraten unterstützt haben. Das Blatt verzeichnet die Tatsache, daß in der Stadt Büdingen der Für st von Isenburg- Büdingen und seine Beamten und Bediensteten bis herab zum Lakaien und Hofschuster und Schneider alle bei der Stichwahl zu Hause geblieben sind. Auer Tageblatt und Anzeiger für da» Erzgebirge. Dienstag, den * Die Borroniäus-Snzyklika in Ungarn verkündet. Wie das gestrige Pester Abendblatt des ?!z En meldet, hat der E-z- biichof veil stalorsa am Sonntag in seiner Diözese die Bsrro- mäut-Enzyllika verkünden lassen. Die Nachricht hat in prole- ustanlifchen Kreisen des ungarischen Abgeordnetenhauses lebhaftes Aussehen und Befremden hervorgerusen. Einer der Führer der ungarischen vrolistantischen Kirche, der gewesene Staatsminister ZtlinSki, äußerte sich in den Couloirs des Abgeordnetenhauses, daß diese Tatsache von unabsebbaren Folgen begleitet sein könne. ' Eine partielle Ministerlrisis in Spanien? In Pa,iS aus Madrid vorliegende M-lvuugcn über Uueiustimmigkeiien im Kabinett Canahjas sauten im wesentlichen dahin, daß es sich weniger um tue Kirchenpolilik als um Differenzen bezüglich der Finanz plane handelt. Doch wird man in der Vermutung nicht fehlgehrn, daß den dem Vatikan treuen Elementen des Mi nisteriums jeder Anlaß willkommen ist, sich zmückmz'ehen. Maa «ihauptet, daß Cnialcjas d.m Kö.".i,> schon Vorschläge zur Um bildung de-s Ministeriums gemacht hat. Die Unruhen in Laijkug, Provinz Schaninng, richtrn sich, nach einer, Meldung der Köln. Zig., nickst gegen die Ausländer, sonde n gegen d>c chiuesi s ctren B caint e n und Notabeln, die durch den Anlauf der Rstsmurme die Hungersnot ge steigert habe,. Der Zusammenhang d>r Ausständi'chen mir den roten Räubern der Mandschurei, der H mghutze vt unve.kennbar. Diese ergänzen sich zumeist uw.> den kriegerischen Bewohnern von Nrrdschaiitung. Die aus Schanin,ig stammenden roten Räuber lieferten den Slammessimtesgenossen der Heimatprooinz moderne Waffen. " Gegen die Abänderung der Elaubensformel im englischen Krönungseide laufen immer mehr Proteste ein. Der Vize kanzler der Universität in Ontario Blake telegraphierte: Laßt entweihende Hände vom Krönungseid, bis Rom seine eigenen Flüche abschafft und religiöse Freiheit gewährt. — Weiter ist eine von 25 000 Kanadiern unterschriebene Petition eingetrosfen. Mehrere Protcsttelegrumme wurden von Orangeleuten geschickt. Auch ein Protest von 20000 Kindern der Londoner prote stantischen Kindervereine ist eingegangen. " Leuchtende Granaten in der englischen Marine. Die bri tische Admiralität hat sehr interessante Experimente mit einer neuen Erfindung gemacht, die es ermöglicht, bei Nacht den Weg, den ein Geschoß nimmt, genau zu verfolgen. In die Granaten und Schrapnells kann ein kleiner Zylinder eingefllhrt werden, der ein starkes Lcuchtmittel enthält, welches sich bei dem Abschießri, entzündet, und so deutlich zeigt, wie das Geschoß fliegt. Besonders beim Nicochetieren konnte man deutlich sehen, welche Richtung die Geschosse „ahmen, nachdem sie auf das Wasser aufgeschlagen waren. Man machte bei dieser Gelegenheit die merkwürdige Entdeckung, daß ein großer Prozentsatz der Geschosse nach dem Aufschlagen beinahe senkrecht in die Höhe ging. " Die revolutionäre Bewegung in Persien. Aus Teheran wird berichtet: 300 Bewaffnete vom Kaschkaistamm sind in Jspahau eiugedrungen. Sie wurden ohne Widerstand von der dortigen Bachtiarenabteilung, die mit der Politik des Serdarassad unzufrieden sein soll, eingelassen. " Der russisch-japanische Vertrag wird an zuständiger politi scher Stelle in Berlin durchaus nüchtern betrachtet, da er die Mächte vor eine Tatsache stellt. Als der am meisten geschä digte Teil wird Nordamerika angesehen, das sich dort Einfluß verschaffen wollte. Für Deutschland und die anderen Mächte wird nach amtlicher Ansicht der freie Wettbewerb ausgeschlossen. Irgendwelche Schritte gegen den Vertrag werden die europäischen Mächte nicht unternehmen, nachdem auch Amerika seine Absicht, Protest einzulegen, hat fallen lassen. Aus dem Königreich Sachsen. Für Ferienreisende. Mir Rücksicht auf den bevorstehenden Ferienbeginn und öen während dieser Zeit aus der Eisenbahn herrschenden starken Reise verkehr wird erneut auf die Vorteile aufmerksam gemacht, die sich dem reisenden Publikum bieten, wenn es möglichst srüh- zeitig, d. h. entweder am Tage vor der Abreise oder spätestens einige Stunden vor dem Abgang des in Aussicht genommenen s Zuges sei Reisegepäck zur Beförderung aufgibt. Das Reise- s gepäck kann dann meist selbst bis nach weit gelegenen Stationen direkt abgefertigt werden, wa^ nur in den seltensten Fällen mög- ! 12 Juli ISIS. lich sein wird, wenn es erst in den letzten Minuten vor Abgang des Zuges zum Bahnhof gebracht wird. Es kann dann oft nur Ibis zu einer größeren Unterwegsstation abgefertigt werden, wo sich der Reisende dann abermals zum Gepäckschalter begeben muß, um sein Gepäck nach der Zielstation seiner Reise umschreiben zu kaffen. Da es sich entschieden angenehmer reist, wenn man der Sorge um sein Gepäck unterwegs enthoben ist, dürste die kleine Mühe, die mit der frühzeitigen Aufgabe dep Reisegepäcks mit unter verknüpft sein mag, wohl reichlich ausgewogen werden. Zur Erläuterung wird hierbei bemerkt, daß Eepäcksendungvn, für die bei der Frachtbcrechnung lediglich di« Vorstufe, d. i. für jede Fahrkarte 25 Kilogramm, zur Anwendung kommt, auch dann durchgehend bis zur Zielstation abgefertigt werden können, wenn der Tarif die Entsernungszone nicht enthält. Voraussetzung ist, daß sich die anzuwendende Entfernungszone aus der geographi schen Lage der Zielstation ohne weiteres ergibt oder ohne Schwie rigkeit aus dem Kursbuch ermittelt werden kann. » * Anuaberg, ll. Juli. Verbau dsächs ischer Schneider in u u n c u. Heute m d morgen sind in unserer Stadt zahlreiche Milgliedcr der uuier L iinng Ns Herrn Tenne,!-DresLen stehens er Verbandes sächsisckec Schneid'rinuungen zur Förderung ihrer Standesinieresseri v.r'ammesi. E- wurde be.te die Tagesordnung für den morgen siaiifiudeudeu VerbandSiag feslgestlllt, über nnlchr» in diesem Blatte berichtet werden wird. * Buchholz, 1l. Juli. Ein Opfer seines Berufes wurde Augenarzt Dr. mcd. Preuß von hier. Er hatte sich nach einer Augenkrcbsoperation beim Entfernen eines unbedeutenden Blütchens aus dem Gesicht mit Krebsgift infiziert und ist trotz sofort herbcigezogenen Beistandes hiesiger und auswärtiger Aerzts nach achttägigem, schwerem Krankenlager gestorben. Zwickau 11. Juli. F a m i l i e n d r a m a. Am Sonntag nachmittags gegen 2 Uhr versuchte die Frau des Sattlergehilfen Osch sich und ihren zwei Jahre alten Sohn zu vergiften. Man fand Mutter und Kind bewußtlos in der Wohnung, auf. Nach auderthalbstündigen Bemühungen gelang es, sie ins Leben zurückznrufen. Die Unglückliche wurde mit ihrem Kind in das Stadtkrankenhaus gebracht. * Hohenstein-Ernstthal, 11. Juli. Altertümlicher B av. In unserer Siadt ist kiuzlich ein aller, schöner Fachwerk- bru aus dem Jahre 1691 vollständig frcigelegl und wieder her-estelli worben. Tas Haus stsbi am Altmarkte, dem Mark,, platze von Hohenstein und emspttckn im Stil den beiden schönen H a r l e i, ste i n e r Aochwettbavün Lumm in-d Roß, von denen Elftere leider abgebrannt ist. Gelegemlich der diesjährigen Auffrischung der Außenseite wurden die Bemühungen der diesigen Geschiehtsfrennde, den Besitzer zur Wiedersreilcgung der Balken zu bewegen von Erfolg gekrönt. * Mittweida, 1l. Juli. Zn dem Liebesdrawa über das bereits beichtet wurde, ist noch milzuteilen, daß auf Antrag der Angehörigen des Technikers Giötzinger die Leiche dis Er schossenen seziert wurde. Hierbei Hai sich ergeben, daß Gröeinger an Geoir n e r w eichuug litt. Seine Tut wurde im Zustande geistiger Geslöriheit ausgefnhtt. Tas Befinden der durch einen Schuß verlitzlen Kellnerin Hähiiei ist verhält,,!:mässig gut und sie dürsle bald wieder aus dem Kiaukeuhause entlassen werden können. * Chemnitz, 11. Juli. S p i r i t u r e xp lo s i o n. Ein ILjähriger Kartonzuschneiderlehrling goß aus eine, SpintuSk nme Spi ritus auf einen noch heißen Spirituskocher. Der Lehrling erlitt am ganzen rechnen Arme schwere Brandwunden und nwßie tnS Krankenhaus gischafst werden. Durch die Explosion wurden noch verschiedene Betten in Flamm-« gesetzt; beim Löschen erlitt ein I l jäbeiges Mädch e n schwere Brandwunden am Bein und an der Schulter. Leipzig, 11. Juli. Verschiedenes. Auf der Bahn strecke Leipzig-Wahren entgleisten gestern vormittag in der Nähe der Duebener Chaussee die Wagen eines Güter zuges, die dabei vollständig zertrümmert wurden. Personen wurden glück licherweise nicht verletzt. — Gestern vormittag erschoß sich auf dem Grabe seiner Mutter auf dem Neu-Neuduitzer Friedhöfe der 39-jährige Buchbinder Malbe aus unbekannter Ursache. — Ver mißt werden seit 5. Juli der 1868 geborene Kaufmann Hermann Richard Kießig, seit 30. Juni die 15 Jahre alte Arbeiterin Frie derike Selma Hempel und seit 30. Juni der 1874 geborene Inge nieur Emil Hans Felix Herzog. * Dresden, 11. Juli. Der König begibt sich am 15. Juli nach der Teilnahme an der Denkmalsweihe in Gekenau nach weiter, häufig besucht vom König, der Kritik übte, lobte, an spornte und unablässig zur Vollendung triöb. Schließlich wurde sogar an Sonn- und Festtagen gearbeitet und hierzu da strenge Sonntagsheiligung bestand, die Erlaubnis der Charlottenburger Behörde eingeholt. Als endlich das große Modell vollendet war, entstand die Frage, wo es in Marmor auszuführen sei. Mun entschloß sich, die Uebcrtragung in Italien vornehmen zu lassen. Rauch reiste mit dem Modell nach Carrara .suchte in den dortigen Brüchen einen paffenden Marmorblock aus und siedelte mit ihm, nachdem das Zurichten, Punktieren und die übrige Vor arbeit beendet war, nach Rom über, wo er das Werk bis zum Spätsommer 1814 zur Vollendung brachte. Mit begreiflicher Sehnsucht erwartete der König, endlich in Marmor zu schauen, was unter seinen Augen so verheißungsvoll in Ton modelliert ward. Aber ehe sein Wunsch in Erfüllung ging, hatte das Marmorwcrk eins Fülle von Abenteuern und Gefahren zu be stehen, die in ihrer Gesamtheit wie die reinste Tragikomödie be rühren. Es handelte sich um den Transport dep schweren Monuments von Italien nach Berlin. Der Fahrt über Land zog man die zu Schiss vor. Im Herbst 1814 wurde das kostbare Kunstwerk der österreichischen Brigantine Alexander an vertraut. Unter englischer Flagge segelte das Fahrzeug ins Mittelländische Meer. Tagelang war man unterwegs, der Wind wehte gut und die Fahrt schien befriedigenden Verlauf zu neh men. Aber die englische Flagge sollte des Alexander kein Glück bringen — England lag mit Amerika im Kriege, amerikani sch e K a p e r sch i f f e strichen kühn über das Meer, um den eng lischen Handel nach Kräften zu schädigen, und auch die Brigan tine mit ihrem kostbaren Inhalt fiel einem Amerikaner zum Opfer. Die englische Flagge auf dem Alexander wurde nieder geholt und das Schiff als gute Beute erklärt. Im Gefolge des Amerikaners mußte die Brigantine weitersegeln. So ging es der spanischen Küste zu. Dann trat eine neue Wendung ein . . . Am Horizont tauchte ein Fahrzeug auf, das dem Amerikaner hartnäckig folgte und, weiter schneller segelnd, bald in seiner Nähe war. Natürlich ein Engländer, noch dazu ein solcher, der dem amerikanischen Kaper erheblich überlegen war. Es kam zum Gefecht, der Amerikaner mußte die Flagge streichen, der Engländer triumphierte und brachte seine Beute „ach der nor mannischen Insel Jersey. In Berlin entstand ob der Hiobsbotschaft höchste Aufregung. Der König war außer sich und setzte alle Hebel in Bewegung, um das Marmorwerk zurllckzuerhalten. Diplomatische Vermitt lung wurde angerufen — man wandte sich an den Hof in Wien und an den in London. Die Sache lag sehr verwickelt, denn der Alexander war ein österreichisches Schiff, der genommene Kaper ein amerikanisches und der Sieger ein englisches Schiff. Und dec Engländer bestand steif und fest darauf, die kostbare Ladung des Alexander zur Erlangung des ihm zustehenden Pri sengeldes zu verauktionieren. Es hätte nicht viel ge fehlt, so wäre Rauchs Meisterwerk wirklich unter den Hammer gekommen. Aber endlich löste sich das Dilemma — der Kapitän des englischen Kapers wurde abgefunden, der Sarkophag an Bord der englischen Fregatte The Spy gebracht und von dieser nach Hamburg iibergefiihrt, von wo er im Elbkahn die Fahrt nach Charlottenburg antrat. Hier traf er am 10. Mai 1815 ein. um dann sofort im Mausoleum ausgestellt zu werden. Ein wah res Glück, daß bei diesen Irrfahrten und Verladungen das herr liche Kunstwerk nicht zu Schaden gekommen ist — in vollkomme ner Schöne und ungetrübter Reinheit ist es erhalten geblieben, ein hohes Lied in Marmor, das jeden in eine andere, ideale Welt versetzt. Mit dem Mausoleum wurden schon im Jahre 1827 Ver änderungen vorgcnommen. Durch die viel bewunderte Ean tianschale, die jetzt vor dem Alten Museum in Berlin steht und deren auch Goethe in seinen vermischten Schriften über Kunst gedenkt, war der König zu dem Entschluß gelangt, die Sandsteinbekleidung des Peristils des Mausoleums durch einhei mischen roten Granit, wie er in der Mark und in Pommern vor kommt, ersetzen zu lassen. Man hatte gelernt, das prächtige Ma terial trotz seiner Härte zu schneiden, mit dem Meißel zu bear beiten, zu schleifen und zu polieren. Hervorragende Leistungen in der Bearbeitung bewiesen die Berliner Steinmetzen Trip pe! und Wimmel. Auf Grund eines mit Schinkl und dem Oberhofbaurat Schadow geschlossenen Vertrages vom 28. Mai 1827 verpflichteten sie sich bei fünfhundert Taler Konventional strafe, die Granitbekleidung bis zum 1. September 1828 fertig zustellen. Das Material war inzwischen herbeigeschafst worden. Auck hatte ein Graf von der Schulenburg einen in der Feldmark Trampe gefundenen großen Block für die Säulentrommeln ge schenkt. Genug, pünktlich am 1. September 1828 uoar die Be kleidung unter Besiegung großer technischer Schwierigkeiten in ausgezeichneter Weise zu Ende geführt. Noch sind in den Akten die Rechnungen vorhanden — die Eesamtkosten betragen wenig mehr als vierzigtausend Taler. Nach dem Tode Friedrich Wilhelms des Dritten ist das Mäu- sol-um im Jahre 1843 durch einen von Stiller und Hesse ausgeführten Anbau erweitert worden. Aus der kleinen Halle, die nun zu einem Vorraum geworden war, wurde der Sarkophag der Königin Luise in den größeren Anbau iibergefiihrt und hier auch Rauchs zweites Meisterwerk, der Marmorsarkophag des Königs, zur Aufstellung gebracht. Eine nochmalige Erweiterung fand nach dem Tod« Kaiser Wilhelms des Ersten Lurch ein erhebliches Hinausrücken der Hinterroand statt. Hierdurch ist es ermöglicht worden, die von Erdmann Encke ge schaffenen Marmorsarkophage mit den Gestalten Les toten Kai sers und seiner Gemahlin, der verstorbenen Kaiserin Augusta, ebenfalls in dem stimmungsvollen, von bläulichem Licht über gossenen Raum aufzustellen. Die machtvolle Marmorfigur eines Erzengels hält vor den Gestalten der schlummernden Herrscher paare treue Wacht. Die Särge mit den irdischen Ueberresten der Verblichenen stehen unterhalb des Sarkophagenraumes in einer auf gekuppelten Säulen ruhenden Eruftkapelle. Mit der Königin Luise, Friedrich Wilhelm dem Dritten, Kaiser Wilhelm dem Ersten und der Kaiserin Augusta ruhen hier auch Prinz Albrecht von Preußen und die Fürstin Liegnitz, morganatische Gemahlin Friedrich Wilhelms des Dritten. Kränze auf und an den Sär gen zeugen, daß der Toten in Liebe gedacht wird. Osors Rkeukmu«.
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