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i mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Illustriertes Sonntagsblatt. Sprechstunde der RedaVar mit Ausnahme der Sonntag« nachmittags von » Uhr. — Lelegramm-Adreffe: Tageblatt Au«. — Fernsprecher Für unverlangt eingesandt« Manuskript« kann GewLhr nicht geleistet werden. Druck und Verlag: Auer vrn». ». verl„»«tltl!l»!ifi m. b. ff. in Aue i. Lrzgeb. 7-t Verantwortlicher Redakteur: iki, n itkoia. Für die Inserate verantwortlich: Welter kreur. Beide in An« i. Erzgeb. Annahme von Anzeigen bis spätestens Uhr vormittags. Für Aufnahme von grdkrren Anzeigen an bestimmte» Stelle« kann nur dann gebürgt werden, wenn st» am Tag» vorher bei uns eingehen. Znsertionspreis: Di» fiebengespaltene Aorpnszetl« oder deren Raum io pfg., Reklamen r» pfg. Bet größeren Aufträgen entsprechender Rabatt. Bezugspreis: Durch unsere Boten frei ins Sau, monatlich so pfg. 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Regierungsrat Prof. Dr. Johann Gottfried Galle, der Entdecker des Planeten Neptun ist in Potsdam Sonntag nachmittag im 99. Lebensjahre gestorben. In Regensburg trat gestern dec Z e n t r a l o e r b a n d der Ortskankenkassen Deutschlands zu seiner Jah resversammlung zusammen. Nach dem Echo de Paris soll General Moinicr infolge der unberechtigten Besetzung von Tadla in Marokko seines Kommandos enthoben werden. HE- Mutmaßliche Witterung am 13. Juli: Rordostwind, aufheiternd, wärmer, trocken, Gewitterneigung. -Mc Aus Frankreich. Jenseits der Vogesen; wo man nicht ohne Sensationen leben kann, hat man wieder einmal seine Affäre. Der Fall des Bankiers Röchelte, der wegen Betrügereien schon seit einer Reihe von Monaten in Untersuchungshaft sitzt, hat mit einem Male eine politische Färbung bekommen, indem plötzlich die Ver sion austaucht, daß der vorigen Regierung nahestehende Persön lichkeiten in Kenntnis der lbevorstohenden Verhaftung Rochettcs in der Lage gewesen wären, durch B a i s s e s p e k u l at ionen ihr Schäflein ins Trockene zu bringen. Allzuviel dürfte ja an Mausoleum und Sarkophag A°chdru--«b°..a -er Königin Luise, v) Der Sommer lacht in voller Pracht, das Grünen und Blühen will nicht enden. Es ist eine Lust zu leben . . . Selbst im Char lottenburger Schloßpark schwinden vor des Sommers Glanz und der Gartenherrlichkeit die schmerzlichen Erinnerungen, die sich mit ihm im Laufe der letzten hundert Jahre verknüpft haiben. Menn nur die dunkle Tannen-Allee nicht wäre ... Sie führt in langer Perspektive zur Eranitfront eines kleinen dorischen Tempels, in dessen Giebelfeld das Alpha und das Omega ge setzt sind, feierlich mahnend, daß aller Anfang und alles Ende in der Hand des Allmächtigen liege. Der Tempel ist das Mau soleum in dem die vor hundert Jahren, am 19. Juli 1819, zu Hohenzieritz verstorbene Königin Luise ihre letzte Ruhestatt ge funden hat. Neben ihr ruht ihr Gemahl, König Friedrich Wil helm der Dritte, und zu Füßen der beiden das erste Deutsche Kaiserpaar aus dem Hause der Hohenzollern. Am Ruheplatz der Toten, da pflegt es still zu stin . . . Much hier herrscht tiefes Schweigen, ohne jedoch bedrückende Wirkung zu üben, denn der Tod ist besiegt von einer gewaltigen Kunst, die das, was er ge raubt, in Marmor lichtverklärt Wiedererstehen ließ. Schloß Tharlottenburg war nächst Paretz der Lieblings aufenthalt der Königin Luise und ihres Gemahls. Ein glückliches Familienleben herrschte hier, waren doch König und Königin in innigster Zuneigung verbunden. Wie sehr, geht daraus hervor, daß der König seine Gemahlin auch nach ihrem Tode in seiner Nähe zu haben wünschte. Und so gab er Befehl, im Park des Schlosses, mit dem sich für ihn so glückliche Erinnerungen ver banden, «in Mausoleum zur Aufnahme der irdischen Ueberreste der allzu früh Verblichenen möglichst schnell zu erbauen. Welchen Anteil Schinkel an dem kleinen Bauwerk hat, ist nie so recht *) Nm IS. d. Mts. vollenden sich einhundert Jahre seit dein Todes tag« der Königin Luise, weshalb wir tu den kommenden Tagen in einer Reid» narr Artikeln di« Erinnerung an dieser unvergeßlichen Königin wieder dieser Enthüllung nicht sein, es hat vielmehr den Anschein, als wenn es sich hier um einen Racheakt gegen Clemenceau handelt, der jetzt schwer in der Lage ist, sich zu verteidigen, da er zu einer Vortragstournee in Südamerika gerade auf dem Ozean schwimmt, welchen Moment seine Gegner mit größter Bosheit ausgesucht haben, um dem früheren Kabinettschef einen recht bösen Streich zu spielen. In der Kammer ist es über die Angelegenheit zu einer großen Aktion gekommen, ein Beweis, wie ernst man die Angelegenheit ausfaßt,' zwar braucht man ihr keine allzugroße politische Bedeutung beizumessen, immerhin aber kann man nicht ableugnen, daß derartige Vorkommnisse charakteristisch für die Zustände in Frankreich sind, wo vielfach einflußreiche amtliche Stellen nicht bloß aus politischen Gründen erstrebt werden, son dern man auch recht materielle Motive damit verbindet. Es kann der Entwicklung eines Landes nicht dienlich sein, wenn bei fast jedem Ministerwechsel Veränderungen in der Mehr zahl der amtlichen Stellen erfolgen und zwar nicht bloß in hohen, sondern bi» tief hinab in recht untergeordnete Instanzen. Es liegt auf der Hand, daß dadurch der Parteiwillkür Tor und Tür geöffnet ist und ungesunde Verhältnisse herbeigeführt werden müssen, die derartige Möglichkeiten eröffnen, wie ste in der Affäre Nochette, wenn vielleicht auch zu Unrecht, angedeutet werden. Wenn auch für das jetzige Kabinett aus der Affäre kein Schaden erwachsen kann, so ist es doch begreiflich, daß die Auf rührung derartiger Angelegenheiten nicht dazu beitragen kann, die Ruhe im Innern zu fördern, und noch dazu in einem Mo ment, wo der noch immer drohende Eisenbahnevstreik die Gemüter genug in Atem erhält. Allerdings soll sich die Situation inso fern etwas gebessert haben, als die Eisenbahngesellschaften ge neigt sein sollen, den Forderungen der Angestellten gegenüber etwas mehr Entgegenkommen zu zeigen. Entgegen der bisheri gen Haltung haben die Gesellschaften, wie drahtlich gemeldet wird, an dir Delegierten der Angestellten die Aufforderung ge richtet, zwecks Verhandlungen mit ihnen eine Versammlung ein zuberufen. In dieser Versammlung hat man sich bereit gezeigt, die kleineren Gehälter zu erhöhen, bei mehreren Gesellschaften soll auch die Lage der Heizer gebessert werden. Es wäre erfreu lich wenn dis Dinge eine solche Wendung nehmen würden, weil dadurch schwerer wirtschaftlicher Schaden vom ganzen Lande ab gewendet werden würde. Die Regierung hat zwar gegen einen eventuellen Generalstreik der Eisenbahner umfassende Maßnah men vorbereitet, insbesondere will man durch die Einberufung der militärpflichtigen Angestellten sich für alle Fälle decken, es fragt sich aber, ob diese Maßnahme im Ernstfall wirklich zur Durchführung gelangen könnte, denn bei der Stimmung, welche unter den Arbeitern herrscht, dürfte es Tausende und Aber- festgestellt worden. Tatsache ist, daß er im Auftrage Les Königs einen Plan hergestellt hatte, der zwar nicht zur Ausführung ge langte, wohl aber für die Ausführung des vom Hofbaurat Eentz eingereichten Entwurfs von Einfluß gewesen ist. Der großen Oeffe itlichkeit ist der Schinkelsche Plan so gut wie unbekannt ge blieben. Merkwürdigerweise hatte der große Miedererwecker hellenischer Baukunst nicht die Architektur de? Heidentums, son dern den mittelalterlichen Stil gewählt. Ein mannig fach gewölbter Raum, dessen Bögen sich auf freistehenden Säu len zusammenzogen, war in Art eines Palmenhains ausgebildet. In ihm ragte auf Stufen mit vielen sprossenden Blättern, Lilien und Rosen ein Lager, auf dem die Gestalt der Königin, mit der Krone auf dem Haupte, schönheitsumflossen ruhte. Zwei geflügelte Genien mit Palmzweigen streuten niederschauend Blumen auf das Haupt der Entschlafenen, während zu Füßen ein anderer Genius auf einem Blumenkelch kniete und zum Himmel blickte — im Wonnegefühl der Anschauung ihres verklärten Geistes. Zur Steigerung mystischer Wirkung sollte über die ganze, in weißem Marmor ausgeführte Architektur und Skulptur ein sanf tes rotes Dämmerlicht gebreitet werden, und zwar durch halb verborgene Elasfenster von roter Farbe. Der Haupthalle war eine von den dichtesten Bäumen beschattete Vorhalle vorgelegt. Man steigt Stufen hinan schreibt Schinkel, und tritt mit einem sanften Schauer in ihr Dunkel «in, blickt dann Lurch drei hohe Orffnungen in die liclbliche Palmenhalle, wo in Hellem morgen rotem Lichte die Ruhende, umgeben von himmlischen Genien, liegt. Hofbaurat Gentz hate den hellenischen Baustil ge wählt. Diesem gab der König den Vorzug. Der kleine vier säulige dorische Pröstylos mit seinem recht beschränkten Naos ent stand. Mochte ihm auch die ganze Innendekoration stilgerecht angepaßt sein, so dankt man doch sicherlich Schinkel jene feierliche Stimmung, die durch den Gegensatz zwischen dem Dunkel der Tannenallee und der Vorhalle und dem Hellen farbigen Lichte der l Marmorhalle hervorgerufen wird. Al» die bauliche Ausführung des Mausoleum? fast vollendet war, wurde Rauch, der im I März 1811 au» Italien zurückgekehrt «ar, mit der Herstellung taufende geben, welche sich einfach weigern würden, dem Ein berufungsbefehl Folge zu leisten und ebenso hätte man keine volle Sicherheit Mr die Zuverlässigkeit der Einberufenen im Dienste. Es müßte darum alles getan werden, um die angebahnte Verständigung wirklich zur Durchführung zu bringen. Die Macht -er amerikanischen Bankwelt vom Stau-puukt -er Amerikaner. Bei der allgemeinen Aufmerksamkeit, die gerade gegen wärtig den Vereinigten Staaten, dem Lande der unbegrenzten Möglichkeiten, entgegengebracht wird, dürfte es von Interesse sein zu hören, welche Beurteilung die amerikanische Bankwelt in den Spalten eines der angesehensten amerikanischen Finanzblät ter, dem Journale of Commerce, erfährt. In keinem Lande der Welt, so führt das Blatt aus, selbst nicht in Groß-Britannien, übt der Bankier «ine Gewalt aus, die nur annähernd an die des amerikanischen Finanziers heranreicht. Und diese Macht be schränkt sich nicht auf die Vereinigten Staaten, sondern sie macht ihren Einfluß in der g a n z e n W e lt geltend. In Europa sind die größten Bankiers eben nur Bankiers, die in der Regel keine außerordentliche Kontrolle über industrielle Unternehmungen auszuüben vermögen. Sie beschränken sich ausschließlich auf Banktransaktionen oder auf andere kommerzielle, industrielle oder Eisenbahnangelegenheiten. Wie ohnmächtig beispielsweise die vereinigten Bemühungen der englischen Finanzwelt waren, zeigte sich beispielsweise am krassesten im Vorjahre, als trotz der energischsten Proteste der prominentesten Bankiers Lloyd Ge orge ein Budget im Unterhause durchbrachte, ohne daß es ge lungen wäre, die besonders die besitzenden Klassen treffenden Maßnahmen zu beseitigen. Es muß zugegeben werden, daß die amerikanischen Kapita listen in den letzten fünf Jahren das Objekt fortdauernder An griffe durch die Bundesregierung sowohl als auch der Einzel staaten gebildet haben. Obgleich der sozusagen politische Einfluß auf das organisierte Kapital entschieden modifiziert worden ist, bleibt doch der unbestrittene Faktor bestehen, das ein Dutzend amerikanischer Finanziers in der Lage sind oder wären, durch eine gemeinsame Aktion so schwerwiegende Störungen hervorzu rufen, daß hiervon tatsächlich jeder Stand in England, Deutsch land, Frankreich, Italien und Spanien betroffen werden würde und daß sich der Einfluß derselben sogar in Egypten, Rußland, dem Orient, Südafrika und anderen weniger wichtigen Ländern geltend machen würde. Dieses Dutzend finanzieller Riesen mit Hirnen von titanischer Größe und unbezähmbarer Courage kon- des berühmten Marmormonuments der Königin be traut. Auf Grund verschiedener vorgelegter Skizzen entschied sich der König für eine Auffassung, welche die Verblichene in einem zwischen Schlaf und Tod die Mitte haltenden Zustande darstellt. Wie meisterlich der Künstler seine Aufgabe gelöst hat, wie es ihm gelungen ist. in der herrlichen Gestalt der Königin den Adel ihrer Erscheinung, die erhabene Majestät der Ruhe, den stillen Sieg der Seele über den grimmen Schnitter Tod zu verkörpern, wie er es vermocht hat, mit der Kunst die starre Materir zu Lurchgeistigen, ihr unvergängliches Leben zu verleihen und den Marmor geradezu feierlich und ergreifend tönen zu lassen, weiß und rühmt ja jedermann. Kein Grabmonument des Altertum? und der Neuzeit vermag an diese Marmorgestalt der verklärten Königin, die, mit dem Diadem geschmückt, unter der gegürteten feinen Tunika so formenschön in der makellosen Reinheit eine idealen Lebens auf der von Adler und Kronen umsäumten Decke des marmornen Lagers ruht, hinanzureichen. Selbst der Sarko phag erinnert in nichts an ein gebrochenes Menschenleben: an den vier Ecken geschmückt mit Pilastern, zwischen denen am Kopf- und Fußende frei bewegte Adler in Hochrelief fitzen, ist er zum Ruhebett für eine Schlummernde geworden. Herrlicher als durch dieses Monument konnte das Andenken an Preußens schmerzens reiche und edle Königin nicht gefeiert werden. Aus ewiger Schön heit strahlt bis in alle Ewigkeit Las Neue — ob auch Jahr hunderte vergehen, die Marmorschöpfung Rauch/ wird neu zu jeder Zeit erscheinen. Ein leichtes Schaffen hat der Meister nicht gehabt. Aus den im Kgl. Schloß zu Berlin bewahrten Akten ist so manches zu entnehmen ,das von den Schwierigkeiten Kunde gibt. Nach Ge nehmigung der Skizze durch den König nahm Rauch sofort da große Modell in Angriff, und -war die Gestatt der Königin in sechzehn Zentimeter über Lebensgröße. Als Arbeitsstätte diente ihm das Mausoleum. Da» Monument wurde ä!p> direkt kom poniert auf den kleinen Raum, in dessen Achse es zu stehen kam. Das Mauerwerk de» Bau«? war noch nicht genügend ausgetrock net und der Winter so hart, daß der Ton, zumal d'.e Heizung mangelhaft war, gefror. Aber mannhaft arbeitete der Künstler