Volltext Seite (XML)
I ' — ^-7 — : Rr 154. Beilage z«m Auer Tageblatt. 7. Juli. 1S1V. Amtliche Bekanntmachungen. <LU amtliche» velonntmachun»«» werde», sowett fle an» nick« von den Behörden unmltteldnr zuaestel» werden, den Amt«btön»rn eninommen.) Wegen Reinigung bleiben Freitag und Sonnabend den 8. und 9. Ault 1V1V unsere Geschäftsräume in» Stadthause geschlossen. Nur das Standesamt ist am Sonnabend vormittag von 18—12 Uhr silr dringliche Angelegenheiten geöffnet. DerRatderStadt. Schubert, Stadtrat. Auf Blatt 374 des Handelsregister» ist heute die Firma Erzgeb. Armaturensabrit und Gießerei, Gesellschaft mit beschränk' ter Haftung, in Niederfchlema i. Erzgebirge eingetragen worden. Der Eesellschaftsvertrag ist am 1. Juli 1010 abgeschlossen worden. Gegenstand des Unternehmens ist die Herstellung und der Vertrieb von Armaturen und verwandten Artikeln, der Erwerb und die Veräußerung von Grundstücken, sowie der Ankauf und der Verkauf von Patenten, Musterschutzen und anderen Licenzen. Das Stammkapital beträgt sechsundsechzigtausend Mark. Zu Geschäftsführern sind bestellt: a) der Ingenieur Oskar Ernst Pippig in Niederfchlema, b) der Kaufmann Karl Alfred Wächtlrr in Niederfchlema, zum Stellvertreter der Geschäftssührer ist bestellt: c) der Fabrikant Paul Oskar Blechschmidt in Nicder- schlema. Die Vertretung der Gesellschaft steht den Geschäftsführern nur geineinlchasllich zu: im Falle der Behinderung eines der G-schäils- fllhrer tritt an seine Stelle der Stellvertreter. Die öffentlichen Bekanntmachungen der Gesellschaft erfolgen durch den deutschen Reichsanzeiger und durch da,s Amtsblatt des Königlichen Amtsgerichts Schneeberg. Schneeberg, am 6. Juli 1910. Königliches Amtsgericht. Der Boxkampf von Reno. Gefährliche Ausartung des Sports. Ueber die weiße Rasse im allgemeinen und den Union Jack im besonderen ist Schmach und Schande gekommen. Der Neger Johnson hat den Weißen Jeffries im Kamps um die Weltmeisterschaft niedcrgeboxt. Die Volksseele von U. S. A. schäumt merkwürdigerweise einstweilen nur gegen Jeffries, dem man vorwirft, sich nicht genügend trainiert unter die großen Fäuste seines schwarzen Konkurrenten begeben zu haben. Dem Nigger scheint man e,s nicht zu verdenken, daß er schonungslos uin sich gehauen hat. Da bei der Sache ca. eine Million zu ver dienen war, sagten die gerechten Söhne Onkel Sams: busino^s i8 b!i8ii«>88! Heißt zu deutsch: Geschäft i,st Geschäft, und Mister Johnson hat gar keinen Grund, sich um der Rassensentimentali täten willen den Gewinn aus der Nase gehen zu lasten. Der Gouverneur des Staates Nevada hat demnach den Billigkeitssinn seiner Untertanen zu niedrig eingeschätzt, als er zur Vermeidung aller Eventualitäten Militär bereitstellte, um den Schwarzen, falls er siege, vor der Lynchjustiz der Zuschauer zu schützen. Daß am Eingang der Arena den Zuschauern die Revolver und Whisky- flaschen abgenommen wurden, das entspricht wohl einer Landes sitte, da der leidenschaftliche, gerade aufs Ziel gerichtete Sinn des dortigen Bürgers bei Unlüsten ähnlicher Art bekannt ist. Die Woge der Erregung hat sich über den Atlantischen Ozean gewälzt bis zu dem kulturreichcn Jnselvolk, dessen bedeutsame Gentlemen in der Boxkunst eine hervorragende Betätigung menschlichen Könnens schon seit Jahrhunderten gepflegt haben. Auf das europäische Festland ist aber weder von der Begeisterung, noch von der Entrüstung etwas übergegangen, es sei denn, daß die Gentlemen der Kaschemmen dem Ausgang der Sache ein mat tes Verufsinterefse entgegenbrächten. Dagegen hat der ganze Verlauf der Angelegenheit eine gewisse kulturelle Auf merksamkeit wachgehalten auch bei denjenigen Leuten, die an der Ausstoßung von Augen, Zersplitterung von Kinnladen und Aufknackung von Hirnschalen keinerlei Interesse nehmen. Insbesondere schicken sich die Vertreter des Sports in Deutsch land an, eine feste Abwehrlinie zu schließen gegen den etwa aufkommendcn Irrglauben, daß die ekelerregende Prügelei von Reno im Staate Nwada irgendwie mit dem Begriff des an- W! K-s Die Mürbigkeit besteht nicht darin, daß man Ehren genießt, daß man ihrer ivtiedig ist. Seneca. Ei UUUUUU MMUMMUMMMUsMÄ Original-Roman von B. Lorony. <14. Fortsetzung.) D-ibE..) „Ich glaube dir, daß du dem Drängen anderer nachgeben mußtest, daß du deiner Mutter nicht mehr zu widerstreben wagtest." „Du sollst glauben, was wahr ist: daß ich kein Schreiben von dir erhielt! Der alte Huber brachte mir nichts! Komm mit zu ihm! Er soll dir selbst ssageir, ob er mir einen Bries von dir übergeben hat." „Wozu das alles noch?" „Weil ich es will — und weil nichts Unklares, nichts unehr- liche? zwischen uns bestehen soll!" entgegnete sie leidenschaftlich. „Gut!" Wie einst, so wandelten sie auch jetzt durch den Wald. Da mals freilich blühte in ihrem Herzen die Hoffnung. Die Nachtluft war schwül und betäubend durch den Duft der Blüten, und das Master des kleine»» Baches rauschte ein tönig dahin. Anguta kam es vor, als höre sie die Klage eines alten russischen Liebesliedes, das von Scheiden und Wiedersehen singt. Mit diesem Liede hatte Kattnka sie ost in den Schlaf ge sungen. Das wollte ihr jetzt nicht aus dem Ohr. „Sprich zu mir, Rolf," bat Anguta, „die Stille quält mich ^-ckte ihre kleine heiße Hand und schwieg. Und dann: Mehren, Anguta, du kannst doch kaum mehr vor ständigen Sports in Beziehung gebracht werde. Vorab freilich überwiegt das Kulturintereste, zu sehen, wie inmitten eine» großu» zivilisierten Volkes ein solches Eladiatorensptel möglich geworden ist. Den Niggern, die drüben zeitweise noch gelyncht werden kann man es am Ende nicht verdenken, wenn sie ange sichts der unverkennbar, n Kampfansage für ihren schwarzen Champion nicht nur getippt, sondern auch gebetet haben. Es ist in allen Negerkirchen des Südens ein förmlicher Gottesdienst während des Kampfes abgehalten worden; teilweise haben die Kanzeln in fester telephonischer Verbindung mit der Arena ge standen, und man kann sich denken, wie grauenerregend das Elory und Hallelujah von den wulstigen Lippen zum Himmel stieg, wenn der Geistliche die Episteln der Stunde abkanzelts: Jeffries das Auge zerschlagen! — Jeffries der Oberkiefer zertrümmert! Hallelujah! Daß aber unter der weißen Bevölkerung sich Hunderttausende fanden, die an dem Schauspiel sich weideten, das ist eine Kulturschande, die ihresgleichen nicht hat. Bis zu 2500 Francs sollen für einen Platz bezahlt worden sein! Und obenein haben sich unter den Zuschauern Tausende von Damen der sog. guten Gesellschaft befun den. Es scheint somit, als habe neben der ursprünglichen mensch lichen Bestialität noch jene sekundäre Bestialität dort ihre Be friedigung gesucht, die auf dem Umwege über die Kultur als Perversität in die Erscheinung tritt. Ein Boxerzweikampf muß stets mit furchtbaren Verstümme lungen einer oder beider Parteien enden. — Wir wissen sehr wohl daß jeder Sport Opfer kostet, aber die Opfer sind das Un gewollte; man nimmt sie in Kauf mit Rücksicht auf die Kultur interessen, die hinter dem sportlichen Wettkampf stehen. Der Rad fahrer, der Automobilist, der Luftschiffer, der Aviatiker, — sie alle haben die sportliche Plicht, das Menschenmögliche zur Ver meidung von Unfällen zu tun. Der Unfall ist an sich schon eine Niederlage. Solche Wettkämpfe werden nur mit dem un vermeidlichen Risiko unternommen, etwa wie man schon beim Bau eines Bergwerkes aus der Statistik weiß, daß eine gewisse Anzahl Menschen voraussichtlich Larin zugrunde gehen, selbst wenn man alle Schutzmittel anwendet, die die moderne Technik bietet. Beim Voxerzweikampf aber ist die Bedingung, daß min destens einer von beiden so schwer verletzt wird, daß er zu Boden stürzt. Zu Mitleid mit den rohen Gladiatoren, die sich für Geld zur Belustigung eines noch roheren Publikums gegenseitig die Gesichter und Gliedmaßen zerschlagen, besteht kejn An- l a ß. Wohl aber kann ein Volkstum, da,s solche Rohheiten öffent lich unter sich duldet, nicht scharf genug getadelt werden. Der Anblick der beiden blutigen Kerle, die aufeinander loshämmern, ist ästhetisch und moralisch widerwärtiger als der Anblick eines spanischen Stiergefechtes. Man darf wohl zur Ehre der ameri kanischen Nation annehmen, daß die Scheußlichkeiten von Reno den Protest der gesitteten Mehrheit wachrufen werden, wie ja in den weitaus meisten Staaten der Union die öffentlichen Box kämpfe längst verboten sind. Für uns in Deutschland bedarf es eines solchen Protestes nicht; einzig darauf kommt e^ bei uns an, eine haarscharfe Grenzlinie zu ziehen zwischen dem, was hier als ehrbarer Sport gilt und einem Gebaren, von dem sich jeder mann angeekelt abwendet, wenn ein unglücklicher Zufall ihn an der Kellertür einer Kaschemme vorüberfiihrt, wo zwei Rowdies sich nach dem Muster der Champions von Reno gegenseitig be arbeiten. Blutige Rassenkämpfe. Der Sieg des Negers Johnson gegen den Meißen Jessrics hat, wie wir bereits melocten, in der amerikanischen Beoölkerung, besonders in den Südstaaten, eine große Erregung hervorgerusen, die, wie das bei dem gespannten Verhältnis zwischen den Weißen und den Negern der Union nicht weiter verwunderlich ist, zu blutigen Rassenkämpfen geführt hat. Es liegen heute darüber folgende telegraphische Meldungen vor: Die Blätter von Neuyork melden aus Reno (Nevada): Die Arena, in der der Boxer match zwischen dem Neger Johnson und der» Weißen Jeffries stattgefunden har ist rcr der weißen Bevölkerung zerstört worden. Der U nternehmer ist ii» der Nacht geflüchtet, um sein Leben in Sicherheit zu bringen. Die schwarzen Zuschauer in Reno verlassen auf Veranlassung der Behörden truppweise unter den» Schutze von Militäreskorten die Stadt. Die Sena toren von Nevada wollen im Senat die Regierung auffordern, die Behörde anzuweisen, gleiche sportliche Rassenkämpfe zwischen Schwarzen und Weißen ein für allemal zu verbieten. „Nein, nein! Laß mich nur ein W,.'ilchen ausruhen. Dann geht es schon wieder besser." Sie senkte den Kops und ließ sich ins Era,s herniedergleiten. „Nur eine halbe Stunde erübrige für mich! Dann gehen wir ja doch für immer auseinander. Dein Weg führt dich weit von mir. Heute aber wollen wir uns noch gehören, heute sind wir uns noch nahe. Dann aber gehst du, und ich darf dich nicht zu rückhalten!" „Gehe heim," drang er noch einmal in sie, „oder wenn Schmettau zu weit entfernt »st, gehe zu deiner Mutter. Am Himmel steht ein schweres Gewitter." „Desto besser! Die Lust ist so heiß. Ach, möchte doch der Regen Kühlung bringen! Ich verdurste fast!" Ein Blitzstrahl zerriß die schwarze Wolkenwand und krachend folgte der Donner. Die ersten großen Regentropfen fielen her nieder, schwer, wie geschmolzenes Blei, und dann begann ein fürchterliches Unwetter. In Strömen rauschte der Regen herab, Hagelkörner bedeckten weiß und glänzend den Boden und von den Bergwänden rieselten gelbgefärbte Bäche zu Tale. Der Weg war durchwühlt, Anguta glitt häufig auf dem glatten, abschüssi gen Boden aus. Rolf über hatte den Arm um seine Gefährtin gelegt und trug sie fast nach der Hütte des Maldwärters. Die Tür war unverschlossen. Huber saß auf der Ofenbank und stierte die Eintretenden an, er erkannte sie nicht gleich. „Wer kommt denn? fragte er verwundert. Rolf trat dicht an ihn heran und nannte ihm seinen Namen. „Unser junger Herr! Und die gnädige Brau Baronin!" In seinem alten Gesicht leuchtete es auf. Als Nordeck fragte, was mit dem Schreiben geworden, das er ihm vor langer Zeit übersandt habe, mußte er sich erst besinnen. „Ein Schreiben?" „Ja! Empfangen müßt Ihr es haben, denn ich schickte es „eingeschrieben" an Euch ab." Huber schüttelte seinen grauen Kopf: „Ich — ich — hätte..." „Denkt nur nach! Es war ein Brief, der einen zweiten um schloß. Wißt Ihr nichts mehr davon?" Jetzt kam dem alten Mann die Erinnerung. „Ganz recht," rief er, „ein zweiter Brief! — Halt — jetzt weiß ich es. Er war an das gnädig« Fräulein von Kawalesky." «e«eS a»S aller Welt. * von dar Rordlandsreise de» Kaiser». Die Jacht Hohen- zollern mit dem Kaiser an Bord ist gestern vor Odde «tngetroffen. Das gute Metter hat bis jetzt angehalten. Vorgestern gegen abend hielt Oberst Dickhuth seinen ersten Vortrag über da? Jahr 1812. An Bord ist alles wohl. * Enthüllung «ine» Denkmal» für Waldeck-Rousseau tu Pari». Präsident Falli« res nahm im Beisein Loubets und aller Minister in den Tuilerien gestern die Einweihung de» Denkmal» Waldeck-Rousseau» vor. Mehrere Ansprachen wurden gehalten, namentlich von dem Minister Millerand, der «»»führte, daß Waldeck-Rousseau für das Wohl des Volkes gearbeitet habe, und von dem Mnisterpräsidenten Briand, der in Waldeck-Rous seau einen methodischen Gesetzgeber feiert«, dessen Gesetzesvorlagen einen vollkommenen Führer für die Demokratie der Zukunst dar stellten. Briand betonte die Notwendigkeit, das republikanische Frtedenswerk von Waldeck-Rousseau fortzuführen. * Das Befinden der Frau v. Scharnebeck. Im Befinden der geisteskranken Frau v. Schoenebeck-Weber ist eine plötzliche Wen dung zum Besseren eingetreten. Voraussichtlich verläßt Frau Weber bereits in 14 Tagen die Irrenanstalt Kortau. « Die vereitelten Pläne der Friedberger Attentäter. Die Nachforschungen in Sachen der Frankfurt-Friedberger Attentäter baben ergeben, daß die Explosion in der Meyer scheu Villa in Frankfurt a. M. der benachbarten Post gegolten hat. Es wurden Pläne gesunden, aus Lenen hervorgeht, daß Explo sionen in benachbarten Grundstücken erfolgen sollten und die Attentäter dann, genau wie in Friedberg, die Gelegenheit be nutzen wollten, die Post zu berauben. * Der Aachener Eisenbahnzusammenstoß. Nach einer neue ren amtlichen Meldung wurden bei dem Zusammenstoß des von Bleyberg kommenden Personenzuges mit dem ausfahrenden hol ländischen Leerzug die beiden Zugmaschinen und drei Wagen des Bleyberger Zuges stark beschädigt. Der Lokomotivführer Les belgischen Personenzuges und 22Reisende wurden teils schwer, teils le ich» verletzt, jedoch ist keiner in Lebens gefahr. Die Verletzten wurden von der Feuerwehr und den Sanitätsmannschaften nach dem städtischen Louisen-Hospital und dein Maria-Hospital übergcführt. * Schweres Unglück auf dem Truppenübungsplatz Weißen burg bei Posen. Aus dem Truppenübungsplatz Weißenburg riß gestern Vei Schießübungen der 3. Kompagnie der Königsgrena diere in Liegnitz die Drahtleitung an die Scheibe. Oberst Frei herr v. d. Dorck, zwei Vizefeldwebel und 13 Mann wurden schwer oder leicht verletzt. Der Oberst, der einen Blut erguß in ein Knie und den Rücken erlitten hatte, mußte bewußt los nach Liegnitz' llöergefiihrt werden. * Dramatischer Selbstinord. Bsi der berühmten Benebel- tiner-Abtei in Ficamp, in der Umgegend vom Havre, hat vor gestern mittag »in 16 jähriges Mädchen namens Albertine Romain einen dramatischen Selbstmord verübt. Das Mädchen, eine junge Näherin, war von seiner Mutter wegen eines geringen Vergehens geladell worden. Ans Erregung hierüber eilte das Mädchen auf die Spitze eines 80 Meter hohen Berges, band sich ein Taschenluch nm die Anzcn und stürzte sich in die Tiefe. Einige Slun en spätcr wurde dis zerschmetterte Leiche am Fuße des Feisens gefunden. Drei Frauen von einer Irren erwürgt. In der Irren anstalt in Elda bei Alicante entsprang die 37jährige irrsinnige Maria Einer des Nachts aus ihrer Zelle und drang in den gro ßen Schlafsaal ein. Sie stürzte sich auf die nächsten Betten und erwürgte drei schlafende Frauen. Auf dcxs Angstgeschrei der anderen Kranken eilten die Wörter herbei. Nach hartem Kampfe gelang es ,die Tolbsnde zu fesseln und wieder einzu sperren. * Ei» Attentat auf Zolas Denkmal. Letzthin wurde auf das erst kürzlich eingeweihte Denkmal Zolas in Suresnes ein Attentat verübt. Da« Denkmal, über dessen künstlerischen Wert eine heftige Preßfehde entstanden war, wurde mit Schwefel- säure übergossen. Es hat stark gelitten, so daß an eine „Allerdings!" „Jetzt ist mir wieder alles klar . . ." „Ihr solltet das Schreiben sofort abgeben?" „Richtig — aber damals war es wieder schlimm mit meinem Bein. Die Marianne, meine Enkelin, hat dann den Brief be sorgt." „Sie hat ihn mir alber nicht gebracht," sagte Anguta. „Mas? Nicht gebracht?! — Das Mädchen hat mir doch versichert ..." . , . , „Mir brachte sie das Schreiben nicht." „Das wäre! He, Marianne Marianne!" Der ehemalige Waldwärter schlug mit dem Krückstock gegen die Küchenwand. „Marianne!" „Ihr vergeßt, daß Eure Enkelin nicht mehr hier, sondern auf Schmettau ist," erinnerte die Baronin. „Auf Schmettau! Freilich, freilich! Aber da soll ste nicht sein! Hier soll sie sein! Nach Hause soll sie kommen! Was fang' ich denn an, halb gelähmt und halb blind, wie ich bin? Nicht mal 'ne Suppe kann ich mir kochen, und wenn die Bärbe aus der Köhlerhütte nicht nach mir sehen täte, da müßt' ich zugrund' gehen." „Sie soll Euch nicht länger allein lassen, Huber. Ich werde Las Mädchen heimsenden. Verlaßt Euch darauf." Sie gab dem Alten ein Geldstück. Er küßte ihr die Hände und bat Nordeck um Verzeihung. „Laßt «jS nur gut sein, Huber, ich mache Euch keine Vor- wftzafe." Er war an das Fenster getreten und hatte es geöffnet. „Das Gewitter hat sich ausgetobt und das Wasser sich verlaufen. Ich glaube, wir treten den Heimweg an. De, Wagen wartet gewiß noch in der Nähe?" „Ich habe Robert gesagt, er solle nach Schmettau fahren." „So bringe ich dich zum Hause deiner Mutter," sagt« er, als sie wieder im Freien waren. „Sie wohnt nicht mehr dort." ,Mo denn?" „In der Villa Nordeck!" „Bei dem alten Freiherrn?" fragte er erstaunt. /Fortsetzung folgt.