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Rr. 151. fünfter Jahrgang Montag, 4. Ink IMint 4000 ubliitk »imM fiuer kagedla und Anzeiger kür das Erzgebirge verantwortlicher Redaktenr - 7n» nri,i»»ia. Für di« Inserate verantwortlich: wslter R»«r. Beide in Aue i. Lrzgeb. mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Illustriertes Lonntagsblatt. Sprechstunde der RedaVo». mit Ausnahme der Sonntage nachmittag, von «—» Uhr. — Telegramm-Adresse: Tageblatt Au». — Fernsprecher Fiir »«verlangt «ingesandt« Manuskript« kann SewLhr nicht geleistet werdrn. Druck und Verlag: Rael VN,»- vtki»gea«leiil»>tt m. b. H. in Au« i. Lrzgeb. Bezug,prei,: Durch unser« Boten frei in, Hau, monatlich so Pfg. Bei der Geschäftsstelle abgeholt monatlich eg,psg. und wöchentlich tv pfg. — Bei der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich t.so Mk. — Durch d«Ü Briefträger frei ins Kau, viertrliährltch t.92 Mk. — Einzelne Nummer <0 pfg. — Deutscher postzeitungr- katalog. — Erscheint täglich in den Mittagsstunden, mit Ausnahme von Sonn- und Feiertagen. 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Septembcrin Wien zum Nes ucheKaiscr Franz Joseph eintrcffen. * Der griechisch-rumänische Zwischenfall ist nunmehr end gültig erledigt, da Rumänien die Genugtuung, die die griechische Regierung Lrm italienischen Gesandten in Athen gegeben hat, angenommen hat. * Der Feldzug in Melilla kostete der spanischen Re gierung im Jahre ir09 53,8 M i l t t 0 n e n P e s e l as. Die Negierung will eine Anleihe von 1500 Millionen Pesetas aurnchmen. Mutmaßliche flvitterung am S. Juli: Westwind, ver änderlich, Bewölkung, zeitweise Regen, Gewitterneigung. Zur Frage der Schisfahrtsabgaben. In der Vundesratssitzung vom 29. Juni ist, -wie das Auer Tageblatt seinerzeit mitteilte, der Entwurf eines Gesetzes über den Ausbau der deutschen Wasserstraßen und die Erhebung von Schiffahrtsabgaben in der von den Ausschüssen beschlossenen Fassung angenommen worden. Damit ist ein Werk zum vorläu figen Abschluß gelangt, dessen Aufbau unendlichen Schwierigkei ten begegnete und dessen Zustandekommen als ein uwbestrittener Sieg Preußens anerkannt werden muß. Seit Jahren schon befin den sich die Jnteressentengruppen im Streit wegen der Schiff fahrtsabgaben auf regulierten Flüssen, die der ominöse § 19 des preußischen Wasserstraßengesetzes vom 1. April 1905 eingeführt wissen will, um seinen Millionenaufwendungen für Stromregu lierungen ohne einen Pfennig von Entschädigung ein Ziel zu setzen. Jener Paragraph bestimmt!, daß auf den im Interesse der Schiffahrt regulierten Flüssen Schiffahrtsabgaben zu erheben seien und zwar spätestens mit Inbetriebsetzung des Rhein-Weser kanals oder eines Teiles desselben. Er bestimmt weiter, die Abgwben seien so zu bemessen, daß ihr Ertrag eine angemes sene Verzinsung und T i l g u n g derjenigen Aufwendun gen ermöglicht, die der Staat zur Verbesserung oder Vertiefung jedes dieser Flüsse über das natürliche Maß hinaus im Interesse der Schiffahrt gemacht hat. Die größte Schwierigkeit bestand für Preußen darin, die übrigen Bundesstaaten zu der Auffassung zu bekehren, daß der Artikel 54 der Reichsverfassung, der im vierten Absatz vorschreibt: A^f allen natürlichen Wasserstraßen dürfen Abgaben nur für die Benutzung besonderer Anstalten, die zur Erleichterung des Verkehrs bestimmt sind, erhoben werden. Diese Abgaben, sowie die Abgaben für die Befah rung solcher künstlicher Wasserstraßen, welche Staatseigentum sind, dürfen die zur Unterhaltung und gewöhnlichen Herstellung erforderlichen Kästen nicht übersteigen, niit der Ausführung Le- S 19 des preußischen Kanalgesetzes nicht im Widerspruch stehen. Gegen einen solchen Versuch erhob sich jedoch ein so entschiedener, von Männern wissenschaftlichen Ge wichts und nicht zuletzt vom Reichsjustizamt selbst unterstützter Widerstand, daß die preußische Regierung schließlich oen Weg einer Aenderung der Reichsverfassung betreten mußte Am 17. Februar 1909 llyte sie dem Bundesrat einen Gesetzentwurf vor, der in seinem ersten Paragraphen dem vierten Absatz des Artikels 54 der Reichsoersassung eine Fassung gab, die die be sonderen Anstalten zur Erleichterung des Verkehrs naher und vollständiger als solche Werke, Einrichtungen oder sonstige An stalten, welche den Verkehr wesentlich erleichtern bestimmte. In einem weiteren Artikel entwickelte der Entwurf sodann den Auf bau der Aw eck verbände, in deren Verwaltung den Schiff fahrtsbeteiligten eine Mitwirkung eingeräumt werden sollte. Dem Entwurf folgte am 29. November vorigen Jahres eine erläuternde Denkschrift, aber schon nach zehn Tagen lag ein ent rüsteter Protest der sächsischen und «badischen Regierungen vor, die mit der ganzen Wucht wirtschaftlicher, staatsrechtlicher und politischer Bedenken den preußischen Abgabenentwurf zu be kämpfen suchten. Als es endlich zur ersten Abstimmung im Bundesrat kam, schloffen sich ihnen Hessen und Neuß an, so daß sich im ganzen 12 Stimmen gegen die Vorlage erhoben. Zwei mehr — und der Entwurf wäre gescheitert, der so mit 46 Stim men angenommen wurde. Trotzdem zeigte Preußen noch weiteres Entgegenkommen, um die von den vier Bundesstaaten geäußerten Bedenken zu zer streuen. Das Ergebnis war eine völlige Umarbeitung der alten Vorlage und ein neuer Entwurf eine- Gesetzes betreffend den Ausbau der deutschen Wasserstraßen und die Erhebung von Schiff-! fahrtsobgaben. Mit der Vorlage dieses neuen Entwurfes war die Versöhnung zwischen den Bundesstaaten angebahnt, die um so wertvoller ist, als die Haltung des Auslandes zu den SchiffahrtsaLgaiben noch nicht feststeht. In Frage kommen hier bei nur Holland und Oesterreich-Ungarn, und besonder- im letz teren Reich haben sich führende Staatsmänner stark gegen die Abgabenerhebung auf der Elbe engagiert. Es wird also noch schwere Widerstände zu überwinden geben, doch wird es wohl nicht unmöglich sein, auch dieser Herr zu werden, und das Merk der Stromverbände zu einem alle Teile befriedigenden Abschluß zu führen. Der Fall Sangh srnrrrer und der Nmionalliderale Verein zu Chemnitz. Am Sonuabenv fand in Chemnitz eine Mitgliederversamm lung des Nationalliberalen Vereins statt, in der zu ven Beschlüssen des Vorstandes und des Ausschusses des Vereins über die Diag- angelegenhcit Stellung genommen werten sollte. Wie erinnerlich hatten diese beiden Instanzen des Vereins vor einiger Zeil eine besondere Kommission, b.sichend aus Reck« L".'-. walt Dr. Hentschel, Professor Kummer und Hans Vogel, zur Unteciuch.m.g des Vir haltens des Abg Laniihammer in der Tiag-Äffäre eingesetzt. Au der Hond dcs von Langhamuur selbst zur Verfügung gostellien Materials war duse Kommission einstimmig zu dem Ergebnis g - langt, dem Urteil der Fraktion, wonach LanghammsrS B.rhalteu in oer Tiug-Affäre nicht einwandfrei gewesen, beizulreten. Diesem Votum stimmten Vorstand und Ausschuß des Chemnitzer Technische Rundschau. Nachdru^ verboten. XI. (von der Hebung gesunkener Schiffe. — Der Elektromagnet als Förderer von Schätzen. — Eine sonderbare Ausstellung. — Lechnik und Ruuchplage. — Alte und neue Zugmaschinen — Line Lokomotive die sich selbst die Schienen legt. — von der feinsten tvage der Ivclt) Der Unfall, der das französische Unterseeboot Pluviose betroffen hat, regt von neuem den Gedanken an, ob es der Technik nicht mit der Zeit doch möglich sein dürfte, Vorrichtungen zu konstruieren, die gesunkene größere Eisenmassen, also vor allem Boote usw.. auf schnellere Weise an die Meeresoberfläche zu bringen gestatten, als dies mit unfern bisherigen Einrichtungen möglich ist. Menn jetzt eine Schiffsladung oder ein Untersee boot verloren geht, so beginnt zunächst eine mühselige Taucher arbeit. Die Taucher müssen hinabsteigen und unter der Last oder dem Boote Ketten hindurchziehen oder sie daran befestigen. Dann erst, wenn eine genügende Anzahl von solchen Ketten an gebracht ist, kann man daran Lenken, durch Docks oder sonstige Einrichtungen das Heben der Last zu bewirken. Wie aus so vielen Gebieten, so scheint sich auch hier unter Ausnutzung ge wisser Eigenschaften der Elektrizität ein neues und besseres Ver fahren einzuführen, d-Hen weiterer Ausgestaltung man mit gro ßen Hoffnungen entgegensieht. Dieses Verfahren beruht auf der Anwendung des Elektromagneten. Man hat schon bisher mehr fach gewaltige Elektromagneten als Krane zum Heben schwerer eiserner Lasten benutzt. Die Wirkung des Elektromagneten be ruht bekanntlich darauf, Laß ein Stück weichen Eisens in dem Momente magnetisch wird, wo ein elektrischer Strom durch ein in Windungen herumgelegtes Kabel hindurchgeleitet wird. Durch Wahl einer genügend großen Stromstärke sowie durch Vermeh rung der Windungen kann man die Kraft derartiger Elektro magnete bedeutend steigern, ohne daß ihr« Abmessungen des wegen allzu große zu werden brauchen. Der Elektromagnet wird zunächst in unmagnetischem Zustande auf die zu hebende Last niedergelassen. Dann wird der Strom hindurchgesandt, wodurch sein Esse"^"riLanetisch wird. Er hält dann die Last fest, die mit ihm zusammen aufgewunden und an dem für sie «bestimmten Ort niedergesetzt wird. Dann wird der Strom wieder abgestellt, der Elektromagnet verliert seinen Magnetismus und ist zu neuer Verwendung bereit. In Eisenwerken, auf ZWersten usw. stehen derartige magnetische Krane bereits in Verwendung. Nunmehr hat man begonnen, auch zur Hebung von gesunkenen Schifsslasten und Booten von den wertvollen Eigenschaften des Elektromag neten Gebrauch zu machen. Ein ganz gewaltiges Exemplar eines solchen wurde vor kurzem zur Hebung der Ladung eines gesun kenen Schiffes hergestellt, die aus mit Nägeln gefüllten Kisten bestand. Der zu diesem Zwecke von der United States Steel Company erbaute Elektromagnet hat einen Durchmesser von un gefähr einem Meter und wiegt 1360 Kilogramm. Die zu ber gende Last lag im Mississippi in einer Tiefe von 22 Metern. Der Elektromagnet wurde nebst den zu seiner Inbetriebsetzung nötigen elektrischen Maschinen dorthin gefahren und in die Tiestr gelassen. Sodann wurde der Strom eingeschaltet. Al- man den Elektromagneten wieder cmporzog, hate er sechs mit Nägeln ge füllte Kisten an sich hängen, die zusammen 90 Kilogramm wogen. Bei jedesmaligem Hinabsenken hoib er fünf bis sechs Kisten, und nach verhältnismäßig kurzer, jedenfalls in viel kürzerer Zeit, als cs mit den anderen bisher üblichen Bergungsmaschinen möglich gewesen wäre, war die ganze Last auf- Trockene gebracht. Hierzu kam, daß sie vollständig unverletzt war, während bei der Ver wendung von Ketten oder Baggern oder ähnlichen Vorrichtun gen eine Verletzung der Kisten und damit ein Verlust eines Teiles der LÄmng unbedingt hätte eintreten müssen. Nach die sem seinem Debüt hat dieser Elektromagnet noch eine ganze An zahl anderer Schätze, und zwar aus dem Meeresgrund«, empor gehoben, wie z. B. Ladungen von eisernen Bändern, ferner solch« von Drahtnetzen usw. Da es der Technik ein Leichtes ist, noch viel stärkere Elektromagnet- zu bauen, und da man ste an einem eisernen Bootskörper in beliebig großer Zahl gleichzeitig an- faffen lassen kann, so eröffnet sich hier der Technik und speziell der Elektrotechnik ein neue», ausfichtsvolle- Gebiet. Inwieweit auseinanderltegenden Gebieten diese überhaupt einzugreifen vermag, dafür wird den «besten Beweis di« eigen artigste aller technischen Ausstellungen erbringen, die demnächst inGla » g 0 w eröffnet werden soll. Diese Ausstellung wird der Bekämpfung des Rauches gewidmet sein, also jene- Uebels, dessen gewaltige Verbreitung in erster Linie mit der außerordentlichen Entwicklung der Technik und der mit ihr Hand in Hand gehen den, so vielseitigen Verwendung der Dampfmaschine in Zusam menhang steht. Nirgends wird die Rauchplage so sehr empfun den, wie über den großen Fäbrikstädten Englands, vor allem also in Glasgow und London. Schon lange bemüht man sich, mit technischen Hilfsmitteln aller Art hier Abhilfe zu schaffen. Man hat viele Systeme von rauchoerzehrenden Feuerungen er dacht und ausgeführt; man Hot die Kohle den mannigfachsten chemischen Umwandlungsprozessen unterworfen und aus ihr Pro dukte dargestellt, di« beim Verbrennen verhältnismäßig wenig Rauch entwickeln. Hierzu kommt die Verbesserung der Zugein richtungen für Schornsteins usw. Alle Liese auf die Verhütung und Vernichtung de- Rauches abzielenden Einrichtungen sollen nun in der im September in Glasgow zu eröffnenden Anti- Rauchausstellung in ihrer praktischen Anwendung zur Vorfüh rung kommen; und man hofft, durch die Anregungen, die hier durch für die Industrie und Technik erwachsen, eine ganz wesent liche Verringerung der Rauchplage erzielen zu können. Da» interessanteste Ausstellungsobjekt auf dieser Ausstellung wird aber zweifellos wieder elektrischer Natur sein; es soll nämlich gezeigt werden, wie nach dem von dem bekannten Elektrotechniker Oliver Lodge erfundenen Verfahren mit Hilfe der Elektrizität eine Zerstreuung von bereits gebildetem Rauch und Nebel her beigeführt werden kann. Schon im Jahre 1878 hat Nahrwold gefunden, daß man in einer mit Rauch und Nebel gefüllten Gasglocke eine rasch« Aufklärung der darin befindlichen Luft herbeiführen kann, wenn man elektrische Entladungen hindurch gehen läßt. Diese Erscheinung, mit der fich später verschieden« Physiker beschäftigten, geriet aber scheinbar in Vergessenheit, wenigsten- hat man lange nichts mehr von ihrer weiteren Aus gestaltung gehört, bis der eben erwähnte Oliver Lodge ste wie der von neuem aufgriff. Er ließ erst im Laboratorium, dann in nebliger Atmosphäre elektrische Entladungen zwischen großen Platten übergehen, und erreichte dadurch tatsächlich eine Klärung der Luft. Nunmehr soll, nachdem in dem durch seine Nebel be rüchtigten London weitere Versuche in dieser Richtung angestellt - wurden, auf der Ausstellung in Glasgow der Beweis erbracht