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-7—7 -7 ! "'- ' ' , Rr 1S3 Beilage Mm Aver TagMatt. 6 IM 1S10. Amtliche Bekanntmachungen. (Ll. amM<h«n »ekann>ma<tzunu«n werden, soweit sie un« nILt oon den »«Hürden unmttteldar zuoestellt werden, den Nmt«biü«i-ru «nMommen.) s Auf Blatt 449 de» Handelsregisters, die Firma Auer Granit. Wert«, Gesellschaft mit beschränkter Haftung, in Auerhammer betr., !ist heute eingetragen worden: Der Geschäftsführer Herr Bruch- imeister Lhristian Emil Zierold in Aue ist ««geschieden. , Königliche, Amtsgericht An«, den 4. Juli 1910. i Die Abgabe für den Betrieb der Gast, und Schankwirtschaft Vnd den Kleinhandel mit Branntwein für das 2. Vierteljahr 1910 ist bis spätestens zum > IS. Juli 1910 vn unsere Stadtrasse, Stadthaus Zimmer 15, abzuführen. Nach Ablauf dieser Frist erfolgt Mahnung bezw. Zwangs beitreibung auf Kosten der Säumigen. Aue, den 30. Juni 1910. De« Rat de, Stadt. Schubert, Stadtrat. VMnWr kMiiiftntLltzmZ is rrMstü Donnerstag, den 7. Juli 1910, abends »^9 Uhr im Schmidt'schen Gasthofe. Für das 2380 Meter lange entlang der Chemnitz—Aue— Mörser Eisenbahn führende Loo II des Baues einer Talstrabe von Bockau nach Aue sollen die Erd-, Fels-, Maurer- und ei» Teil der Berst«inungsarbeiten mit ungefähr 20 500 Kubikmeter Boden- und 15 500 Kubikmeter Felsgewinnung, 1350 Kubikmeter Trocken- und 320 Kubikmeter Mörtelmauerwerk und zwei Eisenbeton plattenbrücken von 3,80 Meter Lichtweite verdungen werden. Di« Auswahl unter den Bewerbern, sowie da- Recht der Zurückweisung sämtlicher Angebote bleiben vorbehalten. Um gedruckte Verdingungsanschläge sind, soweit der Vorrat reicht, von der unterzeichneten Behörde, bei der auch die Pläne und Bedingungen in den Dienststunden eingesehen werden können, gegen post- und bestellgeldfreie Einsendung von 1,75 Mark zu beziehen, welcher Betrag nach Abgabe derselben unter Abzug des Portos zurückgegeben wird. Verspätet eingereichte Preisangebote Lleiihen unberücksichtigt. Bte Angebote sind vorschriftsmäßig ausgefüllt, unterschrie ben, verschlossen und mit der Ausschrift: Strabenbau Bockau-Aue Los II Lis spätestens den 28. Juli 1910, vormittags 11 Uhr, postfrei hier ieinzureichen. Zuschlagsfrist längstens vier Wochen. Schwarzenberg, den 28. Juni 1910. ! König!. Strahen- und Wasser-Bauamt. Zeppelin und die L.-Z.-Aahrten. Ein offener Brief des Grasen Zeppelin. Vom Bord des auf der Fahrt nach Spitzbergen begrif fenen Lloyddampfers Mainz hat, wie wir gestern schon kurz er wähnten, Graf Zeppelin an die Deutsche Luftschiffahrts- Aktien-Gesellschaft einen offenen Brief gerichtet, der die Ursachen der Katastrophe des Passagier-Luftschiffes Deutschland erörtert Pud die Frage aufwirft, ob er (Gras Zeppelin) berechtigt gewesen fei, der Gesellschaft das Luftschiff für Passagierfahrten zu über lassen, und ob er f e r n e r h i n solche für den Verkehr bestimmte Fahrzeuge bauen dürfe. Ich glaube, (so erklärte Graf Zeppelin) Leide Fragen mit gutem Gewissen bejahen zu dürfen. Der Graf fährt dann fort: Es unterliegt keinem Zweifel, daß das statische Schwebe vermögen dem Luftschiff nur durch das Hineingeraten in den aufsteigenden, von starkem Schneefall begleiteten Drehsturm benommen worden ist. Solche Stürme sind zum Glück nur mit bestimmten Wetterlagen verklüpfte, ähnliche Erscheinun gen wie die von der Seeschiffahrt noch immer wieder Opfer for dernden Taifune. Wenn die Seeschiffahrt aber bereits ge lernt hat, diesen auszuweichen, oder sie durch geeignete- Vor beifahren unschädlich zu machen, wofern das bedrohte Schiff nur über das nötige Tiefwasser zu völliger Bewegungsfreiheit verfügt, so wird die Lustschtffahrt auch sehr bald jene Dreh, stürme nichtm « hrzu fürchten brauchen. Di« Passagterluft. schiffe können und sollen sie daher in Zukunft ganz oer« meiden. Die Katastrophe im Teutoburger Walde muß in ihrer Art eine einzige bleiben. Daß die Erinnerung an sie nicht eine viel traurigere ist, verdankt man der Bauweise meiner starrenL ustschiffe, welch« die Gefahr für da» Leben der Reisenden durch das Vorlagern großer, die Stöße bet dem Anfahren an feste Gegenstände bis zur völligen Unschäd lichkeit abschwächender Bauteile sowie durch die wegen der aus gedehnten Unterfläch^n bestehende Unmöglichkeit allzu raschen Fallens vermeidet. Auch der wackere Monteur wäre unverletzt geblieben, wenn er die Gondel nicht verlassen hätte. Doch die Hauptsache ist, daß der Vorgang vom 28. Juni da» VertrauenzurSicherheitmeinerstarrenLuft- schiffe in keiner Weise zu erschüttern angetan ist. Man wird aus demselben nur die Lehre ziehen, daß man sich in Zukunft, namentlich für Passagierfahrten, mehr als bisher an die Befolgung folgender Grundsätze halten muß: In erster Linie sorgfältige Beachtung der allgemeinen Wetter lage, aus welcher stets das wahrscheinliche Auftreten von Drehstürmen zu erkennen ist. Will man, von einem Bergung ort ausgehend, zu welchen man unbedingt zurückkehren mutz, so darf man bei irgend unsicherer Wetterlage sich immer nur in einer dem herrschenden oder dem sicher vorauszusehenden Winde entgegengesetzten Richtung entfernen, um die Gewißheit zu haben, an den Ausgangspunkt zurückgelangen zu können. Die Passagierfahrten werden um so sicherer und regelmäßiger ausführbar, von je mehr Landungs- orten die Ausgangsfftation in einer kleinen Tagesfahrtsent fernung umgeben ist. Es läßt sich dann bei jedem Winde auch in der Windrichtung und auch dann abfliozen, wenn eine Dreh ung des Windes vorauszusehen wäre, weil man die Sicherheit hat, einen jener Landungsorte erreichen oder im Notfälle an seinen Ausgangspunkt zurückkehren zu können. Ein sehr ein facher Melde- und Alarmdienst an den in Frage kom menden Landungsorten während der Flüge bei zweifelhafter Wetterlage wird die Sicherheit noch in beruhigender Weise erhöhen. Mit hochachtungsooller Ergebenheit Graf Zeppelin. Ein Luftgewerbe-Jnspektor verlangt! Des greisen Grafen unbeugsamer Mut und unerschütterliches Vertrauen sind sicherlich zu bewundern, auf der anderen Seite darf indessen auch nicht verkannt werden, daß die Häufung der Unfälle von Z.-Luftschiffen die Warnungen derer rechtfertigt, die mit Rücksicht auf die zurzeit noch geringe Widerstandsfähigkeit der starren Luftschiffe gegen die Elementargewalten von allzu ll r o ß e m Wagemut bei der Ausführung von Fahrten glauben abraten zu sollen. Diese Warner rufen neuerdings sogar die Polizei zu Hilfe, und die Deutsche Volkswirtschaftliche Korre spondenz verlangt sogar, daß auf Grund der Gewerbeordnung die Passagierfahrten überhaupt untersagt werden, denn daß der Luftschiffbetrieb ein Gewerbe sei, da- nach § 16 der Gewerbe ordnung mit Gefahren oder Belästigungen für das Publikum verbunden sei, bezweifle wohl heute niemand. Forde rungen derart sind zweifellos übertrieben, aber im eigenen Inte resse der Luftschiffahrtsunternehmen muß verlangt werden, daß bei Passagierfahrten alle diejenigen Vorsichtsmaßregeln aufs sorgfältigste beobachtet werden, die mit Rücksicht auf die Sicher heit des Betriebes und der Passagiere geboten erscheinen. Das Militärluftschiff LI. III verunglückt. Das Militärluftschiff l>l. III ist gestern auf seiner Fahrt nach Gotha bei Torgau auf überlegenen Wind getroffen und abgetrie ben worden und auf dem Truppenübungsplatz Zeithain früh 5Z4 Uhr gelandet. Er wurde dort in der Nähe des Wasser turmes festgemacht. Nachmittags um 4 Uhr beim Nachfüllen mit Gas wurde das Luftschiff defekt. Abends hat es dann durch den Sturm erheb lichenSchaden erlitten. Die die Gondel mit dem Ballon verbindenden Drahtseile sind gerissen, die stäh lernen Versteifungen gebrochen. Da- Schiff konnte nur mit Mühe von den Soldaten festgehalten werden. Ein Soldat wurde emporgerissen und ist aus 6 Meter Höhe hqrab gestürzt, wobei er mehrer« Knochen brüche erlitt. Da» Luftschiff wurde sodann abmonttert und nach Berlin zurücktranspor» tiert. Die geplante Weiterfahrt nach Gotha findet also nicht statt. Die Fahrt de» Parseval VI nach Bremen verzögert. Der Parseval VI hat, wie au» Bitterfeld mitgeteilt «ir>, die für gestertz geplante Luftreise nach Dresden wegen widriger Windverhältnisse nicht angetreten. Man hofft, die F«chrt Mittwoch früh unternehmen zu können. AeneS aus aller Welt. - Ehrung unsere« Kaiser» in Aalesund. Zu Ehren Kaiser Wilhelms wurde gestern in Aalesund ein Denkstein etnge- weiht, der sieden Meter hoch ist, auf der Vorderseite das Hohen« zollernwappen mit dem Porträtmedaillon de- Kaisers in Bronze zeigt und die Inschrift IV. II. 1904 trägt. Die Stadt ist beflaggt. - Ein« Seereise der Kaiserin.. Die Kaiserin, begleitet von der Prinzessin Viktoria Luise, dem Prinzen Joachim und der Prinzessin Heinrich, traf gestern von Kiel aus mit der Jacht Iduna eine lOtägige Kreuzfahrt in der Ostsee an. Sie trifft nachdem in Eckernförde ein. * Englisch« Klag« Lbrr deutsche Konkurrrnz. Auf dem Ban kett der liberalen Freihändler von Sheffield am Montag führte Sir Joseph Jonas, der leitende Stahlfabrikant, Klage über den unbilligen Wettbewerb der deutschen Stahlfabrikanten, die dank der von den Verbänden gezahlten Prämien unterKosten- prei- Stahl in England einführen und die englischen Fabri kanten schädigen. Auf den Rat eines deutschen Ministers (?) habe er versucht, bei Asquith Klage zu führen, aber umsonst. * Frau v. Schoenebeck-Weber in der Isolierzelle. Aus Allen- stein wird gemeldet: Frau v. Schoenebeck-Weber ist gestern in der Irrenanstalt Kortau von Tobsucht befallen worden. Sie mußte in die Isolierzelle der Anstalt eingeliefert werden. Unruhen infolge von Hungersnot. Aus Tsingtau tele graphiert man vom 5. Juli: In Laitschou (Provinz Schantung) sind infolge von Hungersnot Unruhen ausgebrochen. Die Bevöl kerung demolierte die Reisspeicher. Der Aufstand richtet sich hauptsächlich gegen die Notabeln, die ihre Reisvorräte auf speicherten und spekulativ verkauften. Der Vizekönig entsandte aus Tsinanfu 270 Mann Militär an die bedrängten Orte. * Vergiftung durch Gänsefleisch. In Weihensee erkrankte die aus drei Köpfen bestehende Familie de- Arbeiters Sommerfeld nach dem Genuß von Gänsefleisch schwer unter Vergiftungserschei nungen. Obwohl der Zustand der Erkrankten bedenklich ist, hoffen die Aerzte, sie am Leben zu erhalten. * Schweres Unwetter. Ein schweres Unwetter hat in dem Saarbrücken benachbarten Eroß-Blittersdorf erheblichen Schaden angerichtet. Das Armenhaus wurde vom Blitz getroffen und brannte nieder. Zwei Scheunen sind ebenfalls eingeäschert. Die Kirche, in die der Blitz schlug, hat einen großen Riß am Turme erlitten. Der Gastwirt Balit, der unter einem Baume Schutz gesucht hatte, wurde vom Blitz getroffen und getötet. " Eisenbahnunfälle in der Schweiz. Aus der Nonstal- Bahn entgleiste aus unbekannter Ursache ein Zug Z i ct Wagen stürzten über den Bahndamm. Einer kam >>us aas Dach zu liegen. 4 Personen sind verletzt. Der Materialschaden ist bedeutend. Die Breunc r-d ahn ist in der Nahe von Waidbrück durch einen Felssturz verschüttet worden. Der Be kehr ist gestört, doch konnte der Bahokö per bercuS wieder sreigunachl weiden. Ein Schnell zug konnte r.ur 20 m von d.r llufe.llftrlle angehalten werden. * Ein Ehepaar verschüttet. Ans Köln melorl ein Tele gramm: Ja einer Sandgrube bei Schladen wurde ein dsit arbeitendes Ehepaar Ludwig durch eine stürzmde Lehmv'nd begraben. Der Mann konnte gerettet werden, jedoch zweifelt man an seinem Aufkommen. Die Frau in b.reiis toi, " Choleraepidemie in Rußland. Die Choleraepidemie in Rußland nimmt in schreckenerregendem Maße zu. In den letzten vier Tagen wurden aus Charkow 466, aus dem tau rischen Gouvernement 515 Fälle gemeldet,' davon sind mehr als die Hälfte Todesfälle. In Petersburg erreicht die Zahl der täglich en Neuerkrankungen 50, die der Todesfälle 18. * Erschießung des Raubmörders Beckett. Aus Santiago de Chile wird unterm 5. Juli gedrahtet: Der Raubmörder E. Beckert ots Fm ffandeln ist die Musse groß, tfi." so Bei ritft'gei» lverk, bei Schlag »nd Stoß; AA V'N Doch soll euch kräftig Ijeil crsprießen: s Laßt Linen »rthetn und beschließen. W Seibel. W SevtveLsirsr Gtieek Original-Roman von B. Corony. (13. Fortsetzung.) <Na<l>druck v-rbo!«>,.) Die Tafel war so arrangiert, daß Nordecks mit dem Pro fessor Bruckmüller zusammensaßen. Als die Lhainpagnerkelche überschäumten, rief der Gelehrte plötzlich: „Wie vergeßlich ich doch bin! Ich erzählte dir ja noch gar nichts von deinem Neffen!" ,^8on welchem?" fragte der Freiherr nervös. „Ich habe deren so viele, daß ich nicht gleich weiß, von wem die Rede ist." „Nun, von dem prächtigen Menschen, dem Rolf." Die Frau des Geheimrats gab dem Professor ein Zeichen, das der Kurzsichtige jedoch übersah. „Von Rolf — ich —" „Weißt du, wo ich ihn getroffen habe? An der ädriatischen Küste, in einem durch verheerende Seuchen stark gefährdeten Orte. Er befand sich unter den Aerzten, die mit größter Selbst aufopferung ihrer Sache und der Wissenschaft dienten. Ich sprach iihn flüchtig; erfuhr aber von anderer Seite, daß er sich außer- vrdentliche Verdienste erworben habe. Du darfst recht stolz auf ihn sein." ,Miklich? Da» freut mich aufrichtig!" Die Frau des Geheimrats neigte sich über Bruckmüller» Schulter, ließ ihr Glas an das seinige klingen und sagte leise: „Schlagen Sie, bitt« ein anderes Gesprächsthema an. Es sind fatale Dinar bei Nordechs vorgefallen. Ich erzähle Ihnen da» lalle." - Dann bat sie den Professor, er möchte sein Versprechen ein lösen und den Anwesenden einige der mitgebrachten Sehenswür digkeiten zeigen und erklären. „Mit größtem Vergnügen," erwiderte dieser. Bald lauschte man seinem fesselnden Vortrage, nur Anguta lehnte wie geistesabwesend in ihrem Stuhle. Mit fieberhaft glänzenden Augen blickte sie vor sich hin und achtete nicht auf das, was um sie her vorging. Lothar, der das jähe Erblassen seiner jungen Frau beobachtet hatte, als Bruckmüller Rolfs Namen erwähnte, näherte sich ihr und flüsterte in gereiztem Tone: „Was hast du denn? Kannst du den Namen meines Vetters nicht hören? Das sollte doch end lich abgetan und überwunden sein!" „Diese unzarte Bemerkung war durchaus unnötig," er widerte sie errötend. „Ich fühle mich müde und abgespannt und möchte nach Hause fahren. Das ist der einzige Grund, weshalb ich mich nicht mehr an der Unterhaltung beteilige." Sie sah wirklich abgespannt aus und lehnte während der Heimfahrt schweigend in einer Ecke des Wagens. Das veranlaßte ihre Mutter zu der Aeußerung: „Der Aufenthalt in der Stadt scheint dir nicht zu bekommen. Du bist unausstehlich nervös ge worden und hast Leine ganze Frische verloren. Hoffentlich fin dest du sie in Schmettau wieder. Zieht dorthin, so bald die ersten Veilchen sprießen. Gesunde Luft und gesunde Bewegung helfen über alle Grillen hinweg!" Angute starrte mit weitgeöffneten Augen in da- Dunkel der Nacht. Verblaßte Bilder in ihrer Seele bekamen neuen Glanz und zogen im Geiste näher an ihr vorüber. Die schlummernden Erinnerungen wachten auf, und immer war es ihr, als höre sie eine vorwurfsvolle Stimme fragen: „Warum konntest du nicht warten und ausharren in Treue und Glauben?" 14. Kapitel. Der Sommer war ins Land gezogen. Das junge Paar weilte schon lange auf Schmettau, und die Lenzesmonate hatten hier seltene Pracht entfaltet. Die Saaten standen in üppigem Grün und an den Zweigen der Obstbäume hingen die ersten reifenden Früchte. Lothar fand das Zusammenleben mft seinen Eltern nicht ganz nach seinem Geschmack. Frau Mila pflegte als Gutsherrin gewissermaßen die Oberaufsicht zu führen und alle Anordnungen des Schwiegersohnes einer beständigen Kontrolle zu unterwerfen. Der junge Nordeck aber wollte seine Selbständigkeit durchaus nicht einschränken lassen. Es kam daher oft zu Meinungsver schiedenheiten und gereizten Aussprachen zwischen ihm und der Baronin. Er verreiste häufig und suchte sich in Berlin dann von dem überstandenen Aerger zu erholen. Wieder hatte er einige Tage dort zugebracht und sollte mit dem Abendzug heimkehren. Anguta begab sich zur Bahn, sah Lothar jedoch nicht unter den Ankommenden und wanderte langsam in den Wald hinein. Der Wagen sollte auf der Chaussee nach Schmettau weiterfahren und unterwegs an einem bestimmten Punkte, wo sie später ein zusteigen wünschte, warten. Es war ein gewitterschwüler Abend und am fernen Hort- zonte zogen düstere Wolkenmassen herauf, die das Unwetter bargen. Rasche, elastische Schritte ertönten hinter ihr und dann hört« sie ihren Namen rufen von einer Stimme, deren Klang ihr da» Blut siedend heiß zum Herzen trieb. Anguta wollte fliehen, aber sie konnte nicht mehr von der Stelle. Ihr schwindelte! Wie dichte Nebelschleier wallte es vor ihren Augen, als sie sich von Rolf umschlungen und gestützt fühlte. „Wie sehr dich da- unerwartete Wiedersehen ergriffen hat," sagte er zärtlich. „Ich hätte dich erst vorbereiten sollen! — Ich dachte es mir so schön, dich zu überraschen und hätte dich mir nicht ein glücklicher Zufall entgegengeführt, ich wäre jetzt zu dir in das kleine Haus gekommen." Sie antwortete nicht. „Jetzt kann ich ja vor deine Mütter hintreten. Jetzt kehr« ich als ein anderer zurück." „Du hast Großes vollbracht und deinem Beruf Ehre gemacht — hörte ich vor Monaten," flüsterte sie mit versagender Stimm«, „Wer was ist dir denn?" fragte er besorgt und auf» höchst« erstaunt. „Du siehst ja so blaß und leidend aus. Bist du denn krank?" „Nein, nein — alles stürmt nur so überwältigend auf mich ein. Mir ist es, al» sei ich aus einem süßen schweren Traum