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nis für dich sein, ach, ganz im Gegenteil! Taucht etwas auf, was deinen Weg dir hindert, dann wollen wir gemeinsam an seiner Beseitigung arbeiten. Ach, Liebster, Liebster, — nimm mich doch mit!" Wie ein Sturm wühlte es plötzlich in seiner Seele. Er mutzte sich ehrlich bezwingen. Seine Stimme klang heiser, al- er endlich reden konnte: „Ich will ja nicht in meinem Vaterlande bleiben. Ich will ja weit fort von hier, irgendwohin, wo es Gefahren gibt, wo ich mit dem Tode ringen mutz um seine Beute. Dorthin kann ich dich doch jetzt noch nicht mitnehmen!" „Weshalb denn nicht, Liebster? Für mich gibt es doch nur eine Zukunft, doch nur ein Leben an deiner Seit«. Nimm mich mit dir, du wirst es nicht bereuen. — Stützt du mich aber jetzt zurück, dann verliere ich jeden moralischen Halt. Ich kenne mich, Rolf. Ich habe niemand, der mir in meinen Aengsten hilft. Ach, erbarme dich doch meiner, nimm mich doch mit! Gib meinem Leben doch endlich, endlich einen Zweck!" Ein dumpfer Laut rang sich aus seiner Brust. Fast wollte er schon nachgeben, aber die Worte verloren sich in undeutlichem Gemurmel. Er hatte das Mädchen losgelassen und Leide Hände an die Schläfen gepreßt. Sollte all sein Kämpfen, all sein Ringen zwecklos gewesen sein. Und dann reichte er ihr noch einmal die Hand: „Ich darf es nicht!" Laut schluchzte Anguta auf, dann eilte sie wie vom Sturm gejagt den steilen Pfad hinab. Rolf blieb zurück. Von einem schmalen Felsenvorsprung aus konnte er do- Tal überblicken. Gleich einem Schatten huschte sie, in ihren grauen Mantel gehüllt, jetzt unten über den Weg. Nun trat eine andere weibliche Gestalt aus dem Gebüsch her. vor und öffnete die Gartentür. Katinka hatte hier gewartet wie ein treuer Hund auf seinen Herrn. Noch lange stand er in tiefem Sinnen auf der Höhe .... ZehntesKapitel. Ein halbe» Jahr war seit Rolfs Abreise vergangen. Nie mand wußte, wohin er sich gewendet hatte. Niemand erhielt Nachricht von ihm und in Nordecks Hause wurde feiner nicht mehr gedacht. ; Der alte Freiherr kehrte bis auf weiteres nicht in die Stadt zurück. Die kräftige Landluft tat ihm wohl. Lothar war kein Freund des Landlebens; er kam aber den noch häufig zum Vater, denn Anguta hatte es ihm angetan. Ihr sprödes Wesen reizte ihn so sehr, daß er wirklich meinte, er liebe das Mädchen ernstlich. Anguta indes floh ihn. Wenn er kam, pflegte sie stets zu verschwinden, und war ihr das einmal unmög lich, so blieb sie einsilbig und schweigsam. Lothars Eitelkeit glaubte jedoch nicht an eine Niederlage, sondern hielt das nur für Koketterie, die ihn um so fester fesseln sollte. Märe sie nicht so arm wie eine Kirchenmaus gewesen, dann; — aber so . Das liebe „Ich" stand Lei dem jungen Baron im Vordergrund. Eines Tages brachte die Post zwei Briefe in dys kleine Hau» der Gräfin. Der eine war sehr umfangreich und mit großen Sie geln verschlossen. Tief aufatmend nahm die Gräfin Kenntnis von dem Inhalt dieses Schreibens. Alsdann faltete sie es wieder zusammen, las auch den zweiten Brief und ging hinüber zum alten Freiherrn. Er streckte ihr die gepflegte Hand zum Willkommen ent- gegen. „Sie haben mich heute lange warten lasten," sagte er, „und wußten doch, daß mir das Gabelfrühstück nicht schmeckt, wenn ich e» allein einnehmen muß. Es steht noch unberührt da. Hier sind Ihre Lieblingszigaretten und hier russischer Likör." Mit fast jugendlicher Lebhaftigkeit schob er ihr alles hin. „Eigentlich bin ich ja böse," fuhr er fort, „daß Sie sich heute ver spätet Haden; aber desto mehr freue ich mich jetzt." „Lieber Baron, ein kluger Mann darf nie an Gewohnheiten hängen. Der Tag, an dem unsere gemeinschaftlichen Mahlzeiten und unsere Spaziergänge ein Ende nehmen, ist sowieso nicht mehr fern." „Mollen Sie mir denn dm Appetit sofort verderben?" „Ich will Ihnen etwa» zeigen und hoffe, daß Sre sich über den g'Vck.'ichen Ausgeng nein»» Angelegenheit ,«euen. Hier!" Sie reichte ihm das Schreiben mit den amtlichen Siegeln. „Wh! — Nachrichten au» Rußland," sagte er und wischte mit dem Taschentuch über seine kahl« Stirn. »-Lesen Sie!« LV10 'S öd 2 1/ Ein Gönner der Nstionalliberalen. * Der Abgeordnete Frhr. vonZedlitzhat an den Lor beeren, die er bei der letzten Beratung im preußischen Abgeord netenhaus geerntet hat, nicht genug. Gr setzt das System der Zensurerteilung fort, trotzdem ihm selber von anderen Parteien das Zeugnis ausgestellt worden ist, daß seine vermittelnde Tätig keit an den Mißerfolgen der Regierung nicht unwesentlich betei ligt ist. Seine diesbezüglichen Ausführungen im gestrigen Tag lauten folgendermaßen: Die Nationalliberale Korrespondenz begründet die Absage an die Regierung, insbesondere an Herrn von Beth- mann, ja auch vornehmlich damit, daß nicht einliberaler Politiker ins Ministerium berufen sei, als Beweis dafür, daß die Regierung der Mitarbeit des bürgerlichen Liberalis mus nicht entraten wolle. Diese Austastung wäre berechtigt, wenn die nationalliberale Fraktion, am 27. Mai die ihr von dem Ministerpräsidenten gebotene Gelegenheit zu positiver po litischer Mitarbeit nicht ungenutzt hätte vorübergehen lasten. Nach diesem Beweise von Regierungsunfähigkeiten aber kann Las Verlangen, bei Besetzung der Ministerien berückstcht zu werden, als berechtigt nicht anerkannt werden. Der Nationa des des von Jagow, des Oberwerftdirektors Freiherrn Schimmelmann, des Vizeadmirals Capelle und sonstiger Vertreter der staatlichen und städtischen Behörden fand am Donnerstag mittag in Danzig der Stapellauf des Linienschiffes Oldenburg statt. Die Tauf- rede hielt der Grotzherzog. Die Taufe vollzog di« Prinzestin Eitel-Friedrich. Der Feierlichkeit wohnten auch die Mitglieder der zurzeit in Danzig tagenden 51. Hauptversammlung des Ver eins deutscher Ingenieure Lei. * Hundertjahrfeier der Stadt Bayreuth. Anläßlich der gest rigen Hundertjahrfeier der Stadt Bayreuth wurden zahlreiche Auszeichnungen verliehen. Kommerzienrat von Groß, der ehemalige Vorsitzende des Vevwaltungsrats der Bayreuther Fest spiele, wurde zum Geheimen Kommerzienrat ernannt. Sieg fried Wa gner wurde vom Prinzregenten die Luitpoldmedaille in Silber, dem Oberbürgermeister von Bayreuth und bayerischen Landtagsabgeordneten Casselmann das Ehrenkreuz des Michael- ordens verliehen. * Bom Expriisidenten Roosevelt. Expräsident Roosevelt, der heute von der HamorL-Univerlü-it in Brsston empfangen werden wird wird vom Präsidenten Taft »begleitet sein, mit dem er in Beverly zusammentreffen wird. Ebenso «erden dem Vortrage, Len Rooesvelt in der Harvard-Universität halten wird, Gouver neur Hughen und Senator Lodge beiwohnen. * Bon Carmen Sylas Krankenlager. Die Königin Elisa beth von Rumänien erlitt gestern vormittag einen neuen Schwächeanfall, der von heftigen Schmerzen begleitet war. Dem behandelnden Arzte flößt namentlich der Umstand Besorgnis ein, Latz die Königin nach wie vor weder gehen noch stehen kann. * Bierunvdreitzig Opfer eines Brande». Nach eiyer Depesche aus Tanger sind bei dem Brande in Marakesch 34 Personen gefunden worden, die erschlagen oder verbrannt unter den Trüm mern lagen. In einem Hause ist «ine Frau mit ihrem Kinde, in einem anderen Gebäude sind zwei Familien umgekommen. Amtliche Bekanntmachungen. l* *i» »mUichea vtkannloulchunuen nxrb«n, s-w-u a. Ull« nicht oon d«n v«HIrdn> «nmiUeldor «ugeft-lli w«rd«n, d«n UaUttlii'i-r» entnommen.) DerPla« über di« Erricht««- «i««r oberirdischen Telegraphen linie an der Staatsstraße (Auerstraße) und der städtischen hin- teren Auerstraße in Lößnitz liegt bei dem Postamt in Lößnitz aus die Dauer von vier Wochen öffentlich au». «he»«itz, 25. Juni 1910. Kaiserlich« Ober-Postdirtttiom Neues aus aller Welt. * Stapellauf des Linienschiffes Oldenburg. In Anwesenheit Erotzherzogs von Oldenburg, der Prinzestin Eitel-Friedrich, kommandierenden Generals Mackensen, des Oberpräsidenten In langen Reden quält sich nur der Kranke; Wir hörens halb und werden nicht erquickt, In kurzem Wort ein weitester Gedanke — Vas ist es was uns immerdar entzückt. L l e m e n t. -e?-- Auf Blatt 234 de» Handelsregister- ist heute das Erlösche« der Firma A««r Eranitwerk« «. Ste«gl«, in Auerhammer einge. traget worden. Königlich«, Amtsgericht Au«, den 29. Juni 191V. Let Freund wie Feind ist man sich dariiLer einig, daß di« ersten Schlachtenerfolge vorbereitet werden von der Verschleierung». Und gleichzeitigen Aufklärungsarbeit der Kavallerie. Wer Let an- nähernd gleicher Stärk« die Leftausgebtldet« Kavallerie hat. dem wird di« Kriegführung gewaltig erleichtert. Daher di« mächtigen Anstrengungen der Kavallerie im Frieden, sich zur Vollkommen heit au»zubtlden. Eie . will und muß im nächsten Kriege eine ebenso glänzende Rolle spielen, wte die» unsere Feldartilleri« im Krieg 1870/71 tat. Wer möchte ihr da» «erwehren? Ein schwe- re» Wagestück einer Partei im Reiche ist es, durch das Verlangen einer verkürzten Dienstzeit der Kavallerie, sie in ihrem Streben unterbinden zu wollen. Dann würde die Waffe weniger gut — und teuerer! Da» letztere beweist Frankreichs Kavallerie mit zweijähriger Dienstzeit. Dort ist man genötigt, sich einen Teil de» dritten Jahrgang» durch Anwerbung von Kapitulanten mit sehr hohen Kosten zu schaffen. Mt Aufwand von viel Geld, mit mehr, als «ine 3jährige Dienstzeit beanspruchte, erhält man sich dort die Qualität der Reiterwaffe bei nur zweijähriger Dienstzeit der Ausgehobenen. Detaillierte Vorschläge, wie die Dienstzeit Lei den Fuß truppen zu verringern sei, macht die Kölnische Volkszeitung in ihrer Nummer 147 dieses Jahres. Zwar gesteht sie zu, daß in absehbarer Zeit noch nicht an eine einjährige Dienstzeit zu denken ist, doch will sie Ersparnisse dadurch etntreten lasten, daß man etwa die Hälfte des Weiten Jahrgangs auf die Dauer von vier Monaten, vom 1. Mai bis 1. September, zur Disposition beurlaubt und Latz man die Rekruten einen Monat später, also am 1. November, anstatt am 1. Oktober, einstellt. Dem erste ren Ansinnen kann man nicht bester entgegentreten, wie durch An führung der Tatsache, daß sich die Futztruppen zwar mit der Wei- jährigen Dienstzeit abgefunden haben, aber nur, weil das Aus- bildungspersonal bis an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit ging. Bei abgekürzter Dienstzeit, also bei noch größerem Zusammendrän gen des Dienstbetriebes, noch mehr zu leisten, ist den Offizieren und Unteroffizieren nicht möglich. Wird doch selbst von der Hee resverwaltung zugegeben, datz die im Reichstag schon öfter er wähnte Nervosität in der Armee eingetreten sei. Die Ursache ist, weil die Anforderungen im modernen Krieg dau ernd wachsen und weil die Armee aufs ehrlichste bestrebt ist, in einem Minimum von Zeit das ihr zugesendete Mannschaftsmatc- rial für den Krieg zuzubereiten, zu Soldaten zu erziehen. Wer Len Krieg mit seinen Anforderungen und wer die Friedensarmee in ihrem Schaffen kennt, der wird auf den Gedanken nicht kom men, das jetzige, seit 1905 gesetzlich eingeführte Minimum der Dienstzeit von Wei Jahren noch mehr zu verkürzen. Einzig und allein die Frage wäre diskutierbar, die Rekruten der Fuß truppen erst am 1. November anstatt am 1. Oktober einzustellen, lediglich aber nur, um für die Leutnants und Unteroffiziere zur durchaus notwendigen Ausspannung und Erholung etwas Zeit zu schaffen. Der Nachteil der Verkürzung der Dienstzeit um ei nen Monat würde vielleicht dadurch aufgehoben, Latz das Aus bildungspersonal mit frischeren Kräften an seine mühefelige Ar beit herantreten könnte. Dienstzeit. Ich will heute nicht weiter darauf zurückkommen, wie hierbei zunächst mit der Beseitigung des dritten Dienstjah res für die Kavallerie der Anfang gemacht werden mutz, La Liese Fror- Lei dem nächsten Quinqucunatzgesetz doch jedenfalls zur Lreu. «den werden wird. — Es scheint mithin eine Einigung des Zentrums in der Kavallrriesruge in dem Verlangen nach Beurlaubungen zur Disposition in großem Umfange in Aussicht .zu stehen. Dann wäre die Kavallerie auf dem Standpunkt ange- Wkaitgt, den die Futztruppen einnahmen, da zur Zeit der gesetz lichen dreijährigen Dienstleistung Lurch umfangreiche Beurlau bungen eine zweijährige Dienstzeit erzielt wird. Ob die Heeres- « Verwaltung auf eine Konzession in diesen Sinne eingehen wird? st/: " Ob sie die Frage als Handelsobjekt auffatzt? Dys mutz nach der '' Erklärung des K r i e g s m i n i st e r s am 2b. Januar ds. Js. cm Reichstag als ausgeschlossen bezeichnet werden. Der jetzige ' ßriegsminister steht wie der frühere auf dem Standpunkt, daß eine Verkürzung der Dienstzeit nach Auffassung aller Sachver ständigen eine Unmöglichkeit ist. Von Jahr zu Jahr ist die Viel seitigkeit im Dienst der Kavallerie gestiegen. Sie mutz ebenso tüchtig zu Pferd wie im Schützenkampf zu Fuß sein. Die ihr oh- liegende Erkundung des Feindes ist Lurch dessen erstrebte Un sichtbarkeit im Gelände, durch das rauchschwache Pulver, also durch die Oede des Schlachtfeldes, in hohem Grade erschwert. Die Fortschritte der Technik zwingen der Kavallerie Aufgaben auf, die früher nicht oder in geringerem Grade an sie herantraten. Gerade jetzt ist der denkbar ungünstigste Zeitpunkt, um an die Frage der Kürzung der Dienstzeit heranzutreten, denn ? Original-Roman von B. Lorony. (9. Fortsetzung.) (Nachdruck »«rb°l-n.» Sie seufzte tief. Dann stand sie auf und zog die Kapuze über ihre dunklen Flechten. „Lebe woh^!' sagte sie und ihre Stimme klang müde und traurig. Er ergriff die kleine, fiebernde Hand: ,Zch bringe dich noch bis ans Hau-." „Ich bin so oft allein durch den Wald gegangen, datz —" „Das sollst du aber nicht mehr tun, Anguta!" Als sie schwieg, bat er dringender: „Versprich es mir, daß du dein einsames Herumschweifen aufgeben willst." .Marum soll ich dir das versprechen? Mein Leben ist jetzt ja doch ohne Mert und Ziel —" Still ging sie vor ihm her auf dem schmalen Wege, den die Vuchenzwetge mit ihrem Laubdach überwölbten. Sie ging ganz schnell und Rolf war es plötzlich, als sähe er sein ganze- Glück, seinen schönsten Zukunftstraum ent rinnen. > Da umfing er das schlanke Mädchen und preßte es fest an seine Brust. Sie schmiegte sich an ihn, ihr Kopf bog sich zurück und ihre heißen Augen blickten ihn zärtlich an. Ihr Gesicht er glühte bis an die Haarwurzeln. Die heißen Küste, mit denen Rolf ihr Stirn, Mund und Mangen bedeckte, raubten ihr fast die Besinnung. Die Ruhe, zu der er sich mühsam bisher gezwun gen, sie war dahin. — > „Siehst du nun, daß ich recht habe?" flüsterte Anguta. „Ist k» es dir klar geworden, daß wir Leide ohne einander nicht leben können. Ach — nimm mich mit dir, Rolf. Ich werde kein Hemm. ltrmu» hat wieder einmal di« günstige Stunde verpaßt; wer selbst in der Stund« der Entscheidung Leiseite stehen bleibt, darf sich nicht beklagen, wenn er im gegebenen Moment bei- fette gelassen worden ist. In diesen Ausführungen ist, so bemerkt dazu die national, liberal« Korrespondenz, jede» Wort unrichtig. Woher nimmt Herr von Zedlitz die Bereihtigung zu der Behauptung, daß li berale Politiker sich mit dem Wunsch tragen, in da» Rtni - sterium berufen zu werden? Die Antwort ist einfach: Herrn von Zedlitz sind derartige Aspirationen au» der eigenen Fraktion bekannt, in der es nicht an Leuten fehlt, die sich al- ehrliche Makler die Mintsterfähigkeit sichern wollen. Von natio. nalliberalen Politikern ist uns nicht ein einziger bekannt, der den Wunsch hegte, in ein konservativ gerichtete» Ministerium einzutreten. Was dagegen die Nationallilberalen mit Recht be kämpft haben ,ist die Einseitigkeit in der Zusammensetzung de» bisherigen Ministeriums, das tatsächlich in maßgebenden Stellen aus konservativen Politikern, die den Fraktionsstempel erhalten hatten, besteht. Daß der Reithskanzler die schwere poli tische Gefahr, die darin liegt, allmählich einsieht, beweist die Be. rufung des Oberbürgermeisters Dr. Lentze zum Finanzminister. Es liegt uns selbstverständlich fern, Herrn Dr. Lentze als natio nalliberalen Parteigänger anzusprochen, dazu sind wir nach keiner Richtung hin berechtigt, aber wir erkennen an, daß er ein Mann der mittleren Linie ist, und daß er aus einem Mlieu hevkommt, das ein durchaus anderes ist, als das sonst üblichst des konservativen höheren Berwaltungsbeamten. Mehr als diese Objektivität Lei der Ernennung von Ministern hat die national liberale Partei niemals verlangt. Sie war verpflichtet, darauf hinzuweisen, datz die Verwahrung des Reichskanzlers gegen die Möglichkeit einer Parteiregierung so lange keine Unterlage hatte, ass w-ir tatsächlich in der Form einer angeblich objektiven, über den Parteien stehenden Regierung ein einseitig konservatives Parteiregiment besaßen. Herr v. Zedlitz wird sich also überzeugen müssen, datz von einem Verpassen der Stunde durch die National liberalen schon deshalb gar keine Rede sein kann, weil sie die Stunde in seinem Sinne niemals erwartet haben. Joharmgeorgenftavt. Bekanntmachung. Hierdurch wird zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß der Stadtgemeinderat in seiner Sitzung vom 23. dss. Mts. beschlos- sen hat, vom 1. Juli dieses Jahres ab für Leucht-Kochga, «inen Einheitspreis «inzuführen und diesen auf 18 Pfg. pro Kubikmeter .' festzusetzen. Die bisher gewährten Rabattsätze fallen sodann in Wegfall. Johanngeorgenstadt, am 28. Juni 1910. ! Der Stadtrat. /Ä I. V.: Truckenbrodt. e Beilage zum Auer TaaebNM. 1- JM E Militärische Wünsche -es Zentrums. Im Zentrum begann man, so schreibt Generalleutnant z. D. Metzler in der neuesten Nummer der Nationalliberalen Blätter, seit einigen Monaten im Hinblick auf das kommende Ouinquennatfür eineHerabsetzung der aktiven Diensi- , zeitim Heere Stimmung zu machen. Der Abg. Haeusler sprach sich im Reichstag in dieser Richtung aus und ein früherer Offi zier in der Kölnischen Volkszeitung. Dies läßt darauf schließen, ^tz ditzse Frage, die man nach der Einführung der zweijährigen Dienstzeit bei den Futztruppen al- ausgeschaltet betrachten konnte t — selbstverständlich nicht bei den Sozialdemokraten — wieder aufleben wird. Ist man im Zentrum einig darüber, Latz eine H Absetzung der Dienstzeit verlangt werden mutz, so ist man stcy innerhalb der Partei noch nicht klar, in welcher Ausdehnung das Mrlangen gestellt werden soll. Während die Kölnische l Volkszeitung sagt: An die Einführung der einjährigen Dienstzeit . bei den Futztruppen, der zweijährigen bei der Kavallerie ist in absehbarer Zeit nicht zu derben, erklärt der Abg. Haeusler: *M^"Den Forderungen der Heeresverwaltung gegenüber kann nur ein Ausgleich geschaffen werden durch die weitere Herabsetzung der