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Jüngling. Ach, einen Tropfen nur aus der See, Zu kühlen das fiebrisch brennende Weh! Ach, einen Tropfen nur aus der Fluth, Zu kühlen die fiebrische Gluth! Solo. Verlassener Jüngling, nur das Eine Bleibt, was ihm Trost noch giebt, Dass sie, die er seit Jahren treu geliebt, Geschützt ist vor dem Hauch der Gruft In ihres Vaters Fürstenhallen; Denn dorten kühlig fallen Fontainen, süss durchraucht Balsam’scher Duft die Hallen, Und rein ist dorten noch die Luft, Rein wie die Stirn, von ihr umhaucht. Solo. Doch sieh — wer naht dort leise schleichend Dem melancholischen Gebüsch, Der Göttin der Gesundheit gleichend, Mit Rosenwangen frühlingsfrisch! — Sie ist’s — vom Strahl des Mondes schaut Er still verklärt sich nahn die treue Braut. Sie hält im Arm den Freund, sie presst Die rothe Wang’ an seine bleiche, Sie netzt ihr wallend Haar im Teiche, Dass es die Stirn ihm kühlend nässt. Jüngling, o o Du hier! — entflieh! — Ein Hauch von mir bringt dir den Tod. Jungfrau. 0 lass mich von der Luft durchdringen, Der sel’gen Luft, gehaucht von dir, Und was sie trag’ auf ihren Schwingen, Tod oder Leben, süss ist’s mir. Trink’ meine Thränen! auch mein Blut, Mein Herzblut selbst empfingest du, Wär’s Balsam nur für deine Gluth, Gäb’s dir nur auf Minuten Ruh. Wend’ o dein hold Gesicht nicht ab, Bin ich nicht deine Braut, bin dein? Ist nicht im Leben, wie im Grab, Der Platz an deiner Seite mein? Denkst du, dass sie, die nur von dir In dunkler Welt empfängt ihr Licht, Die trübe Nacht erträgt, die ihr Hereinsinkt, wenn dein Auge bricht? Ich leben ohne dich? — allein? — Du meines Lebens Leben — nein! — 0 lass mich von der Luft durchdringen, Der sel’gen Luft, gehaucht von dir, Und was sie trag’ auf ihren Schwingen, Tod oder Leben, süss ist’s mir. Sie wankt — sie sinkt, und wie ein Licht Im giftigen Hauche des Schachts Verlischt, so plötzlich bricht Ihr holdes Auge — — Ein Krampf — sein Weh ist dann vergangen, Vollendet ist sein Leben — Auf drückt sie ihm noch einen langen Und letzten Kuss und stirbt im Geben. Peri. Schlaf nun und ruhe in Träumen voll Duft, Balsam’scher umweh’ dich die Luft, Als dem magischen Brand der Phönix entsteigt, Wenn er sein eigenes Grablied singt. — Schlaf nun und ruhe in Träumen voll Lust, Du, die treueste, liebendste Brust! ■ Chor. Sie sprach’s, und Himmelshauch durch fliesst Von ihren Lippen diese Stelle, Sie schwingt den Strahlenkranz und giesst Auf beider Antlitz solche Helle, Dass wie ein Heiligenpaar sie liegen, Indess die Peri wacht und Licht Mild strahlt in ihre Todesnacht, Bis ihre Seelen auferwacht.