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und Anzeige» für das Erzgebirge v«„nNookt!>ch», RedaNeoe - rm, Hreboül. Ft« >tr Inserat» »«antwoetltch: WMttr stnw». Veld« in Au« i. Lrrgrb. mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Illustriertes Sonnlagsblatt. Siechst»»»« d« Re-aktion mit Aiwmchme d« Sonntag« nachmittag» von 4—» Uhr — Irie-ramm-Adress»: Tageblatt Au». — Fernsprech« sT Für »«»«langt «tngrsandt» Manuskript« kann Gewähr nicht geleistet werden. vrnck und Verlag H>« »NI«- «.vtk «e-llewNeckiM m. d. s. in Au« i. Grzged. d»»,»g»pr»i» Durch unser« Baten ft«i in» Sau» monatlich »o psg. Bei d« Geschäftsstelle abgeholt monatlich KG psg nnd wdchentlich i» psg. — B«i d« Post bestellt und seihst abgeholt vierteljährlich » so Mk. — Durch w» Vriestrttg« frei in, Sau» vierteljährlich ,.,r MI. — Linreln» Numm« lo psg. — Deutsch« postzeitung»- katalog. — Erscheint täglich in den MÜtag»st»«d«n, nut Au»nahm« von Sann- und Feiertagen. Annahme von Anzeigen bi, spätesten» ?'/, Uhr vormittag». Für Ausnahme von -röst««, Anzeige« an bestimmt»» Stellen kann nur dann gebörgt werden, wenn sie am Lag« vorher bei an, eingehen. Insertion,pret,: Di« fiebengespalten« Avrpurzeile od« deren Raum >o psg, Reklamen r» psg. Sei gräß«»n Aufträgen entsprechend« Rabatt. Dies« Stumm« umfaßt 6 Veite«. Das Wichtigst- vor« Tage. Unter dem Borsitz der drei P Sndenten des HansabundeS begann Sonnabend in Berlin die Tagung der Vor stände der Zweigvereine des HansabundeS untcr äußerst zahlreicher Beteiligung. (S. pol. Tagesschau.) Fürst und Fürstin Bülow sind am Sonnabend mittag vom Papste in halbstündiger Audienz empfangen worden. O Im Befinden de» Königs von Belgien ist eine Ver schlimmerung eingelreien Sein Zustand ist hoff nungslos. (S. pol. Tagessch. u Tel.) a Der serbische Minister des Aeußeren Milowano» witsch erklärt die Dokumente, die Dr. Frtediung im Wiener Sensationsprozeß verlegte, für gefälscht. Die Trtarier Seiner Majestät. Angesichts der immer weiter und tiefer greifenden Rebellion in der konservativen Partei haben sich die Parteiführer zu dem Versuch entschlossen, ihren Freunden eine nach Art der agrarischen > Zirkus Busch-Versammlung arrangierte politische Veranstaltung > zu geben. Von ihr versprechen sie sich wahrscheinlich eine Le- i ruhigende Wirkung. O!b sie eintreten wird, bleibt akzuwarten. s Die Rosen, die am Sonnabend im Rheingold in Berlin auf der l von etwa IvllO konservativen Delegierten besuchten Versamm-r I lung gehalten wurden, glichen hinsichtlich ihres Pathos und der geschickten Verwendung zugkräftiger Schlagworte gänzlich den rhetorischen Kunststücken, die man vom Zirkus Busch her kennt, und die Berichte verzeichnen denn auch hinter jedem Satz stürmi schen Brifall, jubelnden Beifall, donnernden Beifall, Minuten-^ langen Beifall und so fort. Einen Bombenerfolg heimste gleich * zu Beginn der Versammlung der Vorsitzende der konservativen Partei, Freiherr von Manteuffel, ein, als er die Konser- l oativen als die Triarier Seiner Majestät bezeichnete, die ihm allein helfen würden, wenn die Sache hart auf hart käme. Die Triarier waren, wie man weist, die langgedienten und besonders erprobten Mannschaften des römischen Heeres, und natürlich schmeichelte ess den Anwesenden nicht wenig, sich mit dieser römischen Kerntruppe verglichen zu sehen. Die Verhandlungen des Delegiertentages begannen damit, daß Regierungsrat Stackmann «in neues Organisationsstatut der konservativen Partei in Aussicht stellte. Vermöge dieses neuen Statuts soll, wie au» den Mitteilungen des Herrn Stack mann hervorging, die Parteileitung in die Lage versetzt werden, jene einzelnen Mitglieder und Parteigruppen, die mit der poli tischen Hjaltung der Konservativen nicht einverstanden sind, leicht aus der Partei ausschliosten zu können. Alsdann hielt Freiherr von Manteuffel eine längere Rede in der er sich bitter über die Angriffe beklagte, die angeblich von allen Seiten gegen die Konservativen ««richtet würden. Daß die Konservativen den Fürsten Bülow gestürzt haben, fei unwahr. Fürst Wilow hätte es ja so machen können, wie sein Vorgänger Fürst Bismarck. Auch dieser hab« die schwerwiegendsten Finanzobjekte vorgelegt und sei niedergestimmt worden, trotzdöm fei er Kanzler geblie ben. —-Damit hat Herr von Manteuffel allerdings recht, er ver- gistt aber, Latz Fürst Bülow eben kein Fürst Bismarck ist. Bis marck hat zu Beginn der siebziger Jahre di« Konservativen so in die Zügel genommen, dah von ihrer Partei nicht viel übrig blieb. Dast so etwas von dem Fürsten Bülow nicht zu erwarten war, sollte Herr von Mhnteuffel wissen. Wie seine Parteige nossen im Reichstage so beklagt auch er sich bitter darüber, dast die Regierung den Konservativen nicht beigesprungen sei, meinte aber, dah nach der letzten Rede des Reichskanzlers die Luft wie der etwa» besser geworden sei; darum könnten die Konservativen in diesen für sie so schweren Zeiten wieder Hoffnung schöpfen. Nach Herrn von Manteuffel sprachen die A5gg. Dietrich und Graf Westarp über Haltung und Ziel der konservativen Partei bei der Reichsfinanzreform. Es war die alte Legende, wonach die Schwarz-,blauen nichts weniger «als die Retter des Deutschen Reiches in einem Augenblick gewesen sind, in dem die Linke das Reich schnöde im Stich gelassen habe. Alsdann warnte der Dresdener Oberbürgermeister Beutler den Bund der Fest besoldeten und Graf Schwerin den Hansabund vor einer «anti konservativen Haltung, zumal die Konservativen die besten Freunde des Mittelstandes, der Beamten, der Arbeiter, kurz und gut, die besten Freunde aller Welt feien. Herr Oberbürger meister Beutler rief in seiner Rede aus: Bei den nächsten Mahlen, bei Philippi sehen wir uns wieder! Diesem Ausruf folgte frenetischer Beifall. Dem Mittelstand empfahl der Ab geordnete Malkewitz die konservative Partei noch ganz beson ders angelegentlich und erntete mit dieser Empfehlung ebenfalls den lebhaften Beifall der konservativen Delegierten. Nachten, die konftrvaiiven Parteiführer von Normaun und Gras Mirbach die Ausführung n der verschiedenen Referenten noch b>sonders untirftrichcn hallen, und nachdem weiterhin eine Anzahl von Rednern die konservative Partei als den festesten Schutz« ll , e,en die Sozialdemokratie an.epriesen halten, erhielt der Berliner Rechtsanwalt Dr. Bre de reck das Wort, der den Standpunkt der dissentiercnden Elemente tn drr konservativen Partei zu vertreten suchte. Suchte! RrchtSauwalt Bredereck sprach für die konservative Vereinigung. die, wie bekannt, mit der Zertrümmerung de» Block» und dem Sturz deS Fürsten Bülow durch die Konservativen nicht einverstanden ist. Es ging s ihm aber schlecht. Seine Rede wurde durch stürmischen Wider spruch andauernd unterbrochen, so daß er zeitweilig überhaupt nicht zu hören war. Nur einmal erntete er stürmischen Beifall, namentlich, als er behauptete, daß da» alte Preußen durch die 1 Arbeit und da» Blut der preußischen Junker geschaffen worden sei. Aber auch damit fand er keine Gnade, er wurde vielmehr i von den folgenden Rednern zurückgewiesen. Erfreulich war es, daß man unter den Delegierten einem alten Bekannten, dem Freiherrn v. Frege aus S a chsen wieder begegnete, dem früheren Vizepräsidenten dr« Reichstage», drr eine gewisse Berühmtheit durch die wunderbaren Stilblüte« gewonnen hat, die er vom Präsidentenstuhl aus zum besten gab. Er ist drr alte geblieben. Seine Rede auf dem Parteitag begann er m't der Versicherung, daß zwischen den sächsischen und preußi schen Konservativen ein treues und festes Band bestehe, da» nicht erschüttert werden könne. Sie überschütteten den Redner mit stürmischem Beifall, zumal al« er, obwohl er selbst noch nicht allzulange adlig ist, dabet entschied, daß der Adel der geborene Führ<r des Volkes sei. Zum Schluß sprach noch der Reichs- lagsabgcordnete v. Heydebrand, der verkündete, daß die konservative Partei allen Grund habe, stolz zu sei« auf das, was sie in den letzten Monaten vollbracht habe. Ec versicherte, daß er selbst stolz darauf sei und freudig in die Zukunft blicke. Als dann wurden einige Reso'utionen angenommen, in denen der konseivativen Reichstagsfraktion das Vertrauen der Versammlung zum Ausdruck gebracht und deklariert wurde, daß die konservative Partei auch in Zukunft gegen die Mächte des Umsturzes kämpfen werde. Womit die Versammlung zu Ende war. Politische Tagesschau. ' «ne, 13. Dezember. G Di« erst« Tagung der Vorsitzenden der Zweigsrgani- sationen des Hansa Bundes. Eine äußerst interessante Ver sammlung war am Sonnabend in den Räumen des Hofmann- Hauses zu Berlin vereinigt. Auf Einladung des Präsidiums des Hansa-Bundes waren die Vorsitzenden von dessen Zweig organisationen zum ersten Male zusammenberufen worden, um die Richtlinien für die Tätigkeit der Zweigorganisationen im einzeln zu beraten. Die Versammlung war von gegen -- - Die alten Leutchen sLD': , Skizze von Ml Loren» es dann nichts! sagte er plötzlich knurrig: Denn in die junge Häuslichkeit passen wir Alten doch nicht! — Nein, da passen wir nicht mehr hin, stimmte die alte Dame zu und brauchte ihr Taschentuch etwas lauter und umständlicher, als gewöhnlich. — Liese yar äüch geschrieben, seufzte sie dann, da sie sah, daß ihr Mann sein Frühstück beendet hatte: Hast vu oiesrn Monat au ßer dem Weihnachtsgeschenk was für sie? — Ach was, wozu hat sie ihren Mann! räsonnierte der Oberst: Laß ihn doch eine Jagdreise weniger machen. Liese ist auch dumm, kriegt Geld genug, aber nie hat sie was! — Aber Fritz, du weißt doch — sagte sanft die alte Dame: sie muß doch immer ihre paar Gro schen mit in die Wirtschaft geben. Sechs Kinder, der verwöhnte Mann, die vielen Dienstboten — sie kann einen dauern! — Liese war immer Lein Herzblatt, «sagte er: Laß nur, die Trude hat'» auch mal nötig —i und erst Friedel! — Ich denke, Friedäl wird zum Feste doch kommen, wap meinst Lu? Er schwieg, wollte ihr die Hoffnung nicht nehmen, und da sie nicht weiter in ihn drang, nahm er die Briefe drr Töchter -und ging in sein Arbeitszimmer hinüber. Die alte Frau lief in die Küche, bestellte dem Mädchen das einfache Mittagessen und rüstete sich dann zum Ausgang. Als sie den Hut aufgesetzt und die Handschuhe angezogen hatte, trat sie nochmals bei ihrem Mann ein. Er saß am Schreibtisch und rechnete. Ich geh in die Stadt, Alter, sagte sie: Ist was zu besorgen? — Berschötere nicht zu viel Geld! war seine Erwiderung. Dann war sie hin aus. Er ging mit großen Schritten im Zimmer auf und ab, die Zigarre war ihm ausgegangen, und murmälnd fetzte er sein« Promenade fort. Was wird sie sagen, wie wird sie es ertragen, sagt« er vor sich hin, daß er auch nicht kommt. Die arme Müt ter! So 'ne Mutter ist ein komisches Geschöpf, und ich glaube, trotz aller Weiberbestrebungen werden sie'immer kuriose Ge- fchäpf« bleiben. Freut sich da» ganze Jahr auf da» Mieder sehen mit dem einzigen Söhn — bloß Weinachten ist er immer gekommen, ist ja ein strammer Kerl, der Friedel, und ausge rechnet jetzt mutz er sich da in der alten räuchrigen Industrie stadt mit einem Millionenbackfisch verloben! Nachher saßen sie einsilbig beim Mittagessen gegenüber. Sia erzählte, was sie besorgt hatte Mr Friedel, denn Hatz er Mn»» men würde, nahm sie mit Bestimmtheit an. Von den Töchtern wutzte sie, Latz jede im eigenen Hause genug zu tun hatte. Eifrig ging sie dann an ihre Geschäfte, expedierte die Kisten an Lies« und die Enkel, an Trude und ihren jungen Ehemann sandte sie Kuchen, eine gebratene Eans und andere Herrlichkeiten ihrer Speisekammer. Dann setzte sie sich hin und schrieb an den Sohn, doch ja schon am 23. Dezember zu kommen. Abends saßen die Leiden alten Leutchen wieder im Wohn zimmer, lauschen auf das Brausen des Windes im Kachelofen und auf das Zischen der Bratäpfel in der Röhre. Es war ge mütlich, aber so altmodisch, so entsetzlich altmodisch! Das sagte auch Laura, das Mädchen für alles, jedem beim Kaufmann und wenn sie Lei Portier» ein Plauderstündchen hielt. Es war ein« gute Herrschaft, aber eine komische Familie, erklärte sie; sie ver langten immer, Laß das Mädchen um 10 Uhr zu Hause sei. Run, man ging ja eben hin; der Dienst war bequem, aber wenn die Alte dann in» Bett gekrochen war — mein Gott, wozu war man jung! — dann flitzte man eben noch mal die Hintertreppe hin unter. Bloß neugierig war die Laura, was sie dieses Jahr zu Weihnachten bekommen würde. Voriges Jahr da» derbe Lei nen, sehr haltbar, aber für eine moderne Küchenfee unmöglich, > das hatte sie der Mutter nach Hause geschickt, die konnte ja Mr die Jungens was daraus machen, aber für Laura, di« mit einem städtischen Beamten von der Straßenreinigungsbrigad« ging, war da» natürlich nicht»! Mir diese» Jahr hatte fie sich einfach Geld gewünscht und Mr den 24. Dezember abend» Au-« gang. Am 23. kaufte der Oberst ein Bäumchen ein. Ed «ar schön und zierlich gewachsen und reichte, wenn e» in den Fuß gsst« wurde, der Still« Nacht, -eilige Nacht spielte, gerade Di» an (Nachdruck^veiboten). Man konnte es ihnen nun nicht mähr ansehen, wie jung sie einmal gewesen waren, daß auch sie geliebt, gelacht und getanzt hatten. Das Alter hatte tiefe Furchen in die einst so glatten Stirnen gezogen, die Augen hatten den in sich gekehrten tiefen Blick, wie ihn jene haben, die viel Leid und viele Kämpfe durch gemacht, aber auch den Blick, der da sagt: Es ist alles eitel, wir sehen nur noch zu! Er saß beim Morgenkaffee, die Zeitung in der Hand, sie tründelte leise in dem großen Zimmer umher, das ihre Wohn- und Speilestube war. Hier fegte sie ein Krümchen von der sauberen grünen Decke des Sofatisches, dort nahm sie das Tuch und wischte den imaginären Staub von einer Por zellanvase auf dem Eckbrettchen. Run setz dich mäl her, Altchen, rief der Mann vom Eßtisch h.r, der in der Mitte des Zimmers unter der alten Petroleumhängelampe stand. Latz doch, Mann, erwiderte sie und ging an das Bauer des Kanarienvogels, dem sie frisches Futter einschüttete. Dann ging sie hinaus, und er hörte sie draußen am Brieflasten Mietzen und die Postsachen herausnehmen. ' > Al» sie wieder hereinkam, hatte sie mehrere Briefs in der vLmnd, setzte sich an den Nähtisch am Fenster und begann die Poft durchzusehen. Er las die Zeitung ruhig weiter. Endlich, al» fie still lesend kein Mort sagte, drängte er: Na, was ist los, von Trude? — Ja, versetzte sie: sie sind jetzt in Kairo, und Felix wird erst am 2ll in der Garnison sein müssen! — Zeig 'mal her, murrte der Alt«, und sie stand auf und brachte das Brief blatt zu ihm; es war von der jüngsten Tochter, die sich mit ihrem Mann«, einem jungen Oberleutnant, auf der Hochzeits reise befand. Er fetzte den Kneifer fest auf die Nase und stu dierte andächtig Zeil« Mr Zeil«. Ra, also mit Weihnachten ist