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mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Illustriertes Sonntagsblatt. Bei KSL» D sp vp sq 18 218 08 si« IA Bei dcrHochflulkataslropbe im Haicn ron Oporto sind auch deutsche Schisse in Net geraten. (Siehe Hinkel i. Big) Sprechstunde der Redaktion mit Ausnahme der Sonntag« nachmittag» von 4—s Uhr. — Lelegramm-rldreffe: Tageblatt Au«. — Fernsprecher la. Für unverlangt eingesandt« Manuskripte kann SewLhr nicht geleistet werden. Mr'e üi-mru>-' »nikaftr v Zeiten. s ch w o r e ii Eise n b a h n n n g i ü ck in Böhlnen — wurden 14 Personen getötet (S Art. i. Beil.) eiueni — Station UcherLko und 20 verletzt. der Alter ii!. a. ns verankwo-t.icher Redak-rur- trie, ^r»ä»iü. Für dl» Inserate veronlmorii-ch: Witlrer isrr»§. k«id« in klar i. Erzgeb Stolz und Ehrgefühl verbieten der französischen Nation auf die beiden Provinzen zu verzichten. In dieser Frage aebe es für Frankreich keine Verjährung. Im Hinblick auf diese Tendenz wird für Deutschland nach wie vor die Parole gelten müssen, unser Pulver trocken zu halten und immer auf der Wacht zu sein. Druck und Verlag n,tk VNI« a.vtk m. b. s. in Au« i. Lrzgeb. nur einen Anzug hat, und der in der Wäsche ist, so ist man ge zwungen, in die Federn zu kriechen. Das war gar nicht lustig, aber noch schlimmer wurde es am nächsten Tage. Kresten war unten in der Lehmgrube. An ihrer Kante, auf dem Rasen, marschierte mit der Zeit ein ganzes Regiment unbestimmbarer Geschöpfe auf, von denen eins immer phantasti scher war, als das andere. Da sah dar Kleine einen weißen Streifen ziemlich hoch in der Lehmwand, den mutzte er haben. Da aber die Wand steil war und seine kurzen Arme nicht hinauf reichten, so mutzte er hinaufklettern. Dadurch, datz er den Futz in eine Spalte setzte,, kam er etwas höher, dann quälte er sich nach einen Schratt weiter, aber nun glitt sein Holzschuh in dem schmierigen Lehm aus. Er siel rücklings in die Spalte, und er brach das Bein. Das gab einen gehörigen Schrecken zu Hause, als zwei Aribeiter Klein Kresten heimtrugen. Mutter schlug die Hände zusammen und jammerte: Herr Jesus, wie soll das werden! Es war schon schlimm genug, sein Zeug in Ordnung zu halten, aber mit dem Bein ist es noch schlimmer! — Anders, vor bald daraus nach Hause kam, nahm die Nachricht nicht gleich gültiger, aber ruhiger auf: Ja, es ist schlimm, aber wer weiß, wozu es gut ist! Dann mutz ich woU nach dem Doktor Mhen. Einige Stunden später war Klein Krestens Bein in Schie nen geschnürt. Wozu das gut war, konnte seine Mutter auch verstehen, obgleich ess ihr weh genug tat, wenn der Meine im Bett aufjammerte. So vergingen einige Tage. Das Bein schmerzte nicht mehr so sehr. Vater war aus dem Herrenhose, Mutter am W-Gstuhl oder in der Klüche und die Geschwister hier und da auf Arbeit. Klein Kresten langweilte sich gottsjämmer lich aber dabei war nichts zu tun. Ja, etwas doch. Den alten Satz: Kommt der Berg nicht zu Mohammed, so mutz Mohammed -um Berge kommen, änderte er im stillen: Kann Klein Kräften nicht nach der Lehmgrube kommen, so kann die Lehmgrube ja zu klein Kresten kommen! Er guckte durch die Tiirspalt.» nach der Küchq, wo seine Mutter Geschirr äbwusch, aber sie drehte ihm den Racken zu, so daß er ihr Gesicht nicht sehen konnte. Ob fie vxchl noch böse ist? dachte er. Dann lag er wieder eine Zeitlang still. Die Finger bewegten sich unwillkürlich, als ob fie in dem lieben Lehm arbeiten. Nein, es war nicht auszuhal- tenl Mutt«! rief er klüglich. — Was willst du, Klein Kresten? — Mutter, komm doch mal her! — Sie kam und blieb in der Tür stehen. — Nein, komm ganz dicht heran, ich will dir was ins Ohr flüstern! — Ntsutter blieb nichts anderes übrig, als sich zu ihm herabzubeugen. Er schlang seine kleinen dicken Arme um ihren Hals. Mutter, glaubst du nicht, ich könnte mein klei nes Brett hier über das Oberbett legen? — Mutter mutzte noch nicht Bescheid. — Was wolltest du damit, Klein Kresten? — Ja, Mutter, und glaubst du noch nicht, ich könnte ein ganz klei nes bitzchen Lehm zum Spielen kriegen? Seine Mutter war sprachlos. So was Verrücktes hatte sie noch nicht gehört. Es war wahrhastig ein nettes Spiel, Ober- Srett und Bettlaken mit dem Lehm einzuschmieren! Und damit ging sie wieder nach der Küche hinaus. Sie war böse, das war deutlich daran zu merken, wie sie drauhen mit dem Geschirr um- herstietz. Nach und nach aber ging sie vorsichtiger damit um. Die braune irdene Kaffeekanne, die sie Metzt abtrocknele, stellte sie ganz bedächtig hin. Dann ging sie nach der Tür und sagte zu dem Kleinen: Kannst du wohl einen Augenblick still liegen? Ich will nach dem Schmied gehen und uns Milch holen. Es mutzte heute ein ungewöhnlich weiter Weg nach dem Schmied sein, denn Mutter blieb sehr lange weg, aber endlich kam sie doch wie der. Bei Sonnenuntergang kam Anders nach Hause. Was habt Ihr denn hier angestellt? sagte er, indem er schelmisch nach dem Bette Unsah: Ich glaube wahrhaftig, heute bist du selbst jn der Lehmgrube gewesen, Mutter? — Mutter war sehr eifrig be schäftigt, Butterbrot zu schmieren. Nein, was hast du dcinn da zurecht gemacht, Klein Kresten, fuhr Anders fort: Ja, wer weitz, wozu es gut ist! Das hörte Mutter. Wozu es gut ist,, brummte sie, natürlich dazu, das Bettzeug einzuschmieren. — Ung sie schmierte immer eifriger aus das Butterbrot los. Am nächsten Vormittag kam der Doktor, um sich nach sei nem kleinen Kranken umzusehen. Er war einer der altmodischen Aerzle, deren Kuren meistens schon darum gelingen, weil sie das Herz ihrer Patienten zu gewinnen verstehen. Was ist denn da-, mein kleiner Freund? fragte er und nahm einen der Lehmklum pen in die Hand. Das ist ja Miels Jörgen» Fuchs! antwortete Klein Kresten, halb verwundert darüber, datz ein so klug« Mann da» nicht gleich sah. — Rein, was du sagst, das stimmt ja, meinte der Doktor. Hm — das könntest du mir schenken! — Und damit Zeit tatsächlich eine gewisse Besserung in dem beiderseitigen Ver hältnis erstell worden ist, ohne datz dem französischen National-- stolze ngendwie Abbruch geschehen wäre. Diese Annüheiung an Deutschland ist freilich nicht nach dem Herzen der Chauvinisten, die alles daran setzen möchten, r: hige Beziehungen mit Deutsch land nicht auflonnr.cn zu lassen. Lieber heute als morgen würden diese Fanatiker den Tag sehen, wo für li»70 Revanche genommen irlrdcn kö nte. Auf diesem Ton glühenden Hass-s war auch die Rede glftimmt, die der Nationalist Mil levo ye in der Kammer gehalten hat Er l eß an Deutschland kein gutes Haar und verflieg sich dab-i zu der Behauptung, es sei Luxus, wenn Deutschland seine Heercsriistungen fortsetzt, während dieses für Frankreich eine Lebensfrage sei. Witter fabilte er van einem Dangermanismus, t em Frankreich dadurch die Stirn bieten müsse, daß es seinen Bündnissen treu bleibe. Auch in wirtschaftlicher Hinsicht will der gwe Mann nichts von uns wissen, er wandte sich mit großer Enlschiedcnhiit gegen die Zulassung deutscher Werte am französischen Markie. Im übrigen aber ist Herr Millevope mit Herrn Pichon zufrieden, wegen des Zustandekommens einer französisch-englisch-italienischen Entente und der Stärkung der französisch russischen Alliar z. Seine Ausführungen an sich können uns ja ziemlich kalt lassen, aber es ist doch bemerkenswert, daß er ost von Beifall unterbrochen wurde, ein Zeichen, daß er vielen Abgeoid. etsn und wohl auch dem französischen Volke damit aus de.n Herzen gesprochen har Im w-ittren Verlaus der Debatte kam allerdings ein Antipode des Nationalisten ,,um Worte, Lucien Hubert, ein bekannter Führer der B. stribungen, ein dcutsch-sranzösischcö Einvernehmen zustande zu bring,u. Er sieht naturgemäß etwas rosig in die Zukunft und fand dabei recht schöne Wendungen. Aber das darf nicht darüber Hinwegtäuschen, daß die Bewegung doch recht jungen Datums ist, und datz man die Erfolge der Bemühungen abwarten muß Gew.ß sind wir in D-utschland von Herzen bereit, in die cn'gegengestri ckle Hand einzuschlagen, aber wenn man von jcnsccks der Vogrscn immer und immer wieder drrmtigc Reden hört, wie die des Herrn Millcvvpc, so muß das doch, w-.n» man auch die Tendenz oiesri H.rien -ur Genüge kennt, tlivus stutzig machen und u: s dringend iiahclegcn, uns durch zweifellos aufrichtig ge meinte Bestrebungen der deutsch-französischen Liga n-cht einlullen zu lachn. Denn ins Häuslein per Liga ist nicht ich'' groß und die Mehrheit der B.vvlk rui-g dürf e kaum auf ihr r Seite siehe». Sie tstl: die Ansicht des ciwahnicii Rationalisiert, rec die elsatz« lalhringis ch e F r a g e als ungelöst erklärt und hiuzusügt Woz» es gut w«r. Eine Dorfgeschichte von August Birch. (Hnchdruck verboten. Du stehst ja schon wKAcr am Waschfaß, Matter! -- Ja, l/Slt sci's geklagt. Klein Kresten, das Ferkel ist ja schon wie der in der Lehmgrube gewesen. Sein« Hosen und seine Jacke sehen so aub, datz nicht Grund und Boden reinzukriegen ist. — Na, wenn es dranfgctommcn ist, wird >es auch wohl wieder run- terkommen. — Du hast klugschnacken, Anders. Du brauchst deine Fingor ja nicht cntzweizureiben. — Na, latz es nur gut sein, Mutter. Die Lehmgrube ist nun mal Klein Krestens Plaisier, And wer weiß, wozu es gut ist. — Die Frau drehte sich um und sagte unwillig: Das sagst du immer! Wozu es gut ist! Ich möchte wohl wissen, wozu es gut sein soll, datz der Junge sei nen neuen Anzug ruiniert? Aber das könnte ja auch noch «»gehen, wenn er dort nur nicht mal zu Schaden kommt. Wo zu es gut ist? Hast du vergessen, wie Kresten voriges Jahr in den Graben siel und versunken wäre, wenn der lange Niels Jörgen ihn nicht wieder herausgeholt hätte, aber es wird ja mit der Zeit immer schlimmer mit feinem Laufen nach der Lehm grube. — Na ja, Klein Kresten wird noch mal ein tüchtiger Zie- -elstreichcr, Las ist ja ganz klar und daun kann er nach Herzens-^ tust tm Lehm herumschmieren. Dieses Gcspräch wurde eines Abends vor einem ärmlichen Tagelöhnerhause geführt. Klein Kresten war das neunte Kind L, deiner Eltern damit sind seine Lebensverhältnisse wohl deutlich genug bezeichnet. In solchen Familien ist gewöhnlich wenig für das ältclste Kind übrig, weniger für die Jüngeren, und die Jüng sten müssen meistens in mehr als einer Hinsicht für sich selbst sorgen. Kresten war ein lächerlicher klein« Bengrsi, ein« von denen, über welche die alten Frauen den Kopf schütteln. Er hatte so seine eigenen Gewohnheiten und eigenen Spiele oder Äelmehr nur ein einziges Spiel und das bestand darin, datz « vom Morgen bis Mtzmd in der Lehmgrube vor dem Dorf» und aus dem Lehm Figuren und allerlei sonderbare Tierge» lten bildete, die wohl kein Zoologe gekannt hättet Für den Augenblick jedoch lag Klein Kresten im Bett, denn wenn man Politische Tagesschau. N«e, 27. Dezember. * Der neue Reichseisenbahn-Präfident. Der Wechsel i c der Leitung des Reichseisenbahnamtes wird jetzt amtlich be kannt gemacht. Der Rcichsanzeiger meldet, daß dem Präsi denten des Neichseisenbahnamtes, Wirklichen Geheimen Rat Dr. Schulz die nachgesuchte Entlassung aus dem Reichs dienste zum 1. Januar 1910 erteilt und daß ihn, aus diesem Aulaß der erbliche Adel unter der Namensform von Schulz- Hausmann verliehen mürbe. Zu seinem Nachfolger ist der Präsident der Generaldirektion der Eisenbahnen in Elsaß- Lothringen, Wirklicher Geheimer Oberregierungsrat Wackerzapp unter Verleihung des Charakters als Wirklicher Geheimer- Rat nut dem Prädikat Exzellenz ernannt worden. * Parlament des werktätigen Bürgertums, Der Gesam!-- au?schuß des Hansabundes ist nunmehr gebildet. Er zählt mit dem Recht der Zuwahlen zurzeit 456 in Giwerbe, Handel und Industrie tätige hervvrnagende Persönlichkeiten. Aus den Kulseii der Industrie zählen wir 189 Vertreter, der Handel stellt 124 Herren, von denen 55 dem Detailhandel angehören. Dicke in Verbindung mit 76 Vertretern von Handwerk und Kleingewerbe bilden die Gesamlvertretung des Mittelstandes. Die 41 Ange- stelltenvertreter endlich sind von den Angestelltenverbänden in den Gesamtausschutz'emsandt worven. Der Hansabund nimmt für duse Kö-perschast den Charakter eines Parlaments des werktätigen Bürgertums in Anspruch, Hessen Konstitution den Beginn einer plamnätzigen Geltendmachung der wvhlbegründeten Ansprüche des werkiätigen Bürgertums und damit des Bürgen uns überhaum, ans eine gleichberechtigtere Stellung in unserem Staaillben bedeute. * Zusammenstoß von Grenzsoldaten an der montenegri', irischen Grenze. An der montenegrinisch-türkischen Grenze kam cs am Sonnabend zn einem heftigen Zusammenstoß zwischen montenegrinischen und türkischen Grenzsoldaten. Der montene grinische Hauptmann Stamatowitsch wurde durch einen Annahme von Anzeigen bis spätestens -'/, Uhr vormittags. Für Aufnahme von größeren Anzeigen an bestimmt« Stellen kann nur dann gebürgt werden, wenn fie am Lag« vorher bei uns eingehen. Insertionspreis: Vie fiebengespalten« Rorpuszeilr oder deren Raum 10 pfg., Reklamen 2S Pf-, Bei -rdßeren Aufträgen entsprechender Rabatt. Frankreich uns Lerttschlaud. So oft in Frankreich die Kabinette gewechselt haben, so »ft vermied man es auch dabei nach NLöglichkeit, in der Lei tung des auswärtigen Amtes eine Aenderung herbei- gnfiihren, daß geschah stets in der Erwägung, daß einmal ges rade in der Außenpolitik nur ruhige Stetigkeit zum Ziele füh ren kann, andererseits aber auch, weil es nicht leicht ist, sich in »Lese gewaltige Materie hineinzuarbeiten. Nach der Absögung Declass6s leitet Hc^rr Pichon die auswärtige Politik Frankreich, und man kann ihm die Anerkennung nicht versagen, Satz er, obwohl kein zünftiger Diplomat, sondern ehemaliger Journalist, mit großem Geschick und viel Glück operiert. Er ver steht dabei trefflich Reibungsfäden zu beseitigen und Frank- reta) den Frieden zu erhallen. Das Vclhäi.uis Frankreichs zu En gl an d ist das denksar beste, auch zu Italic» ist eine Bckicke hiknbergej'rhlagcn und der Zwerbund, d.-r -ii dir l-tzie.-i Zeit be denklich zu wackeln schien, hat allein Ansihckn : ach wieder c-nc neue Kräftigung erfahrt» T ic HauptlchsreriAteir für alle Mi- »lstrr des Aeuß.ren bietet aber tas Verhältnis zu Deutschlands, denn in dieser Hinsicht die rechte Miuchtrüßc zu hatten, ist eine z» keineswegs leichte Mission. Ma» wird ohne «e-inreS zugebce. müssen, daß auch in dieser H-usichl Herr Ptchnu nicht vrisagr Hai u 2 datz in der letzten Wirkt. Geheimer Rat von Me n d e.ls so h n - B a rth v l d y, Senior dcZ bekannte» Berliner Bankhauses, ist im von 63 Jahren in T r e s d c n g cstorbc ii. (S. a. Welt.) ^»zvgspreis: Durch nnsere Vo!en frei ins Hau» monatlich so pfg. Bei der Geschäftsstelle abgeholt monatlich «k Pfg. und wrchentl.ch io pfg. — Bei der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich ,.50 Mk. — Durch ßrn Briefträger frei ins Haus vierteljährlich 1.92 Alk. — Einzeln« Nummer »0 pfg. — Deutscher Postzeitungs katalog. — Erscheint täglich in den Mittagsstunden, mit Ausnahme vou Sonn- und Feiertagen. Montag, 27. Dezember IvoS Veli über 38VT kßmimk,! Ar. 3VV. Mert« Jahrgang 5luer Tageblatt und Anzeiger kür das Erzgebirge