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WW 6uer Tageblatt und flnzeige» Mr das Erzgebirge mügenevee- lcken Krim. ileilixl. eveiseni slö^Wien». tatt. rl. woo MOV SSV 7 ross 4 ssoo l ross I ooo ooo ooo ooo ooo ooo ooo ooo , 3200. )0 etc. «9 Ixe äer ine sel>r Terabit. t Ute» !U !N. v»ta>M»oetlich«« Redakteur: fritz KlAbelä. Zü- die Inserat« verantwortlich: wiMer ist»«. Seid« in Ao« i. Lezget. mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Illustriertes Lonntagsblatt. Sprechstunde der Redaktion mit Ausnahme der Sonntag» nachmittag» von »- ö Uhr. — Telegramm.Adresse: Tageblatt Ao«. — Fernsprech« Ut, Für unverlangt «ingesandte Manuskript« kann Gewähr nicht geleistet werden. Druck und Verlag M«k strnck- ».ver m. b. s in An« i. ckrrget. A«iag»pr«i»! Durch uns«« Bot«» frei in» Haus monatlich so Pfg. 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Der frühere preußische Kulturminister Dr. Holle ist in der Nach! zum Mont, g g e st or be u. Der Kaiser sandte der Witwe Dr. Holles ein B e i l e i d s t e l e- 4. g ram in. ' e> Ber Ryetsch vcrzeichnct dasGerüch t, das König Ferdinand bereits in nüch ster Zeit zum Besuche in Peters burg eiiitrefsen wird. * » Durch Beschluß der Budget tom Mission l es Reichstag ist der Unterstützungsfonds für a bciislos gewordene Tabakarbeiter um 50c OoO Äti-rk erhöht morden. — ck Das Befinden des KSnicp Leopold von Belgien hat sich erheblich v e r s ch l e ch t e r t. i L. pal. Tgsch. u. Tcl. Die Nachricht von der Ausnahme einer u n g a r i s ch e n 50 t) Millionen Fr an k c n - A n t e i h e bestatigt sich. Die Anleihe wird nun in P aris bei Rothschild und der Banque de Paris begeben. Der wunde Punkt der Tartfgemeinschaft. ßokteÄnter den Mitteln, die den Frieden im Gewerbe verbürgen «ehr ^en letzten Jahren die Tarifgemeinichait mehr und ... - « '7 Wesen besteht darin, Sah Ne Ansprüche umd Verpflichtungen größerer oder kleiner« KLetfe von Arbeitgebern und Arbeitern eines Gewerbes für eine län gere Zeitdauer vertraglich festgelsgt werden; daß beide Teile einander geloben, während einer bestimmten Frist durch keine» lei Konjunkturschwankungen weder zum Höherspannen der An sprüche noch zur Herabdrückung der Löhne sich bewegen lasten zu wollen. In der Tat haben diese Tarifverträge, Die von Jahr zu Jahr immer weitere Kreise der Gewerbe — freilich vornehmlich -er mittleren, mehr handwerksmäßig betriebenen — erfaßten, sehr segensreich gewirkt und wenn sie auch noch nicht den sozialen Frieden uns brachten, in großen Teilen der Industrie stetige Ver- HÄtnisse einbürgern Helsen. Ihre Achillesferse war nur immer, -aß keine gesetzliche Zwangsgewalt hinter ihnen stand; daß sie ganz und gar in die Sphäre des freien Willens gestellt blieben. Daß all die schönen Abmachungen in dem Mo ment ihren Wert verloren, wo es irgendeiner der kontrahieren den Parteien einfiel, wider Treu und Glauben zu verstoßen. Bisher find Tarifbrüche in Deutschland im allgemeinen vermie den worden. Jetzt aber macht in der Soz. Praxis Dr. Georg Sydow auf einen Fall aufmerksam, der immerhin nicht aus dem Auge zu lasten sein wird. Es handelt sich um die in einem noch jungen Verbände organisierten Hilfsarbeiter im Buchdruck gewerbe. Mit ihnen ist im Mai 1907 ein allgemeiner Tarif für das Gebiet des Deutschen Reiches geschlossen worden. Mit glei cher Gültigkeitsdauer wie der deutsche Buchdruckertarif. Neuer dings sind trotz des bestehenden Tarifverhältnistes von verschie denen Gruppen der Buchdruckereihilssarbeiter Versuche gemacht worden, Forderungen, die durch den Tarif nicht begründet und von den Arbeitgebern abgelehnt worden waren, mit Hilfe des passiven Wider st andes durchzusetzen; ihr Or ganisationsvorstand aber haj, anstatt entschieden zu widerspre chen, die Illoyalität stillschweigend geduldet. Dazu bemerkt Sydow: In einer solchen Entwicklung liegen Gefahren nach mehr facher Richtung. Eine noch nicht völlig gefestigte Organisation, die passiven Widerstand nicht in allen Fällen mit voller Energie unterdrückt, verliert die Gewalt über ihre Angehöri gen. Die Arbeitergruppen, die einmal und zum mindesten mit Misten des Vorstandes durch Leistung passiven Widerstan des einen schnellen Erfolg erzielten, vermögen nicht einzuseben, warum sie dieses probate Mittel nicht auch bei anderen Ge legenheiten anwenden sollen, auch wenn der Vorstand nicht damit einverstanden ist. Der Vorstand einer solchen Organi sation vermag nicht mehr genügende Bürgschaft fürdie Tariftreue seiner Mitglieder zu bieten. Neben diesem Moment kommt ein weiteres, die Einwirkung solcher Vorgänge auf den Buchdruckertarif und weiterwirkend auf das System der Tarifgemeinschaft überhaupt in Betracht. Es ist nicht ausgeschlossen, daß der Gehilfe, dem eine Forderung abgelehnt wird, wankend wird, wenn er sieht, wie der Hilfs arbeiter, der neben ihm steht, seine Forderung trotz des Tarife» erzwingt. Gr wird geradezu darauf hingewiesen, ep auf gleichem Wege zu versuchen, da ihm ja genau die gleichen Mittel wie dem Hilfsarbeiter zur Verfügung stehen. Die Gefahr, die hier droht, darf nicht unterschätzt werden. Es muß klipp und klar festgestellt werden, daß zwischen dem Bruch tariflicher Abmachungen und der Leistung passiven Wider st andes kein Unterschied be- st eht. Das wird Mort für Mort zu unterschreiben sein. Wer wäh- rendderDaucr einerTarifperiode andrngetrofienenAbmachungen rüttelt, der untergräbt damit die Grundpfeiler der Darifgemein schaft überhaupt. Und wenn wir's in Ansehung der langen Reihe vergeblicher Versuche, die seit bald einem halben Jahr hundert in der Richtung des sozialen Friedens gemacht worden find (den es vermutlich ebenso wenig je geben wird wie den ewigen Frieden der Nationen), für ein Arcanum, ein «nertrüg- liches und unfehlbares Mittel zu halten vermögen, so ist es doch immerhin das letzte, das wir zurzeit kennen, um für eine gewisse Dauer einen Friedenszustand zwischen Arbeitgeber und Arbeit nehmer zu schaffen. Und auch das wollen wir uns doch nicht mutwillig zertrümmern lasten. Politische Tagesschau. Nur, 14 Dezember. Holle f. X Vom Rhein kommt schmerzliche Kunde: in Godesberg, wo er seit seiner förmlichen Verabschiedung lebte, ist Staats- Minister Holle am Sonntag gestorben. Der Ausgang einer Tragöbie, deren Verlauf niemand ohne innerliche Bewegung, ohne starke innerliche Teilnahme verfolgt hat. Man hat gesag!: Herr Holle hätte sich den Todeskeim durch die Uebcrarbeit in dem ihm b Slang völlig fremden Ressort der Kultus- und Unter- richtsangelegenheiten zugezogen. Das mag in dieser Zuspitzung nicht ganz zutreffen. Daß sie die Katastrophe beschleunigt hat, wird indes kaum zu bestreiten sein. Und so bleibt der ver» . storbene Holle in gewissem Sinne allerdings ein Opfer des Systems, nach dem ohne Rücksicht auf ihre Vorbildung, ihre besonderen Neigungen und ihre t inneren Beruf b> i uns Minister ernannt zu werden pflegen. Daß der Heimgegangene als Kultusminister versagt hat, ist so oft hervorgehoten morden, daß es bet diesem bedauerlichen Anlaß nicht erst wieder holt zu werden braucht. Darüber soll ihm nicht vergessen werden, daß er zeit seines Lebens sich ehrlich und nach besten Kräften im Dienste des Vaterlandes gemüht hat. Ein treuer, pflichteifriger Beamter, ein Mann von großer persönlicher Liebenswürdigkeit ist mit ihm geschieden. Wehmütiges Gedenken folgt ihm in sein allzu frühes Grab. — Der Kaiser sandte der Witwe des Di. Holle folgendes Telegramm: Mit aufrichtigem Beileide empfing ich die schmerzliche Nach richt von dem Ableben Ihres auch von mir hochgeschätzten Gatt en. Ich betrauere mit Ihnen den frühen Heimgang des vortrefflichen Manne», der ohne die tückische Krankheit, die ihn dahinraffle, mir und dem Vaterlands noch. . ausgezeichnete Dienste hätte leisten können. Seien Sie ireiin r herzlichen Teilnahme an dem schmerzlichen Verlust versichert. Wilhelm, l. K. * Begegnung des Kaisers mit dem Präsidenten Fällte res? Bon eimr Seile die unterrichtet gelten darf, wird der Nat. Ztg. Berliner Brief Michdruck verboten. (Der geheimnisvolle Frauenmord. — liurze Aufregung. — In der Zen- Ural« der Kriminalpolizei. - Ivohltätigkeiisfeftc. — Oie Schnorrerei. — Geschröpfte Firmen. — Lin Tombola-Lrlcdnis. — Erinnerung an öas Lilderfcst. — Fata Morgana. — eoOOO Mk. Reingewinn. — Vie bestohlene Siadtsynode. — Evangelische Steuerzahler mit jüdischen Namen. — ver beschupsto Fiskus.) - Mieder einmal scheint die Mordchrontk Berlins um ein Ka pitalverbrechen reicher zu sein. Der geheimnisvolle Frauen mord, von dem der Telegraph schon überallhin Mitteilung ge macht hat (und über den auch das Auer Tageblatt berichtete. Die Red.) ist, nach dem Urteil aller zünftigen Kriminalisten, wirklich auf die ruchlose Tat eines Menschen zuriickzufiihren und «richt, wie man anfangs vermutete, in Zusammenhang mit einem anatomischen Präparat zu bringen. Aber so sehr auch am Tage des Bekanntwerdens des Fundes die Aufregung allerorten zum Ausdruck kam, so schnell hat sie sich auch gelegt, weil im Trubel der Millionenstadt jedes noch so bemerkenswerte Ereig-r Ais sofort durch andere Eindrücke verwischt wird. Das eben ist das Symptomatische einer so gewaltigen Metropole, daß rein Sicherlich kein Ding länger in die Erscheinung tritt, als die Be gleitumstände ein besonderes Interesse erheischen, und selbst ein ^Wunder wird eLenso schnell vergessen, wenn es seine Kraft Sicht über die Stund« bewahrt. So grauenhaft also auch der Menschlich« Fund gewesen ist, den die beiden Schiffer im Kanal gemacht haben, und so sehr am Tag« danach auch die Bevölke rung auf da» Erscheinen der Mittag- und Abendblätter wartete, in d«n«» sie da» Rätsel de» Frauenmordes gelöst zu finden hoff ten, f» schnell ist da» Interesse an der Verfolgung der Angelegen heit «lahmt, weil keine »ervenerregenden Zwischenfälle den Lang »er Untersuchung unterbrechen. Za der grasten Zentrale der Kriminalpolizei wird indessen mit fieberndem Sinn gearbei tet uiK> Tag und Nacht schwirren die Patrouillen herein und heraus mit neuen Meldungen und neuen Rapporten. Es mögen wohl 300 Beamte sein, die in den Dienst ge-f stellt sind, lediglich um die Spuren zur Aufklärung des Ver brechens zu verfolgen, abgesehen von denen, die außerhalb Berlins die Patrouillengänge versehen. Unaufhaltsam werden die Fäden weitergesponnen, ohne Rücksicht, o>b die schwachen An haltspunkte auf einen Weg zur Aufklärung der Tat führen könnten. Die weihnachtliche Stimmung ist jedenfalls durch das mysteriöse Verbrechen keineswegs beeinträchtigt worden, eben sowenig werden die Wohltätigleitsveranstaltungen «ine Einbuße erleiden, die für die laufenden Wochen geplant sind. Aber «in anderer Wermutstropfen wird in den Becher der Freude fallen. Die schon längst tm stillen beklagte Schnorrerei zu Wohltätig- keitssesten hat zu einem lauten Protest der stets Geschröpften ge führt. Die Geschäfte, die zum Zwecke der Tombolagewinne stets um Beiträge angegangen werden, find der ewigen Betteleien müde und wollen passive Resistenz leisten. Man kann es den Firmen aber auch wirklich nicht verdenken, wenn sie endlich ei nen Strich unter diese Wohltätigkeit machen wollen. Wenn man bedenkt, daß ganz bestimmte, bet den Komitees gut an geschriebene Geschäfte für diese Zwecke mit einer durchschnitt lichen Jahresbelastung von 6—10 000 Mark rechnen müssen, so kann man verstehen, wenn sie endlich damit Stopp machen möch ten. E» find bekannte Spezialgeschäfte, die stets auf der Eaben- listep prangen, aber es liegt ihnen wirklich nichts daran — selbst vom Standpunkt der Reklame nicht — wenn mit ihrem Namen immer wieder krebsen gegangen wird. Die eine Firma liefert Parfüme, di« andere Schokolade, die dritte Gakes, eine viert« Puder und E«ife«, «ine fünfte Bilder, «in« sechste Tee, ei« siebent« Briefpapier üitd st» fort cum graei« ack toktvitvm. Ei»« bekannte Eilberwareichrbttk hat pro Jckhe allein Mr unge ¬ fähr 5000 Mark Sachen zu Wohltätigkeitsfesten beigesteuert, und man erzählt sich den amüsanten Scherz, daß von diesen Wert sachen nicht alles auf die Tombola-Tische gekommen ist. Denn ein Inhaber der Firma entdeckte zufällig gelegentlich eines Besuches, den er bei einer Familie machte, einiges von dem, was er für das Fest gespendet hatte, auf einer Anrichte stehen. Und das zierliche Silberzeug war nicht auf TonKolalose gewon- ' nen worden Das Kapitel Wohltätigkeit hat überhaupt einige sehr kriti sche Seiten. Es sei nur an das famose Silberfest unseligen An denkens erinnert, dessen Veranstalter Wohltätigkeit in die eige nen Taschen so ausgiebig betrieben, daß sich die Polizei genötigt sah sich für die Persönlichkeiten hinter den Kulissen zu interes sieren; und auch daran sei erinnert, daß einmal die Entdeckung gemacht wurde, daß Familien ihr« Sommerreise durch ihre Mitwirkung bei winterlichen Wohltätigkeitsfesten erübrigen konnten. Selbstverständlich gibt es Wohltätigkeitsfeste, bei denen wirklich die Wohltätigkeit zu ihrem Rechte kommt. So war es bei dem wundervollen Frata Morgana-Fest des Vereins Ber liner Journalisten und Schriftsteller, das seinen Kassen buch mäßig «ine» Reingewinn von M «00 ^ti gebracht hat, «ei einer Kostenlast für die Ausstattung der SA«, die sich auf 48000 F belief. Ander« Veranstaltungen« müssen sich allerdings mit weniger begnügen, sie bieten aber auch nicht annähernd so viel, um der Schaulust zu genügen, wie die Fata Morgana-HerteN; die es verstanden hatten, in den Hallen äm Zoo eine Mtmderwelt erstehen zu lassen. Weniger Umstände, sich Geld zu verschaffen, hatte ein Be amter der Stadtsynode, der es möglich Macht«, in ver hältnismäßig wenig Jahre« 100000 in die eigen, Tasche ,» stecken. Die Unterschlagung gelang ihm aaf eine gäNß eigenartige Weise. Der Synode «erden nämlich vom Magistrat die Steuer listen zum Zwecke der Ktrchensteuereinziehung überwiesen. Det L-, - . .......