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vlli Id« svoo rMMskWUM»! mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Illustriertes Lonntagsblatt. Diese Nummer umfaßt 8 Seiten. D^r TesundheitezustandClemenceauShatfich wieder gebessert. Der ehemalige Kabinelischef wird heute von Avignon nach Paris z u i ü ck r e i se n. für sah es auf Logen und Rängen leerer aus. als sonst an so genannten großen Tagen. Selbst die Hoflag« ist in der Be ziehung nicht auszunehmen: drei Generaladjutanten vor» an der Brüstung, in der zweiten Stuhlreihe für eine Weile Fürst Lichnowsky und später Graf Hutten-Lzapski — das ist alles und das ist nach unseren Erinnerungen für solche Gelegenheiten etwas wenig. Aber vielleicht haben die Leute, die den Sturm auf die Tribünen sich versagten, recht gehaßt. Denn dieses Kanzler debüt, um es gleich vorweg zu nehmen, bedeutet eine große, eine schwere Enttäuschung. Herr v. Bethmann-Holl- weg hat auf alle Fälle die ersten Monate im neuen Amt dazu benutzt, sich äußerlich sorgfältiger herzurichten. Seine Haltung — so scheint es — ist straffer geworden und ein tadelloser grauer Gehrock von neuestem Schnitt umschließt nun die immer noch leis nach vorn geneigte Gestalt. Aber die Nervsität, unter der Herr v. Bethmann-Hollweg schon früher litt, ist geblieben, sie hat sich unter der Wucht der neuen Bürde sogar sichtlich ver stärkt. Herr v. Vetihniann-Hollweg spricht nur, wie seine Ge treuen das im Vorhinein verkündet hatten, knappe zwan zig Minuten; er sagt in dieser Frist auch eigentlich nichts Welterschütterndes. Abe rnahezu unaufhörlich kreisen seine Arme und als er geschloffen hat, sitzt er eine ganze Weile still und weltabgekehrt, wie «in Erschöpfter da. Hat Herr v. Bethmann- Hollweg nun wirklich in dieser Viertelstunde ein Programm innerer Politik entwickelt? Ja und Nein. Gewiß nicht in dem, was der Reichskanzler mit ausdrücklichen Worten anssprach. Das waren zum Teil an die Adresse der Rechten und des Zen trums gerichtete Entschuldigungen, weil die Regierung nicht in den Streit der Parteien eingegriffen und das Steuer bukett der Mehrheit verteidigt hätte. Zum anderen war es, wenn auch in höflicherer, verschleierter Form, die Wiederauf nahme von Vorwürfen gegen die Lei der Finanzreformaktion unterlegene Minderheit, die wir seit dem Hochsommer Tag für Tag in der klerikalen und agrarkonservativen Presse bis zum Ueberdrutz gelesen haben. Aber gerade darin, daß Herr v. Beth mann-Hollweg so mit zarter Rücksicht auf die Empfindungen der Rechten sprach, lag das Programmatische diese» DÄuts. Der Reichskanzler hat gestern die Anerkennung für die Finanz reformmehrheit, die bisher so sehnsüchtig vermißte, nachgeholt und er hat das Bedürfnis empfunden, als er von den Parteien redete, die angeblich von ihrer großen Tradition sich abgewandt hätten, die Nationalliberalen geradezu anzupredigen; das mag noch kein festumrissenes Programm sein, aber es zeigt doch immerhin die R i cht u n g an, in der unter dem fünften Kanz ler des neuen Reiche marschiert werden soll. Es war demnach nicht zu verwundern, daß die kurze Ansprache des Herrn v. Beth mann-Hollweg auf der Rechten und im Zentrum lebhafte Bei fallrufe auslöste. Schließlich hat es ja immer Leute gegeben, Sprechstimd« b« Re-aktt-ur mit Ausnahme der Sonntag» nachmittag» von » Uhr. — Lelegramm.Abreff«: Tageblatt Ao«. - Fernsprecher », Für »mxrlangt «ingesandt» Manuskript« kann Gewähr nicht geleistet werd«». De Tochter Ferrrrs, Trinidat hu gegen den Buch drucker Jenorie Klage erhoben wegen Verbreitung eines, für Ferrer beleidigenden klerikalen Flugblattes am Tage nach seiner Erschießung. druck und Verlag Nmr »enckl-». v«r IN. b. s. in Au« i. ckrjged. Das Programm -es ueueu Herrh. Nun ist der große Tag vorüber, der uns des Rätsels Lösung bringen sollte. Des Rätsels, das der durch fünf Monate schweigsame Herr v. Bethmann-Hollweg der politischen Welt aufgegeben hat. Man könnte es unter solchen Umständen schon verstehen, wenn zu Len Stätten, da die Hüllen von dem bisher verschleierten Kanzlerbild fallen sollten, ein nie gesehener Andrang geherrscht hatte. Indes will es fast scheinen, als ob die Attraktion versagte; als ob Las Publikum draußeck vor den Toren sich kein besdnderes Fest verspräche. Zwar der Reichs tag war für diese weihnachtliche Zeit recht stattlich besetzt. Da- VrrsnttvvUlicher Reöakteur! reit, Kndeia. FS: di» Inserat« verantwortlich «dittk Nw«. Veld« In Au« i. Srzgeb. Bei den diesjährigen Nobelpreisen ist der Preis für Chemie dem Professor Ostwald-Leipzig, für Medizin Professor Koch er-Bern, für Physik Mar roni und Professor Braun- Siraßbura und für Literatur der Schriftstellerin Selma Lagrrhöf zuerkaunt worden. . * Weitere Leichen sind unter den Trümmern des Gasometers in Hamburg nicht gefunden worden, so daß nun mehr alle Opfer der Katastrophe geborgen sein dürften. Die Ausräumungüarbeilen schreiten rüstig fort. die mit wenigem, ja, gar nichts, zufrieden sind. — Mr ver öffentlichen nun nachstehend den Sitzungsbericht über die gestrige Sitzung des Reichstages. Am Bundesratotische: Reichskanzler v. Bethmann- Hollweg, v. Tirpitz, Delbrück, Lisco, Dernburg, v. Schoen. Auf der Tagesordnung steht die erste Lesung des Etats pro 1910. Reichskanzler v. Bethmann-Hollweg führt aus, der Etat sei mit besonderer Aufmerksamkeit aufge stellt. Das sei für die verbündeten Regierungen die erste prak tische Folgerung der Ereignisse der vorigen Tagung gewesen. Es sei die erste Aufgabe gewesen, das Haben mit dem Soll aus zugleichen. Das Reich habe wieder auf eine solide Grundlage gestellt werden müssen. Bei dieser Aufgabe würden auch die Parteien wieder zusammenkommen müssen, die bei der Finanz reform auseinandergeraten find. Auf den Kamps der Parteien wolle er nicht zuriickkommen. In diesen einzugreifen, habe di« Regierung unterlassen nicht als ob «s ihr dazu an Mut gefehlt hätte, sondern lediglich, weil sie sich davon keinen praktischen Erfolg verheiße. Die leidenschaftlichen Parteikämpfe würden di« Regierungen dadurch doch nicht verhindert haben. Ebensowenig wie bisher, werde die Regierung in Deutschland jemals eine Parteiregierung sein. (Große Unruhe und lebhafte Rufe dca Widerspruchs auf der äußersten Linken.) Der Radikalismus habe allerdings ein Interesse daran, Deutschland in zwei Lage« zu trennen, aber auf die Dauer sei dieser Dualismus eine Fik tion. (Gelächter Lei der äußersten Linken.) Er, Redner, könn« keinen Vorteil sehen, Len das Reich davon hätte, die Gegensätze, die aus Grund der neuen Steuerbeischlüsse sich herausgebildet haben, auf unsere ganze künftige Entwicklung fortwirken zu lassen. Er verschließe die Augen nicht vor der Erregung, hie noch das Land durchziehe. Er glaube aber doch, daß es im Lande weite Kreise gebe, Lenen nur daran liege, daß unsere Politik Festigkeit und Stetigkeit im Innern und nach außen auf weise. (Lachen bei den Soz.) Wenn unser« Politik nur gestellt würde unter die Schlagworte: Radikalismus oder Reaktionaris» mus, so würde jede politische Entwickelung unmöglich sein. Krim Land vertrage es, dauernd in solcher Weise politisch in Atem ge halten zu werden. Nur Lurch den Zwang zum Schaffen könne» die gegenwärtigen Wirren überwunden werden. Staatssekretär Mermuth führt aus, der NachtragsetaS von 520 Millionen beweise die bisherige traurige finanziell« Lage und die Notwendigkeit einer soliden Basis für unsere Fi nanzen. Der Schatzsekretär geht dann zunächst auf die neue» Einnahmen au« den neuen Steuern ein und bemerkt weiter: Was die Erhebung der neuen Einnahmen ianlange, so würde es eine ganze Weile dauern, ehe das Publikum und eh« die Be hörden sich an die neuen Bestimmungen gewöhnen. Es seien der gesamte Jahresverbauch auf fast 400 Millionen Mark stellt, wovon Deutschland allein für 153 Millionen konsumiert. Im merhin betrug die Kautschukausfuhr unserer Kolonien im Jahre 1907 bereits 9 Millionen Mark, und man kann die Steigerung leicht ermessen, wenn man bedenkt, daß in den deutschen Kolo nien seit kurzem 3>', Millionen KautschuPDume «.'.gepflanzt find, die aber noch einige Zeit gebrauchen, bis'sie Kautschuk lie fern. Wenn hier von Kautfchukbäumen gesprochen wird, so muß dazu bemerkt werden, daß man von einem einheitlichen Kautschukbaum nicht reden kann, sondern daß es in den Kolo nien eine ganze Anzahl von Pflanzen und deren Spielarten gibt, die den koskbaren Saft liefern, der zu Kautschuk gerinnt und dann zu Ballen Verpackt wird. Leider treiben die Eingebore nen vielfach noch Raubbau, indem sie die Bäume kurz über dem Bode» fällen und den Saft auslaufen lassen. Wenn man dagegen den Baum nur anzaft, L. h. mit Einschnitten versteht, aus denen der Saft alsdann heraustropft, so schließt sich die Wunde wie der, und man kann nach einer gewissen Zeit von neuem zapfen. Von Len deutschen Kolonien sind es namentlich Kamerun und Neu-Guinea, aber auch Togo und Ostafrika, die Kautschuk exportieren. Das einstweilen weitaus wichtigste koloniale Produkt ist aber das getrocknete Fleisch /der Kokosnüsse, das man Kopra nennt. Die Gesamteinfuhr nach Deutschland betrug ISO« zirka 17 Millionen, wovon ein Drittel au» unseren eige nen Kolonien stammt. Die Kokospalme, die das Kopra liefert, grdeihi namentlich in den Küstenstrichen; fie wird künstlich an gebaut, und zwar durch Säen der Nüsse. Nach etwa 7—10 Jah ren kann man Früchte ernten, und die volle Tragfähigkeit dauert dann weit über da» SO. Jahr hinaus. Eine besondere Annehm lichkeit ist, daß man jährlich etwa fünfmal ernten kann und so jährlich 60—^0 Nkssr von jedem Baum erntet. Diese Nüsse tragen um di« eigentliche Nuß und ihren Kern, wie fie bei un» in den Handel kommen, noch «ine dichte Hülle von Faser- Fass, der heut« «tue aurgiäbtg« Verwendung zu Kokosmatten, W«r»s»pr«i»: Durch uns«, Voten frei tu» Hau» monatlich so pfg. Bei der Seschäftrstell, abgeholt monatlich st« jA- und wöchentlich io pfg. — Vet der Post bestellt onb selbst abgeholt vierteljährlich i»o Mk. — Durch Skiestkäger frei in. Kau, vierteljährlich r.-2 Mk. — Einzeln« Nummer 10 pfg. — Deutscher postzritung» ratalog. — Erscheint täglich m den Mittagsstunde«, mit Aufnahme von Sonn- und Feiertagen. Das Wichtigste vom Lage. I» dem Prozeß vor dem Schwurgericht zu Leipzig gegen den Kaufmann Aro ßer-Berlin wegen des Revol - veratientals im Reichsgericht wurde die Oeffentlichkeit ausgeschlossen. Nutzpflanzen in -en Deutschen Kblouierr. Die Einfuhr Deutschlands an kolonialen Produkten aller Art erreicht neuerdings einen Wert von fast zwei Milliarden jährlich. In der Handelsbillanz Deutschlands bildet diese Summe natürlich einen ungemein wichtigen Faktor, und zwar um so mehr, als aus unseren eigenen Kolonien heute noch nicht für dreißig Millionen kolonialer Rohprodukte nach Deutschland importiert werden. Diese Ziffer erscheint naturgemäß zunächst recht gering, und doch gibt sie zu Len besten. Hoffnungen An laß, wenn man bedenkt, daß z. B. in T ogo die Baumwollernte von 25 000 Pfund im Jahre 1902 auf 600 000 Pfund im Jahre 1007 gestiegen ist, und daß Deutsch-Ostafrika, wo der Baumwollbau seit 1902 erst betrieben wird, 1906 bereits 300 000 Kilogramm ausführen konnte. Große Steigerungen werden sich auch in nächster Zeit hinsichtlich des Exports von Kautschuk er geben, dessen Gewinnung bisher ausschließlich in Händen von Eingeborenen lag, und dessen systematische Produktion nun- mähr von Europäern in die Hand genommen wird. Gerade.bei der außerordentlich großen Wertschätzung, die man bei der Re gierung und auch in wetten Kreisen dqs deutschen Volkes unse ren Kolonien heute entgegenbrtngt, kann man erwarten, daß in absehbarer Zeit ein richt nennenswerter Teil unsere» Im ports an kolonialen Rohstoffen au» unseren eigenen Kolonien gewonnen werden wird. Für den Export kommen in unseren Kolonien vor allen Dingen in Frage: Kautschuk, Kopra, Palmöl rosp. Palmölkerne, Sisalhanf, Kakao, Mats, Kaffee, Baumwolle und verschiedene Nutzhölzer. Besonders wichtig wäre es, wie schon erwähnt, wenn die Kautschukproduktton sich in raschem Tempo ent- wickle« würde. Hat doch, nicht zuletzt wegen de» großen Auf schwünge» der elektrischen Industrie, der Kautschuk- und Gum- mlbekzrs «ine ungeheuer« Steigerung erfahren, so daß sich heute Annahme von Anzeigen bi, spätesten, Uhr vormittags. Für Aufnahme von größere« An,eigen au bestimmt«, Stellen kann nur dann gebürgt werden, wenn st» am Tag« vorher bet un» ringehrn. Insertion,prei,: Di» fiebengespalten« Aorprszeil« oder deren Raum zo pfg., Reklamen rs pfg. Bei größeren Aufträgen entsprechender Rabatt. Läufern, Bürsten usw. findet. Das Holz, namentlich älterer Bäume, gilt sehr wertvoll und wird vielfach zur Fabrikation von Möbeln verwandt. Das wichtigste Produkt ist aber, wie er wähnt, das getrocknete Fleisch der Nuß, aus dem man O e l und! Fett gewinnt. Aus dem letzteren bereitet man Seife, die sich dadurch auszeichnet, daß fie auch im Meerwasser schäumt, was bei keiner anderen Seife der Fall ist. Auch Kun st butter wird bekanntlich aus den Produkten der Kokosnuß hergestellt. Eine gewisse Ähnlichkeit mit der Kokospalme Hut die Oel - palm e, deren Bäume zirka 10—20 Meter hoch werden. Der eigentliche Fruchtstand enthält ungefähr 1500—2000 Früchte, di« durch Kochen oder die Einwirkung der Sonne geweicht und dann gepreßt werden, wobei das Oel ausläuft. E» bleibt dann der harte Kern der Nüsse übrig, der auch Oel enthält, und zwar in ganz vorzüglicher Qualität. Die lleberreste der Palmnüsse wer den gepreßt und geben als Palmkuchen ein gutes Viehfut» ter. Die Oelpalme beginnt im 5. Lis 6. Jahre Früchte zu tragen und erreicht mit 10 Jahren ihre volle Tragkraft, die bis etwa zum 50. Jahre dauert. In Togo und Kamerun gibt es gewaltige Oelpalmwaldungen, doch erfolgt die Oelgewinnung. heute ausschließlich durch Neger. Es macht sich dabei der Man gel an kolonialen Eisenbahnen sehr fühlbar, weil ungezählte Millionen von Palmkernen mangels geeigneter Tränsportge legenheit ihrer Bestimmung nicht zugeführt werden. Deutsch land führte 1906 für mehr als 38 Millionen Mark Produkt« der Oelpalme ein, wovon für 11 Millionen wieder ««»geführt wurden. Die Ausfuhr au» Kamerun und Togo ist riesig im Wachsen begriffen, stieg fie doch von noch nicht 4 Millionen im Jahre 1906 aus 5s4 Millionen im Jahre 1907. Einen wetteren Hauptausfuhhartikel aus unseren Kolo nien bietet die Baumwolle, die in der Regel eine Staude bildet, gelegentlich aber auch al- Baum vorkommt. Sie trägt Frücht- .die ein« Kapsel bilden und schwarz«, runde 'Samen enthalten, di« von weichen Haaren umgeben find. Dies« «er den mittels Hand- oder Maschinenarbeit von dem Kern ent« Freitag-10. Dezember Mi Mr »vov riMtr «tmimin i Nr. S87. vierter Jahrgang. 5luer Tageblatt und Anzeige» kür das Erzgebirge