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vrrert»»ttNch«r 8«»aN«or: kttt, NlAdtt«. Für tr, Znseeatr orrontwottkich: «0aNtt siNUU. Seid« in Au« i. Lrzget. mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Ilkchriertes Sonntagsblatt. Sprech st>u»d» der rledaNta» mit Auinahm« d«r Sonntag« nachmittag» von 4—» Uh» — lelegramm-Mre^e: TaseSUUt An«. — Fernsyrecher ID» Ftr »«verlangt «ingrsanLtr Mmmflripi» kann Geeelhr nicht geletfitt »erden. vz-ck M» o^ia, M«, WM«- in Ao« i. Lrz-«t. >pr«i»i Durch uns«« Botin fr«t in» Yao» monatlich »o pfa. B«i d« Geschäfts« ll« adgeholt monutiich tzud »ScheiMch zo psg. — Set der Post bestellt und selbst adchholt oierteljahrltch >.w Mk. — Durch ckstöger frei in» Sau» oterteliLhrltch l.?r Mk. — «uieln« smmner io pfg. — Deutscher postjettons»- katalog. — Erscheint tll-lich in bin lMtta-»stnnb«a, nüt Aa»nahm« von Sonn» onb Feiertagen. Annahm« von Anzeige« bi» spatesten» ,'/,ltzr oonM-S». Kr Wtzahm« u»n Anzeigen an bestimmte» Stellen kann um bann gMrgt «erben, «mm A» «U Tag» vorher bei an» eingeh«,. Jnsertionrprei»: Di» stebenges^Uen» Aorxuqeil« ober ber«n «aam ,o pfg., Aeklamen ,, pfg, Bet gräßeren Auftrage» «ntspmchenb« Rabatt. Dies« Nummer umfaßt 10 Seiten. - nie den lebhaften oder mißtrauischen Ausdruck de» Paranoischen, ' den Uebeltäter zu »erralen: Gin flüchtiger Bestbrecher, der sich - - ... > , x.L,' . KW entscheidenden Moment waren sich alle über den Weg, den die Fraktion zu gehen hatte, einig. Ls handelt sich im Grunde nur um eine Frage schlichter Konsequenz. Nachdem Monate hindurch von den Nattonalliberalen der denkbar schärfste Kampf gegen die neue Mehrheit geführt worden war, hätte man ein anderes Vorgehen im Volke kaum verstanden. Der Kampf soll ja auch künftighin weiter gehen. Nach wie vor wollen die Nationalliberalen gegen die großagrarische Jnteressenpolittk protestieren, gegen das Hervorkehren Les Egoismus und die Rück sichtslosigkeit, mit der das Zentrum alle Grundsätze in den Rauch fang zu hängen weih. Menn nur das Parteifeuerchen darum lustiger brodelt. Da hätte es wie ein Verwischen der Si tuation angemutet, wie ein Verlassen der geraden Linie, durch die und um derentwillen die Nationalliberalen in den letzten Monaten so viel alte Freundschaft sich gefestigt, so viel neue hinzuerwostben haben, wenn sie nun wieder mit von der Partie gewesen wären und wieder (wie man im Osten sagt) Pane Brat mit allen denen, di« sie bis hierzu eifervoll bekämpft hatten. Darum war es logisch und «ar es auch politisch klug, dah die Nationalliberalen jetzt abseits ziehen. Nicht, als ob sie nun in die Opposition abschwenken wollten und grundsätzlich oder aus Verbitterung Nein sagen. Im Gegenteil: mit ver doppeltem Fleiß gedenken sie in Zukunft an allen Aufgaben posi tiv und schöpferisch mitzuarbeiten. Aber mit Zentrum und Kon servativen über die Besetzung des Präsidiums sich zu einigen, sehen sie keinen Grund. Das soll da« Gepräge der neue» Mehrheit tragen, ein Sinnbild sein dieser schwarz bilauen Union, die den Block zertrümmert, den Fürsten Bülow gestürzt und dem deutschen Volke wohl ein Bukett drückenderSteu- ern, aber kein« Finanzreform beschert hat. Dieser symbolische Charakter soll dem Präsidium erhalten bleiben und vermutlich haben gerade aus solchen Erwägungen heraus auch dieFreikonfervativen abgelehnt, in das Dreimän nerkollegium einzutreten. Manchem — wir sehen es kommen — wird es schwer fallen, an ein Reichstagspräfidium ohne Nationalliberalen sich zu ge wöhnen. Damit werden wir, werden auch die Schwachmütigen sich abzufinden haben. Die Nationalliberalen ziehen die Straße weiter, die, «ollen sie sich treu Lleiben, sie ziehen müssen. Nicht, ohne dem vorläufig letzten nationalliberalen Vizepräsidenten ein warmes Wort des Dankes zu sagen. Er hat in den Jahren, in denen er — immer liebenswürdig und gefällig, und, wo es Not tat, auch energisch — zu seinem Teil die Reichstagsgeschäfte leitete, sich vielerlei und bleibende Verdienste um die Sache des Liberalismus erworben. Das wollen wir in dieser Stunde, die immerhin ein Scheiden bedeutet, ihm doch nicht vergessen. Eine Sturmszene im sächsischen Landtag. In der zweiten sächsischen Ständekammer kam es am gestri gen Donnerstag gelegentlich der Etatsberatung zu einer stürmi schen Szene. Es ging so laut, ja, lärmend zu, wie man das in unserem Landesparlament bisher noch nicht kannte. Die Ur sache hierzu gab der Finanzminister Dr. von Rüger, der scharf gegen die Linke vorging. Augenscheinlich indigniert über die bisherigen Etatsverhandlungen, ergriff er gleich zu Beginn der Sitzung das Wort, um den bürgerlichen Linksparteien den Fehdehandschuh hinzuwerfen mtt der Frage: Was ist eigentlich liberal!? Ich hatte schon früher diese Frage gestellt, und man hat mir nurmithohlenRedensarten darauf geantwortet. (Laute Protestrufe von der Linken.) Dann erklärte Dr. von Rüger, der Regierung sei der Vorwurf gemacht worden, Laß sie nicht liberal genug sei. Diesen Vorwurf müsse er zurückweisen. Kurz vor Ausbruch der französischen Revolution habe der damalige liberale Finanzminister so gewirtschaftet, daß schon in zwei Jah ren die Regierung vor dem Bankerott stand. Der Minister ging sodann aus die Einzelheiten des Etats ein und wies einen Vor wurf Les Abg. Hettner (natl.) über das Stempelgefstz zurück. Der Abgeordnete Hettner hätte keine bestimmten Fälle vor gebracht. Mit solchen allgemeinen Phrasen sei es aber in der Politik nicht getan. Bei diesen Worten entstand große Unruhe unter den Liberalen. Viele Zwischenrufe wurden laut. Der freisinnige Abgeordnete Günther ruft: Dann bringen Sie auch Phrasen vor. Aus den Reihen der Nationalliberalen und zend zu beherrschen sucht, über etwas ist ihm die Macht auf die Dauer versagt, eines verrät ihn schließlich doch einmal, das ist der wahrhaftige Spiegel der Seele, das Auge! Wie es ihn zu verraten vermag in einem gröberen Sinne, das werden wir später seihen: Las psychologische Moment interessiert uns zunächst. Eine Eigentümlichkeit aller, die sich schuldig fühlen, die sich verstellen und die Entdeckung fürchten müssen, isst der blitzartig schnell geworfen«, lauernde, forschende, scharfe Blick. Dem Er fahrenen genügt das Auffangen eines einzigen solchen Blickes, um zu wissen, welches Urteil er sich bilden soll. Solche forschende, scharfe Blicke entfliehen z. B. auch dem Simulanten, der sich einfältig stellt. Die Simulation vonDummheit kommt über aus häufig vor. Besonders dann, wenn ein Verbrechen mit raf finierter Schläue in Szene gesetzt worden ist, greift der Täter mit Vorliebe zu dieser Verstellung. In seinen Antworten ver mag er sie auch auf die Dauer so ziemlich durchzufiihren. Einen wirklich dumm«n Ausdruck der Augen erreicht über bekanntlich kaum der begabteste Komiker. Namentlich dann, wenn der An geklagte plötzlich in eine schwierige Lage gedrängt wird, kann er es nicht verhindern, daß ein Blitz höherer Intelligenz durch sein Auge zuckt. Auch wo es gilt, Simulation von Geistes krankheit festzustellen, wird auf den Ausdruck des Auges als auf ein besonders wichtiges Moment geachtet. Verbrecher, die den wilden Mann spielen, mögen sich noch so große Mühe geben, eine Geistesstörung glaubhaft zu machen — der Blick des Irren steht ihnen nicht zur Verfügung, lieber den Blick Les Simu lanten schreibt Penta aus seiner reichen Erfahrung heraus: Man wird immer die Beobachtung machen, daß die Augen des angeblich Geisteskranken lebhaft, beweglich sind und-Aufmerksam- kett verraten, dah sie fest auf den Fragesteller gerichtet sind, daß sie immer in dessen Gesicht sausvruck oder dem der Umstehenden, in den Neuerungen, die fallen, in den Schriftzügen, mit denen die Notizen gemacht werden, die Meinung, die man sich Ger sie gebildet hü, zu entziffern bemüht sind. Die Augen ««strahlen nie in dem phosphoreszierenden Glanze de» Mmiakaltschen, -eigen nie di« düste« Teilnahmslosigkeit de» Melancholischen, Die Nattonalliberalen uud die Präsidentenwahl. fwo Die Zweifel dieser letzten Wochen find zerstreut und des Grübeln» kann ein Ende werden: die Nattonalliberalen haben am Mittwoch beschlossen, am Präsidium nicht teilzuneh- msn und in Betätigung dieses Beschlusses weiße Zettel alb gegeben. Die Entscheidung — das anzumerken wird nicht un nötig sein — isteinmütig erfolgt. Gewiß: Bedenken mögen den» einen oder andern gekommen sein; wie derlei Dinge ja naturgemäß immer ihre zwei Seiten haben. Uber die frische Farbe der Entschließung haben sie nicht trüben können, und im -L Sonderbares verfahre«. SÄ Ans den. Hin und Her der Erörterungen über die Prä- fidentenfraze verdien* ein UnKand hefonders heroorgehohen zu «erden: die Fraktionen der Konservative» und des Zentrums, die sich doch über die Verteilung der Leide« erste» Posten ver ständigt habe» müssen, haben «»nicht für nötig gelten, de» liberalen Fraktionen davon irgendwelche Mittei lung zu machen. Diese haben vielmehr «Lein aas den Zei tungen erfahren, daß das Zentrum auf die Stellung des Präsi denten verzichten und als ersten Vizepräsidenten Len Abgeord nete« Dr. Spahn vorschlagen, sowie, daß die Parteien der aeuen Mehrheit den Grafen Stolberg als Präsidenten Wiederwahlen wollten. Rach dieser Außerachtlassung der übliche« Formalitäten durch Vie Mehrheitsparteien: war es selbstverständlich, daß die Liberalen bet der Präfidialwahl weder von dem aktive« noch von dem passiven Wahlrecht Gebrauch machten. Das Wichtigste vom Lage. Rn der Ballonhalle in Metz wurde gestern infolge Sturme« eine etwa 10 Quadratmeter große Flächeaufgerissen. All« d r e i Luftschiffe, 2 ll ? I und 6 ll wurden nur un- wesentlich beschädigt, da sie zurzeit entleert und aus einander genommen sind. »je Bettreter der Darmstädter Bank, der Wiener Bank und der österreichischen Läaderbank sind in Sofia etngetrvffen, um wegen Abschluß einer großen bulgari schen Anleihe zu verhandeln. Haut Mitteilung der holländischen Regierung wird die Gesetzvorlage über die Erhöhung des Zoll- tarifes um 30 Prozent vermutlich zurückge zogen werden. Nach einer gestern in Belgrad abgehaltenen Protest- Versammlung gegen das Kolaschi «er Urteil veranstalteten die Hochschüler Straßendemo- strationen gegen den Fürsten von Monte» e- gro. . H^e Gemahlin des Prinzen Wolde marvon Däne-, mark, Prinzessin Maria von Orlean ist durch eine Lungenentzündung und Influenza schwer erkrankt. Man befürchtet das Schlimmste. nie den argwöhnischen, unsicheren, schreckhaften Ausdruck des Epileptikers, nein, sie bleiben die Augen des Verbrechers, aus merkend, beweglich, kalt und finster. Einen besondere scharfen, blitzartigen Blick besitzen übrigens die Falschspieler. Es ist ein Blick ganz eigentümlicher Art, wie man ihn gerade so bei keiner anderen Vevbrecherkaste findet. Diesen charakteristischen Blick üben sie und brauchen sie eben bei ihrer Berufsarbeit, dem Falschspiel. Seine Anwendung in schwierigen Lebenslagen wird ihnen schließlich zur zweiten Natur. Leute, schreibt Hanns Groß, deren Existenz, Gewinn und Freiheit davon abhängt, daß sie auf das allerschärffte beobachten und alles sehen, was für sie wichtig ist, ohne daß aber die ande ren «bemerken dürfen, daß sie etwas sehen, gewöhnen sich dieses eigentümliche Schauen so an, daß sie dann, wenn sie Mar nicht nach den «Karten sehen müssen, sich aber doch in bedenklicher Lage befinden, jenen gewohnten Blick auch nicht meistern könnn. Dieser Blick hat weiter das Eigentümliche, daß die Leute in folge großer Hebung weit nach recht«? und links schauen könn n, ohne hierbei den Kopf überhaupt oder merklich wenden zu müssen. Hierbei halten sie den Kopf etwa» vornüber, ziehen die oft auf gekämmten Augenbrauen zusammen, um so einen Schleier für die Augen bilden zu können, und nun fliegen die scharfen Augen blitzartig nach allen Seiten, ohn« daß der Gegenübersitzende, der ja eine auffallende Kopfbewegung nicht wahrnimmt, eine Ahnung davon hat, daß der Grec so lebhaft umherschaut und beobachtet. Sitzt dieser dann vor dem UntsxsiA»naz»ichter, so weiß er sehr gut, daß es jetzt um ein sehr ernstes Spiel geht, und oaß ihm dasselbe, was ihm so oft Leim Spiel geholfen hat: Menschen kenntnis, Scharfblick, Halles «Blut und Unverfrorenheit, auch heute noch helfen kann. Es ist nicht viel Unterschied Mischen der heutigen Situation und aderen, in denen er sich ost genug befunden hat. Di« Lage ist ihm nicht fremd, er bleibt in seinen gewohnten Manieren und läßt seine Blicke blitzen, wie er sonst getan. Der Untersuchungsrichter, der aber nur einen einzigen solchen «ick auMngt, weiß» mtt wem er es zu tun hat. In einem ganz anderen Ein» noch vermag das eigene Auge Das Auge -es Verbrechers. Kriminalistische Skizze von T. v. Wtwallftiidt. (Nachdruck verboten. Savater, der berühmte Verfasser der Physiognsmischen Frag ment« zur Beförderung der Menschenkenntnis und Menschenliebe «wartete einst das Bildnis Herders. Als er es in Händen zu halten glaubte, fand er in den Zügen Les Edlen tatsächlich alle jene erhabenen Eigenschaften, di« er ihm zugetraut hatte. Meder klein noch freudig sollt« aber Lavaters Ueberraschung sein, als es sich bald darauf herausstellte, daß er in dieser Weife einen kurz zuvor in Hannover Hingerichteten Mörder «begutachtet hatte. Diese Anekdote, die keineswegs erfunden ist, zeigt so recht deut lich, «te leicht die Physignomik versagen kann, wie schwierig es ist, aus den Zügen des Menschen seinen moralischen Mert be stimmen zu wollen. Nichtsdestoweniger verzichtet der Krimina list in der Ausübung seines Beruf« doch nicht auf die Mithilfe dieser Wissenschaft« denn haben ihn «fahrungsreiche Arbeits jahr« erst zu einem wirklichen Menschenkenner gemacht, so weiß er wohl im menschlichen Antlitz zu lesen. Damit ist nicht gesagt, daß es ihm einfallen würde, aus der angeborenen Form der Gesichtszüge auf Gut oder Böse schließen -u wollen. Es hat allerdings eine Zett gegeben, in der man viel von einem sogenannten Verbrochertypus sprach; aber das Gebäude der Lehre vom geborenen Verbrecher, der an be stimmten körperlichen Erscheinungen zu erkennen sein sollt«, ist hfngefftirzt, weil es aus unwissenschaftlicher Grundlage errichtet «ar. Richt die Form der Gesichtszüge, mögen sie noch so grob, «Motzend und unheimlich sein, läßt auf «inen verbrecherischen ««ist schließen : Der ehrlichste und Harmlosest« Mensch kann diese Form teilen mtt dem verworfensten Mörder. Eins allerdings wird «nie mit ihm gemein haben, wenigstens für den Men- jchenkenner nicht: den Ausdruck, da» M«nenfpiel! Und wenn der Verbrecher sein Mienenspiel — sei es vor dem Richter, sei es vor anderen Leuten, die er täusche» und deren Vertrauen er n will -- wenn er sein Mienenspiel auch noch so glän-