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Auer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge : 28.10.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-10-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735684481-190910284
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735684481-19091028
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735684481-19091028
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-10
- Tag 1909-10-28
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Monat
1909-10
-
Jahr
1909
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Ar. SKI. Auer Tegeblati »>rd Anieioer für Erzgeksrac. Dan-ersia» den ?8. Oktober 1909. Pirna-Dippoldimnald« (12.), Leipzi»Borna (22 ), Rochlitz (2V.), und Zwickau-Glauchau (SS). Mit natisnalliberaler Hilf« wer- den di« Konservativen die Mandate erhalt«« in Lommatzsch- Meißen (7. städt), sowie von ländlichen Kreisen in FreiLerg (14), Martenberg-Flöha (33.), Chemnitz-Land (36.), Oel»nitz i. B. (48.) und Schwarzenberg (42.). Im 18. ländlichen Krei» (Meißen-Land), wo die Sozialdemokraten Ettmmenenthaltung iiben dürften, wird der bäuerliche Mittelständler über den Kon servativen siegen. Den Freisinnigen find au» eigener Kraft sicher die Mandate für Dresden VI, Plauen i. B., Zwickau und Annaberg- Buchholz (19. städt. Kreis), ferner durch di« bereit» angekiindigte Hilf« der Sozialdemokraten Zittau (1/ städt), mit Hilfe der NationalliLeralen Burgstädt-Frohburg (13. städt.), sowie von ländlichen Kreisen mit Hilf« d«r Konservativen Marienberg- Annaberg (34.) und AnnaLerg-Schwarzenberg (35 ). Unsicher ist da» Resultat in Ciemnitz I und II, wo die Freisinnigen >>i« Entscheidung darüber in der Hand haben, ob der Reformer Btenert und der Nationalliberale Langhammer in den Landtag gesandt werden sollen oder die soztaldemokrati-. scheu Gegenkandidaten. Ebenso liegt die Sache in dem ländlichen Kreis« 1 und 2 (Zittau und Zittau-Löbau), wo der Konservative Held und der Nationalliberale Rückert gegen Sozialdemokraten in der Stichwahl stehen. Politische Tagesschau. >«e, 28. Oktober. * Belrtdstelrgramm de» Kaiser» zur Ermordung de» Für sten Ito. Der Kaiser richtete, der Norddeutschen Allgemein. Ztg. zufolge, an den Kaiser von Japan aus Anlaß der Er mordung des Fürsten Ito nachstehendes Beleidstelegramm: So eben erfahre ich von der Ermordung des Fürsten Ito und Litte Ew. Majestät, den Ausdruck meiner aufrichtigsten Teilnahme an dem Verlust eines so getreuen und ausgezeichneten Staatsman nes entgegennehmen zu wollen. * Zur Strafverfolgung des Reichstag-abgeordneten Bruhn schreibt eine Berliner parlamentarische Korrespondenz: Die An sicht, daß die Strafverfolgung des Abg. Bruhn beim Zusam- m « ntrittdes Reichstags sofort ausgesetzt werden müsse, trifft nicht zu. Der Reichstag verweigert immer die Zustim mung zur Einleitung eines Strafverfahrens während der Session, sofern der betr. Abgeordnete nicht selbst den Antrag stellt, ein Verfahren gegen ihn einleiten zu lassen. Bei Straf verfahren, die vor dem Beginn der Tagung anhängig gemacht sind, hat der Reichstag La» Recht, den Aufschub angesetzter Ter mine und die Unterbrechung der Untersuchungshaft zu verlangen. Dieses Verlangen muß in Form eines genügend unterstützten Antrages gestellt werden, der durch Mehrheitsbeschluß angenom men werden muß. In der Affäre Bruhn wird ein solcher An trag aber ausbleiben, da der Abgeordnete Bruhn selbst Vie Auf hebung des Strafverfahrens während der Session nicht wünscht und es auch nicht im Interesse des Reichstags liegt, die Ange legenheit zu verschleppen. jägrr «Kd vekrultert unto «überlistet und in Algerien stationiert «erden, vom Erfolg hängt «, ab, ob der versuch in größer«, Ausdehnung wiederholt wird; doch wird schon jetzt dar- auf hingewiesen, daß man nicht daran denke, Eingeborenen truppen in Eur opa einzuführen. * Di« nächsten Folge« von Raeeontgt. Au, Rom wird ge meldet, daß die erste Zusammentunst zu Racconigi zunächst die sei» werde, daß man die diplomatischen Unterhandlungen und technischen und finanziellen Studien zwecks Erbauung einer Douau-Adria-Bahn, deren längste Strecke durch Ser bien gehen solle, wieder aufnehmen werd«. Wie es heißt, soll diese» Projekt so rasch als möglich verwirklicht werden. — Eine andere Meldung au» Rom, die der Petit Partsien veröffentlicht, besagt, daß Racconigi zwischen Rußland uitd Italien ein Ab kommen getroffen worden sei, ähnlich wie da» seinerzeit zwischen Oesterreich-Ungarn und Rußland in Mürzsteg. Dar nach verpflichteten sich die Leiden Mächte, die Unabhängig keit der Balkanstaaten zu verteidigen und jede fremde Einmischung in deren innere Angelegenheiten entschieden zurück weisen. Ans sem Königreich Sachsen. Sächsisch« Semeindebeamten beim Minister Grafen Vitzthum von Gckftädt. Der Minister des Innern, Graf Vitzthum v. Eckstädt, empfing gestern eine Deputation de« Ver,ins der sächsischen Gemeindrbe- amten. Die Deputation erbat sich das Wohlwollen der SlaatS- regierung, insbesondere den Wünschen gegenüber, die den Beamten zurzeit am Herzen liegen. Der Minister dankte der Deputation für den Beweis ihres Vertrauens und führt« etwa folgendes au«: Die Staatsregierung sei ja an den Gemeindebeamten insofern in teressiert, al« den Gemetndebeamten eine Fülle von Aufgaben der Staats oerwaltung übertragen seien. In erster Linie aber seien es die Gemeinden selbst, denen daran gelegen sein müsse, sich gute und zufriedene Gemctndebeamten zu erhalten. Er erinnere sich gerne der großen Pflichttreue, mit der die ihm au» seinen früheren Dienststellungen bekannten Gem-indebeamten ihre» Amtes gewaltet hätten. Für die kleinen Gemeinden sei «S freilich oft nicht leicht, den gesteigerten Wünschen der Ge- meindebeamien gerecht zu werden. Dre Beamten möchten diesem Umstande Rechnung tragen. Die Sicherung der Pen- sionSverhältnisse sei allerdings ein begreiflicher Wunsch. Ob diese Regelung freilich, wie die Beamten wünschten, im Wege der staatlichen Gesetzgebung möglich sei, sei dem Minister zweifel haft. Er fürchte, daß eine solche Regelung ohne einen starkcn Eingriff in die Selbstverwaltung nicht möglich se.n würde und es sei ihm fraglich, ob das Vertrauensverhältnis der Gemeinden zu ihren Beamten diesen Eingriff vertrage. Was im übrigen den Erlaß eines Gemeindebeamten-Gesetzes anlange, so wolle er gern die bei dem Ministerium etwa noch eingehenden, darauf abzielenden Wünsche einer wohlwollenden Prüfung unter ziehen. Etn läjähriger Kuabe, dem der Mund verbunden «ar, wurde mit einem Strick gefesselt auf dem Hau«flur seiner Woh nung aufgefunden. Er erzählte, zwei größere Knaben hätten ihn, «ährend sich seine Eltern aus Arbeit befandet«, in der Wohnung überfallen und geftsselt. Die Eltern dt« Knaben vermißte» 50 Mt. Bargeld, und man glaubte daher an einen Ueberfal in der vo»- dem Knaben geschilderten Weise. Die Kriminalpolizei ermittelt» mdeß, daß da« hoffnungsvolle Bürschchen selbst da« Geld ge stohlen un> in der Wohnung oersteck» hatte, worauf sich der jugend liche Uebettäter selbst fesselt«. * Rabenau, 27. Oktober. Eine dunkle Angelegen heit beschäftigt gegenwärtig die Polizeiorgane. Ein hier geborener, gegenwärtig in Hannover wohnhafter A.beiter namens Pretzsch hatte seiner Ehefrau erzählt, er habe im Jahre 1907 in der Näh« von Rabenau einen Mann namens Johann Wolterek erwürgt.,' Al« jetzt Pretzsch mit seiner Ehefrau in Unfrieden geriet nnd diese die Scheidung begehrte, erstattet« sie der Staatsanwaltschaft An zeige davon, wa« ihr Mann früher begangen haben wollte Pretzsch stellte die Sache aber als unwahr hin, er wollt« nur seine Frau grusel'ch gemacht haben. Die angestellten Etörterungen habe« jedoch ergeben, daß tatsächlich im Jahre 1907 in der Nähe von Rabenau (in Ortsflur Spechtritz) ein unbekannter Toter ausge- funden worden ist, der wegen vorgeschrittener Verwesung an Ort und St.lle begraben worbt» sei. Man darf auf da- weitere Er gebnis der Untersuchung gespannt sein. * Oschatz, 27. Oktober. Ein Wahlkuriosum. Ein überraschende» Ergebnis hat die Landtagswahl in der Gemeinde Wermsdorf mit Hubert« bürg, die zum 20. ländlichen Wahlkreise gehört, zutage gefördert. Dort standen sich der konservative Kan didat Hauffe und der Sozialdemokrat Martin al« Kandidaten gegenüber. Während nun Haufe 494 und Martin 142 Stimmen erhielt, wurden im übrigen nicht weniger al» 174 ungültige unk zersplitterte Stimmen abgegeben. In der Klaffe v (1 Stimme) bekam sogar der Kandidat Ungültig 57, Hauffe dagegen nur 5K und Martin 53 Stimmen. «Dresden, 27. Oktober. Das Direktorium des . Landeskulturrats für das Königreich Sachse» hielt am Montag in Dresden eine Sitzung ab, die sich mit der endgültigen Aufstellung der Tagesordnung für die am 4, 5. und 6. November d. I. im Sitzungssaale der Zweiten Ständekammer stattfindende Plenarsitzung beschäftigte. Außerdem wurde der Hau». Haltplan des Landeskulturrat« für 1910 im Entwurf aufgestellt. Darnach beabsichtigt der Landestalturrat auch im kommenden Jahre nicht unbeträ htltche Mittel zur Abhaltung von Unterrichtskur sm für verschiedene Spezialzweige der Landwirtschaft (WeiLebetrieb,- Maschinenverwendung, Teichwirtschaft, Forstwirtschaft Obstbau, Weinbau usw) zur Verfügung zu stellen. vim Gtasr uu» «lMV. * Gedenktag« am 28. Oktober: 1696 Mioritz, Marsch«» von Sachsen, « Gosla« 1763 H. v .Brühl, sächsischer Staatsmann, -f Dresden. 1905 Neu« revolutionäre Bewegungen in gang, Rußland. * Erhöhung der Nebengebühren de» Deutschen Eisenbahn- Gütertarifs Teil > Abt. 8. Die ständige Tarifkommtssion hat sich in ihrer letzten Sitzung mit der Frage der Erhöhung einer Reihe von Rebe «gebühren beschäftigt Nach den Vorschlägen der Tarifkommission werden davon hauptsächlich die Gedicht ei kür die E füüunz der Zoll- und Slcueroorsckriftcn betroffen. Außerdem hat di' Lariskontmission beschlossen, d'e Gcbühren lür die Ver wiegung leerer Wagen von 50P-. ou' IM. ferner die Gebühren für d>e Ve Wiegung der einzelnen Frachtstück: sowie die Ladegebtth- r > n (abges. hen von GelNtdc usw. in loser Schüttung) von 4 a f 5 Psg für 100 kg zu erhöhen — D e Beschlüsse unterliegen Mch der Gemhmtgung der Gene.alkonscrenz der deutschen Eisen- bahnvcrnallungen unc> werden voraussichtlich am 1. April !9lO in Kiast treten. * Die deutsch-amerikanischen Handeilsbeziehungen. Zur Er, leichterung des deutsch-amerikanischen Hansels nach Ablauf des Handelsabkommens hat das Schatzamt die Zollbehörden ange wiesen, die Beglaubigungen von Handelskammern über den Marktwert der Waren im Ursprungslands zu berücksichti gen. Dies bst eine von den Bestimmungen des Abkommens, die auch nach Ablauf desselben weiterbestehen. Die Bestimmung über die Annahme eines Exportpreis«; für Maren ohne eigent lichen Marktwert wird aufgehoben. * Anfänge der französisch.'« Negevarmee. Der französische Ministerrat hat beschlossen,, einen Verbuch mit der Rekrutierung eingeborener Truppen sür den Kolonialdienst nach der Idee des Obersten Mangin zu machen. Ein Bataillon Senegal- ' Erimmitschau, 27. Oktober. Blutvergiftung. An den Folgen einer Bluivergiitung starb im Kceiekrankenk^nhause zu Zwickau der 21jährige Weber Zeh misch von hier. Er hatte auf ter Unterlippe einige sogenannte Blüttn ousgekiatzt, wobei ihm jedenfalls etwas Unreine« in das Blut gekommen war. Er kam auf ärztliche Anordnung in die Zwickauer Austttt, stach aber dort nach großen Schnurzen. ' Penig, 27. Oktober. Mordversuch. An einer Kell nerin wurde hier von ihrem Geliebten, von dem sie nichts mehr wissen wollte, ein Mordversuch verübt. Der Bursche hat das Mädchen gewürgt, ihr die Augen eingedrückt und versucht, sie in die Anlagen zu schleppen, um sie jedenfalls ven da aus in die Mulde zu stürzen. Durch die HiUcrufe des Mädchens wurde der Schurke von der Ausführung der Tal abg.bracht und ergriff die Flucht. * Rochlitz, 27. Oktober. Wahlprotest. Im 13. städt ischen Wahlkreise (Rochlitz, Burgstädt usw.) ist, wie das Rochlitzer Tageblatt meldet, die Gültigkeit der Wahl angefochten worden, Als Gründe werden anfgesührt, daß der Rittergmsbezirk Penig in der Wahlliste nicht mit verzeichnet gewesen sein ftll, oaßAus länder mit gewählt hätten und daß Verwechselungen mit dem AbstimmungSkuverls vorgekommen seien, woourch Wähler mit einer Stimme Kuverts für zwei Stimmen erhielten, u»o damit ihr Wahlrecht auegeübt hätten. * Chemnitz, 27. Oktober. Fingierter Uebersall eines 13jährigen Knaben. Auf der Salzstraße in Chemnitz entstand am Dienstag abend ein großer Menschenauslauf. Denerdrrldn vsm 28 (Mover. - r Udr »orge«. Stationa-Name Laromete,- Stand Max. Min. Teniperatuc »ach <l «liia » Windrichtung vatlrrhSurchrn »»"i- Alb-rt. Ärückr Ua» 726 mm -1-40 - 4°c -t- 5 O. Ane, den 28 Oktober Nachdruck unsererLoka^notizen, die durch ein Ko r respond enz zetcheu ke null Ich gemacht sind, - ist auch im Auszug nur mit genauer Quellenangabe gestatte H Erstes Abonnements-Konzert der Stadtkapelle Aue. Gestern, Mittwoch, trat Herr Kapellmeister E. Sattler.erst malig wicker vor sein Publikum eingangs der Wintersaison. Der geräumige Bürgergartensaal war recht gut besetzt. Auch zahlreiche Auswärtige waren anwesend, Aks Solistin wirkte Fräulein Käte Riedel-Plauen (Msezzo-sSopran). Die Musik folg« des Abends setzte sich zusammen aus drei Nummern für. Orchester und zwei solcher für Gesang. Eade, Mozart, Haydn,, , besonders die Leiden letzten drückten dem Ganzen Iden Stempel auf. Vornehm und edel, interessant und spannend und Loch so schlicht und einfach und stichig eilten die Tonszenen vorüber, so recht geeignet, erzieherisch auf das Publikum der begonnene»! Saison zu wirken. Im Orchesterraum fiel eine Novität sofort auf, die H a rfe. Ein seltenes Instrument, womit unsere Kapelle: rausch der rollenden Räder, sowie das Zischen des Dampfes ver mischt sich mit Len Tönen, die aus den jugendlichen Kehlen dringen: L'est nous les /o^eox, , 1^68 PLtltS )0)'euX, I.es petits jo/eax, <Jai n'ont pari froici aux >eux. Man sollte es eigo^ch nicht glauben, daß es trotz «lledem dcch noch einen Stadtteil in Paris gibt, in den Kch kein anständiger Mensch traut, gegen dessen Bewohner Vic' Polizei nichts auszurichten vermag, der schon von Victor H'igo in iciium ,chö.>en Roman: Xolre »me cke ?arls beschrieben worden ist und dessen Ursprung man unter dem Namen Dne Lour ckeg Niracles bis inS 18. Jahr hundert nochgehen kann. Einen solchen Lour ckes M- raele» (Wimderhos) Laben wir im Zentrum der schönen Seinestadt, nicht weit vom Rathaus, und man kann in der Tat fein blaues Wunder erleben, wenn man in die Rue des Lcoukkes «tnbiegt. ^Sofort drängt sich eine schmutzige Gesellschaft an ei nen heran, die einem auf Schritt und Tritt folgt. Ruffische, polnische, deutsche Laute dringen an unser Ohr. Die paar Franzosen, die hier, wie in einem fremden Lande leben, haben Keimweh, wagen aber nichts gegen den Auswurf der Mensch heit zu tun, aus Furcht nur zu schnell zum Schweigen gebracht -u werden. Ein großer, dunkler, übelriechender Saal dient als Versammlungsort Hier fitzen dunkelhäutige Männer und Frauen mit schweren Haarflechten an fettigen Tischen, während sich die Kinder auf dein Fußboden, von dem sie Vie Speiserest? «blecken, Herumbalgen. Dort haben sich sechs Pölaken um eine einzige Schüssel versammelt, in die ste ihren Löffel versenken, «m ihn gleich daraus mit einer undefinierbaren, schwarzen Mass« Mm Munde zu führen. Der Wirt, «in stattlicher Oriental« mit stei nen Augen und schön geschwungener syrischer Ras« fordert in Liebenswürdiger Weise zum Sitzen auf, aber auf den wackligen Stühlen halben sich schon viele, sechsbeinige, braune Tierchen nie dergelassen, daß einem Ivie Lust zum Verweilen wirklich vergeht. Sowie sich Schutzleute in dieser schönen Straße blicken lassen,- wird alles Kompromittierend« in einem Nu beiseite geschafft, und die braven ser^eants ck« ville machen lungefäht den Eindruck Offenbachscher Karabiner. Der Name Offenbach zaubert einem das Pariser Leben vor Augen und mit ihm Freude, Lust und Glanz. Die Saison ist in vollem Gange, und Ivie Theater öffnen ihre Pforten allabendlich einer eleganten Menge. Brieux, der dies mal als einer der ersten zu Wort gekommen ist, hat sich mit sei ner Gemahlin nach Ceylon eingeschrfst, das er von unten bis oben durchforschen will. Wer weiß, vielleicht bringt er uns von dieser Reise, die fünf Monate dauern soll, irgendein Hindu- Stück mit! Bei seiner Rückkehr zu Ostern wirk» ihn dann die Akademie Franyais« feierlich empfangen. Seine Antrittsrede, die dem Lohe seines Vorgängers, Ludooic Halävy, geweiht ist, befindet sich schon fix und fertig in den Händen des Marquis de S^gur, der darauf zu anworten hat. Brieux ist eben ein vor sichtiger Mann, der wenigstens auf «der Reise nur seinem Ver gnügen leben will. Mie es heißt, soll auch Aristide Briand an die französische Akademie denken, aber diese Kandidatur könnte wohl nur dann stattfinden, wenn Herr Briand nicht mehr Mini sterpräsident wäre, wovon — wenigstens bis jetzt — noch nicht di« Rckde ist. Wenn der eket cku xouvoir in den Kreis der 40 Unsterblichen etnträte, wär« allerdtng» doch ein Präzedenz fall zu verzeichnen , der Emile Ollivier» .... Und nun noch «ine Nachricht, dt« sicherlich der Aktualität nicht entbehrt: Man wird in nächster Zeit Ferrer» Hau» verkaufen, da» er hier in Paris, Rue des Petite» Eeurierr Nr 11, besaß. Er erbte e» von einem Fräulein Ernestine Meunier; da «» aber außeror dentlich stark mit Hypotheken belastet ist, versteigerte es der ErSdtt Foneter, um wieder in den Besitz feiner Fond» zu ge- langen. i >, »» .Se4t auch äußerlich bekundet, daß sie ernst genommen sein will, was wir auch als Resümee des gestrigen AbenUs aufs Neue bekunden- wollen. In Gades Ouvertüre: Nachklänge von Ossian (Barde Les 3. Jahrhunderts, Sohn des sagenhaften Helden Fingal) ver setzten die gedämpften Streichinstrumente sofort alle Hörer in: den Zauber der Vergangenheit, durch welche hindurch die schönen Bläsersolis, Lesondeys der Trompeten, erhaben wirkten. Eine treffliche Musik, die recht gediegene Kleinarbeit durch Iden Dirigen ten erkennen ließ. Eine wenig gehörte Stimme, Mezzo-Sopran, bot uns Fräulin Käte Riedel-Plauen. Die junge Dame hat «in äußerst sympathisches Organ und fand schnell Wärme und Ge neigtheit beim Publikum. Sie sang allp Eingang zwei Lieder mit OrchesterLogleitung, instrumentiert von M. Dost: a) Februar schnee von Dost und d) Schuhmacherlied von Weingartner,. Dem ersten dieser beiden Gesänge mangelten entschieden die Höhepunkte, vielleicht auch nicht ohne Absicht; es ließ eben kalt. Beim zwei ten hatte sie schon gefallen. Den reizenden Text von Carmen - Sylva brachte sie so natürlich zum Ausdruck, Laß sie sofort auch! infolge guter Aussprache reichen Beifall erntete. Die Stimme , ist rund, bestimmt und rein. So nähm e» nicht wunder, daß sie- beim zweiten Auftreten in Nr. 4: Lieder am Klavier, sofort leb haft begrüßt wurde. In 4a: Sotweyg» Lied von Grieg, zeigte sie- gute Schulung, besonders in den Registern der Stimmen. Da» recht natürlich dargebotene 4d: Murmelndes Lüstchen von Jensen, verschönte besonder» die treffliche Begleitung ihre» Partner«, dqs Herrn Kapellmeister» Eättler. Ganz herrlich lag ihr da» foglende 4c: Mein Schätzerin von Neger, wie auch 4S: Rococe» von Sack». Welch warme Aufnahme sie gefunden, möge auch die Zugabe beweisen, zu der sie sich genötigt sah: E» wiribt ein feiner Knab' um mich. Mozart» Menuett und Marche francatse a. di Ilten Divertimento (Keine» Ballet) sür Streichorchester, Oboe und Horn, trug jene» leichtboweglichen, gefälligen Charak ter, wie er eben fast au»schließltch nur Mozart und Haydn «ig« ist, welch letzterer zu Ehren jene», feine» verstorbenen Meist«»»»
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