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Auer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge : 18.10.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-10-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735684481-190910187
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735684481-19091018
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735684481-19091018
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-10
- Tag 1909-10-18
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Monat
1909-10
-
Jahr
1909
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mal nicht ausbleiben wird. E» sei - B. nur an die sicher zu er wartenden Anträge auf eine Reform der Ersten Kam mer erinnert, für die sich in dieser oder jener Weis« unbedingt eine Mehrheit finden wird, und zwar auch in der Ersten Kam mer selbst. Die Folge hiervon würde sein .daß die Regierung, die diesen Reformbestrebungen nach wie vor im Prinzip zustim- meckd gegenübersteht, höchstwahrscheinlich noch «inen entsprechen den Gesetzentwurf in der Session 1909/1V einbringen wird, um die nächstjährigen Tagungen für die großen Werke der Ge meindesteuerreform, die Revision der Organi- sationogesetze und der Schulreform freizumachen. Auch die Verabschiedung de» Staatshaushaltsetats für 1S1V und 1911 dürfte nicht ganz einfach vor sich gehen, denn dieser enthält so manches Postulat, über das sich viel sagen läßt. Es sei weiter an die schon erwähnten Eisendahnbauten oder Eisenbahnnicht bauten u. a. mehr erinnert. Unter denP etitionen befinden sich manche von sehr großer Tragweite. Aus allerem geht hervor, daß die Tagung des Landtages im Winter 1909/10 gerade lange genug dauern und Werke genug leisten müssen wird. Eine Schwierigkeit liegt auch in der ganz neuen und veränderten Zusammensetzung der Zweiten Kammer und in dem Wechsel an verschiedenen hohen Regierungsstellen. Es ist also ganz und gar nicht gleichgültig, wer als Vertreter unseres Wahl kreises nach Dresden geht. Es muß ein Mann sein, der posi tive Arbeit zu leisten imstande ist und als solcher hat sich Herr Stadtrat Bauer stets bewährt. Deshalb muß am nächsten Donnerstag jeder bürgerliche Stimmzettel die Aufschrift tragen: Fabrikbesitzer Alwin Bauer in Rue. . Politische Tagesschau. An«, 18. Oktober. * Die pensionierte« Beamte« a« de« Kaiser. In einer Sitzung des Zentralverbandes der pensionierten deutschen Reicht, und Staatsbeamten in Berlin wurde die traurige Lage der Pen sionäre besprochen. Der Syndikus Görlich hob hervor, daß diese Lage durch die neuen Steuergesctze noch eine Verschlimmerung er fahren habe, denn die seinerzeit nach alten Grundsätzen erlangte Pension genüge heule oft knapp zur Wohnungsmiete. Die Ver sammlung b-schlob, beim Reichskanzler in einer Audienz Berücksichtigung der Pensionäre in einem BcsoldungSantrage zu erbitten und den gesetzgebenden Körperschaften eine neue Denk schrift mit erläuternden Anlagen zu unterbreiten. Auch soll der Kaiser in einer Bitts rist als Mittler für die Wünsche der Pensionäre angerufen werden. Die Ausführung des Beschluss!» wurde einer Kommission übertragen. * Französische Gedenkfeier auf deutschem Boden. Um 2 Uhr nachmittags fanden am Sonnabend große Feierlichkeiten am Grabe des 1870 gefallenen Generals Douay auf dem Friedhöfe in Weißenburg statt. Stadtrat Gumcert und Landesausschußabgeordneter Wetterle hielten Reden in deutscher, Kommandant Baude und der Präsident der Souvenir Fran^aise Ni essen in französischer Sprache. Abgeordneter Wetterle betonte besonders das Recht und die Freiheit der Elsässer, ihre toten Waffenbrüder und Landsleute zu ehren, ohne daß solche Ehrungen wie die heutige eine Spitze gegen irgend jemand enthielten. Messen richtete seine Worte hauptsächlich an den der Feier beiwohnenden Sohn Dvuays. Um 3 Uhr begaben sich die Teilnehmer zu den in der Pfalz liegenden Soldatengräbern, wo Kränze niedergelegt wurden. * Mttowauowitschs Reife und die neue serbische Anleihe. In der Reise des serbischen Ministers des Aeußern Milowano- wltsch, der gegenwärtig sich in Wien aufhält» um dann nach Ber lin weiterzureisen, wird aus Wien gemeldet, daß Milowanowitsch in Berlin uid Paris wegen der neuen serbischen Staatsanleihe mit verschiedenen Bankengruppen verhandeln werde und in Lon don die Ausgabe habe, des Interesse der englischen Regierung und der englischen Finanzkreisi für den Bau einer Donau-Adria-Bahn zu erwecken. * Keine Vermehrung der Zollbeamte« a« der holländische» Grenze. Die Nord. Allg. Ztg. schreibt: In Tagesblättern wird die Nachricht verbreitet, es hätte infolge der neuen Steuergesetzgebung der Schmuggel an der holländischen Grenze, besonders in Tabak und Kaffee, derart überhand genommen, daß sich die Notwendigkeit ergeben habe, die Zahl der Zollbeamten erheblich zu verstärken. Dies« Verstärkungen hätten aber so wenig wie besondere Instruk tionen »eine Zunahme des Schmuggels verhindern können, so daß sich die preußisch« Regierung veranlaßt sähe, 150 neue Zollämter an der holländischen Grenze zu errichten. Die sNachricht ist in jeder Beziehung unzutreffend. Eine erhebliche Zunahme de» Schmuggels an der holländischen Grenze ist nicht bemerkt worden, es hat sich daher weder ein« Verstärkung de» Grenzschutzpersoaals als notwendig erwiesen, noch ist beabsichtigt, die Zahl der Zoll ämter zu vermehren. * Krawall tu Wie«. Zwischen aus einer Versammlung heimkehrenden Sozialdemkoraten und Deutsch-Nationalen, die für den deutschen Charakter Wiens demonstrierten, kam es gestern auf der Ringstraße zu Zusammenstößen, bei den sechs Personen leicht verletzt und 16 verhaftet wurden. * D ffereuzr« Ara«keetchS «it Marokko. Aus Paris wird telegraphiert: Die Verhandlungen de» in Paris weilenden Ver treter» des Sultan» Muley HafidS, El Mokri, mit der fran zösischen Regierung bieten ernste Schwierigkeiten, besonderSZwegrn der langen Liste von Mißhandlungen französischer Schutzbe- fohlener in Marokko und der hierfür verlangten Genugtuung. Die Regierungsblätter führen eine drohende Sprache gegen Marokko. * Rene Exzesse i« Prag. Aus Anlaß der Eröffnung des HochschnlsemesterS wurde gestern von den deutschen Studenten in Prag der erste Bummel abgehalten. Die Vorgänge de» Vori gen Jahres, Bedrängung und tätliche Mißhandlung der deutschen Studenten am Graben wiederholten sich. Die in grober Zahl aufgebotene Wachmannschaft nahm mehrere Verhaftungen vor. Das Deutsche Haus war durch eine mehrfache Kette von Wachtposten abgesperrt. ErnstereZwischenfälle ereigneten sich nicht. Die Demonstrationen gegen die Studenten endeten, als eine zum Protest gegen die Hinrichtung Ferrers einberufene Versammlung polizeilich aufgelöst wurde und ihre Teilnehmer im Verein mit den Demonstranten vom Graben auf dem Wenzels platz für Feri er Kundgebungen veranstalteten. Die Polizei zerstreute schließlich die Menge und sperrte die Straßen ab. Von Stadt nur Laad. Mnerderia» von 18 Oktober. — r Ubr »orgerr. Statione.Nam« Barometer stand Max. Min. Cemoeratn« nach Lelslu, Windrichtung DetterhSaschen tttnig Albert. Brücke Aue 729 mm ! -i- 5'v — S»v 4- 6» 8. Aue, den 18 Oktober Nachdruck unsererLokalnorizen, die durch ein Kor respon d enz zeichen kenntlich gemacht sind, — ist auch im Auszug nur mit genauer Quellenangabe gestatte * Eine große öffentliche Wählerversammlnug findet heute abend '/, 9 Uhr im Saale des Blauen Engel» statt. Herr Fabrik besitzer Stad trat Bauer wird in ihr sein Programm entwickeln. Herr Bauer ist bekanntlich von allen bürgerlichen Parteien als gemeinsamer Kandidat aufgestellt worden. Es ist demnach nun zu wünschen, daß auch die Angehörigen aller bürgerlich politischen Parteirichtungen sich einfinden mögen, um die interessante Programmreoe zu hören. * Die Bannerweihe der Freiwilligen Feuerwehr zu Aue hat, vom herrlichsten Wetter begünstigt, am gestrigen Sonntag statt gefunden. Sowohl ' der Weiheakt selbst, bei dem Herr Pfarrer Temper die Festrede hielt, wie auch der sich anschließende Kom mers verliefen in schönster Weise. In der Beilage dieser Nummer des Auer Tageblattes finden unsere Leser »inen aus führlichen Bericht über die Festlichkeiten, worauf auch an dieser Stelle hingewicsen sein soll. Schneeberg, 18> Oktober. 4- Wählerversammlung. Der gemeinsame bürgerliche Kan didat im 20. städtischen Wahlkreise, Herr Stadtrat Bauer, sprach gestern vor einer großen Zuhörerschaft in Schneeberg im R«. L4L. «»er Togebleckt «nd »nzeiitz« für da» Erzgedktz«. Montag, d«t 18. Oktober iso». Hotel"Golden« Sonn«. Herr Ctadttat Ebert eröffnete und kettet« die Versammilung in Abwesenheit de» Herrn Rechtsanwalt / Germann, der von einer Reise noch nicht zurück war und erteilte Herrn Stadtrat Bauer da, Wort. Herr Stadtrat Bauer ging nun in ausführlicher Weise auf seine Programmpunkte «in und kam anfangs auf die Reichsfinanzreform zu sprechen, di« im sozialdemokratischen Lager in den Wahlkampf gezogen werde. Es könne nicht genug wiederholt werden, daß es doch eine Irre führung der Wähler sei, wenn man im selben Atemzuge mit dem Schimpfen auf die Reichsfinanzreform auch vielleicht gegen die nationalen Landtagskandidaten scharf mache, die doch wohl alle am allerwenigsten di« bescherte Reform billigten. Besond«re Worte widmete Herr Stadtrat Bauer außer seinen sonstigen hier schon mehrfach wiedergegebenen Ausführungen dem verabschiede ten Gesetze über Verunstaltung von Stadt und Land, Forst- und Feldstrafgesotz und Stempelgesetz. Er sei Gegner dieser er standenen Gesetze gewesen und habe sich heftig auch gewehrt gegen einige Gegenstände des Stempelsteilergesetzes. Er habe die Mietsteuer, die zwar jetzt uvch niedrig sei und erst bei ' 400 Mk. jährlichem Mietzins beginne, nicht gewollt, da sie, wenn mcn sie schon einmal habe, bald erhöht und weiter ausgedehnt werden könne. Gegen das Gesetz über Verun staltung von Stadt und Land habe er in der Ueber- zeugung sich gewendet, da der freien Betätigung in der Bau kunst dadurch Schranken aufgelegt würden. Es sei nicht zu begrüßen, wenn in der Folge schließlich die Geschmacksrichtungen von Regierungsbauräten überall berücksichtigt werden müßten. Es sei doch nicht gesagt, daß diese allen und auch dem Bau ausführenden entspreche. Auch nicht praktisch seien solche bindende Vorschriften, daß beweise die gegenwärtige behörd liche Vorliebe für die unmäßig hohen Dächer, die viel Geld kosteten und nichts einbrächten. Als besonders gewagt und folgenschwer sei ihm die Bestimmung vorgekommen, in dec es hilft, daß die nach dem vorgeschriebenen Stile gcb uteu Häuser besondere Bevorzugung bei Einschätzung zur Landes brandkasse finden sollten. Dadurch werden ja die Grundlinien erschüttert, die hauptsächlich für Sparkassenbeleihungen maß gebend sind: die Brandkassenwerte. Wie unangenehm das neue Forst-und Feldstrafgesetz in unserem Erzge birge empfunden werde, sei schon zur Genüge zu erkennen gewesen. Der Erzgebirgler will nicht nur nach wie vor im Walde Erholung durch Spaziergänge suchen, er ist auch vielfach angewiesen, weiter Beeren und Pttze einzutragen, Holz zu sammeln rc. Das Stempel- gesetz zeige viele Härten und er hat« si h für Gesellschaf »Verträge I dagegen gewendet, daß ein Stempel, der p ogressio steigt, ringe- I führt werde, da er die internsten Abmachungen nicht mehr gehe m f lasse. Er, Redner, hätte für einen Firnempel plaidicrt und sei , auch dagegen gewesen, daß man die Gesellschaftsform der Zukunft, die G. m. b. H. stäik.r belaste als z. B. die Aktilngesell- schafsform. Mit dem Hinweis, daß es sich bei der Wahl am 21. Oktober wen ger um stine Person, sondern uni eine nationale Sache handle, schloß Herr Stadtrat Bauer seine mit großem Beifall aufgenvmmene Rebe. Herr Stadtrat Ebert dankte ihm für seine klaren und sachlichen Ausführungen und forderte zu vollzähliger Wahlbeteiligung auf. In der folgenden Diskussion meldete sich Herr Studienrat Jacobi zum Wort, um in eindringlicher Weise an alle Parteien die Mahnung zu richten, fest zusammenzustehen gegen die drohende sozialdemokratische Gefahr. Er forderte vor allem seine kon servativen Parteigenossen im Wahlkreise auf, für Herrn Stadtrat Bauer einzutreten. Alle Privat- und Sonderinteressen müßten zurückstehen, das Vaterland über die Partei: Dem gemäß würden die Schneeberger Konservativen geschlossen für die Kandidatur Bauer eintreten. Damit endete die wohl gelungene Versammlung. Reustiidtel, 18. Oktober. Erneuerung der Kirch«. Bei den Erneuerungsarbeiten ' in unserer Kirche hat es sich gezeigt, daß be-sonlsers der Altar ein wahrhaftes Kunstwerk ist. lieber den Stifter wie auch über den Schöpfer ist nichts genaues bekannt, doch vermutet man, daß ihn Kaspar Hahnel aus Schneeberg, der auch den Altar der dortigen St .Wolfgangskirche mit hrrgestcllt hat, geschaffen Heien könnte Die Schönheit des Altars unserer Kirche tritt jetzt viel mehr hervor, nachdem der graue Farben anstrich beseitigt worden ist, wü>urch der Marmoraukbau bloß- Wir behalten den neuen Wein und versehen ihn mit dem Etikett des alten, also Des Surius. Damit wird beiden Wünschen ent sprochen. — Die Majorität amüsierte sich über den Vorschlag, die Minorität hatte Bedenken. Wie Die Sache sein würde, wenn der Herr Oberst den neuen Wein trinke und nur den alten Preis bezahle; soll« das Kasion die Differenz von 75 Pf. tragen? Bewahre, rief Hellbronn, die trage ich selbst. Bei dem geringen Wrinkonsum des hohen Chefs kann das nicht viel sein, und ich hab's ja dazu. Mein Alter läßt mich nicht Dauben. — Das stimmte, denn sein Vater war ein reicher Fabrikant und Hell bronn sein einziger Sohn. Schließlich einigte man sich dahin, dir Sache könne doch auch vom Oberst, wenn er dahinter komme, nur als origineller Spaß angesehen werden und keine schlim men Folgen haben. So wurde denn die Metamorphose der Wein flaschen bewirkt. Es dauerte eine ganze Weile, ehe Der Oberst das Kasino wieder mit seinen Anwesenheit beehrte. Als ss geschah, und der neue-alte Wein vor ihm stand, hingen aller Augen erwartungsvoll an seinen Lippen. Er betrachtete das Etikett, füllte das Glas und ließ einen kräftigen Schluck lang sam über die Zunge fließen,. Dann sagte er, während ein eigen tümliches Lächeln seinen Münd umspielte: Ich sehe, Sie sind zu dem früheren Wein zurückgekehrt, aber Der Geschmack ist bedeutend besser — vermutlich ein besonders gut geratener Jahrgang. Be weis, daß man auch für weniger Gfrld «inen ganz trinkbaren Stoff haben kann. Ob dieser Zufriedenheit entstand allgemeine Freude, die anhielt, als der von manchen wieder befürchtete Rückschlag diesmal ausblieb. Der Alte wurde im Gegenteil im mer aufgeräumter, und er trank mehr als je, nämlich zwei Fla schen. Ziemlich spät ging er heim, nachdem er seine Zech« mit 2,50 Mk. beglichen. Hellbronn hatte für das Amüsement seines Regimentskommandeurs die Summe von 1,50 Msk. beizutragen, was er mit Vergnügen tat, da die Affäre so gut abgjclaufen. Zwei Tage später lieh der Oberst ihn rufen. Der jung« Offizier bekam «inen gelinden Schreck Sollte der Alt« be reits Wind erhalten haben und ihn zur Rede stellen wollen? Gleichviel! Pünktlich stand er vor dem Regimentsgewaltigen, der ihn wider alle Erwartung sehr freundlich empfing. Herr Oberleutnant, begann er, nachdem «r den Gast zum Sitzen ein geladen, ich habe nächstens ein größeres Zivil-Diner zu geben und meinen Weinkeller ziemlich leer gefunden. Da würde sich der neue Kasinowein trefflich eignen; könnte ich vielleicht durch Ihrs freundliche Vermittelung davon 100 Flaschen bekommen? Zahlung erfolgt natürlich sofort. — Dabei lächelte er diabolisch. Hellbronn zuckte leicht zusammen: 100 mal 75 Pf. gibt 75 Mk. Differenz, die ich bezahlen mutz, das ist etwas happig, schoß es ihm durch Den Kopf. Schnell aibrr faßte er sich und antwortete: Selbstverständlich, Herr Oberst, mit Vergnügen! Freue mich außerordentlich! — Ich mich auch, lachte der Oberst doppelsinnig. Natürlich leitete der Oberleutnant in eigener Person den Trans port des Weines in das Haus des Obersten, nicht etwa aus spezieller Fürsorge, sondern wkil sich dabei Gelegenheit bot, mit Fräulein Alma zusammenzukommen. Aus Diesem Grunde erfolgte auch der Transport zu einer Zeit, als der Oberst be stimmt außer D^m Hause befand. Das Diner fand statt Der Gastgeber machte die Gäste in geschickter Weise auf die Qualität des Weines aufmerksam, infolgedessen naturgemäß allseitiges Lctb erhielt. Di« Sache hatte eine für Hellbronn verblüffende Folge. Ein paar Tage nachher ließ der Oberst ihn wieder zu sich bitten uiD teilte ihm mit, der neue Wein habe so großen Anklang gefunksn, daß mehrere Herren gleichfalls eine Anzahl Flaschen davon beziehen möchten, der Kürze halber aus dem Keller Des Obersten, der dadurch sehr gelichtet werde. Ob Hell bronn ihm deshalb wieder 100 Flaschen überlassen wolle?. Was konnte Hellbronn machen? Lediglich gute Miene zum bösen Spiel. Kinder, sagte er zu Den Kameraden, der hohe Chef hat sich in seinen Müßestunden auf den Woinhandel verlogt und mich zu seinem Lieferanten erhoben. Leider Dringen mir aber die Liefe rungen nichts ein, sondern erfordern immer Zuschüsse. Da diese mein Vater leistet, dem die Sache bis jetzt Spaß macht, ist eigent lich er stiller Teilhaber am Geschäft. Das Geschäft nahm einen ungeahnten Aufschwung. Immer mehr Herren vom Zivil, die zur sogenannten Gesellschaft der StaDt gehörten, wünschten durch gütige Vermittlung des Herrn Oberst die nun schon berühmte Meinmarkv zu erhalten, ja es schien zuletzt, als ob die geschätzten Kunden sich nicht mehr mit dem Flaschenkonsum Legntzgen, sondern der Kürze wpgen zum Bezug von ganzen Fässern übergehen wollten. Das konnte Hell bronn seinem freigebigen Vater doch nicht zumuten. Hier mußte Wandel geschaffen werden. Als er wieder «ine Bestellung auf ein größeres Quantum erhalten halt« — schriftlich, wie seit einiger Zeit üblich — begab sich Heilbronn spornstreichs zum Regimentschef, entschlossen, der Sache ein Ende zu machen: Der Oberst zeigte sich durchaus nicht überrascht. Sie kommen wohl wegen dqs Wernes? fragte er unbefangen. — Zu Befehl, er widerte Hellbronn; wollte gehorsamst melden, daß der Wein nicht mehr zu dem bisherigen Preise geliefert werden kann, sondern fortan 2 Mark pro Flasche kostet. — Sonst macht die Lieferungs firma wohl Bankerott? rief der Oberst und lachte ganz un bändig. — Das nun nicht, die Sache. — Liegt etwas anders. Ich weiß rs und will Ihnen die Beichte erlassen. Sie hielten meine Zungr für wenig urteilsfähig und bauten darauf einem kecken Plan. Meine Zunge belehrte mich aber sofort, daß der Wein derselbe geblieben und nur das Etikett geändert war. Das mutzte bestraft werden — einfach dadurch, Latz ich eine Möglichkeit verwirklichte, an. di« Sie bei Ihrem Plan nicht ge dacht hatten. Von vornherein stand bei mir fest, daß Sie bei dem Scherz keinen materiellen Schaken haben sollten. Sowohl die Herren vom Zivil als auch ich berechneten den bezogenen Wein stets mit 2 Mkrk pro Flasche. Die von Ihnen verausgabte Dif ferenz liegt hier zu Ihrer Verfügung. Es ist ein ganz, nettes Sümmchen, das Ihnen am Butztage überreicht werden sollte, was hiermit geschieht. — Dabei entnahm der Oberst seinem, Schreibtisch eine Schatulle. Hellbronn stand ein Weilchen wie vernichtet. Dann gab er sich einen Ruck und sagte in stramm dienstlicher Haltung: Ich Lanke gehorsamst für gnädige Strafe, kann das Geld aber nicht annehmen, bitte vielmehr, Herr Oberst wolle es zu einem wohltätigen Zweck verwenden. — Mit Ver gnügen. Ich werde es dem Fonds für Witwen und Waisen von Unteroffizieren des Regiments überweisen. Das macht Ihrem Herzen alle Ehre, und auch die von Ihnen in der ganzen Affäre bewiesene Künheit hat mir ganz wohl gefallen. Kühn muß ein Offizier sein. — O, wenn Herr Oberst mir so gnädig gesinnt, rief da Hellbronn elektrisiert, erlaube ich mir noch «inen Be weis meiner Kühnheit zu geben, indem ich um die Hank des gnädigen Fräulein Tochter bitt«. — Auch nicht Übel, rief der Oberst, und da ich bereit» weiß, Daß mein« Alma damit einver standen ist, mag es bewilligt sein. Dem Mutigen gehört di» Welt und —> meine Tochter! ,
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