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7 Diese Nummer umfaßt 6 Seiten. Die Die f! Ü altslavische Bank in Petersburg wird ihre Tätigkeit anfangs des nächsten Jahres ausnehmen und in Prag eine mit großen Geldmitteln ausgestatte Filiale ^er richten. Londoner Daily Mail läßt sich aus Bombay melden, daß in nächster Zeit ein Krieg zwischen England und Afghanistan bevorstehe. Der deutsch-russische Zwischenfall in Charbin hat damit einstweilen eine Lösung gefunden, daß die deutsche Flagge auf der strittigen Brauerei wieder eingezogen worden ist. Vnmnnvortlichec KeSakteur: kett, Xi-adria. di« Inserat« verantwortlich: Utrlter firaa». Beide in Aue i. Erzged. Druck und Verlag N««k vri» U.vtkl,»2k» m. t>. ks. in Au« i. Lezgrd. mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Illustriertes Lonntagsblatt. Sprechstvnb« der »«daktimi mit Auinahm« der Sonntag« nachmittag, von »—r Ahr. — Telegramm-Adreffe: Tageblatt Aue. — Fernsprecher L. Für unverlangt »ingesandt» Manuskript« kann Gewähr nicht geleistet werden. Das Wichtigste vom Lage. Das preußische Kriegsministcrium Hot sich gegen die mili» lärische Verwendbarkeit von Flugmaschinen in ihrer gegenwärtigen Gestalt ausgesprochen. Politische Tagesschau. Nu«, 8. Oktober. ' Die Reichstagsnachwahl in Eisenach hat auch die Demo kraten auf den Plan gerufen. Wie gemeldet wird, wird mit der am vorigen Dienstag in Eisenach abgehaltenen großen Agi- MtwnsverMnnlung, in der im Auftrage des Erfurter Demokratischen Verems der frühere Oberst Gädke sprach, die Absicht verfolgt, den Boden für eine demokratischeReichStagSkandi- datur vorzubereiten. Von den Führern dieser Parteigruppe wird beabsichtigt, als Kandidaten den früheren Oberst Gädke oder den bekannten Bürgermeister a. D., jetzigen Rechtsanwalt Schilling aufzustellen. * Erwägungen über die November-Ereignisse. Von Blättern aller Parteirtchtungen war die ReichSregierung iu ^teilweise sehr entschiedener Form ersucht worden, zu den neuen Enthüllungen und Darstellungen über die Novemberereignifse Stellung zu nehmen. Zur allgemeinen Ueberraschung hat die Nordd. Allg. Ztg. bisher kein Wort zur Rechtfertigung gebracht. Wie nun die Kieler N. N. aus bester Quelle erfahren, beschäftigt man sich im Reichskanzler amt zur Zeit mit der Erwägung, ob eine erneute offi- ziösc Erklärung bei dem beschränkten Umfange des dem Reichs kanzler zur Verfügung stehenden Materials die gewünschte Wirkung haben würde; denn bisher war das Aktenmaterial in den ver schiedenen Reichsämtern verteilt und naturgemäß fehlen über einige Vorgänge von großer politischer Wichtigkeit, so besonders über die zwischen dem Kaiser und dem Fürsten Bülow vor der Die Dauer -es menschlichen Levens. Nachdruck rerdotcn. Die Frage, wie alt ein Mensch eigen'lich werden kann, ist schon sehr ost aufgeworfen, aber noch niemals in einwandfreier Weise beantwortet worden. Heutzutage liest man zwar unter den Neuigkeiten, die die Zeitungen bringen, hier und da, daß irgend wo ein Mann oder eme Frau im hunderifünftcn oder hundert zehnten Jahre ihres Lebens gestorben sei. Was aber will dies heißen gegen die Ueberliefei ungen, die uns aus alten Zeiten vor liegen und die von noch ganz bedeutend höheren Lebensaltern be richten ! Von dem bekannten und als Beispiel sehr beliebten Methusalem soll hier gar keine Rede sein, denn nie wird jemand festznstellen vermögen, wie alt er eigentlich war, und wie so die Sage von seinem hohen Alter aufzutauchen vermochte. Auch von allen möglichen Altchemisten wie z. B. dem Grafen von St. Germain und anderen, die fick meist ein hohes Alter an dichteten oder gar behaupteten, daß sie zum so- und sovielsten Male auf der Welt seien, kann hier abgesehen werden. Ihre zweifelhaften Angaben sind zu durchsichtig, als das es nötig wäre, darüber auch nur ein einziges Wort zu verlieren! Die Fragen, die in erster Linie interessieren, sind zunächst die, obfrüher die Menschen wirklich älter wurden als heutzutage und dann, wie alt eigentlich die jetzigen Lebewesen, und zwar sowohl Men schen wie Tiere und Pflanzen werden können. Was nun die erste Frage, ob früher die Menschen älter wurden, als jetzt, betrifft, so ist noch keine einzige Tatsache ge funden word.n, die in einwandfreier Weise hierzu zu sprechen vermöchte. WaS Sage und Geschichte berichten, kommt überhaupt nicht in Betracht, da eine genaue Nachprüfung der Angaben nicht mehr möglich ist, und da bezüglich der Zeitangaben in längst vergangenen Jahrhunderten oder Jahrtausenden die größte Unsicherheit herrschte Genaue Register wurden nicht ge- führt, sider konnte seinen Namen so oft ändern als er nur wollte, der größte Teil aller Menschen war des Lesens und Schreibens unkundig und des Wertes der Zeit überhaupt nicht bewußt, fast alle ll.beriicferungeu pflanzten sich mündlich fort und unterlagen hierbei den gewöhnlichen Uebcrtreibungen — kurzum, ein AnhallS bedenke nur, um wieviel mehr der Mensch früher den Unbilden der Witterung ausgesetzt war, wieviel weniger er sich gegen seine Feinde zu schützen vermochte, wie er fast allen Krankheiten gegenüber machtlos blieb, deren Wesen er überhaupt nicht zu er- kennen vermochte, wie verdorbene Nahrungsmittel und ungesunde Wohnstätten ständig sein Leben bedrohten, und wie endlich Aber glaube, Unwissenheit und Ausschweifungen aller Art, über deren Folgen er sich nicht klar sein konnte, seine Existenz frühzeitig ver- Nichten mußtenI Erst vor kurzem hat ein Afrikaforscher berechnet, daß bei manchen Negerstämmen des inneren Afrikas, die unter ähnlichen Verhältnissen leben wie in vergangenen Zelten ein großer Teil der Menschheit, jedes Weib mindestens 20 Kinder zur Welt bringen muß, sonst geht der Stamm zugrunde, so sehr ist er fortwährenden Krankheiten, Ueberfällen durch wilde Tiere und anderen Feinden ausgesetzt I Aehnliche Fälle müssen früher überall geherrscht haben, und dies erklärt auch den reichen Kindersegen, der bei allen alten Völkern herrschte und herrschen mußte, wollten sie nicht untergehen. In Ueberetnstimmung mit diesen Erwägungen sind, wie schon erwähnt, die Funde, die man allüberall machte. Wo man auch Gräber öffnete, fast überall liegen darin Menschen in den Jahren, die wir heute die besten nennen, und nur selten findet man das Skelett eines alten Mannes oder einer alten Frau. Aber auch dann war, wie die Untersuchung ergeben, ihr Lebensalter kein höheres, als es heute auch zu fein pflegt. Der älteste be- kannte Ueberrest eines menschlichen Vorfahren ist der erst kürzlich aufgefundene fogenannte Homo Heidelbergensis — er war ein Jünglmg von vielleicht 20 bis 25 Jahren! Wenn wir dann weitergehen und die Hünengräber öffnen oder an den Trümmern des alten Babylon nachgraben, oder die ägyptischen Mumien unter- suchen — wir finden nie einen Menschen, von dem wir mit Sicher heit behaupten können, daß er über hundert Jahre alt gewesen ist, meist sind es junge Leute, die hier ein frühzeitige» Ende fanden! Wenn wir uns nun der zweiten Frage zuwenden und fragen, wie lange der Mensch denn eigentlich leben kann, so gibt es hierauf schon eine sicherere Antwort. Zunächst zeigt die Sta tistik, daß das weibliche Geschlecht im allgemeinen älter wird als das männliche. Ungalante Forscher wollen die» damit erklären daß das weniger intelligente Tier überhaupt länger lebt als da, punkt sind diese Berichte nicht: Halten wir uns hingegen an exaktere Beweise aus früheren Zeiten, insbesondere an Funde bei Ausgrabungen, die von der modernen Wissenschaft an den da bei zutage geförderten Skeletten und sonstigen Dingen »»'.'genommen wurden, so ergibt sich, daß keine einzige Tatsache dafür spricht, daß die Lebensdauer in vergangenen Epochen länger ge wesen ist als heutzutage. Ganz im Gegenteil! Es scheint viel mehr, daß man damals weniger lange gelebt hat, und dies ist ja auch erklärlich. Den Fortschritten der Medizin, und der Hygiene ist es innerhalb der letzten Jahrzehnte gelungen, die mitt lere Lebensdauer um ein ganz Bedeutendes hinaufzuschrauben, und die jetzige Generation lebt im Durchschnitt länger, als die vorhergehende, die vor 30 Jahren oder 40 in der Blüte ihres Daseins stand. Ties verdanken wir den vielfachen hygienischen Ver besserungen unserer Lebensweise, sowie der immer mehr um sich greifenden, auf der Erkenntnis vom Werte der Reinlich keit und rhrrn wohltuenden Folgen beruhenden Körperpflege. Aber nicht nur der einzelne Mensch trägt heutzutage mehr als früher dazu bei, sein Leben zu verlängern, sondern auch der Staat und die städtischen Gemeinwesen sind eifrigst be strebt, durch sanitäre Einrichtungen aller Art das Leben zu ver längern. Immer mehr verschwinden die engen und niedrigen licht- und lustarmen Behausungen, in denen man früher wohnte. Anstelle der finsteren und düsteren Gaffen, die noch aus ver- gang nen Jahrhunderten übrig geblieben sind, entstehen neue breite Verkehrswege, die Straße dient nicht mehr zum Abladen des Un rates, sie wird peinlich sauber gehalten. Alle Abfallstoffe werden durch eine geregelte Abfuhr entfernt, und der Boden, auf dem die Städte sich erheben, wird durch Kanalisation rein gehalten. Ucberall wendet man der Versorgung mit einwandsfreiem Trink- waffer die grüßte Aufmerksamkeit zu. Schon in der Schule be ginnt die Fürsorge für das Gedeihen des Körpers und sie be gleitet den modernen Kulturmenschen bis an sein Ende. Darf es uns da Wunder nehmen, daß dieses Ende heutzutage im Durch schnitt später erfolgt als es noch vor 30 oder 40 Jahren erfolgte, und ist da noch irgend ein Zweifel berechtigt, daß in früheren Jahrtausenden »der Jahrhunderten die Lebensdauer überhaupt keine so hohe gewesen sein kann, als sie es heutzutage ist? Man Die Frauenrechtlerinnen. In Berlin tagt augenblicklich der Verband fort schrittlicher F r a u en ve r e i ii e, der seit einer Reihe vvn Jahren besteht und die Ausdehnung der Frauenrechte im bürgerlichen und öffentlichen Leben anstrcbt. Man weiß, wie diese Bewegung in allen Ländern festen Fuß gefaßt hat, ohne daS allerdings bisher wesentliche Resultate zu erzielen gewesen wären. Selbst in der Schweiz, dem vielgepriesenen freien Lande, verhält man sich mit vereinzelten Ausnahmen ziemlich ablehnend, und auch in Nordamerika ist die Zahl vvn Frauen, die öffentliche Aemter bekleiden und dcrgl., ver hältnismäßig minimal. In letzter Zeit haben namentlich die englischen Frauenrechtlerinnen, die berühmten oder be rüchtigten Snffragettes, viel von sich reden gemacht, durch ihr exzentrisches Verhalten. Aber ihrer Sache ungemein ge- schadci, nnd durch ihr Auftreten eigentlich bewiesen, daß fie für das von ihnen Angestrebte noch lange nicht reif genug sind, obwohl sich manche alten Semester unter ihnen Ä- Hi V»zug»pr»i»: Durch unser« Botin fr«i in» Kau» monatlich so pfg. Bri d«r Seschästrstelle abgeholt monatlich «o pfg. und wSchentlich w pfg. — B«t brr Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich ,.so Mk. — Durch >«n Briefträger frei ins Baus vierteljährlich i.y2 Mk. — Einzeln« Nummer >o pfg. — Deutscher Postzeitungs katalog. — Erscheint täglich in den Mittagsstunden, mit Ausnahme von Sonn- und Feiertagen. "" " " --- zweckmäßig wäre, das weibliche Element zur Jugendfürsorge hinzuzuziehen, so ist damit noch keineswegs gesagt, daß man auch die Frauen zum Schöfscnamt oder gar noch weiter zulassen müsse. Der Charakter der Frau ist nun einmal ein ganz anderer als der des Mannes. Dieser Gegensatz wird sich auch in Jahr hunderten nicht überbrücken lassen, und selbst wenn den Frauen noch eine ganze Reihe von Rechten eingeräumt werden sollte, so würde sich eine vollständige Gleichstellung zwischen Mann und Frau schwerlich jemals ermöglichen, wenn nicht der Staat selber darunter leiden müßte. befinden sollen. Das englische Beispiel schien auf einige weibliche Hitzköpfe in Deutschland ansteckend zu wirken, inan sprach davon, daß gelegentlich des erwähnten Verbands tages die deutschen Frauenrechtlerinnen einen Demon- strativnsumzug veranstalten wollten. Glücklicherweise hat man davon Abstand genommen, denn die ganze Sache wäre zweifellos bei der in Berlin herrschenden Stimmung dem Fluche der Lächerlichkeit verfallen- Immerhin aber standen auf der Tagesordnung dieses Kongreßprogramms Punkte, die gleichsfalls weit über das Ziel hinaus schossen und Forderungen aussprachen, die sich in absehbarer Zeit in keiner Weise erfüllen lafsen. Gewiß ist es taktisch begreiflich, daß man bei der Auf stellung vvn Fvrdcrnngen möglichst weit geht, uni wenigstens etwas zu erreichen, und es läßt sich keineswegs leugnen, daß die Frauenbewegung auch bei uns in Deutschland eine Reihe von Erfolgen erzielt hat. Andererseits aber müssen sich die Führerinnen eben davor hüten, gar zu weit zu gehen, andernfalls ein Rückschlag nicht ausbleiben würde. Die heutigen Zeitverhältnisse, der schwere Kampf ums Da sein, bringen es mit sich, daß ein großer Teil der Frauen ihrem eigentlichen Berufe im Hause nicht zugeführt werden kann, sondern daß sie selber hinaus müssen, und es liegt auf der Hand, daß ihrem Betätigungsdrangs ein gewisses Feld cingeräumt werden muß, und in dieser Hinsicht ist in den letzten Jahren gar manches geschehen. Eine ganze Reihe von Berufen sind den Frauen eröffnet worden, auch das akademische Studium, Verleihung akademischer Grade und Ablegung des Staatsexamens ist ihnen viel ermöglicht worden, und die vollständige Reform des höheren Mädchenschulwesens hat der Heranwachsenden weib lichen Jugend gleichfalls weitere Wege eröffnet. Ebenso sehen wir, daß eine ganze Reihe kommunale Verwaltungen es ver standen haben, auch Frauen zum städtischen Dienst als Ehren beamte, namentlich auf dem Gebiete der Armen- und Waisen pflege heranzuziehen, wohl durchaus gute Erfahrungen gemacht worden sind. Es wäre töricht, behaupten zu wollen, daß diese Wendung von selber gekommen wäre, ohne daß es Lazu eines Anstoßes aus den beteiligten Kreisen bedurft halte. Indessen soll man nie über das augenblicklich Erreichbare hinausgehen und sich zu Forderungen versteigen, wie sie mf dem Verbandstage der fortschrittlichen Frauen erhoben wurden. Besonders ist die For derung der Mitwirkung von Frauen auf dem Gebiete der Rechts pflege vollständig verfrüht und wenn es vielleicht auch nicht un Freitag, 8. Oktober 1909. vilt wt SSO0 uHIttli Mm»,«, «r. 234. vierter Jahrgang Huer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge