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- » — M-nI»«. 17. S!k»r»ar l»»8. »<2m! »--»» LEngch-MM. und Anzeiger für das Erzgebirge veraniwoellicher Redakteur: Fritz Arnholb Für dl« Inserate verantwortlich: lv alter raus beide in Aue. mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Illustriertes Sonntagsblatt. Sprechstunde der Redaktion mit Ausnahme der Sonntage nachmittags von 4—5 Uhr. — Telegramm.Adreffc: Tageblatt Aue. — Fernsprecher 88. Für unverlangt eingesandte Manuskripte kann Gewähr nicht geleistet werde». vruek und Verlag Gebrüder Beuthner (Znh.: Paul Beuthner) in Aue. Bezugspreis: Durch unsere Boten frei ins Hau; monatlich so pfg. Bei der Geschäftsstelle abgeholt monatlich 4v Psg. und wdchentlich so pfg. — Bei der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich i.so Mk. — Durch den Briefträger frei ins Kaur vierteljährlich >.)2 Mk. — Einzelne Nummer io pfg. — Deutscher postzeitungs- katalog. — Erscheint täglich tn den Mittagsstunden, mit Ausnahme von Sonn- und Feiertagen. Annahme von Anzeigen bis spätestens g'/, Uhr vormittags. Für Aufnahme von grdßeren Anzeigen an bestimmten Stellen kann nur dann gebürgt werden, wenn sie am Tage vorher bei uns eingehen. Jnsertisnspreir: Vie sicbengespaltene Korpuszeile oder deren Raum zo pfg., Reklamen 2S Psg. Lei größeren Aufträgen entsprechender Rabatt. Diese Nr*innrer rrnrsntzt 6 Seiten Das Wichtigste vom Tage. In Chemnitz sand gestern eine nationallibcrale V e r t r a n c n s in ä n n e r v e r s a ni in l u n g für den ft, 15 bis 17 und lft bis 21 Wahlkreis stall, worauf RcichstagSabg. Weber- Lübau einen Vortrag über die allgemeine politische Lage hielt. (S. Art. I. Hptbl.) Die Ziehung der Lo'terie zum Besten desSächsischen Krüppelheims aus R a ch l a ß - G e g e n st ä n d e n der Kö n t g i n w i t w e Carola findet bereits am 2 4. Fcl> ruar statt. (S. Kgr. Schs.) G Die z w e i n » d s i e b e n z i g Verschütteten bei der Grubenerplosion in Natal sind rettungslos v? r - loren. (S. N. a. a. W.) O Die Gerüchte von ernsten, kriegSbcdrohlichen Verwickelungen zwischen Rußland und her Türkei verstärken sich. (S. Leitart.) In Rom fanden gestern Demonstrationen gegen die in der Kammer bevorstehende Beratung des Religions unterrichts in den Schulen statt, die zu Zusa in m e n- stSben mit der Polizei führten. (S. pol. Tgssch.) Der Kampf um -en Balkan Kriegsgerüchte. Das Sandschakbahnprojekt, das Hauptstück des österreichischen Valkanprogramms, hat in ganz Europa eine Staubwolke ausgew.rbelt, die die politische Lage vollständig ver dunkelt. Man kennt sich nicht mehr recht aus. Gestern noch stand die Friedenssonne strahlend am Firmament, heute scheint der politische Himmel plötzlich mit drohenden Wolken bedeckt. Aus Nord, Ost, West und Süd weiß der Telegraph von Kriegs gerüchten zu melden. Der alte Streit um den Balkan, der durch das Mürzstegcr Ueberrinkommen endgültig begraben schien, soll wieder auflodern. Einstweilen wird der Krieg allerdings nur mit Druckerschwärze geführt. Es sind unsere alten lieben Freunde in England, Frankreich, Italien und Rußland, die ihre Preßtreibercien diesmal statt gegen uns gegen Oe st erreich richten. Der Tenor der Alarmnachrichten ist der: Die Türkei plant, durch Deutschland ausgcstachelt, einen Angriffskrieg gegen Ruhland, die österreichisch-russische Mißstimmung droht zum Ab bruch der Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu führen. So berichtet ein Privat-Telegramm der Berliner Morgenpost aus London: Der Morningpost wird aus St. Petersburg gemeldet, daß größere türkische TrupPenmassen von Bayazet aus gegen die russische Kaukasusgrenze in Bewegung sind. Unter der mohamedanischeu Bevölkerung in Kars und Eriwan macht sich eine seindseligeStimmunggegendicRussen geltend, die große Besorgnis erregt. Beamte und Kaufleute senden ihre Familien nordwärts nach Tislis. Bier russische Divisionen werden nach dem Kaukasus gesandt, um gegen Zwi schenfälle gesichert zu sein. Einem Telegramm aus Petersburg zufolge veröffent lichen dortige Blätter Depeschen aus Tislis, nach denen man dort viel über einen unvermeidlichen Zusammenstoß mit der Türkei spreche, der im Frühling, spätestens April, erfolgen werde. Der Tifliser Listol läßt sich von seinem Konstantinopeler Korre spondenten berichten, daß dort fieberhaft an Kriegsvorbe reitungen gearbeitet werde, wozu D e u t s ch l a n d die Türkei ausstachele. Sehr ernst lautet ein Telegramm aus Petersburg, nach dem die Duma die Entsendung von VOVOOMann Trup pen zur Verstärkung des Grenzichutzes im Südosten des Reiches genehmigte. Im Einklang hiermit steht das folgende Telegramm des Petersburger Spezial-Korrespondenten des genannten Ber liner Blattes: Petersburg. Die Alarmnachrichten aus der Türkei über stürzen sich und es herrscht hier eine nervöse Spannung. Aus Kiew, Odessa und Kasan wird gemeldet, daß dort teil weise Mobilmachungen der Truppen befohlen worden seien, zur Verstärkung der im Kaukasus stehenden Streitkräfte. Die Artikel der Petersburger Presse lauten fortgesetzt höchst kriegerisch. Zn Wien ist man über die Quertreibereien in der italieni schen und russischen Presse erbittert. Das offiziöse K. K. Korre- spondenzburcau nimmt sich sogar die Mühe, eine Mitteilung der Nowoje Wremja, wonach Oesterreich-Ungarn sich bei der Pforte um das ausschließliche Recht auf alle Konzessionen in den Wila- jets Kossovo und Saloniki bewerbe, zu dementieren. Diese Nach richt sei offenbar erfunden, um der Agitation der russischen Presse gegen Oesterreich-Ungarn neue Nahrung zuzuführen. Rußlands Grgenprojekt. Rußland hat auf das Sandschakbahnprojekt bereits mit einem Gegcirprojekt geantwortet, und zwar mit dem Plan einer Do- u a u - A d r i a - B a h n , die, durch Bosnien und Albanien füh rend, eine direkte Verbindung zwischen Südrußland und dem Adriatischen Meer schaffen soll. Um gewiße Bestimmungen des Berliner Vertrages zu umgehen, die Oesterreich das Recht der Polizei im Sandschak Novibazar und einer Einflußnahme aus die Straßen- und Bahnbauten in Montenegro cinräumen, soll die Linie in Albanien enden. In Oesterreich nimmt man diese Nach richt mit vollkommener Ruhe auf, da man wahrscheinlich ganz richtig in einer gesunden wirtschaftlichen Konkurrenz die beste Lösung der politischen Gegensätze erblickt. Die offiziöse Politische Korrespondenz in Wien erklärt sogar, daß eine Vermehrung der Bahnen in Mazedonien die beste Reformation zur Beruhigung Mazedoniens wäre. Gifte. Bon Dr. R. Ploah. In neuester Zeit haben manche Fabriken von Konserven einen heftigen Kampf gegen die Auffassung mancher Richter ge führt, daß kleine Mengen von Küpser dem menschlich n Orga nismus schädlich seien. Auch die Gelehrtenwelt hat sich darauf mit dieser Frage sehr eingehend beschäftigt, und die Mehrzahl der Streiter und Sachverständigen hat sich fv r das Kupfer aus gesprochen. So steht denn jetzt die Meinung fest, daß selbst eine fortgesetzte Einführung von kleinen Kupfenmengen in den mensch lichen Magen und Gesamtorganismus nicht schädlich sei. Die Wissenschaft hat nachgewiesen, daß man Szmren von Kupfer in den meisten Pflanzen und im Organismus aller Säugetiere als steten Bestandteil findet. Alle Pflanzen und Fleischsorten, die der Mensch genießt, enthalten Spuren von Küpser. So beispiels weise: 1000 Gramm Getreide enthielten 0,01 Gramm Kupfer: 1000 Gramm Kakao 0,015 Gramm. Zn einem Kilo Aprikosen sand man bei verschiedenen Analysen verschiedener Sorten 0,002 bis 0,008 Gramm Kupfer. Bei Menschen und Tieren findet man Kupfer hauptsächlich in der Leber. Bei vielen Mollusken ver tritt sogar das Kupfer die Rolle des Eilens im menschlichen Blute. Während sich in 1000 Gramm Och'ensleisch nur 0,001 Kupfer vorfand, enthielt die gleiche Menge Rindsleber den sechs fachen Kupfergehalt. Da eine große Anzahl vor Vergiftungs fällen, die durch den Genuß von kupferhaltigen Konserven vor gekommen waren, nicht mit unfehlbarer Sicherheit auf die Wir kung des Kupfers zurückgeführt werden konnten, sondern wahr- fchejnlicher eine Folge d?x Pflanzen- oder Fäulnisgtfte waren, die sich durch die lange Aufbewahrung oder mangelhafte Zu bereitung in den Konserven gebildet und entwickelt hatten, so suchten verschiedene namhafte Chemiker allen Zweifel zu heben durch Anstellung von Versuchen an Menschen. Diese Untersuch ungen haben die Annahme bestätigt, daß Kupfer in geringen Mengen genossen, dem menschlichen Organismus keinen Scha den.-usügt. Es haben ein« große Anzahl von Personen täglich - in ihren Speisen 0,025 Gramm Kupfer genoßen, ohne daß bei irgend einem von ihnen auch nur die geringste giftige Wirkung sestzustellen war. Da nun im Handel eine geringe Färbung mancher Pflan- zen-Konserven zur besseren Verkäuflichkeit erwünscht ist, und da ferner eine solch' höchst wünschenswerte Färbung mit weniger als 0,025 Gramm Küpser aus 1000 Gramm Konserven erzielt werden kann, so liegt es im Jntereße einer weitverbreiteten und lohnen den Industrie, daß 0,025 Gramm Küpser im Höchstgehalt von der Regierung nicht beanstandet und bestraft werden sollten. In Frankreich und Italien ist man in diesem Punkte sehr tolerant, da in beiden Ländern sogar ein Höchstgehalt von 0,04 Kupfer in den Konserven gestattet ist. Die Gefahr der Vergiftung durch Küpser beim Genuß von Konserven liegt daher weit weniger nahe als die schädlichen Folgen einer zulangen Aufbewah rung. Wer besorgt für seine Gesundheit ist, sollte Konserven, gleichviel ob Früchte, Gemüse oder Fleisch, die über ein Jahr alt sind, überhaupt nicht genießen. Bei dieser Gelegenheit können wir die Bemerkung nicht unterdrücken, daß überhaupt aus dem Gebiete der Toxikologie oder Giftlehrc auch in den weitesten Kreisen eine unglaubliche Unkenntnis und eine übertriebene Acngstlichkeit herrscht. Das liegt zum großen Teil sogar an den Leuten, die ihre Mitmenschen bilden und aufklären sollten, an den Schriftstellern nämlich. In gar vielen Romanen oder Dramen starben die Helden oder Heldinnen, indem sie eine vergiftete Blume an die Lippen führen oder indem sie einen mit Giftstoff getränkten Brief öffnen und lesen. Die Wissenschaft aber lehrt, daß es von Adam an bis auf den heutigen Tag kein Gift gegeben hat, das so heimlich, so schnell und so sicher tötet, wie die Dichter es angegeben haben. Gewiß gibt es Gifte, die im gasförmigen Zustande höchst gefährlich wirken, aber es ist vollkommen unmöglich, diese einen Meirichen heimlich etnatmen zu laßen. Das gefährlichste dieser Gifte ist die Blausäure, aber dieses Gift hat erstens einen so starken Geruch nach bitteren Mandeln und besitzt zweitens einen so hohen Grad von Flüssig keit, daß es auf Blumen oder in Briefen garnicht zu übermit teln ist. - ' . Weiter sind in der Angelegenheit die folgenden telegraphi schen Meldungen cingegangen: " Wien, 16. Februar. Ein h o ch o f f i z i ö se s Entrastlet des Fremdenblattes drückt sein Erstaunen darüber aus, daß russisch« und französische Blätter das Projekt der Sandschackbahn als eine für Rußland ernste politische Ucberraschung bezeichnen. Abgesehen davon, daß die Behandlung dieses Gegenstandes als politisches Ereignis gar nicht am Platze sei, unternehme die österreichische Regierung nur einen Schritt, die seine er schöpfenden Gründe in wirtschaftlichen Momenten finde, und werde damit nur ein vertragsmäßiges Recht ausge- Ubt, das Oesterreich-Ungarn mit Zustimmung der Signatur smächte, also auch Rußland und Frankreich, erlangte. " Belgrad, 16. Februar. Als vor zwei Tagen in der Sku p- tschina ein oppositioneller Abgeordneter an den Ministerprä sidenten Pasitsch die Frage richtete, was er über die Gestal tung der Sandschackbahnfrage meine, antwortete Pasitsch ärger lich, hierüber sich nicht äußern zu wollen. Tatsächlich ist man Uber diesen Erfolg Oesterreichs in Regierungskreisen ver stimmt, ohne aber dem Groll öffentlich Ausdruck zu geben. Die ossiziöse Preße hüllt sich in t i e f e s S ch w e i g e n und nur einige unabhängige Blätter äußern sich über diese Frage, die sie als einen neuen Schlag für die serbisch« nationale Sache und eine wichtige Etappe Oesterreichs in seinem Vordringen zum Aegäischen Meer betrachten. Rattonalliberale Parteiversammlnng. Chemnitz, 17. Februar. 8. Am gestrigen Sonntag, den 16. Februar, normitlag» 11 Uhr sand iui Kaufmännischen Vereliishaus zu Chemnitz eine Sitzung von Verirauensleuten aller Wahlkreise statt, die sich für die Finanzierung des Chemnitzer Parteisekretariats zusannnengetan haben, also auch der 15. WählerkreiS, dem Aue angehört. Die Versammlung, die von zahlreichen Vertretern aller zum Chemnitzer Aktionsbezirk gehörigen Wahlkreise (v, 15—17, >9—21) besucht war, wurde von Herrn Landtagsabg. Langhammcr (in Ver tretung des erkrankten Vorsitzenden des Sckretariatsausschusseö) mit Worten freundlicher Begrüßung eröffnet. Zünächst erstattete der zweite Vorsitzende des Chemnitzer Vereins, Herr Dr. Grote. Bericht über die Kaffcnverhältnisse, an dem sich eine lebhafte Aussprache anschloß, aus den hervorzuheben ist, daß die finanzielle Basis des Chemnitzer Sekretariats ftlr die Zukunft gesichert ist Hierauf gab der Parteisekretär D r. Günther eine Uebersicht über die Arbeit der Geschäftsstelle. Es sind bis jetzt 1b neue nationalliberale Vereinigungen innerhalb des Bezirks gegründet worden. Der Geschäftsführer hat an einer größeren Reihe von Orten des Bezirks gesprochen. Auch an diesen Bericht schloß sich eine Aussprache an, in der verschiedene Vertreter beherzigenswerte Wünsche zum Ausdruck brachten. Sehr lebhafte Zustimmung sand der Vorschlag, die Vertrauensleute de« Bezirks häufiger zu Besprechungen brennender TageSsragen zu- saminenzubernien,- dabei soll mit dem Ort jeweils geweckselt wer- Goethe als großer Naturwissenschaftler und Schiller als Arzt vermieden solche Unmöglichkeiten in ihren dichterischen Werken, und selbst Shakespeare läßt sich für seine Zeit wenig zuschulden kommen, nur wenn er das Rezept zu dem todes ähnlichen Schlaf der Julia hätte nennen sollen, wäre er in große Verlegenheit geraten. Auf den Kenner kann es beispielsweise nur komisch wirken, wenn Adrienne Lecouvreur im gleichnamigen Trauerspiel aus einem Kästchen einen Blumenstrauß nimmt, diesen an ihre Lippen führt. Ebenso belustigend wirkt ev auf den Fachmann, wenn aus der Bühne Menschen durch zwei bren nende Kerzen, wie im letzten Akt der Bartholomäusnacht, ver giftet werden sollen. Zn dem modernen Lustiwiel: Herr und Frau Hippokrates läßt der Verfasser ein junges hübsches Mädchen von einem Gemisch gleicher Teile Karbolsäure und Arnika tinktur einen Eßlöffel voll in den Mund nehmen und trotzdem heiter und mit rosigen Lippen weiter spielen. Wenn der Autor gewußt hätte, welche Brandwunden seine Mischung auf der menschlichen Haut Hervorrusen muß, so würde er wohl ein ande res Mittel genommen haben. Es dürfte zu weit führen, noch andere grobe wissenschaftliche Irrtümer selbst in guten Romanen und Dramen anzusühren, nur eine sei noch festgenagelt. In vielen Büchern kann man die Behauptung lesen, im Mittelalter hätte man me h r Gifte gekannt als heute. Das ist absolut un- w a h r! Es gab wohl mehrGift Mischer damals als heute, aber Eiste selbst kannte man weit wenigerals heute. Der niedrige Stand der Wissenschaften, und ganz besonders der ana lytischen Chemie machte es in früheren Jahrhunderten möglich, daß Giftmischer Jahrzehnte lang ihr verbrecherisches Treiber un- entdeckt fortsehen konnten. Dieser Umstand erklärt sich dadurch, daß die Bereitungsweise zwei der stärksten Gifte, nSmlich des Arseniks und des Ouecksilbersublimats schon um das Jahr 800 bekannt war, während man das Vorhandensein dieser Gifte im tierischen Organismus nicht nachweisen konnte. Da war cs kein Wunder, daß unentdeckt viel« Menschen durch Arsenik und Sublimat vergiftet wurden, zumal diese beiden Gift« ganz ohne Geruch und fast ohne Geschmack und von höchst starker Wirkung find. Alle anderen starken Gift« wie Atro-