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Mittwoch, 8. September 1SVS. Veit ikr »800 Mnti »mintn! Rr. 208. vierter JahrgaoA 5luer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge Verantwortlicher Redakteur: rrin Arvkottl. Für dir Znserate verantwortlich: Witter ttraur. Beide in Aue i. Lrzgeb. mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Illustriertes Lonntagsblatt. Sprechstunde d« Redaktion mit Ausnahme der Sonntage nachmittags von i—d Uhu — lelegramm-Adreff«: Tageblatt Au». — Fernsprecher iS. Für unverlangt «ingesandt» Manoskripi« kann Gewähr nicht geleistet werden. Druck und Verlag User vri«-«. llerieir «ree»»»«» m. b. in Aue i. Lrzgeb. Bezugspreis: Durch unser« Boten frei ins lsau» monatlich so pfg. 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Den Ga st wirten in Leipzig wurde, angeblich von einer dortigen Großbank, ein T> arlehn von 8 Millionen Mark zur Ablösung der B r a n c r e i d arl e h e n zur Verfügung gestellt. * Die Herb st reisen des Zarenpaares nach Italien und Konstantinopel wurden wegen Krankheit derZarin aufgegeben. Der Revolutionär Burtscheff erklärte in vier 0 der sechs Wochen mit neuen Enthüllungen auf treten zu wollen. DaS Jrade über die Auflösung des Genralin- spektvrats in Mazedonien ist publiziert worden. Nach den neuesten Meldungen ist es wahrscheinlich, daß Peary denNordpol nach Cook erreicht hat. Mutmaßliche Wit:«rang am 9. September: Ostwind, heiter, warm, trocken, -Mr. Ror- und Süd. Im lieblichen Sckwab-.nlande finden in diesem Jahre die Kaisermanöoer statt, ir. einem Umfange wie wir ihn selbst bei den größten Mcnövcrn bisher noch nicht gesehen haben. Namentlich süddeutsche Militärkonrignente find daran beteilig:, auch Dauern, und ein bay <. ri; wer Prinz ist es, der die eine der beiden kämpfenden Parrcien führt. Es ist ja nicht das erste Mal, oaß bayerische Truppen unter den Augen des Kaisers ihre Uebungen abhalten, immerhin aber ist es ein erfreuliches Zei chen, mit welcher Bcreilwivigkeit Bayern sich dem Rahmen ein fügt, obwohl Lurch die Eonocrolmochungen bei Errichtung des deutschen Reiches im Engeniag zu den anderen Bunlorsstaate.r die bayerischen Truppen nu- - n. Kriegsfälle dem Kaiser unterstehen. Von -er Jla. Briefe eines Auers aus der internationalen Luftschiss- sabrts-Auestellung. (Originnlbericht für das Auer Tageblatt.) Frankfurt a. M 7. September. In dem letzten Jahrzehnt, seitdem die Pioniere dec Luit schiffahrt und der ve,schied« U','tigsten Flugtechniken miteinander im Erfolg wetteifern, li'ee.e sich in verhältnismäßig kurzer Zeit bei Interessenten sowohl wie bei Militärbehörden, bei Vereinen, wie auch bei zublioichon Einzelpersonen der Plan, eine internationale ^ustsn isschrts-Ausstellung ins Leben zu ruiei'. Knapp vor Jal-resfrist stimmte man auch in der alten ehrwürdigen Reichsstadt am Main dem Auftrage zu, die Aus stellung für Frankfurt zu iilnrnehmen, da sie in Miiinchen, wo sie ursprünglich geplant war, nicht festen Boden zu fasten vermochte. Gerade die letzten epochemach>rdcn Erfolge Zeppelins im ver flossenen Jahre waren es mit gewesen, die alle Welt in Helle Begeisterung versetzte. Ein lenltnneL Luftschiff war konstruiert worden, das Len Erwartungen nicht allein entsprach, sondern sie noch übertraf. Dem lange ersthnten Ziele war man mit einem Schlage nahe gekommen. Das allgemeine Interest« wanore sich urplötzlich der Lujichistahrt zu. Mit welchem Feuereifer das geschah, dafür zeugt der Beweis, daß die gesamte deutsche Nation dem grellen Grafen Zeppebrn materiell beisprang, als das bedauerliche Unglück bei Echrcrdingen über ihn hereinbrach. Weite Kreise aber zogen auch die Erfindungen uüd Leistungen der übrigen deutschen Mwotlustschissbauer, wie die von Major von Parseoal und Groß. Diese Errungenschaften auf dem Gebiete der modernen Lust- fchissahrt. (auch im Ausland«, besonders in Frankreich) sporn ten immer mehr und m,hr die maßgebendsten und kapitalkräf tigen Kreise an, den Avsstellurgsplan zu verwirklichen. Diese sollte Zeugnis ablegen ron all den Erzeugnisten und dem techni Man hat in früheren Jahren gegen diesem Entgegenkom men in gewissen Kreisen gewctrcrt und darin eine Verpreußung der lbayerisck-en Armee eiblicten wollen, man ist aber schlieglich doch verstimmt, weil man wohl eiasah, daß die Gleichmäßigkeit in der Ausbildung der knutschen Truppen ja auch Bayern selbst zugut kommt, lleberdies ist ja auch ein bayerischer Prinz Gene- relinspekteur mehrerer preug ., cher Armeekorps und betrach tet dies Amr keineswegs als eine äußere Würde, sondern erfüllt sehr genau die Lblregenhciien dieses Amtes. Man hat bis vor wenigen Jahren über die Anlage derartig umfangreicher Manöver verschiedentlich sich aufgeregt, aber man ist doch zur Erkenntnis gekommen, daß hierdurch die Kriegsbereitschaft nicht bloß der Truppen, sondern in erster Linie auch die Ausbildung der Oberführer ganz bedeutend g-fordert wird, zumal man mehr und mehr davon abgckommen rst, schöne Manöverbilder zu stei len, vielmehr alles möglichst k ciegsähnlich gestaltet. So werden beispielsweise die bei dieser Gelegenheit üblichen Kaiser paraden mehrere Tage vor Beginn der eigentlichen Uebungen abgehalten, um den lriegsmaßigcn Gang der Manöver nicht zu beeinträchtigen. Die Kaiserparaden geben dem Monarchen aber auch Ge legenheit, mit oer Bcvollcrung in nähere Berührung zn kommen und mit deren gewählten Vertretern Rede und Ant wort zu wechseln. Diesmal ist dem Kaiser ckn festlicher Empfang in Stuttgart zuteil geworden, und er hat Gelegenheit ge- ncmmen, trotz des gleichsam kin'gerischen Zwecks seines Aufent haltes eine Rede zu halren, die das hohe Lied des Friedens singt und der Friedensliebe Deutschlands Ausdruck verleiht. Die kurze aber irotzvem nicht minder inoal,reiche Rede betonte vor allem die Einigkeit des deutschen Vclkcs, durch die der Weltfrie den gesichert sei, und es ist gut, daß der Monarch aus diese Einigkeit der deutschen Stämme hinweist, in einem Augenblick, wo er auf süddeutschem Boden weilt. Trotz 1870 hat es noch immer eine Mainlinie gegeben, und es haben sich manche Zwischenfälle zugerragen, die - inrr wirklich guten und dauernden Ueberbrückung hindernd im Wege standen. In Süddeutschland Gülte lange Jahre, speziell in Vaye:.r, Partikularismus, wo er auch jetzt noch zuweilen vor übergehend emporlodert, aber andererseits ist auch im Nor den gesündigt worden. Bestimmungen zwischen Berlin und München sind nicht ausgeblieben und auch im preußischen Land tage hat ev an partikularistischen Regungen gegenüber dem Reichsgedanken nicht gefehlt. Gewiß ist vieles besser gewor den, der deutschen Einheit droht keine Gefahr, aber doch ist es gut, wenn sich Gelegenheiten ergeben, um einander näherzutreten, und in dieser Hinsicht werden hoffentlich auch die Kaifermanöver außer ihren militärischen Zielen auch friedlichen Zwecken nutzbar sein und einer noch festeren Verkittung zwischen Nord und Süd führen, wofür kaum etwas geeigneter ist, als die ge- L' winnende Persönlichkeit Wilhelms II. Politische Tagesschau. Aue, 8. September. " Der Besuch des Reichskanzlers in Wien. Die Fahrt des Reichskanzlers nach Wien zur Vorstellung beim Kaiser Franz Joseph ist, nach den jetzt gnressenen Dispositionen auf den 2 0. September festgesetzt worden Fest steht ferner, daß die Reise nach München am 17. Septemsber erfolgen soll, wäh rend über Besuche in Dresden, Stuttgart usw. bis jetzt Anordnungen noch nicht getroffen sind. * Aufenthalt griechischer Prinzen in Deutschland. Das grie chische Amtsblatt recösientlicht lne Dekrete, durch die dem Prin zen Christoph ein dreijähriger Urlaub nach Deuschland and dem Prinzen Georg, dem Sohne des Thronfolgers, ein zwei, jähriger Aufenthalt zur Vcll-ndung seiner Studien in Deutsch land erteilt wird. — Die Dekrete, durch die der Thronfol ger und Prinz Nikolaus zur Disposition gestellt wer den, sind unterzeichnet. Sic sollen Heute amtlich bekanntge- gcben iverden." * Noch ein Gesetz über die Talonstcuer. Die Nordd. Allg. Ztg. bestätigt offiziös, daß die Absicht fortbesteht, die gesetzgebenden Faktoren des Reiches nochmals mit der Talonsteuer zu oefasten. Dieser Weg bietet nämlich die Möglichkeit, einerseits der vor zeitigen Ausgabe von Coupons und Dioidendenbogen durch spezialisierte« Vorschriften entgegenzutreten, als es im Rahmen der Ausführungsbestimmungen geschehen konnte, andererseits auch sonstige Fragen der Stempelgesetze in einer über die Ausführungs bestimmungen des Bundesrates hinausgehenden Weise gesetzlich zu ordnen. — Der Reichstag wird also das Vergnügen haben, das jetzige Gesetz über die Talonsteuer, das infolge des Schnelligkeits rekords, den man in der Erledigung der Reichsfinanzreform er zielte, völlig unzureichend redigiert war, sofort wieder Umzumodeln. * Türkische Grenzunr ihen. Fünf Master holende türkische Soldaten wuöüen an der mor.cnügnnischen Grenze bei Teschter- kule von Montenegrinern beschoßen. Zwei Mann wurden getötet und drei rerwundet. Bei Rodolahan in der Ilm- gebung von Eustinye wurde türkisches Militär von Alba- schen Gewerbefleiß auf dem Gebiete der neuzeitlichen Luftschiff fahrt. Auf engen Raum sollte konzentriert werden, was den modernen Menschen von der Lustschiffahrt interessiert. Denn nur wenigen Sterblichen war es seither vergönnt, einen Moroc- öallen zu Gesicht zu lctommen, »der gar einen solchen im Fluge zu sehen. Alles oas sollte nun dir internationale Luftschisfahrt- Ansstellung vermitteln. So entwickelte sich die Ausstellung zu ibrec jetzigen Größe und Fionksvrt a. M. beherbergt damit als erste deutsche Stadt eine bis jetzt noch unbekannt gewesene Art vcn Ausstellungen. Am 10. Juli 1909 cfsi ete die Ausstellung ihre gastlichen Pforten. Durch das Slbkör-vi g-wersahren benennt sich die Internationale Luftichnfinrr-Ausstellung praktisch nach den Anfangsbuchstaben I l. .r. Muhe und Arbeit mag es gekostet haben, die Vorbereitungen für eine 'olche umfassende Aufstellung zu bewältigen. Als Präsident fungiert d.r Geheime Kommerzienrat Dr. Gans, ein erfahrener Frankfurter Gioßkaufman. Den Major a. D. von Tschudi aus Ber-in aeuann man als technischen Lei ter und Direktor. Er ist ein Praktiker vor Luftschiffahrt. Nebenher aber b.stcllte man einen großen Apparat von Hilfs kräften mannigfachster Art. Was die finanzielle Seite, das Rückmark der Veranstaltung anlangt, so wurde in ganz kurzer Zeil ein Earan'ieionds in Höhe von über eine Million Mark zusammengebracht, abges.hcn von den zahlreich gestifte ten großen Preisen. Ul a. stiftete die Stadt Frankfurt einen solchen von 20 000 Mark. Aber auch fder Opferwilligkeit der Bürger sei hier Erwähnung g-stan. denn es flössen reichlich über 10 000 Mark der Jla zu! Und etwas rechtes ist aus diesem Unternehmen geworden. Die Riesenhalle, die sich auf denr Gelände des Hohcnzollern-Platzes .nahe dem Hauptbahnhofe, bef ndet. stellt einen Prachtau dar. Dis mächtig«' hochragende kupelförmige Bekrönung aus Glas wirkt mit dem reichen Flag gen- und Guirlandenschmuck als ein selbständiges gefälliges Gan zes. Der Flächenraum der Holle beträgt 6000 Qudratmetcr., Auf diesem Areal breitet sich deutscher Erfindergeist und deut sche Industrie aus, die Erfolge deutscher Aeronautiker in Ver bindung mit der heimischen industriellen Leistungsfähigteil. Die Ausstellung selbst ist vompös. Jetzt fix und fertig, bie tet sic ein äußerlich ichmuckes, innen aber ein reizendes, luxuriö ses Bild. Die Ausstellung irmfaßt Iß Gruppen: 1. Dis Ballonfabrikation vom Rohmaterial bis zur endgültigen Fer tigstellung 2. Motoiballonlau, Zeichnungen usw. 3. Frei- und Fesselballons mit Ausstaltui hs-vbehör, Ballongeschützs, Ballon halle». 4. Signaldienst und deren Hilfszweige. 5. Die Füll stoffe wie Gas usw. 6. Wissenschaftliches der Lustschisfahrt, und ihre Entwicklung, Fiug'chstfahrt, Drachenstationen und deren Einrichtungen. 7. Az parate der verschiedensten Indu strien, soweit sie die Lrfrschijsohrt betreffen. 8. Ausrüstungen, 9. Flugapparate. 10. Motore und ähnliche Maschinen. 11. Kunstgegenstände, welche die Lusijchiffahrt berühren. 12. Spiel- warenabteilung. Den ersten Blick bei Bem ten des Ausstellungsgebäudes trifft die gelben Kesselüallons, die in verschiedenen Stadien der Entstehung, wie der Stossu eberei, Gummierung, deren Dich- tungsvcrfahren, der Seilerei und Korbflechterei in ihrer Ver arbeitung sich hier ausbauen. Sodann fallen auf die von Krupp ausgestellten drei Ballongefchütze — 7 Zentimeter kalibrig — inklusiv Automobil mit ausgebauter Ballonkanone. Diese ist nach beliebiger Richtung leicht verstellbar. Dem gepanzerten Maschinengewehr ähnlich ist die ausgestellte Ballonkanone von - Ehrhardt-Düsseldorf, nur mehr verdeckt ist sie noch Nebenan ' sind Propeller von riesiger Gröhe zum besseren Verständnis der Besucher aufgestellt. In einem Raum im Parterre find Modelle ? üntergebracht, kleinere Flieger, Flugapparate, sowie all« Be standteile und Hilfsmittel. Einen großer Teil aber stellen Ma terialien, Werkzeuge und hilfstechnische «»parate für Luftschiff, fahrt dar. Auch einige Luftfchifjmotore von 100 und SO L. «e. sind vorhanden. Ein Motor ist sechszylindrig, «baut von den Adlerwerken. An flugöcreiten Apparaten schen wir Drachen flieger von Wrigth, Euler-Frankfurt. Voifinflteger, vogelähn liche Flieger auf Rirdergestellen, Doppeldecker, Lilienthal-Flieger,