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Dienstag, 7. September 1»»». 0,it N«Sl»o0 »lilnii Uiunini «x. 307. Bierter Jahrgang. Kuer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge verantwortlicher Redakteur: Veit, ureiwia. Für di« Inserat« verantwortlich: Wäller Nr««. Beide in Aue i. Lrzgeb. mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Illustriertes Sonntagsblatt. Sprechstunde d« »edakti-a mit Auenahm« der Sonntag» nachmittag, von e—5 Uhr. — Telegramm-Adresse: Lageblatt Au«. — Fernsprecher M. Für unoerlangt »ingesandte Manuskript« kann Sewähr nicht geleistet werden. Druck und Verlag Neer vni» nverftni» m. b. S- in Aue i. Lrzgeb. Bezug,prei,: Durch unser« Voten frei in, Sau, monatlich so pfg. Sei der Geschäftsstelle abgebolt monatlich pfg. und wdchentuch ,o pfg. — Bet der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich ».so Mk. — Durch steu Briefträger frei ins Kau, vierteljährlich >.-2 Mk. — Einzeln» Nummer 10 pfg. — Deutscher Postzeitungs katalog. — Erscheint täglich in den Mittagsstunden, mit Ausnahme von Sonn- und Feiertagen. Annahme von Anzeigen bi» spätesten, Uhr vormittag». Für Aufnahme von glitzeren Anzeigen an bestimmte» Stellen kann nur dann gebürgt werden, wenn sie am Tage vorher bet uns eingehen. Insertionspreis: Vie fiebengespalten» Aorpurzeile oder deren Raum io pfg Reklamen rs pfa. Bei grdßeren Aufträgen entsprechender Rabatt. Diese Nummer umfatzt S Seiten. Das Wichtigste vom Tage. Großadmiral Prinz Heinrich von Preußen ist in der Armee zum Generaloberst mit dem Range eines Generalfeldmarschall befördert worden. Der Zeppelin lli wird am Sonnabend von Friedrichs- Hasen die Fahrt nach Frankfurt antreten, wo das Luftschiff 1 4 Tage auf der Luftschiffahrt s- ausstellung bleiben wird. D. S französische Kriegsmini st crium hat sämtliche kommandierende Generale zu einem Bericht über die Maßregeln zur Verhinderung der Sp ionage aufgefordcrt. Lond.mer Nachrichten zufolge steht die Abdankung des Königs von Griechenland bevor. Ein italienisches Blatt meldet aus Konstantinopel, die kretische Frage werde bald ihre Lösung finden. Die Insel soll die Autonomie erhalten, und zum Gouverneur soll der Herzog vonTeck ernannt werden. Mutmaßlich: Wille,un^ «m 8. September: Südwest wind, veränderlich, wärmer, trocken. "Wkl Zur Ostmarkenpolitik. Infolge der Zustimmung der Polen zur Reichsfinanz- rcsorin halte man verschiedentlich geglaubt, daß jetzt hiusichilich der Behandlung der Polen im Osten eine mildere Handhabung der antipolnischen Maßnahmen Platz greifen würde. Ver schiedene Anzeichen deuten aber darauf hin, daß auch unter dem neuen Reichskanzler im wesentlichen der alte Kurs bei- beholteu werde. Dies hat mau beispielsweise bekanntlich ge legentlich des deutschen Katholikentages in Breslau gesehen, wo der Gebrauch der polnischen Sprache für einzelne Redner strikte verboten war, und zwar handelte cs sich, wie aus drücklich betont, nicht um eine lediglich durch den Regierungs präsidenten verfügte Maßnahme, vielmehr war das Verbot mit ausdrücklicher Zustimmung der Berliner Zentral st elle ergangen. Nunmehr hat in Kattowitz der Ausschuß des deutschen O st m a r k e n v e re i n s getagt, und auf ein ! Hie VMMtste! der heutigen Nachwahl in unserem s9. säch- * fischen Reichstagswahlkreise werden wir heute ch Abend sofort nach ihrem Bekanntwerden ch r iimiMdkilte» liiÄ kutn-Sütter r * - z * verbreiten. Lerner haben wir Vorkehrungen ch ch getroffen, nm auch den ) j te,» ««rrussefetzt die neuesten Wahl- j resultate zur Kenntnis zubringen. Sie werden * in unserer Hauptgeschäftsstelle, Bahnhofs- * ? straße ss, im Toreingang durch r «v kicktschrift r (Projektionsapparat) bekannt gegeben werden. wir haben alle erdenkbaren Vorbereitungen getroffen, um die Wahlresultate so schnell als < > 5 möglich bekannt geben zu können. Außerdem < > werden wir für Bekanntgabe der Wahl- resultate im IVettkirckB ^sf und an den ch Lenstern dieses Restaurants sorgen. Begrüßuugstclegramm uu deu Reichskanzler vou ihm eine Antwort erhalten, in der es heißt: Das Deutschtum der Ostmarken werde seinen Kampf uni die Erhaltung und Festigung seiner Stellung mit Ehren nur bestehen können wenn nationales Pflichtgefühl ih m unter Ueberwindung aller parteipolitischen und k, nession^en Sonderbestrebungen zur Einigkeit verhilft. Die auf dieses Ziel gerichtete Arbeit des Vereins könne seiner Förderung immer gewiß sein. Das sind schöne Worte, und bei der ganzen Veranlagung des Herrn von Bethmann Hollweg darf man erwarten, daß er ihnen auch die Tat folgen lassen wird. Denn die Hauptsache ist, wenn das Deutschtum im Osten Fortschritte machen soll, daß eme praktische und vor allem eine gute wirtschaftliche Politik getrieben und nicht lediglich vom grünen Tische aus regiert wird. Im Osten erfreut sich der antelegraphterte Ostmarkenverein, von seinen Gegnern Hakatisten genannt, nicht allenthalben großer Be liebtheit, weil man ihm vorwirft, Verhetzungen zu treiben. Jeder Druck erzeugt eben Gegendruck und Schärfen zwischen den Na tionalen werden, wie wir ja auch in Oesterreich sehen, in gemischt sprachigen Gegenden niemals ausbleiben. Ebenso erheischt natur gemäß das Vordringen der Polen, ihr enger Zusammenschluß zur Wahrung ihrer Interessen, auch eine gewisse Organisation der Deutschen, so sehr auch ein solcher Zwiespalt zu bedauern ist und dadurch die Klust noch weiter vergrößert wird. Man mag indessen den Tendenzen des Ostmarkenvereins gegenüber stehen wie man will, man wird ihm doch die Anerkennung nicht versagen können, daß durch sein Wirken die Regierung veranlaßt worden ist, ihrer seits dem Deutschtum im Osten nach Kräften unter die Arme zu greifen, wobei man ost sich die Ratschläge dieser Korporation zu eigen machte. So beschäftigte man sich auf dem jüngsten Ostmarkentage mit dem Kreditwesen und der Bodenfrage und man nahm schließlich eine längere Resolution an, in der gefordert wird, daß die Aufteilung von Landflächen der Aussicht und Genehmigung von slaackichen Behörden unterworfen wird. Insbesondere wird g, beten, diese Gesetze für die gefährdeten Teile der Ostmark ohne Vorzug im Interesse der in der Sachlage begründeten Eile zunächst ohne Berücksichtigung der anderen Teile des StaatS- gcbi les, und zwar im Sinne des 8 13b des Gesetzes über die Gründung neuer Ansiedlungen in den Ostprovinzen vom 10. August 1904, einzubringen. Richtet der Ostmarkenverein sein Haupt augenmerk auf wirtschaftliche Fragen, so wird er in der deutschen Bevölkerung sicherlich größere Sympathien finden, namentlich wenn man sich, wie es in dem Kanzlertelegramm heißt, von Parteipolitik fernhält. Eine wirksamere Tätigkeit würde auch die Ansiedlurigskommissioii entfalten können, wenn man sich von dem ihr anhaftenden burcaukratischen Charakter frei zu machen verstände. Es ist jetzt eine Reorganisation dieser Institution in die Wege geleitet und es wäre dringend zu wünschen, daß mit dieser auch ein neuer Geist seinen Einzug hielte. Die Ostmark ist überdies schwieriger Boden und hier Das hundertjährige Jubiläum n°chd-u, ° rb°.°n der Lithographie. Wie Sei allen Erfindungen, denen eine große Bedeutung zukomml, so ist es auch bei der Lithographie: es wurde viele Jahre lang daran hervmprobiert, so daß lsich Idas Jahr c<s-r Datum, an dem sie eigentlich entstanden ist, also der wahre Ec buristag, nicht mehr fesrstellen läßt. Man muß deshalb das Jubiläum aus den Tag verlegen, an dem der erste wirkliche Er- folg erzielt, an dem die Oefsentliäteit gewissermaßen durch d'e neue Tatsache überrascht wurde. D es war bei der Lithographie im September 1809 der Fall, wo die ersten nach dem neuen Ver fahren hergestellten Bilder in die We't hinausflatterten, überall durch die Vollkommenheit ihrer Technik, die Schönheit ihres Ans ehens und vor allem durch ihren billigen Preis Aufsehen erregend. Diese Bilder kamen aus Paris, was um so merkwür diger berühren muß, wenn man deocnkt, daß die Lithographie c ne deutsche Erfindung ist, die sr-.ilrch «st ins Ausland wan dern mußte, um dann von bicr nach Deutschland zurückznkchren. So nierkwürdig wie diese Tatsache, so merkwürdig ist die Geschichte der Lithographie überhaupt, «bei lder sich, wie schon erwähnt, das genaue Datum, an welchem sie eigentlich ent stand, überhaupt nicht mehr fest stellen läßt. Jahrzehntelang zogen sich die Versuche hin, immer wieder unterbrochen von teilweisen Erfolgen und teilroe sen Mißerfolgen, bis es endlich den Bemühungen eines mutigen Mann gelang, dem neuen Ver fahren oie Wege zu ebnen, und nach Aufwand vielen Kapitals End- 1809 Blätter in den Handel zu bringen, die zeigten, daß hier eine Technik vorlag, die in ieder Hinsicht alb vollendet gel ten mußte. Merkwürdig ist, wie wir üben erwähnten, die Ge schichte der Litographie besonders in ihren allerersten Anfängen. Das Oertchen Solnhofen liegt inmitten einer der sonderbarsten Eebirgsformationen, die di« Erde kennt. Es sind dort di« ober sten Schichten des sogenannten W-.ißen Jura, und die aller oberste davon besteht aus einem Kalkstein von außerordentlich feinem Kor», von einer Milde und dabei doch Dichte, der sim weiter an die Seite stellen läßt. Die,e Steine wutven in Soln hofen von alters her, da sie sich leicht in Form schiefriger Platten ablösen ließen, an Stelle der Dachziegel verwendet. Man deckte dort die Häuser, damit und kertigte auch Grabsteine und ähn liche niit Inschriften versehene Dinge daraus. Auf den Kuppen nun, wo dieser Stein voikam, und wo später auch die merk würdigsten Versteinerungen gefunden wurden, di« wagen ihrer Seltenheit einen Wert von Hunderttousenden haben, auf diesen Kuppen weidet- einst — es war in der zweiten Hälfte des acht zehnten Jahrhunderts — das Jahr .aßt sich nicht mehr genau feststellen — ein Hirtenknabe seine Tiere. Aus langer Weile malte er mit einem Gemisch von Ruß und Masser auf den Stein alle möglichen Figuren und klatschte sie dann dadurch ab, ditz r: gFundene Popi'Kvr': m t d-r Hand daraufdrückte. Zu» fällig«, nveise p ng d«> Karla»» k men Schmidt vorüber uno ich cll- Veile rem a'lkrr<rrn' zu. Die Methode Hir- tenkoab-'i ließ 's» U:n« N.t» n «hr. und als er später aö fos- kupla» nach Mähnen krm. legunn rr systematisch das Vfah ren weiter cistallen. Dir> re, suche fielen in da^ Jahr 1788, das also L" auch a.s ein Jubiläumsjahr t».r Lithographie bezrick's-t narren r»vn Sie führten aber kei nem durchgreifenden Nein!:-.: »»d Simon Schmidt gckb nrh eini ger Zeit die Versuche wohl wieder aus. Vielleicht wären sie gang '.ing»schlafen oder in Verg.'sszMhei» geraten, wenn nicht ein anderer Mann von neuem darauf zurück- gekommen wäre, in dem wir den erqeetlichen Erfinder drr L.cho- graphie erblicken müssen, weil er mit zäher Energie nicht ruhte und nicht rastete, bis dis ?:rl, dos er sich gesteckt halt:, auch erreicht war. Tieser Mann war ?>loys Svnefelder, der rn Prag am ü. November 1771 geboren wr-.-i e Er kam tn früher Jugend nach München, wo sein Varer al» Schauspiele, tn Ansehen st rav, nach dessen Willen er sich dem S udrum der Rechne nn rmrn mußte.. Als der Vater 1791 gestorben ging er zum Thraker über, erfuhr aber hier so viel Ung mach, daß er nach zwei Jah ren wieder abging. Hierauf sing er an zu schriftstellern und schrieb das kleine Schauspiel: Die Mädchenkenner. Nachher kam er auf den Gedanken, eine Drrck.rei zu errichten; da ihm aber Las Geld dazu fehlte, so fing er an, Versuche zu machen, -b man nicht wohlfeiler als auf die bishcrige Weise drucken könne. Un ter anderem bestrich er eine zum Farbenreiben bestimmte Kalk- schieferplaitv aus Solnhofen mit einrr Wachstinte, trug auf die sen Grund dis Schrift verkehrt auf, ätzte sie mit Scheiden asser und druckte sie ab. Dies qelang, nur mußte noch ein besseres Poliermitiel oder eine leichter abzuwischende Farbe «sausen werden. Eine Mischung aus Vitriol und Wasser ätzte den Stein hinlänglich glatt, um mit einem Lappen poliert zu werden, und leichter Oelfirnis mit Frankfurter Schwärze und etwas Wein stein angerieben, ließ sich durch eine schwache Auflösung ron Pottasche und Kochsalz in Brunnenwasser leicht von der Ober fläche der Steinplatte wegwischen. So war die vertiefte, Manier des Steindrucks erfunden. Ihr folgte die Erfindung der erhöh ten Manier. Senefelder schrieb r»ü seiner Fettinte auf den abgeslstliffenen Stein, ätzte ihn mit Scheidewasser, welches all- nt- halben, wo die Tinte nicht schützte, den Stein um die Dicke eires Kartenblattes vertiefte, und druckte die erhabene, mit Buch druckerschwärze eingeschwärzte -ch.i t ab, was ihm vollkommen gelang. Geldmangel alber hinderte ihn, seine Erfindung zu vcr- folgen mit dem Entschluß, als Stellvertreter eines Artilleri sten, der ihm 2ltt Gulden bot, tn bayerische Dienste zu rieten, ging er nach Ingolstadt, wurde abcr als Ausländer nicht an genommen. Nach München zurück,,«kehrt, «am er auf den Ge- danken, seine Erfindung auf den Notendruck anzuwenden. Einige Versuch«, die er in Verbindung mit anderen, welche das Geld vorschossen, machte, gelangen; die späteren ab« mißlangen au» Mange,l an einer zweckmäßigen die Unternehmer gelte«