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Auer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge : 04.02.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735684481-190802042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735684481-19080204
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735684481-19080204
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-02
- Tag 1908-02-04
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Monat
1908-02
-
Jahr
1908
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Amtliche Bekanntmachungen. sSowitt di» amtlichen vrkanntmachangen nne nicht dir»': Ergehen, > ee»en »!„: rlmteblättern entnommen.'. In dem Konkuraverfahren über das Vermögen des Handels mannes Heinrich August Scheinpslug in Aue ist zur Abnahme er Schlußrechnung des Verwalters zur Erhebung von Einwen dungen gegen das Schlußverzeichnis der bei der Verteilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwertbaren Vermögensstücke, sowie Uber die Erstattung der Auslagen und die Gewährung einer Vergütung an die Mitglieder des Gläubtgerausschusses der Schlußtermin auf den 2«. Februar 1908, vormittags 10 Uhr, vor dem hiesigen Königlichen Amtsgericht bestimmt worden. Der Serichtsschreiber de» Kgl. Amtsgericht» Aue, d. >. Febr. 1908. Deutscher Reichstag. 93. Sitzung. 6. Berlin, 8. Febr. Auf der Tagesordnung steht der Militär-Etat. Zu nächst der GehaltStilel Kriegsminister. Vor der Tagesordnung gedenkt Präsident Graf Stolberg des KünigsmordcS zu Lissabon. Die Abgeordneten erheben sich von ihren Sitzen. Abg. von Byern (kons.) wünscht, daß den Koinpagnieführer», die eine so große Arbeitslast zu bewältigen hätte», die garantieite Selbständigkeit nicht zu sehr genommen werde. Abg. HaenSIer (Ztr.) tritt lebhaft für die Resolution der Kommission bctr. zweijährige Dienstzeit für Kavallerie und reitende Fcldartillcrie ein. Bayrischer General v. Gebsattel weist den Vorredner ab. Abg. Graf Oriola (Natl.) begrüßt, aus einzelne Details des Etats eingehend, namentlich die Ausstattung des Heeres mit Kraft wagen. In der Kommission seien Klage» laut geworden über das Verhalten einzelner BezirkSosfiziere gegen Offiziere a. D. wegen ihrer politischen Stellung. Der Kriegsminister habe erklärt, daß jedem Offizier die Betätigung seiner politischen Meinung frcistehe. Das, meine Herren, ist auch meine Ansicht. Allerdings muß jeder gewesene Offizier an seinem Treueid fcsthallen. Daß in den Ka sernen das Halten sozialdemokratischer Zeitungen verboten ist, das meine Herren ist nur zu billige». In den Kriegervereinen sehe ich einen Schutz gegen sozialdemokratische Bestrebungen. Jeder Reserveoffizier sollte sich in de» K'iegcrvercincn betätigen. Redner wendet sich dann zu den Resolutionen, die er mit Ausnahme einzelner, so namentlich der einen sozialdemokratischen belr. einjährige Dienstzeit, im Wesentlichen billigt. Auch die Ocsfenllichkeit der Mllitärstrafverfahren müsse jedenfalls die Regel sein, die aber eine Ausnahme erfahren müsse im Interesse von Disziplin und Sitt lichkeit. Er denke da namentlich auch an die bekannten Prozesse neuester Zeit. Unerläßlich sei die endliche Regelung der Stellung der Militär-Kapellmeister. Durchaus berechn»! sei ferner das Verlangen nach Erhöhung der Löhnungen, aber wen» die sozial demokratische Resolut!,n fordere, daß diese Erhöhung jetzt schon pro 1908 eintrele, so werde die äußerste Linke damit kein Glück haben. Sie (zu den Sozialdemokraten) lehnen ja doch überhaupt den Etat ab und wenn cs sich um Stcuersrageu haudelt, dann stellen Sie die extremsten Bedingungen l So lange wir die Details der geplanten BeamtengehaltScrhöhiingen noch nicht geregelt haben, können wir aus Ihre Resolution jedenfalls nicht cingehcn. Abg. Bebel (Soz.) führt aus, der Vorredner hätte gemeint, seine Partei würde mit ihrem Anträge ans Erhöhung der Löhnun gen durch einen Nachlragsetüt kein Glück haben. Das möge sein. Dieser Antrag wie die anderen seiner Partei wegen der Dienst zeit solle, wie Gras Oriola gesagt habe, lediglich agitatorisch sein. Letzterer habe gemeint, daß seine Partei ja doch den ganzen Etat ablehne. Ja, sie würde niemals einen Etat bewilligen, der in seinen Einnahmen zum größten Teile aus dem Ertrage von Zöllen auf Lebensmittel bestehe. Der Abg. Häusler vom Zentrum habe in der Frage der zweijährigen Dienstzeit für die Kavallerie Anschauugen betätigt, wie seine Partei sic noch niemals von dieser Seite gehört hätte. Das wäre erfreulich, hoffentlich komme er auch noch einmal zur einjährigen Dienstzeit! Im Zusammen hänge mit Ausführungen der sozialdemokratischen Resolution über Militätstrafversahren und verstärkte Oesfentlichkeit kommt Redner auch auf den Allenstclner Fall zu sprechen. Den Hauptman v. Göben lasse man jetzt auf seine» Geistes zustand untersuchen, während doch bisher niemand an der geistigen Gesundheit v. GöbenS den geringsten Zweifel gehegt habe. Dann berührt er den Prozeß gegen Dr. Karl Liebknecht, um fcstzustellen, daß der OberrcichSanwalt Ols- hausen selber erklärt habe, auf die Liebknechtsche Schrift erst aus- L» führt «in Schicksal an verborg'nem Dans Den Menschen auf geheimnisvollen Pfaden; Doch >hm wacht «ine GStterhand, Und wunderbar entwirret sich der jaden, A»»» »rltev jsebdc. Von Mari« Bernhard. (3l. Fortsetzung. n<«t,>i»ck »„ »<»» „Was ich davon habe? Rache, Herr Schullehrer, Rache! Das ist nun freilich ein Ding, das Ihr nicht kennt! Und was mir dafür wird? Das Zuchthaus Zeitlebens, das weiß ich im vor aus, und da kriege ich ein festes Dach Uber'm Kops, ein trockenes Lager, Esten und Trinken, wie ilh's hier für all' meine schwere Arbeit niemals gehabt. Das wird mir dafür! — Die elenden Nester drüben in unserm Dorf hab' ich angesteckt — dort - hört Ihr?" Er wies mit triumphierender Geberde hinüber. Ein wildes Jauchzen scholl von dort und ein knatterndes Prasseln der Flam men, die die morschen Hütten begierig verzehrten, ein Schmettern wie von stürzendem Gebälk. In diesem Augenblick fühlte sich Wolfgang leise am Arm berührt — Lorenz stand hinter ihm. — „Herr Doktor I" flüsterte der treue Bursche angstvoll, „ich hab' den gnädigen Herrn in einer von den Scheunen unterge bracht, — anzünden weiden sie sie schwerlich und gesehen hat ihn keiner, aber hinaus kann er nicht, sie halten alle Türen besetzt! Wen» sie ihn nur nicht finden! Das Fräulein lief fort, — sie wtste ein sichere» Versteck, sagte sie, wollte es mir aber nicht für den Herrn Baron angeben, sy sehr ich sie darum bat! — Herr Doktor müssen von hier fort — augenblicklich! Zu helfen, zu retten ist nichts, und wenn die Leute Sie hier sehen, furchtbar erbittert, wie sie find —" Er kam nicht zu Ende ein Triumphgebrllll, welches das Knattern des Feuers, das Krachen der Balken, das Heulen der Kinder übertönte, scholl von links zu ihnen herüber — Lorenz starrt«, leichenblaß vor Schreck, nach jener Richtung hin. .Last Du ihn dort verborgen?" Wolfgang faßte den Er starrten b«im Arm und rlltt«lt, ihn angstoell. — merksam gemacht worden zu sei», von einer Seite, die daran ein erhebliches Interesse gehabt habe. Weiter tritt Redner für Miliz heere ein. Was Milizheere leisten können, sehe man an den Kämpfen des Langen Parlaments gegen Karl I., an den Nevolu- tionsarmeen Frankreichs nach 1789. Auch was Gambetla 1870/71 geleistet habe, verdiene doch die höchste Anerkennung. Preußischer AundeSratsbcvollmächtigter Generalleutnant Sixt von Arnim dankt für die anerkennenden Worte der verschiedenen Redner für den Kriegsminister. Alle gemachten Vorschläge würden geprüft werden. Zur Frage der zweijährigen Dienstzeit bei den reitenden Truppen habe er dem Bayer und dem Kavalleristen v. Gcbsattcl nichts hinzuzufügeu. Auf die historische Rede Bebels könne er nicht eingehen, alles was er ssagcn würde, würde den Eindruck dieser Rede ja nur abschwächen. '.(Heiterer Beifall.) Dienstag I Uhr Fortsetzung. Schluß 6'/z Uhr. Sächsischer Landtag. Zweit« Kamm«». 'n'», öffentliche Sitzung. I'. Dresden, 3. Februar. Präsident Dr. Mehuert eröffnet die Sitzung um lO Uhr 5 Minuten. Das Haus ist schwach besetzt, der Tribüncnbesuch ist sehr mäßig. Am Negicrungstische SlaalSminister Dr. v. Rüge r und einige Kommissare. Sekretär Dr. Seepen verließt die Ncgist- randeneingängc, dann schreite! man zur Tagesordnung, die unter Punkt 1 1 Rechenschastssachen umfaßt. Zunächst belichtet Abg. Hofmann (Kons.) im Auftrage der NechenschaslSdepn- talion über die Ergebnisse der Kap. 20 und 21, Direkte Steuern, sowie Zölle und Verbrauchssteuern, in der Finanzpcriodc 1904/05. Danach haben u. a. mehr ergebe»; die Einkommensteuer 251^969,31 Mark, die Ergänzungssteuer 339 569,17 Mk, Urtnndenstcmpcl und Erbschaftssteuer 351 598,35 Mk., Verminderungen sind cingelrctcn bei der Gnmdstcuer ( 23 649,51 Mk.) und der Steuer vom Gewerbebetriebe im Umherziehen ( - 7981,25 Mk.). Die Ein nahmen lieferten daher ein höheres Ergebnis um 3 153 569,21 Mark, nämlich 113 912 566,21 Mk. gegenüber im Etat einge stellten l 10 759 000 Mk. An Mehrausgaben sind erfolgt 12 390,10 Mark, an außeretatmäßigen Besoldungen 845 Mk. Das Kapitel schließt ab mit einem Gesamteilrag von 113 912 566,21 Mk. und einem Gesamtaufwand von 6 625 970,85 Mk., mithin lleberschuß von 107 286 595,36 Mk. gegenüber im Etat eingestellten 103 911 924 Mk. Hiervon entfallen 52 783 547,25 Mk. aus das Jahr 1904 und 54 503 048,11 Mk. ans das Jahr 1905. Der Berichterstatter beantragt im Namen der Deputation, die Etatüber- schrcitunge» von 12 390,10 Mk. und die außeretatmäßigen Aus gaben von 845 Mk. nachträglich zn genehmigen. Bet Kap. 21, Zölle und Verbrauchssteuern, ergäbe'.' die Einnahmen 19288565,76 Mark. Temnach gegen den Voranschlag weniger 38 752,24 Mk. Diesem Mindererlrage stehen aber bei einer größeren Anzahl von Titeln zum Teil erhebliche Ersparnisse gegenüber, so daß die Ge samtausgabe bei diesem Kapitel beträgt 10 136 352,38 Mk., das sind gegen den Elatsanschlag weniger 381 991,62 Mk. Das Kapitel schließt ab mit einer Einnahme von zusammen 19338565,76 'Mark und einer Ausgabe von zusammen 10 136 352,38 Mk., so daß sich ein lleberschuß ergibt von 9 152 213,38 Mk. Etatsüber- schreitungen sind vorgelommen von insgesamt 11 837,89 Mk., außeretatmäßige Ausgaben für Besoldungen von 4880 Mk., deren nachträgliche Genehmigung die Deputation beantragt. Debattcloü schließt sich das Haus dem Anträge an. lieber die Punkte 2—4 berichtet im Anstrage derselben De putation Abg. Müller-Hirschseld (Nall,). Danach sind in der Finanzperiode 1904/05 ferner folgende Elattiberschreilungcn und außeretatmäßige Ausgaben vorgekommcn: tui Kap. 76, Forst akademie zu Tharandt, zusammen 2285.10 Mk. Eiatüberschreitungen und 2800 Mk. außeretatmäßige Ausgaben,' bei Kap. 77, Berg akademie zu Freiberg, 1943.90 Mk. Etalübcrjchreitnngcn; bei Kap. 77u, allgemeine Ausgaben für den Bergbau, 243.93 Mk. Elalüberschreitungen. In allen drei Fällen beantragt der Bericht erstatter namens der Deputation die nachträgliche Bewilligung. Abg. Hühner (Freikous.) wünscht bei Kap. 77 Erhöhung der Studiengelder für ausländische Studierende an der Bergakademie Freiberg. Es seien ungesunde Zustände, wenn unter den 432 Studenten sich nnr 180 Reichsinländer befänden. Abg. Hofmann (Kons.) entgegnet seinem Vorredner, daß diese Beschwerde in der Kommission bester am Platze gewesen wäre. Berichterstatter Abg. Miillcr-Hirschselde (Rall.) bemerkt, daß seitens der Negierung schon vor zwei Jahren ausreichende Auskunft erteilt worden sei, so das; heute nichts mehr zu sagen wäre. Damit schließt die De batte und das Haus genehmigt die Anträge der Deputation. Eine Petition bildet den 5. und letzten Punkt der Tagesordnung, zu dem Abg. Goldstein-Zwickau (Soz.) referiert. Er beantragt namens der Beschwerde« uno PetitionSdeputation, die Petition des Spediteurs Gustav Lorenz in Olbernhau, Rückgewährung von angeblich zuviel gezahlter Einkommensteuer betreffend, auf sich be ruhen zu lassen. Der Petent ist in den Jahren 1905/06 und Igo? mit 12 170, 15 000 und 12 700 Mk. zur Eikommcnsteuer eingeschätzt worden, während sein tatsächliches Einkommen nur 3500 Mk. betrug. Da er aber die Reklamationsfrist versäumt hat und der Staat einen Teil der zuviel erhobenen Steuern zurückgezahlt hat, beschloß die Kammer gemäß dein Anträge der Deputation. Nächste Sitzung: Dienstag, 4. Februar, 10 Uhr vor mittags. Tagesordnung: Schlußberalung über die Berichte der Rcchenschaf'Sdeputation über Kap. 42, 43, 45, 46, 60 und 71 der Finanzperiodr >904/05, Ministerium des Innern, Kreis- und Amtöhauptmannschaften, „Dresdner Journal" und Verwaltung des KrsamtministerialgebändcS betreffend. Neues aus aller Welt. Zur Kais«rreise nach Korfu. Wie aus Korfu gemeldet wird, ist anläßlich der bevolstehenden Reise des Kaiserpaares nach Korsu das Mobiliar für das Achilleion, die Besitzung des Deutschen Kaisers, in f ü n s h u n d e r t s e ch s u n d s ü n fz i g Kiste n jetzt in Korsu «»gekommen. Das Mobilar ist im Em pirestil in Weiß und Gold gehalten. Da die Villa (außer den Gemächern für die Prinzessin Viktoria Luise) nur süntzzehn Zimmer und Säle enthält, wird jiir das Gefolge des Kaiserpaares ein besonderes Gartenhaus gebaut, das zwanzig Personen zu beherbergen vermag. " König Eduards Zugfänger. In England sind es nicht die Aerzte allein, die über die kostbare Gesundheit des Königs wachen, es gibt auch einen Hosbeamten, dessen einzige Aufgabe es ist, Vorsorge zu treffen, daß der König sich nicht ertältet. Auf Veranlassung der Aerzte, die beobachteten, daß der König sich bei allen Zeremonien regelmäßig erkältete, wurde, wie der Gil Blas erzählt, dieser eigenartige Posten geschossen. Der Zugsänger benutzt vor dem Erscheinen des Königs die Räume und Säle, prück Türen und Fenster, ordnet die Anbringung von Wand schirmen und Fensterpolsterungen an, und erst wenn er sich über zeugt hat, daß kein leisester Windhauch die Gesundheit des Königs ' gefährden kann, gibt er sein Gutachten ab. Vom 1. Januar aber bis zum 3l. Dezember wird der Pjlichtgetreue selbst den Schnupf« nicht los. Der Neichsglöckner Gehlsen s. Joachim Gehljen, der seiner Zeit vielgenannte Herausgeber der „Charlottenburger Stadt laterne" und der Deutschen Reichsglocke, ist am Sonntag im Char lottenburger Krankenhanse zu Westend, wohin er sich vor kurzem wegen eines inneren Leidens begeben hatte, gestorben. Gehlsen, der am 28. Januar 1841 geboren wurde, hat somit ein Alter von 67 Jahren erreicht. Er hatte es Jahrzehnte hindurch mit Charlottenburger und Berliner Gerichten zu tun, wohin ihn eine Anzahl gegen ihn angestrengter Beleidigungsprozeste führte. Zuletzt war sein Raine aus Anlaß der Prozesse gegen Harden und Bland mehrfach genannt worden. " Das Försterdrama am Müggelse«. Immer dunkler ge staltet sich die Tragödie am Müggelsee, der Meuchelmord am Förster Schwartzenstein. Jetzt geht die betrübende Meldung ein, daß die Witwe des ermordeten Försters seit Sonnabend aus dem an einem stillen Plätzchen am Müggelsee bei Rahnsdors- Mühle liegenden Försterhause verschwunden ist. Unkon trollierbare Gerüchte weisen im Zusammenhänge mit dem Ver schwinden der Försterssrau auch daraus hin, daß der vor einiger Zeit verstorbene Vater der Fran Schwartzenstein unter eigen artigen Umständen gestorben sein soll. Ob nun das Verschwinden der Witwe des Försters in einem Zusammenhänge mit dem För stermorde steht, entzieht sich noch der Beurteilung. * Vor dem Duell in den Tod. Ueber eine Ossizierstragödie, die sich in der kleinen Garnlsonstadt Dieuze abgespielt hat, wird gemeldet: Der Leutnant Rossmann in Dieuze hat sich er schossen. Wie verlautet, stand Rossmann kurz vor einem Duell mit einem Offizier. Die Ursachen der Herausforderung zum Zweikamps sollen in nicht militärischen Gründen zu suchen sein. * Beim Kammer,«nsterln. Vor dem Fenster einer Dors schönen in Hohenkammer bei Freising gerieten während der Nachtzeit zwei Bauernburschen in Streit, de.r schließlich in eine Messerstecherei ausartete. Der Bruder eines der Kämpfenden sprang helfend Hinz», wurde aber in der Dunkelheit vom eigenen Bruder durch siebzehn Mes! erstiche förmlich abgeschlach tet. Der Unglückliche dürste kaum mit dem Leben davonkommen. * Die Hungersnot in Rußland. Aus 22 Gouvernements treffen Nachrichten von Hungersnot ein, da Wintergetreide wegen des trockenen Herbstes fehlt. Weil keine Sommersaat geliefert „Ja, und ich fürchte »m Gotteswillen, Herr Doktor, nicht hinüber —cs ist umsonst — Sie können nichts aus richten I" Er hing sich an ihn, ihn mit beiden Armen umklammernd — mit einem kräftigen Ruck riß Wolfgang sich los. „Soll ich zusehen, wie sie Ihn ermorden?" Er stürzte davon, so rasch ihn seine Füße tragen wollten hinüber zu dem wirren Menschenknäuel, der in der Mitte ein etwas einschloß. „Er ist mein! Laßt ihn mir!" schrie der Sprecher von vor hin. „Er hat mein Weib sterben lassen — langsam und qualvoll sterben, weil ihm seine Vollblutpferde zu leid taten, nach dem Arzt zu schicken. Ich hab' das erste Anrecht auf ihnl't, „So? Und meine Braut, die er verlaust, verschachert hat an einen von seiner adligen Sippschaft, mit D-walt nachts weg gebracht! Mein ist der elende Hund! Da nimm' zuerst das für meines Mädchens Schande!" Er schlug dem in die Knie Gesunkenen, den einige stämmige Fäuste an den Armen gepackt hatten, ins Gesicht — in diesem Augenblick langte Wolfgang an. „Zurück!" rief er mit starker Stimme, die momentan den Lärm übertönte. „Zurück von meinem Vater! Gebt ihn frei — sofort! Ich will versuchen, Euch leichtere Strafen sür Eure Frevel auszuwirken, wenn Ihr ihn mir " Ein wüstes Durcheinander von Stimmen unterbrach ihn. „Frevel? Daß wir unser Recht nehmen! — Selbst zurück, hier hat keiner was zu suchen, hier soll endlich Abrechnung ge halten werden zwischen ihm und uns!" „Laßt ihn, er ist gut, er hat nichts mit dem Schurken ge mein!" „So soll er ihn uns überlasten und sich nicht weiter um ihn bekümmern! — Fort mit ihm!" Sie drängten Wolfgang zurück, doch dieser arbeitete sich mit fast übermenschlicher Anstrengung vorwärts — schon war er sei nem Vater ganz nahe — da blitzte ein breites Mester dicht vor seinen Augen über dem Haupte des Bedrohten — Wolfganß warf den rechten Arm vor, der gleich darauf, von Blut überströmt, machtlos herabsank, zugleich traf ihn ein schwerer Schlag ins Gesicht, daß «r rückwärts ta«m«lt«. Vsr seinen Augen tanzten tausend bunte Funken, und der betäubende Lärm schien plötzlich in weite Ferne gerückt zu fein — dann ein roher Fluch — etn wilder, gellender, verzweifelter Aufschrei — die Erde wich unter seinen Füßen, umsonst versuchte er, sich taumelnd aufrecht zu er halten — ihm vergingen die Sinne. Als Wolfgang nach langer Ohnmacht die Augen ausschlug,- siel sein erster Blick aus das Antlitz Baron Westerborns, welches sich tief ergriffen und teilnahmsvoll über ihn bog. Der Ver wundete lag am Bode», in einem der verwahrlosten Wirtschafts gebäude, sorgsam aus Decken gebettet; eine brennende Laterne, seitwärts auf einer Futterkiste stehend, verbreitete etn ungewisses Licht. Durch die offene Tür kam die kühle Nachtlust herein, draußen war kein Lärm, kein Stimmengetöse — tiefe feierliche Stille — kein Laut ringsum! — 9 „Ruhig, mein lieber Freund, ruhig!" sagte die bewegte ' Stimme des alten Herrn, als Wolfgang sich hastig aufrichten wollte. „Lasten Sie sich stützen — so! Der Arm hat eine tiefe, häßliche Schnittwunde bekommen, wenn'» auch nichts Gefährliches ist. Wäre besser, Sie blieben noch ein Weilchen hier — draußenM ist alles getan! Braver Junge, Ihr Bote, — trafen ihn freilich^ schon an der Grenzscheide — einer meiner Leute hatte mir viel Unglücksbotschast gebracht. Habe die ganze Bande von metneuR Fabrikarbeitern bei mir unterbringen lasten, die Haupträdelo-U sllhrer sollen gebunden in festem Gewahrsam sitzen — armesU schwergereiztes, verwildertes Volk das! — Meine Dörfler stndW auch nach und nach alle herübergekommen, halfen löschen undM retten jetzt, was noch zu retten ist, unter Leitung meines zwei M ten Inspektors." „Aber mein Vater — wo ist er?" Der Baron schüttelte den Kopf und schlug die Augen nieder, t „Der wütende Kerl hat ihn gut getroffen — ich hoffe, er ist F sofort tot gewesen. Wir haben ihn in dem verschonten Setten flügel in einen der untern Zimmer niedergelegt — dl« Leiche sieht fürchterlich aus — sie wollten alle ihre Rache daran kühlen^ — leider kam ich zu spät, um das Entsetzliche zu verhindern." „Und seine — seine — und Leonie?" fragte er endlich. „Wir kamen gerade rechtzeitig, sie aus den Händen ihrer Verfolg«» zu bsfrrirn, da man auch gegen st« großen -aß zu
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