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Auer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge : 21.08.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-08-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735684481-190908212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735684481-19090821
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735684481-19090821
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-08
- Tag 1909-08-21
-
Monat
1909-08
-
Jahr
1909
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vo» Starr nur «an». * Gedenktag« am 21. August: 1838 AdaLbert vonEha- misso, Dichter, 1° Berlin. 1858 Rudolf, Kronprinz von Oesterreich. Am 2 2. August: 1880 Rik. Lenau, Dichter, s ObettiöUing 1854 Milan, Exkönig von Serbien, *. 1834 Genfer Konvention. 1886 Friede zwischen Preußen und Bayern. vmekdekiar vo» r>. n«g,kr. — 7 Udr n»k-«r. Politische Tagesschau. A«e, 21. August. * Dee deutsche Kaiser bet den österreichifchk« Manöver». Von offiziöser Sette wird bekcmntgegebm, daß der deutsche Kaiser am 8. Sepiember nachmittags 4 Uhr in Zglau eintrcffen wird und von dort nach Begrüßung durch den Erzherzog Franz Ferdi, nand mit. diesem die Fahrt im Automobil nach Groß-Meserilsch fortsetzen wird, wo Kaiser Franz Josef ihn erwarten und be- grüßen wird. Der Kaiser wird den Manöver» am 9. und 10. September beiwohnen und sich am 10. September über Jglau nach Karlsruhe begeben. Kaiser FranzJosef wird am 11. September nach Beendigung der Manöver nach Wien zurückkehren. ' Ein Wahlsonds des ZcutralverbaudeS deutscher Industri eller? Eine Ausfchußsitzung des Zentralverbandcs deutscher In dustrieller wird nach der Neuen Pol. Korr. am 15. Oktober in Berlin stattfinden. In dieser Sitzung soll über die Bildung eines Wahlfonds der im Zentraloerbande vereinigten In dustriellen Beschluß gefaßt werden. ..toAveitlch- . .^Detuplistrationrn in ctla«-, , .Hann«*' lag kam eS in Gablonz wegen eines in Audstu/" «mmenen tschechischen Trutzfestes zu großen antitschechischen Dcckonstrationen und dabei zu Zusammenstößen, bei denen drei Deutsche ernstlich verletzt wurden. Die Stadthalierei hat -»gesagt, daß sie das Tschechenfest verbleien werde. Die Demonstrationen dauerten bis in die Nacht fort. Ein Gendarm wurde durch einen von einem Tschechen abgcfeuerten scharfen Schuß ge troffen. Einem Reisenden aus Karlsbad wurde durch einen Steinwurf ein Fuß zerschmettert. * Der Streik in Schweden. Aus den miigeteiltcn Zahlen geht hervor, daß seit der letzten Zählung 900o—10 000 Personen die Arbeit wieder ausgenommen haben. In der Textil industriestadt Boras Haden nach Mitteilung des Magistrates 1529 Arbeiter in 28 Textilfabriken und in 9 anderen Betrieben die Arbeit wieder ausgenommen. Der Geist der Regimenter ist gut, wenn auch die sozialistische Zeitung Svcret erzählt, daß von einem Regiment 51 und von der Küstenflotte 60 Kronen zu der Streikkasse eingesandt worden seien. Die Lage des Ausstandes ist unverändert, der Straßenverkehr lebhaft. Die königlichen Theater sind geöffnet. Die Ausstellung ist gut besucht. Da- Wetter ist schön. * Der italienische König Schiedsrichter im Streite zwischen Frankreich und Mexiko. Auf Grund der am 2. März in Mexiko geschlossenen Vereinbarung haben die Regierungen Frankreichs und Mexikos an den König von Italien die Bitte gerichtet, in dem zwischen Frankreich und Mexiko schwebenden Streit bezüglich A«S »em tk-ut-reich Sachsen. * Lichtenstein-lk., 20. August. Schwer verunglückt, ist in der mechanischen Weberei von Ziroldt in Callnberg der 88 jährige Webermeister Herrn. Gcharschmid von hier. Er wurde von einem TranSmtssionsriepnn erfaßt und erlitt außer einem Bruche des rechten Oberarme« ein« schwere Kopfverletzung. * » iedrrdorf b. Stollberg, 20. August. Schwerer Unfa'll. Der Kolporteur Emil Brühl stieß mit seinem Fahrrad in der Nähe der Ziegelei Niederdorf mit mehreren anderen Radfahrern zu sammen. Dabei stürzte er gegen einen Baum und zog sich lebens gefährliche Verletzungen zu. Er wurde besinnungslos in die nahe Ziegelei gebracht. * Aunaberg, 20- August. Reiche Masserfunde. Bei Ouellenschürfungen im RatSwalde wurden in Abteilung 11 de» Ratswaldes Wasserläufe in ziemlicher Tiefe aufgewättigt, die in der gegenwärtigen Trockenpertode täglich 400 cbm aushaltende«, ganz reine« frische« Wasser liefern. In Zeiten reicher Nieder» schläge und der Schneeschmel,e ist da» doppelte Quantum mindesten» zu erwarten. Zur Fassung und Zuleitung der Wasser nach den Sammelbassin« wurden 24000 Mk. bewilligt, teil» auS Anleihe- Mitteln, teil- aus dem 30000 Mk. betragenden WafferwerkSre- servefonds. * Johanngeorgenstadt, 20. August. Bierkrieg in Eicht! In einer am Dienstag stattgefundenen und von Mit gliedern der Gewerkschaften und de» Gastwirtsvereins besuchten Versammlung wurde beschlossen, den hiesigen Wirten anheimzu- steÜLN, sich innerhalb eines Tages für die alten Preise zu ent schließen, oder die Konsequenzen eines BierkriegeS aus sich zu nehmen. — Die hiesigen Gewerkschaften planen den Bau eine eigenen Gewerkschaft-Hauses Volkshaus, um von den Saal- Inhabern unabhängig zu sein. * Hohrasteia-Er., 20. August. Eine Gastwirtsver sammlung nahm Stellung zu dein von den Brauereien von Chemnitz und Umgegend eingeführten Bieraufschlag. Derselbe be- trägt pro Hektoliter 4 Mark für Bayrisch-, 3,50 Mk. für Lager und 2 Mk. für Einfach-Bter. Scharf gerügt wurde der plötz lich eingetretene Aufschlag, so daß die Wirte nicht einmal erst mit den Brauereien verhandeln konnten. Da die Wirte den Bier aufschlag nicht allein tragen können, wurde beschlossen, eine kleine Erhöhung eintreten zu lassen, jedoch nicht höher, al» der gefor derte Mehraufschlag beträgt. * Lonzraa«, 20. August. Leichenfund. Am Donners tag mittag wurde am Mühlgrabenrechen der Firma Wilhelm Vogel die Leiche des längere Zeit in Chemnitz wohnhaft gewesenen Malers Heinrich Gustav KlonSdorf aufgefunden. Selbstmord infolge Schwermut bezw. Verfolgungswahns liegt ohne Zweifel vor. * Markaeukirche«, 20. August. Ein Rohling Ein hiesiger Steinbrucharbeiter legte einige Zeit seine Tabakspfeife zur Seiie. Als er dieselbe wieder in Brand setzen wollte, explo - ' .der Pfeisenkops »">> xerletzte den Arbeit», im Gesicht nicht mierH.«... . - ,...re -p«»-»,. .'.Ti ¬ den Pfeifenkopf getan. (Hoffentlich erhält dieser Kollege für seine bodenlos leichtsinnige Handlungsweise eine exemplarische Strafe. D. Red.) * F.ohvorg, 20. August. König Friedrig August wird morgen in unserer Siadt um 11 Uhr eintreffen und nach e.ner Bcg Übung im Rathaus der Weihe des König-Albert- Denkmals beiwohnen. Nach der Weihe wird der Monach kurze Zeit im Schlosse verweilen und sich nachmittags um 2 Uhr im » uiomobil über Dolsenhain nach K o h r en begeben. König Friedrich August w.rd auch dcr Kollektivausstellung von Jndustrie- und Handivelkserzeugnissen aus Frohburg und Kohren in der Frohburger Turnhalle einen kurzen Besuch abstatten. * Waldheim, 20. August. P l ö tz l i ch e r T o d. In dcr vergangenen Nacht erlitt der Oberpfleger an der hiesigen Landes- I anstatt für Geisteskranke, Herr Gustav Loch mann, einen Schlaganfall, an dessen Folgen er heute morgen gegen i halb 9 Uhr verschieden ist. Sein Htnscheiden dürfte eine Folge der in den letzten Tagen durchgemachten Aufregung wegen der Flucht zweier Geisteskranker gewesen sein. Sein früher Tod — er stand erst nn 5/. Lebensjahre — ist um so mehr zu bedauern, als der Verstorbene beabsichtigte, nach 32iähriger arbeitsreicher Dienstzeit tm Laufe der nächst n Jahre in den Ruhestand zu treten. * Wurzen, 20. August. Ein brennender Ernte wagen war gestern abend in der 7. Stunde im Ostteile der Stadt zu sehen. Mit dem Reste der Ernte, vielleicht etwas Stimmung wird zweifellos auch «uf den bevorstehenden Ersatz wahl«« -um Ausdruck kommen und wie schon in Neustadt zu einer Vermehrung der radikalen Stimmen führen. Von der Einig»», der Liberale» -st es ziemlich still gomorden, ja man steht sogar, daß sich Nationalltberale und Freisinnige in Coburg lebhaft befehden, während man allerdings sich in Arnawald« auf «inen gemeinsamen Kandidaten geeinigt hat. Daß beide Gruppen in der kommenden parlamentarischen Session wieder zu einer schärferen Stellung gegenüber der Regierung treten werden, ist nach den Vorkommnissen der jüngsten Monate erklär lich und damit scheint map auch in Rcgu rungskretsen zu rechnen. Mau möchte aber auf die Mstw rtüt.g der Linken doch nicht ganz verzichten und so erschien kürzlich in einer großen Reihe von Regierungsblättern ein glcichlai.'.cuder Artikel, in Idem darauf hingewiesen wird, daß di« Regierung kei««»»wg» g«so«»e» sei, di« Li»l« »öllig auszuschalten, sondern daß man ihr« Mitarbeit sehr gern in Anspruch nehmen würde. Ob die Linke auf diesen ausgeworfenen Köder freilich anbeißen wird, ist eine andere Frage. Ein« ander« parlamentarische Angelegenheit dürft« dem nächst wieder in den Vordergrund rücken: die Frage der meckle«. Lurgische» Verfassung. Bekanntlich haben die ritterschaftlichen Stände der beiden Mecklenburg den von den Regierungen vorgs- schlagenen Perfassungsentwurf glatt abgelehnt, weil man in jenen Kreisen eben es beim alten belassen will. Nun hat in diesen Tagen der Großherzog von Mecklenburg-Strelitz einen g verösen Beweis seines Entgegenkommen» gegeben, indem er außer den bereits gewährten zwei Millionen nach 10 Millionen Mark aus seinem Privatbesitz Herzugeben sich bereit erklärt hat, um die Finanzen seines Landes auf «inen schien Fuß zu stellen, woibch er aber mit Recht auf eine Nachgiebigkeit seitens der Stände in der Verfassungsftage erwartet. Man darf gespannt darauf sein, wie di« mecklenburgische Ritterschaft den edlen Schritt des Großherzogs beantworten wird; allzuviel Optimis mus ist in dieser Hinsicht Lei der dort herrschenden Gesinnung kaum am Platze. der Souveränität über di« Ins«l Elip pertonXal» Schiedsrichter zu entscheiden. Durch den italienische» Ministdr de« Au-wLrtigen wurde veiden Parteien zur Kenntnis gebracht, daß der König da- ihm angetragene Schied«rtchteramt ange nommen hat. reichlich hoch belade», wollte da« Geschirr di, Torgauer «raße, Über di« die Strom leitung der gleislosen Äüterbahn hi», läuft, quer überfahren. Die Ladung streifte di« beiden Lel- tungsdrähte, brachte st« miteinander in Berührung, und im Ru schoß eine Helle Flamm, hernieder und entzünde,« da« Ge- treibe in dem der Brand natürlich gute Nahrung fand. Nur mit Mühe konnte der Wagen bi« zum nächsten Hydranten gebracht und durch mächtige Wasserstrahlen vor »oller Zerstörung bewahrt bleibe«. Aue, de« 21. August. Nachdru« uiU«r«rLobUnoUj-n, die durch «in Norr«sp»aden,»eichen kenntlich »«mach» find, ist — auch im Nu«,ug nur mit genauer Quellenangabe gestatt« * Der Streik der Fachschüler hat gestern den Stadtrat »u einer Maßnahme gegen LasAuerTageblatt veranlaßt, die völlig unbegründet ist und durch nicht» gerechbfert gt weichen kann. Das Auer Tageblatt mröffeittlichte gestern dies« Zeilen: Wenn in einem Grundstück ein Brand qusbrtcht, dann wird der Hauseigentümer alle seine Kräfte daran fetzen, um da» Feuer auf seinen Herd zu beschränken und sein« Weiterverbreitung zu rechüten. Andernfalls kann die ganze Ortschaft von dem Feuer bedroht werden. Akin Brand war es vergleichsweise auch, der am Montag dieser Woche 'in unserer Fachschule au-brach. Die Flammen des Unwillcn» loderten bei der Schülerschaft auf, und da zu ihrer Bekämpfung nichts getan wurde, brachen die Flammen durch und ei faßten da» Gebäude. Schon in unserer DienStags-Nunnner legten wir aus führlich dar, daß es Pflicht der AnstaltSletiung gewesen wäre, alle» zu tun, um den Ausbruch des Streikes zu verhüten. Heute erfahren wir, daß — um bei unserem Bilde zu dHiben — der Direktor den Ausbruch des Brandes rechtzeitig merkend, sich Ratschläge auf dem Stadthause geholt hat. Und hier liegt der Hase un Pfeffer. Warum ist die Beratung auf dem Stadthaus« nicht so ausgeprllen, daß die Direktion in Gemeinschaft mit sofort erreichbaren Kura- toriumsmitgliedern mit den Schülern auf gütlichem, entgegen- kommendenWegverhandelte,umden Streikum jeden Preis zu vermeiden. So aber ist er ausgebrochen und dauert unverändert fort. Eine« Entschluß haben tue Fachschüler bereits gefaßt, der für unsere Stadt recht ungünstige Aussichten eröffnet. Sie haben nämlich aus den Grund geyss unsere Fachschule zu verlassen. Die Majoritätder Schüler hat sich bereits mit einer anderen Anstalt in Verbindung gesetzt, und diese hat den Schülern ein günstiges Angebot in Bezug auf ihre Aufnahme, L.brplan etc. zugehen lassen. Spätestens bis Mlitwo« abend werde» die Schüler »och io Ave bleibe», um am Donnerstag unsere Stadt für immer zu verlasse». Briefe, die von den Ellern der Schüler geschrieben wurden, sowie auch die Zustimmung von hier anwe- enden Vätern gebe» den Schülern bet ihrem' Vorgehen Rück halt. Nach alle dem hier gesagten, drücken wir wiederholt die Erwartung aus, daß eS nun endlich zu eir.ri» frt, blichen Ein vernehmen komme. Die eventuellen Folgen für unsere Siadt könnten zu nachteilig sein, als daß nicht alles daran gesetzt werden müßte, jetzt Friede zu schaffen und dauernd zu erhalten! Jeder, der vorstehenden Artikel mir der nötigen Aufmerk samkeit und dem erforderlichen Verständnis, sowie vorurteils frei gelesen hat, wird zugeben müssen, daß irgend etwas Ver letzendes in ihm nicht lgesagt worden ist, daß vielmehr unter An wendung eines Vergleichs nur objektive Vorgänge in ihm be handelt werden. Nichts Lestoweniger ließ der Stadtrat gestern Abend kurz nach 7 Ahr folgende Bekanntmachung an den Plakat säulen anschlagen. Zur A»f1lar n»g d:r Bürgerschaft über die unwahren Behauptungen des hiesige« Auer Tageblattes in Nummer 192. Ob Herr Direktor Bleckert gewußt hat, daß die Schülerschaft Rr. jsiö Aller TaqeblMt «mb Anzeiger kür tzstz» Erzgebirge. Spnnabend, b« 21 »ckguk 190». Statlsn»-Aam* Varometer. Staub Map. Mtn. <k»m»rratur nach! _«"s— ! lvtnbrlchtun, V«tt»rhLu»ch«u U»M, Alben, »rück« Au» 7SV mm -t- M°v -182» U' noch nicht halb zwölf! Und dann ging das Krähen, das liebe Krähen wieder an. Am ein Ahr Hatte ich berechnet, daß der Hahn in der Minute durchschnittlich dreizehn mal sein ange nehmes Organ ertönen ließ. Das war immerhin eine beachtens- roerre Leistung. Dann aber riß mir die Geduld. Ich schmet terte die Fenster auf und brüllte in die dunkle Nacht: „Mein Herr Sie irren sich, es wird noch nicht Tag!" Die Wirkung mei ner Worte war die, daß i:> der Tat das Ungeheuer einige Se kunden betroffen schwieg, um dann zwar schüchterner, aber oben- so beharrlich seinen Lonnengruß wkucrzüschmettern. Also ging Ich wieder zu meiner Frau hinüber, und bat um Erlaubnis, mich für den Rest der Stacht auf wie Chaiselongue legen zu dürfen. „Meintewegen," war die kurze, gnädige Antwort. Ich lag und lag, lausche und lauschte, ob ich meinen Freund nicht hier hören könne. Richtig, rr krähte auch hier. Da war es ja im Grunde einerlei, ob ich ihn nun lauter oder leiser hörte. Darum stand ich wieder auf und wanderte bis zum späten Mor gen auf dem Korridor hin und her und überlegte, welche der mittelalterlichen Folterungen wohl die gemeinste gewesen war. Schließlich kam ich zu dem Entschluß, daß ich den Hahn lebendig verbrennen lassen würde, nachdem ick: fein buntes Gefieder vor her ordentlich mit Petroleum getränkt hätte. Und meine Frau? Für die erschien mir die Art am würdigsten, ihr die Fußsohlen mit Salz cinzureiben und fr« so von leckenden Ziegenböcken zu Tode kitzeln zu lassen. Dos war grausam» aber gerecht. Meine Frau mochte wohl jo etwa« ahnen, denn st« kam mittags zu mtr in» Bureau. Sie habe Rupfen gekauft; man müsse die Fenster des Hühnerstalle, dicht verhängen, und di« Tiere nicht roe>qKt Uhr ins Frei« lassen; namentlich Hähne könne mqn so sehr leicht täusche», rch sollt« nur in Brehm, Tierleben nach- lese» Ich la» nicht in Brehm» Tierleben nach sonder» lachte nur «rzweiftlsch. Art» andern Morgen hatte ich die Ktastt.e-it unjnni Di«nsv--^en ein« geheime AntrrrttMng zuhadetl, jck« ich mit einem blanken Taler bekräftigte. Zu meiner Frau war ich so liebenswürdig wie nur möglich, spielte den Versöhnten und versprach ihr freiwillig, am Abend «ine köstliche Poularde mit bringen zu wollen. — ,,Jch wußte doch immer, daß Lu ein ver nünftiger Mann bist. Das Abendessen soll uns ausgezeichnet schmecken!" Meine Frau strahlte. Ich kaufte die Poularde nicht; dennoch trug unser Mäd- äxen abends eine Poularde auf, die zwar nicht ganz weich war, aber von meiner Frau und mir völlig vertilgt wurde. Dazu tranken wir zwei Flaschen Vox beutel aus Würzburg. Nachher saßen wir wieder aus unserm Balkon. Meine Frau begann: „Siehst du, jetzt hat sich der Hahn schon völlig an seine neue Umgebung gewöhnt. Man hat ihn heute fast gar nicht ge hört Aber auch für den Fall, da» er wieder unruhiger wird, habe ich gesorgt. Ich habe einen Käsig machen lassen und im Keller aufgestellt. Da hinein will ick) ihn gern jeden Abend eigenhändig sperren, wenn er -dich noch weiterhin stören sollte. Aber, offen gestanden, ich verstehe gar nicht, wie Lu «in so ent zückendes kleines Tierchen io im Magen haben kannst —" Jetzt kam mein Triumph auf Truniph: „Du hast ihft ja auch im Magen." „Bitte, wie soll ich das rerstthen? MW du etwa da mit sagen, daß diese Poularde roi heute albend unser Hahn, mein Hahn —" Ich nickte nur, schenkte unsere GlÄser wieder, voll nlit duftendem Et einwein und wartet« darauf, daß meine Frau in einer der mit Rocht so beliebten Ohnmächte fallen möchte. Vergeblich Ihr Blick aber hatte etwas medufenhaftes, Gott sei Dank auch nur für Augenblicke. Dann meinte sie lächelnd: Gott sei dank, daß das Tier noch so jung war und nicht noch zäher. Prosit, dein Wohl. Ich habe nämlich auch die ganzen- Nächte kein Auge zugetan, und ich hätte morgen dem Ti« das-, selbe Schicksal berettet, da, ««.heut« schon ereilt hach Di« nächst« i Poularde aber «erd« ich beftnm«»/' i ! ) »».WIMS den Streik plante, wissen wir nicht, da er nichts darüber gesagt hat. Jedenfalls ist es unwahr, daß sich Herr Direktor Bleckert, den Ausbruch des Brandes rechtzeitig merkend, also vor dem Ausbruch, Ratschläge auf dem Ctadthavse geholt hat. Richtig ist, daß Herr Direktor Blicken am Montag vormittag MO Uhr bet Len: unterzeichneten Bürgermeister meldete, daß eine Abordnung der Schülerschaft ihn, angezeigt habe, sie woll ten den Schulbesuch einstellen und daß sie eben insgesamt die Schule verlassen hätten. Also erst nach dem Ausbruch des Bran des war Herr Direktor Bleckert im Stadthause und hat da den Rat erhalten, sofort dem Vorsitzenden dis Kuratoriums telepho nisch Nachricht zu geben und um eine Sitzung zu bitten. Das hat Herr Direktor Bleckert getan und am Abend bereits waren zwei auswärtige Herren des Kuratoriums eingetroffen, am Dienstag fand dann lote Sitzung statt. Der Bürgermeister hat also nicht, wie das Auer Tageblatt mehr als kühn behauptet, sein« Pflicht verletzt, sondern das ein zige geraten, was er raten konnte. Denn das Kuratorium ist dis einzige Instanz, die hier zu handeln hat. Dias die reine Wahrheit. Ob das Auer Tageblatt mit seinen aufhetzenLen Artikeln und mit seinen zum mindesten überslüsflgcn Extrablättern unse rer Stadt gcksient öder nicht direkt geschadet hat, das Urteil über lassen wir getrost der besonnenen Bürgerschaft. Es wäre jeden falls richtiger gewesen, die Echiilrrschuft vor unbesonnenen Schrit ten zu und zum Entgegenkommen zu ermahnen, als da» Kuraterium. Denn letzteres besteht größtenteils au» Minner» vor. 50—7V Jahren, die wohl der Mahnung zur Ruhe nicht Mehr , bedürfen, wie sie auch durch die Geduldsproü« in der Sitzung > vom Dienstag bewiesen haben. Der Rat der Stadt L>u«. Tr. Kretzfchmar, ». Absehen davon, daß der erst« Abschnitt dieser AuMrpn- , völlig unlogisch ch, und daß im kitten Abschnitt dem Auch TlA-fH
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