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und Anzeiger für das Erzgebirge § verantwortlich«! Nedakteur: »NN uribsia. Für di« Inserate verantwortlich: A-tlttr str»«r. Seid« in Aue i. Krzgeb. mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Illustriertes Sonntagsblatt. m. b B Sprechstunde der Redaktion mit Aoinahin« der Sonntage nachmittag» von 4—r Uhr. — Telegramm-Adreffe: Tageblatt An«. — Fernsprecher IT in An« i. Trzgeb. Für unverlangt «ingesandte lNanuskripie kann Gewähr nicht geleistet werden. W«jng»pr«t»: Durch unser» Voten frei in» Hau» monatlich »o pfg. Bei der Geschäftsstelle abgeholt monatlich « Pfg. und wSchentlich io pfg. — Bei der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich ».so Mk. — Durch «n Briefträger frei in» Kau» vierteljährlich r.zr Mk. — Einzeln« Nummer io Pfg. — Deutscher Postzeitungs- katalog.^— Lrsch«tnt täglich in den Mittagsstunden, mit Ausnahme von Sonn- und Feiertagen. Annahme von Anzeigen dis spätesten» Uhr vormittag». 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In ülschlaue kam .es s-stor» zu einem .blutigen Zu- s»»>i»e«stog zwischen D e i»«s » >>n,h Ticbewrlt- In Kandis aufKreta hat meuterndes Militär zusammen mit einer großen Menge aus der Bevölkerung die griechische Flagge von neuem gehißt. Mutmaßliche sWitterung am LS. August: Südwestwind, Bewölkungszunahme, zunächst A, Witter. -Wc Politische Wochenschau. Es hat nicht viel daran gefehlt, so hätte eine Fahnen stange den Anlaß zu einem Krieg gegeben und.auch jetzt noch ist die Gefahr noch nicht ganz beschworen, wenngleich die Aussichten auf einer Erhaltung des Friedens sich bedeutend gebessert Haden. Durch internationale Truppen ist endlich am Mittwoch der in der kretischen Frage «ine so große Rolle spielende Fahnen mast aus dem Fort von Lanea pefättr worden, di« griechische Fahne flattert nicht mehr über der Hauptstadt der Insel. Wochen lange diplomatische Verhandlungen sind um diesen Fahnenmast geführt worden, erregte Noten wurden gewechselt, und lebhasre Gärung herrscht unter den Kretern, die partout unter griechi scher Herrschaft kommen wollen, obwohl die türkische sie in keiner Weise drückt. Allerdings ist die Insel selbst bei der Entwicklung der Affäre in den Hintergrund getreten,-diese hat sich vielmehr zu einem scharfen Disserenzpunkt zwischen Griechenland und der Türkei herausgedildet und beiderseits glaubt man die nationale Ehre so verletzt, daß man seine Zuflucht zu den Waffen nehmen wollte Um den Brand einzudämmen, blieb den sogenannten Schutzniächten nichts anderes übrig, als energisch zu inter venieren und diese" Bemühungen scheinen nunmehr auch von E r- folg gekrönt zu sein, nachdem man in Konstantinopel wie in Achen die eindringlichsten Vorstellungen erhoben chatte. Es ist ja richtig, daß die Türken sehr energisch vorgegangen find, ab:r die Griechen haben ihrerseits versucht, die Türkei als den Stören fried zu verdächtigen, indem aus der letzten Note der Türkei nur die schroffsten Stellen der Llfsentuchteil mitteilte, um so für Griechenland Stimmung zu machen. Aber Lügen haben kurze Beine und jetzt hat sich die griechische Negierung sogar genötigt gesehen, nm eine Verlängerung der Frist zur Beantwor tung der türkischen Note nachzusuchen. Uebrigens entbehrt es nicht eines komischen Vc>zr,ch macks, daß die Mächte, nachdem sie vor einigen Wochen ihre Besotzungstruppen eben erst zurückgezogen halten, abermals Mannschaften landen lassen mußten, von denen ein Teil für einige Zeit zurückbleibt, ein Beweis, wie kurzsichtig jene Maßnahme war, deren Gründe auch heule noch nicht so recht aufgeklärt sind. Di« Insel nntevitxbt einmal. rcrtraF.^^^tAirkisch« "«d d.r—SUN «yURaHt» wicht verletzt werden. Für die türkische Regierunx war di« Situation um so mißlicher, als ein allzuweit besessenes Eingehen auf die griechischen Wünsche von den Jungtürken als Schwäch« ausgelegt worden wäre und leicht innere Unruhen hätten Hervorrufen kön nen. Es wäre dringend zu wünschen, wenn man endlich einmal im östliche» Teile des Mittelmeeres zur Ruhe käme, um eine Consolidierung der Verhältnisse daselbst hepbeizuDhren. Dies gilt in nicht geringerem Maße von Persien, wo augen blicklich wieder einmal alles drunter und drüber zu gehen scheint Der kleine Schah hat sas Regieren lueitk herzlich satt und sehnt sich darnach, mit seinem Vater wieder vereint zu fein. Dazu .'gehen allerlei Umtriebe und im Lande wächst erneut die Gärung. Es wäre sehr wohl möglich, daß Rußland hierbei die Han) im Spiele hat, denn der Ausgang der Revolution war keineswegs nach den Herzen der russischen Machthaber, weil man hierbei leer ausgegangen ist und die Hoffnung zunichte gewor den ist, auf den neuen Herrscher und dessen Regierung größeren Einfluß zu gewinnen. Die vvtsichligcn Nationalisten ken nen ihre Pappenheimer zu gut und wollen von Rußland nichts wissen. Unter diesen Umständen dürfte es mit der Lösung der lerfischen Frage wohl noch gute Wege haben. Auch im äußeren Orient mehren sich die Zeichen, Laß es dort ball) mit der Rübe vorbei sein dürfte. Wegen der Bahnkonzes- fion in Ostasten gibt es allerlei Reibungen und da auch deut sches Kapital hierbei in Frage kommt, darf man fich nicht wun dern, wenn von London aus wieder einmal lustig gegen Deutsch land gehetzt wird. Die Ausbreitung deutschen Einflusses auf wirtschaftlichem Gebiete in Ostasien mag den Engländern um so unangemehmer sein, als sie die Erfahrung machen müssen, daß ihr Bündnis mit Japan ihnen herzlich wenig nützt, daß man dort vielmehr darnach trachtet, auch England, wie alle übrigen Europäer zu verdrängen und selber dort die tonangelbende Macht zu spielen, welche alles «inlteimst. Es gewinnt daher viel an Wahrscheinlichkeit, daß das englisch-japanische Bündnis — an und für sich schon ein Unding - nach feinem Abläufen kaum erneuert wird, und daß mit dieser Eventualität bestimmt gerech net wird, beweist die zwar dementierte, aber doch zweifellos be stehende Absicht der englischen Admiralität, die ostafiatische Flot tenstation wieder zu besetzen. Geordnete Zustände auch ersehnt man, wenigstens auf parla mentarischem Gebiete, in der Donaumonarchie. Während auf dem Gebiete der äußeren Politik alles aufs hefte bestellt ist, und Baron Aehrenthal für sein; Verdienste bei der geschickten Leitung seines Ressorts anläßlich des Geburtstages Kaiser Franz Josephs in den Grase »stand erhoben worden ist, sieht es aus i r - rpolitischem Gebiete herzlich schlecht aus. Miiti- sterpra Vr»erth kommt mit den Parteien nicht vom e>r. ^namenrarische roiaftyto.Lie »vue uno v>« geleiteten Verhandlungen der Vertrauensmänner der einzelnen Parteien versprechen wenig Erfolg. Die Regierung will daher auch, wie in einem eben vkröfsentlichten Eommuniquö mitgetei.lt wird, den Neichsrat »ich: ei »berufen, sondern sich auf die Tätigkeit der einzelnen Landtage beschränken. Man glaubt, daß dies für die Annäherung der Parteien von Vorteil sein wird, indem man namentlich hofft, daß man sich in Böhmen wieder vertragen werde, was speziell für das Zusammenarbeiten der Parteien im Neichsrate vorteilhaft wäre. Diese Hoffnungen auf Böhmen dürsten sich aber wohl als trügerische erweisen, da dort der Nationalitätenhader schärfer ist denn je. Bei uns in Deutschland herrscht jetzt im großen und ganzen politische Stille. Die Reaktion erfuhr tiefe erregte Zeit des Kamp fes um die Finanzreform, der ein Systenyvechsel in der Regie rung herbeigesührt hat. Man wird sich in die neuen Verhältnisse erst einleben müßen und namentlich der infolge der Steuerab wälzung verschiedentlich herrfckmnoe Kleinkrieg nimmt die Gemüter in Anspruch. Bier und Tabak müssen bluten war bet der Finanzreforin «in« Hauptparole, und nunmehr, wo die neuen Steuern Geltung gewinnen, wehrt man sich auf bas entschiedenste, freilich nicht so gegen die Steuer an und für sich, als gegen die übermäßigen Aufschläge, die icrschiidtntlich Produzenten und Verkaufsvermittler sich hi rausnehmen zu können glauben. Diese < Der Hahn. Humoristische Skizze von Alfred Richard Mayer-Milmersdorf. (Nachdruck verbvien.) Ich kann mich über meine Frau im allgemeinen nicht be klagen. Aber sie hat entschielxn einen Fehler: Sie liebt lleber- raschungcn. Ich will damit nicht behaupten, daß mir diese Beweise ihrer Liebe unangenehm sind. Um Gotteswillen! Aber es find da doch schon verschiedene bedenkliche Geschichte» vor gekommen, von denen ch mir heute die eine von der Seele -hec- unterschreiben muß, selbst auf die Gefahr hin, daß meine Frau von dieser Niederträchtigkeit erfährt. Man ist eben auch nur ein Mensch. Als ich eines Abends, müde von Berufsarbeiten, »ach Hause kam, hörte ich i h n schon aus der Straßes Im stil len dachte ich mir: Die Nachbarschaft wird ja immer lieblicher! Da schrie «r zum zweiten Male. Ich tröstete mich noch mit dem Gedanken, daß ich im sogenannten zweiten Gartenhaus wohnte, so weit würde der Schall feiner hellschmetkernven Stimme doch wohl nicht reichen. Aber warum hatte der Urtier so ein merkwürdiges Lachen um den Mund, als er seine Mütze zog. Der Hof vor dem ersten Gartenhaus lag in dämmernder, abend sicher Ruhe, nur di« kleine Fcnraine ließ ihre iAünnen Wasser bindfaden fast lautlos herabrieseln. Aks» hier war er nicht. Der weite Hof lag noch friedlicher da, selbst die sonst so grell aufkreischenden Schwarzdrosseln schwiegen heute. Beruhigt wollte ich schon die Haustür öffnen, da krähte es vSr nsi- neben mir, hinter mir gar entsetzlich. Bleich uM verstört stürbite ich die Treppen hinauf Oben stand meine Frau, heiler sind Lächelnd: Hast du thn schon gehört? Ob ich ihn schön gehörl hatte! Knd nun kamen die Erklärungen und Begründungen, di« mein« Frah ' ».schnell und immer schneller, dann in, langsameren Stocken vob- vracht«/ -Ist das nicht «in« schöne Ucberraschung? Etgentlt» . - V -,7 .detn <S«t«r1»tag, aber ich mußt« die Tieöe »-.. / ' - Wenige Sekunden später noch etwas gedehnter: „Kiehkerieh- ? : kish!" Ich ging zu meiner Frau hinüber. „Ich kann nicht schlafen." ' — „Du Armer! Aber da bin ich Loch nicht schuld!" — „Nein, aber dein Hahn! Der Teufel soll ihn holen. Morgen früh be kommt er Gift. Hörst Lu ibn Len gar nicht?; „Du mußt nicht gleich so nervös werden. Er hat hoch eine so leistz, zarte Stimme. Ich höre sie fast nicht. Darüber schläft man. doch leicht wieder ein. Leg' dich nur wieder hin.'- Ich legte mich wiÄer hin, schlief aber nicht ein. Ich schloß die Augen und befolgte den Rat mei ner Mutter, das heißt, ich ließ mir das Alphabet der Reihe Nach - in riesengroßen Buchstaben leuchtend auf schwarzem Hintergrund erscheinen Aber auch das half nichts, denn dazwischen krähte es, mal lustiger, mal trauriger, aber immer noch eindringlich genug, um mir jeden Schlaf uncrk'sisich zu verscheuchen. Ich zündete wieder Licht an, stellt« fest, daß wirtlich «in morgengrauer Schein über den Dächern heraufstiez, und nahm dann ein Blatt - Papier. Auf diesem legte ich so etwas wie «ine Tabelle an, und nach einer Stunde war dies« mit taufen dgroßen und kleinen Zahlen ausgefüllt. Ich harte eine genau« Statistik, wieviel mal der Hahn in jeder einzelnen Minute der letzten Stunde ge kräht hakte, Welchen Wert das Schriftstück für mich hätte, kann ich nicht sageit. Mich erfaßte nur ein fieberhafter Eifer, der mir da» Blut erhitzter Lurch die Adern jagt« Als ich morgens toten bleich und geschwächt an den Kafkrsisch wankte, konkt« ich mit fünf großen Foliobogen um Gnvde sirheo. Ich hatte ja Ge burtstag, und da durfte man loch annehmen, daß einem ein > Wunsch erfüllt würde: „Schick' das herrliche Tier Lieder nach - Italien!" Meine Frau nannte mich ein akbeknesMnd. — Am Abend kroch ich gleich »ach neun in» Betft SpstWkd« ich < jedenfalls fünf bis lech» Stunden ruhigen Schlaft» den. tzo- pachte ich. und entschlummerte fröhlich. . , La war der sterl schon wieder! Mfd« mußte bäD M M Doch wer brschteibt mein Ltztsetzm: Die Wr i schon heute herbringen lassen. Komm, wir wollen gleich hin untergehen. Die drei fetten Hennen nicht du isthen. Und den wunderbaren Hahn! Als wir damals mieteten, fiel mir der verfallene Hühnerstall sofort auf. Der Wirt hatte selbstverständ lich nichts dagegen, sind ou kannst die lieben Tiere sogar von deinem Schlafzimmer aus sehen:" Und hören!" erlaubte ich mir hinzuzufügen. Meine Frau aber fuhr fort: „Das ist aber doch gerade das Schöne an der ganzen Sache, >oatz man glaubt, auf dem Lande zu sein. Noch dazu, da wir in diesem Jahre unsere Erholungsreise aurjaNen lassen müssen. Der Hahn ist übrigens ei» italienischer Aahn, und di« Achimen i—>" Da rief er, schrie er, posaunte er. Ich kann es nicht näher be schreiben. Ich sank auf Las Sofa unü lehnte mit einer gewiß wenig liebevollen Handbewegung jede vorläufige Besichtigung meines Geburtstagsgeschenks ab. Meine Frau war noch ganz freundlich und ermutigte mich: „Er kennt ja den Stall »nd seine Lennen noch nicht. Er wird morgen schon viel ruhiger sein, und dann schläft er ja auch sonst schon uni diese Zeit. Hühner gehen schon um 6 Uhr zu Bett, manche auch schon um ö, und Jlasiener, glaube ich, bereits um vier." Ich blieb ganz Mifnrauen, und es lbtzdurfte erst viele, Zärtlichkeiten meiner Frau, daß ick beim Abendessen langsam wieder freundlicher wurde. Aber das Biest war ja jetzt still. Vielleicht war es für mich nur Las Ungewohnte Les ersten Augenblick» gewesen. Wir 'aßen beinahe Li» Mitternacht auf unserm Balkon. Es «ar «in schöner, ruhiger Gommerabeyd. Ich mochte etwa zwei bis drei Stunden fest und traumlos ge- schlafen haben ,als ich erschreckt «uffuhr. Ma« war da»?. Meck, leicht ein Traum. Natürlich, nur cin< Eintbildang. Ein' Alp. drücken. Doch da war es wieder, lauter, näher, schreckliche«. Der Satan krähte schon dem Morgen entgegen. Ich züNdeteV Licht an. Ich sah nach der Uhr: noch nicht Hackb zwei; braußen «ar es noch ganz dunkel. Keine Spur vom nahenden Söhnen- aufgang. „Kickeri«!« Und da' gleich noch einmal: ,-Kickers«!"