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und Anzeiger für das Erzgebirge verantwortlicher Redakteur: rein Kredel». Für die Inserate verantwortlich: Ulelter Ureur. Beide in Aue i. Erzgeb. mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Illustriertes Sonntagsblatt. m. l> st. Sprechstunde der Redaktion mit Ausnahme der Sonntag« nachmittag, von S—r Uhr — Telegramm-Adresse: Tageblatt Au«. — Fernsprecher «. in Aue i. Lrzgeb. Für unverlangt «ingesandte Manoftripi« kann SewShr nicht geleistet «erden. ist»,ag,preis: Durch unser« Boten frei in, kau, monatlich so Pfg. Bei der Geschäftsstelle abgeholt monatlich «v pfg. und wdchentlich ,0 Pfg. — Bei der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich «.so Mk. — Durch den Briefträger frei ins kau, vierteljährlich i.-r Mk. — Einzeln» Nummer zo pfg. — Deutscher Postzeitungs katalog. — Erscheint täglich in den Mittagsstunden, mit Ausnahm« von Sonn- und Feiertagen. Annahme von Anzeigen bi, spätesten» Uhr vormittag». Mr Aufnahm* von gröberen Anzeigen an beptmntüi» Stellen kann nur dann gebürgt werden, wenn st« am Tag« vorh«r bei un, «ingehrn. Inf«rtionspr«i»: Di« stebrngespalt«n« Rorpuszeil« oder deren Raum to Pfg., 8«klamrn r» pfg, Bei grdßeren Aufträge rntspr«chender Rabatt. Di^sc Nuininer umfabt 6 Seite». Das Wichtigste vom Tage. Im Stand derAuer FachschuleAngelegenheit ist noch immer keine Aenberung emgetreten; das Kuratorium l lehnt jedes Entgegenkommen ab und die h Schüler streiken werter. Die ganze kaiserliche Familie wird am 28. d. M. Zeppelin auf dem Tempel Hofer Felde er warten. Reichskanzler v. B e t h ma nn H 0 l l w cg wird demnächst 'eine wichtige Kundgebung über Preußens Politik in Nords chlcSmig erlassen. 'Die englische Presse veröffentlicht demonstrative Huldigungsartikel für Kaiser Franz Joseph »uMiich seines acstriacn Geburtstages. <r * '"H i Die SchidLmSchte haben gestern auf dell, kretischen Fort In der griechisch - türkischen Situation ist bisher n 0 ch > keine B^^lserung emgetreten. IMP- Muimatzliche Witterung am 20. August: Südostwind, aufheitrrnd, .Wärmer, trocken. Hausa-Bttu- uud Lau-Wirtschaft. - Der große deutsch-nationale Volkswirt Friedrich List war dieser Tage von ter Zeitschrift des Deutschen Landwirtschaftsrats als Sachverständiger für eine Polemik gqgen den Hansa-Bund in Anspruch genommen worden. Darauf wuö-e von feiten des Bundes an eine Reihe Liistscher Aeußerungen erinnert, aus denen sich die allen Unterrichteten ohnehin «bekannte Tatsache ergibt, daß jener weitblickende Mann im Interesse der Größe Deutsch lands mit aller Schärfe für feine Entwicklung aus einem bloßen Ackerbaustaat zu einem Handels-. Industrie- und Ackerbaustaat eintrat. Die Kreuzzeitung hatte nunmehr den beneidenswerten Mut, weitere Listschc Aussprüche anzuführen und sie mit ge schmackvollen Redensarten wie händlerisch« Interessen und der gleichen zu verbräuen. Wir verzichten auf eine weitere Polemik mit Rücksicht aus die bereits gekennzeichnete Stellung Friedrich Lists in der Geschichte der deutschen Volkswirtschaft. Wir stellen aber den Herren anheim, sich Las durchzulesen, was List, dessen Anschauungen mit den Grundgedanken des Hanfa-Bundss in wich tigen Punkten übereinstimmen, im Nationalen System der poli tischen Oekonomie (Stuttgart 1844) S. 284 ff. über das Wesen des reinen Ackerbaustaates und seiner Verteidiger sagt. Wäh rend die Kreuzzeitung, um gegen Gewerbe, Handel und Indu strie aufzureizen, möglichst viel Gehässigkeiten in die Welt setzt, sagt der Hansa-Bund im Interesse des sozialen Ausgleichs: Kraft verpflichtet! Er steht insofern durchaus auf dem Liftschen Bolsen, als er die fortdauernde gleichmäßige Pflege des Gewerbes, der Industrie, des Handels und der Landwirtschaft mit Entschieden heit fordert. Die agrarischen Blätier suchen «bei ider landwirt schaftlichen Bevölkerung die falsche Auffassung hervorzurufen, als stehe ihr der Hansa-Bund feindlich gegenüber. Den wirklichen Sachverhalt hat der Präsident Les Bundes in einem im Einver nehmen mit der Vundesleitung veröffentlichten Aufsatz wie folgt festgestellt' ' - "t"nü Lelämpft Landwirtschaft als solchem , kr.': . —- - >.:0wirtfch«ft «tq» feindlich son dern freundlich gegenüber. EL gibt keinen vernünftigen Indu striellen, Gewerbetreibenden oter Kaufmann in Deutschland, der nicht wüßte, daß die Lanowirtschaft einer unserer wichtig sten Berufsstände rst. Ich selbst habe es deshalb als Vor sitzender der Berliner Abwchrvclwmmlung vom 12. Juni 1909 für meine Pflicht gehalten, selbst dieser Stunde des Zorns und der Erbitterung die programmatische Erklärung abzu- gsben, daß sich Gewerbe, Handel und Industrie Deutschlands schon lange zu der Ueberzeugung durchgerungen haben, daß sie im Interesse der Gesamtwirtschaft verpflichtet sind, einem für die letztere so überaus wichtigen Stande, der deutschen Land wirtschaft, jede nur irgend mit den. Wohle des Ganzen ver trägliche Erleichterung und Förderung angedeihen zu lassen. Diese Stellungnahme des Hausa-Bundes ist in landwirtschaft lichen Kreisen, die sich,gegenüber dem Bunde der Landwirte ihr selbständiges Urteil bewahrt haben, voll anerkannt und mit Be friedigung begrüßt worden, wie sich aus vielfachen an den Hansa- Bund gelangten Kundgebungen ergibt. Der Bund wird seiner- seits dafür sorgen, sein Programm der Gleichberechtigung für alle Zweige der nationalen Arbeit nach jeder Richtung hin zur Durchführung zu bringen. Dies wird um so mähr geschehen, je mehr die Erwartung der Kreuzzeitung sich erfüllt, die in einer guten Stunde mit realpolitishem Verständnis schrieb«: Wir zwei feln gar nicht daran, daß der Hansa-Bund mit seiner alluinfas- senden Werbetätigkeit ein gewaltige? Heer von Mitgliedern ge winnen und durch die Veröffentlichung seiner Mitgliederliste ver blüffend wirken wird. Jeder Einsichtige wird daran Mitwirken, diese Voraussage der Kreuzzeitung in möglichst großem Umfange wahrzumachen. Politische Tagesschau. f Aue, 19. August. T Zum Postscheckverkehr. Bekanntlich ist es im Postscheck verkehr zulässig Ueveriveisungen auf mehrere Konten durch eine sogenannte Sa m m e l ü b e r w e l s u vjg zu Vüwirken. Hierbei war es bisher von Nachteil, daß schriftliche Mitteilungen nicht gegeben werden konnten. Jetzt hat jedoch das Postscheckamt ge nehmigt, daß für die Lutschriftsempfänger bestimmte Zettel ber- gelegt werden dürfen. Diese Zettel müssen in Form und Erog-r dem Abschnitte des lieber weil"«-" —"««echen, Wahrend «. - Bor>cyrlst uoe». oee ^hrbe nicht* besteht. * Die deutschen Kriegsschiffe bei der amerikanischen Flotten schau. Bei der Hudson-Feier, zu der sich Großadmiral v. Köster als amtlicher Vertreter des Deutschen Reiches im September nach Neuyork begibt, wird die deutsche Marine durch vier KryegHchffke vertreten sein. Außer einem Panzcrkreuzer, voraussichtlich Enei- senau, der sich direkt zu den Festlichkeiten nach dort begibt, werden zu dem Geschwader gehören die beiden nach den ameri kanischen Gewässern bestimmten Schulschiffe, die großen Kreuzer Hertha und Viktoria Louise, von denen ersterer sich auf der Ausreise bereits in Ferrol befindet, letzterer am 22 August von Wilhelmshaven in See geht, sowie der zur ostamerikanischen Station gehörige kleine Kreuzer Bremen. 1 Der deutsch-schweizerische Mehlkonflikt, der bekanntlich des halb ausgebrochen war, Weil die schweizerischen Mühlen sich durch die Höhe der Zollrückvergütung an di« deutschen Mühlen benach teiligt fühlten, scheint eine friedliche Lösung finden zu sollen. Das bayerische Siaalsministerium teilte nämlich der Augsburger Handelskammer mit, der Reichskanzler habe die Be- Rewyorker Brief. Von unserem Korrespondenten. (Nachdruck verboten.) Wissen Sie wie groß Neuyork ist ? Ich meine die Stadt allein, nicht den gleichnamigen Slaat, dessen Hauptstadt die Metropole am Hudson ist. Sie wissen es nicht? Ich weiß auch nicht, auf ein wie großes Territorium sich seine über vier Millio- . nen Einwohner zerteilen. Aber wie groß die Schulden der Stadt heute sind, das kann ich Ihnen sagen. Finanzkünstler, die Ihnen sagen können, wieviel wir morgen oder gar nächstes Jahr schuldig sein werden, gibt cs nicht. Also nach eben ver öffentlichten Statistiken schuldet die Stadt 672 019 244 Mark Dol lar also bei einer doppelt so großen Bevölkerung als Berlin , elfmal so viel als dieses und halb so viel als ganz Preußen schuldet mit seinem kolossalen Eisenbahnnetz und allen seinen Ausgaben für sein Heer und seine Marine. Die hiesige Pqlizei, die eine Unzahl von Morden täglich nicht entdeckt und eine selbst für unser« Verhältnisse überraschend große Zahl von Ver brechern nicht sängt, tostet mchr als zehnmal so viel in einem Jahre als die Berliner Sicherheitsbchörde. Haben Sie jetzt eine Idee? Und was wir für Liese rngehemie Schuldenssumme auf- gurvetsen haben? Sie würden gar nicht glauben, wieviel man für diese Unmenge von Geld in einer einzigen Stadt — halb fertig machen kann. Also hören Sie: In diesem Jahre wurde am 19. Juni eine Brücke über den östlichen Mecresarm der Stadt eröffnet, der die beiden Stadtteile Manhattan und Brooklyn miteinander verbindet. Di« Brücke hat 2 l Milk tonen Dollars gerostet und vo« Dezember dieses Jahres wird eine andere Brücke über denselben Meeresarm dem Verkehr übergäben werden, deren Kosten noch höher veranschlagt find, die aber zweifellos noch viel höher sein werden, wenn einmal alle Rechnungen eingeliefert fern werden Und damit Eie nicht glauben, Latz di« beiden Rie- senbauwerk« nur zu Verschönerung der Stadt errichtet wurden, sage ich Ihnen noch, daß die Stadt die besten Straßenbahn- vtid darüber ganz ausgezeichnete Hochbaishnsträng« hat, ' .7 k" - «0 Latz die anderen beiden Brüchen endlich entt lastet werden können, und daß es ein Vergnügen sein muß, da oben in schwindelnder Höhe über dem Meeresarm hinzulaufen. Aber was für ein Vergnügen das sein mag, weiß vorderhand niemand zu sagen, Venn noch führt kein Wagen darüber hin und wird wohl auch m langer Zeit nicht fahren. Da wir so bärenmäßig viel Geld ausborgen, müssen wir es nämlich auch ausgeben, und um das tun zu können, brau chen wir Leute, die ebenso bereit sind, das Geld einzulstjecken, wie wir es ausgeben. Zu dem Zwecke haben wir Kommissionen. Sie glauben gar nicht, rvieviel solcher Kommissionen wir vertragen. Wenn sie in Anbetracht unseres guten Willens nur wenigstens ruhig dasitzen und nichts tun wollte». Sie können gar nicht Wissen, wie gut es uns dann gehen könnte. Mer sie wollen auch Lebenszeichen gäben und, da haben wir den Salat. Wie bei den Brücken. Wir haben eine Ocffentlich« Verkehrs-Kom mission, sie besteht ja nur aus sieben Mitgliedern, deren jedes nur 1ö 000 Dollars per Jahr bekommt, also umgefähr 60 000 Diese hat vom Verteilungsrate, eine als Oberhaus der Stadt verwaltung fungierende Versammlung von sieben Personen, gegebenen Verkehrserlaubnisse gut zu heißen. In diesem Ver- teilungsrate sind die jährlichen Gehälter zwischen 12 000 bis 15 000 Dollar per Mann. Was nun der Verteilungsrat gutheißt, Las findet die erste Kommission schlecht, und jetzt wollen sich die beiden Körperschaften wegen K'ompetenüberschreituny verklagen, eben wegen der einen Brücke, die halb fertig geilassen aber ganz bezahlt wurde, während die Schienen drohend oder vorwurfs voll, aber in jedem Falle unbenutzt in die Luft starren. Jede der aus dem gleichen Stadtsäckel bezahlten Behörden nimmt sich in dem Falle «ine ganze Anzahl der besten und teuersten Anwälte, die, wenn sie wollen, die Sache jahrelang hinziehsn können, und warum 'ollten sie nicht, verdient« doch kürzlich «in Anwalt in einem Falle, der zwei Monate gedauert hatte, eine Viertolmillton Dollar. Gestern «rst fach ich mir die eine Brücke, dils im Dezember be reits nominell dem Verkehre übergeben werden soll, genauer an. Es ist oin Prachtbau. Gin Triumph amerikanischer Kühn-, heit und Erfahrung in technischen AueHÜHrungen. In dlm Bogen, auf zwei Mitteltürmen ruhend, ««treckt sich di« Btttcke auf mehr al« ldret Kilometer, und ist so hoch daß hie griMten Mastbäume darunter sdurch,geführt werden Dünnen. Grellrot gestrichen strecken sich die ungeheueren Ebenmassen über den Meeresarm hin und scheinen von weitem wie eine leichte, zier liche Filigranarbeit von den graziösesten Formen. Mitten im Ghetto hängen die Eisenschienen in die Luft. Die Juden, -di« aus Polen oder aus dem südlichen Rußland geflüchtet sind, sie haben hier ei» Asyl gesunden. In Len überfüllten Gassen und Gäßchen drängen sich Kinder ohne Zahl zwischen in Kettenreihen stehenden Hausierwagen und Ständen, in denen Männer und Frauen billige Lvaren aller Art Lurbieten. Folgen Sie mir nur weiter hinauf, um diese und eine andere Ecke, in die Essex- Straße in die Fersyth, in die hundert anderen Straßen, da» Gewimmel wird immer dichter, der Schmutz immer lgrüßer. Es gibt hier mehr Elend, als irgendwo, nur fällt es nicht so auf, sie stehen sich all« gleich, die Vermögenden wie Vie Unvermögen den; sie leben alle in gleichen engen Stuben, Vater, Mutter, Sohn und Tochter, mit Säuglingen -usammengopreßt, in drei Zimmern vier Familien. Die Häuser sind zwar bis zuM Er sticken überfüllt, aber die was erworben Haben, wollen am frü hen Morgen und am späten Wend in ihren Läden sein, und diejenigen, die sich jene zum Muster genommen, glaulbts» nur an "derselben Stelle ihr Glück, d. h. Geld machen zu können, was für viele von ihnen immer nur ein Traum bleibt, den sie aber bis zum letzten Atem festhalten wollen. Hier haben früher, ehe die jüdische Einwanderung in so gewaltig«» Proporttonen eingesetzt, die Deutschen gehaust. Hier hatten sie sich zuerst ansässig gemacht. Damals waren es moderns, reine Straßen, und die Avenue in die da» Ghetto heute ausläjift, war damals di« Fünfte Ave der bestsen deutschen GesellschHL Die Deutschen waren dann wett« nördlich gezogen, erst ettnge, dann mehr Straßen weit. Da wurde die ungari sche Einwanderung stärker. Was den Magyaren Staatsnot- Mündigkeit schien, die zwangsweise Herrschaft her ungaWchen Sprache, hatte viele hierhergetrieben. Di« neuen Einwaiwrrer Händen sich gut mit den anderen Deutschen ab. Bl« dchtn, die ^Magyaren hörten, «daß es den Schwaben hi« draußen so viel besser erging, kamen auch sie und letzten fick den.von -u.MUst verjagten Landloutrn auf daes Geyick, ah» Freunhe «nd L^Ws- leute natürlich, und um sie auch Wk P beherrschen.- So Ml.