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DerSSGscheLrMer Bischofswerdaer Hauptblatt und gelesensteZeitungimAmtsgerichts- beztrk Bischofswerda und angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt. Mannschaft, der Schulinspektion und des Hauptzollamts zu Bautzen, des Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerda. dcrgeSscrtt-T» Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. DichtesteVerbreitung inallenVolksschichten Beilagen: Sonntags-Unterhaltungsblatt und Landwirtschaftliche Beilage. Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt IS. — Druck und Verlag der Buchdruckerei Friedrich May in Bischofswerda.— Fernsprecher Nr. 22. G*fch«1»n»«»werse: Jeden Werkt«, «bends für km folgend. Ta«. B»»agsvr«1«: Bei Abholung in Ker Geschäftsstelle monatlich Mk. 3.75, bei Zustellung in« Hau« m«n«Utch Mk. 4.—, durch die Poft bezogen vierteljährlich Mk. 1125 ohne Zustellungsgebühr. 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Vier deutsche Ärzte ver- dem er einige Glas Bier hinuntergestürzt hatte, löste sich suchen, den Mann aufzuklären, machen ihn und seine medi- seine Zunge und nun entrollt sich unserem Auge ein eigen- Von den fünfzig Flüchtlingen, zu denen der Maschinist London, 5. August. (W. T. B.) Wie Reuter erfährt. Nur die Zuchtrute'zu entsenden, angenommen und dabei die ernste Hoffnung cttäuschung hat es ausgesprochen, daß die direkt beteiligten Mächte schleunigst lchen Stadtoberhauptes wollen wir uns gründlich merken! — daß sie glücklich aus der Gefangenschaft entkommen seien. Der freundliche Gruß dieses Mannes lautet: »Was wollt ihr denn von mir? Warum seid ihr überhaupt geflohen?" Das ist der erste deutsche Gruß an Männer, die mehr gelitten haben, als irgend Einer. Am Körper jenes Maschinisten war tung des vorbereitenden Materials fertig zu sein. Wie nötig es ist, daß jeder Deutsche — wohlgemerkt Deutsche — mitarbeitet, zeigt folgender Fall, dessen Klä rung wir gestern beiwohnten. Wir sitzen wieder in unserem Stammkaffeehaus an der Alster, wo auch zumeist sehr ein fache Leute aus- und eingehen. Da kommt einer, auf dessen furchiger Stirn das Herzeleid geprägt ist. Seine Augen sind tiefernst traurig — und tränenfeucht. Sein Gang ist unbewußt stramm und militärisch. Leicht ist sein Kopf vor gebeugt. Seine Züge sind von eiserner Straffheit. Nach- eine gerechte und befriedigende Lösung der oberschlesischen Streitfrage herbeiführen und damit eines der Haupthinder nisse beseitigen, die jetzt einem dauernden Frieden im Wege stehen. ManquLm rotrorsm! (Niemals rückwärts.) Bon Pfarrer Alexander Leonhard i. Kopenhagen, 4. August. die weite Welt, um an ihren westen Gestaden sein Lebens schifflein anfahren zu lassen, bis er schließlich die letzte große Heimreise antritt. Des Volkes Dank ist ihm geworden, für das er kämpfte und litt. So geht's Tausenden, ja Millionen! Sie kämpfen den ehrlichen Kampf für das Deutschtum, wo immer sie stehen. Man lacht und spottet ihrer! Der eine mahnt zur Vorsicht: er könnte seine Stellung verlieren. Oder gar sein Leben?. Um solchen erbärmlichen Wicht, der nicht aus tiefstem Her zensgründe singen kann: Mit Herz und Hand fürs Vater land, der nicht gern sein Leben daran setzt, für deutsches Recht zu kämpfen und streiten, würde wahrlich kaum ein echter Deutscher klagen. Heute morgen lernten wir auf der Deutschen Gesandt schaft in Kopenhagen Herrn von Mackensen, den Sohn des großen Feldmarschalls, kennen, einen Mann, der in seiner edlen Erscheinung und mit seinen ausgeprägten Zügen, ein echter Vertreter deutscher Gedanken ist. Deutschland hat noch genug Männer! Die werden unserem Volke Führer sein, wenn es not tut. Dann soll man nicht mehr fragen: „Was sind deine politischen Ansichten?", sondern: „Hast du! den Mut, mit eisernem Mut und Willen, mit Einsatz deines Lebens, die alten Kräfte deutschen Bewußtseins und vater ländischer Ideale zu heben?" Hier, Deutsches Volk, hier ist dein Rhoüus! Ilie klbocku8, die salta! Aber keine Lustsprünge, sondern mit festem Antritt in die weiten wallenden Wogen der Sturmeszeit! Was sind Parteien in Tagen, da es sich um kulturelle Ewigkeitswerte handelt! Der Einzelne muß ver schwinden! Die einige deutsche Treue muß erwachey. Dann können wir wirklich guten Mut haben, dann wird noch alles recht! artiges Bild tiefster Tragik menschlichen Herzeleids. Der Mann war Maschinist in der Nahe Hamburgs. 1914 folgte er dein Rufe als Freiwilliger, wurde im März 1916 gefangen und nach Sibirien geschickt mit vielen Leidensge nossen. In einer langen Kette von Jammer, Trübsal und Quälereien bestand nun das Leben dieser Ärmsten. Selbst : der Friede von Brest-Litowsk änderte Las Schicksal dieser i Leute nicht. Schließlich kommt der Zusammenbruch im In dern Deutschlands und jubelnd grüßen die Geächteten und Die Krise in Nutzland. Es ist mehr als eine Krise, es ist ein Zusammenbruch, den die Wirtschaft Sowjetrußlands erlebt. Gewiß, Miß ernten und Hungersnöte sind in Rußland nichts Ungewöhn liches. Das reiche Getreideland Rußland war auch in der Vergangenheit eine Fabel. Im -arischen Rußland haben in jedem Jahre Millionen gehungert, während in jedem Jahr Millionen Tonnen Brotgetreide über die Schwarzmeerhäfen ausgeführt wurden. Auf den Kopf der Bevölkerung umae- rechnet war im europäischen Rußland die Getreideernte so gar geringer als in Deutschland. Trotzdem führt« Rußland Getreide aus, Deutschland ober ein. Di« Kornkammern Sttch- lands sind die Ukraine und die unteren Wolgagegenden. Da ist das sogenannte Schwarzerdegebiet, besten Ausläufer im Norden bis in da» Eholmerland hineinreichen, im Osten die Wolga erreichen. Da» Kernstück des SchwarzerdegMetes chen (ck. Leipzig) zur Stelle zu sein. Zwei freundliche äl tere Herren, die in Hamburg sehr wohl bekannt sein dürsten, gesellen sich zu uns. Nach längerer Aussprache lernen wir uns recht gut kennen und treffen uns schließlich am Freitag in Hamburg, am Sonntag in Berlin, am Montag und „ - ... ... Dienstag nochmals in Hamburg, um uns zu vereinen zu Es ist eigentümlich, welche Geduldsproben und Kraft-»gemeinsamer Arbeit. Im November uiid Dezember werden Horderungen dem Nervensystem einzelner Menschen gestellt wir auch den lieben Freunden der Heimat einen Plan unse- «erden. Wahrend unsere Freunde daheim schon unser srer künftigen Wirksamkeit im „Sächsischen Erzähler" auf- Schiff verfolgten, saßen wir noch ganz gemütlich oder - zeichnen. Bis dahin hoffen wir mit vollständiger Ausarbei- »ielmehr ungemütlich war es uns doch dabei geworden —. " ' bis Vormittag, den 2. August, im Christlichen Hospiz zu Hamburg. Jetzt sind wir in Kopenhagen, wo wir am ö. August abzureisen gedenken mit „Friedrich Ja, warum denn eigentlich? Erst glaubten wir, es sei «nsinnig. Dom rein menschlichen Standpunkt war es auch. Reisegepäck war auf dem Schiff. Alles schien in bester Ord nung! Da kommt solch „freundliches" Wesen von ameri kanischem Arzt, sieht unfern muntern Jungen und verweigert einiger Hitzekratzwunden wegen, die er für alles Vor der Entscheidung über Oberschleften. Berlin, 6. August. (Drahtber.) Da der „Daily Ex preß" zu melden weiß, daß das Schicksal Oberschlesiens schon entschieden sei, wird von zuständiger Stelle ausdrücklich da vor gewarnt, dieser oder ähnlichen Meldungen Glauben zu schenken, da ihre Tendenz klar und deutlich ersichtlich ist. Es genügt wohl, wenn darauf htngewiesen wird, daß sich be sonders die französischen Blätter die Verbreitung der Mel dung sehr angelegen sein lassen, weil sie ein besonderes In teresse daran haben. Über das Schicksal Oberschlesiens ist noch nicht entschieden. Die Entscheidung fällt vielmehr frühestens am 8. August, dem ersten Beratungstage des Obersten Rates. Bis dahin ist es das beste, Ruhe zu be wahren und sich durch nichts irre machen zu lassen, auch nicht durch die sonstigen Lügenmeldungen über Oberschle sien, die augenblicklich wieder in höchster Blüte stehen. In dieses Kapitel gehört auch die Mär von angeblichen deut schen Truppenansammlungen an den deutschen Grenzen de« , Abstimmungsgebietes. kaum eine Stelle, die nicht mit Striemen und Wunden be- Amerika« am Okertten Skat deckt war. Wir haben etwas derartiges nie gesehen, wie den ^eilNayML «merittttS UM Vverflen geschändeten Leib jenes Mannes. Die Worte jenes Bürger- London, 5. August. (W. T. B.) Wie Reuter erfährt, Meisters an der Ostgrenze veranlassen uns, auszusprechen: hat Präsident Harding die Einladung, zu der am 8. August „Warum in aller Welt haben Sie diesen Gesellen nicht mit beginnenden Tagung des Obersten Rates einen Vertreter einen: Faustschlag zu Boden gestreckt?" N->- —r —r.» der Gefangenschaft und ihre bittere Enttäuschung hat es wohl vermocht, jene Männer wieder hinausgehen zu lassen, um weiter in Las Innere der Heimat zu wandern. Nach Wochen kommt der Maschinist glücklich an jenes Häuschen, wo sein Liebstes, seine Frau und 2 Töchter, — 2 Söhne liegen irgendwo in Frankreichs Soldatengräbern! — auf ihn warteir. Er findet seine Gattin — in den Armen eines Anderen, der nach der Revolution die Nachricht ausge sprengt hat, daß der Maschinist gefallen sei. Schließlich hat man sogar von feiten der Stadtverwaltung einen Toten schein ausgestellt und der Frau zugestellt. Briefe konnten nicht geschickt werden und die Frau hat schließlich die Wer bung des Anderen angenommen. Als er das geschildert, gehts wie ein Wetterleuchten über das Gesicht des Mannes, die Tränen rollen über die Wangen und er hält eine Weile die Hände über die Knie gefaltet. Dann spricht er resigniert: „So bin ich wieder gegangen, laste mir morgen mein Geld, das mir zukommt, 74 000 Mark, auszahlen und beginne in der Fremde ein neues Leben mit meinen 48 Jahren." Schneeweiß ist da draußen sein Haar geworden. Er richtet sich auf urü> verläßt strammen Schrittes das Lokal mit den Worten: „Behüt Euch Gott! Habt mehr Glück, denn ich." Was liegt nicht alles in diesen Worten an seelischer Not und Herzeleid. Die Seinen nahmen ihn nicht aus! Er geht in -inische Kunst lächerlich, aber alle Mühe ist vergeblich. Nun sagt uns der Direktor der Schiffahrtsgesellschaft, wir sollen doch bitten, ob er uns nicht abfahren lassen will. Aber da geht es uns, wie mit einer lieben „Sächsischen Behörde". Wir bitten nur, wo es die Höflichkeit erfordert. Wir for dern dort, wo unser offenbares Recht ist. In echt amerika nischer Weise drücken wir mit den schönsten englischen Wor ten, die uns zur Verfügung stehen, dem Herrn Doktor über zweierlei unser Bedauern aus: Erstens, daß er trotz seines.«tuvr,» »-ic x-icuunrl«-.» ui^> Lt. v. nichts gelernt habe und lieber einen anderen Beruf > Vergessenen im kalten Sibirien die Stunde ihrer Erlösung. I ergreifen solle. Zweitens: daß er nicht gefrühstückt habe! :Aber noch immer werden sie festgehalten. Da bäumt es sich Wir kommandieren unserer Leibgarde: Rechtsum, vor-> im Inneren dieser Ärmsten auf, wild und unbändig, Latz sie! wärts marsch! und lassen unser Gepäck wieder vom Schiff: »h ihrer Treue zum Vaterlande so schmählich behandelt wer- holen. Während unser Brüderlein uns von den Landungs- >, den. Viele suchen Rettung in der Flucht und gehen dabei brücken „Lebewohl" zuwinken will, als das Schiff stolz' jämmerlich zugrurrde. Nur wenigen glückt es, die deutsche vorüber fährt, sitzen wir bereits im „Christi. Hospiz" in Grenze zu erreichen. ' Hamburg, trocknen die Tränen unserer Lieben und sagen Von den fünfzig Flüchtlingen, zu denen der Maschinist mit stoischer Ruhe: Nun wollen wir uns überlegen, wie wir gehört, sind nur sieben, die unter größten Beschwerden ihre am schnellsten weiter kommen! Bereits am nächsten Vor- Heimat erreichten. Im Januar verließen sie Sibirien und mittag wird in Kopenhagen für uns eine Kabine bestellt, sind seitdem gewandert. Einer nach dem andern blieb zurück. Wir lassen uns nochmals untersuchen, werden auch alle sehr Wie lacht ihr Herz, als sie zur ersten deutschen Ansiedlung tauglich befunden, und fuhren beretts am Dienstag wieder i kommen! Aber was ist das? Es scheint, daß unser Volk »ach Kopenhagen, um am Freitag morgen zurück zu fahren,: ganz und gar vergessen hat! Das ist ein Jubeln, Singen, «ne wir einst kamen. Hatten wir erst gemurrt gegen das Tanzen und Springen, während noch viele in der Gefangen- Mißgeschick, so wissen wir jetzt, warum alles so kommen! schäft um ihrer Treue willen schmachten, und darben. Im sollte. Es ist uns unterdessen eine sehr vorteilhafte Stellung; ersten deutschen Städtchen melden sich die Flüchtigen beim angeboten worden, die wir vielleicht schön am 1. Januar Bürgermeister Hesse — den Namen dieses sozialdemokrati- 1922 antreten müssen. Werden wir dann in der unmit - " —--- — »—> telbaren Nähe einer deutschen Großstadt »nseren Wohnsitz aufschlagen, so wird uns unsere Vortrags reise gewiß doch auch nach unserer engeren Heimat" führen. Wir hoffen, dort, wo unsere Wiege stand, Mitwir ken zu dürfen am Aufbau unseres vielgeliebten deutschen Vaterlandes. Eine stille Konferenz braver deutscher Män ner in Hamburg, eine Zusammenkunft werter Freunde in Berlin am Sonntag, der wir die Freude und Ehre hatten, beizuwohnen, hat uns gezeigt, daß wir mit unserer beschei denen Kraft doch ein wenig mitbauen dürfen an der sitt lichen Wiederherstellung deutscher Moral und deutschen Kraftbewußtseins. Das war uns unser unfreiwilliger Auf enthalt wert, mit dieser Überzeugung hinüber zu gehen: „Wir kehren bald zurück!" Wie kam das so alles? Wir sitzen am Donnerstag ein wenig bedrückt in einem Hamburger Vergnügungslokal und beobachten Menschen. Da naht sich uns ein junger Mann, der im Bewußtsein seines Ausländertums schon mehrere Menschen auf das gröblichste belästigt hat, da er glaubt, dis Deutschen müssen sich alles gefallen lassen. Mit dem Hute auf dem Kopf setzt er sich, ohne ein Wort zu sagen, an unse ren Tisch, fährt in gebrochenem Deutsch den Kellner an und flucht dann in englischer Sprache über die „Hunnen" und „Boches". Wir sagen zunächst in derselben Sprache, wie „viel" wir doch eigentlich an Flegelei von solchem Menschen noch kennen lernten, ersuchen dann den Kellner, diesen höf lichen Gast unter keinen Umständen zu bedienen, und setzen uns an einen anderen Tisch, ohne eine Gegenrede des Bur schen abzuwarten. Aller Augen sind auf ihn gerichtet und mit Lächeln sieht man seine Hilflosigkeit, nachdem seine Un verschämtheit so kläglich Schiffbruch gelitten hatte. Mit zu- sammengepreßten Lippen und zitternden Nasenflügeln eilt er schließlich davon. Wir warten noch genügende Zeit, um kn Falle der Absendung einer Alltierten-Kommisston zur Prüfung des Tatbestandes bei diesem neuen „Kriegsverbre-