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6UcrseSccrtt^> Unabhängige Zeitung für alle Ständern Stadt und Land. DichtesteVerbreitung in allenVolksschichten Beilagen: Sonntags -Urtterhallungsblatt und Landwirtschaftliche Beilnge. Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 15. — Druck und Verlag der Buchdruckers! Friedrich May in Bischofswerda. — Fernsprecher Nr. 22. anzustreben und zu erreichen. Auf diesem Wege ist zunächst eine Aktivierung unserer Zahlungsbilanz herbeizuführen. So müssen Wirtschaftspolitik und Steuerpolitik Hand in Hand' gehen, um in mühsamem Ringen Tag für TaW einen kleinen Teil der Riesenschuld abzuarbeiten, damit we nigstens unsere Enkel wieder als freie Menschen auf deut schem Boden leben. M Jeder Deutsche opfert am Sonntag, den 3. Juli, für OberfchlefienI Um die große Not der okcrschlesischen Flüchtlinge zu lindern, hat sich das Deutsche Rote Kreuz mit den Verbänden heimattreuer Oberschlesier vereint zu einem Oberschlefierhilfswerk. In Bischofswerda ist am Sonntag, den 3. Juli ein D MWreteiitV U hie MsWerhilse Die Belastungsprobe ans das Reparationsprogramm. Bon Dr. Karl Walter-Berlin. Ungeachtet des lebensstarken Optimismus, den der Rei«hskanzler kürzlich in seiner großen Rede in Essen zum Ausdruck gebracht hat, dürfen wir die wahre Trostlosigkeit unserer inneren Verhältnisse nicht aus dem Auge verlieren, wenn wir nicht Gefahr lausen wollen, eines Tages vor der ganzen Größe unseres Unglückes doch die Nervenkraft zu verlieren. Wohl haben wir augenblicklich noch zu leben, -um Teil sogar besser als in den entsagungsvollen Kriegs jahren, wo wir auf kärgliche Lebensmittelzuteilung ange wiesen waren; aber die kurze Spanne des scheinbaren Hin- Rbergleitens in bessere Zeiten geht schon bald wieder vorbei. Wenn erst die neuen Steuevvorlagen Gesetzeskraft erhalten werden, dann werden all die kleinen Luxuserscheinungen, an die wir uns schon so angenehm gewöhnt hatten, der gute Kaffee, das Fviedensbier, die rauchbare Zigarre, der Airzug «nd die Stiefel, die nicht aus Militärbeständen stam..rten, für die große Mehrheit unseres Volkes wieder von der Bild fläche verschwinden. Denn es wird unter dem Joche der Milliardensummen, die wir ausbringen müssen, eine harte Zeit der Not kommen, keine eiserne Zeit, wie unter dem Vaterländischen Opfer des Krieges, sondern eine papierne Zeit der Entwertung alles dessen, was wir er-ivorben haben «der erarbeiten. 132 Milliarden Mark sollen wir nach dem Wortlaut des Ultimatums verzinsen und allmählich abbezahlen. Mit Ber- rinsung und Amortisation wird im Laufe der Jahre aus dieser Summe ein Betrag, der von sachverständiger Seite auf -60 Milliarden berechnet worden ist. Da es sich dabei um Goldmark handelt, so übersteigt diese Summe den Bettag, «uf den das gesamte deutsche Bolksvermögen im Jahre 1914 geschätzt wurde. Wir müssen also so lange arbeiten, bis wir dieses Bolksvermögen noch einmal wieder erworben haben, «nd dazu reicht ein Menschenalter nicht aus. Auch die näch ste Generation, die jetzt schon in Entbehrung und Unter- - «Nahrung aufwächst, wird an der Schuld ihrer Väter ihr ganzes Leben frohnden. Vorerst sind jährliche Ratenzah lungen zu leisten, und zwar 2 Milliarden feste Zahlungen «nd dazu noch extra Milliarden in Gestalt der 26vro- -entigen Ausfuhrabgabe, das macht in Papiermark rund 50 Milliarden jichrlich. Das ungeheuere Bedrückende bei dieser Wucherschuld ist nun die Tatsache, daß wir vorerst noch keinerlei Überschüsse haben, aus denen dieser Betrag geschöpft werden kann. Vielmehr schließt der Reichshaushaltsetat für 1921 mit einem Defizit von 53 Milliarden ab. Dazu kommen nun di« Reparationsleistungen mit SS Milliarden jährlich und die eigenen Ausgaben des Reiches mit 50 Milliarden, so daß «ir mindestens 100 Milliarden jährlich für die lauseichen Ausgaben einschließlich der Reparationsleistungen ausbrin- »«n müllen Zuzüglich des ychchetrnge» von in Höhe »sn M Mi Amben, d« ja «ch nicht einstM wktzllr «er- ZSmyofswerücrer Hauptblatt und gelesenfteZeitungimAmtsgerichts bezirk Bischofswerda und angrenzenden Gebieten Ditt> Blatt enthält die «ntllchen Bekanntmachungen der Amtshaupt- mannschaft, der Schulinspektion und des Hauptzollamts zu Bautzen, des Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadttats zu Bischofswerda. schwindet, sondern stets auf neue Rechnung vorgettagen Getreideeinfuhr aus dem Ausland, die uns jetzt jährlich Ms werden muß, ergibt sich dann die exorbitante Summe von Milliarden Goldmark, also 20 Milliarden Papiermark, kosttt. 153 Milliarden Mark, die im Lause dieses und des Dies ist durch Intensivierung der heimischen Landwirtschaft nächsten Jahres von den deutschen Volksangehörigen zu zah- > ... len sind. Wir haben uns leider seit der Erzbergerfchen Fi nanzepoche derart an das Jonglieren mit Milliarden ge wöhnt, daß wir auch solchen Riesensummen gegenüber die verderbliche Vogelsttaüßpolitik treiben, bis dann eines Ta ges der unerbittliche Gläubiger mit -er Einziehung gewalt sam drobt und dabei zu dem beliebten Mittel der Pfändung oder Besetzung deutscher Landesteile greift. Rechnen wir uns aber einmal die 100 Milliarden lau fenden Bedarfes in die Belastung des Einzelnen um, so er gibt das außer den bisherigen Abgaben einen Betrag von 1600 pro Kopf. Da sich dieser Betrag auf jeden Fami lienangehörigen, also auch die nicht erwerbsfähigen verteilt, so hat beispielsweise eine Familie mit 3 Kindern rund 8000 Mark jährlich an Steuern aufzubringen. Das gesamte Volkseinkommen in Deutschland wird optimistisch auf etwa 200 Milliarden geschätzt. Die Hälfte dieses Volkseinkom mens muß also in Form von Steuern an den Maat abge führt werden, um die Reparationsleistungen zu erfüllen. Angesichts dieser Tatsache muß man sich fragen, ob das große Steuerreformprogramm, das gegenwärtig in Vorbe reitung ist, das größte, das das von Steuerreformen schon so viel geprüfte Deutschland je erlebt hat, dieses Danaiden faß wird ausschöpfen können. Diese Frage ist glatt zu ver neinen. Aus dem Wege der Steuereintteibung trotz aller Erhöhungen gewiß nicht, denn auch für die Steuererhebung gibt es eine gewisse Grenze, die in der Rentabilität der stcuerbringenden Arbeit und des Gewerbes liegt. Auch die weiteren Eingriffe in die Substanz des Volksvermögens etwa in Form eines zweiten Reichsnotopfers sind nur ein Behelfsmittel, genau zu vergleichen mit dem Kapitalisten, der mit den Zinsen nicht auskommt und das Kapital an greift. Er wird infolge der verringeraten Zinseinnahmen zu immer stärkeren Rückgriffen auf das Kapital genötigt sein, bis das Ende da ist. Auch das werbende und in den industriellen sowie gewerblichen Anlagen investierte Kapi tal kann nicht willkürlich eingezogen werden, ohne daß darunter die Staatseinnahmen aus den Einkommen der durch das werbende Kapital beschäftigten Personen leiden. Die erhöhten Steuern, die Vereinfachung der Steuerer hebung durch das sehr zweckmäßige Mittel der Steuerge meinschaften, sowie die weitere Anzapfung des Kapitals bis ap die Grenze der wirtschaftlichen Möglichkeit, können alle zusammen nur Teilbeträge der Riesensummen aufbrin gen. Der Schwerpunkt des neuen Wirtschaftsprogramms muß also nach einer anderen Richtung verlegt werden, und zwar auf das Gebiet der erhöhten Produktion durch Per- befserung und Verbilligung und damit im Zusammenhang mtt einer Erhöhung der Ausfuhr, damit- dte Hauptlast der 26prozentigen Ausfuhrabgabe, durch den Harckel mtt dem Ausland einkommt. Gleichzeitig muh auch die Einfuhr na mentlich von Luxusartikeln »errinqert we^en, HttkM »» Die Befreiung Oberfchlefiens. Di« Befreiung Oberschlesiens hat weitere Fortschritte ge macht. Die Nachrichten aus den von den Insurgenten ver lassenen Gebieten stimmen darüber überein, daß die Ge samte Bevölkerung OberfchlHieNs, einschließlich der kutturwl höher stehenden polnischen Schichten auf atm et, daß di» polnische Wirtschaft ein Ende hat. Selbst aus dem Mviße Rybnik, der bei der Abstimmung im März «ine starke polni sche Majorität hatte, werden Beschlüsse rein polnischer Be ¬ triebsräte gemeldet, die sich für die Unteilbarkeit Oberschlesiens und gegen eine Zuteilung an Polen aussprechen und für den Fall polnischer Gowaltmaßmch- men Streik und Sabotage androhen. Di« Gestellungsbefehls zu den Ortswehren ergehen sogar an Deutsche, die früher dem Grenzschutz angehörten. Ähnliche Nachrichten komm«! aus dem Kreise Beuthen, in dem die Beoölk« kanntlich infolge des polnischen Terrors nicht unbe« abstimmen konnte. Aus Kattowitz kommen M«N»u wonach die Polen, bevor sie abziehen, plündern und was sie zusammenraffen können, mitnehmen- In dem « eingeschloffenen Kattowitz leidet die Bevölkerung besontu unter der lebhafte» Schießerei der Polen. Die polnischen U Hörden haben, um di« Stimmung der Jickrrgenten zu hebeey die Parole ausgegeben, daß das ganze Industriegebiet ein schließlich Gleiwitz Polen bereits zugefprochen sei und ve» anstatt«» Siegesfeiern. Eine Gefahr für die deutsche Be völkerung und für die Wiederkehr geordneter Zustände dB den die bewaffnet gebliebenen Jnsurgen di« jederzeit, wenn Korfanty sie braucht, losfchlagen kö Der Abbau Les Aufstandes im Kreise Hindenburg weiter- Zaborze ist frei von Jnfurgen en, Dio Straß« bahn von Gleiwitz verkehrt fett Donnerstag unbehinv« ohne Kontrolle durch di« Insurgenten. - Rur im Stadtviertel stehen noch Insurgenten. In Schiechowitz im Kreise Ratibor kam es di Nacht zum Donnerstag zu einem Zusammenstoß Italienern und polnischen Jnfurngeten, di« di« angegriffen hatten. Deutscher Reichstag Wich am Freitag werden lagen erledigt, ehe man in der Blumenverkauf durch junge Mädchen. — Platzmufik auf dem Markiplatz von 11—12 Uhr vormittags. — Konzert auf dem Schützenhausplatz von */,4—'/,6 Uhr nachmittags, ausgeiührt von der Stadikapclle — Ball in den Sälen des König Albert, Goldne Sonne und Schützenhaus. — Keiner Gefells schaftsball im Saale des Goldenen Engel. Oberschlesier^q in den Bischofswerdaer Lichtspielen. W An die gesamte Bevölkerung, ohne Unterschied der Partei, des Bekenntnisses WH und des Standes, ergeht die Bitte, diese Veranstaltung opferwillig zu unterstütze«. Auch in den Landgemeinden des Amtsgerichtsbeznkes wird gesammelt für die OberschlkfierhUfe. WWWWWWWWBKß «rfcheftmngsweffe: Jeden Werktag abend« für den folgend. Tag. ««-»S-vreb»: Del Abholung in der Geschäftsstelle monatlich MK. 3.75, bei Zustellung in» Hau» monatlich Mk 4.—, durch die Post bezogen vierteljährlich Mk. 11.25 .ohne Zustellungsgebühr. Postboten, sowie Arttungsaustrüger und die Geschäfte stelle des Blattes nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. Postscheck-Konto: Amt Dresden gl«. 4521.—Gemeind«- verbandagirokaff« Bisch ofmoer da Konto Nr. «4. Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher Störung des Betriebes der Zeitung oder der Drsördrrungsttnrich- tungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Nachzahlung de» Bezugspreises. ««zeigevpveia: Die «gespaltene «mndzetle (Lim. Mosse oder deren Raum 120 Pfg., örtliche Anzeigen 80 Pfg Im Text tell sZlm. Moste 14) 250 Pfg., die «gespaltene Zeile. Bei Wieder holungen Nachlaß nach feststehenden Sätzen. — Amtliche Anzeige» die «gespaltene Zeile 150 Pfg. — Für bestimmte Tage ober Platz« wird kein Gewähr geleistet. — Erfüllungsort Bischofswerda. Rr ISS Sonntag, den 3. Juli 1S21. ————— — >—r——- 75. Jahrgang.