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in Bischofsswerda ein und wurde durch den 2. Croatischen ! Einfall, aus Erschrecken, dermassen ousgebreitet, daß kaum 3 oder 4 Häuser übrig blieben, da nicht eines zum wenigsten hätte sterben sollen. Die noch übrig gebliebenen Gesunden haben sich zwar an anderen Orten salviret, sind aber biswei len aus dem Regen in die Trauffe kommen. Besage des Kirchen-Buches sind in einer fast jährigen Frist in Bischofs werda 660 Personen verstorben, und stunden ditz Jahr mehr als der 3. Theil Häuser wüste und leer, weswegen von denen hir logirenden und durchmarschierenden Völckern solche meistentheils bey der Wach verbrennet, oder zu Palli- saden gebraucht worden. Anno 1634 ließ sich die Dysenteria oder Rotheruhr un ter jung uick> alt wittern, ging aber noch gnädiglich ab, weil nur etwa 30 Personen daran starben. Anno 1639 starben viel« Bürger in Bischofsswerda, so von denen Schwedischen Lölckern übel gerüttelt und verwundet worden, ingl. die sich von Pirna und anderen Orten hierher besser aufzuhalten begeben hatten. Anno 1660, im Julio, gieng auch hier die Contagion an, wehrete bis in Dezember. In Bischofsswerda sind gestorben 659, ausf den Dörssern 79 Perscnen. An notwendige« Artzeneyen und Alimenta tion hat es niemandem gemangelt, inmassen E. E. Rath Herrn Ioh. Webern, damahls Kassen-Vorftehern, welchem ste 1 Malter Korn und 106 Thlr. Geld gegeben, um denen, die «s in der Gefahr benöthiget, beyzufpringen, verordnet, der auch allen sich willigst hat unterzogen. M. Gottfried Kretschmer war Pestilentinales, und Christian Laurentius Scheid, Postilentz-Bader, welcher den 24. Mai 1741 schnell verstorben, hat jedem willigst an der Hand gestanden. Die umliegenden Dörffer haben allerhand Dictualien. von der es in die Stadt durch gewisse Leute müssen geholet werden. In Schnelle waren an der Pest 31 Personen gestorben, da von sirü) nur 4 uff den Kirchhoff, die andern alle in die Gär ten, ufs die Wiesen oder in die Püsche begraben worden.— Anno 1680 hauste die Pest im ganzen Lande, es starben an ihr 21000 Menschen. Stolpen war in jenem Jahre pest frei, aber von Schmiedefeld, das damals fast ganz ausstarb, wurde die Pest nach Rennersdorf bei Stolpen gebracht, da her die Leute von da nicht mehr in die Stolpner Kirche kommen dursten. Der damalige Diaconus M. Eghe. Frey- berg ging aber von der Stadt hinab nach Rennersdorf und hielt in Hannß Rutzigs Scheune Gottesdienst ab. — Anno 1701 brachten die dänischen Volker eine hitzige Krankheit mit in die Bischofswerdaer Gegend, woran viel Lirche und den 2. Juni zu Mittags Johann Jacob Heint- schel, Samt-Weber, und des Abends sein Ehe-Weib Doro thea, geb. Schönin von Neustadt, starben, wurden den 5. Juni, zugleich begraben und in ein Grab geleget. In Geiß mannsdorff konnte aus dieser Ursache das am Sonntag Ro- gate ordentl. BeExamen nicht gehalten werden. — Anno 1709 starben in der Stadt Bischofsswerda an den Blattern 70 Kinder. — Anno 1709, im Monate Septbr., wurde auf hohen Befehl die Pestwache angeyrdnet, um niemanden aus dem Kgr. Polen und andern angrenzenden inficirten Orten kommenden durchzulassen, sondern, ohne Len geringsten Unterschied bei andringender Gewalt und Setzung Aur Wehr, ohne Canfideration zu erschießen, oder an die jedes Orts-Grentzen darzu erbaute Galgen zu henken; auch wurde publiciret, wie es auff allen Fall, wenn der Schwedi sche General-Major Grossen mit dem bey sich habenden von der Pestilentzialischen Seuche angesteckten Corvo in unser Thurfürstentum eindringen wolle, zu halten sey. Weil nun der Marsch 4—5 Meilen seitwerts Meseritz nach Pommern gegangen ist, das Aufgebot des Land-Volks in diesen Lan den wieder aufgehoben, und diejenigen, welche sich bereits in Ober- und Niäder-Lausiz gestellt hatten, nach Haus ge lassen worden. — Anno 1713 nahm eine hesstige Vieh-Seuche in und bei Stolpen überhand, die mit Ende des gen. Jahres erst auf- härete, nachdem 100 Stück Vieh gefallen waren. — Anno 1716 fand in der Bischoffswerdaer Gegend eine sehr schmerzliche und fast unheilbare Krankheit sich ein, die «an als die Ziehkrankheit bezeichnete. Sie verursachte in den Gliedern ein unbeschreibliches Reißen. Man schrieb diese rätselhafte Krankheit dem in jenem Jahre härffiq gefallenen Mchltaue und dem davon entstandenen Mutterkorn zu. Diejenigen^ die Gott am Leben erhielt, haben es lange, auch wohl gor nicht verwinden können. 8t. Aus der heimatlichen Bogelwelt. Die Grasmücken des Stadtgebietes. Von den 12 Arten Grasmücken, die in Mitteleuropa vorkommen, beherbergt unser Stadtgebiet regelmäßig vier Arten. Zwei davon sind vorzügliche Sänger, die anderen zwei sind dagegen sehr mäßig in ihren gesanglichen Leistun gen. Als hervorragendster Sänger gilt die Mönchs- grasmücke (Sylphia atricapilla), die sich zwar nicht be sonders häufig, aber doch alljährlich in mehreren Stücken im Stadtwald einstellt; hier bevorzugt sie hohe Bäume, in Sträuchern und im Dickicht ist sie seltener zu finden. Ihr Gesang gliedert sich in zwei Teile; er setzt mit einem flü sternden, eiligen Gezwitscher ein, das nur in unmittelbarer Nähe vernehmbar ist, Stärke und Klangfülle der Töne neh men rasch zu und gehen über in herrliche, laut jubelnde, weit den Wald durchhallende Flötentöne, deren regellose, rasche Aufeinanderfolge indes jeder Wiedergabe in Sprech silben spottet. Von den Stubenvogelliebhabern wird dieser zweite laute Teil „überschlag" genannt und nach ihm wird der Vogel gesanglich bewertet. Diese schwarzköpfige Gras mücke ist ein sehr beliebter Küfigvogel, weil er im Gegensatz zu den anderen Grasmückcnarten wenig empfindlich isl. Sorgsame Pflege lohnt er mit unermüdlichem, für das Zim mer fast zu lautem Gesang. Ein ausgezeichneter Sänger, der die strauclchestandenen Gärten des Stadtinnern bewohnt, aber auch den lichten Niederwald liebt, ist die G a r t e n g r a s m ii ck e (Sylphia simplex). Ihr Gesang ist ungegliedert; er besteht aus einer gleichmäßig starken, außerordentlich wohllautenden, kräfti gen, wie ein Bächlein dahinplätscheruden, orgelnden Strophe, deren tiefe Stimmlage ihr ungemeinen Wohlklang nud Weichheit verleiht. Es ist der typische eilige Gras mückengesang, der durch das flüchtige, regellose Berühren der Töne in voller Ungebundenheit hervorsprudelt; auch an ihm fehlt jede Gliederung, auch er läßt sich durch Sprechsil ben nicht veranschaulichen. Aus den dichten, niedrigen Nadelholzbäumen und Sträuchern der Schulanlagen ließ sich von Mitte Mai bis Ende Juni eine Gartengrasmücke mit ihren angenehmen runden Tönen regelmäßig hören. Jetzt ist sie schon wieder verstummt, beträgt doch die Haupt sangeszeit unserer besten heimischen Singvögel nur etwa 6—8 Wochen und heute ist es draußen schon merklich stiller geworden. Die Minnezeit mit ihrem Kraftüberschuß ist vorüber, die Jungenpflege und die Vorboten des Feder wechsels nehmen die Kräfte der Elternvögel in Anspruch, nur ab und zu verraten die Grasmücken ihre Anwesenheit durch allen hiesigen Arten eigene „Tze Tze"-Rufe. Sehr selten vernimmt man von der Dorngras- mücke (Sylphia communis) ein zusammenhängendes Lied chen. Meist läßt sie nur eine kurze, kräftige, rauh zwit schernde Sttophe hören, die nicht gar so eilig wie die ande ren Grasmückenlieder ist und deshalb in ihrer stereotypen Wiederholung in Noten gefaßt werden könnte. Fühlt fich der Bogel beunruhigt, dann hört man unermüdlich Töne wie „woid woid woid". Auffällig und nur dieser Art eigen ihn auch, richtete sie mit der Hoffnung zu dereinstiger Rück berufung Heidenreichs auf und gab ihnen kund, daß zurzeit ist ein Balzflug; sie steigt dabei rauh zwitschernd in die Luft und kehrt auf ihren Sitzplatz in der Hecke zurück. Dorn hecken und niedrige, dichte Sträucher sind ihr liebster Auf enthalt; da diese in den gepflegten Gärten jedoch meistens fehlen, ist der Vogel auch mehr in den Hecken des Weichbil des anzutreffen., In den Heckenrosenbüschen auf Feldrai nen hält er sich mit Vorliebe auf. Die mit dichten Beerensträuchern bestandenen Haus gärten bevorzugt die Z a u n q r a s m ii ck e (Sylphia cur- ruca) oder das „Müllerchen'. Ihr Gelang ist ebenfalls zweigliedrig; ein leises Zwitschern und ziemlich klangloses Wispern bilden den ersten Teil, dem eine klappernde, ton lose Sttophe in fortissimo anaebänot wird. In Buchstaben läßt sie sich etwa mit „lillillillill" wiedei geben. das man sich sehr schnell, laut und ziemlich klanglos Hari vorstellen muß. Klappergrosmücke wird sie daher auch wegen d-eies sonder baren, wenig schönen Geklappers genannt. Alle die ge nannten vier Erasmückenarien sind sie r ge Sänge.r und ihre Stimmen bilden einen Hauptanleil des heimatlichen Dogelkonzertes. -t. Druck und Vertag von Friedrich May, verant wortlich für die Schriftleitung Max Fiederer, sämtlich in Bischofswerda.