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DerSSHWeLrMer Tageölaü jurAWchwer-a Aleukirch und Almgegenb Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk UnabhängigeZeitungfüralleStSndelnStadtund Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Der Sächsische tzWer ist da, zur DeröffeMchmrg der «Milchen Bekannt- Beilagen: Illustriertes Sonntaasblatt Heimatkundliche Beilage Frau machungm der Amtshauptmannschaft, des Arbeitsgericht und desHaupt- und Heim / Landwirtschaftliche Beilage. — Druck Md Verlag von zollamts >u Bautzen, des Amtsgerichts de« ManzanN-. der Schulinspektion Friedrich May, G. m. b. H. in Bischofswerda. — Postscheckkonto Amt und des Stadtrats zu Bischofswerda behördlicherseits bestimmte Blatt Dresden Nr. 1521. Gemeindeverbandsgirokasse Bischofswerda Konto Nr. 64 ckrfchetvung«veis«: Täglich mit «usmchme der Sonn« und Feier tag». Byv-qwei» für die Zeit «in«, halben Monat»: Fr« in, -au, halbmonatlich Mart 1.10, beim tlbholen in dir Geschäfts- stell« wöchentlich 45 Pfg. «lnzelnummer 10 Vs«. (Sonnabend- nummer 15 Pfg.) Fernsprecher «ml Bijchostwerda Nr. 444 und 445. Im Fall« höherer ««walt — Krieg oder sonstiger irg«ndw«lcher Störung de» Betriebes der Zeitung oder der Besörtxrungseinrich. tun«» — hat d«r Bezieher reinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung de» Bezugspreises. Anzeigenpreis (in Reichsmark): Di« 44 nun breite Mspollige Mtllimeterzeit» 10 Pfg., örtliche Anzeigen 8 Pfg. Sm Tqtteil tue SV wm breit« Milltmet«rz«rl, SO Pfg. Für da« Erschein«« von Anzeigen in bestimnUen Nummern und an bestimmten Plötze« keine Gewähr. — Erfüllungsort Bischofswerda. Dienstag, den 17. Mai 1SS2. Nr. IIS 87. Jahrgang — > i Ser japanische Ministerpräsident von Offizieren ermordet. «ach Sombenanschlägr ans Sanken and öffentliche Gebäude. — Sie japanische Armee sortiert nationaie Regienma. rie' Tagesschau. > Der japanische MlaislerprSsidenl ist am Sonntag von jun ge« vfflzteren, die in sein hau, eiagedrungen waren, erschaffen worden. Zu gleicher Zett wurden glelchfall, von Offizieren Bom benanschläge gegen die Dank von Japan, da, Polizeipräsidium und andere SffenMche Gebäude verllbl. Di« Terrorakte sind al» Protest gegen de« Frieden von Schanghai und da« Nachgeben gegen China auszusaffen. Die japanisch« Arme« fordert in einem llltlmatnm eine nationale Negierung. * In Bombay kam e» am Sonntag zwischen Hindu, und Mo hammedaner« zu Zusammenstöße«, bei denen 45 Personen ge- tötet und aoo verletzt wvrden. Der für Pfingsten aagetündigte Besuch de» polnischen Außen minister, in Belgrad ist bi« zum Herbst verschoben worden. Die diplomatischen Beziehungen zwischen Mexiko und Peru sind abgebrochen worden. - Einer der hervorragendsten deutschen Bergsteiger, der Mak- lerhornbezwinger Toni Schmid, ist bei Zell am See tödlich abge- stärzl. während der Feiertage waren weitere 8 Tote bei alpinen Anfällen zu verzeichnen. * An der unteren Mosel ereignete sich am zweiten Wagst, seierlag« ein schwerer Wolkenbruch, der unermeßlichen Schaden -nrlchlel«. Zahlreiche Häuser stürzten «in. Bl« jetzt find sech« Tote feflgestellk. Auch au» anderen Gebieten Westdeutschland, werde« schwere Unwettervrrheerungen gemeldet. * Der Köln-Hamburg« V-Zug ist am Pfingstmontag vor der Linsahrt in den hauptbohnhof Bremen entgleist. Der Speise wagen und ein Personenwagen wurden zertrümmert. Zehn Per- sonru find verletzt. * Aus dem Flugplatz Adler»hof bei Berlla stürzte ein 27jähri- ger Student mit einem Sportflugzeug tödlich ab. Bei Prag «er- unglückt« der relch«deutsche Sunstflleger Graf Schaumburg bei slugakrobatischen Vorführungen. Er wurde sterbend unter den Trümmer« seine« Flugzeug«, hervorgezogen. * Et« Lieferauto mit SS Goslarer Touristen stürzte la der Gegend von Halberstadt am Pfingstmontag so unglücklich um, daß sech, Personen, vier Männer uud zwei Frauen, auf der Stelle ge- lötet wurden. Di« übrigen Personen wurde« teil» schwer, teil» leicht verletzt. Bel Nordhaus«« stürzt« «in Ausstügleraulo ein« Löschung hinab, wobei drei Personen getötet und vier schwer ver- letzt wurden. * Ei« französischer Passagi«rdamps«r ist auf der Rückreise von vskaslea in der Nähe von Kap Guardafui in Brand geraten, von de« Fahrgästen und der Besatzung de, Schisse, «erden 200 Per- i°«m vermißt. vu»führlich«, an ander«: Stell«. art völlig aufgeaeben zu haben. Nun beweisen knallende Revolverschülse, daß da, alle Japan noch lebt und daß das blutige Rot der ausgehenden Sonne, da» Wappen Japan», ein Symbol ist, das hinter westlichen Einflüssen zwar ver schleiert werden kann, aber niemals ganz verschwindet. Die jungen Angehörigen der Offizier,- und Adelskaste, Söhne der Samurei, die in dar Haus des japanischen Minister präsidenten eindrangen und ihre Freunde, die gleiche Atten tatsversuche unternahmen, Angehörige der jahrhundert alten Gesellschaft des Schwarzen Drachen, wollten nichts für sich, wollten nicht -egen eine Entrechtung mit blutiger Tat protestieren, die die moderne Entwicklung Men und ihrer Kaste angetan hatte, sondern sie wollten einer Politik des Nachgebens und der nationalen Würdelosigkeit ein Ende setzen, die ihrer Meinung nach durch den Friedensverstrag von Schanghai, durch die Rücknahme der japanischen Trup pen in der Mandschurei und durch die Neuanknüpfung in ternationaler Verhandlungen eingeleitet worden war und fortgeführt wurde. Tokio, 1«. Mai. Der japanische Ministerpräsident Jnukai ist am Sonn tag durch Mei RevokVerschüsse schwer verletzt worden und wenige Stunden später gestorben. Der Anschlag wurde von zehnjungen Offizie ren verübk, die in da» Hau» de» Ministerpräsidenten ein drangen und alle» alederschossen, was sich ihnen in -en weg stellte. Zuukal selbst hatte gerade eine Unter redung mit einem Besucher, als die Türe aufgerisson war- de und die zehn jungen Leute mit erhobenem Revolver ins Zimmer stürmten. Auch aus den Safi der Miuifierpräfiden- len wurden mehrere Schüsse abgegeben. Außer Jnukai selbst und seinem Besucher sind noch vier Polizeibe- amte und eine -ausangestellle verwundet wor den. Zu gleicher Zeit wurden — gleichfalls von Leuten, die Offiziersuniform trugen — Bombenanschläge gegen die Bank von Japan, da» Polizeipräsidium, das Büro der Seiyukaipartei und da» hau« de» Groß siegelbewahrers, de, Grafen Maklmo, verübk. Auf das Po lizeipräsidium wurdm auch sieben bis acht Schüsse abgege ben, die einen Pollzelbeamken trafen und verletzten. Von den Terroristen wurden nach dem Anschlag auf den Mini sterpräsidenten und den vier Dombenattentaten Flugblätter verstreut, in denen eine »Vereinigung junger Offiziere des Heeres und der Flotte" Protest gegen -le japanischen Re gierung»- und Venvalkungsmetboden erhebt. Zn den Flug- blättern werden insbesondere die japanische Diplomatie und die leitenden Behörden de» Heere» und der Flotte aufs hef tigste angegriffen, aber auch die Erziehung»- und wirk- schaflsmethoden in Japan starkem Tadel unterzogen. 2m Laufe da» Tage» haben sich IS junge Leute al» Ur heber der Anschläge freiwillig der Polizei gestellt. Ls sind fünf Marin «leuknank» und 13 Offiziers schüler. Tokio, 16. Mai. Die Revolverschüsse hatten den Mini- slerpräfldeakeu Jaukai nicht sofort gelötet. Nachdem der Schwerverletzte tu» Krankenhaus gebracht worden war, ordnete er au, daß an seinem Bett eine Kabluettsfitzung stattfladen solle. Die Minister sanden sich auch fosort ein, doch koaale Jaukai an den Beratungen nicht mehr teilneh- meu, da er «ährend der ganzen Zeil mit kurzen Unterbre chungen besinnungslos war. Weber den Anschlag ans Jnukai teilte die Schwiegertochter de« Ministerpräsidenten folgende Einzelheiten mit: Sie befand sich außerhalb des Sauser, al, die Attentäter eindrangen. versuche von Dienern und eini gen Polizisten, sie aufzuhaiten, waren vergebens. Znukai befand sich mit einem anderen Minister in feinem Zimmer. Vie Schwiegertochter eilte zu ihm und bat ihn, zu fliehen. Le weigerte sich jedoch und trat den Eindringlingen entge gen, wobei er ihnen zurief: »Schießt nicht auf mich, ich werde eure Forderungen anhöreu. Ihr dürst es nicht wa gen, auf mich zu schießen." Ver Führer der Lingedrnnge- nenlietzsich jedoch nicht aus Unterhandlungen eia, sondern Blutige Sonne. E» steht so aus, als ob das sogenannte „Gesetz der Se- r" wieder einmal bestätigt werden sollte. Noch hat sich die Erregung über das Attentat auf den französischen Staats präsidenten Doumer nicht gelegt, da ist der japanische Mi nisterpräsident Jnukai einem blutigen Anschlag zum Opfer gefallen. Aber aus welch ganz anderem politischen und psy chologischen Untergrund steigt diese blutige Tat in Tokio heraus. In Paris war es ein entwurzelter, ein offenbar wahnsinniger „Wanderer ins Nichts", der mit feinem Pi stolenschuß auf das französische Staatsoberhaupt eine Tra gödie zu lösen versuchte, die die Tragödie eines Einzelnen war und von dem Mörder auch als ein Einzelschicksal emp funden wurde, für das «r in irgendeiner Form Rache neh men wollte, — ein geradezu berostratisches Beginnen. Die Attentäter von Tokio empfanden sich als Beauftragte einesganzenDolkes.als Fortsetzer einer wenn auch noch so blutigen, so doch heiligen nationalen Tradi tion und als Vollstrecker eines Richterspruches, der in der ewigen Seele des Volke? selbst gefallt worden war. Mit europäischen Auffassungen an die Vorgänge in der japani schen Hauptstadt heranzugehen, ist von vornherein verfehlt. Das, was der Asiate denkt, wie er das Gesetz in sich" cnwfindet, wird dem Eurooäer immer geheimnisvoll und unlösbar bleiben. Japan ist das Land des Fernen Ostens, da« am stürmischsten in seiner modemen Entwicklung die europäische Zivilisation übernommen hat. Es schien ganz dieser fremden Zivilisation verfallen zu sein und seine Eigen- befahl, Feuer zu geben. Von mehrere» Sugel« getroste«, sank Znukai zusammen. Vie Attevtäter flächtet« dckkbuf zunächst in Automobilen. Me noch bekannt wird, trug Imi tat fett einigen Monaten eine fiähleea« Veste, um sich -egen Anschläge zu schützen. Infolgedessen zielte» die Attentäter auch in erster Linie auf de» Kopfde» Präsidenten. Mißlungenes Attentat auf d*n japani schen Krregsminister. Tokio, 16. Mai. Auch der Sriegsminister, General Arakl, war gefiert» das Ziel eines Mordanschlages. Eine Gruppe bewaffneter Männer drang um Mitternacht in sei ne Wohnung ein und bedroyte fand Diener. Arckki war jedoch wqme-aN-en. Da» Kabinett hat seinen Gesamtrücktritt erklärt. Dir Wertpapier- und Piwdukteabörstn tn Tokio, Osaka, Kobe, und Nagoya sind wegen der politischen Lage einstweilen geschlossen worden. Mcktritt de» Kabinett» abgelehnt. London, 16. Mai. Vas japanisch« Kabinett hat im Laufe -es Montes -em Kaiser sein Rücklrittsgesuch überreicht. Vieser hat sich jedoch geweigert, es anzunehmen und den stellvertretenden Ministerpräsidenten Takahashi beauftragt, dl« Geschäfte vorläufig weiterzuführen. Die „älteren Staats leute" find zu einer Sitzung zum Kaiser eiuberufen worden, der angeblich auch ntit dem Sriegsminister Besprechungen hat, ob e» ratsam sei, das Standrecht zu verhängen. Hiervon ist vorläufig Abstand genommen woroen. ver Armeerat hat beschlossen, den Generalleutnant Maiaki zum Sriegsminister zu machen, ganz gleich, ob das Kabinett dem Rücktritt des zehigen Arieasminlster» Araki zufiimmt oder nicht. ver polnischen Polizei ist er gelungen, noch rechtzeitig «inen weiteren Anschlag avfzudecken. Unter den Transformatoren im Elektrizitätswerk wurde Dynamit ge funden. Die Attevtäter wollten allem Anschein nach da» Werk in die Luft sprengen, um die Lichtversorgung zu unter binden. MWWinsWiiWknMer. Tokio, 17. Mai. (Reuter.) Die Armee ist mit einem Ultimatum her vorgetreten, in dem sie die Bildung einer nationalen Regierung verlangt. Japans politische Stellung. Die Offiziersoerschwörung gegen die japanische Regie rung, die Ermordung des japanischen Ministerpräsidenten, die ungeheuere Erregung des japanischen Volkes, dies alles wirkt wie ein grelles Flammenzeichen. Der Brand im Femen Osten ist noch längst nicht gelöscht., Naive Gemü ter in Europa hatten wohl angenommen, daß nach dem Abschluß des Waffenstillstandes von Schanghai nun alles in schönster Ordnung sei. Nach monatelangem Hin und Her, nach einer Reihe von Mißerfolgen und Enttäuschun gen glaubten die Dölkerbundsdiplomaten sich schmeicheln zu können in dem Glauben, Japan sei schließlich vor der moralischen Autorität der Genfer Institution zurückaewi- chen. Dies Gefühl verstärkte sich noch, al» Japan Miene zu machen schier, das Schanghai-Abenteuer endgültig ab zuwickeln. Die Anregung, die letzthin von Japan ausge gangen war, Schanghai zu einer internattonalen freien Stadt zu machen, war so recht zugeschnitten auf die Denk weise Genfs, auf die Wünschender europäischen Westmächte. In Wirklichkeit hat die japanische Regierung ihren Rück zug angetreten. Nicht mit Rücksicht auf Europa, sondem auf die Vereinigten Staaten von Amerika. Diese haben feit Beginn der Konflikte um die Mandschurei und um Schanghai häufig «ine drohende Haltung gezeigt. Sie hätten gegen Japan noch schärfer sich gewendet, wenn nicht England ge flissentlich sich bemüht hatte, in Washington zu beschwichti gen. Nichts würde nämlich England ungelegener kommen, als ein Krieg im Stillen Ozean. England müßt« bMrch- tcn, daß angesichts der Erscheinungen,die man das Erwa chen Asiens nennt, der Krieg nicht auf die Gewässer de» Stil-