Volltext Seite (XML)
Str. tsr Dienstag, de« ». Zimt 1931 8S. Jahrgang sewetda Nr. 444 «ad 445. oder I - der Rechnet man bereits mit einer Aus setzung der Reparationszahlungen? Loudon, S. Juni. (Gig. Drahtmdlg.) Lin Sonderkorre spondent der Daily Mall schreibt, Dr. Brüning und Dr. Lur- ttus HStten keine Vereinbarung mit England Über die deutschen Ainaazprobleme abgeschlossen, aber es sei deut- lich genug gemacht worden, daß eia ernste« neue« Wirtschaftsproblem im Entstehen sei. 2n britischen Kreisen gilt er jetzt nicht mehr al« möglich, sondern al« wahrscheinlich, daß Deutschland im nächsten Herbst die Reparationszahlungen «««sehen wer de. Alle europäischen Nationen seien sich klar über die schwerwiegenden Folgen, die sich daraus ergäben. England würde im Falle einer Aussetzung der Reparationen SV Millionen.Psnnd Sterling im Jahre einbüken. Groß britannien habe stet« die Politik verfolgt, von seinen Schuld nern nur so viel zu nehmen, wie zur Bezahlung feiner Gläu biger nötig sei, aber wenn die Schuldner Großbritannien« ihre Zahlungen einstellten, sei er die Frage, ob Großbritan nien seine Zahlungen an die Vereinigten Staaten fortsehen solle. Die britisches Minister hofften ehrlich, dies zu vermeiden, aber auf de« Kontinent werde die Möglichkeit einer Einstellung der Schuldenzahlungen an die Vereinigten Staaten von den Staatsmännern ernstlich er wogen, fall» die deutschen Zahlungen ausblieben. Der Kor respondent schließt: Mit dieser Möglichkeit wird sich Zweifel- los der Völkerbundsausschub Zur Untersuchung der europä ischen Finanzlage befassen, und es wäre keine große Ueberrafchung, wenn Anfang nächsten Herbste», wo der Bericht de» Ausschusse» vorliegen wird, ein Versuch un ternommen wird, in dieser Frage eine übereinstimmende europäische Aktton zu sichern. Der «hristlichsoziale Dolksdienst für Einstellung der Reparationszahlungen Hagen, v. Juni. (Eigene Meldung.) Vor den vertremawmän- nern de« Lvaegelischen volkdienfle» sprach heute Reichstag»abgr ordneter Rippet, der stellvertretende Araktlonsooesttzend« dm chm« der Sonn- und yeler. Fernsprecher Am« Vischofmverda Rr. 444 und 445. Anzeigenpreis (In Reich,mark): Dir 44 mm breit» «insvaltla« halben Monats: Frei «ns Sm Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Millimeterzeiie 10 Psg., örtliche Anzeigen 8 Pfg. Im Tertteil di. Abholen in der Geschäfts. Störung de» Betriebe» der Zeitung oder der Beförderungseinrich- Sü ww breite Millimeterzeile 30 Pfg. Für da» Erscheinen vor >r 1V Pfg. (Sonnabend, tunaen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen > Nachlieferung der Zeitung oder aus Rückzahlung de» Bezugspreise». keine Gewähr. — Erfüllungsort Bischofswerda. ings erst in einigen Tagen besitzen, dann nämlich, > der Rückkehr des Kanzlers da» Reichskabinett se in der Tributfrage faßt. Bis dahin aber tg des Ergebnisses von Chequers ie, ob hier ein „Erfolg- oder „Miß- lg sein müssen. Und man wird nicht Der französische und der italienische Botschafter bei Kenderson. London, S. Juni. (Drahtb.) Staatssekretär Henderson empfing gestern, wie Times berichtet, den französischen und den italienischen Botschafter, die er über den wesentlichen Inhalt der Besprechungen von Chequers in Kenntnis setzte. Lagesschau. ? L« Abschluß de» Londoner Besuche» der deutschen Minister bildete Montag abend ein Diner in der deutschen Botschaft, an da» sich ein großer Empfang anschloß. - Rach Meldungen der englischen Press« sei in Lhequer, beschlos- ckW Liga, Chequers in französischem Urteil. pari», v. Juni. (Drahtb.) Der Außenpolitik« des Matin urteilt über die Besprechung von Chequers folgender, maßen: Der Besuch der deutschen Minister in England hat für Deutschland zweierlei Borteile gebracht. Der erste ist darin zu erblicken, daß eine Fühlungnahme und eine gewisse günstige Strömung hergestellt worden ist, die man zum größten Teil der hervorragenden Persönlichkeit Brünings zuschreiben muß. Ferner hat Deutschland nunmehr die Idee verbreitet, daß es an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit angekommen sei. Dies« Idee wird für Deutsch- landarbeiten, nicht nur in Europa, sondern schließlich auch in Amerika, und wenn eines Tages die deutsche Regie rung erklärt, daß sie wirklich nicht mehr zahlen könne, wird Ne sich in der guten Stellung befinden, daß sie daran er innern kann, sie habe die englische Regierung und dadurch auch alle Gläubigerstaaten im voraus darauf aufmerksam gemacht, indem im einzelnen die schwierige Lage Deutsch land» bekanntgegeben worden sei. », daß der englisch« Schatzminister Headersou la seiner t al» Vorsitzender der kommenden Abrüstungskonferenz Berlin besuche« «erde. Ander« Meldungen berichten, d und Henderson hätten «inen Gegenbesuch zugesagt. * Der Reichskanzler wird voraussichtlich nach selner Rückkehr qo« England erst dem Reichspräsidenten in seinem Sommer- Mschllhatt in Reudeck Bericht erstatten, bevor er die Parteiführer eüytfangen wird. * Der Ehriftlichsozlale VplMdlenst sordert Einstellung der Tri- hutzeßlnngm und Umbildung he» Reich»kablneN» zu einer von parlelbtadungen freien Regierung. Dl« deutsch-rumänischen Hand«l»vertrag»verhandlungen sind in Verlla ausgenommen worden. Für Deutschland werden die Ver- haadluugen von dem Ministerialdirektor poste geführt, Rumänien ist durch den Delegierten Popesc« vertreten. *) Ausführliche» an anderer Stelle. Akukirch und Almgegend UnabhängigeZeitung'für alle Ständein Stadt und Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustrierte» Sonntagsblatt / Heimatkundliche Beilage / Frau und Heim / Landwirtschaftliche Beilage. — Druck und Verlag von Friedrich May, G. m. b. tz. In Bischofswerda. — Postscheckkonto Amt Dresden Nr. 1521. Gemeindeverbandrgirokasse Bischofswerda Konto Nr. 64 Der Reichskanzler föhrt nach Uendeck? Berlin, 9. Juni. Zu eingeweihteu Kreisen wird vermu tet, daß der Kanzler, ehe er mit den Parteiführern verhan deln wird, zum Reichspräsidenten nach Reudeck fährt, um ihm über da« Ergebnis der Reise nach Lhequer» und über die nächsten politischen Akttonen Vortrag zv hallen. Der Lmpfaag der Parteiführer wird deshalb vielleicht erst An fang nächster Woche stattfinden. 4: Täglich mit Ausnoi il, fürdi» Zeit «ine» «ich Mark 1.M, beim «o ) 50 Pfg. Elnzrlnummrr nummer IS Pfg.) Erfolg oder Mißerfolg? Renn die gemeinsame amtliche Verlautbarung, die am Sonntagabend nach der Zusammenkunft in Chequers ausge geben Hürden ist. den ganzen politischen Inhalt dieses nun schott berühmt gewordenen Wochenendes erschöpfend enthal- ten sollte, dann könnte man ohne Uebertreibung sagen, daß die Englandfahrt des deutschen Reichskanzlers vergeb- lich gewesen ist. Darum scheint es uns auch minder wich tig zu sein, jeden einzelnen Satz dieses Kommuniquös zu er klären und zu untersuchen, wo da geheimnisvolle Hinweise auf künftige große Ereignisse liegen könnten. Eine solche Suche muß notgedrungen negativ verlaufen, denn die Diplo maten, die die Verlautbarung stilisiert haben, sind ohne Zweifel geschickt genug, in einer vollkommen inhaltslosen Note nichts zu sagen, wenn sie nichts sagen wollen. Für die Beurteilung des Ergebnisses von Chequers, das mit Ausnahme der unmittelbaren Teilnehmer und der bei- den Regierungen im Augenblick noch niemand kennt, gibt es aus der deutschen Situation heraus zwei Möglichkeiten. Ent- weder ist es Brüning gelungen, den englischen Staatsmän nern klar zu machen, daß Deutschland trotz aller eigenen An strengung, deren größte und erschütterndste die Notverord- nung vom 5. Juni ist, nur durch gründliche und rasche, ja augenblickliche Erleichterung der Tributlast vor dem Zusam menbruch bewahrt werden kann, oder Macdonald hat auf dem naheliegenden Versuch bestanden, die Entscheidungen der deutschen Regierung noch einmal um einige Wochen hin auszuschieben, und die deutschen Gäste darauf irgendwie fest zulegen. Das würde der Haltung der englischen Außenpo litik durchaus entsprechen, und man könnte sich denken, daß der englische Premierminister dabei an den Zeitpunkt des bevorstehenden Besuches gedacht hat, den der amerikanische Staatssekretär Stimson im Sommer den europäischen Haupt- städten abstatten will. Sollte es dem Kanzler überhaupt ge lungen sein, die englische Regierung für die Unterstützung eines Vorstoßes in der Tributfrage zu gewinnen — eine neue Vertagung des offiziellen Schrittes betdenGlaubigerregierungen, der nach der Proklamation der Reichsregierung erfolgen mutz, auch nur um einige Wochen oder Monate würdeunsvollkom- men unerträglich erscheinen. Nicht nur weil wertvolle Zeit verloren ginge, was man vielleicht im kom menden Winter bitter bereuen müßte, sondern weil vor allem die innere Situation in Deutschland einen Auf schub auf keinenFall mehrerträgt. Hier liegt auch die Gefahr der Zusammenkunft von Chequers, denn neben dem großen Vorteil, der britischen Regierung die furchtbar« Lage Deutschlands klar machen zu können, war von Anfang an zu besorgen,, das Macdonald und Hender son die Gelegenheit benützen würden, um eine, wenn auch nur kurzfristige Verzögerung der deutschen Aktion zu errei chen. Wir glauben auch, daß sich Dr. Brüning dieser Gefahr bewußt war, ebenso wie der Notwendigkeit, auf die unge heuerliche Notverordnung sofort den amtlichen Schritt in der Tributfrage bei den Gläubigerregierungen folgen zu lassen. Man darf darum hoffen, daß der Kanzler etwaigen Berzo- gerungrversuchen der Gastgeber energischen Widerstand ent- gegengesetzt und an selner ursprünglichen Absicht festgehalten hat, sofort nach der Rückkehr nach Berlin und nach den not- wendigen Kabinettsbesprcchungen die langerwartete Aktion DerSMHeLrMer Tagebklü strAWHweröa Müßige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Ptschofswerda und den angrenzenden Gebieten Dg Sächsische Erzähler ist da« zur Veröffentlichung der amtlichen Bekannt- vstichirngen der Artttshauptmannsthast, de« Arbeitsgericht» und des Haupt- zollayit» zu Bautzen, des Amtsgerichts, des Finanzamts, der Schulinspektion und des Stadtrats zu Bischofswerda behördlicherseits bestimmte Blatt gegen die Tribute durchzuführen. In diesem Falle wäre Chequers ein außenpolitischer Erfolg Deutschlands gewesen, denn die Welt wird dann sehen, daß der Schritt in der Tri- butfrage mit Wissen, wenn nicht Zustimmung Englands er folgt. Das würde eine gewaltige Stärkung der deutschen Verhandlung-Position bringen, deren Ausmaß im Augen blick noch gar nicht abzuschätzen ist. Klarheit wird man dar über allerdings erst in einigen Tagen besitzen, dann nämlich, wmn nach der Rückkehr des Kanzlers da» Reichs!« seine Beschlüste in der Tributfrage faßt. Bis dahir wttck man in der Beurteilung des Ergebnisses von Ch> und besonders der" ' erfolg" vorliegt, vr um Tage feilschen dürfen, wenn es sich um eine Entscheidung handelt, die vielleicht auf ein Jahrzehnt hinaus forttvirken wird. - O Hat sich aber Dr. Brüning von England zu einer wenn auch kurzfristigen Vertagung bestimmen kaffen, so würde dses eine schwere Gefcchr für Deutschland bedeuten, nämlich die Gefahr der Internationalisierung der Tributfrage. Die Tributzahlungen würden mit der Frage der interalliierten Schulden von Amerika verknüpft werden. Deutschland hat sich seit langem mit vollem Recht gegen eine solche Verkup pelung gtmchrt, und wir hoffen immer noch, daß der Kanz ler in Chequers nicht umgefallen ist. Denn, einmal ist di« Tributsraae nicht davon abhängig zu machen, day Amerika auf di« Schuldenzah- luNgenFrankreichs verzichtet, da» Geld genug hat, um seine gesamten Vasallenstaaten in Mittel- und Ost europa zu militärischen Zwecken zu finanzieren. Anderseits ist es völlig falsch gewesen, wenn man Deutschlands Elend vom Standpunkt der Weltwirtschaftskrise betrachtet, denn wir zahlen heute zwei Milliarden Mark an Tributen jähr- sich, und dazu noch zwei Milliarden indirekte Tri but e, die dadurch entstanden, daß infolge der notwendigen Kreditaufnahme zur Begleichung der Tribut« von der iffentlichen und von der privaten Wirtschaft Deutschlands Kredite ausgenommen wurden, di« heute von Sachverständi gen auf 7 5 bis 80MilliardenMart geschätzt wer den. Würden diese vier Milliarden im Lande bleiben, dann wäre in Deutschland von einer Weltwirtschaftskrise nicht das geringste zu merken, sondern wir könnten im Gegenteil mit voller Aussicht auf Erfolg an der Beseitigung dieser Krise in anderen Ländern Mitarbeiten. Durch den Einbau der Revisionsfrag« in das Problem der Bekämpfung der Welt wirtschaft, die soweit Europa in Betracht kommt, niemals er folgreich bekämpft werden kann, solange die Tributzahlungen fortdauern, würden alle angeschnittenen Fragen auf den Kopf gestellt und das Revisionsproblem verwässert. Der Abschluß des Londoner Besuches der deutschen Minister. London, 8. Juni. (Drahtb.) Seinen gesellschaftlichen Höhepunkt und Abschluß erreichte der Besuch de» deutschen Reichskanzlers und Reichsaußenmlnister» heute abend mit dem Diner, da» der deutsche Botschafter und Freifrau v. Neurath zu ihren Ehren in der deutschen Botschaft im Carlton House Terra« gaben und an dar sich ein großer Emp fang anschloß. der in den Räumen der deutschen Botschaft da« gesamte diplomatische Korps London«, die Spitzen de« politischen. gesellschaftllchen und wirtschaftlichen Leben«, pro- minente Mitglieder der deutfchen Kolonie In London, sowie zahlreiche Vertreter der englischen und deutschen Presse ver sammelte. Der Empfang nahm einen glänzenden Verlauf und gab den deutschen Ministern Gelegenheit, mit repräsentativen Mitgliedern der verschiedensten Schichten der öffentlichen Meinung Englands Fühlung zu nehmen. Morgen früh er- folgt die Abreise nach Southampton, wo sich die deutschen Minister an Bord der „Europa" zur Heimfahrt nach Deutsch land begeben werden. Die deutschen Minister aus der Rück reise. London, 9. Juni. Der deutsche Reichskanzler und der Relchsaußeaminister sind um S.13 Uhr nach Southampton abgereijt, von wo sie auf der „Europa" die Rückreise nach Deutschland «»treten. Englischer Gegenbesuch der Minister. London, 9 Juni. Die deutschen Minister haben bei ihrem englischen Besuch ihre Gastgeber zu einem Gegen- lÄuch in Berlln eingeladen. Macdonald und Henderson Haven die Einladung mit Dank angenommen. Der Zeit- l punkt und Einzelheiten werden demnächst festgesetzt werden. «L z-»t k 3 8 Z-rr ZT U