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Lag.evlart für die Stadt A«e und Umgehung. Billigste Tageszeitung im Erzgebirge Nr. 149 IS. Jahrgang Mittwoch, den 6. September 1899. Spiel überall großen Beifall sand. Bet ihrer Rück kehr nach England lernte die kaum 17jährige Kla- viervirtuasin im Hause ihrer Mutter, die im vor nehmsten Stadtteil der britischen Metropole ein elegantes Auslände»Pensionat unterhielt, dcnsran zösischen Juristen M. Labori kennens Zur selben Zeit wohnte in dem Pensionat der bekannte Pianist Wladimir von Bachmann und beide Männer be mühten sich um die Hand der reizenden Tochter des Hauses. Miß Maggie wählte den Künstler. Die Ehe wurde aber nicht glücklich, und wenige Jahre später ersolgte in Ainerika die Scheidung. Nach Europa zurückgekehrt, begegnete die um viele schmerzliche Erfahrungen reicher gewordene Künst- lerin wieder ihrem früheren Bewerber Labori, der nach dieselben Gefühle für sie hegte. Diesmal wies sie ihn nicht von sich und jetzt führen Monsieur und Madame Labori ein glückliches Eheleben. Die Gemahlin des berühmten Advokaten ist keine be sondere Schönheit, aber ihrer äußeren Erscheinung hastet jenes undefinierbare Etivas an, das bestricken- der wirkt, als ein klassisch geschnittenes Gesicht. * Amsterdam, 2 Sept. Nach Berichten, welche der Gesandtschaft Transvaals im Haag zugingen, zweifelt Krüger nicht daran, daß England den Krieg sucht, daß kein Zugeständnis Chamberlain befriedigen werde. * New-Uork, 2. Sept. Nach Meldungen aus San Domingo ist die provisorische Regierung in Ciba» «ingesetzt. Jimene» wird heute in Puerto Plato sein. * In einer in Johannesburg abgehaltenen Ver sammlung wurde ein deutsches Korps von 900 Mann gebildet, das unter Befehl des Oberstleut nants Schiel im Falle eines Krieges nach der Grenze abmarschieren und gemeinsam mit den Buren kämpfen soll. Zeichner gewesen und habe sicher der Macht, in deren Diensten er gestanden, Mitteilungen über die Artillerie liefern Die Italiener hätten die Bremse adop- Deutschland habe man Versuche damit Labori: Verantwortlicher Redakteur: Ernst Hunk«, Aue j Erzgebirge.; Redaktion u. Expedition: Au«, Marktstraße. * In der Sitzung des Kriegsgerichts HU Rennes setzte am Sonnabend Major Hartmann seine Aus- sagen zum dritten Punkt des Bordereaus fort. Was di« Artillerievorschrist angehe, so sei sie 1894 in über 3000 Abzügen hergestellt und ihre Geheim haltung nirgends empfohlen worden. Verteidiger Labori ersucht den Zeugen, sich über die Möglich, keil zu äußern, die für einen Offizier im Lagerraum Chalons (wo Esterhazy war) bestanden habe, sich Mitteilungen über die Deckungstruppen und Ma dagaskar zu verschaffen. Major Hartmanns. Mei nung geht dahin, daß in Chalons Gelegenheit sei, sich Mitteilungen über Bewegung und Verteilung der Deckungstruppen wie über Transportsragen zu verschaffen. Labori ersucht Hartmann, Mitteilungen über die Verrätereien BoutonnetS zu machen. Major Hartmann erwidert, Boutonnet sei ein ge- schickten fremden wichtige können, ttert, in angestellt, -sie jedoch 1893 ausgegeben. „Hat Zeuge aus der technischen Artillerieabteilung jemals Dreysus gesehen?" Hartmann: Ich habe ihn nie gesehen und und nie seinen Namen gehört." — General Deloye zeigt einen Kriegsministerial- befehl, die l894er Schießoorschrift als vertrauliches Schriftstück zu behandeln. Zeuge erklärt, daß Major Hartmanns Aussage ungemein viel Wichtig- keilen enthielten. Aber ihre Gesamtheit sei dennoch nicht vollständig richtig. Er schließt: „lieber die Schuld oder Unschuld des Angeklagten weiß ich nichts. Hartmann hat gesagt, es sei Dreyfus un- möglich gewesen, sich gewisse Mitteilungen zu ver schaffen. Ich sage: Diese Unmöglichkeiten bestehen nicht." — Major Hartmann wendet sich mit schneid, ndem Hohn gegen den General Deloye. — Labori fragt, ob General Deloye als Expert auf Ehre und Gewissen versichern könne, daß die von den Generälen Mercier und Roget und von Herrn Cavatgnac hier über die Noten des Bordereaus angesteüten RatsonnementS so genau und mathe matische seien, wie sie behaupten. General Deloye (zu Labori gewendet): „Da» geht nicht mich an, sondern daS Kriegsgericht." Labort: „Ich danke, dieses Schweigen genügt mir." Demange richtet an Deloye die Frage, wie habe ein Artillerist die Abschrift der ganzen Schießvorschrist anhteten kön nen statt der allein wissenswerten Stellen. General Deloye sagt, in dem Bordereau seien Anzeichen vorhanden, daß der, der es geschrieben, ein Meister sei, kein kleiner Spion; es sei ein Grandseigneur (Heiterkeit). Der Autor des Bordereaus wisse, was er wert sei. Major Hartmann e.stgegnet eisig lächelnd, der Schreiber sei vielleicht ein Seigneur, aber von Artilleriesachen verstehe er nichts. — Zeuge Professur Havet, Mitglied des Instituts de Faure, beweist mit philologische» Gründen, daß das Begleitschreiben in schlechtem Französisch ver faßt und deutsch gedacht sei, daß Esterhazy in seinen Briesen ganz ähnliche deutsche Wendungen gebrauche, während Dreyfus nie der leiseste Ger- manismuS nachgewiesen werden könne. — Labori läßt die bekannten Briese des Generals Gonse an Picquart verlesen. — General Gonse «bedauert, daß seine vertraulichen Briefe veröffentlicht worden seien und bemerkt, die Briefe seien ohne vorausge- gangeue Gespräche mit Picquart nicht verständlich. — De Fände Lamotte, er war gleichzeitig mit Dreyfus in den Bureaus. Er bezeichnet es als unmöglich, daß ein Offizier, der dem Generalstabe zeitweilig l -ugeteilt gewesen, das Bordereau geschrie ben haben könne. Er erfülle eine Gewissenspflicht, wenn er da» hier sage. Der Prozeß wird vertagt. * Die Sonnabend -Hitzung war für Dreyfus überaus günstig- Die Aussagen Deso.nd - Lamottes zerstören den letzten Rest der Anklage. tz,DN große Berliner Spielerprozeß wird wahr scheinlich erst Mitte Oktober nach Beendigung der Manöver und der Reisezeit beginnen, sodaß alle Zeugen Gelegenheit zu persönlichem Erscheinen fhaben. K Berlin, 4. Sept. Bei dem gestrigen Radrennen auf der Rennbahn am Kursürstendamm wurde im Großen Preis von Deutschland Erster Seidl-Graz, dann folgten Arend-Hannover, Büchner-Graz, und Gubner-München. 8 Darmstadt, 2. Sept. Das Regierungsblatt veröffentlicht das Gesetz über die Einführung einer staatlichen Klassenlotterie. Sie führt den Namen „Großh. hessische Landeslotterie"; jährlich werden 2 Lotterien veranstaltet. 8 Straßburg, 2. Sept. Nachdem seit gestern zur heutigen Vorparade die Truppenmassen hier eng zusammengezoge» sind, gleicht Straßburg einem riesigen Heerlager. tz Ein militärisches Schauspiel, glänzender als je auf elsässischem Boden geboten wurde, dürste die gestrige in Straßburg stattgesundene Kaiserparade sein, bei der nicht weniger als 12 Infanterie-, 6 Kavallerie- und 3 Artillerieregimenter, sowie ver schiedene Bataillone Pioniere und Train, im ganzen wohl über 30000 Mann, aus dem Polygon, dem etwa eine Stunde von Straßburg entfernten großen UebungSplatze in der Front standen. 8 Unfälle. Aus dem Bahnhof Gerstungen (Hessen-N.-, wurde der Stationsvorsteher Kutschbach von einer Lokomotive ersaßt, als er da» Geleise überschritt, und ihm der Kops vom Rumpfe getrennt. — In Binningen bet Basel kamen bet einem Brand- Unglück, fünf Personen ums Leben. DaS Feuer überraschte die Bewohner im tiefsten Schlaf, Rettung war ausgeschlossen. — Durch Blitzschlag wurden in M.-Gladbach zwei Telephonistinnen im Fernsprech amt gelähmt. 8 Wien, 3. Sept. Die Leiche des Schwester mörders Dr. Schießl ist im Etsenbahntunnel bet Rekawinkel furchtbar verstümmelt aufgefunden worden. Schießl hat sich von dem Schnellzuge überfahren lassen. E- ist nach dem bisherigen Ergebnisse der Untersuchung anzunehmen, daß er seine Schwester mit deren Einverständnis erschossen hat. die einspaltige Pfeile 10 Pf«., amtliche Inserate die Corpus-Zrile 25 Pfg., Reklamen pr, Zeile SV Pfg. Bei 4 maliger Ausnahme SV»/, Rabatt. — Bei gröberen Inseraten ». mehrmaliger Aufnahme wird entsprechend höherer Rabatt gewährt. Alle Postanstalten «ndPandbritsttäger nehmen Bestellungen an. Erscheint ' täglich Nachmittag«, außer an Sonn- u.^D Feiertagen. — PrNS pro Monat frei in« Hau« SO Pfg., au«wärt« 2b Pfg. — Mit dar Lountag-Heilage: „Der Zeitspiegel" b Pfg. mehr. — Bei der Post abgeholt Pro Vierteljahr l Mk. — Durch den Briefträger 1.40 Mark. Att» stzUchhr -Veit. * Berlin, 3. Sept. Der Kaiser begab sich heure Ah«nd Uhr mit Sonderzug zu den Manöver» t»e» 13., 14. und 15. Armeekorps. Die Ankunft in Straßburg wird Montag Morgen 9»/, Uhr «r- s"lgen. DaS Befinden der Kaiserin hat sich in den letzten Dagen ein wenig gebessert. * Aus Wunsch des Grasen Leopold von Lippe- Biesterfeld, des Sohnes des Regenten, war bet dem Kaiser nachgesucht worden, ihm die Teilnahme an den Manöver des siebenten Armeekorps zu gestatten. Der Kaiser hat-dieses-Gesuch genehmigt. * Die Generalkommission der Gewerkschaften -Deutschlands Hat soeben in ihrem Organ,.dem Kor- rHpaydenzbatt, eine sehr umfangreiche, zwei und zipen halben Bogen starke Arbeit o, Käthe Dupcker- LHpztg über di« Beteiligung des weiblichen Ge schlechts an der Erwerbsthätigkeit veröffentlicht. Dat Gesamtergebnis ist, daß sich die weiblichen Er- werhsthätigen seit der Berufsstatistik von 1882 bis zu -der. folgenden von 1895 um 23 6 Prozent ver mehrt, hat, daß aber die Zahl der Verheirateten «nter ihnen mehr als doppelt so rasch gewachsen ist, >pon 697 639 auf 1046 381, d. h. um 50 Pro- -ent. Nimmt man noch die Ehefrauen hinzu, die im Dienstbotenberuf ihr Brot verdienen, so sind im Jahre 1895 insgesamt 1057 653 Hausfrauen (Md Mütter) ihrem natürlichen Tätigkeitsgebiet mehr oder weniger entzogen worden. Mit diesen wenigen Ziffern steht gleich das Gesamtbild der KrnuenerwepbSthätigkeit in seiner ganzen Folgen- schwere vor »nseren Augen. *,Die Wirren in Böhmen ziehen auch die deut- schen .Nachbarländer Schlesien, Sachsen und Bayern in Mitleidenschaft, besonders das letztere, das ja mit, seiver ganzen Süd- und Ostgreyze an öfter- retchtschpS Gebiet anstößr. Während das Tschechen- Mm vielfach.aus bayerisches Gebiet überzugreifen Md .sich dort breit zu machen beginnt, suchen die D-istskhböhmen aus bayerischem Gebiet Versamm- lyngen Fbzuhalten, oder durch Reden und Vorträge HlMpathien.zu gewrnnen. Die bayerischen Behör- kÄi ^ftker ibun,. fei «S wegen unseres BundeSverhält- Eks.-u Oesterreich, sei es wegen des -nahen Ver wandtschaft-Verhältnisses der veiden Herrscherhäuser, ihr ,möglichstes, um dieser Empfindlichkeit Rechnung zm tragen. Versammlungen, die der österreichischen U-gierung unangenehm sein könnten, werden, wenn SS,.irgendwie .angeht, verhören und alle Sympathie. Wucherungen mit den Stammes-Verwandten jenseits der Greyze soweit als thunlich verhindert. *„Men, 2. Sepr. In der inneren Politik VejtHreeichS ist eine Schwenkung zugunsten der Deutschen im Gange. Baron Chlumecky hat den Gustrag übernommen, eine Versöhnung der Deut- Men. ayzubahnen und zwar.unter Aushebung der kdprachenoerordnung; auch .steht die Entlassung des Ministeriums Thun in Frage. *, Die Gattin des DreyfuSverteidtger» Labort ist , tin« geborene .Engländerin, sie gehörte früher der Kunst ,an, al» Mttwtrkende in den berühmten Pro- «SNadenkonzuten in Eooentgarden.tn London erregte iMJqhre 1882 eine jugendliche Pianistin, Miß Maggie -Okey, viel Bewunderung. Das junge Mädchen war damals noch Schülerin der. Londoner Musikakademie. Bald daraus machte Maggie eine Tournee durch Deutschland und Oesterreich, wo ihr Auerthnl-Zeitung erscheint jetzt täglich, k ojst e t um SEd Pfennige.