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Freitag, den 20. Dezember 1S3S Str.FW SO. Jahrgang R Ä! li A I f, ß ! m tage. Vyugepret» für di« tzttt «ine» -atbr« Monat,: g Hau» hawaumatstch 1.10, beim Abholen ta der G< stell« »ScheMch 4o Pfg. Llnzelnummrr 10 Pf» (Soni nummer IS Psg.) ^8?! Baldwin gesteht seinen Irrtum „Die Pariser Vorschläge strrd tot Anzrioenprel«: Dl« 4S wm breite einspaltige MMimeterzelb Im Texttetl die SO ww breite Millimeterzell« SS Npf. nach den gesetzlich vorgeschriebenen Läden. Für da» Gr von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten keine Gewähr. — Erfüllungsort Bischofswerda. Akeukirch und Zlmyegend Unabhängige Zeitung füralle Ständern Stadtund Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilaaen: Illustriertes Sonntagsblatt Heimatkundliche Beilage Fra« und Heim > Landwirtschaftliche Beilage. — Dmck und Verlag vyn Friedrich May, G. m. b. H. in Bischofswerda. — Postscheckkonto Amt Dresden Nr. 1521. Gemeindeverbandsgirokasse Bischofswerda Konto Nr. 64 gezwungen, der Entwicklung nachzugeben Links in Frankreich es nicht verwinden konnte, daß Herriot em seiner fähigsten Mitarbeiter zu trennen, die Lavalsche Außenpolitik in der Kammer unterstützte. Da- ' .laues hat mit ist nun auch für die französische Regierung ein« neue Rücktritt kritische Lage entstanden, die von den sanktionslüsternen - ' Parteien weidlich ausgenützt werden wird. Im Hinter grund wächst der Schatten Moskaus empor. «« der Entscheidung -es Völkerbundes überlassen werden. Aber es sei seht völlig klar, daß die Vorschläge absolut völlig tot selen. (Beifall.) Das derzeitige englische Kabinett werde bestimmt keine Wiederbelebungsversuche anstellen. Die Regierung stehe heute noch auf demselben Standpunkt, auf dem sie immer gestanden habe. Was einen Krieg ohne kollektive Aktion «nach«, so werde Englands Haltung weder durch Furcht noch Besorg nisse bestimmt. Ebenso wie jedes andere Mitglied des Un terhauses sei er persönlich bestrebt, den Völkerbund zu er hallen und ihn jetzt und in Zukunft zu einem wirksamen Werkzeug zu machen. Aber das englische Volk dürfe es seiner Regierung wohl zum letzten Mal« gestattet haben, an einer Kollektivmaßnahme teilzunehmen, wenn da» «ust lisch« Volk feststellen müsse, daß England, indem es am Völ kerbund festhält, sich bei der Durchführung einer Aufgabe, an der sich eigentlich alle beteiligen müßten, völlig allein sehe. Denn jedermann wisse, daß da» Gebiet für die Anwendung dieser Grundsätze beim nächsten Mal in größerer Nähe England» liegen werde, als dies jetzt beim Mittelmeer der Fall sei. Der Ministerpräsident bedauerte, daß der Völkerbund heute nicht all« Staaten umfasse; denn sonst würden sein« Maßnahmen wahrscheinlich wirksamer sein. Da» sei heut« aber leider nicht der Fall. Der Völkerbund müss« dl« Ge- eingetveten war, , und sich von einem . Der ZusamMen-ruch des englisch-französischen PI mittelbar noch ein zweite» Opfer gefordert: Der Herriot» vom Vorsitz der Radikalsozialistischen Partei er folgte letzten Ende» deshalb, weil die parlamentarische DerSMcheLrMer Tageblatt fikAWofimer-a Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Der Sächsische Erzähler ist da« zur Vervssmttichung der amtlichen Bekannt machungen der Ämtshauptmannschaft de« Hauptzollamt« und de« De- zirtsschulamt» zu Bautzen sowie de« Finanzamt« und de» Stadtrat« zu Bischofswerda Md der Gemeindebehörden behördlicherseits bestimmte Blatt da Nr. 4« und 44». !" ' . 7 I ^..7. 7 oder Unterbrechung der Im Texttetl die üü ww breite MI Häher« Gewalt hat der Be- nach den gesetzlich vorgeschriebenen erung oder Nachlieferung der Ung ve» Bezugspreise». um eine Regelung zu ermöglichen. England habe die dop pelte Aufgabe gehabt, in vollem Maße an dem kollektiven Vergehen teilzunehmen und gleichzeitig zu versuchen, eine friedliche Grundlage zu finden. In beiderlei Hinsicht sei vor etwa vierzehn Tagen ein Wendepunkt erreicht worden, der schneller gekommen fei, al» manche es erwartet hätten. Eine neue Lage sei durch die Frage einer Oelsperre entstanden. Gefetzt der Fall, daß da» Oelembargo unter Mitwirkung der Mchkmlkgliedsstaakea hätte in Kraft gesetzt werden können, würde das Oelansfuhr. verbot unter Umstanden das Ende der Feindseligkeiten er zwungen haben. (Lauter Beifall.) Aber gerade deshalb wäre die Lage vom Standpunkt de» italienischen Widerstau, des sofort gefährlicher geworden. Von allen Setten seien Berichte eingegangen, die keine verantworlllche Legierung hätte unberücksichtigt lassen dürfen, daß nämlich 2t«ien eia Oelembargo al, militärische Sanktton oder al» Srleg»haub- lung ansehen würde. ,Hch wünsche", so fuhr Hoare fort, „die Lage völlig klar zu stellen. Als Nation empfanden wir keinerlei Furcht vor irgendeiner italienischen Drohung. (Lauter Beifall.) Wie auch immer sich Italien verhalten haben würbe, wir würden — wie die Geschichte lehrt — jeden Schlag mit Erfolg erwi dert haben." Ihm habe jedoch etwas ganz anderes vorgeschwebt. Ein isolierter Angriff dieser Art auf eine Macht ohne di« Gewißheit der vollen Unterstützung der anderen Mächte Hütt« nach seiner Ansicht fast unvermeidbar zur Auflösung de» Völkerbundes geführt. Unter diesen Umständen habe er sich vor zehn Tagen nach Paris begeben, wozu man ihn von allen Seiten in einer Weise gedrängt habe, daß eine Weige rung unmöglich gewesen sei. Die Antwort der Opposition. Nach Hoare sprach der Führer der arbeiterparteilichen Opposition, Major A t t l e e. Er begann mit der Feststel lung, daß sich seine Partei mit keiner Erklärung der Regie rung abfinden könne, aus der nicht klar hervorgehe, daß oa» Kabmett in seiner Gesamtheit die Verantwortung trage, und daß Hoare lediglich zum Sündenbock gemacht worden sek. . Wenn der Rücktritt Hoares zu Recht erfolgt sei, dann muff« auch die Regierung zurücktreten. U' Ministerpräsident Baldwin begann seine Ausfüh rungen mit Ausdrücken persönlichen Bedauerns über das Ausscheiden Hoares, mit dem er ein Dierteljahrhundert lang innerhalb und außerhalb der Regierung zusammen- gearbeitet habe. Sein Rücktritt sei für die Regierung aus fachlichen und persönlichen Gründen ein schwerer Verlust. Der Ministerpräsident wandte sich dann unmittelbar den Angriffen der Opposition zu. Er erklärte, an dem Sonntag, an dem in Pari» die entscheidende Aussprach« stattfand, habe di« Verbindung zwischen Pari» und London gefehlt. Montag früh hvb« er vor der vollendeten Tatsache gestanden, als «in Brief Hoares aus Pari» «intraf, in dem der Außenminister um di« Billigung de» Kabinetts für seine Abmachungen ersuchte. Erst unmittelbar darauf, aber noch eh« das englische Kabinett Gelegenheit hatte, dl« Schriftstücke zu prüfen, sei es zu dem Vertrauens bruch «kommen, über den er sich nicht weiter auslaffen möchte. Infolgedessen war nicht mehr viel Zeit zur Erörte rung. Da» Kabinett habe die Vorschläge nicht gern gesehen, da sie zu weit gingen. Es hätte sie am liebst«» geändert. Cs sei auch die Frage aufgetaucht, ob man die französischi Regierung sofort hätte verständigen sollen. In der Frage des Pariser Ariedeaewlane» sei er, Baldwin, einem Irrtum «legen. Er hoffe, daß aus diesem Irrtum «ine nützliche Lehr« ge zogen werden könne. Die englische Regierung sei threrseit» völlig damit einverstanden, wenn die Vorschläge gänzlich Tagesschau. * Der Führer a. Reichskanzler empfing am Donnerstag di« Ge sandten Ingosbnvlen», Ungarn» und Griechenland». Die bet dieser Gekgache« gewechselten Ansprache« waren im Geiste aufrichtiger Freundschaft und gegenseitigen Verständnisse, gehalten. * Im englischen Uuterhau» wurde der Wßtraumwaatrag der Arbeiterpartei «U 397 gegen 1V5 Stimmen abgeiehnt. Dl« Au», sprach« wurde vom zurückgetretene« Außenminister eröffnet, der seinen Standpunkt wirkungrvoll verteidigte. Mtaisterpräsidenl Baldwin gab freimütig zu, bet den Pariser Friedenrvorschlägen einem Irrtum erlegen zu fei«. Der VäKerbuudsrat hat eine Lntschttehung angenommen, die «in Begräbnis de» Ariedenvlan» darstells. D«r Vreizehner- aueschuß wird beauftragt, di« gesamte Lage, so «le sie sich au» den von ihm etwa noch elnzuzlehenden Informationen ergib», lm Geiste der VSlkerbuNd»sahung zu prüfen. * Der Grst^g de» Htwinelk» Baldwin lm Untethau» wird ia der französisch«, Morgeuptesfe noch nicht besprochen. Dagegen Ne. gen ausführlich« Lesprechvngen übet die Genfer RaMslhung vor, wobei man bedauert, daß der Völkerbund Frankreich und Lug- land nicht grötzete Dankbarkeit für ihren mißlungenen Vermikk- lungoversuch bqeugk habe. * Ministerpräsident Laval, der am Freskag früh wieder in Pa- rl» «lnlrlfft, hat all« Gerücht«, di« von seinem bevorstehenden Lück, tri« wissen wollten, l» Ahrede gestellt. 7 .1 ..»:Dee abesflnlfche DUtchbruch-versuch am Takazz« wird auf Italienischer Seit« ol» gescheitert betrachtet *) Ausführliche» an anderer Stelle. Sie Opfer de- SaMonismos. Di« große Sturmdebatte im englischen Unterhaus be gann mit einem Auftakt, der in aller Weit das stärkste Auf sehen erregt hat. Der plötzliche Rücktritt des britischen Außenministers Sir Samuel Hoar«' wirkte nicht nur des halb so alarmierend, weil er das Schicksal Les mit großer Mühe vorbereiteten Pariser Fri«densplanes endgültig be siegelte, sondern auch deshalb, weil es ein unerhörter Vor gang in der englischen Geschichte ist, daß ein Kabinettsmit- glied seinen Posten aufgibt, bevor ihm Gelegenheit geboten ist, seine Ansicht vor dem Parlament, -. h. vor dem engli schen Volk und seiner öffentlichen Meinung, zu verteidigen. Es müssen also sehr starte Gründe Vorgelegen haben, wenn «ine an Traditionswerte so sehr gebundene Regierung wie die englische in diesem Falle eine Ausnahme von den gehei ligten Gewohnheiten des parlamentarischen Lebens zuließ. Die Tatsache, daß Sir Samuel gewissermaßen als Privat mann noch nachträglich im Unterhaus seine Politik zu recht fertigen suchte, kann nur als Beweis der tiefen Krise gel ten, in di« die britische Regierung durch den Hoare-Laoal- Plan gestürzt wurde. Denn wenn überhaupt ein« Möglich keit bestanden hätte, den innerhalb des Londoner Kabinetts ausgebrochenen Streit zu schlichten, dann wäre dies — schon wegen des britischen Ansehens in der Wett — bestimmt noch vor Beginn der parlamentarischen Redeschlacht ge- fchehen. Nur um «inen noch größeren Eklat, um den Rück tritt des Gesamtkabinetts zu vermeiden, wurde Sir Samuel Hoare da» Opfer des Sanktiönismus. Es trifft sicherlich zu, was von offiziöser englischer Stelle behauptet wird, daß nahezu die Hälfte der völkerbundstreuen englischen Kabi- nettsmitalieder ihr Amt niedergelegt hätten, fpll» der bi,- herkge Außenminister darauf bestanden hätte, den Pariser Plan ohne «in Wort der Entschuldigung vor den Abgeord neten des englischen Volkes zu verteidigen. Der Widerstand gegen die von Hoare elngeschlagene Linie der englisch französischen Zusammenarbeit im italien-freundlichen Sinne begann schon in -em Augenblick wirksam zu werden, als. der geheimnisvolle Plan das Licht der Welt erblickte. Trotz dem fuhr Sir Samuel Hoare seelenruhig zum Schlittschuh, laufen in die Schweiz. War es nicht ein Höfe» Vorzeichen, daß er sich bei seiner wintersportlichen Betätigung «inen Nasenbeinbruch zuzoaL Er mußte alsbald seinen Urlaub abbrechen und nach London zurückkehren, um dort schließ lich seine halbjährige Laufbahn als britischer Außenminister zu liquidieren. Denn inzwischen hatte sich auf den britischen Inseln ein Sturm der Empörung gegen den „verrat der Bölkerbundsidee" erhoben, der nicht mehr zu beschwichtigen war. Immer größer wurde die Zahl der Abgeordneten, auch au» dem konservativen Regierungslager, und der Zei- tungen, die eine schleunige Rückkehr zu den Methoden der Genfer Politik verlangten. Sogar das journalistische Sprachrohr der Regierung, der „Daily Telegraph", sparte zuletzt nicht mehr mit kritischen Bemerkungen über das Pa riser Friedensprojett. So sah sich denn schließlich auch Mi nisterpräsident Baldwin, der stets für die Hoaresche Polftir Sieg Baldwins im Unterhaus Mit 897 gegen 165 Stimmen der MMrauen-antrag abgeiehnt. DRB. Landon, 2V. Dezember. (Eig. Futtkmeldg.) Var Uuftrhau» lehnte am Vounerrtaaabend am Schluß der Au»- spräche den Mhttauensanttag der Arbeiterpartei mit 397 gegen ISS Stimmen ab. Der Luttag der Arbeiterpartei war al» eine Verurteilung der Ariedensvorschläge abgesaht war- den. Die Regierung batte jedoch erklärt, daß sie ihn als Mißtrauensanttag behandeln werde. Da» Unterhaus schritt nach der überwältigenden Ab lehnung de» arbelterparteilichen Mißtrauensantrages zu einer zweite »Abstimmung, in der es den Abänderungsan trag de« Konservativen Lord Winterton mit SSO gegen 165 Stimmen annahm. Der Antrag lautete: Dieses Haus ist der Ansicht, daß-Ml l«, B « - ingun gen für «ine Regelung AsMienisch^beslinlschen Kpfifliktes dergestalt sein müssen, Ger Völkerbund «»nehmen kann, und versichert gleichzeitig dir britische Regierung seiner voll sten Unterstützung in der Verfolgung der Außenpolitik, die im Regierungsmanifest dargelegr und vom englischen Volk bei -en kürzlichen Neuwahlen angenommen wurde. Aoarrs Nerteibigrrrrg vor dem Unterhaus. London, 20. Dezember. Die von der ganzen Welt mit Spannung erwartete Unterhausaussprache über den italie nisch-abessinischen Streit und die Pariser Friedensvorschläge begann am Donnerstag gegen 16.45 Uhr MEZ. Sir Samuel Hoare erhob sich als erster Aussprache redner zur Verteidigung der Friedensvorschläge, die er und Laval fn Pari» vereinbart haben. Er persönlich habe alle» in seiner Macht stehende getan, um die Deltmeinung gegen -en Krieg zwischen Jta- lieN und Abessinien in -er Genfer Vollversammlung aufzu bieten. Jeder weitere Tag dieses Krieges habe größer« und gefährlichere Fragen heraufbeschworen. Cs seien Schwierigkeiten im Fernen Osten entstanden und Schmie- rigkeiten in Aeayvten. Auch in mehr als einer Gegend Europas hätten sich drohende Wolken zusammenge zogen. . Jedermann müsse sich darüber klar sein, daß weite Kreise -er französischen Oeffentlichkeit einen Bruch mit Ita lien fürchten und gleichzeitig große Nervosität empfanden über die Möglichkeit einer Schwächung der Verteidigung Frankreichs. Angesichts dieser Tatsache habe er alles getan,