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Uor der Ueberrrahme des Oberkom mandos durch Warschau KadogUo. (Funkspruch des Kriegsberichterstatters des DNB.) DNB. Asmara, 26. Nov. Marschall de Bono ist am Dienstag nach Mässaua abgereist, von wo aus er nach Be grüßung seines Nachfolgers im Oberkommando, des Mar schalls Badoglio, die Rückreise nach Italien antreten wird. Marschall Badoglio wird sich am Mittwochvormittag von Massaua nach Asmara begeben, wo am Nachmittag ein fest licher Empfang stattfindet. Er wird sodann sofort die Leitung der militärischen Operationen übernehmen. Im italienischen Hauptquartier ist die Ansicht verbreitet, daß Badoglio bereits Anweisungen für eine Neuordnung der militärischen Verhältnisse an der Nordfront gegeben hat. Man rechnet damit, daß die politische Bearbeitung der Ein- geborenen-Bevölkerung nachdrücklichst fortgesetzt werden wird. Am Dienstag wurde dem Dscheoschak Asbaha Abraha, der sich Ende Oktober den Italienern unterworfen hatte, zur Belohnung die Statthalterschaft im Gebiet von Schire, west lich von Adua, übertragen. O Von der Südfront liegen wieder einmal widersprechende Meldungen vor. Die Abessinier verbreiten Siegesmeldun- ruhiaung nehme von Tag zu Tag zu und der Goldabsluß ebenfalls. Die „Times" gegen eine längere Nerkrgung des 18er-Ausfchusses. DNB. London, 27. November. (Eig. Funkmeld.) Die Schwierigkeiten des französischen Kabinetts werden in der englischen Presse nach wie vor mit Aufmerksamkeit verfolgt und die Rundfunkansprache Lavals wird ausdrücklich, stel lenweise im Wortlaut, veröffentlicht. In einem Leitaufsatz kommt „Dimes" auf den Auf schub der Sitzung des Genfer 18er-Ausschusses zu sprechen und sagt, die Gründe dieses Aufschubs seien von den ande ren Neuerungen Im Augenblick als vernünftig anerkannt worden. Sie würden aber selbstverständlich keinen Auf schub für unbegrenzte Zeit rechtfertigen. Der wirtschaftliche Druck des Völkerbundes müsse so wirksam und so schnell ge macht werden wie möglich, denn sein großer Zweck sei sie Wiederherstellung des Friedens. In der Frage einer Oel- sperre wird die Haltung der amerikanischen Regierung einen großen und vielleicht entscheidenden Einfluß haben. In einem Brief an die „Times" sagt der ehemalige Leiter der Wirtschafts- und Finanzabteilung des Völker bundes, Sir Arthur Salter, von den bisherigen Sühnemaß- nähmen könne, so richtig sie auch ausgewählt worden seien, keine wesentliche Wirkung während des diesjährigen italie- nischen Feldzuges, der bei Einsetzen der Regenzeit im Früh ling sein Ende finden werde, erwartet werden. Dies sei vielmehr erst bei dem zweiten Feldzug Anfang Oktober n. Js. möglich. Die einzige Maßnahme, die vielleicht schon früher wirksame Ergebnisse hervorbringen könne, sei eine Oelsperre, denn Oel sei Italiens wichtigstes Kriegsmaterial. Keine Aenderung des englischen Standpunktes. DNB. London, 26. November. Die vom „Daily Tele graph" »und von französischen Blättern verbreitete Meldung, daß Ministerpräsident Baldwin durch den britischen Bot schafter in Rom eine persönliche Botschaft an Mussolini Überreicht habe, wurde am Dienstag in London amtlich dementiert. Eine Pariser Zeitung hatte gemeldet, daß Baldwin den italienischen Regierungschef eingeladen habe, seine Bedin gungen für Beendigung der Feindseligkeiten mitzuteilen. Demgegenüber wird von maßgebender englischer Seite er klärt, die Unterredung zwischen Mussolini und Sir Eric Drummond habe in keinem Zusammenhang mit irgendwel chen Friedensvorschlägen oder mit der Lage im Mittelmeer gestanden. Auch die Frage eines Oelausfuhrverbotes sei nicht erwähnt worden. Gleichzeitig wird in London am Dienstagnachmittag betont, daß die englische Politik bezüg lich eines kollektiven Vorgehens und der Anwendung von Sühnemaßnahmen keine Aenderung erfahren habe. Insbe sondere seien die Kommentare, die an die Aufschiebung der Sitzung des Achtzehnerausschusses in Genf geknüpft worden sind, unbegründet. Die englische Regierung unterstütze nach wie vor küe Einbeziehung der Oellieserungen in die Sanktions maßnahmen und sie werde sich an jedem kollektiven Beschluß des Genfer Ausschusses in dieser Richtung beteiligen. Dieser Beschluß, so wird in London hinzugefügt, hänge augenscheinlich von der Stellungnahme Amerikas ab. Eng land habe sich bisher mit den Vereinigten Staaten in der Frage eines Oelembargos nicht unterhalten, und die Ein stellung Washingtons bezüglich dieser Frage sei der engli schen Regierung nicht amtlich mitgeteilt worden. Amerika besteht auf Drosselung der Oelausfuhr. DNB. Washington, 26. November. Die in der ameri kanischen Presse verbreiteten Gerüchte, daß die Regierung ihren Druck auf die Oelexporteure verringert habe, weil in Genf der Zeitpunkt für die Boykokkbeschlüsse verschoben worden sei, haben im amerikanischen Staatsdepartement ein nachdrückliches Dementi hervorgerufen. , In maßgebenden amerikanischen Kreisön wird betont, daß die Vereinigten Staaten vollkommen unabhängig ihre eigene Politik verfolgen und nicht mit dem Ohr auf dem Boden lauschten, um zu erfahren, was andere Völker zu tun gedächten. Geschäfte mit kriegführenden Staaten würden gegen den Geist der amerikanischen Neutralitätspolitik ver stoßen. Sie bergen überdies die Gefahr internationaler Verwicklungen in sich, und sie seien geeignet, so wird erklärt, diesen „höllischen Trieb" zu verlängern. Die Regierung habe daher nicht die Absicht, müßig zu zusehen, wie amerikanische Bürger „ein Blutgeld gierig ein streichen". Es sei naturgemäß schwierig, jenen Maßstab zu finden, der es ermögliche, genau den normalen Handel von den Kriegsgeschäften abzugrenzen. Die Regierung sei je doch unablässig bemüht, diesen Maßstab festzulegen. gen. Die italienischen Truppen sollen sich in „wilder Wucht befinden und sich auf Ual-Uäl zurückzi'eheN. Der italienische Heeresbericht dagegen meldet stegreich»» Vormarsch von der Südfront. Festzustellen ist, daß sich Vie italienischen Heeresberichte bisher durch größere Wahrheits liebe ausgezeichnet: haben. Die ttalierrlfchen Truppenverfchif- fungen halten an. DNB. Rom, 26. Nov. Von Neapel und Genua sind zu« sammen drei Dampfer mit Truppen und Arbeitern in See gegangen. An Bord des „Colombo" befindet sich ein neues Feldlazarett mit Aerzten der Universität Bologna. DNB. Addis Abeba, 26. November. Der Enkel Mene- liks II. und ehemalige Kaiser von Abessinien, Lidsch Iassu, ist am 25. November in Garamuleta südwestlich von Hor ror, wo er sich seit dem Jahre 1932 in Gefangenschaft be fand, an Lungenschwindsucht gestorben. Lidsch Iassu, der im Jahre 1897 als Sohn des Ras Mikael geboren wurde, folgte am 14. April 1910 seinem Großvater.MenelikH. auf den abessinischen Kaiserthron. Am 17. September 1916 wurde er auf Betreiben der Entente-Mächte wegen seiner deutschfreundlichen Haltung abgesetzt und zog sich in ent legene Wüstengebiete Abessiniens zurück. Nach vergeblichen Versuchen, seinen Thron wieder zu erlangen, wurde der ehemalige Kaiser gefangengesetzt. Sein einziger Sohn, Menelik, der jetzt zwanzig Jahre alt ist, lebt in Französisch- Somaliland. Kaiser Halle Selassie und die höchsten Wür denträger des Reiches werden an dem Begräbnis Lidsch Jassus teilnehmen. . ' . . . Ser brasilianische Ausstand niedergeschlagen. DNB. London, 26. November. Wie Reuter sn amt- lichen brasilianischen Kreisen iN London erfahrt, ist Tele grammen aus Brasilien zufolge der dort ausgebrochene kommunistische Aufstand niedergeschlagen worden. In Olinda wurden die Aufständischen völlig niedergezwungen, während sie in Pernambuco in die Kasernen zurückgetrieben wurden. Dort konnten sie von den regierungstreuen Streit kräften umzingelt werden. DNB. Rio de Janeiro, 26. November. Die Zentrale der Bundespolizei hat Meldungen empfangen, denen zu folge der Aufstand in Pernambuco nunmehr völlig nieder geworfen werden konnte. Ebenfalls sind die Aufständischen in Jaboatao vernichtend geschlagen worden. Sie befinde« sich in Völliger Auflösung und fliehen, unter Zurücklassung großer Mengen Waffen und Munition, ins Innere. Die Truppenzusammenziehungen in Parahyba sind im Laufe des Dienstags beendet worden. Man rechnet aus diesem Grunde damit, daß am Mittwoch der Vorstoß gegen die Aufständischen in Rio Grande do Norte seinen Anfang nimmt. Die Regierung hofft auch hier der Aufstandsbe wegung schnell Herr werden zu können. Karte zu dem Sowjet-Aufstand in Südamerika. Diese Lagekarte gibt einen Ueberblick über das Aufständsgcbiot. (Scherl-M) Moskaus Ziele in Lleberfee. Cs steht außer Zweifel, daß -er brasilianische Aufstand auf Anordnung der Moskauer Komintern durchgeführt worden ist. Je mehr man in Moskau die Er fahrung machen mußte, daß die europäischen Großmächte, mit Ausnahme von Frankreich, in der kommunistischen A b - wehr erstarkten, wandten sich die kommunistischen Agitatoren den Kolonialgebieten zu und begannen dort ihre zersetzende Tätigkeit. Man weiß in Moskau nur zu genau. CLn Weltstadtbahnüof in Garrnifeh. . Der Olympiabahnhof Garmisch-Partenkirchen steht kurz vor der Fertigstellung. Ihm wird anläßlich -er Winter olympiade eine besondere Bedeutung zukommen, da an man chen Tagen etwa 60- bis 70 000 Besucher hier abgefertigt werden müssen. Neben der Neugestaltung des Bahnhofs sind auf der Strecke von München nach Garmisch-Partenkirchen umfangreiche bauliche Veränderungen voraenommen wor den. So ist die Strecke auf -ie fünffache Leistungsfähigkeit ihrer bisherigen Höchstleistung gebracht worden. Es sind neue schienenfreie Wegkreuzungen geschaffen worden und vor allem umfangreiche Abstellanlagen für die zu erwartenden zahlreichen Sonderzüge. Trotz der Vermehrung der Abstell gleise wird man aber an den größten Verkehrstagen die Ne benbahn Garmisch-Griesen vollkommen sperren müssen, um sie zum Abstellen -er außerplanmäßigen Züge zu benutzen. — Verhaftung ln Sachen -es Turnhallenbrande, ln Grottau l. B. Im Zusammenhang mit dem im Januar 1934 in der hiesigen Turnhalle erfolgten Brand wurde im Ver laufe von Erhebungen der Gendarmerie dieser Tage der in der Turnhalle wohnhafte Buchhalter der Firma Schubert, Franz Posselt, verhaftet. Nunmehr wurde auch der Proku rist der vorgenannten Firma, Alfred Wanke, aus dem glei chen Anlaß festgenommen und dem Reichenberger Preis gericht zugefuhrt. — Brenneud lus Wasser gesprungen. Aus Magdeburg wird berichtet: Schwere Verletzungen erlitt ein Deckmann, der auf dem Herde seiner Kajüte Pech heiß machen wollte. Dabei hatte er bei dem starken Feuer den Topf , außer acht gelassen. Plötzlich qualmte das Pech stark. Der Deckmann riß den Topf mit einem.Ruck vom Feuer. Dabei spritzte das heiße Pech auf den glühenden Ofen und gegen seine Kleidung. Im Augenblick stand der Deckmann in Hellen Flammen. In dieser Lage tat der Deckmann das. einzig Richtige, er sprang über Bord. Er mußte,mit schweren Verbrennungen an Gesicht und Händen m ein Kranken haus übergeführt werden. . — Der Schnellzug und das Kind. Aus Marienbad wird berichtet: Der Lokomotivführer eines nach Eger faxenden Schnellzuges zog kürzlich in der Nähe von TscherNoschin bei Marienbad plötzlich die Bremsen. Ein kurzes, heftiges Knirschen, erschreckt fuhren die Fahrgäste zusammen, der Zug stand. Maschinenführer und Heizer sprangen von der Lokomotive, von Abteil zu Abteil ging der Schreckensruf: Ein Kind würde überfahren. Der Lokomotivführer Katt« es zwischen den Schienen spielen sehen, aber di« Entfernung war zu kurz. Die SchnellzuasmaschiNe war Über deü Jun gen hitiwegaegangen. Man suchte den Zug ab, eines furcht baren Anblicks gewärtig. Und man fand den dreijährigen Hans Dohnal, Sohn eines Arbeiters, völlig unverletzt, unter dem Gepäckwagen sitzen. Er war seiner Mutter denn Spa ziergänge entlaufen und wurde dieser, die entsetzt heran kam, gesund und heil übergeben; er weinte nicht einmal, sondern er zeigte mit glänzenden Augen der vor Schrecken noch sprachlosen Mutter die Tafel Schokolade, die er unter- des von einem Fahrgast erhalten hatte ... -aß die Stärke Europas auf seinen Rohstoff- und Absatzmärk- ten in außereuropäischen Erdteilen liegt. Gelingt es den kommunistischen Zersetzungsbestrebungen, in China, Indien, Afrika und Südamerika «ine dauerndeUntü h eD stift ten, so ist bereits für Moskaus Interessen viel gewonnen. Denn jede Beeinträchtigung der Ruhe und Ordnung in die- sen außereuropäischen Gebieten muß naturnotwendtg zu R ü ck fo lgerunaen im industriellen Leben der europäi schen Großmächte fuhren, was sich sowohl in einer Störung der Rphstoffzufuhr al» auch der Absatzmöglichkeiten äußert. Damit aber ist verbunden eine Störung der Produktion in Den hochindustrialisierten europäischen Staaten, eine Ver- axößerung der Arbeitslosenzahlen und eine Senkung des Lebensstandards. Daraus aber erhofft Moskau wiederum eine Zersetzung der europäischen Arbeitermassen in marxistischem Sinne. Don diesem Gesichtspunkte aus muß auch der neue Aufstandsversuch in Brasilien gesehen werden. Südamerika war den kommunistischen Hetzern schon von je- her ein günstiges Arbeitsfeld, da die dort immer wieder auf flackernden Machtkämpfe in -en verschiedenen Republiken den kommunistischen Hetzern erwünschte Gelegenheit gaben, hinterden Kulissen ihre Wühlarbeit zu trelbpn. Die kommunistische Gefahr in Kritisch-Indien. London, 27. November. (Lia. Funkmeldg.) I« den Morgenblättern wir- der Inhalt eine, Telegramm» de» Vl,e- königs von Indien, Lord Willlngdon, an den Staatssekretär für Indien, Lord Iedland, veröffentlicht, da» eine Rechtfer tigung einer Abänderung de» Strafgesetze» enthält, die sich gegen revolutionäre Bestrebungen in Indien richtet. In der rMttellung heißt e», die Abänderung sei notwendig wegen der Gefahr de» Ungehorsams, de» Terrori»mu», de» Nornmu- nismu» und der religiösen Feindschaft. Ueber den Kommu nismus in Indien heißt es, fein Ziel sei, so schnell wie mög lich eine bewaffnete Revolution durch einen Aufruhr der Masten der Arbeiterklasse, der Bauernschaft und des revolu tionären Kleinbürgertum» zustande zu bringen. Die Gefah ren dieser Bewegung feien wegen der unterirdischen Art der Arbeit nicht allgemein bekannt. Die Regierung von Indien hübe aber reichliche Beweise dafür, mit welcher Entschlossen heit diese Tätigkeit betrieben werde. Sie bilde eine tatsäch liche, wenn auch vielleicht nicht sofortige Gefahr für den Frie den de» Lande». «in Schlag gegen die ingpflamifchen Kommunisten. DNB. Belgrad, 27. November Der Agram« Polizei gelang es am Dienstag, den geheimen Aentralau»fchuß der ln Jugoslawien verbotenen kommunistischen Partei zu ver haften und dessen Druckerei aufzudecken. Dabei wurden große Mengen kommunistischer Propagandaschrlfkeu un andere» aufsehenerregendes Material beschlagnahmt. Die genau« Zahl der Verhafteten ist Noch nicht bekannt. Unter ihnen befinden sich jedoch sieben Ju den, darun ter die beiden Töchter des Direktors der Merkurbank, Her zog. Bei einem gleichfalls verhafteten Kurier wurden Schriftstücke vorgefunden, die auf Zusammenhänge mit der kommunistischen Zentrale in Prag, Preßbürg, Men und Belgrad Hinweisen. , , )