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DerSMHeLrMer Tageöüüt firrAWlchwerda Aleukinh und Zlmgegend Einzige Tageszeitung im AmtsgertchtsbezirK Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten LHMSWtM' Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. ist da-zmDeröffenUichung derärmlichen Bekamst- Beilagen: Illustriertes Sonntaasblatt-- Heimatkundliche Beilage / Frau maktzmgen der AMshavptmannschaft,des HmPtzollamt» middesBe- und Heim / Landwirtschaftliche Vellage. - Druck und Verlag von Kksschulamts zu Bauken sowie desIMaruamMunddes KtadWH.ru Diedrich May. G. m. b. H. in Bischofswerda. - Postscheckkonto Amt Bischofswerda und dervttnedtdebehhrdm behördlicherseits bestimmte Blatt Dresden Nr. 1521. Gemeindeverbandsgirokasse Bischofswerda Konto Nr. S4 tage, vyngspret» Pie du H«t» halbmonatlich Mark jM wöchentlich 4S Pfg. NU mit Ausnahme der Sonn- und Feier- Zeit «ine» halben Monats: Frei in» TIC beim Ab holen in der Geschäft»- Einzelnummer 10 Pfg lSonaabead- mmer Ni Pfg.) Ferußuecher Am» Bischofswerda Nr. 444 und 445. Sm Fall« von Betriebsstörungen oder Unterbrechung der veförderungreinrichtungen durch höher« Gewalt hat der ve- gteh«r keine« Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Hütung oder auf NückzoMng de» Bezugspreise». AnzeigeWrei»: Di« 46 am» breit« einspaltig« Mwimeterzril« S Rpf. Im Textteil die SO nun breit« Millimeterzeile 25 Rpf. Nachlaß nach den gesetzlich vorgeschriebenen Sätzen. Für da» Ersch«m«n von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätze» keine Gewähr. — Erfüllungsort Bischofswerda. Sk.ssv Dienstag, den 1. Oktober 1S35 SO. Jahrgang Zwecke umzuformen. Cs möchte aus dem englisch-französi schen Völkerbund, der sogar ein französisch-fowjetrussucher Völkerbund zu werden droht, mehr und mehr einen enalffchen Völkerbund machen. Wie weit das bereits gelungen ist, zeigt der Brief Hoares, der in der französischen Presse «in fast ausnahmslos zustimmendes Echo gefunden hat. Indem Eng land seine Treue zum Völkerbundspakt genau präzisiert, be stätigt es zugleich, daß die Genfer Liga immer nur das ist und sein kann, was die dirigierenden Großmächte au» ihr machen, also ein Instrument der nationalen Politik einzelner Staaten. Was dagegen internationales Recht und Unrecht ist nach Genfer Begriffen, bleibt damit auch weiterhin zwei felhaft. Die Wahttragödie im Memelland. Litauer schlagen Wählerinnen nieder. „Gazeta Polfka" fordert Reform des USUreronndes. Warschau, 1. Oktober. lEig. Funkmeldg.) «Gazeta polska" veröffentlicht einen Leitartikel aus Genf unter dem Titel „Der verzerrte Pall". Der Aufsatz führt al» Beispiel der letzten Völkerbundsversammlung in der Behandlung der abessinischen Frage aus, daß der Völkerbund, wenn es sich um Fragen von Mandaten, Minderheiten. Danzig usm. han dele, einen überstaatlichen Lharakler trage, wenn aber die Interessen von einer, zwei oder drei Großmächten berührt würden, würde der Völkerbund zn einem Instrument berab- gewürdigt, das nur vorbereitete und bereits beschlossene Pläne ausiuführen habe. Die letzte Völkerbundsverfamm- lung habe die notwendige grundlegende Reform in Senf be wiesen, wenn man wünsche, daß -er Völkerbund aufyöre, ein Instrument besonderer Großmächkeinkereffen zu kein und gewisser Einflüsse von Parteien und „Internationalen", die mit Hilfe des Sekretariats wirken. Das anonyme, unser- antwortlich« und stets verschwörerische Sekretariat müsse eine Erneuerung des Geistes in der Tradition erfahren, wenn man nicht wünsche, daß auch ferner wie in diesem Jahr die zweite Internationale und das Areimaurertum in Genf den Reigen führten. Durchführung der dortigen Landtagswahlen gehört den Aufgaben des Völkerbundes, die Hoare in ei- — —«eiben so genau Umrissen hat. Aber macht« nicht hsr englische AußenmiMster die Grundsätze, die er für das Handeln der Genfer Liga angewendet wissen will, auch gel tend für di- gesamte britische Politik, selbst wenn diese nicht schloß, die Wahl für ungültig zu erklären und Neuwahlen auf den 6. Oktober anzuberaumen. Ls wurde weiterhin be- schlossen, den Wahlbezirk in die Orte Jugnaten und Wietzen zu teilen und mindestens SS Wahlzellen auszustellen. Am Sonntag, dem ö. Oktober, wird hier also von S bl» 20 Uhr nochmals gewählt. ' Am Abend immer noch Kunderle vor den Wahllokalen. DNB. Memel, 30. September. Die Memelwahl kst in> den meisten Bezirken beendet. Die Wahllokale in Memel wurden zwar um 18 Uhr geschlossen, jedoch war die Zahl der noch in den Vorräumen und auf der Straß« Wartenden so groß, daß der Vorsitzende der Wahlkreiskommission anord nen mußte, die Vorräume und die Höfe als mit zum Wahl lokal gehörig zu betrachten und alle dort befindlichen Perso nen abzufertigen. In einzelnen Wahllokalen beläuft sich die Zahl der noch Wartenden nach Hunderten, so daß sich die endgültige Wahlbeteiligung hier erst recht spät wird feststel len lassen. Keginn der Stimmenzählung erst nach dem 6. Oktober? DNB. Memel, 1. Okt. Obwohl di« Wahl am Montag pünktlich um 18 Uhr abgeschlossen werden sollte, standen teil, weise noch jo zahlreiche Wähler an, daß in den großen Wahl bezirken der Stadt Memel bis gegen 23 Uhr gewählt werden mußte. Auch das Auszählen der abgegebenen Stimmen nahm sehr große Zeit in Anspruch, so daß erst gegen 2 Uhr morgens am Dienstag die Zahl der abgegebenen Stimmen in der Stadt Memel festgestellt werden konnte. Sie liegt bei 22 457. Wenn man die Wahlberechtigtenzahl von 24 278 zu grunde logt, di« bisher feststeht, beträgt die Wahlbeteiligung etwa 92 v. H. Aehnlich liegt es im Landkreis Memel, wo von 13273 Wahlberechtigten 12160 Stimmen abgegeben wurden. Im Kreise Heydekrug sind bis auf 4 Bezirk« alle Wahlstimmen bereits in Memel eingegangen. Von 14722 erfaßten Wählern haben 13 578, d. h. fast 93 v. H. ihre Stimme abgegeben. Man kann damit rechnen, daß die Gesamtbeteiligung bei 92 bis 93 v. H. liegt, wenngleich der 4. Kreis Pogegen noch fast vollständig aussteht. Insgesamt wurden bisher die DNB. Memel, 30. September. Seit 8 Uhr früh wurde am Montag -ie Wahl im Memelgebiet fortgesetzt, soweit nicht in ganz kleinen Bezirken bereits die letzten Wähler ihre Stimmen abgegeben hatten. In der Stadt Memel selbst herrschte auch am Montag von Anfang an in den Wahl lokalen ein erheblicher Andrang, insbesondere in den Arbei tervierteln war dieser Andrang groß. In Süderspitze auf dem Rordzipfel der Kurischen Nehrung und dem Ort Ding ten, den bäden kleinsten Wahlbezirken, wurde die Stimmab gabe bereits beendet, es wurde 100Nia gewählt. Etwas be fremdend mutet es an, daß das Bündel mit den Wahlum- schläaen von Südersvitze, das am Sonntag Landesdirektor Anysas entgegennahm, am Montag in dem vorgesehenen Raum im Direktorium nicht aufzufinden war. Bewunderungswürdig ist die Ruhe, mit der die Memel länder das langwierige Warten und alle Schikanen auf sich nehmen. Eine alle Frau war am Sonntag um 9 Uhr vor mittags zur Wahlurne gegangen und hatte bis 8 Uhr abend», also elf Stunden, vergeblich gewartet; sie war aber pünktlich am Montag früh um 7 Uhr wieder zur Stelle und konnte dann mit Hilfe einer entschlossenen Frau nach etwa zwei Stunden endlich zur Wahl kommen. In vielen Fällen sind Frauen ohnmächtig geworden. In einer Schale in Schmetz standen etwa 300 Menschen vor Beginn der Wohl wartend am Eingang, al, plötzlich sieben Manische Schützen mit aufgepflaazlea Bajonetten, die die Manischen Parteien bezeichnenderweise schwer bewaffnet zu ihrem Schatz >n den Keller de» Wahllokal» beordert hal ten, versachlea, sich durch di« Meage zu drängen, obwohl sie begann au» oem Hinterausgang Hütten gehen können. Sie schlagen mit dem Kolben wild auf die wartenden ein. Zwei von den Schlüge« getroffene Frauen stürzten belin- nungslo» zu Boden und waren nach Stunden noch nicht wieder zum Bewußtsein gelangt. Neuwahl in einem Wahlbezirk nach Zertrümmerung der Urne. Die Wahlkreiskommission trat am Montaamlttag zu einer längeren Sitzung zastaamea, um sich zunächst darüber schlüssig z» werden, was mit der Neuwahl in dem Bezirk Jugnaten-Wleßen werden soll. Zn Juguakea, einem Ort in diesem Bezirk, hallen Bauer« die Wahlurne zertrümmert und die Wahlzettel verstreut. Die Mohlkrei-kommission he- die Angelegenheiten des Völkerbundes betrifft? Für uns war jedenfalls der Verlauf der Memelwahl ein neuer Beweis dafür, daß da» System der kÄlektiven Sicherung des Welt friedens, wie e» besonders im Völkerbund zum Ausdruck kommen soll, wie es aber auch bereits schon bei der Auf- stellung und Unterzeichnung des Memelstatuts geltend ge macht worden ist, bisher nicht ausgereicht hat, um die .Herr schaft des Rechtes in internationalen Angelegenheiten" zu gÄvShrleisten. Deutschland Ist oft aufgefordert worden, die- em System durch seinen Beüritt und durch sein« Rückkehr und größere Wirksamkeit zu verleihen. Man wird es der Reichsr^ievung nicht verübeln können, wenn sie auf- ein solches Ansinnen so lange eine abschlägige Antwort findet, al- sich dieses System nicht in dem von uns gewünsch ten Umfange bewahrt hat. Das System der kollektiven Frie- densficherung wurde bisher nur gegen uns gebraucht, es war der Deckmantel, hinter dem gewiße Siegermächte das Versailler Diktat vert«idigten und dem Deutschen Reich die gleichberechtigt« Stellung unter den Nationen verweigerten. Di« Gerechtigkeit gebietet jedoch festzustellen, daß die in dem Briefe Hoares verfolgte Richtlinie der britischen Politik nicht mehr von jenem starren Standpunkt ausgeht, der in den ersten Nachkriegsjahren auch von England vertreten wurde und der ip der sturen und vorbehaltlosen Verteidigung der Unfriedensverträge gipfelte. Cs ist bemerkenswert, daß Hdar« di« Auffassung vertritt, daß Elastizität ein Teil der Miy-chSt fei und daß die Welt nicht auf eine«, Fleck stehen bleiben könne. Der Brief Sir Samuel Hoares sollte ja ge- wkflermaßen die „Belohnung" sein, die Frankreich für sein Umschwenken im italienisch-abessinischen Konflikt von der Londoner Regierung forderte. Sie sollt« darin bestehen, daß England sich vorbehaltlos für die Unterstützung der französi schen Politik in Mitteleuropa aussprach Es ist interessant, daß in der englischen Antwort das Wörtchen „Europa" überhaupt nicht vorkommt, daß vielmehr die britische Auf fassung von Völkerbundspflichten und Völkerbundsrechten ohne jede lokale Beschränkung dargelegt wird. Großbritan- nten hat den Völkerbund als «in «Signetes Mittel der inter nationale« Politik erkannt und sucht ihn deshalb für seine Tagesschau. * Nach den bisher aus Memel vorllegeaden Nachrichten kau» VMN damit rechnen, daß die GefawtbekeMgnllg an den Memelwah- len hei »2 bl» SZ vom Hundert liegt. "Vas Organ der polnischen Regierung „Gazeta polst-" ver- öffenllicht einen Leitartikel au» (Senf, in de« nut« anderem ein« eingehende Reform de» gesamten Völkerbünde, gefordert wird. * Der spanische Schriftsteller Antonia Esplna, der eineu den Führer beleidigenden Artikel in mehreren spanischen Zeitungen verüsttnGcht hatte, wurde am Montag lu Madrid verhaftet nnd in» Gefängnis «ingeliestrl. * Det Berichterstatter des Kemps' in Gibraltar berichte», daß die militärischen Vorbereitungen Tag und Nacht im Gange seien. Aus dem verge seien 50 Flugabwehrbatterien ausgestellt morden. De« Nördkal de, Sriegshasens sei mit mehreren Batterien bestückt morden. wie Reuter au» Malta berichtet, find fünf Italiener au, Malta awfgemiesen worden. Reuter zufolge handele es sich um «ine Matz- nähme zur Säuberung der Inst», auf der fest mehreren Jahren Spionage und Propaganda zugunsten von Italien sehr lebhaft be trieb«» worden seien. * In Indien erlitt eine Abteilung englischer Truppen im Kampf« gegen Aufständische eine «raste Schlappe. St« wurde in «inen hin- ««chaitf gelockt.nud oerttr über loa Tot« unb Vmvundete. , Ay-sü-rliche, an andarer Stelle. MM des Rechtes? Es trifft steh, daß Englands Antwort auf die französische Frage «ach der britischen Sanktionsbereitschaft in Europa gerade an dem Tage verAfentllcht wurde, an dem im Me melgebiet die tollste Wahhwss« der Weltgeschichte abrollte. Wir sehen in diesem Zusammentreffen einen Fingerzeig für all« Staatsmänner, die ehrlich bemüht sind, sich die inter nationalen Beziehungen auf einer rechtlichen und friedlichen Grundlage abwickeln zu lassen. Dis Terrorwahlen, di« der Chauvinismus in einem deutschen Land durchge- , stellen eine einzigartige Illustration und «in« bit- Kriük der völkerrechtlichen Thesen dar, die der eng- litaüisi führt! tsr«M. , lisch« Außenminister Sir Samuel Hoare in seinem Brief an den französischen Botschafter Corbin verteidigt hat. E» gibt Wohl keinen Augenzeugen, der in Memel die zweiÄgige Komödie der Volksbefragung miterlebt hat, der nicht im Jnnersten davon überzeugt wäre, daß dieser grau same und entwürdigende Vorgang der Stimmabgabe, dieser vörsäMiche Betrug am Volkswillen, diese durch ein sogenann tes „Wahlgesetz" vorher ermöglichte Fälschung des Abstim mungsergebnisses nur deshalb in Szene gesetzt werden kvnme, weil die litauisch« Regierung von vornherein di« vsthW Gewißheit hatte, daß ihre Raubzüge, Rechtsbrüch« mtv Vertragsverletzungen wie seit zwölf Äahren so auch heut« von den großen GarantiemSchten nachträglich geduldet und gebilligt würden. Ja, die litauische Regierung mußte in der Tatsache, daß die berechtigten Beschwerden der Memeldeut schen vor der Wahl nur eine sanfte Mahnung der Signatare an Komm», aber kein tätiges Eingreifen zur Folge hatten, geradezu esne Ermunterung sein, auf ihrem gesetzwidrigen Wege fortzufahren und die Komödie dieser Wahl bis zum Ende durchzuspielen. Au den Mächten aber, die sich für die Aufrechterhaltung der memelländischen Autonomie verbürg ten, die sich trotz aller schlechten Erfahrungen mit der litaui- schen Dersicherung, daß die Wahlen loyal durchgeführt wür- VW, begnügten, die dcher auch indirekt die Verantwortung für den Ablauf und Ausgang dieser Wahl tragen, zu diesen Machten gehört auch Großbritannien. Dasselbe Großbritan- nie«, das nunmehr durch den Mund seines Außenministers den Franzosen erklären ließ, daß die in der Dölkerbunds- sytzuntz verkörperten Gedankengänge — insbesondere das PeMühen, in internattonalen Angelegenheiten die Herr- schäft des Rechtes aufzurichten — in immer zuneh mendem Maße ihre Anziehungskraft auf den dem britisch«» Nationalcharakter innewohnenden Idealismus ausgeubt , hätten, ja, daß sie tatsächlich ein Teil des britischen nationa len Gewissens geworden seien. Wo ober blieb, so fragen wir, die Herrschaft des Rechtes, deren Verteidigung Sir Samuel Hoare mit der ganzen Autorität seiner Stellung für das englische Volk und für die englische Politik in Anspruch nimmt, wo blieb diese Herrschaft des Rechtes im Falle der memelländischen Volksabstimmung? Gewiß, die Aufrecht erhaltung der memelländischen Autonomie und die statuts- mäßtza nichts nem <