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Der sächsische Erzähler : 15.08.1935
- Erscheinungsdatum
- 1935-08-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-193508150
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19350815
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19350815
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1935
-
Monat
1935-08
- Tag 1935-08-15
-
Monat
1935-08
-
Jahr
1935
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 15.08.1935
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lernen. Aus , ionntag der Futtermauer stammende aus wurde die Verunglückte nach Anlegung eine, in» Naumburger Krankenhaus transvortiert. — Masfeaflucht «u» einem polnischen Gefängnis. Aus dem größten Gefängnis Westpolen» in Krone bei Bromberg haben in der Nacht zum Dienstag 12 Schwerverbrecher auf verwegene Art die Freiheit erlangt. Au» einem unterirdi schen Gang, an dem sie wahrscheinlich monatelang gearbei tet haben, konnten di« Gefangenen aus dem Gefängnis " ten. Der Gang war vom Gefängnis zur Anstaltskirche l worden, von wo aus die Schwerverbrecher in ine . . gelangten. Di« Bromberger Sicherheltebehörden haben einen größeren Beamtenapparat aufgeboten, um die Verbrecher, die meist wegen schwerer Vergehen zu langjäh rigen Gefängnisstrafen verurteilt wurden, wieder zu fassen. ff beendete sein Schlußwort mit folgenden schwül stigen Phrasen: Die Bourgeoisie herrscht nicht mehr unge eilt in der Welt. Auf einem Sechstel des Erdballes regiert das Proletariat. Auf einem Riesenterritorium China« re gieren die Sowjets. Das Proletariat besitzt «inen starken revolutionären Vorposten: Die kommunistische Internatio nale. Eines fehlt noch dem Proletariat — die Einigkeit in den eigenen Reihen. Möge daher von dieser Tribüne in der ganzen Welt noch stärker der Kampfruf der Komintern er schallen, der Kampfruf von Marx, Engels, Lenin und Stalinl Wie der sowjetamtliche Sitzungsbericht meldet, habe nach Schluß dieser Rede „der enthusiastisch einsetzende Beifalls sturm das Gemäuer des Moskauer Gewerkschaftshauses er schüttert"^!) Nur mit großer Mühe habe der „Genosse" Pieck die Sitzung für geschlossen erklären können. Die Kritik, die der aufgeblähte Agitator Dimitroff, von der Gnadensonne Stalins beschienen, an seinen Genossen übt, ist ebenso wie sein Rezept, beim Feind zu lernen, viel mehr als Stoff für eine Posse geeignet, als daß sie Anlaß zu ern ster politischer Auseinandersetzung geben könnte. Der siebente Weltkongreß der Kommunistischen Inter nationale in Moskau ist nicht vorübergegangen, ohne daß dem Edelkommunisten Dimitroff, dem „treu erprobten Mit kämpfer Stalins", dem „Steuermann der Komintern", Ge legenheit gegeben worden wäre, noch einmal in einer langen und schwülstigen Schlußrede in seiner Art zu glänzen. Wir kennen ja diesen „Steuermann" aus seiner Rolle inu Reichs tagsbrand-Prozeß, die nach seiner Hoffnung eine Glanzrolle sein sollte, in Wirklichkeit aber ein jämmerliches Schmieren theater war. Wir kennen ihn als ganz großen Poseur, wenn wir auch nicht verkennen wollen, daß Leute seines Schlages auf bestimmte Kreise einen ebenso suggestiven Einfluß ausüben, wie sie auf andere lächerlich wirken müssen. Wir zweifeln nicht daran, daß Dimitroffs Auftreten in der Schluß-Sitzung des Komin ternkongresses nicht nur für ihn selbst ein „großer Tag" war, sondern auch gerade für seine Zuhörer, die seine gelehrigen Schüler sind, und daß das Gift, das er dort verspritzte, noch manches Gehirn verwirren wird. Es wäre leichtfertig, den „Genossen Dimitroff" mit seinen Kampfparolen wie mit sei ner scharfen bis schonungslosen Kritik an der ungenügenden Agitationsarbeit der „denkfaulen Genossen" nicht auch so ernst zu nehmen, wie er eben vom Standpunkt derer «rnst genommen und im Auge behalten werden muß, denen er seinen Kampf angesagt hat und denen seine und seiner Schü ler Wühlarbeit gilt. — Wenn allerdings der sowjetamtliche > Sitzungsbericht abschließend feststellt, daß nach Schluß der Dimitroff-Rede „der enthusiastisch einsetzende Beifallssturm das Gemäuer des Moskauer Gewerkschaftshauses erschüttert" habe, dann weiß man wieder nicht, ob man ob solcher Phra- senhaftigkeit lachen oder weinen soll; entscheiden wir uns für das Weinen, nämlich darüber, daß das Gemäuer des Ge werkschaftshauses nicht gleich über der ganzen roten enthu siasmierten „Genossenschaft" zusammengestürzt ist. — Iode»sturz vom Strohfuder. Aus Bleicherode wird berichtet: In Rehungen (Kreis Grafschaft Hohenstein) ver- unalückte der Bergmann Louis Schmücking tödlich. Als er aufeiner Strohfuhr« durch das Dorf fuhr, stürzte er aus be trächtlicher Höhe ab und starb nach wenigen Minuten. Er hatte sich beim Sturz eine schwere Gehirnerschütterung und einen Schädelbruch zugezogen. Der Verunglückte war Vater von 4 Söhnen. — Brandstiftungen im Verfolgungswahn. Aus Stutt- gart wird berichtet: Am Montag brannte bei Freudenstadt die Stmnpenplatzhütte und zur selben Zeit di« Sauteichhütte ah. Mit Hilfe-es Arbeitsdienstes unt«rnahm di« Polizei Streifen durch das Waldgebiet, wobei mehrere Brandplat ten entdeckt wurden. Ein neuer Brand, der Montag abend bemerkt wurde, konnte von txn im Wald ausgestellten Po sten rechtzeitig gelöscht werden. Briese, di« der Polizei in die Hände fielen, lassen darauf schließen, daß -er Täter, der bis setzt noch nicht gefaßt werden konstte, die Brandstiftun gen in elfter Art Verfolgungswahn begangen hat. — Au» dem fahrenden Zug tu die Saale g, Naumburg wird bericht«t: Als der V-Zug 41 den Ort Lengefeld passiert Hatte, stürzte an der _ in der Nähe von Bad Käsen eine aus Erfurt stamn Frau, dt« sich auf der Fahrt nach Weißenfels befand, -I der VAF. stehenden Betrieben Im einzelnen folgend« Hahlen «mboeisen: Kreis Annabera 170 «etrtebe, Kreis «u, 118 Betriebe, Kreis «uerbach 120 ««trieb», Kreis Bautzen 1VV Betriebe, «reis Borna 1« Betrieb«, Kreis Chemnitz «82 Betrieb«, «reis Dtppol- disivald« 81 Betriebe, Kreis Döixln 12ö »«trieb», «re», Dresden 1200 Betrieb«, Kreis Möha 87 Betriebe, «reis Freiberg 70 Be trieb«, Kreis Glauchau 270 Betrieb«, Kreis Grimma 17« »«triebe, Kreis Großenhain 42 Betriebe, Kreis Kamenz 48 Betriebs «reis Leipzta 7SÜ Betriebe, Kreis Löbau 212 Betrieb«, «reis Marien- berg Ü« Betriebe, Kreis Meißen 112 Betriebs Kr«i» Vrlsnttz 72 »Mied«, Kreis Oschatz 88 ««triebe, Kreis Pirna 28S Betriebe, Kreis Plauen IVO Betriebe, Kreis Rochlitz V0 Betriebe, Kreis Stollberg 14« Betrieb«, Kreis Zittau 240 Betriebe, «reis Zwickau 248 Betriebe. Die» ist «in erfreuliche» Zeichen für den Gemeinschaftsgeist, der in diesen Betrieben herrlcht. Di« augenblicklich« Werbeaktion der LAA. fall auch den letzten schaffenden Menschen im Gau Sach- sen in dies« große Gemeinschaft «inglied«rn. Betriebssührer und Betriebswalter, wann meldet Ihr, daß auch Euer Betrieb geschlos. sen in der DAF. organisiert ist? Immer Wetter so! Di« Pr«ss«abtetlung des Gau«» Sachsen der Deutschen Arbeits front teilt nm: Tagtäglich laufen Meldungen bet der Gauwaltuna der Deut schen Arbeitsfront ein, di« von der Entschlossenheit Zeugnis ab legen, mit der draußen im Lande in einzelnen Betrieben im Sinne der Deutschen Arbeitsfront für das Wesen und die Stärkung der Betriebsgemeinschaft gearbeitet wird. Als eines nur von vielen gibt folgendes Dokument von diesem löblichen Vorsatz Kenntnis: Pfafsenhaln b«i Chemnitz, den S. Juli 1S3V. ' Der B«rtrauen«rat hat einstimmig beschlossen, in di« für den Betrieb gültig« Arbeitsordnung al» 8 k>d einzufügen: ß öd. Jede» Gefolgschaft-Mitglied hat der DAF. anzugehören. — Neueinzustellende haben sofort der DAF. beizutreten, fall» sie noch nicht DAF.-MUgllrd sind, andernfalls kein« Einstellung erfolgen kann. grz. Guido Gnüchetl — Betrieb»führ«r. gez. Fritz Uhlmann — Dertrauensratsmltglled. Ueberall, wo in den sächsischen Betrieben so gearbeitet wird, macht der Zug zur Gemeinschaft und Ihre Festigung ungeahnte Fortschritte, ohn« daß es noch besonderer Einwirkungen von oben bedarf. Au» solchem Vorbild ergibt sich für oll« anderen Betriebs gemeinschaften im Gau Sachsen ganz einfach die Parole: Immer weiter so! VM Zu«. Di« Frau, dk« sich an di« Abteiltür gelehnt hatte, wurde ein Stück auf der Mauer mitgeschleift und stürzte dann in die an dieser Stelle über 4 Meter tiefe Saal«. Auf Hilferuf« der Verunglückten eilten mehrere in der Zement- sabrik beschäftigte Arbeiter herbei, denen es gelang, die flüchten. Frau ans Ufer zu ziehen. Mit erheblichen Verletzungen gegraben wurde die Verunglückte nach Anlegung eines Notverbandes Freiheit Sas Schlußwort Simitrosfs, -es „Steorrmanns -er Komintern". Er geißelt dle „denk faulen Genossen-. Da wackelt di« Wand r > u. Dir „Irm -Ip-obl« MMmpl« L " 2- - ?!° B°urg-°F- h-rrlcht nicht m-hr UNI- Stalins", der „Steuermann der Komintern", wie Dimi troff offiziell bezeichnet wurde, erhielt in der Sitzung des 7. Weltkongresses der kommunistischen Internationale am Dtenstagvormtttag das Schlußwort zu seinem vor an derthalb Wochen erstatteten Bericht. Lange bevor „Genosse" Pieck die Sitzung eröffnete, war der Kolonnensaal des Moskauer Gewerkschastshauses in Erwartung eines großen Tages überfüllt. Dimitroff wurde beim Erscheinen auf der Rednertribüne von seinen gelehrigen Schülern stürmisch be grüßt. — Einleitend bemerkte Dimitroff, daß bisher noch kein Kominternkongreß eine so ideal geschlossene Einmütig keit und eine so große Geschlossenheit aufzuweisen gehabt habe. Diese Einmütigkeit zeuge davon, daß sich bet den Ko mintern das Verständnis für die Notwendigkeit, die bisheri ge Politik und Taktik entsprechend den veränderten Um ständen und auf Grund der gemachten Erfahrungen umzu stellen, vollständig durchgesetzt habe. Uebergehend auf die Frage über die Formen des Kampfes gegen den Faschismus riet Dimitroff, die Entwicklung und die verschiedenen Arten des Faschismus in jedem einzelnen Lande genau zu studie ren, um ihnen jederzeit und auf jedem Gebiet Widerstand entgegensetzen zu können. Man brauche, so betonte Dimitroff, sich nicht davor zu scheuen, sogar beim Feinde zu lernen, wenn dies dazu verhelfe, ihm schneller und sicherer den Hal, zu brechen. (!) Mit scharfen Worten geißelte sodann Dimitroff die un genügende Agitationsarbeit der „ denkfaulen Genos sen", die die Massen nur mit nichtssagenden leeren For meln speisten. Er wandte sich des weiteren der Rolle der Sozialdemokratie und ihrem Verhältnis zur Einheitsfront zu, wobei er mit der Sozialdemokratischen Partei scharf ins Gericht ging. Es werde alles getan werden, um denjenigen Funktionären der sozialdemokratischen Parteien und Organisationen, die aufrichtig gewillt seien, in die revo lutionäre Stellung überzuwechseln, die gemeinsame Arbeit im Kampfe gegen den Klassenfeind zu erleichtern. Gleichzei tig warnte Dimitroff aber jene, „die die sektiererische Rolle der reaktionären Führer der Sozialdemokratie weiter unter stützten, und dadurch dem Klassenfeind Vorschub leisteten." Einen großen Teil seines Schlußwortes widmete Dimi troff der Ausblldungsfrage. Die „Züchtung- von brauchbaren Menschen sei für die Kommunistische Partei die allerwichtigste Lebens frage. Mit dem ihm eigenen Fanatismus rief Dimitroff den „kommenden revolutionären Welteroberern" zu: Man müsse lernen, ständig lernen, im Kampf, in der Freiheit und im Gefängn s. Man müsse lernen und kämpfen mit Stalinscher Standhaftigkeit, mit Stalinscher Unversöhnlichkeit, mit Sta- linscher Unerschrockenheit und mit Stalinschem revolutionä rem Realismus. Schlecht belohnte Lebensrettung. Vor kurzer Zeit war der Handlungsgehilfe Peter Schuh macher in Budapest nach einem Meinungswechsel mit seinem Dienstherrn von diesem fristlos entlassen worden. Die viele freie Zeit, die ihm so gegen seinen Willen zur Verfügung stand, benutzte er Zu einem großen Teil, um in den kühlen Wellen dec Donau Erholung zu suchen. Eines Tages hatte er den Fluß bereits verlassen und stand im Begriffe, sich wieder anzukleiden, als aus den Wellen die Hilferufe einer Ertrinkenden an sein Ohr drangen. Ohne sich einen Augen blick zu besinnen, sprang der wackere junge Mann noch ein mal ins Wasser, um <mer offenbar dem Tode Geweihten Hilfe zu bringen. Mit raschen Stößen schwamm er auf sie zu und war dann nicht wenig bestürzt, als er in jener die ein zige Tochter seines früheren Arbeitgebers erkannte, die im Waffer die Kräfte verlassen hatten und die jeden Augen blick in den Fluten verschwinden konnte. Unter Aufbietung der letzten Kräfte faßte «r da» junae Mädchen, erreichte die Nähe einer Sandbank und konnte die Gerettete gerade noch in seichtes Wasser stoßen. Dann aber verließen ihn die Kräfte, die starke Strömung packte ihn, und im nächsten Augenblick verschwand er in -en Wellen. Erst nach drei Stunden tonnte dle Leiche des Unerschrockenen, der sein Le ben so selbstlos für die Tochter seines Gegners eingesetzt hat te, geborgen werden. Er regnet Banknoten ln Bukarest. Das Geld liegt auf der Straße, sagt eine weit bekannte Redensart, die sich leider in der Wirklichkeit nur selten be wahrheitet. Um so erfreulicher war es für eine Anzahl -er Bewohner -er rumänischen Hauptstadt Bukarest, als in der Tat kürzlich über einige Straßen ein regelrechter Banknoten- regen herniederging. Zahlreiche Vorübergehende stürzten sich, wie man sich denken kann, eiligst auf Viesen vom Himmel kommenden Segen, doch nur einzelne vermochten daraus Gewinn zu ziehen, die übrigen wurden von einigen Schutz leuten daran gehindert, sich auf so leichte Weise zu bereichern. Woher stammte dieser unerwartete Banknotenregen? Im ersten Stock eines Kaffeehauses hatten finstere Elemente eine sogenannte schwarz« Börse eingerichtet. Das war aber den Behörden bekannt geworden, man umstellte das betreffende Hau» und drang ln da» Gebäude ein. Es gab eine kleine Panik, denn aus Devisenhandel, wie er hier betrieben wurde, stehen auch in Rumänien hohe Strafen. Da zog es denn mancher vor, statt geraume Zeit hinter schwedischen Sardi nen verbringen zu mMen, auf fein Geld zu verzichten, was am einfachsten in der Weift geschah, -aß man die verbotenen Papiere mit vollen Händen zum offenen Fenster hinaus schleuderte. Das hinderte indessen nicht, -aß 47 Personen verhaftet und nicht weniger als einige hunderttausend fran zösischer Franken und mehrere tausend Pfund Sterling be schlagnahmt wurden. Man sieht, auch in Bukarest gedeiht unrecht Gut nicht immer. Abenteuer eines Fallschirmspringers. Vor kurzem sollte der neunzehnjährige Dennis Smith über einem Londoner Flugplatz aus einer Höhe von etwa 40V Metern von einem Flugzeug aus einen Absprung mit einem Fallschirm machen. Er begab sich auf einen der Flü gel seiner Maschine und stand zum Absprung bereit; da löste sich plötzlich sem Halstuch und wickelte sich mit einem Ende um eine Stange -es Flugzeugs, wodurch das Tuch straff an gezogen wurde und seinem Träger die Kehle zusammen drückte. Smith fiel der Länge nach hin und wäre von dem Flügel heruntergestürzt, hätte der Flugzeugführer nicht nach ihm gegriffen und ihn noch zu fassen bekommen. Die Ma schine so gut wie möglich mit den Füßen lenkend, zog der Pi lot den schweren Fallschirmspringer Zentimeter um Zentime ter über den Flügel zu sich heran und schnitt, als ihm Smith nahe genug war, das Halstuch mit einem Messer durch. Mit größter Mühe gelang es ihm dann weiter, seinen Gefährten zu sich in den Sitz zu ziehen. Dann ging er schleunigst zu Boden, den Körper Smith's möglichst mit einer Hand stüt zend. Nach der Landung fand sich alsbald ärztliche Hilfe ein, und bereits nach einer Stunde war der Fallschirmspringer, abgesehen von einer geschwollenen Kehle, völlig wiederher gestellt. Romanze zwischen Kugeln. Ein abenteuetreiches Lebensschicksal entrollte sich kürzlich vor einem Warschauer Geschworenengericht. Wieder einmal stand ein ehemaliger zaristischer Offizier im Mittelpunkte des Geschehens, und man sollte eigentlich annehmen, daß es auf diesem Gebiete nun bald nichts Neues mehr gibt. Aber trotz allem, war man bisher von jener Seite vernommen hat, muß man die dramatisch bewegten Erlebnisse des Hauptmanns Alexander Rozwadowski als unerhört und — wie man heute sagt — als einmalig bezeichnen. Der Russe hatte schon wäh rend des Weltkrieges Lorbeeren pflücken dürfen. Und auch nach dem unglücklichen Ausgang legte er die Waffe nicht nieder. Vielmehr trat er in die Weiße Armee ein, um die Verderber seines Vaterlandes zu bekämpfen. Aber er hatte das Mißgeschick, den Roten in die Hände zu fallen. Die machten mit ibm und seinen Kameraden kurzen Prozeß. Die Weißen wurden zum Tode verurteilt und erschossen. Ein besonderes Kommando vollzog -ie Hinrichtung, und dann brachte man di, Toten in die Anatomie. Acht Offiziere wa ren es, die nun auf den Seziertisch kamen, um den Jüngern der Wissenschaft als Anschauungsmaterial zu dienen. Eine Aerztin machte sich daran, den Körper Alexander Rozwa- dowskis in seine Teile zu zerlegen. Sie setzte das Messer an. Da begann sich plötzlich der „Tote" zu regen. Die Frau war -ie Tochter eines Offiziers. Sie entschloß sich schnell, den Verwundeten zu retten. Das gelang ihr. Der Kopfschuß war nicht tödlich gewesen. Sie ermöglichte dem Manne auch die Flucht, und sie — begleitete ihn dabei. Als sich die bei den nach Polen gerettet hatten, heirateten sie. Der Haupt mann fand auch eine Stellung als kleiner Beamter. Aber das Glück blieb ihnen nicht treu. Der Mann verlor den Po sten. und sein Gemüt verfinsterte sich dermaßen, daß die Frau es nicht mehr bei ihm aushielt. Sie verließ ihn un suchte sich, so gut es ging, allein durchzuschlagen. Aber in dem Manne war die Zuneigung zu der Frau doch noch nicht erloschen. Er bewachte voller Eifersucht jeden ihrer Schritte, und eines Tages glaubte er Grund zum Einschreiten zu ha ben. Er drang in ihre Wohnung ein und schoß den Fremd ling nieder, den er bei -er geliebten Frau sah. Dann bat er sie zu fliehen, und schoß auf die anrückenden Polizisten, um ihr das Entweichen zu ermöglichen. Denn er wollte nicht, daß ihr durch die Behörden Unannehmlichkeiten bereitet würden. Die Polizei fand den verwundeten Hauptmann neben -em schwerverletzten Opfer liegen. Und nun sieht man mit allgemeiner Spannung dem Urteil entgegen, das unter die Tragödie den Schlußstrich ziehen wird. Es gibt noch Märchen. Seit Jahren schon liebten der Fischer Andrö in dem bretonischen Städtchen St. Brieuc und die junge Madeleine einander aufs innigste; sie wären gern in den Stand der Ehe getreten, doch völliger Gelümanael auf beiden Seiten machte diesen Plan unmöglich. Da griff das Schicksal helfend ein. Madeleine diente bei einer alten Dame, die reich mit irdischen Gütern gesegnet war, und erfüllte ihre Obliegen heiten mit solcher Treue und Hingebung, daß sie von ihrer Herrin, als diese vor «iniger Zeit das Zeitliche segnete, sich zur Alleinerbin eingesetzt fand. Das war «in unerwarteter Glücksfall, -en die bisherige Magd gut zu verwerten wußte. Einer Heirat schien nun nichts mehr im Wege zu stehen, als ein unvorhergesehenes Hindernis auftaucht«. Andrö liebt« Madeleine noch eben so heiß wie früher, meinte indessen, er, der arme Fischer, dürfe seine Augen nicht zu dem reich ge wordenen Mädchen erheben. Aber wieder griff ein freund liches Schicksal ein. Andrö hatte ein Los der Staatslotterie gekauft, und -as Unglaubliche wurde Wahrheit. Er kam mit einem der Hauptgewinne heraus. So wurde auch er mit einem Schlage ein vermögender Mann, und kürzlich konnte die Hochzeit mit großem Gepränae gefeiert «Krden.
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