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DerSMscheLrMer Tageöülü jurIWoftwerda Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Der Siichs sche Erzähler ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekannt machungen der Arntshauptmannschafh des Hauptzollamts und des Be- -irksschulamts zu Bautzen sowie des Finanzamts und der Stadlrats zu Bischofswerda und der Gemeindebehörden behördlicherseits bestimmte Blatt Ikukirch und Almgegend Unabhängige Zeitung für alle Ständein Stadt und Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustriertes Sonntagsblatt Heimatkundliche Bellage Frau und Heim / Landwirtschaftliche Beilage. — Druck und Verlag von Friedrich May, G. m. b. H. in Bischofswerda. — Postscheckkonto Amt Dresden Nr. 1521. Gemeindeverbandsgirokasse Bischofswerda Konto Nr. 84 Erschelavagsweffer Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feier tage. Vyugvrei» für die Zeit eines halben Monats: Frei in, Hau» halbmonatlich Mark 1.1k beim Abholen in der Geschäfts stelle wöchentlich 4V Pfg. 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Sep- tumber 1935 angeordnet. * Die Londoner Presse meldet au» Addi» Abeba, «in Mitglied der italienischen Gesandtschaft fei am Dienstagabend in «inen Slrahenzwlschenfall verwickelt gewesen. * Die Pariser Pressestlmmen zum deulsch-englischen Aloktenab- kommen am Donnerstag früh sagen übereinstimmend Eden einen kühlen Empfang voraus. Der spanische Sriegrmlnlsler gab im spanischen Parlament einen Plan,bekannt, nach dem die nationalen Waffen- und Pulver- sabriken und die gesamte Waffenindustrie Spanien» in den Dienst der nationalen Verteidigung gestellt und dem Srirgiministerium untergeordnet werden. - 2n den Vereinigten Staatm haben anhaltende Wolkenbrüche riesige Ueberschwemmungen verursacht. Per Schaden wird aus etwa 90 Millionen Mark geschäht. Tausende Familien sind obdach los. *) AusfllhrNche» an anderer Stell«. Sichecheit und AbkSsliW. Es kommt in der Politik nicht nur darauf an, den ersten Schritt vor dem zweiten zu tun, sondern den ersten Schritt auch rechtzeitig, jedenfalls nicht zu spät und nicht zu früh, zu machen. Wenn wir rückwärts sehend noch einmal die Ent wicklung überprüfen, so läßt sich immer nur wieder seststel- len, daß trotz oder gerade wegen des Genfer Völkerbundes für di« wirkliche Befriedung Europas nicht viel geschehen ist. Vom Locarnovertrag und seiner örtlichen Begrenzung abge sehen, scheiterten alle Versuche, im Sinne der Völkerbunds satzung zu einer Befriedung Europas zu gelangen, immer an dem gewollten Durcheinander von Sicherheit und Abrü- stung. Es war Frankreich, das die Sicherheitsthese immer wieder in den Vordergrund schob, wobei zweifellos auch be stimmend war, daß in Frankreich wenigstens im Unterbe- wußtsein die Erkenntnis vorhanden war, daß weder die Versailler Politik noch der Genfer Völkerbund Einrichtungen von unbegrenzter Dauer sein würden. Hätte Frankreich aus dieser Erkenntnis den Schluß gezogen, eine ehrliche und auf richtige Verständigung wenigstens zu versuchen, so hätte die Abrüstungsfrage nicht das Schicksal erlitten, da; ihr Frank reich am 17. April 1S34 durch die berüchtigte Barthou-Note bereitete. Für das Schicksal Europas kam es nun darauf an, daß sich nach dem gefährlichen Mißgriff Frankreichs die Staatsmänner fanden, die überlegt, die klug, die verant wortungsbewußt waren, um durch einen außergewöhnlichen Entschluß den Ausweg aus einer außergewöhnlichen Lage zu finden. Dieser Staatsmann war Adolf Hitler, der wie ein an derer Antäus seit der Machtergreifung um die Befriedung Europas gerungen hatte, der dabei zunächst auf Ablehnung und Mißdeutung stieß, der weiter eine Nebelbank von Vor urteilen zerreißen mußte, um Vertrauen für das neue Deutschland zu werben. Wenn wir heute wieder zurück schauen, wenn wir der Friedenspolitik des Führers nach- gehen, so müssen und können wir feststellen, wie sich, wie die Glieder einer Kette, alles folgerichtig aneinanderschließt. In der berühmten Friedensred« vom 17. Mai 1S33 bot der Führer die allgemeine Abrüstung an, erklärte sich für Deutschland bereit, das letzte Maschinengewehr einzuschrotten sowie den letzten Soldaten zu entwaffnen, wenn die anderen Völker bereit seien, ein Gleiches zu tun. Vom anderen Mer kam kein Zuruf; aber auf dem anderen Ufer wurde offen und insgeheim aufgerüstet, wurden überall Dutzende von Milliarden Mark für Aufrüstung zu Wasser, zu Lande und in der Luft ausgegeben. Es gelang nicht einmal, zwischen den sogenannten großen Siegern in London ein neues Ab kommen über die Seeabrüstung zu schließen, obschon bei die sen Verhandlungen auf DeutscPand überhaupt keine Rück sicht genommen zu werden brauchte. Es gelang nicht ein mal, zwischen Frankreich und Italien eine Verständigung herbeizuführen, wie es auch nicht gelang, über Zahl und Größe der U-Boote in den europäischen Gewässern zu einem Ausgleich zu kommen. Diese Verhandlungen hätten auch zur Erneuerung des Abkommens von Washington 1935 in Lon don fortgesetzt werden sollen; aber es hatte sich schon 1934 gezeigt, daß wenig oder gar keine Aussicht vorhanden ist, eine Schlüsselzahl für die Seeabrüstung zu finden, mit der di, Bertragsteste von Washington einverstanden sein wür- deutsch-englischen Flottenvertrag. Er führte u. a. aus: Die meisten Engländer wissen, daß die internationalen Verträge, auf die sich die Flottenbauten in den letzten Jahren gründeten, Ende 1936 ablaufen. Diese Verträge verhinderten ein Flottsn- rüstungswettrennen und die damit verbundenen ruinösen Ausgaben und, da sie den beteiligten Ländern gleiche Sicher heit gewährten, bedeuteten sie einen großen Beitrag zur Aufrechterhaltung des Friedens. Aus Hefen Gründen ist die britische Regierung ernstlich bemüht, einen neuen Vertrag einer allgemeinen Hlotlenbe- grenzung zustande zu bringen, und seit Monaten haben wir in dieser Richtung gearbeitet. Die Schwierigkeiten, einen solchen Vertrag zustande zu bringen, sind ungeheuer. Sie gleichen einem Zusammensehspiel, bei dem es sich bisher als unmöglich erwiesen hat, die einzelnen Stücke zusammenzu fügen. Jetzt sind wir zum ersten Male in der Lage gewesen, zwei wichtige Stücke zusammenzufügen, und wir glauben, daß der gute Anfang es jetzt vielleicht leichter machen wird, auch die verbleibenden Stücke dieser verwickelten Probleme zusammenzusehen. Die Rede des deutschen Kanzlers vom 21. Mai, in der Deutschland seine Absicht bekanntgab, sich freiwillig auf eine Flottenstärke von 35 v. H. der Flotten der britischen Mit gliedsstaaten zu begrenzen, bot einen endgültigen und konkreten Ausgangspunkt für die künftige Flottenbegrenzung. Wir erachteten es infolgedessen als unumgänglich, den Vorschlag sobald wie möglich mit Vertretern Deutschlands zu erörtern, um seine volle Auswirkung und genaue Bedeutung festzustellen. Schon bald nach Beginn der Besprechungen, die in einzelnen Fragen noch andauern, kamen wir zu dem Schluß, daß der Vorschlag ein Beitrag von größter Bedeutung für die Sache der künftigen Flottenbegrenzung sei und daß er den Ab schluß eines allgemeinen Abkommens über die Frage der Flottenbegrenzung zwischen allen Flottenmächten der Welt erleichtern würde. Wir haben ihn deshalb angenommen. Das Verhältnis von 35 v. H. ist ein dauerndes, d. h. die deutsche Flotte wird 35 v. H. der britischen Flottenstreit kräfte niemals übersteigen, gleichgültig, ob diese Streitkräfte vertraglich begremt sind oder nicht. Die Welt ist daher, so weit es sich um Deutschland handelt, von der Furcht eines neuen Flottenwettrennens befreit. Deutschland wird sich an dieses Flottenverhältni» unge achtet aller Neubauten halten, die andere Mächte vielleicht in Angriff nehmen. Diese Erklärung der deutschen Regierung ist es, die die Regelung zu einem so wertvollen Beitrag zum allgemeinen Problem der Flottenbegrenzung macht; denn sie bedeutet, daß sich Deutschland des Flottenwettbewerbes nicht nur mit England, sondern auch mit anderen Staaten enthält, und wir geben uns der großen Hoffnung hin, daß diese Erklärung die Nation von jedem Gedanken eines Wett bewerbes im Flottenbau befreien möge. legung und Umsicht zu handeln. Selbst französische Staats männer haben anerkannt, daß schwache und wehrlose Völker ein« Gefahr für den Frieden sind, so daß, wenn internatio- nal machtpolitisch die Gegensätze sich zuspitzen, es eine unmit telbare Gefahr für den Frieden bedeutet, wenn ein entwaff netes Volk die Entwicklung über sich Hinwegrollen läßt. Daß es nicht so gekommen ist, das hat der Entschluß des Führers verhindert, dem deutschen Volke' die Wehrhohsit zurückz i- aeben. Damit war eine klare und übersichtliche Lage ge schaffen, denn nun stand fest, daß es nicht der Genfer Völker bund ist und sein kann, um die nationale Sicherheit zu ge währleisten, sondern daß die Völker sich selbst wehren müssen, wenn sie nicht untergehen wollen. Aber damit war und ist die Grundlage und sogar der Rechtsboden geschaffen dafür, um, wenn überhaupt eine Begrenzung der Rüstungen durch freiwillig« Vereinbarungen möglich und durchführbar ist, di«se auch zu erreichen. Diese Begrenzung hätte sich niemals erreichen lassen, wenn sich im Sinne der Versailler Politik Starke und Schwache gegenübergestanden hätten, zumal das nicht nur die Vernichtung der Schwachen hätte zur Folge haben können oder müssen, sondern auch die Vernichtung der Starken untereinander. Wie Lebensrecht und Lebensraum einzelner Völker verschieden sind, so werden es auch immer die Mittel sein, das eine wie das andere aus den ge gebenen Verhältnissen heraus verteidigen zu können. Das ist auch die sinngemäße Anwendung des deutsch-englischen Flottenabkommens, das vor allem deshalb von überragen der geschichtlicher Bedeutung ist. den. Hier wiederholte sich, was sich zuvor oder gleichzeitig bei den Verhandlungen der Abrüstungstagung in Genf er geben hatte, nämlich die Unmöglichkeit, ein« gerechte Schliff- selzahl für die Abrüstung zu Lande zu finden, ganz zu schweigen von einer Äerhciltniszahl für die Luftrüstung. Die Gründe sind mannigfacher Natur, wobei aber ein Grund un verkennbar scharf hervorgetreten ist, nämlich der, daß die Zahl der Teilnehmer sich nicht günstig auf «in gutes und brauchbares Ergebnis ausgewirkt hat. Auch darauf ist wie derholt aufmerksam gemacht worden, daß, wenn überhaupt ein Ergebnis erzielt werden soll, es nicht gut und vorteil haft ist, dies Ergebnis gleichzeitig für unterschiedliche Streit fragen «r-ielen zu wollen. Das hat sich nicht nur bei Ver handlungen über die Abrüstung gezeigt, sondern auch bei den Verhandlungen über politische und militärische Bei- standsvertrage, denn heute hat sich selbst. Frankreich darauf eingestellt, daß der ursprünglich beabsichtigte Beistcmdsver- trag für den Dönauraum entweder überhaupt nicht oder doch nur in einer sehr vereinfachten Form zu erreichen sein wird. Als alle Verhandlungen über die Abrüstung in sich zu- sammenbrachen, als sich aber gerade deswegen in der inter nationalen Politik gewisse Gegensätze schärfer herausarbeite ten, als sogar versucht wurde, diese Entwicklung zu beschleu nigen, um eine machtpolitische Auseinandersetzung, um einen Krieg zwischen den imperialistischen Mächten, zwischen b«-, waffneteN und unbewaffneten Völkern herbeizuführen, da war es wieder eine Schicksalsfrage für Europa, mit lieber- M MW MMliM »kl »MMW MMkllW DNB. London, 20. Juni. (Eig. Funkmeldg.) Der erstes Deutschland hat ferner eingewilligt, daß die Berech- Lord der Admiralität, Sir Bolton Eyres-Monsell hielt amsnung der Flotten st ärkenach Schiffsklassen Mittwochabend im englischen Rundfunk eine Rede über den vorgenommen wird. Dies schafft sofort Klarheit und besei- .. " nr« tjgt die Ungewißheit, die untrennbar mit einem System d«r Begrenzung verbunden ist, das sich einzig und allein auf einer Gesamttonnage gründet. Natürlich sind Bestimmungen für gewisse Abweichungen bei der genauen Berechnung der Tonnage nach Schiffsklassen getroffen, um das Abkommen praktisch durchführbar zu machen. Wie in der Rede des deutschen Kanzlers vom 21. Mai zum Ausdruck gebracht ist, stimmt Deutschland mit England darin überein, daß die Unterseeboote abgeschafft werden sollten. Es ist indessen wohl bekannt, daß einige Länder mit diesem Vorschläge nicht einig gehen, und es ist unwahrscheinlich, daß der Vorschlag zur Zeit verwirklicht werden kann. Unter diesen Umständen muß Deutschland, falls es die Gleichheit des Status mit allen anderen Mäch ten haben soll, klar das Recht zum Bau von Unterseebooten besitzen, und da in den bestehenden Flottenverträgen andere Länder das Recht zur gleichen Stärke mit England in dieser Schiffsklasse haben, muß Deutschland ein ähnliches Recht be sitzen. Nichtsdestoweniger hat Deutschland zur Zeit frei willig die Ausübung dieses Rechtes begrenzt, indem es sich verpflichtet, 45 v. H. der englischen Unterseekootstonnage nicht zu überschreiten. Falls in Zukunft im Hinblick auf irgend eine Äenderung in der Weltlage zum Nachteil Deutschlands die deutsche Regierung diesen Prozentsatz zu überschreiten wünscht, kann sie dies nur nach einer freund schaftlichen Aussprache mit England tun. Ueberdies wird die ganze deutsche Unterseebootstonnage stets innerhalb der Gesamttonnage liegen, die aus dem Verhältnis von 35 v. H. errechnet ist, d. h. die deutsche Regierung wird das Recht, mehr als 35 v. H. der englischen Unterseebootstonnage zu bauen, nur auf Kosten der Tonnage in irgend einer ande ren Schiffsklasse ausüben. In den Besprechungen, die in dieser Woche fortgesetzt werden, arbeiten die Flottensachverständigen die praktische Anwendung des Abkommens in Gestalt von BauPro grammen aus, und es ist unsere zuversichtliche Hoffnung, daß wir als Ergebnis dieses Abkommens in der Lage sein werden, zu weiteren Besprechungen mit anderen Mächten zu schreiten mit dem Ziel, allgemeine Abmachungen über die Gestalt und die Einzelheiten der Flottenbegrenzung für die Zukunft zu erzielen. Der deutsche Kanzler, der die besonderen Flottenver antwortlichkeiten Englands anerkennt, hat nach seinem eige nen Willen die Stärke der deutschen Flotte für alle Zeit auf 65 v. H. unter der Stärke der englischen Flotte begrenzt. Die Admiralität ist der Meinung, daß England, wenn es dieses Angebot zurückgewiesen hätte, eine sehr schwere Ver antwortung auf sich geladen hätte. Sie ist überzeugt, daß England mit dem Abschluß dieses Abkommens etwas voll bracht hat, das sich zum Segen nicht nur für England, son dern für alle anderen Länder auswirken und unter Umstän den wesentlich dazu beitragen wird, die friedlichen Beziehun gen in der ganzen Welt zu fördern.