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D-rMWLrM-r - Nr 133 Dienstag, den 11. Juni 1935 90. Jahrgang W Wki MN Ne MemMmW »es NAM oll. Aeukirch und Zlmgrgend Unabhängige Zeitung für alle Ständern Stadtund Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustriertes Sonntagsblatt Heimatkundliche Beilage Frau und Heim / Landwirtschaftliche Beilage. — Druck und Verlag von Friedrich May, G. m. b. H. in Bischosswerda. — Postscheckkonto Amt Dresden Nr. 1621. Gemeindeoerbandsgirokasse Bischofswerda Konto Nr. S4 DNB. London, 11. Juni. (Cig. Funkmeldg.) In einer Auschrist an die „Times" kommt Lord Davies auf die Reichs tagsrede des Führers zurück und erklärt: „wir begrüßen Hitlers Rede, weil sie die Möglichkeit gibt, von neuem an zufangen. Hitler lehnt den Krieg als Instrument der Poli tik ab. Er verlangt ein friedliches Verfahren für die Revi sion der Verträge, und er ist bereit, sich an der Schaffung eines Systems der kollektiven Zusammenarbeit zu beteiligen. Jehl ist es noch nicht zu spät, den Irrtum wieder gut zu machen, der im Zähre 1919 begangen worden ist, als die Alliierten Deutschland au» dem Völkerbund ausfchlossen. Line neue Konferenz mutz einberufm werden, an der Deutschlands Vertreter kellnehmen, nicht um einen festge legten Frieden zu unterzeichnen, sondern um als Gleichbe rechtigte bei der Abfassung einer neuen Charta europäischer Freiheit, Gleichheit und Sicherheit und bei der Schaffung eines Völkerbundes der Gleichheit und des Friedens mitzu wirken. Der Prüfstein für die Ehrlichkeit und für den guten willen wird die Entschlossenheit sein, das Regiment des Rechte» aufzurichten." Weiter empfiehlt Lord Davies die Schaffung einer in ternationalen Streitmacht und erklärt dann: „Alle Versuche, einen Krieg durch regionale Pakte, Bündnisse oder Ententen zu mildern oder zu lokalisieren, werden scheitern, genau so, wie sie 1914 gescheitert sind. Nur ein sicher begründetes Regi ment des Rechtes wird genügen, um die Gefahr eine» Krie ges aus Europa zu verbannen." Abschließend führt der Verfasser die Worte des Führers an, daß nicht der Niedergang des Abendlandes, sondern seine Auferstehung in unserer Zeit erfüllt werden müsse und daß Deutschland einen unvergänglichen Beitrag zu diesem Werk liefern solle. Lord Davies sagte hierzu: „Wenn alle Führer der europäischen Staaten bereit sind, dem Problem in diesem Geist gegenüber zu treten, wenn sie gewillt sind, „unvergängliche Beitrage" zu liefern, dann können wir der Zukunft mit Gleichmut und mit der Versicherung entgegen sehen, daß Europa endlich den Weg der Diedererholung, der Sicherheit und des Friedens beschritten hat." Scharfe Men Mffolinis. „Die öffentliche Mellmeinung Hau» halbmonatlich Mark 1.1h, beim Äbholen in der Geschäfts- Brsördemngseinrichtunaen durch höhere Gewalt hat der Be stell« wöchentlich 4S Pfg. Einzelnummer 10 Pfg. (Sonnabend- zieh« keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der nummer IL Pfg.) Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreise». Erscheinungsweise: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feier tage. Bezugspreis für di« Zett «ine» halben Monats: Frei in» Hau» halbmonatlich Mark 1.1h, beim Abholen in der Geschäfts- - Zu ein« Zuschrift au die „Times" kommt Lord Davie» aus die Relchskagsrede de» Führer» zurück, dle er al» Veilrag zur Be friedung der Welt aufrichtig begrüßt. * Alvssollnl hielt vor den mobilisierten Divisionen in Eagliari und in Sassari Ansprachen, die la England beträchtliche» Aufsehen Hervorrufen. 2a Rom soll eine ausgesprochen englandfeindliche Stimmung herrschen. * Der „Daily Telegraph" unterzieht dle Rede Mussolini, einer scharfeu Kritik und warnt Italien davor, dle öffentliche Meinung zu verhöhnen und die eingegangenen Verpflichtungen mit Miß achtung zu straft». * Der römische Berichterstatter des „Malin" befürchtet ipi Hinblick auf die Reden Mussolini» auf Sardinien den Zerfall der Front von Stresa. * während der Pfingstftlertage fand in Mülhausen im Elsaß der Parteitag der französischen Marxisten statt, wobei der Gene ralsekretär Faure aufsehenerregende Ausführungen machte. Er drohte unumwunden mit dem Bürgerkrieg und forderte die fran zösischen Soldaten für den Fall ein« Vorgehen» gegen Marxisten zur Dienstverweigerung auf. * Das von den japanischen Militärbehörden an Rordchina ge ¬ stellte Ultimatum ist von Lhina bedingungrlo» angenommen wor den. Inzwischen werden weit«« Pläne Japan» bekannt. Ganz Rordchina soll von chinesischen Truppen geräumt und unter der Oberaufsicht japanischer Truppen von jqranfreundNchen Personen verwaltet werben« < * In Grodno und in Tomszow la Polen kam es zu Zusam menstößen zwischen Polen und Juden, bei denen eine Person ge tötet und zahlreiche weite« verletzt wurden« * In Frankreich, England und Polen kam e» wahrend der pfingstfeldrtage nach außerordentlich groß« Hitze zu wolkenbrü- chen und HNgelschlägen, durch die großer Schaden ang«lchlet wur de. Mehrere Menschen wurden vom Blitz erschlagen. * Am Sonntag fanden in Griechenland die Wahlen zur Na tionalversammlung statt, wobei auf die Regierung 70 v. H. aller abgegebenen Stimmen entfielen. Dle Rationalversammlung wird zum 1. Juli elnberufen ««den. *) LusführNche» an anderer Stelle. Anzeigenpreis: Di« 4S mm breite einspaltige Milllmeterzeil« 8 Rpf. Im Textteil die SV mm breite Millimeterzeile 28 Rpf. Nachlay nach den gesetzlich vorgeschriebenen Sätzen. Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. — Erfüllungsort Bischofswerda. Rom, 10. Juni. Bei der Besichtigung der dritten mobi lisierten Division „Sabaudia" in Cagliari, die dort zur Ausfahrt bereit liegt, hielt Mussolini folgende Ansprache: „Schwaezhemdenr Ihr habt einer stolzen Kundgebung beigewohnk und gezeigt, daß ihr stark und diszipliniert seid, würdig der heroischen und kriegerischen sardinischen Rasse. Wir haben alte und neue Fragen zu regeln und werden sie regeln. Möge man jenseits der Grenzen sagen, was man wolle. Rur wir können unsere Richter sein und die besten Garanten unsere Zukvnft, nur ausschließlich wir und nichk die anderen! Wir folgen in unseren Handlungen nur denjenigen, dleuns heutebelehrenwolten. Als sie ihr Reich aufbauten und es verteidigten, zeigten sie, daß sie a u f die öffentliche Welkmelnung keine Rücksicht nahmen. Wenn die Regierung jetzt an die Schwarzhemden appel liert und das junge Italien zu den Waffen ruft, so fühlt das italienische Volk, daß sie ihre Pflicht tut und einer h ö ch st e n. Notwendigkeit folgt. Das ganze italienische Volk steht wie ein Mann da, wenn es gilt, die Macht und den' Ruhm des Vaterlandes zu verteidigen." Bon Cagliari kommend, traf Mussolini Montag in Sassari ein, wo er die Truppen besichtigte und sich dann in das Regierungsgebäude begab. Nachdem ihm von der Bevölkerung und den Schwarzhemden begeisterte Kundge bungen dargebracht worden waren, hielt Mussolini vom Balkon aus eine Ansprache, in der er der Bevölkerung und den Truppen für den Mut und die Stärke dankte, dis sie in dieser Stunde zeigten. In ähnlicher Weift wie in seiner Rede vor der Division „Sabaudia" sprach Mussolini dann über dle öffentliche Meinung außerhalb der Grenzen, die nur ein „lächerliche» Gespenst" sei und von der Gluk der Schwarzhemden verbrannt werde. Mussolini schloß seine Ansprache mit folgenden Worten! „Der Kampf wird weiter geführt werden zum Fortschritt der Nation, zum Gedeihen des Volkes u. für die Ehre unserer Fahnen!" Aufsehen in London. London, 10. Jun,. Die Rede Mussolinis in Cagliari erregt in London erhebliches Aufsehen. In Sperrdruck wird Tageklaü fiirIWosswerda Einzige Tageszeitung im Arntsgerichtsbezirtz Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Der Siichs sche Erzähler ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekannt machungen der Amtshauptmannschaft, des Hauptzollamts und des Be zirksschulamts zu Bautzen sowie des Finanzamts und des Stadtrats zu Bischofswerda und der Gemeindebehörden behördlicherseits bestimmte Blatt über dessen zahllose militärische und sonstige mit Blutvergie ßen verbundene Aktionen der Führer erst kürzlich aller Welt eine unendlich lange und aufschlußreiche Liste unter breitet hat. Sollt« es aber noch immer Verblendete geben, die da meinen, derartige Reden bolschewistischer Führer seien lediglich für den inneren Hausgebrauch bestimmt, in Wirklichkeit würde Moskau nur an di« militärische Nieder werfung eines Gegners denken, nicht aber an die Verwirk lichung seiner weltrevolutionären Absichten, dann wollen, wir nur den Fahneneid des Rotarmisten aus der Schublade herausholen, in dem u. a. gesagt wird: „Ich verpflichte mich, alle meine Taten und Gedanken auf das große Ziel der Befreiung aller Arbeiter zu richten und für die Sache des Sozialismus weder meine Kräfte noch selbst mein Leben zu schonen." Das ist das unverrückbare Leitmotiv nicht nur Les Rot armisten, sondern der militärischen Führung, die sich wie der mit der Kommunistischen Internationale deckt. Denn in der Armee, namentlich in den leitenden Posten sinh nur linientreue Kommunisten anzutreffen, für die es nichts ün- deres gibt als die Erfüllung der weltrevolutiorrären Pläne. Wenn Stalin kürzlich sagte, daß die Armee im Geiste des Internationalismus erzogen werde, weil sie die Atmee der Weltrevolution sei, dann ist damit alles zum Ausdrück ge bracht, was sich über die politische Bedeutung der frisch ge ölten und verbesserten russischen Dampfwalze sagen läßt. Diese Dampfwalze ist also nicht nur auf denjenigen Staat gerichtet, aus den das französisch-bolschewistische Bündnis zu geschnitten ist, sie soll vielmehr, sobald der heiße Wunsch der «Bolschewisten, Krieg in Europa, in Erfüllung gegangen ist, alles, was an nichtbolschewistischem Staatswesen vorhanden ist, Niederwalzen. Gegen diese Erkenntnis wehren sich heute noch immer viele Regierungen, nicht zuletzt die französische. Die Ernüchterung wird aber erst dann eintreten, wenn, wo mit nach den jüngsten Wahlerfolgen der Kommunisten in Frankreich zu rechnen ist, in den französischen Städten „Rot- Front" Auferstehung feiert, um dann als politischer und militärischer Vorposten Sowjetrußlands zu wirken. rückläufigen Bewegung ihrer Dampfwalze äuszuschalten. Wenn sie wirklich «inmal angreifen sollten, dann werden sie das Ueberraschungsmoment zur Anwendung bringen und dabei alle Machtmittel mit voller Wucht zum Einsatz brin gen, um sofort Erfolge zu erzielen. Geht diese Rechnung nicht auf, dann Hilst auch der größte Sowjetpatriotlsmus nichts mehr, den man jetzt mit allen Mitteln hochzupäppeln sucht. Auch diesen Patriotismus soll man später nichk we niger ernst nehmen als heute. Denn schon wissen 28 Mil- lionen Menschen in Rußland, die 20 bis 30 Jahre alt sind, von den früheren Zeiten nichts mehr. Sie kennen nur den Bolschewismus und das bolschewistische Rußland, das zu nächst einmal ihr gegen Feinde aller Art zu verteidigendes Vaterland ist. Uno hier verwischt die auf Sowjetpatriotis mus abgestellte Propaganda sehr geschickt alle Grenzen: sie läßt den heldenhaften roten Partisanen.aus der Bürger- kriegszeit ebenso, wie den tüchtigen Krieger Les zaristischen Rußland verherrlichen, sie hält der Jugend militärische Großtaten des alten Rußland vor, um sie anzustacheln, im bolschewistischen Rußland Aehnliches zu vollbringen. Man wird also im ersten Zug genügend begeisterte Mannschaf ten gus der Erde, in der Lust und zur See einsetzen können, man wird erleben, daß sie sich tapfer schlagen und für die Sache, für di« sie sich einsetzen, auch zu sterben wissen. Da mit aber auch der erste Stoß gelingt, wird die Technisierung mit Macht vorwärts getrieben, um ein Gelingen des ersten Angriffs sicherzüstell«n. Kalinin, der Präsident der Sowjetunion, hat kürzlich in einer Ansprache sehr nachdrücklich festgestellt/Latz die Ver mehrung der Rüstungen der roten Armee erfolge, damit sie im nächsten Kriege unbedingt siegreich sei. Warum er das „unbedrngt" einfügte, erklärte er im Nachsatz: denn eins Niederlage könne den Sieg des Kommunismus auf unbe stimmte Zeit hinausschieben! Hier wird mit dürren Wor ten also gesagt, daß die Militärmacht Rußlands im Dienste der kommunistischen Weltrevolution steht und daß ein mili tärisches Vorgehen der Sowjetunion demgemäß nichts an deres als eine bewaffnete Offensive des Bolschewismus ist, Oft rote Dampfwalze. Zu Beginn des Weltkrieges war es die gewaltige Kriegsmacht des Zarenreiches, die in der Propaganda der Entente eine Hauptrolle spielte. Man sprach von der russi schen „Dampfwalze", die über den deutschen Osten Hinweg brausen und alles, was sich ihr in den Weg stelle, zerstamp fen und Niederwalzen werde. Dank der genialen Führung des Generalfeldmarschalls von Hindenburg und -er bis in die Ewigkeit leuchtenden kriegerischen Eigenschaften eines jeden im Osten stehenden deutschen Waffenträgers wurde die zaristische Dampfwalze gezwungen, den Rückwärtsgang einzuschalten. Die Bolschewisten haben sie jetzt wieder auf neu poliert und aus ihr ein Instrument gemacht, das nie mand unterschätzen soll. Die rote Dampfwalze, über deren Stärke eben erst die „rechte Hand" des Kriegskommiffars, der ehemals zaristische Offizier Tuchatschewski, die staunende Umwelt belehrt hat, ist nun aber keineswegs allein das, wofür man sie in Frankreich hält. In Paris sieht man in der Militärmacht des russischen Vertragspartners ein hochwertiges militäri sches Instrument. Tatsächlich ist sie aber auch ein politisches, da sie von der Kommunistischen Internationale dirigiert wird. Denn darüber haben die Bolschewisten jeden, der es hören wollte, bis in die letzten Tage hinein nickt im Zweifel gelassen, daß ihr Militärkmndnis mit Frankreich wie über haupt die gesamte Europapolitik der Moskauer Regierung rein taktischen Ueberleaungen entsprungen ist, daß dagegen an dem großen Ziel, die bolschewistische Weltrevolutwn zum Siege zu führen, unbeirrbar festgehalten wird. Dem entsprechend waren auch die Anweisungen der französischen und der tschechischen Sektion der Kommunistischen Inter nationale an ihren Anhang: Militärbündnis ja, aber keine Aufgabe der Bolschewisierungspläne, die jetzt ihre Ver schleierung dadurch erfahren haben, daß man lediglich so tut, als wollte man in Frankreich und der Tschechoslowakei die Zersetzungsarbeit in der Armee abstoppen und sich positiv zur Landesverteidigung stellen. Nahe liegt natürlich die Frage nach dem tatsächlichen Wert der bolschewistischen Dampfwalze. Sie hat ihre Vor züge, sie hat auch ihre Nachteile. Die Bolschewisten haben versucht, alle Erfahrungen der Vergangenheit und alle tech nischen Errungenschaften der Neuzeit miteinander zu ver- «inigen, um die Gefahr eines Steckenbleibens.oder einer Fernsprecher Amt Bischofswerda Rr. 444 und 44S. Im Fall« von Betriebsstörungen oder Unterbrechung der B-förderungseinrichtungen durch höl "—- - - - lckzahlung de» Bezugspreise».