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Der SSGsche LrzcWer Tageölaü MAWoDwerda Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Der Sächsische Erzähler ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekannt- machungen der Amtshauptmannschaft, des Hauptzollamts und des Be- zktsschulamts zu Bautzen sowie des Finanzamts und des Stadtrats zu Bischofswerda und der Gemeindebehörden behördlicherseits bestimmte Blatt Ileukirch und Atmgegend Unabhängige Zeitung für alle Ständern Stadtund Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustriertes Sonntagsblatt <" Heimatkundliche Beilage Frau und Heim / Landwirtschaftliche Beilage. — Druck und Verlag von Friedrich May, G. m. b. H. in Bischofswerda. — Postscheckkonto Amt Dresden Nr. 1621. Gemeindeverbandsgirokaffe Bischofswerda Konto Nr. 64 Erschelmmg»!veiftr Täglich mtt Ausnahme der Sonn- und Feier, tag«. 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Am 88 Uhr starteten die leichten Maschinen in AbstLudea von zwei Minuten. Der Start der stärkeren Ma- schinen begann daun um 10 Uhr. Am Montag «ist« eine Abordnung englischer Lauern au» Süd-Lincolnshir« van Spalding au» nach Deutschland ab, um die deutsche Landwirtschaft zu studieren. * Der Atthmnkl für die Umbildung de» englischen Kabinett» ist nunmehr so gut wie endgültig auf die Pfingstzeit festgesetzt worden. * Trotz günstiger Nachrichten au» pari» erreichte die Flucht der Frauken «ach London am Monkagnachmitlag wieder eine» Höhepunkt. Nach einer Meldung de» »Mäkln" au» Genf verlautet gerücht weise, daß der italieulsch-abeffluische SchNchtungaauaschutz in Man- kreuz zusammeutreten «erde. * 2m Süden Sorvsetrutzland, ereignete sich am Montag wie derum ein Eisenbahnunglück. 27 Menschen wurden dabei verletzt. *) Su»führllche» an anderer Stelle. Entspannung. Noch immer beschäftigt sich die Welt mit der großen Reichstagsrede des Führers, die gewiflermaßen formulierte, daß Deutschland zu Verhandlungen bereit sei, di« nicht be lastet wären durch vorige Absprachen der Mächte unterein- gnder. Das Echo aus England klingt wie ein Aufatmen. Baldwin hat diese Rede als Entspannung bezeichnet und Mussolini hat ebonsalls davon gesprochen, daß man nicht auf die Vergangenheit, sondern in die Zukunft schauen müsse. Wenn auch Frankreich noch fehlt, da es vor allem durch die tnnerpolitische Krise in Anspruch genommen ist und die Klippe in Genf zu umschiffen hatte, so läßt sich doch sagen, daß durch die Führerrede der Horizont aufgeheltt worden ist, ge rade weil Hitler ernst und bestimmt auf den Friedenswillen Deutschlands, auf die Gleichberechtigung hinwies und ver langte, daß die Verhandlungen über den Frieden selbst sich loslösen müßten von jener Jdeeninflation der kollektiven Sicherheiten, die das einzelne Land in Gefahr bringen, seine militärischen Kräfte in Abenteuer zu schicken, von denen nie mand im Lande selbst etwas wissen will. Vor allem liegen aus England neben der Rede Baldwins, die sich gegen die Panikmacher wandte und mit dem deutschen Luftpakt- Standpunkt einverstanden erklärte, Stimmen vor, die des halb bemerkenswert sind, weil sie aus der Opposition stam men. Di« Regierungsblätter haben Baldwins Standpunkt geteilt. Aus der Opposition kommen Stimmen, die immer hin einen erheblichen Teil der öffentlichen Meinung Eng lands repräsentieren. So hat Lord Snouchen die Rede als ein freimütige und ehrliche Darlegung der deutschen Politik charakterisiert und davor gewarnt, diese Rede nicht anzuneh men, weil daraus für ganz Europa unsagbares Unglück er wachsen würde. Lloyd George, der durch sein Programm eines britischen New Deal wieder in den Vordergrund ge rückt ist und dessen Wirtschaftsprogramm augenblicklich das englische Kabinett beschäftigt, hat Hitler das Prädikat eines großen Staatsmannes ausgestellt und sofortige Verhandlung befürwortet. Es ist bekannt, daß gerade Lloyd George der Vater des Gedankens war, Deutschland nur eine Reichswehr von >100 000 Man zu belasten, weil der Liberalist in ihm noch mit den Vorshellungen lebte, aus denen heraus England jahr hundertelang eigentlich ohne Militärmacht »dar und nach Be darf sich Söldner kaufte. Jetzt hat er seinen fundamentalen Irrtum elngesehen. Er meint, die gegen Deutschland im Osten, Süden und Westen abgeschlossenen Bündnisse recyt» fertigten die Wiedererstehung des deutschen Volkes in Waf fen. Ist diese Bekehrung des britischen Staatsmannes schon beachtenswrt, so verdient sein unbedingter Glaube an die beachtenswert, so verdient sein unbedingter Glaube an die Tatsache, daß unter Hitler Deutschland «in neues Kraft zentrum bilde, doch die allergrößte Aufmerksamkeit, da sie der Wirklichkeit entspricht. Man kann überhaupt feststellen, daß hie Entspannung durch die Rede des Führers grüße Fortschritte machte. Ob Frankreich diese Gelegenheit ergreift oder in jenem Mißtrauen, das Baldwin geihelte, verharrt, davon hängt wieder einmal das Schicksal Europas, ab. EngWe Kabinettsumbildung kurz vor Pfingsten. DNB. London, 28. Mai. (Cig. Funkm.) Der Termin f bekleideten Posten des Staatspräsidenten übernimmt, sow für die Umbildung des englischen Kabinetts ist nunmehr dern daß er Minister ohne Portefeuille wird, so gut wie endgültig auf die Pfingstzeit festgesetzt worden. - - - - - Aller Voraussicht nach wird der Kabinettswechfel am Frei tag, dem 7. Juni, abends, nachdem sich das Unterhaus auf 10 Tage für die Pfingstferien vertagt hat, amtlich verkündet werden. Formell wird die Umbildung so vor sich gehen, daß mit dem Rücktritt Macdonalds vom Posten des Ministerpräsidenten gleichzeitig das Gesamtkabinett seinen Rücktritt erklärt. Hierauf wird Baldwin zum König berufen werden und, wie man annimmt, sofort die Zusam mensetzung des neuen Kabinetts mitteilen können. Die Ver handlungen über die Umbesetzung der einzelnen Minister posten sind zur Zeit noch in vollem Gange; sie sind durch das Bestreben gekennzeichnet, den bisherigen „nationalen Cha rakter^ der englischen Regierung zu wahren, indem das Kräfteverhältnis der im Kabinett vertretenen Regierungs parteien soweit wie möglich beibehalten wird. Man hofft, daß der Umbildungsplan bis zum Beginn der nächsten Wo che vollständig ausgearbeitet sein wird. In politischen Krei sen verlautet, «» bestehe die Möglichkeit, daß Macdonald nicht, wie allgemein erwartet wird, den bisher von Baldwin „Daily Telegraph" glaubt, daß Macdonald den Posten des Lordsiegelbewahrers erhalten und dadurch in der Laae sein werde, der Regierung seine innen- und außenpolitische Erfahrung zur Verfügung zu stellen, ohne mit Fachärbeiten überlastet zu werden. Daß Lordsiegelbewahrer Eden der neue Außenminister sein wird, wird jetzt kaum mehr in Zweifel gezogen. Um das jetzige Parteienverhältnis bei zubehalten, wird Außenminister Sir John Simon ver mutlich nicht ins Oberhaus berufen werden, sondern den Posten Baldwins übernehmen und als Präsident des Staatsrates stellvertretender Führer des Unterhauses wer den. Der nationale Arbeiterparteiler Lord Sankey wttd sich mit ziemlicher Bestimmtheit völlig zurückziehen und sein Nachfolger als Lordpräsident wird voraussichtlich der jetzige Kriogsminister Lord Hailsham sein. Um die Vertret tung der nationalen Arbeiterpartei nicht einzuschränken/ wird dann weiter der Sohn Macdonalds, Malcolm Macdo nald, der zur Zeit Unterstaatssekretär im Dominion-Ministe- rium ist, einen Kabinettsposten erhalten. Die Tatsache, daß der Luftfahrtminister Lord Landonderry am Montag vom englischen König empfangen wurde, wird ebenfalls mit der Kabinettsumbildung in Zusammenhang gebracht. Die Gesamtstrecke des Deutschlandfluges beträgt 5500 Kilometer und ist in 6 Tagesabschnitte eingeteilt. Nach dem Abflug von Berlin-Temvelhof wurde Dresden berührt und nach Landung der Verbände I, sowie Ueberfliegen der Wen demarke über den Zschertnitzer Höhen in Richtung Görlitz, Neiße, Gleiwitz, Breslau, Tuben weltergeflogen. Die übri- gen Tage werden die Leutschlandflieger Ostpreußen, Dan- >ig, Stettin, Hamburg, Flensburg, Bremen, Osnabrück, Dortmund, Aachen^ Köln, Saarbrücken, Mannheini, Stutt gart, Freiburg, Konstanz, München, Regensburg, Meinin ¬ gen berühren. Am letzten Wettbewerbslage, am Sonntag, den 2. Juni, fliegen sämtliche Verbände unter Führung des Herrn Staatssekretärs der Luftfahrt Generalleutnant Milch l von Erfurt mit Ueberfliegen der verschiedenen Wendemarken m Chemnitz und Schkeuditz bei Leipzig, Halle, Magdeburg zum Endflughafen Berlin-Tempelhof. Von der Flieaer- Landesgruppe 7 (Sachsen) fliegt ein Verband von 5 Flug zeugen unter Führung des Oberflugmeister Steckhahn (Flieger-Ortsgruppe Dresden) mit. Diese Flugzeuge sind mit „L 7" gezeichnet. , Der „Deutschlandflug 1935" sieht seine vornehmste Auf gabe darin, den Gemeinschaftssinn des deutschen Sportflie gers allen deutschen Volksgenossen und aller Welt vor Äugen zu führen. Er ist der große rein nationale Flug, der alle irgendwie in der Deutschen Sportfliegerei tätigen Kräfte vom bedeutendsten Flugzeugführer bis zum unbekanntesten Hilfs- Monteur in diesen Tagen zu einem Guß zusammenschweißt und ihn, jeden an seinem Platz, zur Hergabe aller Kräfte an spornt, um in echt kameradschaftlicher Zusammenarbeit an dem Gelingen des Ganzen mitzuarbeiten. Der „Deutsch landflug" in seiner diesjährigen ausgeschriebenen Form ist der höchste Ausdruck deutscher Arbeitsge meinschaft. Die Hauptaufgabe für die Flugzeugführer wird in einem vollkommen einwandfreien Fliegen im Ver bände gesehen. Der Doutschlandflug ist kein Wettflirgen. Ein« von der Verbandsstärke und vom Flugzeugmuster ab hängige Mindestgeschwindigkeit ist einzuhalten, sie wird für die einzelnen Streckenabschnitte berechnet. Der Deutschland flug stellt den Ortern besonder« Aufgaben. Sie bestehen in der Hauptsache im Auffinden ausgelegter Sichtzeichen. Außerdem sind Sonderausgaben gestellt, die von allen in dem Verband mitfliegenden Ortern zu lösen sind. Darüber hin aus werden an Flugzeugführer und Orter Einzelaufträge gegeben, die darin bestehen, daß ein geschlossen fliegender Verband aufgelöst und die einzelnen Flugzeug« mit je einem Sonderauftrag nach verschiedenen Richtungen auf die Reise geschickt werden. Auch auf diesen Strecken sind bestimmte Sichtzeichen aufzufinden. Der Deutschlandflug verlangt die allerbeste Zusammen arbeit des Bodenpersonals untereinander, sowie das Hand- in-Hand-Arbeiten des Bodenpersonals mit der Flugzeugbs- ätzung. Auf den Zwangslanoeplätzen müssen die benötigten Betriebsstoffe bereitgehalten werden. Sieger des Wettbe werbes und damit Gewinner des Wanderpreises des Reichs ministers der Luftfahrt Hermann Göring wird derjenige Bewerber, welcher den nach der Ausschreibung bestbewerte ten Verband der Altersklasse (bis zum 30. Lebensjahre) ge meldet hat. Diejenigen 10 Bewerber, welche die nach der Ausschreibung bestbewerteten Verbände gemeldet haben, er halten Ehrenpreise. > Für die Besatzungen der im Verbandsfliegen aNi besten -ewerteten Verbände stiftete in Anerkennung der besonderen Leistung des Gemeinschaftsfliegens der „Völkische Beobach ter" Ehrenpreise im Werte von RM. 25000,—. Ehren- 1S4 Klugzeugezum Oeuifchlandflug gestartet Berlin, 28. Mai. (Cig. Funkmeldg.) Bei schönstem Sonnenschein senkte heute früh um 8 Uhr der Präsident des Deutschen Luftsportverbandes, Oberst Loerzer, auf dem Tempelhofer Felde die Startflagge zum Deutschlandflug 1SZ5. Damit ist der große Wettbewerb eröffnet, der die 1k beteiligten Flugzeuge au» allen Landen an den Grenzen des Reiches entlang führt und der sich in diesem Jahre auf eine Dauer von S Tqzen erstreckt. Zahlreiche Ehrengäste wohn ten dem schönen Schauspiel bei. Im diesigen Morgengrauen lagen die Sportflugzeuge auf dem Lempelhofer Feld da, al» die Autobusse die Teil- nehmer au» der Stadt nach der Ostseite des Feldes heraus brachten. Schnell wurde noch die letzte Hand an die treuen Maschinen gelegt, mtt denen die Flugzeugführer und Orter für sechs Tage auf Gedeih und Verderb verwachsen sein werden. Mokorengebrumm dröhnt über den weiten Platz. Im mer wieder «erden durch den Lautsprecher Anweisungen gegeben. Marschmusik tönt auf, während die ersten Ma schinen nach dem Startplatz auf die Südwestecke des Tem pelhofer Feldes rollen. Gegen 7 Uhr erscheinen die ersten Ehrengäste; neben zahlreichen Offizieren der Luftwaffe, der Wehrmacht und der Polizei bemerkt man auch Vertreter der einzelnen Ministerien, der Partei, der SS. und der SA., als Vertreter des Reichsluftsahrtmiulsters Generalmajor der Flieger we- ver und weiter Ministerialrat Dahlmann vom Reichslust fahrtministerium, SS.-Obergruppenführer Krüger, den Kommandanten de» Flughafen, Berlin, Major Earcanico, den Direktor der Bernner Lufthafengesellschaft, Major vött- ger, zahlreiche bekannte Flieger, wie Wolf tzirth, Adek, Elli Beinhorn, ferner Prinz August Wilhelm. Noch einmal' werden die letzten Wettermeldungen für die erste Strecke bekauntgegeben, die gut lauten. Auch für die weiteren Fluglage ist trotz zeitweiser Gewitterstörungen mit gutem Wetter zu rechnen. Gegen ^8 Uhr hatte die Sonne die letzten Nebelschwa den zerrissen, und al» der Präsident des Deutschen Luftsport verbandes, Oberst Loerzer, das Startzeichen gibt, und der erste Dreierverband, die Braunschweiger, in die Lüfte steigt, fliegt er Hellem Sonnenschein entgegen. Schlag auf Schlag folgen die Verbände, alle in zwei Mnuten Abstand. Die stärkeren Maschinen, 40 an der Zahl, starteten erst gegen 10 Uhr, während bereit« die ersten in Tempelhof ge starteten Flugzeuge sich über dem Schlesierlande befanden.