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britische Botschafter in Rom, Sir Eric Drummond, werde sich wegen des italienisch-abessinischen Streites um eine bal dige Unterredung mit Mussolini bemühen. Er werde mit ihm gewisse Anregungen erörtern, die sich aus Besprechun gen ergäben, die zwischen der britischen und der französisthen Regierung über den Gegenstand gefükftt worden seien? Dlese Anregungen . bezweckten einen Hinweis darauf, wie eine Besserung in den Beziehungen zwischen Abessinien und Ita lien zustandegebracht werden könnte. Wenn erst einmal die Gesahr offener Feindseligkeiten beseitigt sei, werde, wie ver lautet, die britische Regierung bereit sein, dem Kaiser von Abessinien nahezulegen, daß es wünschenswert wäre, wenn er berechtigten Wünschen Italiens entgegenkäcke. Me MW« In MW«. London, 14. Mai. Nach einer Meldung des „Evening Standard" aus Addis Abeba hat sich der gesackten abessini schen Bevölkerung wegen des Vorgehens der Italiener g rößte Erregun g bemächtigt; in amtlichen Kreisen werde die Lage als ä u ß e r st kritisch bezeichnet. Man erwarte jeden Augenblick den völligen Ab b ruch der diplomatischen Beziehungen zwischen den bei den Ländern. Die in Abessinien lebenden Ausländer seien über ihre Sicherheit sehr beunruhigt. Das Abendblatt „Star" stellt die sensationelle Behauptung auf, daß Frankreich mit Jtalien in der abessinischen Frage gemeinsame S ach e mache. Das Spiel der Diplomatie hinter den Kulissen habe di« Oeffent- lichkeit gröblich getäuscht, da bisher immer beAup tet worden sei, dqß Frankreich zusammen mit Großbritän nien auf Italien eingewirkt hätte, die Anariffsabsichten auf zugeben. In Wirklichkeit habe Frankreich Italien Hinsicht lich Abessinien freie Hand gegeben unter der Voraus setzung, daß die französischen Interessen geachtet würden Entgegen den bisher verbreiteten Meldungen unternähme! Frankreich und Großbritannien erneut gemeinsacke .Be mühungen, um zu verhindern/daß -er abessinische Streitfal in der nächsten Woche vor dem Bölferbundsrat verhandel werde. Laval bei Stalin. DNB. Paris, 14. Mai. Außenminister Laval gab an Dienstagabend dem nach Moskau entsandten Sonderbericht crstatter von Havas über das offizielle Frühstück der Sow jetregierung in der Moskauer Oper folgende Erklärung ab „Die etwa ^/.stündigen Besprechungen während de- heutigen Tages Mik S t a li N sind nicht nur inwärmstei Herzlichkeit verlaufen, sondern waren von einer echter Intimität getragen. Das Frühstück gestaltete sich zu einen Liebesmahl wahrer Freundschaft. Im Der lauf der Besprechungen mit Stalin haben wir im Geiste eng ster Zusammenarbeit sämtliche diplomatischen Fragen de- Augenblickes besprochen." Außenminister Laval erklärte sich weiterhin tief ge rührt über den Empfang, der ihm von den russischen Be Hörden und der Bevölkerung zuteil geworden sei. Am Mitt woch, unmittelbar nach den letzten Besprechungen, die er noch mit verschiedenen politischen Persönlichkeiten der Sow jetunion zu haben hofft, werde eine gemeinsame Mitteilung ausgegeben werden. . ... - - .. V. Paris, 15. Mai. (Eig. FuNkmldg.) Die Pariser Blät ter beschäftigen sich weiterhin mit der Reise Lavals nach Moskau. Der Außenpolitiker des „Echo de Paris", der die Reise Lavals mitmacht, sagt dabei, in der Unterredung zwi schen Stalin und Laval seien die Schuldenfrage, die Frage der religiösen Freiheit, die Nordostpaktfrage und die Frage der Polenpolitik angeschnitten worden. „Petit Journal" will wissen, daß die Sowjetregierung eine feierliche Erklä rung über die Einstellung der kommunistischen antimilitari stischen Propaganda in Frankreich veröffentlicht werde. Die Berichterstatterin des „Oeuvre" glaubt ankündigen zu können, daß ein offizieller Besuch Litwinows in Paris zu er warten sei. . Das unausbleibliche pakiprojekt. Moskauer Informationen des „Daily Telegraph". London, 15. Mai. (Eig. Funkckeld.) In einer Mel dung des Moskauer Korrespondenten des „Daily Telegraph" heißt cs, bei der langen Unterredung zwischen Laval und Stalin sei man anscheinend in der Frage der Sicherung des Friedens in Osteuropa erheblich weitergekommen. Die drei baltischen Staaten «nachten ihre Haltung gegenüber dem Paktplan von derHaltung Deutschlands abhängig. Der französische Außenminister scheine entschlossener zu sein, einen Plan der europäischen Sicherheit durchzuführen, als sein unmittelbarer Vorgänger Barthou. „Daily Telegraph" mochte es so dargestellt wissen, als ob Laval im Gegensatz zu Barthou auf eine wirkliche euro päische Regelung unter Einschluß von Deutsch land hinarbeite und nicht bloß auf eine Gruppenbildung, in der die Generalstäbe die Hauptsache wären. Laval sei in der Lage gewesen, der Sowjetregierung von der Bereitschaft Polens Mitteilung zu machen, unter gewissen wichtigen Vor behalten seinem Plan eines vielseitigen östlichen Nicht«»- gri sspaktes zuzustimmen, der keine Klauseln gegenseitigen Be standes enthalten, aber Beratung im Falle eines An griffes und die Pflicht zur Verweigerung von Kriegsmate- ria, Rohstoffen und Lebensmitteln für einen Angreifer vor sehen würde. Laval soll angeregt haben, daß die französische und die Sowjetregierung sofort nach seinem Eintreffen. in Paris gleichzeitig einen entsprechenden Vorschlag machen sollten. Auch scheine Laval noch nicht alle Hoffnung aufgegeben zu haben, Deutschland, wenn nicht von Westen, dann von Osten her zu erreichen. Polens Vorbehalte seien erstens: Deutschlands Beitritt zu dem Pakt, 2. Schlichtung des polnisch-litauischen Streites wegen Wilna und S. Nicht teilnahme der Tschechoslowakei. Zuspitzung des Abesfinieukonfttkts Mussolini verbittet sich die Ginmis chung Frankreichs oder England-. DNB. Rom, 14. Mai. Mussolini Hal am Dienstag-' abend zum ersten Mal öffentlich zur abessinischen Frage Stellung genommen. Unvermutet ergrtsf er im Senat nach Schluß der Haushaltsrede de» Staatssekretär» Lessona dm Wort und erklärte in aller Form und unter lebhaftestem Beifall des Senat», daß alle von Ita lien für notwendig erachteten Truppen nach Ostafrika ver schifft werden; niemand dürfe sich dm „unerträgliche" Schied»rlchteramt anmaßen, um wegen de» Charakter, und de» Umfange» der italienischen Vorbeugungsmaßnahmen dreinzurrden. Niemand ander» als Italien selbst könne in dieser ganz heiklen Frage Richter sein. . Im einzelnen dementierte Mussolini mit aller Bestimmtheit das Gerücht eines englisch-französischen Schrit tes in Rom. Schon das Wort „Schritt" sei im höchsten Grade unangenehm. So sehr auch jenseits der Gren zen einig« einen solchen „Schritt" wünschen mögen, Tatsache sei, daß kein „Schritt" erfolgt ist, und sehr wahrscheinlich wedde er auch in Zukunft nicht erfolgen; denn es bedürfe keiner" diplomatischen Verfahren von Art eines „Schrittes", uck'von Italien die ausführlich begründete Darlegung seines Standpunktes zu erhalten, falls man das wünsche, und zwar rein auf deck Wege der Freundschaft. Tief ergriffen banke sodann Italien jenen, die sich anscheinend mehr als b rü d e r! ich um die militärische Schlagkraft Italiens kümmern? die durch einen eventuellen Konflikt in Ostafrika geschwächt werden könnte. Diesen so eifrigen und selbstlosen Rafgebern, die die Anwesenheit Italiens in Europa für un erläßlich halten, könne man antworten, dqß Italien der gleichen Ansicht sei. Aber gerade weil es in Europa ruhig anwesend sein wolle, wolle es in Afrika den Rücken voll kommen gedeckt haben. Schon wegen der großen Entfernun gen---4000 Kilometer nach Erythräa und 8000 Kilometer nach Somali — habe Rom die kategorische Pflicht- zur rech ten. Zeit Vorkehrungen zu. treffen. Dazu könne gesagt wer den, daß. bis jetzt die Zahl der abgereisten Arbeiter vielleicht die dex Soldaten übersteige. . , Was die diplomatische Seite der Angelegenheit betreffe, so habe Italien Besprechungen mit Vertretern Abessiniens, nicht von der Hand ^gewiesen, sondern Addis Abeba- seine Bereitschaft zur Ernennung der Vertreter Ita liens in einem Schlichtungsausschuß mitgeteilt. Bei den be trächtlichen abessinischen Rüstungen, den weitgediehenen Vorbereitungen zur Mobilisierung und hauptsächlich bei der in' Abdis Abeba und besonders bei den untergeordneten Häuptlingen ' vorherrschenden itälienfeindlichen Stimmung dürfe'man sich aber keinen Täuschungen hingeben und noch weniger falsch^ Hoffnungen erwecken. ' ' . Was Epropa und etwaige plötzlich eintretende Ereignisse betreffe, so bestätige Mussolini schließlich dem Senat, daß Italien für die ganze notwendige Zeit die drei Iahrgänge 1811, 1813 und 1814 und dazu alle sofort verfügbaren Reserven der Klasse 1912 unter den Waffen halten werde. Er glaube, eine Ge samtstärke von 800 000 bis 900 000 Mann Truppen sei zur Gewährleistung der Sicherheit Italiens ausreichend. Diese Truppen seien vollkommen eingegliedert, hätten ohne Ueber- treibung die beste Stimmung und seien mit immer moder neren Waffen der italienischen Kriegsindustrie ausgerüstet, die seit einigen Monaten in vollem Umfange be schäftigt sei. Gestützt auf feine .gesamte Streitmacht zu Lande, zu Wasser, und in der Lust werde Italien mit einer Politik bewußter Mitarbeit mit allen größeren und klei neren Mächten Europas fortfahren, um jenes Gleichgewicht und jene Verständigung zu erlangen, ohne die die Welt und der.'eurppäische Kontinent in die Brüche gehen müßte. Der militärische Apparat Italiens, schloß Mussolini, bedroht nie mand, sondern schützt vielmehr den Frieden. Die italienische Presse Mr Rede Mrrssalims. Rom, 15. Mai. (Eig. Funkckeld.) Die Worte Musso linis im Senat stehen für die heutigen Morgenblätter im Vordergründe allen Geschehens. Sie werden in großen ganzseitigen Schlagzeilen wiedergegeben. Die begleitenden Leitartikel sind nur eine Wiederholung und Unterstreichung der aus der Rede bekannten Gedankengänge. Starke Keachtung der Mussolini-Rede irr der franrSstfchen Presse. Paris, 15. Mai. (Eig. Funkmeld.) Die Erklärungen, die der Duce am Dienstag im italienischen Senat über Ita liens Abessinien-und Heerespolitik abgegeben hat, werden in der Pariser Presse groß aufgemacht. Der römiscl-e Korre spondent des „Matin" ist der Auffassung, daß Mussolini der über Italiens Abessinienpläne erregten englischen Oeffent- lichkoit «ine Beruhigungspille habe verabreichen und gleich zeitig Frankreichs Befürchtung . über eine zu starke Entblö ßung der europäischen Grenze Italiens habe beschwichtigen wollen. Die französische Presse, die sich eines Urteils über Mussolinis Ausführungen zum größten Teil noch enthält, scheint jedenfalls von deren Stichhaltigkeit nicht restlos über zeugt zu sein. Das „Echo de Paris" läßt sich sogar aus London melden, daß Italien daran denke, den Völkerbund zu verlassen, falls dieser sich über einen gewissen Rahmen hinaus in die abessinische Angelegenheit cinmischen wollte. Vie englische Press- Wr S-natsred- Mussolinis. Englische Anregungen in Rom und Addis Abeba. London, 15. Mai. (Eig. Funkmeld.) Die gestrige Se- natsrede Mussolinis über den italienischen Streit mit Abes sinien findet in der ganzen Presse große Beachtung und wird an hervorragender Stelle abgedruckt. Die meisten Blätter enthalten sich jeder Bemerkung. „Morningpost" bebt in.einer Ueberschrist hervor, daß der Duce ein Eingrci- M Englands oder Frankreichs ablehne. „Daily Mail" er- Mrt .in einem Leitartikel, die in der Rede Mussolinis ver kündete Politik habe die britische Zustimmung. Der diplo matische Korrespondent des „Daily Telegraph" meldet, der ' 8obos>-8Nän»wrm1i^osd Die Ruhestätte -er polnischen Könige wird auch ' Pilsudskis Grqb. Die Beisetzung des polnischen Marschalls wird im Krakäuer wel-Schloß stattsinden, wo auch die früheren polnischen. Kö-W ruhen. Unser Bild zeigt das interessante Wawel-Schloß in. ArMü. WWW WM; 1» N MM- WWlk. i Warschau, 15. Mak. (Eig. Funkmeldg.) Wie nunmehr; amtlich mitgeteilt wird, wird die Aufbahrung Pilsudskis qm . Mittwochnachmittag in der Johanneskathedrale stattsinden^ Das Staatsbegräbnis in Krakau findet am Sonnabend statt, Der Traüerzug bei der Ucborführung des Sarges-des Marschalls Pilsudski vom Belvedere in die Kathedrale yeute abend wird aus einem Bataillon Infanterie, einer Schwa dron Kavallerie und einer Batterie bestehen. Vor dem - Sarge, der auf einer mit sechs Pferden bespannten Lafette ruht, geht die katholische Geistlichkeit. Hinter dem Sorge schreiten die Familienmitglieder, der Staatspräsident, dies Regierung, die ehemaligen Ministerpräsidenten, die Genc-- ralität, das diplomatische Korps, Vertreter des Gerichtswe sens und der Hochschulen, die nichtkathölische Geistlichkeit/ die Vertreter vom Sejck und Senat und viel« Abordnun gen von Verbänden und Vereinen. An dem Pontifikal-Requiem am Fteitagvormittag wer^. den die Vertreter der ausländischen Staatsoberhäupter und Regierungen sowie der ausländischen Heere teilnehmen'. Bei deck großen Vorbeimarsch, der nach dem Göttesdienst auf dem Mdkotüiv-Feld stattfinden wird, wird der Sam än der Stelle stehen, von der Pilsudski di« Paraden der War schauer Garnisonen abzunehmen pflegte. Den Schluß -er Trauerparade bildet ein Ehrensalut von 101 Schuß, An schließend wird der Sorg in den Sonderzug gehoben, der auf einem Nebengleise auf dem Mofotow-Feld stehenwirb. Nach der Ankunft in Krakau wird der Sarg im Waü-el- Schloß bis zur Beisetzung öffentlich aufgebahrt. DieMei- setzung selbst erfolgt in der Gruft, in der sich die Sarkophage Königs Johann Hl., Sobieskis, des Freiheitskämpfers Kosciusko und des Fürsten Joseph Poniatowski befinden, > In Krakau werden fieberhafte Vorbereitungen fsir dj^ Unterbringung und Verpflegung der mehr als 100 V00 Menschen getroffen, die zu der Beisetzung Pilsudskis nach Krakau kommen werden. Für die Bevölkerung werden bil lig« Speisehallen auf den öffentlichen Plätzen der Stadt er richtet. Die etwa 1000 Vertreter der Regierung, des sisus-' ländes und der Diplomatie werden in den Krakauer Hotels unteraebracht, ebenso etwa 100 ausländische Journalisten. Di« Fahnenybordnungen aller polnischen Regimenter wer den in Kasernen und Schulen «inquärtiert. Di« Straß" ganz Krakaus werden mit schwarzen Fahnen geschmückt m all« Laternen mit Flor mnhüllt. MMlikMMMlWWrilkS tliWWm. DNB. Berlin, 14. Mai. Aüf das Beileidstelegramm des Führer» und Reichskanzlers zum Ableben des Mar schalls Pilsudski hat der polnische Staatspräsident tzstt einem Telegrämm geantwortet, das in Uebersetzung wie folgt lautet: " „Ich bitte Eure Exzellenz, meinen tiefbewegten Dank für die so herzlichen Worte entgegenzunehmen, die Sie zu dem schmerzlichen Verlust, den die polnische Nation soeben in der Person de» Marschall» Pilsudski erlitte« hat, an chich und die polnische Regierung zu richten die Güte hatten Her Verstorbene hat sich mst voller Hingabe dar«« bemüht die guten und für die Sicherung de» europäischen Frieden» so^ wertvollen Beziehungen zwischen unseren beiden Völkern glücklich ,v festigen. Jgnacy Moscickt.^ Göring vertritt Len Führer in Marschau und Krakau. DNB. Berlin, 14. Mai. Bei den in Warschau und Kra* kau stattfindenden Beisetzunasseierlichkeiten für Marschall Pilsudski hat der Führer und Reichskanzler den Minister, Präsidenten General der Flieger Göring Mit seiner Ver tretung beauftragt. . H In der Begleitung von Ministerpräsident General Gö ring befinden sich als Vertreter der deutschen Wehrmacht ein General des Reichsheeres, ein Admiral dev Reichvmä- rine, ein General der Reichsluftwaffe sowie der.deutsche' Botschafter in Warschau und zwei AdjutanteNi des Miftister- Präsidenten.