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Die Landesbauernschaft Sachsen teilt mit: Die zweite Reichsnährstandsausstellung in Hamburg vom 28.'Mai bis 2. Juni bringt neben der ersten Abteilung mit den Lehrschauen des Reichsnährstandes noch drei Fach- abteilungen, in denen die Tiere, die landwirtschaftlichen Er zeugnisse sowie die Maschinen und Geräte gezeigt werden. Die Abteilung Tiere ist u. a. beschickt mit rund 250 Pferden, 520 Rindern, 400 Schafen, 600 Schweinen und rund 200 Ziegen. Dabei sind alle Zuchtgebiete Deutschlands gleich mäßig vertreten. Der Wettbewerb gibt einen einzigartigen Ueberblick über den Stand der deutschen Tierzucht. Bon den gemeldeten Rindern entfallen allein 475 Stück auf Tiefland rinder. Davon machen wiederum die schwarzbunten den größten Teil aus. Nächst den Rindern sind am zahlreichsten vertreten die Schweine. Bezüglich der Pferde gibt die Aus stellung einen guten Ueberblick über die züchterischen Lei stungen. Neben dem Kaltblut-Pferd ist auch das Warmblut- Pfero entsprechend berücksichtigt. In der dritten Abteilung nehmen einen breiten Raum ein die landwirtschaftlichen Erzeugnisse. Cs handelt sich hierbei um eine Gemeinschafts arbeit sämtlicher deutschen Pflanzenzüchter, die einen schnel len Ueberblick über die für den Anbau empfehlenswerten Sorten gibt. Die milchwirtschaftlichen Erzeugnisse sind in einer besonderen Halle züsämmengefaßt. In der vierten Ab teilung der Reichsnährstandsausstellung in Hamburg haben rund 350 Firmen der Landmaschinenindustrie etwa 60 000 Quadratm. Fläche im Freien belegt. Hier werden über 5000 verschiedene Maschinen u. Geräte gezeigt, um so dem Bauer einen Ueberblick über den Stand der Technik in der Land- wirtschaft zu vermitteln. Das auf der zweiten Reichsnähr standsausstellung Gezeigte wird jedem, für welches Gebiet er auch besondere Anteilnahme haben möge, neue Kenntnisse und Anregungen vermitteln. Die außerordentliche Verbilli gung der Fahrtkosten sowie die preiswerte Gestaltung des Aufenthaltes, sollte jeden Bauern veranlassen, die Ausstel lung zu besuchen, umsomehr als ihm nicht so schnell wieder eine solche Gelegenh.'it geboten sein dürste, so billig nach Hamburg und an die Wasserkante zu kommen. Mit billigen Sorrberzügen nach Hamburg. Zahlreiche Anfragen geben der Landesbauernschaft Ver anlassung, darauf hinzuweisen, daß nicht nur die Angehöri gen des Reichsnährstandes, sondern alle Volksgenossen die Sonderzüge zur 2. Reichsnährstandsausstellung in Hamburg (vom 28. Mai bis 2. Juni) benutzen können. Anmeldungen sind an das Reisebüro Altmarkt, Dresden-A., Rehfeldhaus, zu richten. Abfahrt der Sonderzüge am 28. Mai abends ab Dresden bzw. Chemnitz. Zusteigestationen sind: Radebeul, Kötzschenbroda, Coswig, Priestewitz, Riesa, Oschatz, Wurzen. Leipzig, Wittgensdorf (oo. Bahnhof), Burgstädt, Narsdorf und Geithain. Der. Fahrpreis beträgt ab Dresden 9,40 RM., ab Chemnitz 9,10 RM., ab der übrigen Stationen entspre chend weniger. Die Rückfahrt erfolgt ab Hamburg am 31. Mai abends. — Hinrichtung in Berlin. Aus Berlin berichtet der DNB.-Pressefunk: Die Iustizpressestelle teilt mit: Donners tag früh um 6 Uhr ist im Hofe des Strafgefängnisses zu Berlin-Plötzensee der am 13. Dezember 1912 geboren« Artur Orlowsky hingerichtet worden, der vom Schwurgericht in Potsdam wegen Mordes und schweren Raubes zum Tode verurteilt woroen ist. Der Verurteilte hatte am 3. Juli 1934 die 81jährig« Witwe Fehrmann in Päwesin (Westhavelland) überfallen, gewürgt und ihr einen Herzschuß beigebracht, um sich in den Besitz ihres Geldes zu setzen. — Von dem Begnadigungsrecht ist kein Gebrauch gemacht worden, weil es sich bei dem schon mehrfach vorbestraften Verurteilten um «inen ungewöhnlich rohen Menschen von unverbesserlicher verbrecherischer Gesinnung handelt, der den Plan zur Tat aus eigennützigen Gründen erdacht und in heimtückischer brutaler Weise an einer Greisin ausgeführt hat. — Zwei Todesurteile wegen Raubmordes. Am Mitt woch hatten sich vor dem Schwurgericht Schwerin der 19 Jahre alte Angeklagte Friedrich Wilhelm Pankow und der 18 Jahre alte Angeklagte Helmut Satz aus Maßlow bei Wis mar wegen Raubmordes zu verantworten. Die Mörder hatten in der Nacht zum 23. März ds. Js. den Händler Cizsewoki gemeinsam mit einer eisernen Brechstange getötet und dann seiner Barschaft in Höhe von 63 Mark beraubt. Das Urteil lautete gegen beide Angeklagte wegen Raub mordes auf Todesstrafe sowie auf Aberkennung der bürger lichen Ehrenrechte auf Lebenszeit. — Vier Personen durch Gas vergifiei. Aus Düsseldorf wird gemeldet: In der Franklin-Straße wurde am Mittwoch die Familie Josten, der Ehemann, die Ehefrau sowie die beiden 3 bzw. 1 Jahr alten Kinder, durch Gas vergiftet tot aufgefunden. Die Milchfrau, die gestern morgen nach mehr fachem vergeblichen Klopfen an der Wohnungstür die Woh nung betrat, fand den Ehemann Hubert Josten tot auf dem Sofa, daneben auf dem Boden liegend ebenfalls tot das drei jährige Töchterchen. In demselben Raum wurde auch die Ehefrau und das zweite etwa ein Jahr alte Kind aufgefun den. Die näheren Feststellungen ergaben, daß der Gashahn geöffnet war. Zweifellos handelt es sich um «inen bedauer lichen Unglücksfall. — Eine der ältesten schlesischen Kirchen niedergebrannt. Aus Hayn au wird gemeldet: In der alten Kirche von Altenlohm brach am Mittwochnachmittag Feuer aus. Ob wohl die Wehren aus der ganzen Umgebung herbeiaeeilt wa- ren, konnte nichts mehr gerettet werden. Die Flammen fanden in dem Holzgebälk reiche Nahrung und legten, von heftigem Ostwind angefacht, das ganze Gebäude in Schutt und Asche. Man hatte Mühe, die benachbarten Gebäude, die durch den starken Funkenflug gefährdet waren, vor einem Uebergreifen des Brandes zu schützen. — Die Alten- lohmer Kirche ist eine der ältesten Kirchen Schlesiens, die sich urkundlich bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen, läßt. Der gedrungene Holzbau war ein Wahrzeichen der engeren und weiteren Umgebung. Es gehörte mit zu den schönsten Kirchen Schlesiens. Als «nie der wertvollsten Kirchen spielte sie in der Zeit nach der Reformation und nach dem Dreißig jährigen Kriege bei der Erhaltung des evangelischen Glau bens in Schlesien eine große Rolle. 1711 wurde die Kirche erneuert und bedeutend erweitert. Geschichtliche Werte, die sich im Innern der Kirche befanden und die für die For schung große Bedeutung hatten, fielen den Flammen zum Opfer. — In den letzten Wochen war man dabei, das Kir chendach wieder zu erneuern. Be' diesen Arbeiten brach am Mittwoch der Brand aus Die mit der Ausbesserung be schäftigten Zimmerleute konnten sich nur mit größter Mühe retten. Wie es heißt, soll Unvorsichtigkeit die Ursache des Brandes sein. gelegene Säle in der Innenstadt zur Verfügung. Auf zahl- reichen Plätzen werden Morgen-undFeterabend- ftngender einzelnen Kreise abgehalten. Die als Höhepunkt des 2. Sächsischen Sängerfestes in Aussicht genommene Riesenkundgebung kann keinen würdigeren Platz erhalten als das Gelände de, Völker schlachtdenkmals, des Symbols der nationalen Befreiung. ststadt hervorragend geeignet, sondern vor allem nen. Die Hallen des Aüsstellungsgeländes der Technischen Meffr 77?— f"- 5 staltungen. So bietet z. B. die Halle 7 kvnzerte sehr günstige Voraussetzungen. Wdium, auf dem 12 000 Sänger Platz noch 15000 Sitzplätze für die stehen. 7 ... - 12 000 Personen wird eine ideale Fe st Halle für Kom merse und andere Zusammenkünfte sein. Die reiche Skala der musikalischen und künstlerischen Fähigkeiten des deut schen Männergesangs wird in den Sonder- (Stun- d e n) konzerten Ausdruck finden. Dafür stehen günstig SM MWei, ZM Mr Ms -kl r. «k WiWM-MWM I tzWSllkS. dl« ausschließlich von einheimischen Gewerbetreibenden aus geführt wurde, sind Bank- und Kassenräume geschaffen wor den, die allen neuzeitlichen geschäftlichen Anforderungen ent- sprechen. Di« erneuert«,, Geschäftsräume wurden am Mitt woch im Rahmen einer Feier übernommen. Chemnitz. 16. Mai. Tragödie einer Greisin. Am 4. d. M. war in Ntedersteinbach eine gebrechliche und geistes-, schwache Frau angehalten und später in Penig unterge bracht worden. In der Greisin ist jetzt, wie das Polizeiprä sidium Chemnitz mitteilt, eine 77 Jahre alte Einwohnerin aus Weißbach bei Rochlitz festgestellt worden. Sie wurde wieder von ihren Angehörigen in Obhut übernommen. Chemnitz. 16. Mai. Der nasse Tod. Am Mittwoch wur- de auf Auerswalder Flur der feit zehn Tagen vermißte acht- jährige Knabe aus Unterwittgensöorf als Leiche aus dem Chemnitzfluß gezogen. Chemnitz. 16. Mai. 620 Erbhöfe im Chemnitzer Bezirk. In der Sitzung des Bezirksausschusses der Amtshauptmann schaft Chemnitz am Dienstag wurde u. a. mitgeteilt, daß im Chemnitzer Bezirk 820 Erbhöfe festgestellt worden sind. Im Jahre 1934 sind im Bezirk Arbeitsbeschafsungsmaßnahmen mit einem Kostenaufwand von über 2 Millionen RM. ge leistet worden. Limbach, 16. Mai. wenn Kraftfahrer betrnnken sind. Ein Kraftradfahrer fuhr hier an der Ecke der König- und yewstraße mit einem Personenkraftwagen zusammen. Der Fahrer erlitt Unterarm- und Knieverletzungen. Die Schuld frage konnte noch nicht einwandfrei geklärt werden. Beide Fahrer waren angetrunken. Slauchem. 16. Mai. Früh verdorben. Auf dem Bahn- Hof wurden zwei Mädcken im Alter von 13 Jahren festge halten, als sie im Begriffe waren, mit dem Zuge nach Frei berg zu fahren. Sie hatten einer 80 Jahre alten Witwe «inen größeren Geldbetrag entwendet. Die Mädcken, die bereits ähnliche Straftaten begangen haben, sollen in einer Erziehungsanstalt untergebrackt werden. Zwickau. 16. Mai. Auf schiefer Ebene. Am Dienstag wurde in einem hiesigen Bankgeschäft ein gefälscht«! Scheck vorgelegt und auch eingelöst. Als Fälscher kormte später, wie die Polizeidirektion mitteilt, der Laufbursche des betref fenden Geschäftsmannes ermittelt werden. Das unterschla gene Geld wurde bei ihm noch, vorgefunden und dem Ge schädigten wieder ausgehändigt. Vorbereitungen zum 2. Sächsischen Sängerfest. Vom 28. bl» 36. Juni 20666 Sänger in Leipzig. In Leipzig wird vom 28. bis 30. Juni das 2. Säch - sischeSängerfest gefeiert, das ein glühendes Bekennt nis werden soll zum deutschen Idealismus in der musikali schen Kunst. Umfangreiche Vorbereitungen werden getrof fen, um dem groß angelegten Fest, an dem über 20 000 Sänger aus allen Teilen Sachsens teilnehmen, einen würdigen Verlauf zu sichern. Leipzig ist nickt nur wegen feiner günstigen Verkehrs lage als Feststadt hervorragend geeignet, sondern vor allem auch, weil hier kostspielige Bauten vermieden werden kön nen. Die Hallen des Ausstellungsgeländes der Technischen Messe geben Raum für gewaltige Massenveran staltungen. So bietet z. B. die Halle 7 für die Fest- " . Neben einem Platz finden, werden M Sitzplätze für die Zuhörer zur Verfügung Die Halle 8 mit einem Fassungsvermögen von sä» Der geflederte Rebell« Benizelos und einige seiner bedeutendsten Anhänger sind bekanntlich zum Tode verurteilt wordhn. Merdings in Abwesenheit. Der listenreiche Kreter hat sich rechtzeitig in Sicherheit bringen können. Und auch sonst ist bet der griechischen Revolution nicht besonders viel Blut geflossen. Die Todesurteile, di« über di« aufrührerischen Offiziere ge fällt wurden, sind nur ausnahmsweise zur Vollstreckung ge langt. Aber ein armes Tierlein hat nun doch noch in letzter Stunde daran glauben müssen. Einem Papagei nämlich wurde feine gewandte Zunge zum Verhängnis. Er gehörte einem Athener Wirt, der einst ein getreuer Anhänger Veni- zelos' gewesen war, und der Hausherr hatte dem gelehrigen Vogel den Ruf beigebracht: „Es lebe Venizelos! Nieder mit seinen Feinden! Diese Worte schrie der Papagei nun schon einige Jahr« lang, und die vielen Besucher des Wirts hauses ergötzten sich auch daran. Nachdem der Kreter das Spiel verloren, nahm man an dem Geschrei jedoch Anstoß. Und als der Vogel eines Tages gar so dumm war, einigen Soldaten diesen Ruf ins Gesicht zu schleudern, da packten Ye das Tier kurzerhand und trugen es auf die nächste Polizei wache. Die Beamten traten alsbald zu einem Kriegsgericht zusammen und verurteilten den gefiederten Rebellen zum Tode. Der Wirt vergoß einige aufrichtige Tränen, als man vor feinen Augen dem Tiere den Hals umdrehte. Retten ln der Gemälde-Ausstellung. Der merkwürdigste und zugleich erheiterndste Anblick bietet sich den Besuchern einer Ausstellung kostbarer alt- italienischer Gemälde, die augenblicklich in Paris gezeigt wird. Zunächst könnte man annehmen, in einen Schlafsaal geraten zu sein, dessen Bewohner besondere Bilderliebhaber sind. Denn in den größeren Räumen stehen ost drei und vier Betten, in kleineren Zimmern eine oder zwei. Bei näherer Betrachtung ergibt sich, daß die Bilderfreunde sich jeweils die herrlichsten Gemälde über ihr Bett gehängt ha ben, wahrscheinlich, damit der künstlerische Eindruck sie sanft in den Traum hinüberwieae. Diesen Eindruck allerdings gewinnt nur der Uneingeweihte. Es stellt sich sehr bald her aus, daß diese Letten in der Gemälde-Ausstellung eine ganz besondere Schutzmaßnahme darstellen. In jedem von ihnen nämlich übernachtet ein Wächter, und man hat die Betten jeweils gerade unter den kostbarsten Bildern an die Wand gestellt. Cs würde einem Dieb, der da gewillt wäre, das Meisterwerk zu entführen, nichts anderes übrig bleiben, als zunächst einmal auf das Bett zu steigen und dabei den Schlä fer wahrscheinlich sehr unsanft zu wecken. Ma hofft, auf diese Weise den sich immer wieder ereignenden Bilderdieb- stählen vorzubeugen. Wieder Wassermangel ln England! England hat bereits im Vorjahre unter einer verhäng nisvollen Trockenheit zu leiden gehabt. In den ländlichen Bezirken fuhren während der Sommermonate Wagen um her, die die Dorfbewohner mit Wasser versorgten. Man hat dann, um für die Zukunft einem derartigen Wassermangel vorzubeugen, riesige Reservoire gebaut, die die Wasserver sorgung für mehrere Dörfer sicherstellen sollten. Nun scheint auch für dieses Jahr ein gewisser Wassermangel bevorzuste hen. Obgleich im Frühjahr gewaltige Regengüsse über England niederglngen, sind verschiedene der Wasserreservoire noch nicht in ausreichendem Maße gefüllt. England wartet auf Regen. Wenn nicht in diesen Tagen der erwartete Se gen aus dtr Höhe einsetzt, so wird wie im Vorjahr der Zu stand der „offiziellen Dürre" erklärt werden. Damit wür den auch wieder wie im vergangenen Sommer die Wasser- nerbrauchsbeschränkungen in Kraft treten. Herzog fährt per Taxe ln» Gefängnis. Der Niedergang einer englischen Familie. Die Geschichte des Herzogs von Manchester ist neben den Festlichkeiten des Regierungsjubiläums augenblicklich die große Sensation von England. Der Herzog, ein Mann in vorgerückten Jahren, der aus erster Ehe bereits erwach sene Kinder hat, galt viele Jahre lang als Englands größ ter Don Juan und Bonvivant. Immer wieder machte er durch seinen verschwenderischen und zugleich exzentrischen Lebenswandel von sich reden. Freilich konnte sich der Her zog dieses Leben jahrelang leisten. Als Besitzer dreier Schlösser und großer Liegenschaften, zudem eines ansehn lichen Vermögens war er reich genug, um allen seinen ex- zentrischen Neigungen nachgeben zu könney. Freilich, die Wirtschaftskrise und einige mißglückte Spekulationen »räch ten auch in seinem Leben den großen Umschwung. Er konnte die Unterhaltskosten für seine Schlösser nicht mehr aufbringen und mußte sich schließlich mit einer Mietswoh- nung begnügen. . Die Verschwendungssucht de» Herzog» war der Grund, daß ihm das Vermögen von acht Millionen Mark, das er von seiner Mutter erbte, entzogen und von einem Treuhän der für seine Kinder verwaltet wurde. Sogar di« von sei ner Mutter ererbten Juwelen wurden von diesem Treu händer aufbewahrt und, wenn die Herzogin sie zu einer Festlichkeit einmal anlegen wollte, nur für diesen einen Tag herausgegeben. So kam es, daß einer der reichsten Män ner von England, dem man jahrelang sogar den Beinamen „der glücklichste Peer von England" gegeben hatte, allmäh lich ein armer, von seinen Gläubigern bedrängter Mann ge worden war. Aus seiner ewigen Geldverlegenheit heraus griff da der Herzog eines Tages zu einem Ausweg: er ver setzte die Juwelen seiner Mutter, nachdem seine Gattin sie gerade zu einer Festlichkeit getragen hatte. Diese Transaktion, die der Herzog selbst für ziemlich unwichtig hielt, wurde ihm zum Verhängnis. Denn das Gericht urteilte, daß er nicht das Recht gehabt habe» über diese Juwelen zu verfügen. So begab sich das tragische Ge schick, daß der Herzog von Manchester, vor den Schranken des Gerichts stehend, zu neun Monaten Gefängnis verur teilt wurde. Man brachte den Herzog in einer Taxe zum Gefängnis, wo er seine Sachen ablegen und Anstaltskleidung anziehen mußte. Dann drückte man ihm ein emaillenes Eß geschirr, eine Bibel und ein Gebetbuch in die Hand und die schwere Tür der Gefängniszelle schloß sich hinter dem Un glücklichen. Der alte Herzog erlitt hier einen völligen Zu sammenbruch und mußte bald darauf ins Gefängnislazarett überführt werden, das letzte Kapitel eines einst glanzvollen Lebens hat begonnen. Der tragische Niedergang einer der angesehensten englischen Familien äußert sich auch in der Entwicklung der Kinder des Herzogs, von denen besonders der zweite Sohn erster Che schon wiederholt in unerfreuliche Affairen verwickelt gewesen ist. „Unser Bürgermeister bläst Posaune!" Eine heitere Geschichte hat sich, wie „Paris Midi" be richtet, in einer kleinen elsässischen Stadt ereignet. Hier hatte sich vor einem kleinen Hause am Marktplatz eine Musik kapelle aufgestellt, die mit wahrer Begeisterung musizierte. Einem Fremden, der sich auf der Durchreise befand und der dieser musikalischen Veranstaltung beiwohnte, fiel es auf, daß an dem Hause, vor dem dies Ständchen vor sich ging, sämtliche Fenster geschlossen waren. Wem galt eigentlich diese geheimnisvolle Darbietung? In einer kurzen Pause zwischen den Musikstücken wandte er sich an ein Mitglied der kleinen Kapelle. „Wem gilt denn eigentlich da» Konzert?" fragte er. Der gefragte Flötist fuhr sich mit dem Tuch über die heiße Stirn. „Dem Bürgermeister", antwortete er, „wir bringen ihm ein Geburtstagsständchen!" „Aber wes halb zeigt er sich denn nicht wenigsten» am Fenster?", mein te der Fremde, auf die noch immer geschlossene Fenster reihe deutend. „Geht leider nicht", bemerkte fröhlich lächelnd der Flötist und wies auf einen anderen Mu iker, „er muß ja hier die Posaune spielen!"