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D-rSUMFrM-r Tageblatt MAWoßwerda Dienstag, den 2«. MSrz 1S35 Nr. 72 so. Jahrgang liir Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Der Äiichs sche Erzähler ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekannt machungen der Amtshauptmannschafh des Hauptzollamt» und des Ve- ztrksschulamts zu Bautzen sowie des Finanzamts und des Stadlrat« zu Bischofswerda und der Gemeindebehörden bebördlicherseits bestimmte Blatt Akukirch und Almgegend Unabhängige Zeitung für alle Ständein Stadtund Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustriertes Tonntagsblatt -- Heimatkundliche Beilage Frau und Heim / Landwirtschaftliche Beilage. — Druck und Verlag von Friedrich May, G. m. b. H. in Bischofswerda. — Postscheckkonto Amt Dresden Nr. 1521. Gemeindeverbandsgirokasse Bischofswerda Konto Nr. S4 Erscheipuumweiser Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feier- taae. 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An dieser nahmen teil: der Führer und Reichskanzler, der könlg- lich-britische Botschafter, sämtliche kabinell-mitglieder, die Begleiter der englischen Minister sowie die Herren der briki- scheu Botschaft und führende Persönlichkeiten der Reichrbc- Hörden und der Partei mit ihren Damen. über die allgemeinen Ansichten der deutschen und der eng lischen Regierung von der Lage in Europa voraus. Dieser Teil der Besprechung war auf beiden Selter von dtm Wunsch nach einer unbedingt offenen Aussprache getragen. Rückhaltlos wurden die beiderseitigen Stand punkte behandelt. Bel der Erörterung der einzelnen Fra gen legte der Führer und Reichskanzler dann den grund sätzlichen Standpunkt Deutschlands zu dem Problem des ostpakle» dar. Von englischer Seite wurden dazu Fragen gestellt, deren Beantwortung, wie man au, aus ländischen Kreisen hört, zur Klärung des ganzen Problem» der östlichen politischen Fragen beigetragen hat. Heute wird die Erörterung der umfangreichen Pro bleme fortgesetzt. Es ist bekannt, datz die deutsche Regie- rung nach wie vor bereit ist, sich an einem Abkommen über Rüstungsbeschränkungen zu beteiligen, wenn dabei die un bedingte Gleichberechtigung aller Staaten Voraussetzung ist und wenn die besonders ernste militärpolitische und geographische Lage einzelner Staaten berücksichtigt wird. Die weitere Frage des Wiedereintritts Deutschlands in den Völkerbund kann von deutscher Seite erst erörtert und geklärt werden, wenn über den gesamten Bereich der im Londoner Protokoll aufgeworfenen Probleme Klarheit geschaffen ist. Zusammenfassend kann gesagt werden, daß der Be ginn der deutsch-englischen Besprechungen gut war. Die englischen Staatsmänner sind offensichtlich von dem besten Willen beseelt, mit Deutschland die Grundlagen für einen wirklichen Frieden in Europa zu suchen. Sie haben unvoreingenommen ein großes Verständnis für den deut schen Standpunkt gezeigt. Nach Beendigung der gestrigen Besprechungen fand in der englischen Botschaft ein kürzer Empfang der Presse statt. Es wurde mitgeteilt, daß über „manche der Punkte" des englisch-französischen Kommuniques verhandelt wor den sei. Weitere Mitteilungen wurden von englischer Seite nicht gewacht. Tagesschau. * Die deutsch-englischen Besprechungen in Berlin wurden am Montag von vormittag« 10,IS Ahr bl» A12 Ahr mittag» und von nachmittag« 4 Ahr bl» nach 7 Ahr abend« geführt. Bei der Er örterung der einzelnen Fragen legte der Führer und Reichrkanzler den grundsätzlichen Standpunkt Deutschland» zu dem Problem des Ostpakle, dar. * Heute Dienstag um 10,IS Ahr vormittag» wurden in der Reichskanzlei die Besprechungen mit den englischen Regierung»- vertrelern im gleichen kreise wieder ausgenommen und fortgesetzt. * 2m Memelprozeß wurde heut- Dienstag vormittag gegen 10 Ahr da» Arteil de» Sownoer Srieg»gericht» verkündet. E» stellt ein Schreckenrurteil dar. vier Angeklagte wurden zum Tode, zwei wettere zu leben»läuglichem Iuchlhau», eine Reihe weiterer Angeklagter zu Zuchlhauiskrasen von 1A bi» 12 Jahren verurteilt. Da» gesamte Vermögen der Verurteilten wird beschlagnahmt. * Die marxistische Pariser Zeitung „Populaire" will misten, daß der am Dienalag zusammentrekend« Minlsterrat möglicher weise über einen großen Skaalrkredil zur Deckung der erhöhten Militärausgaben bei der Dank von Frankreich Beschluß fasten werde. * Die Londoner „Dail, Mail" erhebt In einem Leitartikel Ein spruch gegen den Gedanken de» Abschlusses irgendeine» Pakt« zwi schen der britischen Regierung und Mo»kau und erklärt, eine Ein- kseiftMMpolilik, die von mancher Seile befürwortet werde, würde Europa keine Sicherheit geben. . *) Ausführliche» gn and«« Stell», Pier Todesurteile. Löwno, 26. März. (Eia. Funkmelba.) Am Dienstag- vormittag gegen 10 Uhr wurde unter großer Spannung das Arteil -es Sownoer Kriegsgerichtes verkündet. Der vor- sitzende gab bekannt, daß Lmll voll, Walter Prietz, Heinrich Wannagat und Emil Lepa zum Tode verurteilt wordeu siad. L» handelt sich hier um die Angeklagte« de» sogenannten Fememorde» der Sovoggruppe. Die beiden Vollst, Johann und Ernst Wallat, wurden zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt, der Führer der Sovog, Dr. Reumann, und Vertuleit erhielten je 12 Jahre Zuchthaus. Die Angeklagten Swauka, Ernst Rademacher. Brokoph, Riegel, Haak, Grau, Lappiens, Scheschkowitz er hielten ie 10 Jahre Zuchthaus. Der Führer der christlich- fozialistlfchen Volksgemeinschaft, Freiherr von Saß, Boron Ropp, Reberg, Gronenberg und acht andere Angeklagte wur- zu je S Jahren Zuchthaus verurteilt. Bei den bisher Verurteilten wird das gesamte Vermögen beschlagnahmt. Die wetteren Urteile. Von den weiteren Angeklagten im Memelprozeß wurden Dreßler, Preikschas und Dr. Herbert Boettcher ebenfalls zu acht Jahre» Zuchthaus verurteilt. Die übrigen Angeklagten erhielten ZuHhausftrafen von 1A bis zu 6 Jahren. Lchig- ltch die beiden Spitzel u. Kronzeugen, Molinus und Kubbu- täi, erhielten Jahve Zuchthaus, di« in Gefängnisstrafen umgewcmdelt wurden. Ein Gespräch vor dunklem Hintergrund. Schneller, als die Oeffentlichkeit zu vermuten berechtigt war, ist es zwischen dem Führer und den englischen Mini stern zur Aussprache gekommen. Worüber sich drese für'den europäischen Frieden so außerordentlich wichtige Aussprache erstreckt, läßt sich aus der Antwort, die Deutschland auf die englische Anfrage nach der Veröffentlichung des bekannten Londoner Communiquös gegeben hatte, in den Grundrissen jedenfalls vermuten. Fünf große Themen find es, di« zur Behandlung stehen: Erstens die Frage der R üst u n- gen, zweitens der sogenannte Ostpakt, drittens der Donaupakt, viertens der Lustpakt und fünftens di« Frage der deutschen Rückkehr in die Genfer Liga der Nationen. Es liegt in der Natur der Sache, daß die ver hältnismäßig kurzbemessene Frist für den Aufenthalt der englischen Staatsmänner in Berlin, die von der Bevölkerung überall mit freundschaftlicher Hochachtung begrüßt würden, für irgendwelche genau präzisierte Abkommen nicht ausrei chen kann. Aber dieses Ziel war ja den Verhandlungen und Gesprächen von vornherein nicht gesteckt. Denn immer wie der war von englischer Seite unterstrichen worden, daß es sich bei dem Besuch Sir John Simons und Mr. Eden um eine „Erkundungsreise" handele, und nach der Dreier-Be sprechung in Paris zwischen Laval, Eden und Suvich war. dieser Charakter des englischen Besuches noch starker unter strichen. Jedenfalls können wir mit Genugtuung — und zwar mit Genugtuung in Hinblick auf eiste friedlichere Auf fassung der gesamteuropäischen Lage — feststellen, daß das französische Störungsfeuer gegen den Besuch der englischen Minister in Berlin abgestoppt wurde und Frankreich und Italien sich bereit fanden, Simon u. Eden „mit ihren guten Wünschen" nach Berlin zu begleiten. Bildlich gesprÄhen: Der Sturm, den die Ankündigung der deutschen Wehrpflicht in Frankreich ausgelöst hatte, hat sich noch nicht gelegt, aber er hat sich wenigstens nicht zu einem Taifun ausgewachsen, von dem niemand weiß, aus welcher Richtung er weht. Die politischen Wettermacher Europas kennen jetzt die Windrich tung und sind daher in der Lage, ihre Prognosen danach einzustellen. Bei den Pariser Dreier-Besprechungen hat das bekannte Londoner Communiquä vom 3. Februar erneut eine wich tige Rolle gespielt. Frankreich und Italien liegt viel daran, an diesem CommuniquS als dem Ausgangspunkt enger und verständnisvoller Zusammenarbeit zwischen den drei west lichen Großmächten festzuhalten. Das Londoner Communi- qu6 bildet auch die Grundlage für die geplante Konferenz der drei Mächte in Stresa vom 11. April. Aus französischer und italienischer Seite sieht man die Besuche Simons und Edens in Berlin, Warschau und Moskau gleichsam als Terrain-Be reinigung für Stresa an. Uns interessiert selbstverständlich in «rster Linie der Berliner Besuch. Gerade deshalb er- scheint es uns notwendig, mit aller Klarheit noch einmal den deutschen Standpunkt zu den fünf Verhandlungsthemen herauszuschälen, um so mehr, als unsere englischen Ge sprächspartner vollkommen« Freimütigkeit zur Vorausset zung ihres Berliner Aufenthalts erhoben haben. Nehmen wir zuerst di« Frage der Rüstungen l Hier dünste es den Engländern bekannt und geläufig sein, daß wir selbst verständlich zu einer Rüstungsbeschränkung bereit sind, un ter der unabdingbaren Voraussetzung allerdings, daß es hier keinerlei unterschiedliche Behandlung geben darf, u. daß das, was für einen gilt, für alle gilt. Was den Ostpakt anbe trifft, so ist dazu zu sagen, daß bis heute ein« genaue Formu lierung dieses Paktes weder von seinen französischen noch seinen russischen Befürwortern vorliegt. Heute ist nur so viel bekannt, daß er ein gewißes System der gegenseitigen Hilfe leistung voraussetzt. Bei der einzigartigen geographischen Lage Deutschlands — Deutschland hat eine Grenze von 3000 Kilometer Länge zu verteidigen, Frankreich dagegen höch stens 800 Kilometer — schließt das System der gegenseitigen Hilfeleistung außerordentliche Gefahrenquellen in sich. Nie mals können wir deshalb das Risiko laufen, in Streitfälle verwickelt zu werden, die uns gar nichts angehen. Auch aus diesem Grunde haben wir nicht die geringste Neigung, in einem sonstwie gearteten Regionalabkommen Staaten ver treten zu sehen, di« ihrer ganzen geographischen Lage nach nicht dazu gehören. Sind in bezug auf den Ostpatt aus geo graphischen Gründen die deutschen Bedenken im höchsten Grade gerechtfertigt, so bestehen in bezug auf den Donaupakt historische Bedenken. Ein Donaupakt, oer verhindert, daß sich zwischen Deutschland und Oesterreich natürliche Beziehun- gen entwickeln, ist «in Ding der Unmöglichkeit. Schon au» diesem Grunde datf das gegenwärtige Verhältnis zwischen den beiden deutschen Staaten und Brudervölkern nicht durch ein Garantieabkommen vrreuügt werden. Die kurze Ge suchte de» Gedanken» sine» Richteinmischungrpakte» Schreckensurteile im Memelprozetz. Sleichzeittg verkündete das Gericht, daß er für diese bei. den «in Gnadengesuch beim Staatspräsidenten einreichen würde. Es ist bezeichnend für die Methode der Urteilsfindung, daß gerade diese beiden, obwohl Molinus Geschäftsführer der Sovog war und mithin ein« führende Roll« spielt«, von dem Gericht in dieser Weis« behandelt werden. Nur ganz wenige Angeklagte, bei denen es sich in der Hauptsache um Namens verwechslungen handelt, also um solche Männer, di« über haupt gar nicht auf di« Anklagebank gehörten, oder um junge Leut« von 16 bis 17 Jahren, wurden freigesprochen. Das Gerichtsgebäude und di« umliegenden Straßenzüge machten am Dienstagvormittag den Eindruck eines großen Tages. Man hielt ein erhebliches Polizeiaufgebot auf der Straße, das die Menge, die sich dort versammelte, sofort aus- einanderkrieb. Im Gerichtssaal war die militärische Bewa chung erheblich verstärkt und auch auf di« bisher auf freiem Fuß befindlichen Angeklagten ausgedehnt. Die Diplomaten log« war' überfüllt mit Vertretern ausländischer Staaten, hohen litauischen Richtern und Beamten. Auf den Pressetribünen herrschte ein Andrang, der er heblich starker als bei Eröffnung des Prozesses war. Der Zu schauerraum dagegen wyr nur wenig gefüllt, da nur wenige Zuschauer zu der Urteilsverkündung zugelassen waren. Die Angeklagten. n<chmen das Urteil ohne jede große Bewegung und sehr ruhig hm- Man hatte aber allgemein den Eindruck, daß dieses entsetzliche Urteil, von niemandem erwartet wor den wär. >at str Zohn Simon und dem Lordsiegelbewahrer Eden gestern An den "Besprechungen waren Reicheäußenminister Frei herr v. Benrath und der Sonderbeauftragte für Abrü- stungafragen v. Ribbentrop beteiligt; auf englischer Seite Oer erste Tag -er Berliner Besprechungen Berlin, 26. März. Der Führer und Reichskanzler h« die Besprechungen mit dem englischen Außenminister s vormittag nm lö,15 Uhr in der Reichskanzlei begönnen. Herr v. Neurath und der Sonderbeauftragte für Abeü- s^. ' —" V . ' nahm der Berliner Botschafter Sir Eric Phlpp» mit daran teil. Die Verhandlungen wurden bi» gegen VZ12 Uhr mittags und, nach einer kurzen Pause, von nachmittag« 4 Uhr bi» nach 7 Uhr abend» geführt, und dann auf Diens tagvormittag vertagt. Während der Mittagpause fuhren, wie die B. L. A. meldet, Sir John Simon und Lordsiegelbewahrer Eden in Begleitung eines Mitgliedes des Auswärtigen Amtes durch Berlin, um die Reichshauptstadt kennen zu lernen. Um 4 Uhr nachmittags kehrten sie mit dem englischen Bot schafter zur Fortsetzung der Aussprache mit dem Führer in sie Reichskanzlei zurück. Am Montagvormittag ging den Verhandlungen über die fünf Punkte des Londoner Protokolls eine Besprechung