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DerSWsHeLrMer 'm Tageölatt sirrMstßofswerda Einzige Tageszeitung tm Amtsgerichtsdezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Der Sächsische Erzähler ist da» zur Veröffentlichung der amtlichen Bekannt machungen der Bmtshauptmannschast. de» Hauptzollamt, und de, Be- zirlrischulamt» zu Bautzen >owie de» Finanzamt» und de, Stadtrat» zu Bischosswerda und der Gemeindebehörden behördlicherseits bestimmt» Blatt <rsch«tnuag,««ts«r Täglich mit «usaahme der Sonn- und Feier tage. Se;og.preie für di, AeU «n« bawea M-nate- Frei -au» halbmonatlich Mart 1.1C beim nbholen in der Leichafts- stell. wöchentlich Ü Ps, Einzelnummer 10 Pfg (Sonnabend^ nummer IS Pfgi , . , rerulencher «ml vilchaj,werda Nr. «44 und 114 tage. Se,og»preie für di, Zett «ne» hawen Manat«: Sr^i in» s Äm Fall, höher« Gewalt - Krieg oder wnst.aer irgendwelcher -au» halbmomttlich Mart IM beim Lbholen^ta der, L-Ichast-- StSnmg de, Verrred« der Zeitung oder der B.sSrd«rung»»inrich. onnabend» > tunaen — -- --- >»-<—- -- - ! Anzelgenprei»: Di, «S mm breit» einspaltige MUltmeterzeUe 8 Rpf! ! »°!«u°NLL«. !"" «AL"- Ileukirch und Ilmgegend Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustrierte» Sonnlagsblatt - Heimatkundliche Bellaar -- «rau und Seim > Landwirtschaftlich, Beilaae. - Druck und Verlag von Friedrich May, G.m. b. H. in Bischofswerda. — Bostscheckkomo Amt Dresden Nr. 1521. Demeindeoerbandsgirokaffe Bischofswerda Konto Nr. 64 Nr. 5« Tagesschau. * Der diplomatische Lertchterstatt« de» .Daily Telegraph- mel- det, dah die britische Regierung am Mittwoch Schritte getan habe, um festzustellen, ob Sowjetrußlaub und Voten noch Besprech»»- gen in Warschau bzn>. Moskau manscht«». Di« Lo.,chaster deuur Milcht» Hütten »«sichert, daß, soweit ihre «lgrnen Regierung«» in Frag« kamen, dl« Lage sich nicht geändert habe. Der britische Lot- schaffe, in Berlin sei beauftragt worden, «in neu« vatnm für den englischen Ministerbesuch festzusehen, falls dies« »och gewünscht «erde. * Vie „Tlme»* veröffentlicht eine Zuschrift de» schottischen Ge neral» Hamilton, der lm Weltkrieg ->e britischen Truppen ans Gawpvli geführt hat. Zn der Zuschrift wird do» englische Weiß buch al» do» schlechteste Stück Arbeit bezeichnet, da» seil vielen Zähre» für den Frieden geleistet worden sei. * Die Kopenhagener Polizei ist ml» der Ausklürung «lner ge heimnisvollen Angelegenheit beschäftigt. BlLttermeldungen zu folge soll e» sich entweder um Militärsplonage oder um kommu nistische UmsturzplSne handeln. Bl»her stad 12 Personen, dar unter Amerikaner, Kanadier, Tschechen, Letten und Dünen vrrhaf- tet worden. * Auf der Strecke von Bordeaux nach Libourne entgleiste am Mittwochabend der V-Iug von AngoulLme nach Bordeaux infolge Achsenbruch,. S Personen fanden den Tod, 12 erlitten Verletzungen. * 2» einem Außenbezirk Tokio» äscherte ein Lroßseuer etwa Sü Häuf« eia. 3u Nagoya brannte da» Technikum nieder. Der Schadq» soll iw die Milkonen mH«. *> Auoführliche« an ander». Stell«. ringarn tm Aufbruch. Mit überraschender Schnelligkeit treiben die Dinge in Ungarn der Entscheidung zwischen den Kräften, die den Staat neu formen wollen, und den allen Gewalten zu. Am Montag demissionierte Ministerpräsident Tömbös, wurde aber von Horthy, dem Retchsverweser, sofort wieder bestä tigt. Am Dienstag löste Gömbös, durch Horthy autorisiert, kurzerhand das Parlament auf. Damit kam der Gegensatz zwischen Gömbös und Graf Dethlen zum Ausbruch, der latente Gegensatz wurde ein offener, und Graf Bethlen trat mit seinen Anhängern aus der Einheitspartei aus. Anderseits verhandelte Minister präsident Gömbös unmittelbar nach der Auflösung mit Ti bor von Eckhardt und dem Führer der Christlich-Sozialen, Karl van Wolfs. Es gelang ihm, die beiden Parteiführer für sein Reformprogramm zu gewinnen. Denn wenn auch diese beiden Parteien, also die Kleinen Landwirte und die Christlich-Sozialen, von der Regierungspartei getrennt marschieren, so haben sie doch die gleichen Ziele wie Gömbös. Alle drei gehören zu den fortschrittlicheren Geistern Un garns, die erkennen, daß mit den Methoden des Grafen Bethlen sowie des Liberalismus und Marxismus gebrochen werden muß, um Ungarn zu erneuern. Als vor 15 Jahren Graf Dethlen daran ging, Ungarn nach dem Wüten der Kommunisten unter Bela Khun (Cohn) wieder zu stabilisieren, ging er allerdings auf die tausendjährige Verfassung insofern zurück, als in dieser Ver- faffunü seit jeher die Macht der großen Magnaten das Her vorstechende war. Die Latifundionbesitzer, die Obergespanne usw. bildeten eigentlich die Politikerkaste in Ungarn, die sich durch die öffentliche Stimmabgabe an der Gewalt hielt. Diese öffentliche Stimmabgabe machte natürlich di« Wahl zu einem Objekt der herrschenden Klaffe. In den Städten verband sich diese Schicht mit dem Marxismus nur gelegent lich, vor allem aber waren die liberalisierenden Juden mit der Herrschaft dieser Kaste durchaus einverstanden. Und zwar waren und sind dies« Intellektuellen durchweg deutsch feindlich und französischen Lockungen ebenso zugänglich wie französischem Gelbe. Aus diesen Schichten also seht sich die Opposition gegen die Regierung zusammen. Auf -er einen Seite berufen sich Bethlen und seine Anhänger auf dl« tau sendjährig« Berfassung, auf der anderen Seite ist aber dl« Versippung des Magnatentums mit den reaktionären Krei sen de» Liberalismus so klar, daß sich dagegen seit längerer Zeit ein« immer gewaltiger werdende Volksbewegung rich tete. Der Führer dieser Volksbewegung war der Leiter der Partei der Kleinen Bauern, Tibor von Eckhardt. Er hatte seinem Lande als Delegierter in Genf, ebenso als Vertreter der Regierungspartei, große Dienste geleistet. Er leate aber sein Amt in Genf nieder und richtete schwere Angriffe gegen den Grafen Bethlen und seine Hintermänner, dl« er bezichtigte, aus reaktionären und kapitalistischen Gründen der Erneuerung Ungarns zu widerstreben. Gras Betblen, damals noch im Regterungsblock, antwortete ausweichend und berief sich auf seine Verdienste um das Land, di« un- zrvoif«chaft vorhanden sind. Mittlerweile aber hat sich in Donnerstag, den 7. März 1935 W^Iahraang einen Angriff zu sichern; aber es beabsichtige auch, sich in ein freundschaftliches und friedliches Verhältnis zu England und Frankreich zu setzen. Um so schmerzlicher sei es, wenn jemand, auf dessen Freundschaft man Wert legt, einen öffentlich anklage, daß man den Weltfrieden bedrohe. Wenn ein Vorwand notwendig sei, um eine Erhöhung -er Rüstun gen zu begründen, warum sei dann nicht auf die umfang reichen Rüstungen von Sowjetrutzland hinaewieseN worden? Diese seien zweifellos verantwortlich für viele deutsche Vorbereitungen, denn wenn auch Rußland viel leicht keine Gefahr für Großbritannien sei, glaubten einige Leute in Deutschland, baß es eine Gefahr für Deutschland bilde. Wenn Deutschland auf gleichem Fuße behandelt wer de, würden die Engländer und die Franzosen keinen ehr licheren Freund als Hitler haben, wenn sie aber weiter Deutschland als Nation zweiten Ranges behandelten, bann werde es niemals eine Annäherung geben. Unlechausanfrage über das Weißbuch Simon über die Verschiebung feiner KerLiner Keife. DNB. London, 6. März. Am Mittwochnachmittag fragte -er Führer der Opposition Lansbury im Unter haus den Staatssekretär des Aeuheren, ob er eine Erklä rung über die Verschiebung seines Besuches nach Berlin ab zugeben habe. Simon erwiderte: „Das Deutsche Aus wärtige Amt hat dem britischen Botschafter in Berlin mit geteilt, daß der deutsche Kanzler, da er sich während seine» Besuches im Saargebiet eine Erkältung zugezogen hat, un ter großer Heiserkeit leidet, und daß daher auf Anordnung seiner Aerzte di« Besprechungen, die diese Woche mit den britischen Ministern in Berlin stattfinden sollten, zum gro ßen Bedauern der deutschen Regierung auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden mußten* Lansbury fragte hierauf: ,Zst irgendwie bekannt, wann di« Zusammenkunft stattfinden wird?" Simon er- widerte: ,Zch steh« mit der deutschen Regierung über diese Frage in Verblndung." Hierauf fragt« Lansbury weiter: ,L>arf ich fragen, ob Simon seinen Kollegen anraten wird, da» Weißbuch bi« nach Abhaltung der Besprechungen zurückzuzi« hen? (Beifall bei den Arbeiterabgeordneten.) Simon antwortet, unter dem Beifall der Regierungsanhänger: „Nein, b«. stimmt nicht. Ich kann mir kaum vorstellen, daß irgend je- mand den Vorschlag ernst nehmen würde, eine Erklärung, die man abzugeben hat, zurückzuhalten, bi, die vorgesehenen Besprechungen stattgefunden haben.* Lansbury fragte hierauf weiter: „Glaubt Simon wirk lich. daß es für freundschaftliche Verhandlungen förder lich ist, ein so unfreundliches Dokument zu veröffentlichen wie das. das der Premierminister aus«- DNB. Landon, 7. März. (Eig. Funkmeld.) Der dlplo- malische Korrespondent de» „Daily Telegraph* schreibt, nach der Prüfung der diplomatischen Lage, die durch den Aufschub der Berliner Besprechungen entstanden sei, habe die vritische Regierung am Mittwoch Schritte getan, um fest zustellen, ob Sowsetrußland und Polen noch im mer ähnliche Besprechungen in Moskau bzw. Warschau wünschten. Ls verlaute, daß die Botschafter beider Machte sich beeilt hätten, die Versicherung zu geben, daß, soweit ihre eigenen Regierungen in Frage kämen, die Lage sich nicht geändert habe. Der britischen Regierung sei es somit mög lich, ihre Absicht bekanntzugeben, einen Reglerungsvertreter nach beiden Hauptstädten zu senden, und eine entsvrechende Mitteilung werde wahrscheinlich vor der Unkerhausaus- sprache am nächsten Montag erfolgen. Der Korrespondent bestängt, daß der britische votschafwr in Berlin beauf tragt worden ist, sich zu erkundigen, wann der Führer in der Lage sein dürfte, ein neue» Datum für die deutsch englischen Besprechungen festzulegeu, fall» sie noch gewünscht würden. Er bezeichnet es al» möglich, daß angesichts der bedauerlichen Verzögerung eine Art Tei lung notwendig sein werde, vielleicht werde Simon nach Berlin und Eden nach Moskau und Warschau gehen, doch sei über diese Frage noch nicht entschieden worden. Uor einem englischen Besuch in Marschau. Warschau, 7. März. (Eig. Funkmeldg.) Wie polnische Blätter aus London berichten, soll der englische Minister besuch in Warschau und Moskau nunmehr beschlossen wor den sein. Der Unterstaatssekretär im Foreign Office, Ban- sittart, habe am Mittwoch den polnischen Botschafter Raczy- nal empfang«» und ihm mitaeteilt, daß di« enalisch« Regie- runa einen Vertreter nach Warschau zu entsenden beabsich tige. Die Entscheidung über den Zeitpunkt sei noch nicht gefallen. Ebensowenig stehe fest, wer nach Warschau reisen wird. Ward Vrire über das englische Meiftbrrch. London, 7. März. (Ciy. Funkmeld.) Der Sonderbe richterstatter der „Daily Mail*, Ward Price, schreibt seinem Blatt au» Berlin, daß die augenblickliche Kühle, di« zwischen Großbritannien und DeutsckLand entstanden sei, bald vor übergehen werde. Die britische Regierung habe nicht be griffen, daß die Deutschen sehr «npfindlichse en gegenüber einer Art und Weise, mit der ihnen die Schuld für die Er höhung -er europäischen Rüstungen zugeschoben werde. Diese Erhöhung der Rüstungen haben nicht in Deutschland, sondern in anderen Ländern, und zwar schon vor mehreren Jahren begonnen, al» Deutschland vollkommen entwaffnet «ar und bevor Hitler die Macht ergriff. Deutschland habe ßeftzmmj die Absicht, ausreichend zu rüsten, um sich gegen lenigen, die nichts dazugelernt haben, sich von der Christlich- Sozialen Wirtschaftspakte! trennen, jedenfalls ist aber Kari von Wolff als der unbestrittene Führer des ungarischen Katholizismus zu betrachten. Mit diesen beiden Männern beginnt, durch das Ver trauen des Reichsverwesers Horthy gestärkt, der wegen sei ner Zurückhaltung in den innerpolitischen Kämpfen im gan zen Lande großes Ansehen genießt, Gömbös den Kampf um die Erneuerung, und das Programm heißt: Reformen gegen eine tausendjährige und vollkommen veraltete Ver fassung, die dem ungarischen Volke den Atem abschnürt. Auf der Gegenseite findet sich alles zusammen, was au» den ver schiedensten Motiven dieser staatlichen und völkischen Er- Neuerung abhold ist. Graf Bethlen will die alt« Magnaten- Herrschaft. Die Liberalen in den Städten stehen vor allem unter jüdischer Führung und erblicken in dem Reformpro gramm einen Umbruch, der ihre bisherige Mitwirkung in politischen Dingen und ihre wirtschaftliche Vormachtstellung beschränkt. Schießlich hat der ausgesprochen« Franzöeling Graf Pallavicini sich ebenfalls zu dieser Gruppe geschlagen, kurzum, es sind die Ewig-Gestrigen. Aber der Prozeß der Erneuerung des ungarischen Lebens läßt sich durch solche Gewalten nicht verhindern. Der Reichsverweser hat durch Gömbös dem Reformprogramm seine Zustimmung gegeben, und das ungarische Volk wird am 28. April darüber ent scheiden, ob es in den alten Uebeln verharren oder vorwärts will. Ungam jener Seist des Durchbruchs bemerkbar gemacht, den Graf Bethlen insgeheim — und darin hatte Eckhardt recht — bekämpfte. Immerhin ließen diese Rededuelle er kennen, daß Graf Bethlen sich immer stärker auf die Cle mente stützte, die man als reaktionär-liberalistisch bezeichnen kann. Ministerpräsident Gömbös mischte sich zunächst nicht in den Streit, bis die Entscheidung im Parlament Graf Bethlen in die Defensive drängte und er sich zu einem Bruch mit Gömbös entschloß. Inzwischen war dem Ministerpräsidenten ein« erfreu- liche Verstärkung erwachsen. Karl von Wolff, der Führer der ungarischen Katholiken, nämlich der Cyristlichsozialen Wirtschaftspartei, hatte sich auf dse Seite von Gömbös ge stellt und befürwortete eine deutschfreundliche Orientierung, nicht nur, w«ll Deutschland Ungams bester Kunde ist, son dern auch aus weltanschaulichen Gründen heraus. Er be tonte, daß gerade die liberalistische Presse Ungarns den Sowjets Tor und Tür geöffnet hätte. Im übrigen stimmte er dem Reformprogramm des Ministerpräsidenten Gömbös zu. Er will also die geheime Wahl auf dem Lande zur Bre chung der Herrschaft der Magnaten, er verlangt, genau wie Dibor von Eckhardt, die Aufteilung der riesigen Latifun dien und Förderung der Bauernwirtschaften, er will schließ lich die Judenmacht in den Städten zerschlagen. Als sich von klerikaler Seite Einwendunaen gegen dieses Programm erhoben, hat Karl von Wolfs diesen Herrschaften als guter Katholik derb die Leviten gelesen. Es mag sein, daß die- Englische Anfragen wegen des Ministerbesuches in Berlin, Warschau und Moskau.