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1. »«U>la« «> «»»« Der Sächsische Vrzäbler Mittwoch, den S Februar 1VSS «ißr -oben selbst schuld! «mmleistimMM? von Vr. «ch. hau, horte, Berlin. luäk — Mancher fühlt sich müde und abgespannt und nicht genügend leistungsfähig, nicht allein im Berus, son dern auch gegenüber den verschiedensten Tätigkeiten de» Leben,, sei es, -aß ex an den Konzerten oder Theatern nicht di« Freude hat une bisher odee daß es ihm schwer fällt, wirklich Hib Seruiß ein gutes, gehaltreiches Buch zu lesen oder datz Besuch«, und Menschen ihn mehr anstrengen als biecher, mch endlich- daß-er auch an dem Sport, den er bis her betrieben, nicht mehr die richtige Freud« hat. Ja — vielleicht muh er sogar sMellen, daß jhjn in diesem Jahr dl« recht« FeststiaMung feyltel Mit einem Wort: er ist mit sich selber unzuhtt«-en'l. < . Der Hst aber schjlm- einmal nach -en Gründen dafür gesucht uvd:sich.dann ernstlich bemüht, diese aW,Ollen? Es ist das um so notwMiger, als man selber sich ja nicht nur unlustig fühlt, sondern weil man mit der.schlechten Stim mung auch andere Menschen stört: und ver grämt. . die schlechte - Stimmung mit ¬ bringen, sieht aber memand gern. Auch da r mm sollte je der — stms er.'Nicht.üSlliger Einsiedler werden will — alles versuchen, aus dieserc Lage herauszukommen. Das kchmen das nun wohl für Grüiche sein? Für viÄetüfft dabei zu, daß sie' mehr Energie Lurch ihre ganze' :: ./ reb-us- uNd Arbelksmelfe verbrauchest, ails sie durch-je Erholung: wieder ersetzen kön nen. Dazu gehören dann wohl die Freizeit wie das Schla fen und die ErnähMNg und die Wspannstng in einigen freien Stunden, Li«, sie^sich «Möglichen: können.: Das Ge hetz« und Getriebe der; <Äadt und des Berufes ist der Groß stadt läßt sich nicht - ändern. Jedenfalls werden nur die wenigsten hierzu-in! der Vage sein. Diel eher wich;es schon einmal dem einen oder anderen möglich sein, seine Arbeit so zu gestalten, daß er dabei «ine kleine Ruhepause hat, um sich «men Augenblick zu ver schnaufest. Es ist ganz ohne Frage besser, sich in dieser Zeit ein wenig die Bein« zu vertreten, als in der verbrauch ten Luft des Arbeitsraumes ZU bleiben, es wird bann nicht nur der Körper etwas ausgerüstet, sonderst die' Vluhirkulallon, die durch das „an einen Arbeitsplatz gefesselt sein" zü Stauungen führt und die Ermüdungsstoff« sich anbäufen läßt, kommt wieder in Gema. Di« Ermüdung wird leichter beseitigt, wir bekommen wieder etwas Spannung, fühlen uns frischer, unser Kopf wird zu neuer Arbeit frei. Selbst bei Weniger gutem Wetter sollten wir durch eine „Spazier gang Mns Bewegung verschaffen und den Körper von der Zwqngshaltung des - StilleMns oder Stehest- erlösen. . So wird jeder Äerlegen müffen, welche Ding« denn sonst noch zu einer Leistungsschiwigung im Berufe führen können. Gar nicht so selten ist, daß die im Winter besonders schnell und leicht verbraucht« Luft in den Arbeitsräumen, besonders aber dann, wenn unverantwortlicherweise hier auch noch geraucht wird, zu Schädigungen führt. Ls ist das eine Unsitte, di« nicht scharf genug bekämpft werden sollte. Abgesehen davon, baß es für die Tätigkeit des Arbeitenden nicht förderlich, im Gegenteil direkt gesundheitsschädlich ist, ist es schon mehr als eine Unhöflichkeit und Rücksichts losigkeit, den Nichtrauchern zuzumuten, sich dauernd in so schlechter Lust zu befinden. Das gelegentliche Lüften nützt da gar nichts. Bielfach wird aber selbst dieses gelegentliche Lüsten auch noch vergeßen und dauernd in der verbrauch ten Luft weitergearbeitet, weil die meisten Menschen in einer dauernden Angst leben, sie könnten sich erkälten, wenn einmal ein Fenster geöffnet wird. Ebenso schlimm Ist es natürlich, wenn (wie in den mei sten Bürohäusern mit Zentralheizung) die Räume fast stän dig überheizt sind. Hier ist es dringend notwendig, daß im Interesse der Arbeitsleistung die Heizung so reguliert wird, daß in den Arbeitsräumen eine gleichmäßige Wärme von etwa 18 bis 20 Grad Celsius herrscht. Dle ständige Folge von ljeberhihungen sind nicht etwa nur Verschlechterungen der Arbeitsleistung, sondern die ständige Gefahr der Erkältung. Es ist erstaun lich, was trotz dieser Ueoerheizung nun doch für eins Menge Kleidungsstück« getragen werden. Auf diese Weise wird es der Haut unmöglich gemacht, so zu arbeiten, daß die für den Körper u. seine Gesundheit so wichtigen Funktionen in der notwendigen Weise erfüllt werden. SS. Gevurtstag General v. Gronaus. General der Artillerie Hans von Gronau begeht am Mittwoch seinen 85. Geburtstag. General v. Gronau war im Kriege Ober befehlshaber einer nach ihm benannten Armeeabteilung. Zwei seiner Söhne starben auf dem Felde der Ehre, während sein dritter Sohn der bekannte Ozeanflieger und jetzige Präsident des Aero- Elubs von Deutschland Wolfgang v. Gronau ist. Zu den Tatsachen, di« immer wieder al» leiftunasschä- digend genannt werden müßen, gehört die unzweckmäßige Art der Ernährung. Die Kost, die durchschnittlich in und auch außerhalb der Ar beitszeit verzehrt wird, entspricht in keiner Weise weder der Menge noch der Zusammensetzung nach den Anforderungen, die wir an eine zweckmäßige Ernährung stellen Müßen. Geschweige, daß sie etwa für ein« größer« Leistung beson ders förderlich wäre. Es ist auch keineswegs richtig, daß dazu besonder« Geldmittel notwendig wären; es kommt vielmehr darauf an, die Nahrung so auszuwählen, daß sie der Menge wie der Zusammensetzung nach den Körper nicht so sehr mit Berdauunasarbeit belastet, daß dadurch «in Nachlaßen der Arbeitsfähigkeit «intritt. Sie soll im Gegen teil so dosiert sein, daß sie nur die Energien wieder ersetzt, aber durch leichte Speisen, so daß dem Magen und Darm nickst eine große Arbeit zugemutet wird. Zu den Dingen, die als Ausgleich gegen «ine dauernde berufliche Ueberlastung als Sicherung eingebaut werden können, gehört vor allem eine vernünftige Freizeitgestal tung. Das heißt, es soll die uns zur Verfügung stehende abendliche Zeit oder das Wochenende auch so verbracht wer- »en, daß es für die Erwerbung neuer Kräfte wirklich von l lutzen »st. Dazu gehört ganz ohne Frage, daß uns diese Dinge auch Freude machen müssen; sie brauchen aber des wegen nicht mit einem Tun und Laßen verbunden zu sein, das uns sehr viel Kräfte kostet, wie es ganz zweifellos ge- chieht, wenn die Nächte fortgesetzt zum Tage gemacht wer den, und besonders kluge Menschen glauben, ihr Leben auf dies« Weise um die Hälfte zu verlängern. Don erheblicher Bedeutung ist ferner noch di« direkte Pflege der Maschine Mensch. Dazu rechnen wir alle Dinge der täglichen Körperpflege vom Waschen und Zähneputzen bis zur Körperübung. Es ist falsch, irgendein« dieser Tä tigkeiten als überflüssig anzusehen oder zu glauben, man könne sie ohne Schaden für die Gesundheit auslaßest. Für den Städter mit seinem vielen Stillsitzen und den vielen Verkehrsbequemlichkeiten, die ihn zur Faulheit ge radezu erziehen, ist etwas körperliche Tätigkeit alle Tage ein« außerordentlich wichtige und, unentbehrliche Medizin, die sich die allermeisten leicht und ohne große Kosten, ver schaffen können. Es ist nicht richtig, daß das Herumlaustn im Geschäft oder der Hauswirtschaft genüge. Wenn man es nachrechnet, werden die meisten Menschen erstaunt sein, wie wenig es tatsächlich aM Tag« ist, es übersteigt nur selten zwei oder drei Kilometer Weg am Tage und dann noch meist in einem Tempo, das gänzlich wirkungslos ist, um für den Organismus eine Bedeutung zu haben. Dor allen Dingen muß man sich davon überzeugen, daß die Leistungsverschlechterung nickst von irgendwelchen be sonders schwerwiegenden Ursachen abhängt, sondern daß es sich hierbei meist um die vielen Kleinigkeiten des täglichen Lebens handelt, die in ihrer Summ« und ständigen Wieder holung so außerordentliche Wirkungen entfalten. Deswegen ist es notwendig, daß wir ihnen viel mehr Aufmerksamkeit zuwenden als die meisten das bisher getan haben. Wer sich diese geringe Mühe macht und einmal versucht, fick in einigen Punkten seiner Lebensführung so umzustellen wie das einer zweckmäßigen Arbeitsvorbereitung entspricht, wird sehr bald mit Erstaunen feststellen, wieviel wobler un leistungsfähiger er sich dabei fühlt, ohne daß das Leben des» wegen für ihn weniger vergnüglich wäre. Uann immer und überall gerade das Beste, gerade das Schönste, gerade das Begehrenswerteste nicht Mik Geld ! ' kaufen. DaS Beste und Schönste auf der Welt kann man - nur mit der eigenen Seel« bezahlen. l , Hesse. MMMWMMIiMNWMMMilWIWMWWWMM ' copvriglu t>v Karl Köhler L Co. Berlin-Zehlendorf. <27. izortletzung. «Nachdruck verboten. Hermann nickte, ohne ihn anzusehen. „Ich habe meine Kotzte abgegeben." ..7l „Warum hast du nicht selbst Vorgesprächen, es ist doch sinn mal dein« künftig« Verwandtschaft", fragt« der Vater Md keß ihn nicht aus den Augen. . „ „ - , „Ich wußte nicht, -aß du Wert darauf legst. Er Mte selbst, daß es -ine lahm« Ausrede mar, aber er wußte Mn« bessere. Er respektiert zum mindesten ihren Willen, dachte Schöllhammer ein wenig spöttisch. Wie lange werden sie e- lo ausheckten? Er hatte zu viele Bitternisse erlebt u. trübe Erfahrungen gemacht, als daß er noch an bas Gute im Menschen restlos zu glauben vermocht hätte. Da sagte Hermann, froh, das Thema wechseln zu kön nen:' - ' ' „Der Buchhalter aus Kynau hat: mit Schstellpost «inen Brjeff geschickt. . , Die Arbeiter empören sich ein gewißer Nowack hat sie aufgewiegelt. Sie drohen, die Arbeit nie- derzülegen, wenn ihre Wunsch« und Bedingungen nicht er- füllt würden. Der Aufseher: Müller vermag nichts gegen sie auszurichten .. . und-er Buchhalter selbst Lheint in tausend Aengsten zu sein. Er bittet, daß schleunigst jemand her- üherkäme, um mit den Leuten zu verhandeln. Sie haben ihn sogar schon bedroht. Es ist gut, daß ich mein« Reise für morgen eingerichtet habe." : Wilhelm Schöllhammer hatte erstaunt zugehört. Die Hände auf dem Rücken, ging «r jetzt erregt im Zimmer auf und nieder. „Diese Bandel" sagt« er grimmig. Dabei hatte er ihnen doch erst zugelegt ... „Es ist «in« Gewaltprobe, die sie da versuchen ... aber sie sollen sich in mir getäuscht haben. Ich werde ihnen zeigen, wer der Herr Ist. Ich führe morgen mit dir." Hermann erschrak. Sollt« er wieder die beständige Gegenwart des Wters ertragen wie in der letzten Zett, mit -en Gefühlen, di« er gegen ihn hegt«? Das würde ein« starke Belastungsprobe mr ihn sein. So suchte er ihn von seinem Vorhaben abzubringen. „Deine Geschäfte erfordern dich -och hier", sagt« er. „Ich werde mit den Leuten schon allein fertig werden." Aber davon wollte Wilhelm Schöllhammer nichts wis sen, sein Zorn war gereizt, er überlegte in diesem Augen blicke nicht einmal, daß es eine Anmaßung war, daß der Sohn seinen Bestimmungen widersprochen hatte. „Nein", sägte er scharf, „ich fahre morgen mit dir. Ich werde selbst in Kynau Ordnung schaffen, der Nowack fliegt und der Müller dazu. Der Kerl hat sich als völlig unfähig erwiesen." Hermann schüttelte langsam den Kopf. „Das sind nun einmal neue Ideen, Dater, die unter der Arbeiterschäft Platz gegriffen haben. Ihr« Führer haben sie aufgeklärt. Und da haben sie sich, wie sie sagen, auf ihre Menschenrecht« besonnen. Wenn sie von morgens bis abends arbeiten, wollen sie auch das Anrecht auf ein men schenwürdiges Dasein haben." Wilhelm Schöllhammer sah seinen Sohn erstaunt, fast verblüfft an. , . „Was sind das für Reden? Man könnte meinen, du seist Anhänger dieser verrückten Ideen." „Die Idee ist an und für sich nicht verrückt. Wie cs bei solchen Neuerungen meist der Fall ist, ist die Idee des Füh rers recht gpt und, .deal, die Jünger und Anhänger aber, die vieles, besonders , aber das rein Ideell« an der Sache nicht verstehen, schießen über das Ziel hinaus, machen sich ein Zerrbild und bringen, anstatt Gutes zu stiften, wie sie es sicher auch wollen, nur Unfrieden und Unglück in die Welt. Solche.Rädelsführer wie dieser Nowack wollen oft nur im trüben fischen; das ist das Hauptmotiv ihr«r Hand lungsweise, nicht aber der Wunsch, der bedrängten Mensch heit zu Helsen. Trotzdem, der soziale Gedanke wird nicht Mehr aus dem Volke zu verbannen sein, damit werden sich die in Frage kommenden Kreis« wohl abfinden müßen." Das war die längst« Rede, die Wilhelm Schöllhammer von seinem bisher immer so schweigsamen Sohn« jemals gehört hatte. Er staunte immer mehr. Woher kamen in seinem Hause, wo inan so streng am Althergebrachten hielt, dies« neuen revolutionären Ideen? Trotzdem lag in der Art und im Tone des jungen Man- ms etwas, das ihn seinen Zorn vergeßen ließ. „Da du Liesen sozialen Ideen so zuzuneigen scheinst", sagt« er jetzt nur mit leichtem Spott, „da meinst du wohl, ich solle den Leuten dort in Kynau jedem einen Taler pro Woche zulegen? Wie? Ein netter Geschäftsmann bist du l" Hermann zuckte die Achseln. „Man müßte ihre Forderungen prüfen. Sie verlangen ja nur nicht mehr Lohn, cs geht ihnen ja auch um ver- schieden« persönliche Freiheiten." Da schlug Wilhelm Schöllhammer pötzlich mit der Faust auf -en Tisch. „Und ich erkläre dir, eher werf« ich di« gange Bande hinaus, ehe ich mir etwas abtrotzen lasse. Ich gebe nicht nach. Sie sollen mich kennen lernen I" Hermann hob bsdauernd die Schultern. „Dann müßen wir uns wohl auf böse Kämpfe gefaßt machen", sagte er. Sonst nichts mehr; er wollte den Zorni gen nicht noch mehr reizen, und er sah wohl ein, daß er jetzt von seinem Vorhaben, mit nach Kynau zu fahren, nicht mehr abzubringen sein würde. Schöllhammer aber schrieb ein paar Zeilen an den Baumeister Ludewig, in denen er ihm mitteilte, daß er in folge plötzlich eingetretener Umstände ein paar Tage ver reisen müsse. Er bat ihn, Karoline zu grüßen und ver sprach, von sich hören zu lassen, sobald er zurück sei. Am nächsten Morgen fuhren Vater und Sohn ab und trafen am Nachmittage in Kynau ein. XI. Der Nowack arbeitete fast gar nicht mehr; er hetzte und wühlte nur noch unter den Kameraden und unter der Be völkerung des Ottes. Seit er in der Stadt gewesen war und seine Auftrag geber ihm irgendwie den Rücken gesteift hotten, und seit die Kameraden, meist einfache Arbeiter aus den Dörfern unter Ser Eule, bewundernd zu ihm aufsahen und seine Führer schaft unbedingt anerkannten, galt er ihnen viel mehr als der Aufseher Müller. Und er fühlte sich so sehr Herr der Situation, daß er sich alles erlauben zu können, meinte, zu mal da weder Schöllhammer noch sein Sohn anwesend wa ren. Mit dem kleinen Buchhalter, -er doch selbst, nur ein Angestellter war und zum Herrn hielt, wollt« er schon fer tig werden; den schätzt« er nur gering ein. Und mit dem Müller machte man nicht mehr viel Federlesens, besonders da dieser mit aller Macht seiner väterlichen Autorität die Emma von jeden, Verkehr mit Nowack abhielt. Die Emma schien sich nicht mehr aus dem Hause rühren zu dürfen, nicht mal am Sonntag. Denn nirgends konnte er ihr mehr begegnen. Und wenn er abends unter ihrem Fenster pfiff, so rührt« sich da oben in der Lodenstube kein Vorhang. Sie rat, als höre sic ihn nicht, und Nowack müßte fluchend unverrichteter Sache abziehsn. Die Gemüter waren jetzt aufs höchste erregt. Jeden Abend hielt der Nowack im Kreticham sein« Re den, gab ab und zu eine Runde aus, und erhöhte so die Zahl keiner Zuhörerschaft immer mehr. Manche hatten jetzt beim Witte mehr in der Kreide stehen, als sie cm, Sonn abend Lohn ausgezahlt erhalten sollten. Die Frauen schimpften, daß ihre Männer abends nicht mehr nach Hause kamen, und in vielen Familien des Ortes gab es jetzt häufig wüsten Zank und Streit. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich da plötzlich die Nach richt im Dorfe, daß Schöllhammer und sein Sohn eingetrof fen seien... (Fortsetzung folgt.)