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stimmig beschloss««, den Erlös der Dereirwkasse zuzuWhren. Dagegen sollen Ortsverem« und die Schule von diesen Ko sten befreit bleiben. Einen eingehenden Bericht über die Hauptmannssitzung .am 9. 12.1934 in Elstra gab stellvertr. Hauptmann Tech. Schöne. Winterwanderversammlung -es Verbandes Lusatia in Ebersbach. Am vergangenen Sonntag hielt der Verband Lusatia sein« diesjährige Winterwanderversaminlung im Kretschamsaal Ebers bach ab, oer wohl bis auf den letzten Platz gefüllt war. Der Hum- bolbtverein Ebersbach hatte als gastgebender Verein alles auss beste vorbereitet, so daß allen Besuchern von fern und nah dieser Nachmittag gut gefallen haben dürste. Berufsschullehrer Küch- l e r entbot als Vorsitzender de» Humboldtvereins Ebersbach allen LusatsäMgltedern herzliche WMkommgrüße Von den Ehren gästen seien besonders genannt Amtshauptmann Dudc-Löbau, Bürgermeister Dr. Ulbricht-Ebersbach und der Kreisabteilungs- lester der Deutschen Heimatschule, Dr. Mackroth-Löbau. Dl« Nach- baroerbände hatten Vertreter entsandt, ebenso auch di« Lausitzer Aerkehrsvereine. Der, Verbandsleiter Direktor Fritsch-Leutersdors gedachte in seiner Ansprache der deutschen Schwestern und Brüder an der Saar, für die erst an diese/» Tage das neue Jahr begonnen hqbe, das ihnen nach ISIähriger Knechtschaft endlich die Freiheit bring«. Besonders begrüßt wurden noch die beiden Verbands. ehrenmitgli«der Oberlehrer i. R. Frenzel-Bautzen und Hermann Mai-Hörnitz, der am Tage nach der Wanderversammlung seinen SLfährigen Geburtstag begehen tonnte und der über 60 Jahre Vorsitzender seines Vereins ist. Aus den Verbandsmitteilungen, di« der Geschäftsführer Lehrer Köhler-Großschönau gab, sei fol gendes erwähnt. Die Vereinsvorsitzenden werden gebeten, die Gewinnlose der Reichsverbandslotterie zu sammeln und dann ge- schlo^n an die Lotterieleitung nach Frankfurt a. M. einzus«nden. Der Reinertrag kann erst im April zur Verteilung kommen. Warm geworben wurde für den Bezug der „Oberlaufitzer Heimatzeitung". Di« Zeitschrift „Deutsches Wandern" ist vom ersten Januar ab das amtliche Organ des Reichsverbandes der Deutschen Gebirgs» und Wandervereine. Jeder Verein hat ein Exemplar zu beziehen. Der 44. Deutsche Wandertag, die Hauptversammlung des Reichsver- bändes, findet am 21. und 22. September in Freiburg im Breis gau statt. Alle Berichte über Vereinsveranstaltungen, bes. aber über die Hauptversammlung sind an den Vcrbandspressewart Leh rer Förster-Neusalza-Spremberg einzureichen, der sie dann an die Oberlausitzer Heimatzeitung weiterleiten wird. Jeder Verein er- hiüt ak> Festgabe das Werk „Ebersbach, ein Heimat- und Wan- derbuch" von Werner Ändert. Zur Ausgestaltung des Pro grammes trugen der. Männergesangverein Ebersbach mit seinen Liedergaben und einige Turnerinnen vom Turnverein Ebersbach mit recht ansprechenden Tanzstudien bei. Werner Ändert, Assistent an der Universität Leipzig, hielt darauf einen interessanten Vortrag über „Aus dem Bilder buch der oberlausitzer Mundart". Bei der Abgren- zung des oberlausitzer Sprachraumes betonte der Redner, daß die 1635 geschaffene neue Reichsgrenze zwischen der Oberlausitz und Böhmen nicht den Zusammenhang zwischen der oberlausitzer Mundart und der des benachbarten Nordböhmen verwischen konnte. Die Aufspaltung der Mundart in örtliche bzw. bezirk liche Verschiedenheiten mag seine Ursache im alten Herrschasis- und Kirchenbezirksgrenzen haben, es verbergen sich aber auch darin Reste der verschiedenen Besiedlung während der Kolonisations periode des deutschen Ostens. Die bes. hervorstechenden Verschie- lenheiten der Velfaer unh der Weigsdorfer (bei Zittau) Mundart deuten auf eine Besiedlung durch süddeutsche Kolonisten hin. Der Redner gab dann lustige Beispiele davon, daß die Mundart zu einem Sprachmuseum geworden ist. Mundartpflege ist Volt stumspfl ege, Volkstum spslege aber ist heiliger Dienst am deutschen Vaterlande! Der unerreicht beste Mundartdichter der Oberlausitz ist Oberlehrer Saar-Heimkehr. Die Glocken, sie stürmen heut früh durch die Wett, Frei ist di« Saar, die Gott uns erhält, Sie hat sich geschlossen zum Deutschtum bekannt, Mutteravme umschlingen noch fester das Band. Seid uns willkommen im Heimatlande, Ihr deutschen Schwestern, Brüder an der Saar, Befreit seid Ihr von Sklavenbanden, Die Ihr ertragen mußtet manches Jahr. Wir fühlten mit Euch in Schande und Schmach, Erflehten vom Himmel den erlösenden Tag, Da Ihr als Befreite und Sieger zugleich Kehret nun heim ins „Dritte Reich". In heißer Liebe stehn fest wir zusammen, Sie lodert empor wie glühende Flammen. Wir kämpften mit Euch um die Schätze der Saar, Daß sie uns erhalten bleiben nun immerdar. Die Falschen und Schlechten, mag Gott sie nun richten, Die mit den Feinden wollten Deutschland vernichten, Als Separatisten schlichen durch Saarländer Gassen, Die ihr Vaterland nur verraten und hassen, Die Feinde, sie sollen noch weiter verspüren, Daß wir uns von kraftvoller Hand lassen führen. Gott segne den Führer, den er uns gegeben, Der Deutschland zu Freiheit und Licht wird erheben. Martha Re ntsch, Bischofswerda August Matthes-Zittau (Diems Koorle), der vor kurzem stiyen 80. Geburtstag feiern konnte. Nach der Pause füllte den zweiten Teil des Programms das Ebersbacher Rundfunk-Edelrollerquor- tett llä Mann) aus, das mit seinen Darbietungen stürmischen Beifall erzielte. Wenn ein Lusatiaverein «Inen recht fröhlichen Heimatabend veranstalten will, so seien ihm dl« Ebersbacher bestens empfohlen. Die Wanderversammlung schloß mit herzlichen Dankesworten des Verbandssiihrers an alle Mitwirkenlxn für dl« reiche Ausgestaltung der Wanderversammlung. Ueber 800 Per sonen mochten anwesend sein. Im kleinen Krctschamsaal war eine Schau der Photogruppe des Humboldtvereins ausgestellt, die vor zügliche Bilder enthielt. Sitzung des Bezirksausschusses. Die nächste öffentliche Sitzung des Bezirksausschusses inüet Montag, den 21. Januar 1935, vormittags 10 Uhr, m Sitzungssaal der Amtsh a up tm a unschaft Bautzen, Lis» marckstraße 21, mit folgender Tagesordnung statt: 1. Mitteilungen. 2. Erweiterung des Winterprogramms für Notstands arbeiten. 3. Neue Verordnung des Finanzministeriums über die Regelung des Straßenwesens. 4. Bericht über die Arbeiten des Flußbautrupps an den regulierten Flußläufen. 5. 8. Rate der Landesmittel zur Erleichterung der Wohl fahrtslasten. 6. Neuwahl der Sachverständigen für Enteignungs sachen im Jahre 1935. 7. Beitritt weiterer Gemeinden zum Landesoerkehrs- verband. 8. Bezirksabteilungen der Gemeinden und Arbeitsge meinschaften der Bezlrksverbände unter Führung der Lan desdienststelle Sachsen des Gemeindetages. 9. Einziehung öffentlicher Fußwege in Zescha. 10. Neue Satzung der Verbandssparkasse Wilthen. 11. Karl Schenk, Auritz: Gesuch um Genehmigung für den Weinschank und Veranstaltung von Singspielen usw. 12. Grundstücksabtrennungen. 13. Sonstiges. Der neue Herr Kreishauptmann, Freiherr v. Eber? stcin , hat seine Teilnahme an der Sitzung in Aussicht ge stellt und beabsichtigt, im Anschluß an sie das Pflegeheim Bautzen-Seidau zu besichtigen und eine kurze Fahrt in das Mittellausitzer Bergland zu unternehmen. HV^Stziakelk und Arbeit sind die wahren Aerzle der Menschen; *64*' die Arbeit reizt den Appetit, und Mäßigkeit verhindert seine mißbl Suchllche Befriedigung. I. 3. Aousseau. MlllWllllllllllllliillllllllilllllllllliillllllliiilillililliillililililliltiliiliilililllililliliiliilliliillilillltlillliillliillllllllilllllllllilll Lappriglu dz-Karl Köhler LCo. Berlin - Zehlendorf. 'M lsorkfehnng., iAachdrnck verboten.» HnwUküvlich durchzuckte ihn der Gedanke, ob vielleicht irgeM jemand zu ihm wolle. Aber so blitzartig, wie der Gevänte aufgetaucht war, so schnell verschwand er wieder. Wer könnte ihn besuchen? Er war immer allein. Er drückte die Klinke herab und schickte sich gerade an, einzutreten, als er unwillkürlich noch einen Blick na-b rück wärts warf. Dsr Wagen war jetzt so nahe herangskommen, daß man erkennen konnte, daß sein Insasse ein Herr in Hel lem Reifemantel war. Beugte der sich jetzt nicht ein wenig nach vorn und machte ein Zeichen? Schöllhammer blieb stehen ... da Hatte er auch schon seinen Sohn erkannt. Der Wagen hielt vor der Tür. Ein staunender, kühler Blick traf den Ankommenden, der dem Vater in leichter Verlegenheit die Hand entgegen streckte. „Guten Abend, Vater! Ich hoffe, ich komme dir nicht ungelegen", sagte er. Und als Wilhelm Schöllhammer immer noch seinen Blick auf ihm ruhen ließ: „Ich komme in geschäftlicher Anlegenheit." MWlm Schällhammer liebte kein« unvorhergesehenen Zwischenfälle. Bei ihm mußte alles seinen von ihm selbst vorgeschriebenen Gang gehen. Er hatte augenblicklich in Kynau zu tun, und Hermann daheim im Geschäft. Wie kam dieser also dazu, jetzt plö^'ich hier aüfzutauchen? Aber wenn dieser Besuch auch seinen eigenen Anord nungen zuwiderlief, empfand er doch, ohne daß er sich dstlen klar bewußt wurde, fast etwas wie Freude, als er Her mann sah. Stattlich sah der Junge aus, das war nicht zu leugnen. Wenn er nur ein wenig energischer und zielbewußter ge wesen wäre! Nicht so weich und nachgiebig! Wenn er nur mehr von seinem «igen«n Charakter gehabt hätte! Aber wäre er dann noch hier? Dann hätte er wohl getan wie Eachilla, di« Tochter, die allzuviel van feinem eigenen Wesen geerbt hatte. Rasch verscheuchte er den Gedanken an die Komödiantin. „Komm herein!" sagte er. „Die Wolffcn wird den Tisch schon gedeckt haben. Bist Lu von Schweidnitz hergefahren?" „Ja, die Post war überfüllt, alle Plätze bestellt, ich mußte einen Wagen nehmen." „Muß ja etwas sehr Wichtiges sein, das dich hcrführt. Kannstes mir drin beim Abendbrot erzählen." In dem geräumigen Flur des altmodischen Landhau ses legte Hermann Hut und Mäntel ob. Ihm war aar nicht wohl in seiner Haut, die Kälte des Vaters siel ihm mehr denn je auf. Als sie sich dann wenig später am gedeckten Tische ge- genübLrsaßen, auf dem die Verwalterin des Hauses, die während dieser Sommermonate und dem Aufenthalt des Kaufherrn in Kynau die Wirtschaft führte, ein einfaches, aber kräftiges Abendessen aufgetragen hatte, fragte Wil helm Schöllhammer barsch: „Also, worum handelt es sich? Wie kommt es, daß du in der Stadt alles stehen und liegen läßt und nach hier kommst?" Hermann hörte wohl den Tadel aus -en Worten des anderen heraus und wunde immer unsicherer. Vielleicht hatte seine Reise der Sache, die er vertreten wollte, mehr geschadet als genützt, wenn es den Vater, wie es schien, so sehr verstimmte. „Ich mußte dich persönlich sprechen, Vater", sagte er. „Ich ... ich wollte nicht ohne dich disponieren." Um die Lippen Wilhelm Schöllhammers legte sich ein bitterer, spöttischer Zug. „Natürlich nicht", sagte er kühl, vergaß aber völlig dabei, daß er ja von Jugend auf bei dem Sohne jede Selb ständigkeit unterbunden hatte. Eine leichte Röte schoß Hermann ins Gesicht, er fühlte wohl, wie hart der Vater wieder über ihn urteilte. Da legte er Messer und Gabel hin und gab sich einen Ruck. „Es handelt sich um die Sache mit dem Baumeister Lu dewig, Vater." Schöllhammer hob den Kopf. „Was heißt des? Wei gert er sich zu zahlen?" Erwartungsvoll sah er den Sohn an. Der zögerte einen Augenblick, ehe er sagte: „Er weigert sich nicht, aber er ist, so wie er mir seine geschäftliche Loge dargestellt hat, tatsächlich augenblicklich nicht imstande, sei nen Verpflichtungen gegen dich nachzukommen." Wilhelm Schöllhammer runzelte finster die Stirn, was ihm ein böses, zorniges Aussehen gab. „Ah, denkt er vielleicht, mich jetzt um das Geld zu be trügen?" Hermann hob erschrocken und abwehrend die Hand. „Wo denkst du hin, Vater. Ludewig machte auf mich durch aus den Eindruck cin«s rechtschaffenen und ehrlicher Man nes, dem es selbst unendlich peinlich ist . . ." Aber der Vater unterbrach ihn: „So! Macht« er auf dich diesen Eindruck! Na, wahr scheinlich kannst du dir auf deine hervorragende Menschen kenntnis allerhand einbildtn. Ich aber werde dir sagen, wie die Sache dort steht: Der Ludewig hat über leine Ver hältnisse gelebt. So wie er das Geld verdient hat, so ist es ihm zwischen den Fingern zerronnen. Hat sich aber als Nabob in der Stadt aufgelpielt und noch im vorigen Jahre Festlichkeiten gegeben, daß die Leute auf der Straße ge standen sind und die Auffahrt der Gäste bewunderten. Da zu ständige Loge im Theater, fein, was? Aber dabei kein solider Reichtum, ach . . . keine Idee. Jetzt sitzt er da und kann nicht zahlen. Ich bereue, daß ich ihm so viel Kredit gewährt habe; habe mich vielleicht auch durch sein Auftre ten blenden lassen. Aber nun muß ich schleunigst versuchen zu meinem Gelbe zu kommen, schleunigst, sonst verliere ich womöglich alles." Hermann war bei den Worten des Vaters beik gewor den. Voll Mitleid dachte er an Karoline Ludewig, die ihm in wenigen Tagen so teuer gewonden war. Welch hartes Schicksal würde sie treffen! Sie, die sich wahrscheinlich stets als reiches, vornehmes Mädchen gefühlt hatte, mußte nun einen so plötzlichen Abstieg erleben! „Vater", sagte er, und versuchte ruhig und lacklick zu sprechen, obgleich er kaum die Stimme zu meistern ver mochte, „ich wollte dir vorschlagen, den Bitten Ludewigs Gehör zu schenken und ihm den Kredit so lange zu gewäh ren, bis er sich aus der jetzigen Situation herausacarbeitet hat." Schällhammer lachte auf, aber Hermann fuhr rasch und dringend fort: „Ludewig lagt« mir, er müsse Konkurs anmelden, wenn du jetzt keine Nachsicht mit ihm hättest. Das könntest du Ldch selbst nicht wollen, weil du doch nur dabei verlieren wür dest. Ich habe gesehen, wie schlecht der Mann aussah, und wie verzweifelt er war." „So! Ich kann nur verlieren, wenn ich nicht auf seine Wünsche eingehe! Das klingt ja fast wie eine Drohung. Nun, jedenfalls hat er cs vortrefflich verstanden, dir Sand in die Augen zu streuen. Könntest mit deinen dreißig Iah ren wirklich schon gescheiter sein." Hermann war rot geworden. „Wenn er wirklich über seine Verhältnisse gelebt haben sollte, wie du vermutest, so hat er sich jetzt wohl geändert. Er hat sogar seinen Buchhalter entlassen; seine eigene Toch ter arbeitet im Geschäft ..." „Wird dem verwöhnten Fräulein ja nichts schaden. Soll ja immer als das schönste und reichste Mädchen in der Gesellschaft gegolten haben. Soll ruhig mal schweren, wie Arbeit ums Brot tut. Nein, nein, mich wirst du nicht zu deinen weichlichen Ansichten bekehren. Ein Kaufmann muß zielbewußt und überlegt handeln, mit Sentimentali tät macht man keine Geschäfte. Soll der Ludewio ruhig in Konkurs gehen, dann ist einer von der Sorte weniger; ich helfe ihm nicht und wenn ich dabei verlieren soll." „Baier", suchte Hermann nochmals für die Bedrängten zu sprechen, „es handelt sich hier um die ganze Existenz eines Menschen, ja einer ganzen Familie." „Es handelt sich zunächst für mich um mein Geld", un terbrach ihn der Vater grob. „Das ist mir wichtiger, als die Existenz eines Glücksritters . . , und damit Schluß mit der Angelegenheit. Ich werde jetzt die Sache selbst in die Hand nehmen. Du kannst ein paar Tage hier bleiben, und ich werde morgen nach der Stadt fahren, um persönlich mit Ludewig zu verhandeln. Hält er die Frist nicht ein, die ich ihm zur Zahlung der Schuld stellte, so gehe ich gegen ihn vor, mag er sehen, wo er das Geld hernimmt. Dir jeden falls überlasse ich die Sache nicht mehr." Hermann schwieg. Nun war alles verloren, die Ludewigs würden rui niert sein, eine tödliche Feindschaft würde fortan zwischen ihnen und seiner Familie bestehen! Karoline würde bitter arm werden, ihrem Vater der Makel des Bankrotteurs an haften. Würde sic ihn nun hassen und verachten, weil er ihr und den Ihren nicht zu helfen vermocht hatte! Weil er nicht stark genug war, sich dem Willen des Vaters entgegen zustellen? War sie ihm nun für immer verloren? Was hatte er überhaupt von seiner Bekanntschaft mit ihr erhofft? Daß sie sich ihm in Liebe zuneigen könnte, — daß sie vielleicht sein Weib werden würde. Er erschrak bei diesem Gedanken. Ja, Las war es wohl, was er im Unterbewußtsein gefühlt hatte, der Wunsch, sie sich zu eigen zu machen: denn er wußte es mit einem Male mit unumstößlicher Gewißheit, daß er sie liebe, ihr feines, ruhiges Wesen, ihre kluge sanfte Art und ihre schöne vornehme Erscheinung. Ob er dem Vater davon sprach? Eine Bludwelle stieg ihm bei dem bloßen Gedanken zu Kopfe. Wilhelm Schöllhammer würde vermutlich in -hei ßen Zorn geraten, käme ihm sein Sohn mit der Idee, die Tochter Les Mannes zu heiraten, den er anscheinend als Kaufmann so wenig schätzte. Abgesehen davon aber: Durste er Las geliebte Mädchen, so wie die Verhältnisse bei ihnen lagen, an sich ketten? Durfte er das junge, levenswarmc Gesäppf in sein düste res, freudloses Elternhaus zu ziehen suchen? Wilhelm Schällhammer hatte Hermann, als er auf sei ne letzten Worte nichts erwidert hatte, aufmerksam betrach tet. Jetzt verzog er spöttisch die Lippen. „Nun, meine Behandlung der Sache paßt dir wohl nicht?" fragte er. „Hott doch dem Ludewig nicht etwa in meinem Namen Zusagen gemacht?" In seiner Stimme lag eine leise Drohung. Jetzt wäre für Hermann vielleicht der reckst« Augenblick gewesen, für ein kaum geborenes Glück den Kampf gegen das Schicksal zu wagen, das zarte Fädchen, das sich zwi- chen ihm und Lein Mädchen gesponnen hatte, feltzuhalten . ., aber er war wohl von den eigenen Gedanken, die ihn »eben bewegt hatten, allzu sehr überrascht und verwirrt. Außerdem drückte die Nähe des Vaters aus ihn, und so ver paßte er Len Augenblick und ließ die günstige Gelegenheit Vorbeigehen. „Wo denkst du hin?" sagte er und wagte cs nicht, den Vater anzusehen, „wie kann ich ihm Zusagen machen? Des halb bin ich ja gerade hcrgekommen, um die En.scheidung dieser Angelegenheit dir zu überlassen. Und werde mir auch nicht erlauben, dein Tun zu kritisieren. Schließlich ist es ja Lein Geld.". . . lFortjetzung folgt.)