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2. „ Der SSchfische ErMer Mittwoch, den 2. Januar 1V35 Aus Bischofswerda und Umgegend. Bischofswerda. 2. Januar. —* Weihnachtsfeier des Kindergoltesdienskes. Es ist jedesmal ein lichter Höhepunkt der im ganzen Jahre getrie benen kirchlichen Arbeit an unseren Kindern in Kmdergot- tesdienst und Kinderlehre, wenn die Kleinen unter das Licht der strahlenden Christbäume treten und in unserer Haupt kirche Weihnachten halten dürfen. Am Nachmittag des Sonntags nach Weihnachten hatten sie sich in großer Zahl, teilweise mit ihren Eltern, eingefunden. Mit Spannung warteten sie auf das, was ihnen diesmal für Auge, Ohr und Herz geboten werden sollte. Sie erlebten eine weihevolle Stunde, die noch lange in ihrer Erinnerung haften bleiben wird. Diese Freude bereiteten ihnen die Helferinnen des Klndergottesdienstes und der Kinderlehre selbst. Sind sie schon das ganze Jahr über treu und liebevoll um die Kleinen bemüht, so treten sie zu Weihnachten noch jedesmal als Dar stellerinnen auf. Diesmal boten sie das für den kirchlichen Raum bearbeitete Krippenspiel „Es ist ein Ros' entsprun gen" von Hans Rüdiger, das sie unter der tatkräftigen Hilfe von Schwester Gertrud einaeübt hatten. Wie wurde weih nachtliches Geschehen lebendig! Hirten mit Fellen, Hüten und Stöcken treten auf und sind eins in der Sehnsucht „Laßt bald den Heiland und Erlöser uns, die wir auf ihn hoffen, schaun!" Ein Engel tritt zu den Schlafenden und hält «in Licht empor, an dem die neun Sterne, die singend herein- aezogen sind, ihre Lichter entzünden, indem jeder eine Weis- sagung spricht. Mit den Worten ,W.as der Propheten Geist erschaut, das wird heut Wirklichkeit" treten« vier weitere Engel auf. Die Weihnachtsgeschichte wird verkündet, unter brochen von. innigen Liedern, die vom Chor herabklingen. Das weihnachtliche Transparent auf dem Altar wird erleuch tet, und die Hirten beten an. Zu ihnen gesellen sich die drei Königs, die in stilechter Weise gekleidet, dem Kind ihre Hul digung darbringen. Zum Schluß ziehen sie alle nachein ander hinaus: Lichtträger, Weihnachtsboten. — Es waren Stunden echter Weihe, die dieses mit Hingabe gebotene Krip penspiel allen vermittelte. Kurze Ansprachen der beiden Pfarrer wiesen hin auf Weihnachten und den Segen regel mäßigen Besuches von Kindergottesdienst und Kinderlehre. Den Mitgliedern der Kantorei und Herrn Organist Lösche sei auch an dieser Stelle für ihre freundliche Mitwirkung ge dankt. Nachdem dke Kleinen ein Bild und die Größeren den Kinderkalender erhalten hatten, verliehen alle beglückt und innerlich erwärmt unser schönes Gotteshaus. —* Sameradschastsabend der Firma E. L. huste L Sohn. Zu einem vollzählig besuchten Kameradschaftsabend versammelten sich am Sonnabendabend Betriebsführer und Belegschaft im „Schlesischen Hof". Diese Veranstaltung galt zugleich als Abschluß der diesjährigen Betriebsabende der Firma, welche bereits seit zwei Jahren allmonatlich in ech tem Gemeinschaftsgeist« und im Zeichen wahrer Volksver bundenheit stattsinoen. Dazu hatte der große Raum eine weihnachtliche Ausschmückung erfahren, welche bei allen Anwesenden eine festlich-frohe Stimmung hervorrief, und , die noch durch ein seitens der Firma dargebotenes Abend- brot und einen frischen Trunk gehoben wurde. Im Ver laufe dieses Abends wurde eine ganze Reihe musikalischer und gesanglicher Genüsse unter bewährter und sicherer Lei tung geboten, auch kamen der Humor und der Frohsinn da bei zu seinem Rechte. Im Namen der Betriebsleitung er griff Herr Kaden das Wort, begrüßte die Belegschaft mit herzlichen Worten und gab seiner Freud« über den wieder um so zahlreichen Besuch Ausdruck. Nach einem Rückblick über da» vergangene und einem Ausblick auf das neue De- triebsjahr dankt« er -er Belegschaft für die jederzeit bewie sene tr«ue Pflichterfüllung mit der Bitte um eine weitere gedeihliche Zusammenarbeit. Er gedachte dabei auch der nationalen Regierung mit ihrem obersten Führer Adolf Hit ler und wi«s darauf hin, daß auch der heutige Abend, an dem sich Betriebssührung und Belegschaft vereinten, ganz im Sinne des verstorbenen Herrn Kommerzienrat Richard Huste gelegen wäre. Dem Dank der Belegschaft für den schönen Abend gab Pg. Sturm in beredten Worten Ausdruck, insbesondere hob er die tatkräftige soziale Ein sicht bei Bemessung der Weihnachtsgeschenke hervor mit der Versicherung, auch weiterhin treu der Firma ihre Kräfte voll und ganz zur Verfügung stellen zu wollen. Bei den gebotenen mannigfachen Unterhaltungen verlieser di" St»n- den nur allzu rasch, und man trennte sich mit dem Bewußt sein, wieder einen schönen Abend in echtem Gemeinschafts geist verlebt zu haben. —* Kammerlichkspiele. In einem Tonfilm gab es lange nicht mehr so viel zu lachen, wie in „CH artens Tante", den bis mit morgen Donnerstag die Kammerlicht spiele zeigen. Diesen ergötzlichen Film hat R. A. Stemmle nach dem gleichnamigen Bühnenschwank von Brandon-Tho mas gedreht, die musikalischen Einfälle stammen von Ha rald Böhmelt. Den Mittelpunkt -er Handlung bi'dst Paul Kemp als Charleys Tante. Er begründet den Erfolg des Films und spielt diese Rolle mit so unwiderstehlicher Ko mik, daß man selten aus dem Lachen herauskommt und sich köstlich vergnügt. Man sieht ihn als Melancholiker, als er im Schloß seiner Väter seine unglückliche Liebe betrauert, die aber nicht als ernst genommen werden kann und man lacht von Herzen, wenn «r als „Tante" die Schmeicheleien seiner Liebhaber 'entgegennimmt. Auch die anderen Film kräfte tragen viel zum Lacherfolg bei. Da ist es Max Güls torfs, der als pleiter Baron sich durch „Charleys Tante" sa nieren und ebenso in den Besitz der Millionen kommen will wie der Vormund Spettill (Paul Henkels). Fritz Raip tritt als Lord Babberley auf. Ida Wüst wird als die rich tige Tante in das lustige Quodlibet verwickelt, das sie mit ihrer „Unverwüstlichkeit" würzt. Ein Film mit dem Leit wort „Lachen, nichts als Lachen". — Im Beiprogramm er lebt man einen wunderbaren „Frühling am Corners««". — Die rührige Direktion der Kammerlichtspiele hat ihren Spielplan 1935 vielverheißen- begonnen. —* Einmaliges Operelken-Gastsplel des Grenzmarkthea- lers „Dresdner Residenzbühne" am Montag, den 7. Januar, im Schützenhaus Bischofswerda, abends 8,15 Uhr. Die lustige Operette „Bei der blonden Kathrein", welche mit guten Ge sangskräften zur ersten hiesigen Aufführung gelangt, ist so bekannt, daß schon von vornherein ein vielseitiges Interesse zu erwarten ist, weil dieses große Zugstück allen «ine will kommene Abwechslung bringt. Ein lustiges Spiet mit Mu sik, Gesang und Tanz, das alle Herzen erfreut. Nachmittags wird für die Jugend das herrliche deutsche Märchen „Rot käppchen" gegeben. — Weitere Gastspiele sind geplant, wenn die erhoff^ starke Beteiligung aller Kreise zu erkennen ist. In Vorbereitung: Zigeunerbaron, Fledermaus, Csardasfür stin, Vogelhändler, Vor Sonnenuntergang, Krach um Jolanthe. —* Die Sprechstunde der Berufsberatung in der Volks schule Bischofswerda muß, wie uns das Arbeitsamt Bautzen mitteilt, morgen ausfallen. —* Führerwechsel im 1. Sturmbann der 48. SS.-Stan- darke (Bautzen): Der bisherige Führer des 1. Sturmbanns der 46. SS.-Standarte, SS.-Obersturmsührer Wich mann, wurSe mit -er Führung der 7. SS.-Stan-arte (Zwickau) beauftragt. An seiner Stelle übernimmt SS- Obersturmführer Kaiserdie Führung des 1. Sturmbanns der 46. SS.-Standarte. —* wichtig für all« Imkert Im Reichssender Leipzig spricht am 4. Januar, 11.45 Uhr, der Landesfachgruppen- vorsitzend« Lehrer R. Scholz, Meißen-Lercha, zum Lan- desgesetz zur Bekämpfung der Bienenseuchen. Es bietet sich hier Gelegenheit, einmal aus berufenem Munde wichtige Erläuterungen aus diesem Gesetz zu vernehmen, um welcher die Jmkerschaft leit 50 J-br-n kämpfte. —* Freizeitlager für die sächsische HI. Für die Käme- raden der sächsischen Hitlerjugend, di« im Sommer keine Ge legenheit hatten, an den Großfahrten teilzunehmen, werden vom 8. Januar bis 16. Februar 1935 im Erzgebirge, Vogt land, in der Sächsischen Schweiz und der Lausitz achttägige Freizeitlager vom Gebiet 16 Sachsen veranstaltet. Sie wer den in den Jugendherbergen Vierenstraße, Rüdenau, Zöb litz, Jonsdorf, Hermsdorf und Heinersgrün durchgeführt. Steuertermin kalen-er für den Monat Januar 1935. — Angegeben sind die vom Finanzamt verwalteten Steuern und Abgaben. — (Ohne Gewähr) S. Januar 1935. Lohnsteuer für die in der Zeit vom 1.—13. Dez. 1934 zw. 16.—31. Dez. 1934 gezahlten Löhne und Lohn- steuer-Anmeldung für den Monat Dezember 1934 Zahl stelle: Finanzamt der Betriebsstätte. 10. Januar 1935. Umsatzsteuer-Vorauszahlung und Umsatzsteuer. Voranmeldung für da s4. Kalendervierteljahr 1934 bzw. für den Monat Dezember 1934 für die Steuerpflichtigen, die die Umsatzsteuer-Vorauszahlungen monatlich zu leisten haben. Zahlstelle: Finanzamt 15. Januar 1935. 2. Jahreskeilbelrag der Beiträge der Eigen tümer bäuerlicher und landwirtschaftlicher Betriebe für den Reichsnährstand in der gleichen Höhe, wie sic am 15. 19. 1934 zu entrichten waren, sofern nicht noch eine ander- weite Regelung erfolgt. Zahlstelle: Finanzamt der Be triebsstätte. 29. Januar 1935. Lohnsteuer für die in der Zeit vom 1.-15. Ja nuar 1935 gezahlten Löhn« usw., wenn die einbehaltenen Steuerbeträge in diesem Zeitraum 200,— RM. überstei gen. Zahlstelle: Finanzamt der Betriebsstätte. 31. Januar 1935. Letzter Tag der Frist, innerhalb deren die Ar beitgeber für diejenigen Arbeitnehmer, deren Arbeitslohn im Kalenderjahr 1934 den Betrag von 8400,— RM. über stiegen hat, besondere Lohnzettel an das für den Arbeit nehmer zuständige Finanzamt einzureichen haben. Ist der Arbeitnehmer nur während eines Teiles des Kalen derjahres 1934 beschäftigt gewesen, so ist von dem Arbeits lohn auszugehen, der sich bei Umrechnung auf «inen vollen Jahresbetrag ergibt. Anmerkung: 1. Liste der säumigen Steuerzahler. Diejenigen Steuerpflich tigen, die am 1. 1. 1935 mit Steuerzahlungen oder Vorauszahlun gen aus der Zeit vor dem 1. 1. 1935 rückständig sind oder es im Jahre 1935 hinsichtlich einer Zahlung oder Vorauszahlung zu einer zweimaligen Mahnung kommen lassen, werden in die erst malig im Frühjahr 1936 aufzustcllende Liste der säumigen Steuer zahler ausgenommen. Die Liste liegt öffentlich aus und kann von jedermann eingeschen werden. Das Finanzamt kann sie auch veröffentlichen. 2. Für die Lohnsteuer sind ab 1. 1. 1935 keine Steuermarken mehr zu verwenden. Die Lohnsteuer ist in jedem Falle bar oder barlos an die Finanzkasse abzusühren, und zwar, soweit sie in der ersten Hälfte eines Kalendermonats 200.— RM. übersteigt, bis zum 20. dieses Kalendermonats: soweit sie in der ersten Monals- hälfte 200.— RM. nicht übersteigt, zusammen mit der 2. Hälfte des Kalcndermonats bis zum 5. des folgenden Monats. Arbeitgeber, die zu Beginn des Kalenderjahres oder bei Er öffnung des Betriebs nicht mehr als 5 Arbeitnehmer beschäftigen, haben die Lohnsteuer erst dann bar an die Finanzkasse abzuführen. Dresdner Kunstschau. Silvesierausführung im Albert-Theater. Am Silvesterabend brachte das Albert-Theater in Dresden da» fröhliche Spiel „Verwirrung um 1111" von Julius Pohl zur Erft- aufführung. Albert Willi spielt darin den bayrischen Bauern Jo- chen Farkel, der anfangs unter dem Pantoffel seiner derben und zänkischen Frau (Dora Max) steht. Heillose Verwirrung richtet ein Los Nummer 1111 an, das mit 20000 Mark gezogen ist und durch das der dumm-schlaue Bauer seine sämtlichen Schulden los und obendrein wieder Herr im Hause wird, obgleich der Gewinn, wie im ganzen Dorf ursprünglich angenommen wird, gar nicht auf Jochen gefallen ist. Das an und für sich anspruchslose Stück gewann vor allem durch den prachtvoll trockenen Humor Albert Willis und di« gro teske Komik Otto Melchers als Dorfmüller, der auch die Regie sauber, aber mit wenig Sondereinfällen führt«. Marga Ruth Beyer zeigte in ihrer lebendigen frischen Darstellung der Tochter Anna wieder Ansätze zu guter mimischer Begabung. Dankbare Rollen hatten auch die Damen Weymuth, Kynast und Gödicke als komische Frauentypen sowie die Herren von Hendrichs und Jühnig als Dorfbewohner. Die beiden ersten Akte des Stückes sind etwas breit und ermüdend, während der dritte Akt mehr Witz und Schmitz zeigte. Das dankbare Publikum lachte viel und spendete starken Beifall. Zllch. 1935 wieder Opernball in Dresden. Wie die Generalintendanz der Sächsischen Staatsthcater mit teilt, findet Im Februar 1935 in Dresden wieder ein Opcrnball statt. „Heimat" — eine neue Sinfonie von Kurt Striegler. Staatskapellmetster Kurt Striegler hat eine neue Sinfonie „Heimat" für Sopransolo, Orchester und gemischten Chor (Werk 75) beendet. Das Werk wurde von der Leitung des Reichssendcrs Leipzig als Ursendung angenommen und wird voraussichtlich im Frühjahr unter Mitwirkung der Dresdner Philharmoniker und der persönlichen Lettung des Komponisten Im Senderaum Dresden aufgeführt und von dem Leipziger Sender weiter übertragen wer den Generalmusikdirektor Dr. Böhm hat die Sinfonie „Heimat " zur Uraufführung für die Sinfoniekonzerte der Sächsischen Staats kapelle erworben, die unter seiner Leitung zu Beginn des Winter- lzalbjahre« 1935/36 stattfinden wird. Tanzgafifpiel Mary Viaman im Staatlichen Schauspielhaus. Am Sonntag, den 6. Januar, vormittags 11 Uhr, und am Montag, den 7. Januar, abends 8 Uhr, findet ein Tanzgastspiel von Mary Wigman und ihrer Festspielgruppe im Staatlichen Schauspielhaus statt. Der aufsehenerregende Erfolg, den Mary Wigman mit der Aufführung ihres neuen Tanzzyklus „Frauen tänze" am 11. Dezember in Berlin im Rahmen der Deutschen Tanzfestspiele hatte, hat für Dresden besonder« Bedeutung, als das künstlerische Schaffen dieser weltberühmten Tänzerin von dieser Stadt ausgeht. Durch die weitgehende Förderung, die die Reichs kulturkammer den Veranstaltungen der Deutschen Tanzfestspielc zuteil werden läßt, bekundet der nationalsozialistische Staat feine bejahende Stellung zu den Bestrebungen des neuen deutschen Tan zes, dessen hervorragendste künstlerische Vertreterin ohne Zweifel die Dresdner Tänzerin Mary Wigman ist. 25 Jahre beim Sächsischen Slaalskheaier. Am 1. Januar 1935 feiert der Ehorsänger Hans Schneider sein 25jährig«s Dicnstjubiläum beim Opernchor der Sächsischen Sta-atstheater. Am gleichen Tage feiert der Feuerwchroberwachtmeistcr Max T k i e r s'ebenfalls sein 25jährigcs Dienstjubiläum bei den Säch sischen Staatstheatern (Schauspielhaus). Wenn -er Stichling Hochzeit macht. Eigenartige Form der Zuchtwahl im Reiche der Fische. — Auch das Weibchen redet ein Wort mit. Von H. Stephan Auerbach. Nach Darwin soll bei den Tieren, bei denen das Männ chen zur Zeit der Paarung sich durch ein besonders glänzen des und auffallendes Aeußere auszeichnet, mithin ein soge nanntes Hochzeitskleid anlegt, das Weibchen im allgemeinen d e m Männchen den Vorzug geben, das mit dem schönsten Hochzeitskleide prunken kann. Neuere Untersuchungen haben indessen gezeigt, daß diese Ansicht des großen engli schen Forschers nicht in allen Fällen zutrifft; vor allem die Versuche von Wunder, die dieser deutsche Forscher zur Klä rung der interessanten Frage mit Stichlingen und Rotaugen oder Plötzen in jüngster Zeit angestellt hat. Bei diesen Fischen ist, wie sich herausstellte, nicht das Weibchen, son dern im Gegenteil das Männchen der wählende Teil. Wunder ließ zur Durchführung seiner Versuche in einer Reihe durch Zwischenwände voneinander getrennter Ab teilungen eines Aquariums jeweils einen männlichen Stich ling sein Nest bauen. In der Mitte befanden sich einige ab geschlossene Behälter, in deren jedem ein weibliches Tier der selben Fischart wartend saß. In einem bestimmten Augen blick wurden dann die trennenden Wände entfernt. Es er gab sich dann, Laß ein Männchen, das aus einer Anzahl Weibchen in verschiedenem Stadium der Legereife wählen kann, stets das Weibchen mit dem größten Leibesumfang bevorzugt, mit anderen Worten also dasjenige, das am ehesten in der Lage ist, seine Eier abzugeben. Hält man ein Männchen und eine Anzahl Weibchen durch eine Glasscheibe voneinander getrennt, die so eingerichtet ist, daß das Männ chen die weiblichen Fische zu sehen vermag, dann schwimmt es stets auf das Weibchen zu, wobei es die bekannten höf lichen Schwimmbewegungen macht, das den höchsten Grad der Legereife — äußerlich erkennbar an dem stärksten Kör perumfang — erreicht hat. Vollkommen passiv verhalten sich bei diesen Versuchen übrigens auch die weiblichen Stichlinge nicht. Bringt man nämlich eine Anzahl davon, die sich in verschiedenen Stadien der Legereife befinden, zusammen, so findet unter ihnen eine Art Streit um den Vorrang statt, der stets damit endet, daß die weniger legereifen gegen die fortgeschritteneren den kürzeren ziehen. Diese letzteren sind daher in der Regel die ersten, die dem Männchen entgegenschwimmen. Die Siege rin in diesem Streit der Königinnen läßt sich immer un schwer an einer helleren Farbe, als die anderen sie aufwei- scn, erkennen Es mmmt also bei den Stichlingen auch das Weibchen an der Werbung teil, wobei es, wie die Versuchs gezeigt haben, dem am schönsten gefärbten Männchen die größte Aufmerksamkeit schenkt Bedeutet diese schöne Farbe doch, daß der Partner zur Abgabe des Laichs bereit ist. Die Intensität der Farbe des Männchens steht übrigens in unmittelbarem Verhältnis zu seiner Reife und bildet daher für das Weibchen ein leicht erkennbares Merkmal. Bei Plötzen oder Rotaugen, deren Männchen und Weib chen ihren Laich bezw. ihre Eier in einer Muschel abzulegen pflegen, weshalb der weibliche Teil einen Legebohrer be sitzt, bevorzugt das Männchen, das die Wahl zwischen mehre ren Weibchen hat, stets das Weibchen mit dem längsten Legebohrer, weil die Länge dieses Organs schon äußerlich kennzeichnend ist für den Grad der Geschlechtsreife seiner Besitzerin. Bei dieser Werbung beteiligen sich übrigens nur Männchen, die im Besitz eings Hochzeitskleides sind. Im Gegensatz zu den Stichlingen verhalten sich die Weibchen der Rotaugen dagegen vollkommen passiv.