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Auer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge : 12.01.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-01-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735684481-190701127
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735684481-19070112
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735684481-19070112
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Bemerkung
- Seite 9/10 vorlagebedingt in falscher Reihenfolge
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-01
- Tag 1907-01-12
-
Monat
1907-01
-
Jahr
1907
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1 k- r> wirk der Tag A r tertl Miss Erfa statt liche und rüge ^'agc s v r 'Bert ii e n in, s 1!' 5: urtei von. 1004 das A l - Nic- dem sind, ans I og w k den Unv Dornburg sprach abermals. >v. Im Mozartsaale in Berlin hielt gestern, Freitag abend auf Veranlassung des Deutschen Handelstages Kolo nialdirektor Der n bürg einen längeren Vortrag über die Frage oes deutschen Kolonialwesens. Er behandelte zu»nck it die Frage, wie seit Beginn der deutschen kolonialen Bewegung, also seit 20 Jahren, sich die allgemeine wirtschaftliche Weltlage ge staltet hat, und welche Stellung das deutsche Vaterland in der selben einnimmt. Jene 20 Jahre haben in Deutschland mit sich gebracht die stärkste numerische Vergrößerung einer Nation, die in dem 10. Jahrhundert überhaupt festgestellt werden kann, und eine Vermehrung des nationalen Vermögens um wenigstens 30 000 000 000 Mark. Deutschland hatte im Jahre 1824 - 21 Millionen Einwohner. 1884 — 40 Millionen und 1005 — 00 Millionen. Man hat berechnet, daß im Jahre 1065 Deutsch land 104 Millionen Einwohner ausweisen werde. Amerika und England zusammen werden aber in lOO Jahren 000 Millionen Seelen zählen. Kegen Mitte des 18. Jahrhunderts gab es nur 0 Millionen Englisch- und 20 Millionen Deutschredende, heute stehen 120 Millionen Englischredenden etwa 70 Millionen Deutschredende gegenüber, weil England in seinen Kolonien nicht bloß den Ueberschuß seines eigenen Volkstums erhielt, sondern auch die europäische, insbesondere deutsche Auswanderung sich assimilierte. Deutschland verlor also an Bedeutung in der Welt, weil cs keine Kolonien hatte. Das war eine der wichtigsten Fragen des verflossenen Jahrhunderts. Im Jahre 1800 haben nur 0>/L Millionen Europäer außerhalb Europas gelebt, im Jahre 1000 schon 100 Millionen und in weiteren 100 Jahren können cs leicht mehrere 100 Millionen sein. Das ist der zwin gende Grund für unsere Wcltpolitik. Wir sind zu ihr durch das Expansionsludürsnis unserer Industrie noch viel mehr dazu ge zwungen, als früher. Der Menschen- und Kapitalzuwachs hat im wesentlichen seine Beschäftigung gefunden in der deutsch e n I n d u st r i e . und diese ist mehr denn je für ihre eigene Erhaltung angewiesen aus die Versorgung ausländischer oder überseeischer, jedensnlls nicht deutscher Gebiete, und sie ist angewiesen anderseits für ihr Ar beitsmaterial mehr denn je aus den Import von Rohslossen aus außerdeutschen Gebieten sür ihre Arbeit, und von Nahrungs stoffen aus außerdeutschen Gebieten sür ihre Ernährung. Unsere deutsche Wirtschaft, sowohl was den Absatz als auch was die Zahlungsbilanz angcht, ist in eine weit stärkere Abhängigkeit von den Verhältnissen des Weltmarktes geraten, als jrüher. Gleichzeitig aber hat sich die Produktion anderer Länder, die srüher und auch zurzeit und hoffentlich noch auf längere Zeit hin sichere Bezugs- und Absatzquellen gewesen sind, gewaltig ver ändert. Die Tendenz der deutschen Großindustrie unter Aus schaltung aller unnötigen Glieder und des Zwischenhandels in der intensivsten Weise selbständige uns durch die Mannigsaltig- kett der Erzeugnisse möglichst unabhängige Gebilde zu schassen ist auch in der Weltwirtschaft in den letzten 20 Jahren mehr oder weniger zum Durchbruch gelangt. Redner bespricht sodann eingehend die Verhältnisse in den Vereinigten Staaten, erläutert unser Einsuhrbedürsnis von Nahrungsmitteln, und fährt dann fort: Dem Flächenmaß nach hat Deutschland den drittgrößten Kolonialbesitz in der Welt. Die Hälfte unseres Kolonialbesitzes der Fläche nach dürsten Ansiedlungskolonien, die andere Hälfte Plantagenkolonien sein. Als Ansiedlungskolonicn kommen in Frage Deutsch-Süd we st asrika und die hochgelegenen malariasreien Strecken von D e u t s ch - O st a j r i k a. Was die Bevölkerung angeht, so haben Togo und K a in e r u n das jenige Mcnschenmaterial, das in den Vereinigten Staaten zur zeit die Baumwollproduktion allein besorgt. In Ostasrika haben wir im allgemeinen ein nicht unbrauchbares Menschenmaterial, das über das Gebiet allerdings sehr ungleich verteilt ist. In dem großen südwestasrikanischen Besitz ist leider der für die Arbeit brauchbarste Stamm der Hereros in dem Kriege der letzten 2 Jahre dezimiert worden. Immerhin wird sich auch dieses Volk unter verständiger Fürsorge retablieren können. Die Hauptfrage: können wir uns einen erheblichen Absatz für hei mische Produktion auch in unseren Kolonien schassen, kann man ohne weiteres bejahen. Kolonialdirektor Dernburg bespricht dann genau unter Dar legung der Zahlen die Einfuhr in den Afrikanischen Schutzge- bieten, die im letzten Jahre 63 Millionen Mark betrug, und sind sehr weite Gebiete in der Lage, Baumwolle rentabel zu pro duzieren. Im ganzen, hat Prosessor Warburg gerechnet, kann das für die Vaumwollkultur geeignete Gebiet unserer Schutz gebiete sehr wohl nach Einführung der geeigneten Metho den (Pflugkultur) bis zu 2>/„ Millionen Ballen produzieren, also mehr als zurzeit der gesamte deutsche Konsum ist. Natür lich kann heute nicht mit Sicherheit gesagt werden, in 10, in 15, in 20 Jahren werden wir dahin kommen, aber daß wir dahin kommen werden, wenn auch nicht das ganze unseres gegenwär tigen Bedarss, so doch einen erheblichen Teil zunächst an Vaum- woHe zu produzieren, halte ich sür wahrscheinlich. Das Stadium der Entwicklung ist naturgemäß lang und tostet erhebliche Mit tel. Der Vortragende weist sovaun aus die Anzeichen von Pe troleum- Vorkommen hin und hasst, daß das deutsche Kapital auch diese Frage binnen kurzem ihrer positiven oder negativen Lösung zusühren wird. An Kautschuk kommt aus unseren Kolonien bereits für 6 Millionen Mark, davon aus Ostasrita 2>/> Millionen. Deutsch lands Mehrcinsuhr waren 1800 nur 3000 Tonnen, jetzt ist sie 13 500 Tonnen im Werte van 142 Millionen Mark. Kolonial direktor Dernburg erwähnt sodann die günstigen Aussichten, die sür die Ausfuhr von Kassee, Reis, Guano, 'N u tz höl zern, Kakao aus den Kolonien bestehen, und fährt fort: Daß die wirtschaslliche Erschließung unserer Kolonien in oer Hauptsache lediglich eine V e r k e h r s s r a g e ist. wurde schon mehrfach gestreift. Der Besitz von Kolonien ist aber auch ein M itte >, um auch aus h a n d e ls p o l i t i s ch e n Gebiete n a u j über seeischen Märkten gegenwärtig noch Ersolge zu er zielen. Die Entwicklung unseres deutschen Kolonialbesitzes ist demnach vom handelspolitischen Standpuntte aus gesehen, nach folgenden vier 'Nichtungen zu beurteilen: 1. Sic sichert der stetig wachsenden Bevölkerung unseres Va terlandes, die mit Rücksicht ans das zur Verfügung stehende limi tierte innerdeutsche Areal mehr und mehr sich der Industrie zü rnenden muß und aus den Export angewiesen bleibt, zunächst große und sich steigernde Aufträge, also: Arbeit. Daneben er möglicht sie ihr eine bessere Lebenshaltung durch billige Pro duktion von Nahrungsstosscn der verschiedensten Art und gestaltet diese Ernährung unabhängiger vom Ausland. 2. Kolonien, dir richtig und zielbewusst geleitet sind, sichern der deutschen Produktion einen großen Teil derjenigen Rohstosse, welche zum eigenen Verbrauch innerhalb der Nation und zum Zwecke der Veredelung des Arbeitsmatcrials vieler Millionen deutscher Arbeiter dienen. 3. Sie sichert dem deutschen Fabrikanten, dem deutschen Ar beiter einen Einfluß ans die Preisgestaltung dieser Rohmate rialien gegenüber monopolistischen Tendenzen des Auslandes, sei es in der Zoll- und Steuerpolitik der Staaten, sei es in den Kombinationen einzelner Individuen. Sie sind deshalb, da sich der Preis einer Ware auf dem Weltmarkt regelt, der Arbeits lohn, aber niemals mehr, als Weltmarktpreis minus Kosten des Rohmaterials betragen kann, ein wichtiger Regulator für den Preis unserer nationalen Arbeit. 4. Sie schützt und stärkt unsere nationale Zahlungsbilanz, indem sie unsere Kapitalien und den Ueberschuß unserer Arbeit nicht zur Zahlung für Rohniaterialcn an das Ausland zu schicken nötigt, sondern denselben innerhalb unserer eigenen Binnenwirt- schast erhält. Sie sichert damit gleichzeitig die Stabilität unserer deutschen Währung, vermindert die Gefahr des Abflusses von Edelmetall an das Ausland und vermag aus diese Weise auch in der eigentlichen deutschen Wirtschaft eine größere Stabilität für den Preis des Geldes zu erreichen. Schließlich bildet sic cin träftigcs strategisches und taktisches Mittel in all denjenigen Fällen, wo sür die deutsche nationale Wirtschaft Verträge oder Vereinbarungen mit anderen Welt nationen geschlossen werden müssen zur Sicherung des gegen seitigen Absatzes und Austausches von Roh- und Fertigprodukten. Die deutsche koloniale Wirtschaft bedeutet demnach nicht mehr und nicht weniger, als die Frage der Zukunft der nationalen Ar beit, die Frage des Brotes vieler Millionen Industriearbeiter, die Frage der Beschäftigung der heimischen Kapitalien im Han del, im Gewerbe, in der Schiffahrt. Kolonialdircktor Dernburg schloß mit einem Appell an die deutsche Kaufmannschaft, an der Lösung dieser Frage mitzuwir ken. Vereinskalellder. Sonnabend, den 12. Januar 1007. Raturheilvcrcin I z« Aue. Hotel Stadtpark. Naturheilverein „Prießnitz" Aue. Versammlung im Hotel Blauer Engel. Kreuzbrudcrverein Aue. Versammlung im Schiitzenhaus. Sonntag, den >3. Januar 1007. Eo.-luth. Männcrverein im Auertal. Sonntag, abends 8 Uhr: Versammlung im kleinen Saal, Amtsgerichtsstraße 3. Verein Union Aue, Generalversammlung im Restaurant Edel weiß^ Neues aus aller Welt. e. Wertvoller Eemäldefund. Im Palais des Papstes in Ovignon entdeckte der Bürgermeister der Stadt in einem von Clemens V I. bewohnt gewesenen Zimmer unter einer Tünch schicht herrliche Fresken aus dem 14. Jahrhundert. Die Arbeiten zur Vloslegung dieser Wandgemälde werden unter Leitung eines Fachmannes sortgeführt werden . Wieder cin Raubmord im EisenbahnzugI Zn Villy la Montagne wurde ein aus Luxemburg stammender Arbeiter mit schweren Verletzungen an beiden Armen und am Kops auf dem Gleis gesunden. Der Verletzte, der noch bei Besinnung war, er zählte, daß er während der Fahrt von zwei Leuten ausgeraubt und aus das Gleis geworfen worden sei. Er ist seinen Verletzun gen erlegen. <-. Zwanzig Menschen verbrannt. Nach Meldungen der Straßburger Blätter sind in dem Dorfe Eeispolsheim bei dem Brande einer Fabrik 20 Personen umgekommen. Zu dem Brandunglück melden die Blätter weiter: Freitag morgen 6 Uhr ist die Osensabrik Hubert K Co. in Eeispolsheim v o l l st ü n - d i g niedergebrannt. Das Feuer, das infolge einer Explosion von Lelluloidvorräten säst augenblicklich das ganze Gebäude in Flammen setzte, versperrte auch die Ausgänge, sodaß sich nur ein kleiner Teil der Arbeiter retten konnte. 20 Arbeiter, j n n g e Leut e u n d 'IN ädchen verbrannte n. Ein Mäd chen wurde schwer verletzt gerettet, dürfte aber kaum mit Leben davon kommen. Die Leichen, die gesunden worden sind gänzlich verkohlt. m. Unfall in der englischen Marine. Das Unterseeboot geri e n ist in der letzten Nacht im Arsenal gesunken, mand befand sich an Bord. Taucher sahen es aus dem Grunde des Beckens aus der Steuerbordseite liegen. Der Marinepräsekt not eine Untersuchung eingeleitet. Hundewurst — guten Appetit! In Weißenfels ist in letzter Zeit eine ausfällige Anzahl wertvoller Jagdhunde spurlos verschwunden. Jetzt hat die Polizei den Pserdcschlächter Riese dabei ertappt, wie er Hundesleisch zu Wurst und Fleischklö ßen verarbeitete, und hat ferner eine Anzahl Felle von wert vollen Hunden bei ihm beschlagnahmt. Nun wird das Hunde sleisch dem Roßschlüchter ziemlich teuer zu stehen kommen. Die Ehescheidung des Herrn Leopold Wölfling (früheren Erzherzogs Leopold) bestätigt sich nun doch. Der Wiener Rechts anwalt Wölflings versendet an die Blätter eine Zuschrift, der indirekt zu entnehmen ist. daß die Ehescheidung Wölflings im Gange ist. Der Rechtsanwalt ersucht in Wölflings Namen die Presse, sich mit dieser Privatangelegenheit nicht weiter zu be fassen. da Wölsling nach 'Niederlegung seiner Würden die Ruhe e i n es P rivat m a n n e s genießen wolle. >v. Furchtbare Ueberschwemmnng. Nach einer amtlichen Meldung aus A tschin ist eine sehr große Ueberschwemmung an der Siidtüste der Insel Simenlu eingetrcte». Vierzig Personen haben hier, und aus der Insel Tapa 300 Personen das Le ben ein gebüßt. Baumricsen im Sprccwald. Welch mächtige Bäume der Spreewald hier und da noch aufzuweiscn hat, zeigt ein Eichen stamm, den ein Lübbener Fabrikbesitzer in Ryleguhre gelaust hat. Der durchweg gesunde Baumstamm hat einen Durchmesser von 2i Metern, wiegt über 300 Zentner und kostet mehr als 10 0 0 M a r k. Im Straupitzer Revier sind noch stärkere Eichen anzutresfen, die über 3 Meter Durchmesser haben. Königin Marie von Hannover -s*. Die am 0. d. Mts. in Gmunden verstorbene Königin-Witwe Marie von Hannover wurde, wovon wir schon kurz Mitteilung machten, am 14. April l818 in Hildburghausen als die Tochter des damaligen Erbprinzen Josef von Sachsen-Hildburghausen und seiner Gemahlin Amalie, einer geborenen Herzogin von Württemberg, geboren. Als ihr Großvater Herzog Friedrich in folge Aussterbens des Hauses Sachsen-Gotha und Altenburg und der Erbteilung zwischen den noch übrigen Linien des Gothaischcn Stammes der erncstinischcn Wettiner 1826 das Land Altenburg erhalten hatte, wurde ihr Vater Erbprinz von Sachsen- Altenburg, das er von 1834 an regierte. 1848 abdizierte er wegen der politischen Wirren, die auch seine Untertanen in Auf regung versetzt hatten, zugunsten seines nächstjiingcrcn Bruders Georg, des Vaters des jetzigen HerzogsErnst und des Prin zen Moritz, die beide hochbetagt sind. Er war cin intimer Freund des Königs Johann von Sachsen, wovon eine ganze An zahl veröffentlichte, zum Teil humoristische Briefe zeugen. I» mehr als einem gibt er seiner Verehrung für den gelehrten und edlen Herrn Ausdruck, nicht ohne sich über dessen schlechte und schwer zu entziffernde Handschrift lustig zu machen. Als er 1868 in hohem Alter starb, ließ es sich König Johann nicht nehmen, ihn persönlich zu Grabe zu geleiten, statt einen Prinzen seines Hauses, wie sonst üblich, zu entsenden. Er hatte außer der älte sten Tochter Marie noch drei Töchter, nämlich Therese, die, 83 Jahre alt, in Altenburg bczw. Hummelshain noch lebt, Eli sabeth, gestorben 1806 als Großherzogin von Oldenburg, die Mutter des jetzigen Großhcrzogs Friedrich August, undA lexa n- dra, die 76jährigc Witwe des Großfürsten Konstantin Nikola jcwitsch von Rußland. Alle vier Schwestern zeichneten sich durch Schönheit und Staatlichkeit aus und besaßen weit Uber ihr Scheiden aus dem Heimatlande hinaus die Liebe der Altenbur ger. Wer Ende der 60er Jahre vorigen Jahrhunderts in Leipzig gewesen ist, wird sich entsinnen, daß die Großfürstin Alexandra das ihr überlassene Königliche Palais dort monatelang be wohnte, weil sie bei Professor Dr. Lrcve in ärztlicher Behandlung war, und ihr ihre Schwester Therese Gesellschaft leistete. Wenn die beiden Damen in Königlich sächsischen Equipagen aussuhrcn oder die Promenade entlang gingen, blieben viele stehen, so imponierende Erscheinungen waren beide und ihre Leutseligkeit pegcn das Publikum hatte ihnen die Herzen gewonnen. Die älteste Schwester Marie verehelichte sich mit dem Kronprinzen Georg von Hannover 1843 und, obwohl dieser blind war, wurde es als eine sogenannte gute Partie ange sehen. Sie ahnte selbst nicht, was sür Bitterkeit und Enttäu schung ihr ausbehalten war. llm bei einem Hostonzert mitzu wirken, wurde auch der berühmte Thomanerchor in Leipzig zu den Hochzeitsjeierlichkeiten eingeladen. Dem Schreiber dieses, der diese Zeilen im Chemn. Tageblatt veröffentlicht, hat der da malige Präsekt oder Präzentor später ost erzählt, was er da ge sehen und erlebt hatte, n. a. daß der blinde Bräutigam ihn, den baumlangen Jüngling, von unten bis oben betastet und schließlich gesagt habe: Sie sind ja so hoch wie ein Turm. Die Ehe war glücklich. 1851 starb König Ernst August von Hannover, Kronprinz Georg bestieg als Georg V. den Thron und Marie wurde Königin. Es bcstano schon eine Verwandtschaft zwi schen den beiden. Die Mutter Georgs V. war Friederike, ge borene Herzogin von Mecklenburg-Strehlitz, eine Schwester der König! n Luis e von Preußen, und eine andere Schwester war die Großmutter der Königin Marie von väterlicher Seite ge wesen, namens Charlotte. Die Beliebtheit bei der Bevölkerung non Hannover war nur teilweise. Die Königin Marie, eine treusromme, nicht hervorragend begabte Frau, wurde beschuldigt, ihren Gemahl in seinen politisch und auch religiös extravaganten Anschauungen zu bestärke n. Er schwärmte sür das Bestehen seines Thrones bis an das Ende aller Dinge, wie er sich aus drückte. Doch erkannten Freund und Feind an, daß sie in wahr haft fürstlicher Weise Wohltätigkeit übte und ihr Privat leben und Ehelcben musterhaft war. Da verlor König Georg V. 1866 die Krone an seinen Cousin, den König W ilhelm vo n Preußen. Er siedelte mit dem Kronprinzen Ernst August, dem jetzigen Herzoge von Cumberland, zuerst nach Hummelshain im Altenburgischen und dann nach Hietzing bei Wien über. Königin Marie aber verblieb in ihrer Privatbe sitzung, der Marienburg bei Hannover, zurück und alles, was welsis ch gesinnt war, scharte sich um sie und wurde von ihr er mutigt. Die preußische Regierung sah dem Treiben ruhig zu, bis sie der Königin nahclcgte, die Provinz zu verlassen. Dies geschah Ende des Jahres 1867. Am 18. Februar 1868 feierte sie mit ihrem Gemahl in Hietzing die silberne Hochzeit und es gab eine wahre Wallfahrt der Anhänger des Jubelpaares nach dessen Exil. Die Hoffnungen desselben auf Wiederherstellung des Thrones gingen nicht in Erfüllung. 1878 st arb Georg V. in , Paris. Seitdem lebten seine Witwe, sein einziger Sohn und die zwei Töchter im Besitz eines großen Vermögens in Gmun den. Der Sohn Ernst August, geboren 1845, nahm den Titel Herzog von Braunschweig und Lüneburg an, weil er der jüngeren Linie des Hauses Braunschweig (Lüneburg) ange hört, während der letzte Herzog von Braunschweig, Wilhelm, ge storben 1884, das Haupt der älteren (Wolsbüttel) war. Jetzt ist Ernst August das Haupt des Eesamthauscs. Außerdem, ja als Haupttitel führt er den Herzog von Cumberland, Prinz von Großbritannien und Irland, denn sein Großvater König Ernst August, der Oheim der Königin Viktoria von England, hatte so geheißen, bis er 1837 die Regierung in Hannover übernahm, weil dort eine Frau nicht regieren durste. Außer dem Sohne Ernst August, der mit der Prinzessin Thyra, Schwester des Königs Friedrich VIII von Dänemark verheiratet ist, hatte das Königspaar noch zwei Töchter, nämlich die 1848 geborene Prinzessin Friederike, vermählt 1880 mit Alsons Freiherr» von Papel-Rammingen, einem früheren hannoverschen Offizier, mit dem sie in England lebt, »nd die Prinzessin Marie, geboren 1840, unverheiratet, gestor ben 1001. Man sagt, letztere sei zur Gemahlin des unlängst ver storbenen Prinzen Albrecht von Preuße» ausersehen gewesen, aber die Ereignisse von 1866 hätten die eheliche Verbin dung unmöglich gemacht. Nach 7 Jahren führte er die einzige Tochter des Herzogs Ernst von Sachsen Altenburg, Marie, heim, die ihm 1808 im Tode vorausging. * Gestern trafen in Gmunden vier hannoversche Adelige cin, die die Ehrenwache bei der in der Schloßkapelle aufge- bahrtcn Leiche der Königin übernahmen. Eine große Anzahl hannoverscher Adeliger wird heute erwartet. Zur Beisetzung ist bereits eingctrossen die Großfürstin Wer« von Rußland, die dänische und die schaumburg-lippesche Verwandten werden dieser Taget ommen. Ob der Kaiser von Oesterreich auch erscheint, ist noch nicht bestimmt. Nach der Beisetzung der Königin werden später voraussichtlich auch die Gebeine des Königs Georg aus Windsor in die Fürstengrust in Gmunden llbergeführt werden, was schon längere Zeit projektiert ist. Die Beisetzung der Kö nigin Marie findet am nächsten Freitag statt. Aus Hanno ver wird ein Extrazug von Gmunden abgclassen. Der Ber liner Hof hat sür die verstorbene Königin von Hannover Trauer aus 14 Tage angelegt. >7.2, d i e Verb gion Zuge st a h st ah also gcnd Perst allen vom ch e n Hun! bis « Zug Unte Hunt 1003 gesui dürft Z w, keine hobci Rede bißch srom Sch, richt! unser Ziel ivonii und j raust Absiö k die 5 Deut Perst Best» mäßi Zuge also <
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