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1 Bezugspreis: Durch unsere Loten frei ins lfaus monatlich 5>n fsh. Lei -er Geschäftsstelle abgcholt monatlich '4v ffg- und wöchentlich to pfg. — Lei der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich >.su Mk. — Durch »en Briefträger frei ius lsans vierteljährlich ,.Y2 Mk. — Einzelne Nummer io pfg. — Dents.ber postzeitnngs- katalog — Erscheint täglich in -en Mittagsstunden, mit Ausnahme von Sonn- und Feiertagen. Annahme von Anzeigen bis spätestens -'s, Uhr vormittags. Mr Ausnahme von größeren Anzeigen an bestimmten Stellen kann nur dann gebürgt werden, wenn sie ain Tage vorher bei uns eingchen. Z u scr t i o n sp re is: Die siebengespaltene Korpurzeile oder deren Ronin so pfg-, Reklamen 2L pfg. Lei größeren Aufträgen entsprechender Rabatt. Diese rrrriirineik rrinsaszt s> Seiten ) Näheres siehe unten. Ein mittelst .(rollen m aschine ans Gras Wittc g e- planteS Attentat ist durch rechtzeitige Entdeckung vereitelt morden.* In R o in kam cs, weil ein K i u d ü bcrsahrc n wurde, zu wüsten Ausschreitungen des Janhagels gegen die Slraßenbahnbcamten und die Polizei* Der neugewähltc konservative NeichStagsabgeorduete für Lagan-Sprolta», von Bolkow, ist schwer erkrankt und wurde mit den Sterbesakramenten versehen. Der polnische Schnlstreit soll vor seinem Ende stehen* Ans dem Haag wird gemeldet, daß das -habinett seinen Rücktritt heule offiziös anzcigcu wird * und den Gegner um keinen Preis das Schauspiel einer Zwie tracht bieten, die der Partei zum Schaden ausfallcn mühte. Dazu ist mail viel zu klug! silbernen Etui eine Zigarette entnahm, sie anziindctc und lustig große Rauchwolken von sich stieß, als wäre das ganz selbstver ständlich. Und als die Frau Rektorin eine sehr deutliche An spielung aus das unschickliche solchen Benehmens machte, hatte die Sünderin cs da nicht gewagt, der würdigen Matrone das Etui unter die Nase zu halten und zu sagen: Nehmen Sie nur eine, liebe Frau Rektor, sie sind gut, ich kann sie empfehlen. Hätte der Himmel einen Blitzstrahl herabfahren lassen, um die Frevlerin zu Asche zu verbrennen, die Schöpsenhausener hät ten das ganz in der Ordnung gesunden. Aber der Himmel tat nichts dergleichen. Einige junge Herren hatten sogar gelächelt, und ein Leutnant hatte ein leises, aber doch sehr verständliches Bravo gerufen. Für die vernichtenden Blicke der beleidigten Damenwelt hatte er nur ein Lächeln übrig gehabt. Aber das Sündenregister der Frau Werder war noch länger. Wie frei war sie im Verkehr. Den als großen Herzensbrecher bekannten Ritt meister Schlettbach hatte sie einmal mit dem Fächer geschlagen und ihn ungeniert mein Lieber genannt. Wenn sie das schon in ossener Gesellschaft tat, wie mochte sie sich erst bcnehnien, wenn sie allein war. Das allerschlimmstc aber war, daß Frau Werder nicht nur kein Kaffeekränzchen arrangierte, sondern auch jede Einladung zu einem solchen ablchnte. Sie hatte einmal rund heraus erklärt, daß in den Kaffeekränzchen die Klatschsucht wahre Orgien feiere und sie an der systematischen Verlästerung des lieben Nächsten keinen Geschmack finde. In vielem Falle wäre sie lieber Ambos und Hammer. Seit dieser Stunde war sie ver- sehmt, und nur der Stellung ihres Mannes hatte sie es zu dan ken, daß sie in der guten Schöpsenhausener Gesellschaft weiter ge duldet wurde. Bei der Frau Kreistierarzt sollte große Kaffeeschlacht statt finden. Der Herr des Hauses hatte sich vor dem drohenden Un heil brummend in sein Studierzimmer gerettet und den Damen das Feld überlassen. Die beiden Töchter, Emmy und Lotte, waren eifrig mit dem Arrangement des Kasfeettsches beschäf tigt, während die Mutter wie ein Feldherr das ganze überwachte Der süste Anton. Humoreske von K. A. Ernst. (Nachdruck verboten.) Frau Werder erfreute sich in Schöpsenhauscn, einer kleinen, dasllr aber sehr langweiligen Stadt im nördlichen Teile des großen deutschen Vaterlandes allgemeiner Unbeliebtheit. Ernste Männer schüttelten mißbilligend die würdigen Häupter, sobald der Name des übermütigen Frauchens genannt wurde, und kam die Frau des Stadtgewaltigcn aus sie zu sprechen, so konnte sich der Zuhörer auf eine mindestens zweistündige Rede gefaßt machen, in deren Verlaus Frau Werder erbarmungslos zcr- pslückt wurde, so daß sie am Schlüsse als ein Drahtgestcll, an dem auch nicht das geringste Gute zu finden war, dastand. So gar die ledige Damenwelt haßte Frau Werder. Hatte sie es doch gewagt, beim letzten Ball der Harmonie den schüchternen Provisor beim Kotillon zu holen, und das unglaubliche war ge schehen, daß der sonst so schüchterne Mensch, an dem alle Ver- sührungskünste der Schöpsenhausener Schönen wirkungslos ab prallten, der stets energisch behauptete, nicht tanzen zu können, <f» mit der Frau Werder durch den Saal wirbelte. Allerdings war er kein Tanzkünstler. Aber der Apotheker hatte doch getanzt, und was noch mehr war, er hatte bei der Unterhaltung mit der gefährlichen Sirene sogar gelacht, ja, laut gelacht, er, der sonst immer ein Gesicht machte, als hätte er einen Tops voll Mäuse verschluckt. Das war wirklich Grund genug für die jungen Da men, die hochnäsige Person, wie sie die Aermste unter sich nann ten, glühend zu hassen. Weshalb aber beehrten die anderen Herrschaften die Dame mit ihrer Abneigung? Nun, auch dafür gab es Gründe tn der Hülle und Fülle. Erstens war die Frau Wer der eine passionierte Radlerin, was in Schöpsenhauscn schon nicht - als fein galt, und bei ihren Radtouren trug sie sogar ein Ko stüm! Aber noch nicht genug damit, die Schreckliche rauchte auch. Zu Salzsäulen waren die Schöpsenhausener Damen erstarrt, als sie es das erste Mal hatten ansehen müssen, wie die Dame einem Als nnn aber die Tatsache bekannt wurde, daß das Zen trum im Süden des deutschen Reiches mit der Sozialdemokratie bei den Stichwahlen gehen würde, da kam wieder herber Tadel and den Reihen der Partei nicht nur, sondern auch von K i r ch e n- s ü r st e n, die in großem Ansehen stehen, und wenn man wäh rend der heißen Tage der Schlacht auch kaum genügend Zeit halte, diese Tatsache durch mehr als durch das reine Referat zu kennzeichnen, so ist sie doch z u interessant, als daß sie jetzt bereits vergessen sein sollte. Es waren also in erster Linie die Erzbischöse von München- Freising und von Bamberg, die gegen das schwarz-rote Kartell demonstrierten. In einer sehr scharfen Form sogar. Und auch eine Reihe glänzender Namen aus der katholischen Gelehrten welt sand sich >inter einem Ausruf, der die Parteileitung energisch zur Umkehr ermahnte. Die Parteileitung hat sich das nicht an- sechten lassen, sondern das aus wahltaktischen Gründen geschlossene Kompromiß auch durchgehalteu mit dem Erfolg, daß der Sozial demokratie ein paar Mandate in letzter Stunde noch in den Schooß gefallen sind. Nnn können wir freilich nicht behaupten, daß aus dieser Handlungsweise für die innere Politik des deut schen Reiches ein besonderer Schaden erwachsen wäre, denn aus ein paar Mandate mehr oder weniger kommt es bei der Sozial demokratie im gegenwärtigen Augenblick nicht an. Die Partei ist und bleibt zur parlamentarischen Tatenlosigkeit verurteilt, solange eben dieser Reichstag besteht. Allerdings muß man sagen, daß das Zentrum mit diesem Bündnis sich insofern ein wenig bla miert hat, als es ebender Parole: Die Religion ist in Gefahr! zuwiderhandelte. Tenn für die Religion ist die Sozialdemokratie nicht zu haben. Das auch war natürlich der Beweggrund für die Erzbischöfe, an die Oesfen lichkeit heranszulreten mit ihrem herben Tadel für die Partei. Man scheint aber in einigen besonders optimistischen Kreisen zu glauben, daß diese Asfärc der Zentrumspartci nachträglich noch zum besonderen Schaden auSwachscn wird. Das nun glauben wir ganz und gar nicht. Es wird über der Angelegenheit sehr schnell Gras gewachsen sein, und das Zentrum als politische Partei kann ja außerdem mit gutem Recht sagen : die kirchliche Oberleitung hat uns in politischen Dingen absolut nichts darein zu reden. Das ist ja auch schon erklärt worden, lind dann: das Zentrum hat seine Stütze nicht so sehr beim hohen, als vielmehr beim unteren Klerus. Die Geistlichen aus dem Laude, das sind die Mächtigen in der Partei, sie stehen in immerwährender Verbindung mit dem Gros der Wählerschaft, und darum wird das Wort eines Ober hirten, dar noch dazu nur in einer Zeitung stand, wenn cs über haupt draußen im Laude gehört wurde, bald wieder vergessen sein. Wer von diesen Vorgängen eine Spaltung im Zentrum er wartet, wer da glaubt, daß sich über kurz oder lang eine Schei dung der aristokratischen Elemente von den Demokraten vollziehen werde, der ist gewaltig ans dem Holzweg. Da wild bald wieder dasür gesorgt werden, daß der Riß wieder sein säuberlich über klebt ist — die Partei kann eine solche Scheidung nicht vertragen, und so groß ist die Disziplin in diesen Kreisen doch, daß man eS aus einen Bruch nicht ankommru laßt. Tas glättet sich in aller Stille wieder, und — fester nach ß dem Sturm stehl der ZentramS- tnrm! Mau wird eben aus beiden Seiten > n wenig uachgebeu. und etwaige Mißgriffe verbesserte. Gib nur ja darauf acht, Emmy, rief sie ihrer Aeltesten zu, daß die Klaps nicht neben der Wasserbauinspektorin zu sitzen kommt. Die beiden sind spinne feind, seit Klaps seiner Frau den Pariser Modehut gekauft hat, der der Inspektorin zu teuer war. — Der Hut steht der Klaps aber ganz abscheulich, bemerkte Emmy. Ja, da hast du recht, sagte Lotte, ich begreife nicht, wie sich eine Frau in den Jahren noch immer so ausputzen mag. In diesem Augenblick klopfte es an die Tür, und aus das Herein trat die eben besprochene Dame mit dem Pariser Modehut auf dem Kopfe ins Zimmer. Die Kreistierärztin spendete der Eintreteuden eine liebevolle Um armung und einen Kuß auf jede Backe. Emmy, die dem Gast beim Ablegen behilslich war, beneidete enthusiastisch den neuen Hut. Nein, wie reizend, wie allerliebst! Einfach süß! Und wie prächtig er Ihnen steht, Frau Klaps, fügte Lotte hinzu, wie für Sie gemacht. Sie sehen wie eine Achtzehnjährige aus. Frau Klaps lächelte geschmeichelt. Er hat aber auch fünfzig Mark gekostet, sagte sie stolz. O, Sie Glückliche, sagte hierauf die Gastgeberin, und der Neid leuchtete ihr ans den Augen, wer so einen aufmerksamen Gatten hat wie Sic, kann wohl lachen. Wieder klopfte cs, und diesmal erschien die Frau Wasserbau inspektor. Mit niederschmetternder Freundlichkeit begrüßte sie Frau Klaps, sagte dann aber leise zur Kreistierärzttn: Liebe, warum haben Sie mir das getan? Sie wissen doch, daß ich die eitle Suse nicht ausstehen kann. Dies absprechende Urteil hin derte Sie indessen nicht, der Frau Klaps faustdicke Komplimente über ihr blühendes Aussehen zu machen. Allerdings ein we niger harmloses Gemüt als die gute Klaps hätte die bittere Ironie durch die honigsüßen Worte hindurchgeschmeckt. Nach und nach stellten sich weitere Gäste ein, bis nach Verlaus einer guten Stunde sämtliche geladenen Damen, zwölf an der Zahl, anwesend waren. Man nahm an dem mit blütenweißem Linnen gedeckten Tisch Platz, ließ sich Kaffee und Kuchen trefflich munden und als bald entspann sich eine gar lebhafte Unterhaltung. Das so er- Das Wichtigste vom Tage. Dem Reichstage soll noch in dieser Session ein Gesetzen! w n r s über E i ns ch rünk n n g der Anklagen n en M a j est ä t S b e l e i d i gn n g zugchen.* I Spaltung im Zentrumstnrm. - Der Wahlkamps hat innerhalb der mit Mandaten am reichsten gesegneten Partei sonderbare Erscheinungen hcrvorgcrusen, die von den Gegnern nicht gerade ungern gesehen wurden. Ein mal remonstrierten die katholischen Adeligen im Rheinland und in Westfalen, sowie auch in Süddeutschlaud gegen die Partei selbst, da diese in einer nationalen Frage versagt habe. Man maß diesen Erklärungen eine ziemliche Wichtigkeit bei, nur nicht in der Partei selber. Denn die Parteileitung war sich darüber klar, daß die protestierenden Adeligen mit ihrem Protest allein bleiben würden, und was im allgemeinen von der dcmo kra- tisiercnden Richtung in der Partei gesagt wurde, das war den Roeren, Erzberger usw. ganz gleichgültig, denn gerade diese demokratisierende Richtung in der Partei ist es, die ihr auch ans Kreisen Anhänger znbringl, die ihr sonst wohl verschlossen wären. » Der Hinweis ans diesen Charakter war im Gegenteil der Zen- M«, trnmSleitnng gar nicht unangenehm; er bedeutete ei» klein wenig M Reklame, und die konnte man doch, da man einen energischen M Gegner gegen sich hatte, sehr gut im Wahlkampf brauchen. Sic ist auch weidlich ausgcnützl worden, und, wie man weiß, mit Erfolg. Darum Hal die Erklärung der adeligen Herren der Partei nicht das Mindeste geschadet, sondern ihr im Gegenteil noch gute Dienste getan. Politische Tagesschau. Aue, 12. Februar 1907. Besuch des Kaisers aus Helgoland. Das Flottenslaggschifs Deutschland ist von Kiel nach Wilhelmshaven abgegangen, um dort den Kaiser an Bord zu nehmen. Der Turbinenkreuzer Lübeck wird den Kaiser auf der Fahrt von Wilhelmshaven nach Helgoland und von dort nach Bremerhaven am 20. und 21. Februar begleiten. i . Der Herzog von Cumberland und di« Reichstagswahlen. Der Herzog hat sich zu einer ihm nahestehenden Seite geäußert, und bei dieser Gelegenheit der Befürchtung Ausdruck verliehen, daß er über die Stimmung der hannoverschen Bevölkerung u n - zutreffend unterrichtet ist. Es ist wahrscheinlich, daß diese Auffassung aus eine endgültige Entschließung in der braun schweigischen Frage nicht ohne Einfluß bleiben wird. Die Be mühungen zwischen dem Herzog und dem Kaiser Wilhelm eine Verständigung herbeizuführen, sind nach dem Hinscheiden der Kö nigin von Hannover ausgenommen worden. Der sozialdemokratische Abgeordnete von Vollmar konnte, wie aus München gemeldet wird, am Montag bereits die Klinik zum Roten Kreuz in München verlassen und sich tn seine Privat wohnung zurückbcgeben. Die revolutionäre Bewegung in Argentinien. Der Gouver neur der Provinz San Juan ist von der revolutionären Partei gestürzt worden. Im vorhergehenden Kampfe gab es 12 Tote und 20 Verwundete. Der Oberst Sarmiento übernahm die Regierung. Die Ruhe ist bereits wiederhergestellt. » . Die Marokkanische Staatsbank. Im Eeschästsgebäudc der Banque de France in Paris ist gestern von den Gründern der marokkanischen Staatsbank ein notarieller Akt unterzeichnet worden, in dem erklärt wird, daß der volle Betrag des Geschäfts kapitals der genannten Bank gezeichnet und daß ein Viertel dieses Kapitals eingezahlt worden ist. Dies war die letzte For malität, die nach den sranzösischen Gesetzen noch zu erfüllen war, ehe die Generalversammlung abgehalten werden kann, in der die endgiltige Bildung der Gesellschaft stattfindet. Diese Ge neralversammlung ist sofort aus den 25. d. Mts. in das Geschäfts gebäude der Banque de France einberufen worden. Der De legierte der marokkanischen Zeichner, Hadj Dris Ben Eelun, der in Paris eingetrosfen ist, wird an der Generalversammlung teil nehmen. i-. Russische Prophezeihungen. Die Nowoje Wremja fragt bei einer Besprechung der deutschen Wahlen, was der neue Reichs tag den unbeteiligten Zuschauern, den unfreiwilligen Teilneh mern des deutschen Lebens verspricht, und beantwortet die Frage folgendermaßen: Verstärkung der deutschen Armee, Verstärkung der deutschen Flotte, ein neues schweres Gewicht des deutschen Wortes im nahen Orient, weitere Eroberungen der deutschen In dustrie jenseits der Meere und in R u ß l a n d s e l b st. Nr. 36. Zweiter Jahrgang. lnstag, 12. Februar 1967. ttuer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Illustriertes Sonntagsblatt. rMille - llbulieiiteli! Druck und Verlag Gebrüder Leuthne« ()nh.: faul Beuthner) in Aue. Sprechstunde der Redaktion mit Ausnahme der Sonntage nachmittags von 4 -z Uhr. — Telegramm-Adies«: Tageblatt Ane. — Fernsprecher 202. Für unverlangt eingesandte Manuskripte kann Gewähr mcht geleistet werde«. Verantwortlicher Redakteur Fritz Arnhotd. Für die Inserate verantwortlich: Arthur Rupfer beide iu Aue